[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Auswechseln von Abstichrinnen an Schachtöfen.
[0002] Der Abstich von Roheisen und Schlacke aus einem Hochofen erfolgt in periodischen
Abständen. Je nach Menge des produzierten Roheisens ergeben sich acht bis zwölf Abstiche
innerhalb von 24 Stunden. Beim Abstichvorgang werden Roheisen und Schlacke in einer
sogenannten Hauptabstichrinne voneinander getrennt. Derartige Hauptabstichrinnen an
Großhochöfen werden in neuerer Zeit mit großen Querschnitten ausgeführt. An die Hauptabstichrinne
schließen sich in der Regel weitere Abstichrinnen und Kipprinnen für Roheisen (bis
zur Übergabe in Pfannen oder Torpedowagen) und Schlacke an. Während die Schlacke aus
der Hauptabstichrinne abgeführt wird, verbleibt das Roheisen zwischen den Abstichen
in dieser Rinne.
[0003] Bei Abstichmengen an Roheisen von mehreren tausend Tonnen täglich unterliegt die
feuerfeste Auskleidung der Hauptabstichrinne erheblichen mechanischen und thermischen
Belastungen und demzufolge einem hohen Verschleiß. Aus diesem Grunde ist es erforderlich,
die Auskleidung der Rinne in regelmäßigen Abständen zu reparieren bzw. komplett zu
erneuern. Die Haltbarkeit von Abstichrinnen bis zur Zwischenreparatur liegt beispielsweise
bei ca. 50000 t Roheisen, die komplette Erneuerung erfolgt nach einer Produktion von
ca. 120000 - 130000 t Roheisen.
[0004] Bei Hochöfen mit mehr als einem Abstichloch werden die Arbeiten an der Abstichrinne
vor Ort in der Gießhalle durchgeführt. Während dieser Reparaturzeit wird das Roheisen
aus einem anderen Abstichloch - meist auch in einer zweiten Gießhalle - abgestochen,
so daß sich dabei in der Regel keine oder nur geringfügige Einschränkungen des Betriebes
ergeben.
[0005] Ganz anders sieht es aber bei Hochöfen aus, die mit nur einem Abstichloch versehen
sind. Derartige Hochöfen müssen für die Zeit der Reparatur bzw. Neuzustellung der
feuerfesten Abstichrinnenauskleidung gedrosselt gefahren werden, bzw. bei längerer
Zeit andauernden Arbeiten muß der Hochofen stillgesetzt werden.
[0006] Dieser Umstand führte zu Überlegungen, die Hauptabstichrinne mit Hilfe des Gießhallenkrans
auszuwechseln. Dabei ging man auch so vor, daß man bei aus mehreren Abschnitten zusammengesetzten
Hauptabstichrinnen einzelne erneuerungsbedürftige Abschnitte auf die beschriebene
Weise auswechselte.
[0007] Wegen der zuvor bereits erwähnten großen Abmessungen der Hauptabstichrinne sind zum
Auswechseln erhebliche Krankapazität erforderlich und selbstverständlich eine entsprechend
schwere Ausführung der Gießhallen-Stahlkonstruktion. Ferner sind große freie Flächen
in der Gießhalle notwendig, auf denen die ausgebauten Rinnenabschnitte für die Reparatur-
und Neuzustellungsarbeiten gelagert werden können.
[0008] Bekannt ist auch eine Vorrichtung zum Auswechseln der Hauptabstichrinne eines Hochofens
(DE-Patentanmeldung P 36 24 266.7), bei der vor dem Abstichloch des Hochofens auf
dem Hüttenflur mindestens vier Hubelemente stationär oder nicht stationär angeordnet
sind, die an Traversen angreifen, auf denen die Hauptabstichrinne aufliegt, wobei
die auszuwechselnde Rinne auf ein auf dem Hüttenflur befindliches, insbesondere schienengebundenes,
Transportmittel absenkbar ist und die neu zugestellte Rinne vom Transportmittel auf
die Höhe der Gießbühne anhebbar ist, und daß die Hauptabstichrinne mit den Traversen
mittels an der Stahlkonstruktion der Gießbühne angeordneter pneumatisch betätigter
Haltearme gehalten wird.
[0009] Obgleich mit dieser bekannten Vorrichtung ein rascher Wechsel der Abstichrinne ermöglicht
wird, bedarf es für die Installation doch einiger Vorbereitungsarbeiten, wie z.B.
