(19)
(11) EP 0 279 066 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.08.1988  Patentblatt  1988/34

(21) Anmeldenummer: 87118998.1

(22) Anmeldetag:  22.12.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B41C 1/10, B41M 5/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB LI NL SE

(30) Priorität: 20.02.1987 DE 3705439

(71) Anmelder: M.A.N.-ROLAND Druckmaschinen Aktiengesellschaft
63012 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Scheer, Wolfgang, Dr. Dipl.-Chem.
    D-8150 Holzkirchen (DE)
  • Fuhrmann, Hartmut, Dipl.-Phys.
    D-8047 Karlsfeld (DE)
  • Kossmehl, Gerhard, Prof. Dipl.-Chem.
    D-1000 Berlin 45 (DE)
  • Niemitz, Matthias, Dipl.-Chem.
    D-1000 Berlin 19 (DE)
  • Kabbeck-Kupijai, Detlef, Dipl.-Chem.
    D-1000 Berlin 22 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Druckmaschine


    (57) Im Flachdruckverfahren arbeitende Druckmaschine mit einer Druckform (13), die ein zu druckendes Abbild in der Form von wasserabweisenden und wasserannehmenden Bereichen dar­stellt. Um eine Umschreibung des zu druckenden Bildes direkt in der Druckmaschine vornehmen zu können, wird vorge­schlagen, eine Druckform aus einem Material, beispielsweise einem Polymer, herzustellen, das bereichsweise durch elek­trische Steuerungen von einem wasserabweisenden in einen wasserannehmenden Zustand und umgekehrt überführbar ist. Die Ansteuerung erfolgt durch einen elektrochemischen Prozeß, wobei die eine Elektrode der Formzylinder (14) und die Gegenelektrode (22) eine in einen Elektrolytbe­hälter (20) drehbar gelagerte Walze ist. Eine der beiden Elektroden (21) ist matrixartig ausgeführt und wird mit einem üblichen Bildraster angesteuert.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Druckmaschine, die im Flachdruckverfahren arbeitet und mit einer Druckform ausgestattet ist, die entsprechend einem zu druckenden Bild benetzbare und nicht benetzbare Bereiche aufweist, wobei Mittel vorgesehen sind, die computergesteuert die Druckform für einen Bildwechsel innerhalb der Druckmaschine umschreiben bzw. umgestalten.

    [0002] Bei Druckmaschinen, die nach dem Flachdruckverfahren arbeiten, werden Druckformen verwendet, die auf einem Druckform­zylinder aufgespannt werden und die zur Bildübertragung für den Druckvorgang dienen. Dazu enthält die Druckform jeweils zwei Bereiche, nämlich den die Bildteile darstellenden, wasserab­weisenden Bereich und den die Nichtbildteile darstellenden, wasserannehmenden Bereich.

    [0003] Beim Druckvorgang wird die Druckform mittels eines soge­nannten Feuchtwerks mit Feuchtmittel, wie Wasser/Alkohol-­Gemisch benetzt, wobei das Feuchtmittel in den Nicht-­Bildbereichen an der Druckformoberfläche gebunden wird. Das Feuchtmittel wird somit nur auf den hydrophoben Bildbe­reichen von der anschließend auf die Druckform aufgebrachten Druckfarbe verdrängt bzw. in diese emulgiert. Die auf diese Weise auf die Druckform aufgebrachte Farbe wird schließlich über einen Gummizylinder auf einen Papierbogen abgedruckt.

    [0004] Im allgemeinen wird die Druckform außerhalb der Druck­maschine mit dem jeweiligen Abbild hergestellt, so daß sich Standzeiten und Personalkosten der Maschine für das Aus­wechseln von Druckformen ergeben. Für die Herstellung der Druck­formen können heute elektronisch gespeicherte Daten verwendet werden, die die gesamte und zu druckende Information enthalten.

    [0005] Aus der EP-A 101266 ist eine Druckmaschine bekannt, mit der derartige elektronisch codiert vorliegende Druck­informationen genutzt werden, um eine direkte Herstellung bzw. Neuherstellung der in der Druckmaschine befindlichen Druckform vorzunehmen. Hierdurch ist ein Auswechseln der Druckform und die damit verbundene Standzeit der Maschine und der Personalaufwand nicht mehr nötig.

