(19)
(11) EP 0 279 775 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.08.1988  Patentblatt  1988/34

(21) Anmeldenummer: 88810021.1

(22) Anmeldetag:  18.01.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E04B 1/94
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE ES FR GB IT LU NL SE

(30) Priorität: 20.01.1987 CH 183/87

(71) Anmelder: Baltensperger, Hugo
CH-8311 Brütten (CH)

(72) Erfinder:
  • Baltensperger, Hugo
    CH-8311 Brütten (CH)

(74) Vertreter: Feldmann, Clarence Paul 
c/o Patentanwaltsbüro FELDMANN AG Postfach Kanalstrasse 17
8152 Glattbrugg
8152 Glattbrugg (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung eines flammenhemmenden Isolierkörpers


    (57) Der Isolierkörper besteht aus einem Fasergebilde, das als wesentlichen Bestandteil geröstete Kokos­fasern, in welchen die leicht brennbaren Teile ent­fernt sind, und flammenhemmende Zutaten in flüssiger oder fester Form enthält.


    Beschreibung


    [0001] Als Wärme-, Kälte- und Schallschutz in Gebäuden dienen Ausrüstungen aus Dämmstoffen, welche organische Fasern in Form von Einlagen, Platten, Matten als Bekleidungen oder Zwischenschichten enthalten.

    [0002] Zufolge verschiedener technischer Mängel der herkömmli­chen Isolierkörper finden feinporige Stoffe, wie Kunst­stoffschaum, Polystrol und dergleichen vermehrt Verwen­dung. Letzteren haftet der schwere Nachteil an, dass sie nicht vielseitig verwendbar sind, weil das Volumen nicht konstant bleibt und sich bei Temperaturen im Be­reich von 100°C um ein vielfaches vergrössert, was die Verwendung stark beschränkt.

    [0003] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein flammen­hemmender Isolierkörper nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1, ein Verfahren zur Herstellung nach Patentanspruch 9 und eine Anwendung desselben nach Patentanspruch 12.

    [0004] Dem Isolierkörper liegt die Aufgabe zugrunde einen leicht herstellbaren, kostengünstigen Schutz gegen Energieabwanderungen zu schaffen; zugleich soll der­selbe gegen akustischen Lärm und Trittschall beson­ders wirksam sein, und die für akustische Isolie­rungen wichtigen federnden Eigenschaften erhalten.

    [0005] Ferner sollen Alters- und Zersetzungserscheinungen durch Fäulnis sowie Volumenveränderungen bei höheren Temperaturen als auch Vergiftungen vermieden werden.

    [0006] Diese vielseitigen Isolierungs-Aufgaben werden durch die im Kennzeichen des Patentanspruches 1 definierten Merkmale gelöst.

    [0007] Der Isolierkörper besteht aus einem Fasergebilde mit Kokosfasern als wesentlicher Bestandteil, bei wel­chen die leicht brennbaren Teile, insbesondere Holz­teile, zwischen den Faserbündeln im nachfolgend be­schriebenen Röstungsprozess entfernt sind. Mit den Kokosfasern können dem Fasergebilde auch andere, schwer brennbare organische oder anorganische Fasern beige­fügt sein. Das Fasergebilde enthält ferner essentielle Flammschutz-Zutaten in flüssiger oder fester Form. Letztere sollen aus Materialien sein, welche keiner der Giftklassen zugeordnet sind. Geeignet sind bei­spielsweise Borax, Bittersalz, Wasserglas und derglei­chen. Die Zutaten sind Stoffe, welche Energieabwande­rungen verhindern, den entstehenden Flammen Wärme ent­ziehen und brennbare oder erstickende Gase erzeugen. Besonders zweckmässig sind als Zutaten ferner wasser­haltige oder hygroskopische Salze.

    [0008] Der eine Wärme- und Kälteisolierung bewirkende Isolier­körper kann ein- oder mehrschichtig sein. Bei mehr­schichtiger Ausführung sind die Flammschutz-Zutaten zwischen Faserlagen eingebettet. Der Isolierkörper ist als Wärme- sowie Kälteschutz und für eine Vielzahl anderer Gebrauchszwecke geeignet, wie z.B. Matrazen-­Auflagen, Polsterartikel, Auto-Sitze, Platten, welche eine elastische Isolierung verlangen. Bei Bauteilen gibt der Isolierkörper einen besonders guten Schutz vor Kälte, Wärme, akustischem Lärm sowie Trittschall, und ist damit vielseitig verwendbar.