Erdarbeiten für die versenkbaren Hubelemente.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Auswechselvorrichtung für Abstichrinnen an Schachtöfen
zu schaffen, bei deren Installation auf aufwendige Erd- und Fundamentarbeiten verzichtet
werden kann und die sich auch nachträglich in vorhandene Hüttenwerksanlagen errichten
läßt. Außerdem sollte eine solche Vorrichtung so konzipiert sein, daß sie auch transportabel
ist, damit in einem Hüttenwerk mit mehreren Öfen nur eine Vorrichtung für das Auswechseln
von Abstichrinnen angeschafft werden muß, zumal sich die Nutzungszeiten der Auswechselvorrichtung
ohne weiteres abstimmen lassen.
[0011] Die Lösung dieser Aufgabe ist in Anspruch 1 angegeben. Vorteilhafte Einzelheiten
sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
[0012] Abstichrinnen an Schachtöfen weisen ein hohes Eigengewicht auf, beispielsweise mehr
als 100 t einschließlich der feuerfesten Ausmauerung. Die erforderliche Hubhöhe vom
Hüttenflur zur Abstichbühne liegt bei über 4 m. Das Anheben und Absenken der Abstichrinne
für Reparaturzwecke stellt an das Zugmittel erhebliche Anforderungen.
[0013] Die erfindungsgemäße Auswechselvorrichtung weist eine Reihe von Vorteilen auf gegenüber
dem Stand der Technik:
- im Vergleich zum Einsatz von Druckelementen des Standes der Technik für das Heben
und Absenken, bei denen eine Knickgefahr möglich ist, gewährleisten die erfindungsgemäßen
Zugelemente während des gesamten Bewegungsablaufs eine absolut sichere Lage der Abstichrinne,
- die Zugelemente sind bei gleicher Nutzlast leichter und preisgünstiger als Druckelemente,
- es entfallen zustäzliche Führungsschienen, die bei Druckelementen erforderlich sind,
- keine Kosten für aufwendige Erdarbeiten, Fundamente und Entwässerungen,
- das Gewicht der Zugelemente ist im Verhältnis zum Gewicht der Abstichrinne so gering,
daß keine nennenswerten Verstärkungen der Stützträger an der Abstichbühne notwendig
sind,
- wegen ihres niedrigen Gewichtes kann die Auswechselvorrichtung als transportable
Einrichtung an mehreren Schachtöfen eingesetzt werden,
- die instandgesetzte Abstichrinne braucht vor dem Anschlagen an die Zugelemente nicht
genau unterhalb der Einbaulage zu stehen, wodurch ein Montagezeitgewinn ermöglicht
wird,
- bei evtl. Störungen an den Zugelementen während eines Hubvorganges sind diese, da
sie oberhalb der Last liegen, gefahrlos zugänglich.
[0014] Ausführungsbeispiele der Auswechselvorrichtung werden nachstehend anhand der schematischen
Zeichnungen näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
Fig. 1 einen Schnitt durch Abstichbühne und Hüttenflur mit der erfindungsgemäßen Auswechselvorrichtung,
Fig. 2 eine Alternative zu Fig. 1 im Schnitt,
Fig. 3 einen Längsschnitt mit angehobener Abstichrinne,
Fig. 4 einen Querschnitt zu Fig. 3,
Fig. 5 eine Alternative zu Fig. 3 im Längsschnitt,
Fig. 6 eine Draufsicht zu Fig. 5.
[0016] In den Figuren 1 und 2 befindet sich die Abstichrinne (4) auf dem auf Schienen auf
dem Hüttenflur (2) fahrbaren Transportmittel (1). Zwischen Abstichrinne und Transportmittel-Plattform
erkennt man Traversen (10), die unter der Abstichrinne (4) angeordnet sind. An die
Traversen (10) sind Litzenseile oder Kletterstangen (6) der Zugelemente (5) angeschlagen.
[0017] Die Zugelemente (5) sind auf an der Abstichbühne (3) des Schachtofens angeschweißten
Stützträgern (7) angeordnet. Die Zugelemente werden von einem (hier nicht dargestellten)
Hydraulik-Pumpenaggregat versorgt.
[0018] Fig. 2 zeigt im Unterschied zu Fig. 1 Zugelemente (5), die an den Traversen (10)
der Abstichrinne (4) angeordnet sind. Hier arbeitet die Vorrichtung in umgekehrter
Weise, d.h. die Zugelemente (5) ziehen sich mit der Abstichrinne (4) zur Abstichbühne
(3) hoch bzw. senken sich ab.
