[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Feingußschalenform, vorzugsweise für untereutektische
Aluminiumlegierungen, bei der die rauhe Forminnenwand mit einem Salzgemisch mit reduzierenden
Eigenschaften beschichtet ist.
[0002] Es ist ein Verfahren zur Verringerung der Dendritenarmabstände bekannt (DE-OS 35
12 118), bei dem die Verbesserung der technologischen Eigenschaften der Gußteile
mittels einer besonderen Salzmischung erhalten wird, indem diese Salzmischung auf
eine besonders rauhe Formschalen-Innenwand aufgebracht wird, was der Keimung der Dendriten
bei der Mettallerstarrung förderlich ist, sodass kleinere Dendritenarmabstände erhalten
werden. Darüberhinaus ist aus dieser Schrift bekannt, dass eine grosse Anzahl von
keimwirksamen Substanzen in der Literatur beschrieben sind.
[0003] Es ist ausserdem bekannt (J.A.Reynolds und C.R.Tottle, Journal of the Inst. of Metals,
Vol.80 (1951 - 52), Seiten 93 - 98), dass pulverförmig auf die Gußform-Innenwand aufgebrachtes
Metall eine Kornverfeinerung des Gußstücks bewirken kann. Für den Werkstoff Aluminium
und Aluminium-Legierungen wurden Pulver aus Aluminium, Titan, Magnesium, Vanadium,
Thorium und Calciumdisilizid als kornverfeinernd gefunden, wobei die vorgenannte
Reihe abnehmende Wirkung zeigt. Die Wirkung von Metallpulver als keimaktiv auf die
Ausbildung der Dendritenarmabstände wurde bei Reynolds und Tottle jedoch nicht untersucht
und in dieser Literaturstelle nicht nahegelegt. Ausserdem erfolgte die gesamten Untersuchungen
unter Laborbedingungen an kalten Formen, sodass der Schutz der Metallvulber vor Oxydation
weder untersucht noch ein solcher Schutz in Betracht gezogen wurde.
[0004] Es ist ferner bekannt, dass untereutektische Aluminium-Legierungen, wie z.B. AlSi7Mgo.6,
dann verbesserte Festigkeitswerte aufweisen, wenn gasarme und saubere Schmelzen verwendet
werden, was man ambbesten durch Abguß im Vakuum und/oder durch eine Spülgasbehandlung
im Grobvakuum und/oder Filtrierung der Schmelze erreicht. Impfungen der Schmelze mit
Hilfe von z.B. Strontium oder Antimon zur Erzielung einer kugeligen Einformung des
eutektischen Siliziums führen ebenfalls zu einer Verbesserung der technologischen
Werte.
[0005] Die Aufbringung von Metallfilmen auf unterschiedliche Materialien auch solche keramischer
Art, ist an sich bekannt. Metallfilme lassen sich z.B. nach den US-PS 3 462 288, DE-PS
16 21 227, US-PS 3 639 139, US-PS 3 705 051, US-PS 3 836 385 und DE-PS 26 35 798 aufbringen.
[0006] Da bisher kein Verfahren bekannt ist, mit dem man mit metallischer Beschichtung
der Formschale und deren Vorwärmung an Luft oder an Sauerstoff verunreinigtem Schutzgas
eine Keimung der Dendriten erzielen kann, liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, kleinere Dendritenarmabstände beim Abgiessen untereutektischer Aluminium-Legierungen
in vorgewärmte Feingußschalenformen einwandfrei und sicher einzustellen.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, dass die Feingußschalenform auf der dem
Guß zugewandten Seite mit einer Kombination von Salz- und Metallbeschichtung versehen
ist, wobei die Salzbeschichtung aus einem Salz bzw. Salzgemisch mit einer unterhalb
der Abgußtemperatur liegenden Liquidustemperatur besteht, dessen Kationen überwiegend
aus denen der Alkali- und/oder Erdalkalimetalle und deren Anionen überwiegend aus
denen der Halogene bestehen und die Metallbeschichtung zu mehr als 40 Atom% aus einem
oder mehreren Metallen aus der Reihe Al, Ti und/oder der Erdalkalimetalle und/oder
Legierungen, Mischungen oder metallischen Verbindungen besteht.
[0008] Vorteilhaft wird das Beschichtungsmetall, gegebenenfalls in Form seiner Legierungen,
Mischungen oder Verbindungen, vor, nach oder gleichzeitig mit der Salzbeschichtung
auf die Forminnenwand aufgebracht.
[0009] Zweckmässig besteht das Beschichtungsmetall aus einer Aluminium-Legierung, die 0
bis 10 Gew% Magnesium enthält und/oder 0 bis 6 Gew% Silizium und/oder 0 bis 3000 ppm
Yttrium und/oder eine und/oder mehrere Seltene Erden und/oder Beryllium und/oder Wismut
und/oder Antimon enthält.