    [0006] Die bekannte Druckmaschine zeichnet sich dadurch aus, daß die Druckformzylinder-Oberfläche eine die Druckform bildende hydrophile Oberfläche hat, die mittels in der Druckmaschine vorhandenen Einrichtungen gewaschen, mit einer hydrophoben Schicht beschichtet und anschließend, z. B. von einem Laser­stahl, beaufschlagt werden kann. Die Neugestaltung der Druckform erfordert eine kurze Unterbrechung des Druckprozesses, indem bei Bildwechsel während des Betriebes der Maschine die Wasch-, Beschichtungs- und Lasereinrichtung eingeschaltet werden. Dabei wird die vorhergehende Farbschicht abgewaschen und die hydro­phobe Schicht erneuert, die mit dem Laserstrahl örtlich ent­sprechend dem zu druckenden Bild entfernt wird. Der Laserstrahl wird mit Hilfe der codierten Druckinformationen gesteuert.

    [0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine andere Lösung für eine Druckmaschine der eingangs genannten Art zu finden, mit der in einer einfachen Art und mit fertigungstechnisch einfachen Mitteln die Druckbereich-Umbildung durchführbar ist.

    [0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den im Anspruch 1 gekennzeichneten Merkmalen gelöst.

    [0009] Hiermit ergibt sich die Möglichkeit, die Druckvorlage innerhalb der Druckmaschine auf der Druckform zu erzeugen oder zu verändern, ohne die Druckmaschine anhalten und die Druckform austauschen zu müssen. Die Übertragung der codierten Informationen erfolgt vielmehr über eine elek­trische Ansteuerung der Druckform, womit sich gegenüber der bekannten Einrichtung eine wesentliche Platzeinsparung und Verfahrensvereinfachung erzielen läßt. Außerdem werden keine kostspieligen Beschichtungs- und Strahleneinrichtungen benötigt und es findet keine Materialübertragung statt, die vor jeder Bilderneuerung wieder entfernt werden muß.

    [0010] Die Druckform kann dabei in Form einer Folie ausgebildet sein, die auf eine Platte oder einen Zylinder aufgespannt wird, wobei entweder die gesamte Folie oder nur die Folienoberfläche aus dem elektrisch ansteuerbaren Material besteht. Es ist aber auch möglich, die Platten- bzw. Zylinderoberfläche als Druckform auszugestalten, d. h., mit dem Material zu beschichten.

    [0011] Mit punktuell angelegten elektrischen Strömen oder Feldern von unterschiedlichen Richtungen wird das ansteuerbare Material punktuell in den einen oder den anderen Zustand gebracht. Die Summe der Punkte in dem einen Zustand stellen die Bildbereiche und die der anderen die Nichtbildbereiche dar. Durch Umpolen des elektrischen Signals ist der Zustand des zugehörigen Materialpunktes umkehrbar. Die Ansteuerung kann auch elektrochemisch mit einer geeigneten Elektrolyt­lösung erfolgen.

    [0012] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist das Material ein elektrisch leitfähiges Polymer.

    [0013] Elektrisch leitfähige Polymere können bekannterweise durch elektrochemische Polymerisation von Aromaten und Heteroaro­maten bzw. ihren Substitutionsprodukten hergestellt werden. Bei der Polymerisation entstehen auf der Anode flexible, elektrisch leitfähige Polymerfilme, die positiv geladene Polymerketten und negative Gegenionen aus der Elektrolyt­lösung enthalten. Das auf der Anode durch elektrochemische Oxidation entstandene Polymer ist aufgrund seines salzartigen Charakters hydrophil. Derartig geladene Polymere lassen sich durch eine einfache elektrochemische Reduktion reversibel in einen ungeladenen Zustand, der hydrophob ist, überführen. Von diesem Zustand kann es durch eine elektrochemische Oxidation wieder in den geladenen Zustand überführt werden.