[0019] Ein bekanntes Litzen- bzw. Stangen-Beförderungssystem, bei dem Lasten mit Hilfe elektrohydraulisch
angetriebener Heber bewegt werden, bietet sich für die erfindungsgemäße Auswechselvorrichtung
an.
[0020] Anstelle eines derartigen Beförderungssystems können auch (nicht dargestellte) mechanisch
betätigbare Spindel-Zugelemente Verwendung finden.
[0021] Die Fig. 3 und 4 zeigen ein Ausführungsbeispiel, bei dem die Zugelemente (5) und
das Hydraulik-Pumpenaggregat (8) auf einer transportablen Plattform (9) angeordnet
sind. Auf die Darstellung der Hydraulikschläuche zur Verbindung von Pumpenaggregat
und Zugelementen wurde verzichtet. Diese Plattform kann ein- oder mehrteilig ausgeführt
sein und steht mit ihrem Füßen auf den Rinnenstützträgern (7) der Abstichbühne (3).
Durch eine nur angedeutete Schäkelverbindung (12) ist die Abstichrinne (4) an den
Stangen bzw. Litzen (6) der Zugelemente (5) lösbar befestigt.
[0022] Sobald die Abstichrinne (4) auf das Niveau der Abstichbühne (3) angehoben ist, wird
die Abstichrinne (4) mit Hilfe von seitlich unter der Abstichbühne angeordneten vor-
und zurückziehbaren Trägern (11) unterstützt. Die Träger (11) werden dabei durch entsprechende
Öffnungen in den Rinnenstützträgern (7) geschoben. Sobald die Abstichrinne (4) fest
auf den Trägern (11) aufliegt und die Schäkelverbindung (12) gelöst ist, kann die
Plattform (9) mit den Zugelementen (5) von einem Kran entfernt werden.
[0023] Selbstverständlich kann das Hydraulik-Pumpenaggregat (8) auch (nicht dargestellt)
beispielsweise seitlich auf der Abstichbühne (3) aufgestellt sein, wobei dann Schlauchverbindungen
zu den Zugelementen (5) bestehen müssen.
[0024] Fig. 5 zeigt eine an Stangen bzw. Litzenseilen (6) hängende Abstichrinne (4). Die
Zugelemente (5) sind hier auf der Plattform eines Drehkranzes (13) gelagert, der auf
Schienen, die sich auf der Plattform (9) befinden, läuft. Der Drehkranz (13) läßt
sich um 360° in der Horizontalen bewegen.
[0025] Fig. 6 soll zeigen, daß es mit Hilfe des Drehkranzes (13) möglich ist, die an den
Zugelementen (5) hängende Abstichrinne (4), abweichend zur auf der Abstichbühne (3)
eingenommenen Position, während des Absenkens in eine andere Winkellage zu bringen.
Gemäß Fig. 5 sind die Schienen für das Transportmittel auf dem Hüttenflur z.B. im
rechten Winkel zur Lage der Rinne von der Abstichbühne angeordnet.
1. Vorrichtung zum Auswechseln von Abstichrinnen eines Schachtofens,
gekennzeichnet durch
sich auf Abstichbühnen-Niveau angeordneten Rinnen-Stützträgern (7) abstützende Zugelemente
(5), mit denen die Abstichrinne (4) zwischen Hüttenflur (2) oder einem anderen Niveau
und der Abstichbühne (3) angehoben bzw. abgesenkt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) auf Traversen (10) stehen, die ihrerseits an der Unterseite
der Abstichrinne (4) angeordnet sind.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) mit ihren Antrieben (8) auf einer transportablen ein- oder
mehrteiligen Plattform (9) angeordnet sind, die auf die Rinnen-Stützträger (7) absetzbar
ist.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) hydraulisch angetrieben sind, nach dem Prinzip der Kletterzylinder
arbeiten, und daß als Verbindungsmittel zwischen Zugelementen (5) und Abstichrinne
(4) Litzenseile, Stangen (6) oder dgl. vorgesehen sind.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) mechanische Spindel-Zugelemente sind.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugelemente (5) auf einem Drehkranz aufgestellt sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Anordnung der Zugelemente (5) auf einem Drehkranz (13) die eingehängte Abstichrinne
(4) während des Absenkens bzw. Anhebens drehbar ist.
8. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stangen (6) bzw. Litzenseile der Zugelemente (5) an den Rinnen-Stützträgern
(7) befestigt sind und die Zugelemente (5) mit der Abstichrinne (4) hochzuziehen bzw.
abwärtszulassen sind.