[0010] Der Vorteil der Erfindung ist nicht nur die Tatsache, dass man erheblich kleinere
Dendritenarmabstände und damit bessere technologische Werte des abgegossenen Formteils,
insbesondere bei untereutektischen Aluminium-Legierungen erhält, sondern dass gleichzeitig
eine kugelige Einformung des Siliziums erhalten wird. Dies ist vor allem deswegen
wichtig, weil dadurch zusätzliche Veredelungsmassnahmen eingespart werden können.
[0011] Nach den eingang genannten Schritten können Metallfilme nach den verschiedenen chemischen
oder physikalischen Verfahren auf die Forminnenwand aufgebracht werden. Es ist jedoch
wegen der einfacheren Handhabung vorteilhaft, Metallvulber und Salz bzw. Salzgemisch
in Form einer Aufschlämmung bzw. Lösung gleichzeitig durch Ein- und Ausgiessen auf
die Formschaleninnenwand aufzubringen.
[0012] Da Metallpulver bei der Vorwärmung der Formschale stärker zur Oxydation neigen als
Metallfilme, hat es sich als günstig herausgestellt metallische Legierungen und/oder
Verbindungen bzw. Mischungen in Pulverform zu verwenden, die entweder bei der Vorwärmung
der Formschale nur eine besonders geringe Oxydation aufgrund ihrer Zusammensetzung
erfahren oder man verwendet Metalle, deren Oxydschicht in Gegenwart des Gußaluminiums
bei Abgußtemperatur durch einen Legierungspartner zerstört wird. Die Zerstörung des
Oxydfilms auf den Oberflächen erreicht man beispielsweise, indem man Aluminium-Hartlotpulver
mit Korngrössen von ca. 10 bis 50 µm verwendet. Übliche Hartlote enthalten z.B. als
reduzierend wirkenden Zusatz Beryllium mit etwa 50 ppm, manche zusätzlich Magnesium
mit ca. 1,5% und auch Wismut oder Antimon mit ca. 10 bis 100 ppm. Zur Dendritenkeimung
ist es dabei aber günstig, den Siliziumgehalt heute üblicher Hartlote zu senken oder
besser, ihn vollständig zu vermeiden. Als reduzierend auf den Oxydfilm der Metallpulver
wirken aber auch weitere Erdalkalimetalle, Yttrium und/oder Seltene Erden, z.B. Cer-Mischmetallzusätze,
als Legierungspartner des Aluminium-Hartlotpulvers.
[0013] Man wählt möglichst Legierungen, die sich wegen ihrer Härte auf einfache Weise mahlen
lassen und gleichzeitig keimaktiv sind. Bisher haben sich die folgenden metallischen
Verbindungen mit jeweils etwa 1:1 im Atomverhältnis bewährt : FeAl, FeTi, CaAl, CaSi,
TiNi, TiAg.
Es ist eine an sich bekannte zusätzliche Massnahme, diesen Verbindungen noch Sauerstoffgetter-Material
in geringen Mengen zuzusetzen, um herstellungsbedingten Sauerstoff im Innern des
Materials abzubinden. Besonders vorteilshaft ist es, die Pulver zusätzlich mit einem
Edelmetall zu legieren, oder die Pulver nach der Mahlung mit einem Edelmetall der
Platingruppe dünn zu beschichten, was preiswerter ist. Beispielsweise lassen sich
auf TiNi-Pulver durch Imprägnieren mit einer Palladiumsalzlösung und anschliessender
chemischer oder thermischer Reduzierung dünn mit Edelmetall beschichtete Bereich der
Pulveroberfläche erzeugen, die auch nach Erhitzung der Formschale an Luft keinen Oxydfilm
aufweisen. Auf diese Weise wird eine besonders gute Benetzung des Keimpulvers durch
das Gußaluminium erzielt.
[0014] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den nachstehenden Beispielen
beschrieben.
Beispiel 1
[0015] Die Innenseite einer Feingußformschale wird durch Ein- und Ausschütten und anschliessender
Trocknung mit einer Aufschlämmung beschichtet, welche aus 40 g NaCl, 20 g NaF, 20
g LiCl, 5 g Na₄Fe 5 g Na₄Fe(CN)₆ und 20 g Metall in 1 l Wasser besteht. Die
[0016] Die Schale wird unter Schutzgas vorgewärmt, dann auf etwa 200°C gebracht und im Vakuum
mit einem AlSi7Mgo,6 von ca. 700°C vergossen. Die durch das Salzgemisch verstärkte
Keimwirksamkeit der verschiedenen Metalle ergaben folgende Reihenfolge mit abnehmender
Wirksamkeit :
Ti, Al, Mg, Zr, Sr, Hf, Ba, Be, Ca, Se, Nb, V, Ta, Fe, Ni, Co, Sb, Se, Te, Cu, Ag.