    [0014] Durch eine elektrische Ansteuerung, d. h. durch partielle Oxidation bzw. Reduktion können die Eigenschaften dieses Materials wiederholt und beliebig zwischen den beiden Zuständen variiert werden. Durch entsprechende örtliche Ansteuerung läßt sich die zu druckende Information auf das die Druckform bildende Polymer in der Weise übertragen, daß für die Bildteile ungeladene Bereiche und die Nichtbildteile geladene Bereiche erzeugt werden.

    [0015] Ein für eine Druckform geeignetes Polymer ist z.B. Polypyrrol, das die folgende Struktur hat:



    [0016] In diesem Zustand ist das Polypyrrol hydrophob. Durch anodische Oxidation in einer Elektrolytlösung geht dieses Polymer in einen salzartigen Zustand über, der unter Anwendung von z. B. NH₄Br als Elektrolyt die nachstehende Struktur für eine Polymerbaueinheit erhält:



    [0017] Durch diese Oxidation wird das Polypyrrol in einen hydrophilen Zustand gebracht.

    [0018] Als Monomere, die durch oxidative Polymerisation in geeignete Polymere überführt werden können, eignen sich insbesondere Aromaten und Heteroaromaten wie Thiophen, Pyrrol, Furan, Indol, Carbazol, Benzothiophene und ihre Substitutionsprodukte wie 3-Alkyl-, vornehmlich 3-Methyl-, 3-Alkyloxy-, 3,4-Dialkyloxy-, vornehmlich 3-Methoxy-, 3,4-Dimethoxy-, 3-Alkylthio-, besonders 3-Methylthio-, 3,4-Bis(methylthio)-thiophen, -pyrrol, -furan, 2,2ʹ-Bithienyl, 2,2ʹ,5ʹ,2ʺ-Terthienyl, Di-2-thienylsulfid, -methan, 1,2-Di-2-thienylethylen, Anilin, substituierte Aniline, p-Phenylendiamin, Diphenylamin, 4,4ʹ-Diaminodiphenylmethan, -ether, -sulfid.

    [0019] Als Leitsalze werden unter den Bedingungen der elektro­chemischen Reaktion inerte Salze verwendet, insbesondere anorganische Leitsalze wie Ammonium-, Lithium-, Natrium­tetrafluoroborate, -perchlorate, -sulfate, -hydrogensulfate; quartäre Ammoniumsalze wie Tetraalkylammoniumperchlorate, -tetrafluoroborate, -hexafluorophosphate, -hexafluoroanti­monate, -hexafluoroarsenate, -methansulfonate, -toluolsul­fonate, -trifluormethansulfonate, -trifluoracetate; andere Alkylsulfonate und -sulfate wie Laurylsulfat und andere anionische Tenside wie z. B. Alkylcarboxylate. Diese Salze werden in Lösungsmitteln gelöst, die ebenfalls unter den Bedingungen der elektrochemischen Reaktion inert sind wie Acetonitril, 1,2-Dimethoxyethan, Methansulfonsäure, Dichlor­methan, 1-Methyl-2-pyrrolidon, Nitrobenzol, Nitroethan, Nitro­methan, Dichlormethan, Propionitril, Propylencarbonat, Tetrahy­drofuran, Benzonitril und Sulfolan.

    [0020] Zur Durchführung der Umwandlung werden der Druckform eine Elektrolytlösung und Elektroden zugeordnet, die in die Druckmaschine integriert werden. Die Elektrolytlösung ent­hält vorzugsweise Leitsalze, die unter den Bedingungen der elektrochemischen Reaktion inert sind und eine ausreichende Löslichkeit in dem jeweils verwendeten Lösungsmittel besitzen.

    [0021] Als Lösungsmittel können organische Lösungsmittel, wie Acetonitril, Nitromethan,aber auch Wasser mit Leitsalzen, wie Tetrabutylammonium- und Tetraethylammoniumsalze verwendet werden. Für wässrige Lösungsmittel finden am besten Alkalimetallsalze und Alkylsulfonate Verwendung.

