[0001] Beim spanlosen Bearbeiten von Halbzeug, z.B. einem Blech oder einer Folie, wird meist
das Halbzeug mittels eines Niederhalters gegen einen Gegenhalter angepresst und hierauf
mittels eines Bearbeitungswerkzeuges, z.B. eines Ziehstempels, eines Stanzdorns oder
eines Drück- oder Biegewerkzeuges bearbeitet. Aus der DE-OS 3'039'351, gegen welche
der Anspruch 1 abgegrenzt ist, ist eine Presse dieser Art bekannt, bei welcher der
Niederhalter mit einem durch ein erstes Hydraulikventil angesteuerten ersten Hydraulikzylinderaggregat
verbunden ist. Ein im Kolben des ersten Zylinderaggregates angeordnetes zweites Zylinderaggregat
ist kolbenseitig mit der Kolbenseite des ersten Zylinderaggregates und stangenseitig
mit einem Druckregelventil verbunden. Damit lässt sich die auf das Werkzeug wirkende
Kraft im Verhältnis zur Anpresskraft des Niederhalters einstellen.
[0002] Bei diesen bekannten Pressen fährt der Niederhalter mit voller Geschwindigkeit gegen
den Gegenhalter und wird hier über eine sehr kurze Distanz abgebremst. Dies hat unangenehmen
Lärm und grosse Materialbeanspruchung sowohl der Presse, als auch des Halbzeuges zur
Folge.
[0003] Zur Vermeidung dieser Nachteile ist schon vorgeschlagen worden, den Gegenhalter
federnd zu lagern, so dass er den Schlag des Niederhalters elastisch auffängt (z.B.
DE-OS 2'332'522). Dies bringt jedoch nur bedingt Abhilfe, weil an die Stelle der Verzögerung
des Niederhalters die Beschleunigung des ebenfalls recht massiven Gegenhalters tritt.
EP-A 74'421 versucht dieses Problem dadurch zu lösen, dass der Gegenhalter unmittelbar
vor dem Auftreffen des Niederhalters mittels eines Hydraulikkolbens nach unten beschleunigt
wird. Dieser Vorschlag führt jedoch zu sehr aufwendigen Einstellarbeiten und langen
Umrüstzeiten.
[0004] Ein weiteres Problem, z.B. beim Tiefziehen in bekannten Pressen, besteht darin, dass
der Hub des Tiefziehstempels mechanisch begrenzt wird, z.B. im Betätigungszylinder
oder durch die Form des Gesenkes. Sollen z.B. Behälter unterschiedlicher Tiefe hergestellt
werden, so sind jeweils aufwendige Umrüstarbeiten erforderlich.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Presse gemäss Oberbegriff des Anspruchs
1 derart weiterzubilden, dass die Umrüstzeit drastisch reduziert werden kann. Diese
Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Die Ausbildung des ersten Hydraulikventils als Servoventil mit Wegrückführung hat
den Vorteil, dass der Niederhalter im Eilgang mit erheblich grösserer Geschwindigkeit
als bei bekannten Pressen bis unmittelbar vor die Anlage am Halbzeug gefahren und
dort hydraulisch abgebremst werden kann, so dass er sanft aufsetzt. Dadurch können
Lärm und hohe Materialbeanspruchungen vermieden werden. Die Umstellung auf andere
Materialstärken ist sehr einfach und rasch durch Umprogrammieren der Steuereinheit
möglich. Die Ausbildung des zweiten Hydraulikventils als Servoventil mit Wegrückführung
hat ebenfalls den Vorteil, dass die Werkzeugbewegung so programmiert werden kann,
dass das Werkzeug sanft aufsetzt und damit Lärm vermieden wird. Ausserdem kann mit
dieser Ausbildung z.B. beim Tiefziehen erreicht werden, dass die Ziehgeschwindigkeit
regelbar ist. Dies führt bei geringfügig variierenden Materialstärken des Halbzeuges
zu besser konstanten Arbeitsresultaten als bei der über den Druck regelbaren Ziehkraft.
Beim Tiefziehen von z.B. Bechern kann die Bechertiefe sehr rasch durch Umprogrammieren
des Stempelhubes verändert werden, so dass sich geringe Umrüstzeiten ergeben.
[0007] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung erläutert.
Die einzige Figur zeigt einen Axialschnitt durch eine Tiefziehpresse.
[0008] Im dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung in der Anwendung bei einer
Tiefziehpresse zum Herstellen von Verpackungsbechern aus einer Aluminiumfolie 1 erläutert.