[0017] Die Aufbringung der Innenbeschichtung der Feingußformschale mittels einer Aufschlämmung
ergibt eine besonders einfache Ausführungsform der Erfindung.
[0018] Folgende Werte des abgegossenen Formstücks wurden erhalten.
0.2% Dehngrenze 305 - 325 N/mm²
Zugfestigkeit 365 - 380 N/mm²
Bruchdehnung A₅ 9 - 12 %
Beispiel 2
[0019] Eine Aufbringung des Aluminiummetallfilms auf die Innenseite der Feingußformschale
und anschliessende Beschichtung der Metallschicht (die die Rauhigkeiten der Feingußformschale
abbildet) mit der getrockneten Salzschicht, ergibt einen besonders guten Schutz des
Aluminiummetallfilmes gegen Oxydation, was wiederum zu einer Verringerung des Dendritenarmabstandes
führt.
[0020] Ergibt folgende Werte
0.2% Dehngrenze 300 - 310 N/mm²
Zugfestigkeit 360 - 380 N/mm²
Bruchdehnung A₅ 9 - 11%
Beispiel
[0021] Eine weitere Verbesserung der Abstände der Dendritenarme wurde durch Zusatz von Alkali-Titan-Hexafluorid
zum Salzgemisch erzielt, indem zu dem im Beispiel 1 definierten Salz zusätzlich 3
g K₂TiF₆ und 10 g feingemahlenes Aluminium der Zusammensetzung Al,Mg 1.5% Si 3%, Be
0.01% zugefügt wurde.Nach üblicher Wärmebehandlung wurden an Zugproben mit 6 mm ⌀
folgende Werte erhalten.
0.2% Dehngrenze 310 - 330 N/mm²
Zugfestigkeit 360 - 380 N/mm²
Bruchdehnung A₅ 8 - 10 %
1) Feingußschalenform, vorzugsweise für untereutektische Aluminiumlegierungen, bei
der die rauhe Forminnenwand mit einem Salzgemisch mit redizierenden Eigenschaften
beschichtet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Feingußschalenform auf der dem Guß
zugewandten Seite mit einer Kombination von Salz- und Metallbeschichtung versehen
ist, wobei die Salzbeschichtung aus einem Salz bzw. Salzgemisch mit einer unterhalb
der Abgußtemperatur liegenden Liquidustemperatur besteht, dessen Kationen überwiegend
aus denen der Alkali- und/oder Erdalkalimetalle und deren Anionen überwiegend aus
denen der Halogene bestehen und die Metallbeschichtung zu mehr als 40 Atom% aus einem
oder mehreren Metallen aus der Reihe Al, Ti und/oder der Erdalkalimetalle und/oder
Legierungen, Mischungen oder metallischen Verbindungen besteht.
2) Feingußschalenform nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmetall,
gegebenenfalls in Form seiner Legierungen, Mischungen oder Verbindungen, vor, nach
oder gleichzeitig mit der Salzbeschichtung auf die Forminnenwand aufgebracht ist.
3) Feingußschalenform nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmetall
aus einem an sich bekanntgen Hartlot für Aluminium besteht, dessen Si-Gehalt verringert
ist.
4) Feingußschalenform nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
ein Beschichtungsmetall verwendet wird, das bei Vorwärmung bis 300°C an Luft eine
besonders dünne Oxydschicht ausbildet.
5) Feingußschalenform nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
das Beschichtungsmetall eine Komponente enthält deren Reduktionsvermögen bei Abgußtemperatur
grösser ist als das des Aluminiums.
6) Feingußschalenform nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Beschichtungsmetall aus einer Aluminiumlegierung besteht, die 0 bis 10 Gew%
Magnesium enthält und/oder 0 bis 6 Gew% Silizium und/oder 0 bis 3000 ppm Yttrium und/oder
eine und/oder mehrere Seltene Erden und/oder Beryllium und/oder Wismut und/oder Antimon
enthält.
7) Feingußschalenform nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallbeschichtung
überwiegend aus TiNi und/oder TiAg und/oder CaAl und/oder FeAl und/oder CaSi und/oder
FeTi mit jeweils etwa 1 : 1 im Atomverhältnis besteht.
8) Feingußschalenform nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die genannten
Metall-Legierungen mit Pd und/oder einem weiteren Edelmetall und/oder Yttrium und/oder
Seltene Erden bis zu 1 Gew% dotiert ist.