    [0022] Als erste Elektrode kann die die Druckform bildende oder aufnehmende Oberfläche des Formzylinders benutzt werden, indem diese entsprechend ausgebildet und entweder als homogene oder matrixartige Elektrode ausgestaltet wird. Die Gegenelektrode ist dabei eine in der Druckmaschine als zusätzliches Bauteil vorgesehene Elektrode, die je nach der Ausgestaltung der ersten Elektrode matrixartig oder homogen ausgebildet ist,und zwar so, daß eine Elektrode homogen und die andere matrixartig ist.

    [0023] Bei der Verwendung einer matrixartigen ersten Elektrode kann die Gegenelektrode als Metallwalze mit leicht ange­rauhter Oberfläche ausgebildet eine, die in einer Wanne mit Elektrolytlösung drehbar gelagert ist und zur Förderung der Elektrolytlösung dient. Diese Funktion kann ebenfalls mit einer Gegenelektrode erfüllt werden, die eine siebartige Mantelfläche hat, die aber gleichzeitig eine die Druckform reinigende Wirkung haben kann, wenn die Gegenelektrode dabei so ausgeführt ist, daß durch die siebartige Mantelfläche Elektrolytlösung unter ausreichendem Druck in die Kontakt­zone zwischen Druckform und Gegenelektrode gepreßt werden kann. Diese Ausführung hat den Vorteil, daß während eines Umschreibvorganges die Druckform gleichzeitig von der Farbe des vorhergehenden Druckvorganges befreit wird.

    [0024] Bei der Verwendung einer homogenen ersten Elektrode ist es möglich, eine oder mehrere Gegenelektroden vorzusehen. Bei der Verwendung von mehreren Gegenelektroden ist eine Ver­ringerung der Rasterdichte auf der Gegenelektrode möglich.

    [0025] Mehrere Gegenelektroden können in der Form von Elektroden­streifen ausgeführt werden, die jeweils eine Breite von einem einfachen oder mehrfachen Rasterabstand haben. Auch ein einziger Elektrodenstreifen ist denkbar, der für jede neue Zeile neu angesteuert wird.

    [0026] Die für die Ansteuerung des Umschreibvorganges erforder­lichen Mikroprozessoren können vorzugsweise an die Rück­seite der Matrixelektrode angebracht werden.

    [0027] Die Erfindung erstreckt sich auf ein Verfahren zur Her­stellung einer Druckform, das durch die Merkmale der Ansprüche 13 bis 18 gekennzeichnet ist.

    [0028] Die Erfindung wird anhand von in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1 die Druckwalzen einer Druckmaschine im Querschnitt,

    Fig. 2 eine Steuereinheit im Blockschaltbild,

    Fig. 3 ein Detail aus Fig. 1.

    Fig. 4 ein zweites Ausführungsbeispiel.



    [0029] In Fig. 1 sind die Bildübertragungszylinder einer Druck­maschine dargestellt, die nach dem Flachdruck- bzw. Offset­druck-Verfahren arbeiten. Das zu bedruckende Papier (10) wird zwischen einem Druckzylinder (11) und einem Gummi­zylinder (12) geführt und nimmt dabei die auf den Gummi­zylinder (12) aufgebrachte Druckfarbe auf. Die entsprechend einem Schriftbild oder einem graphischen Bild verteilte Farbe wird von einer Druckform (13), die auf einem ebenfalls drehbaren Formzylinder (14) aufgespannt ist, auf den Gummi­zylinder (12) übertragen. Das zu druckende Bild ist auf der Druckform (13) durch Bereiche abgebildet, die wasserabweisend, d. h. hydrophob sind. Im Druckvorgang durchläuft die Druck­form (13) ein Feuchtwerk (15). Die hydrophoben Bereiche werden dabei vom Feuchtmittel auf der Oberfläche nicht benetzt, während an den hydrophilen Bereichen das Feuchtmittel gebunden wird. Die angefeuchtete Oberfläche durchläuft anschließend ein Farb­werk (16) womit die Druckfarbe aufgetragen wird. Die hydrophilen Bereiche nehmen dabei keine Druckfarbe an. Dagegen wird an den die Bildteile darstellenden hydrophoben Bereichen die Farbe angenommen.