Die Presse umfasst einen Niederhalter 2, einen Gegenhalter 3 und einen Tiefziehstempel
4. Der Niederhalter 2 wird durch ein erstes Hydraulikzylinderaggregat 5, der Stempel
4 durch ein zweites Zylinderaggregat 6 betätigt. Beide Zylinderaggregate 5, 6 sind
mit je einem durch eine Steuereinheit 7 angesteuerten Servoventil 8, 9 mit Wegrückführung
verbunden. Die beiden Zylinderaggregate 5, 6 sind koaxial angeordnet, wobei der
mit dem Niederhalter 2 über eine hohle Kolbenstange 14 verbundene Kolben des Aggregates
5 als Ringkolben 15 ausgebildet ist, der auf dem Zylinder 16 des Zylinderaggregates
6 geführt ist. Der Kolben 17 des inneren Zylinderaggregates 6 ist über eine Kolbenstange
18 mit dem Stempel 4 verbunden. Die beiden Servoventile 8, 9 sind gleich aufgebaut,
so dass nachfolgend lediglich der Aufbau und die Betriebsweise des Ventils 9 beschrieben
ist.
[0009] Das Ventil 9 hat als Eingangsglied einen Schrittmotor 22. Dieser ist mit der Steuereinheit
7 verbunden. Der Drehwinkel und die Winkelgeschwindigkeit seiner Abtriebswelle 23
entsprechen dem durch die Steuereinheit 7 vorgegebenen Hub und der Hubgeschwindigkeit
des Stempels 4. Die Abtriebswelle 23 des Schrittmotors 22 trägt einen Flansch 24,
mit welchem rotationssteif, aber axial beweglich ein Flansch 25 einer Steuerwelle
26 gekoppelt ist. Die Steuerwelle 26 hat an ihrem gegenüberliegenden Ende ein Gewinde
27. In dieses greift eine Mutter 28 ein, die im Gehäuse 29 des Ventils 9 drehbar,
aber axial unverschiebbar gelagert ist. Die Mutter 28 ist starr mit einer Gewindespindel
30 mit Steilgewinde verbunden, in die eine Mutter 31 des Kolbens 17 des Zylinderaggregates
6 eingreift. Das Ventil 9 hat einen im Gehäuse 29 axial verschiebbar gelagerten Schieber
32. Der Schieber 32 hat zwei Flansche 33, 34, die mit Steuerkanten im Gehäuse 29 den
Zufluss von Oel aus einem Druckraum 35, der unter Speisedruck P steht, in Arbeitskammern
36, 37, sowie den Abfluss aus den Arbeitskammern 36, 37 in Rücklaufräume 38 steuern.
Die Arbeitskammern 36, 37 sind mit je einem der Arbeitsräume 39, 40 des Zylinderaggregates
6 verbunden. Der Schieber 32 ist mittels einer Feder 41 gegen eine Schulter der Steuerwelle
26 gedrückt, so dass er den Axialbewegungen der Steuerwelle 26 folgt.
[0010] Im Betrieb arbeitet der Stempelantrieb wie folgt: Wird die Abtriebswelle 23 des Schrittmotors
22 in Abtriebsrichtung betrachtet um einen bestimmten Winkel im Uhrzeigersinn gedreht,
so nimmt sie über die Kupplung 24, 25 die Steuerwelle 26 mit. Diese schraubt sich
in die Mutter 28 ein und verschiebt sich axial nach unten. Der Schieber 32 folgt dieser
Axialverschiebung und öffnet die Verbindung zwischen dem Druckraum 35 und der Arbeitskammer
37, sowie zwischen der Arbeitskammer 36 und dem Rücklaufraum 38. Der Kolben 17 bewegt
sich nach unten. Dessen Axialverschiebung bewirkt über die Mutter 31 und die Gewindespindel
30 eine Drehung der Mutter 28 im Drehsinn der Abtriebswelle 23. Die Steuerwelle 26
mit dem Schieber 32 wird dadurch wieder nach oben verschoben. Der Schieber 32 befindet
sich wieder in der dargestellten Neutrallage, wenn die Drehung der Abtriebswelle
23 und der Mutter 28 betragsmässig gleich sind. Die Axiallage des Kolbens 17 folgt
also dem Drehwinkel der Abtriebswelle 23.
[0011] Das Servoventil 8 ist gleich aufgebaut wie das Servoventil 9, nur dass hier die Mutter
31ʹ zur Wegrückführung des Ringkolbens 15 direkt mit dem Niederhalter 2 verbunden
und die Gewindespindel 30ʹ entsprechend länger ist.
[0012] Zum Tiefziehen der das Halbzeug bildenden Folie 1 wird zunächst der Niederhalter
2 abgesenkt. Dazu ist die Steuereinheit 7 so programmiert, dass der Ringkolben 15
mit der durch die maximale Oeffnung des Ventils 8 und den Speisedruck P vorgegebenen
Maximalgeschwindigkeit im Eilgang bis unmittelbar oberhalb der Anlage an der Folie
1 bewegt wird. An dieser Stelle wird die Absenkgeschwindigkeit verlangsamt, der Niederhalter
also hydraulisch gebremst. Er setzt dann mit sehr geringer Geschwindigkeit und daher
kleiner kinetischer Energie auf die auf dem Gegenhalter 3 aufliegende Folie 1 auf.