    [0009] Den Isolierkörper stellt man folgendermassen her : Kokosfasern werden während längerer Zeit, wenig­stens 60 Stunden in einem Moorbad einem Röstungs­ prozess unterzogen. Dalbei bewirkt man die Entfernung leicht brennbarer Holzpartikel zwischen den Faserbün­deln der Kokosfasern, zugleich wird eine Imprägnierung gegen Feuchtigkeit, Fäulnis, Zersetzung erzeugt. Im Zusammenspiel mit einer mit Nadeln arbeitenden, me­chanisch angetriebenen Rupfmaschine, wie Reisswolf, werden den gerösteten Kokosfasern flammenhemmende Zu­taten, wie Borax, Bittersalz, Magnesiumsulfat, Wasser­glas in fester oder flüssiger Form beigegeben. Ande­re organische und anorganische Fasern können dabei bei­gemischt werden und alsdann nimmt man die Verarbeitung zu Matten, Platten oder dergleichen vor. Die verwende­ten flammenhemmenden Zutaten sind keiner Giftklasse zugeordnet.

    [0010] Der Isolierkörper mit seinen flammenhemmenden Eigen­schaften ist auch als Additiv zu Mitteln geeignet, welche zur Herstellung von Oberflächenbelägen für Bauteile bestimmt sind.

    [0011] Das Fasergebilde kann mit den Kokosfasern noch andere organische Fasern enthalten, wie beispielsweise Hand-, Jute-, Sisal-, Ramie-, Kapok- und Flachsfasern. Die Röstung der Kokosfasern gibt dem Fasergebilde die Eigenschaft Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder ab­zugeben, was bei einer Vielzahl von Bauten erwünscht und zweckmässig ist.


    Ansprüche

    1. Flammenhemmender Isolierkörper, dadurch gekennzeich­net, dass derselbe aus einem Gebilde organischer Fasern ohne leicht brennbare Teile, insbesondere Holz in den Faserbündeln, besteht, und dass das Fasergebilde flüssige und/oder feste Flammschutz-­Zutaten enthält, welche bei Hitze und Pyrolyse flammenhemmend wirken.
     
    2. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass die Flammschutz-Zutaten die Eigen­schaft besitzen die Fasern bei Erhitzung zu zer­setzen und dem Verbrennungsprozess Energie zu entziehen.
     
    3. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass die Flammschutz-Zutaten die Eigen­schaft besitzen schwer oder nicht brennbare Gase zu erzeugen, welche den Sauerstoffgehalt an der Oberfläche der Fasern vom Fasergebilde vermindern.
     
    4. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass die Flammschutz-Zutaten die Eigen­schaft besitzen bei Erhitzung zu schmelzen und das Freiwerden von brennbaren Gasen an den Ober­flächen der Fasern zu erschweren.
     
    5. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass die Flammschutz-Zutaten die Eigen­schaft besitzen durch Dehydrierung die Pyrolyse zu beeinflussen und unbrennbare Zersetzungspro­dukte, wie Kohlenstoff-Skelett und Wasser zu erzeugen.
     
    6. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass das Fasergebilde aus organischen und aus Kunststoffasern besteht.
     
    7. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass das Fasergebilde aus Kokos- und feuerfesten Fasern, wie Gips-, Keramik- oder Carbonfasern besteht.
     
    8. Isolierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass die Flammschutz-Zutaten feuchtig­keitsaufnehmender und feuchtigkeitsabgebender Art sind.
     
    9. Verfahren zur Herstellung des flammenhemmenden Isolierkörpers nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, dass man durch Rösten organischer Fasern eine Imprägnierung bewirkt und die leicht brenn­baren Teile von den Faserbündeln trennt, eine Reinigung mit Wasser, alsdann eine Trocknung und Pressung vornimmt, das erhaltene Pressgut mechanisch auflockert und dabei die Flammschutz-­Zutaten in flüssiger oder fester Form zuführt.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass man das Rösten der organischen Fasern in einem Moorbad veranlasst.
     
    11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass man das Rösten in einem Moorbad in wenig­stens 24 Stunden vornimmt.
     
    12. Anwendung des nach dem Verfahren nach Anspruch 9 hergestellten Isolierkörpers, dadurch gekenn­zeichnet, dass man den erzeugten Isolierkörper als Additiv für die Herstellung von Oberflächen­belägen von Bauteilen verwendet.
     
    13. Anwendung des nach dem Verfahren nach Anspruch 9 hergestellten Isolierkörpers, dadurch gekennzeich­net, dass man den erzeugten Isolierkörper für Wärme-, Kälte- und Schallschutz bei Bauteilen verwendet.