    [0030] Die Druckform (13) kann aus jedem Material hergestellt werden, das sowohl einen wasseraufnehmenden als auch einen wasserabweisenden Zustand annehmen kann, wobei eine Zustands­änderung in eine oder die andere Richtung über elektrische bzw. elektrochemische Impulse herbeiführbar ist. Beispiele für derartige Materialien sind elektrisch leitfähige Polymere, die durch elektrochemische Polymerisation herge­stellt werden können.

    [0031] Ein elektrisch leitfähiges Polymer kann beispielsweise wie folgt hergestellt werden:

    [0032] In einem Lösungsmittel werden 0,05 bis 0,1 mol/l Monomer und 0,1 bis 1 mol/l eines Leitsalzes, beispielsweise ein Alkalimetallsalz gelöst. Durch Anwendung einer Stromdichte von 0,1 bis 1 mA/cm² scheidet sich auf der Anode ein Polymer ab.

    [0033] Als Lösungsmittel können mittelpolare organische Lösungs­mittel wie Acetonitril, Nitromethan oder Dichlormethan verwendet werden, die für wenig polare Monomere, wie z. B. Thiophen und seine Derivate und Tetrabutylammonium- oder Tetraethylammoniumsalze als Monomer bzw. Leitsalz geeignet sind. Andere Lösungsmittel sind Wasser oder Mischungen Wasser/organische Lösungsmittel, für die sich polare Monomere, wie Pyrrol, Anilin und ihre Derivate und Salze, wie Alkalimetallsalze oder Alkylsulfonate eignen. Als Leitsalze kommen grundsätzlich alle Salze in Frage, die unter den jeweils angewendeten Bedingungen der elektrochemischen Reaktion inert sind und die eine ausreichende Löslichkeit in dem jeweils verwendeten Lösungsmittel besitzen. Ferner sollten bei der elektrochemischen Polymerisation das Leitsalz und Monomer in ausreichender Menge gelöst vorliegen, während das entstehende Polymer in dem verwendeten Lösungs­mittel unlöslich sein sollte.

    [0034] Die Druckform (13) ist gemäß Fig. 1 als eine bis etwa 10 µm dicke Schicht ausgebildet, die auf den Formzylinder (14) aufgebracht ist. Vorzugsweise wird die Schicht (13) durch elektrochemische Polymerisation direkt auf den als Anode ausgebildeten Form­zylinder (14) abgeschieden. Die Schicht kann auch auf eine Trägerfolie (z. B. aus Aluminium) aufgebracht und mit dieser Folie auf den Formzylinder aufgespannt werden.

    [0035] In der Druckmaschine ist ferner eine Waschanlage (17) und eine Elektrolytanlage (18) vorgesehen. Nach Beendigung der Druckfolge einer Bildvorlage wird, ohne die Druckmaschine abzuschalten, die Waschanlage (17) und die Elektrolyt­anlage (18) eingeschaltet. Dabei durchläuft die Druck­form (13) nach der Druckfarbenabgabe an den Gummi­zylinder (12) die Waschanlage (17), mit der die Farbreste von der Druckform abgewaschen werden, um anschließend vom elektrischen Feld der Elektrolytanlage (18) beaufschlagt zu werden. Hier erfolgt die Umsteuerung der Druckform (13) zur Erzeugung eines neuen Bildes, wie im folgenden beschrie­ben wird.

    [0036] In Fig. 2 ist eine prinzipielle Anordnung für die Umsteuerung dargestellt. Die Druckform (13) steht in Kontakt mit einer Elektrolytlösung (20) und befindet sich mit dieser zwischen einer ersten Elektrode (21), die vom Formzylinder (14) gebildet wird und einer Gegenelek­trode (22), die gemäß Fig. 1 als Elektrodenwalze ausgebildet ist. Die Elektrolytlösung (20) besteht aus einem in aus­reichender Menge in einem Lösungsmittel gelösten Leitsalz. Als Leitsalze und Lösungsmittel können die bei der Her­stellung des Polymers eingesetzten Substanzen verwendet werden. Vorzugsweise wird für die Umsteuerung in der Maschine Wasser als Lösungsmittel des Leitsalzes eingesetzt.