Dadurch wird sowohl die Folie 1, als auch der Niederhalter 2 und der Gegenhalter
3 geschont und der bei herkömmlichen Pressen übliche Lärm wird vollständig vermieden.
Der durch die Steuereinheit 7 vorgewählte Endhub des Niederhalters 2 wird um wenige
Zehntelsmillimeter grösser gewählt als der tatsächlich erreichbare Hub. Dadurch bleibt
der Schieber 32ʹ des Ventils 8 in der Endstellung etwas ausgelenkt, so dass der volle
Speisedruck P auf den Ringkolben 15 wirkt. Bei einer Aenderung der Materialstärke
der Folie 1 muss an der Steuereinheit 7 lediglich die Endstellung des Niederhalters
2 sowie die Stellung umprogrammiert werden, in welcher der Niederhalter 2 abgebremst
wird. Diese Umstellung ist daher sehr rasch möglich.
[0013] Sobald der Niederhalter 2 gegen die Folie 1 angepresst ist, wird der Stempel 4 abgesenkt,
und zwar ebenfalls mit maximaler Zustellgeschwindigkeit bis unmittelbar vor seinem
Auftreffen auf die Folie 1. Hier wird die Zustellgeschwindigkeit auf das für das
Tiefziehen gewünschte Mass reduziert. Der Stempel 4 setzt daher ebenfalls sanft und
ohne Lärm auf die Folie 4 auf und zieht aus ihr einen Becher, dessen Tiefe durch den
mittels der Steuereinheit 7 vorprogrammierten Hub des Stempels 4 gegeben ist. Eine
Aenderung der Bechertiefe ist daher sehr einfach und rasch durch Umprogrammieren der
Steuereinheit 7 möglich, ohne dass Werkzeuge oder Anschläge ausgewechselt oder verstellt
werden müssen.
[0014] Durch den Einsatz von anderen Werkzeugen auf die beiden Kolbenstangen 14, 18 kann
z.B. der Niederhalter 2 mit einer Schneide versehen werden, so dass bei entsprechender
Ausbildung des Gegenhalters 3 zuerst ein Formstück aus einem Folienband ausgestanzt
und dann das ausgestanzte Teil tiefgezogen wird.
[0015] Je nach Aufgabe und Art des Werkzeuges kann es zweckmässig sein, weitere koaxiale
Zylinderaggregate um die Aggregate 5, 6 herum anzuordnen, wobei die weiteren Zylinderaggregate
wiederum Ringkolben und hohle Kolbenstangen haben und zweckmässig ebenfalls durch
je ein separates Servoventil mit Wegrückführung des Kolbenhubes angesteuert werden.
[0016] Die dargestellte Presse eignet sich nicht nur zum Tiefziehen, sondern bei Einsatz
entsprechender Werkzeuge auch zum Stanzen, Prägen, Biegen, Lochen usw. sowie Kombinationen
davon.
1. Presse zum spanlosen Bearbeiten eines flachen Halbzeuges (1), umfassend ein über
ein erstes Hydraulikventil (8) angesteuertes erstes Hydraulikzylinderaggregat (5),
das mit einem Niederhalter (2) verbunden ist zum Anpressen des Niederhalters (2) gegen
das auf einem Gegenhalter (3) aufgelegte Halbzeug (1), sowie ein über ein zweites
Hydraulikventil (9) angesteuertes zweites Hydraulikzylinderaggregat (6), das mit
einem Bearbeitungswerkzeug (4) zum Bearbeiten des Halbzeuges (1) verbunden ist, dadurch
gekennzeichnet, dass mindestens eines der Ventile als Servoventil (8,9) mit einer
Wegrückführung des Hubes des zugehörigen Zylinderaggregates (5,6) ausgebildet ist,
und dass das Servoventil (8,9) mit einer Steuereinheit (7) verbunden ist, über welche
mindestens der Hub des zugehörigen Zylinderaggregates (5,6) vorwählbar ist.
2. Presse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Servoventil (8,9) durch
einen Schrittmotor (22) angesteuert ist.
3. Presse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Wegrückführung
eine Gewindespindel (30) umfasst.
4. Presse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Gewindespindel (30) in
eine Mutter (31) am bewegten Glied (15,17) des zugehörigen Zylinderaggregates (5,6)
eingeschraubt ist.
5. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden
Zylinderaggregate (5,6) koaxial angeordnet sind, wobei das äussere erste Zylinderaggregat
(5) einen Ringkolben (15) und eine hohle Kolbenstange (14) hat.
6. Presse nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Ringkolben (15) des ersten
Zylinderaggregates (5) auf dem Zylinder (16) des zweiten Zylinderaggregates (6) geführt
ist.
7. Presse nach Anspruch 5 jeder 6, dadurch gekennzeichnet, dass sie mindestens ein
weiteres koaxiales Zylinderaggregat mit einem weiteren Ringkolben und einer weiteren
hohlen Kolbenstange aufweist.