    [0037] Zur Einleitung des Elektrolytprozesses ist eine Informa­tionsübertragungseinheit (24) vorgesehen, die aus einem in der Redaktion befindlichen Informationsaufteilungs­system (25) und einer an bzw. in der Druckmaschine be­findlichen Steuereinheit (26) besteht. In der Redaktion werden die gesamten für einen Druck vorgesehenen Informatio­nen über sogenannte Ganzseitenumbruch-Systeme bzw. Ganzseitenmontage-Systeme für Zeitungs- und Illustrations­druck elektronisch eingespeichert oder auf dem Weg über Faksimile-Übertragungssysteme elektronisch codiert. Diese Informationen werden über Interface an einen Maschinencompu­ter weitergegeben, der die Informationen in Steuer­signale (27) umarbeitet, mit denen über Mikroprozessoren (28) die Elektroden (21, 22) mit Spannungs- bzw. Stromimpulsen (23) beaufschlagt werden.

    [0038] Je nach der Spannungsrichtung wird das die Druckform (13) bildende Polymer reversibel geladen oder entladen, d. h., eine Umladung bzw. Umschreibung der Druckform (13) erfolgt durch Spannungsumkehr.

    [0039] Um die Bildbereiche an der Druckform (13) herstellen zu können, wird das Bild, wie in der Drucktechnik üblich, in Rasterpunkte zerlegt. Im Zeitungsdruck ist beispielsweise ein Raster 30/cm üblich, im qualitativ hochwertigen Illustrationsdruck ein Raster von 120/cm. Jeder dieser Rasterpunkte muß getrennt ansteuerbar sein, um die Druck­bereiche durch Umsteuerung entsprechend dem Bild herzu­stellen. Hierzu ist die an der Oberfläche des Formzylin­ders (14) befindliche Elektrode (21) als Elektrodenmatrix ausgebildet, wobei jedes Elektrodenelement jeweils einem Rasterpunkt zugeordnet ist.

    [0040] Fig. 3 zeigt eine Draufsicht der stark vergrößerten Elektro­denmatrix (21). Zur Ansteuerung der einzelnen Elektroden­elemente (30) sind eine Vielzahl von Mikroprozessoren (28) vorgesehen, wobei einem Mikroprozessor (28) eine bestimmte Zahl von Elektrodenelementen (30) zugeordnet werden. Die Mikroprozessoren sind in dem Formzylinder (14) an der Rück­seite der Elektrode (21) angeordnet, wie es in Fig. 1 im Querschnitt und in Fig. 3 mit stärkeren Linien dargestellt ist. Dabei könnte beispielsweise eine 1 cm²-Rasterfläche jeweils von einem Mikroprozessor (28) angesteuert werden.

    [0041] Zur Herstellung eines Druckmusters (31) auf der Druck­form (13) werden die Elektrodenelemente (30) (Fig. 3) mit der Steuereinrichtung angesteuert oder nicht angesteuert, je nachdem,ob der betreffende Punkt bereits den für das neue Bild erwünschten Zustand hat oder nicht. Die Elektroden­elemente (30) können der Reihe nach oder zeilenweise gleich­zeitig angesteuert werden.

    [0042] Gemäß Fig. 1 erfolgt die Förderung der in einem Behälter befindlichen Elektrolytlösung (20) durch die Gegenelektroden­walze (22), die als homogene Elektrode mit rauher Oberfläche ausgebildet ist. Die Elektrolytlösung kann auch mit einer separaten Zuführungseinrichtung in die Umsteuerzone einge­bracht werden.

    [0043] Für einen Umsteuerungsvorgang, bei der die Eletrolytanlage (18) in Betrieb genommen wird, wird die Gegenelektroden­walze (22) gedreht, womit sie über die rauhe Oberfläche einen Elektrolytfilm (40) mitreißt und in den Spalt (29) zwischen Druckform (13) und Gegenelektrode (22) befördert.

    [0044] Eine weitere Variante ist die Ausbildung einer Elektrode mit einer siebartigen Mantelfläche, durch die während des Umschreibvorganges Elektrolytlösung unter ausreichendem Druck in die Kontaktzone (29) gepreßt und dabei die Farbe aus dem Spalt herausgehalten wird. Hierdurch ist es möglich, einen getrennten Reinigungsvorgang mit einer gesonderten Waschanlage (17) einzusparen.

    [0045] Die Anordung und Ausgestaltung der homogenen bzw. matrix­artigen Elektroden kann beliebig ausgeführt werden. So kann selbstverständlich die Elektrode an dem Formzylinder (14) homogen und die Gegenelektrode (22) matrixartig ausgeführt sein. Bei einer Matrixelektrode als Gegenelektrode kann diese auch mehrteilig ausgeführt werden. Bei der Verwendung von mehreren Gegenelektroden ist eine Verringerung der Rasterdichte möglich. Es ist vorstellbar, die Matrixelek­trode aus Elektrodenstreifen im einfachen oder mehrfachen Rasterabstand herzustellen oder nur eine Elektrodenzeile zu verwenden, mit der zeilenweise die gesamte Druckform behandelt wird, indem die Druckform (13) die Umformzone durchläuft.

    [0046] Eine weitere Art, die Matrixelektrode herzustellen, ist die Verwendung einer homogenen Elektrode, beispielsweise einer Metallwalze, die mit einem Fotoleiter beschichtet ist. In Fig. 5 ist ein Ausführungsbeispiel hierzu gezeigt, bei dem der die Druckform (50) aufnehmende Formzylinder (51) als homogene Elektrode ausgebildet ist, während die Gegenelek­trode (52) die Funktion der Matrixelektrode übernimmt.

    [0047] Die Gegenelektrode besteht aus einem homogenen Elektroden­mantel, beispielsweise aus Metall, der mit einem Foto­leiter (53) beschichtet ist. Der Fotoleiter wird an einer Mantellinie der Gegenelektrode (52) bildmäßig mittels einer Strahlenquelle (54) belichtet. Der Fotoleiter (53) wird an den belichteten Stellen (55) leitend, so daß bei Eintritt der leitenden Stelle (55) in die Kontaktzone (56) zum Formzylinder (51) der erforderliche Strom zwischen der Formzylinderelektrode (51) und der Gegenelektrode (52) zum Umsteuern der Druckform (50) fließen kann. Die zu über­tragende Information wird hierbei über die Lichtquelle (54) eingesteuert und auf den Fotoleiter (53) kurzzeitig einge­speichert.

    [0048] Der Fotoleiter hat vorzugsweise die Eigenschaft, die durch die Belichtung eingebrachte Leitfähigkeit nur kurzzeitig aufrecht zu erhalten. Dabei soll die Leitfähigkeit bis zur Kontaktzone (56) beibehalten werden. Nachdem die gerade zu übertragende Zeile die Kontaktzone (56) wieder verlassen hat, müssen die leitfähigen Stellen (55) wieder nicht leitend werden, um eine erneute Beschreibung für die nächste Umdrehung der Gegenelektrode (52) zu ermöglichen. Als Foto­leiter (53) können insbesondere organische Fotoleiter ver­wendet werden.

    [0049] Die gewünschten Auf- und Zuschalterfordernisse des Foto­leiters (53) können durch Auf- oder Einbringen nachleuch­tender Stoffe derart beeinflußt werden, daß der leitfähige Zustand zeitlich verlängert wird. Es ist auch eine ther­mische Behandlung vorstellbar, mit der die belichteten Stellen (57) nach dem Durchfahren der Kontaktstelle (56) beschleunigt nichtleitend gemacht werden. Im übrigen wird man den Durchmesser einer trommelartigen Gegenelektrode (52) sowie die Anordnung der Strahlenquelle (54) entsprechend der Auf- und Zuschaltcharakteristik des gewählten Fotoleiters bestimmen.


    Ansprüche

    1. Druckmaschine, die im Flachdruckverfahren arbeitet und mit einer Druckform ausgestattet ist, die hydrophobe und hydrophile Bereiche entsprechend einem zu druckenden Bild aufweist, wobei Mittel vorgesehen sind, mit denen diese Bereiche der Druckform für einen Bild­wechsel örtlich und ohne die Druckform aus der Druck­maschine entfernen zu müssen, umsteuerbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform (13, 50) ein Material enthält, das durch elektrische Steuerungen von einem hydrophoben Zustand in einen hydrophilen Zustand und umgekehrt überführbar ist,und daß der Druckmaschine eine Steuereinrichtung zugeordnet ist, mit der die elektrischen Steuersignale zur örtlichen Beeinflussung der Druckform erzeugbar sind.
     
    2. Druckmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine elektrochemische Ansteuerung (20 bis 23) vorgesehen ist.
     
    3. Druckmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß das umsteuerbare Material (13) ein elektrisch leitfähiges Polymer ist.
     
    4. Druckmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Material ein durch oxidative Polymerisation von Aromaten oder Heteroaromaten hergestelltes Polymer ist.
     
    5. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckform (13) Elektroden (21, 22) zugeordnet sind, die zur Beein­flussung der Druckform auf elektrochemischem Wege von den Steuersignalen (23) örtlich ansteuerbar sind.
     
    6. Druckmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrolytlösung (20) für den elektrochemischen Prozeß Leitsalze enthält, die unter den Bedingungen der elektrochemischen Reaktion inert sind.
     
    7. Druckmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckplatte bzw. die Oberfläche des die Druck­form (13) aufnehmenden Formzylinders (14) als Elektrode (21) ausgebildet ist, und daß eine in der Elektrolyt­lösung (20) angeordnete und gegenüber dem Form­zylinder (14) verschiebbar angebrachte Gegenelek­trode (22) vorgesehen ist.
     
    8. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine der Elektroden (21) rasterartig ansteuerbar ausgebildet ist.
     
    9. Druckmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die rasterartig ansteuerbare Elektrode aus einer Elektrodenreihe besteht, die für jede Zeile neu an­steuerbar ist.
     
    10. Druckmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Druckplatte bzw. des Form­zylinders (14) oder die Gegenelektrode (22) als Elek­trodenmatrix ausgebildet ist.
     
    11. Druckmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Gegenelektrode (22) als rotierbarer Zylinder ausgebildet ist, der die Elektrolytlösung an die Druck­form (13) fördert.
     
    12. Druckmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel vorgesehen sind, mit denen die Elektrolyt­lösung in die Umsteuerzone preßbar ist.
     
    13. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Gegenelektrode (52) mit einem Fotoleiter (53) beschichtet ist, und daß eine zur punktuellen Belichtung des Fotoleiters dienende Strahlenquelle (54) der Gegenelektrode zuge­ordnet ist.
     
    14. Druckmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Rückseite der Matrixelektrode (21) Mikro­prozessoren (28) zur Ansteuerung der Matrixelektroden­elemente (30) angeordnet sind.
     
    15. Verfahren zur Herstellung einer Druckform, die mit elektrischer oder elektrochemischer Ansteuerung von einm hydrophoben in einen hydrophilen Zustand und umgekehrt überführbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß ein zumindest die Druckformoberfläche bildendes Polymer durch elektrochemische Reaktion eines Monomers in einer Elektrolytlösung, das außer dem Monomer ein Leitsalz enthält, erzeugt wird.
     
    16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß als Monomer Aromaten oder Heteroaromaten wie Thiophen, Pyrrol, Furan, Indol, Carbazol, Benzothio­phene oder ihre Substitutionsprodukte verwendet werden, die in Lösungsmitteln gelöst werden, die unter den Bedingungen der elektrochemischen Reaktion inert sind.
     
    17. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß als Lösungsmittel Acetonitril, Nitrobenzol, Dichlormethan, Sulfolan der dergleichen verwendet werden.
     
    18. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß als Leitsalz anorganische Leit­salze, quartäre Ammoniumsalze, Alkylsulfonate oder anionische Tenside verwendet werden, die unter den Bedingungen der elektrochemischen Reaktion inert sind.
     
    19. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß Elektroden verwendet werden, die unter den Reaktionsbedingungen inert sind.
     
    20. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß Elektroden verwendet werden, die zumindest oberflächig aus Metalloxid bestehen.
     
    21. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß Elektroden aus Kohlenstoff, insbe­sondere Faserkohlenstoff, verwendet werden.
     




    Zeichnung