[0001] Die Erfindung betrifft einen gepolsterten Gurt, insbesondere zur Lastaufnahme am
menschlichen Körper, bestehend aus einem textilen Gewebeschlauch zur Lastaufnahme
und einem im Inneren des Gewebeschlauchs aufgenommenen Polstermaterial.
[0002] Derartige gepolsterte Gurte werden beispielsweise bei der Anfertigung von Klettergürteln
für Bergsteiger oder von Tragegurten für Rucksäcke oder ähnliches eingesetzt. Die
Gurte dienen dabei zur Übertragung einer Last auf den menschlichen Körper, wobei
vor allem darauf zu achten ist, daß die Lasteinleitung in den menschlichen Körper
ohne lokale Lastspitzen erfolgt. In besonderem Maße gilt dies bei Klettergürteln,
um Verletzungen bei Seilstürzen zu verhindern. Aber auch bei Rucksack-Tragegurten
ist eine flächige Lasteinleitung gefordert, um Druck- oder Scheuerstellen zu vermeiden
und einen hohen Tragekomfort sicherzustellen. Eine weitere beispielsweise Verwendung
derartiger gepolsterter Gurte findet sich bei der Anfertigung von Sattelgurten für
Lasttiere, wie beispielsweise Pferde.
[0003] Herkömmliche gepolsterte Gurte dieser Art bestehen aus einem einstückig gewebten
Schlauchgewebe, das zur Herstellung von Tragegurten für Rucksäcke oder von Klettergürteln
in entsprechende Stücke geschnitten wird, in die ein Polstermaterial in Gestalt von
im Querschnitt rechteckigen Schaumstoffstreifen eingezogen wird. Dieses Einziehen
wird in der Praxis entweder von Hand oder aber unter Verwendung maschineller Hilfsvorrichtungen
durchgeführt. Nach dem Einsetzen der Schaumstoff-Stücke werden die Enden der Stücke
aus Schlauchgewebe in der gewünschten Weise zu Tragegurten oder Klettergürteln vernäht.
Unabhängig davon, ob das Einziehen des Füllmaterials von Hand oder mit maschineller
Hilfe geschieht, ist daher die Herstellung arbeitsaufwendig und kostspielig.
[0004] In der Praxis ergeben sich überdies einige problematische Eigenschaften derartiger
bekannter gepolsterter Gurte. Zum einen sind die Schaumstoffeinlagen im Querschnitt
rechteckig. Da sie zur Entfaltung der gewünschten Polsterwirkung aus nicht allzu weichem
Material bestehen dürfen, neigen die Kanten des rechteckigen Querschnitts trotz der
Elastizität des Materials zur Herbeiführung von Scheuerstellen. Darüber hinaus zeigt
es sich, daß die für den Einsatz in Frage kommenden Schaumstoffe wenig alterungsbeständig
sind und im Dauergebrauch alsbald krümelig zerfallen. Insbesondere tritt diese unerwünschte
Erscheinung durch den Einfluß des Hautschweißes der Benutzer auf, wobei zu berücksichtigen
ist, daß bei den vorgesehenen Anwendungsfällen die Gurte häufig auf bloßer Haut oder
auf nur dünner Kleidung und bei sportlicher Anstrengung mit entsprechender Transpiration
getragen werden. Auch der Einfluß der Ultraviolettstrahlung der Sonne scheint diesen
Alterungsprozeß zu beschleunigen.
[0005] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht somit darin, einen gepolsterten
Gurt der eingangs genannten Gattung zu schaffen, der bei einfacher kostengünstiger
Herstellung einen erhöhten Tragekomfort gewährleistet.
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe bei einem gepolsterten Gurt der eingangs genannten
Gattung dadurch gelöst, daß das Polstermaterial aus in Richtung der Kettfäden des
Gewebeschlauchs in Längsrichtung in dessen Innerem angeordnetem Kräuselgarn besteht.
[0007] Durch diese erfindungsgemäße Ausgestaltung wird erreicht, daß sich der Gurt in optimaler
Weise an die anatomischen Gegebenheiten des menschlichen Körpers ohne Druckstellen
anpaßt. Besonders vorteilhaft ist es dabei, daß die zu übertragende Last ausschließlich
von dem äußeren im Verhältnis zum Füllmaterial dehnungsarmen Gewebeschlauch aufgenommen
wird, so daß das Füllmaterial in Längsrichtung keinen Belastungen unterliegt, daher
in Längsrichtung auch nicht gedehnt wird, so daß die einzelnen Stränge des Kräuselgarns
nicht verstreckt werden und ihre voluminöse Bauschigkeit auch bei Belastung erhalten
bleibt. Wegen der Kräuselung der ein zelnen Stränge des Füllmaterials verstreben
sich diese in Querrichtung gegenseitig, so daß sie im Inneren des Gewebeschlauches
nicht verrutschen können und der flächige Polsterungseffekt auch im Dauergebrauch
erhalten bleibt.
[0008] Um jede Verstreckung des Kräuselgarns in Längsrichtung durch Kraftbelastung zu vermeiden,
ist es bevorzugt, daß das das Polstermaterial darstellende Kräuselgarn ohne Verbindung
mit dem Gewebeschlauch lose in dessen Innerem aufgenommen ist. Wegen der voluminösen
Bauschigkeit und Kräuselung der einzelnen Garnstränge wird auch dabei eine Verschiebung
und Zusammenballung in Querrichtung vermieden.
[0009] Bevorzugt ist es, daß das Kräuselgarn ein texturiertes Chemiefasergarn mit voluminöser
Bauschigkeit ist wie ein texturiertes Polyester-Endlosgarn. Ein derartiges Material
ist nicht nur hinsichtlich der Bauschigkeit sehr formstabil, sondern zeichnet sich
auch durch Schweißfestigkeit und Alterungsbeständigkeit aus.
[0010] Bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Polstergurts ist vorgesehen,
daß der Gewebeschlauch aus einer oberen Gewebelage und einer unteren Gewebelage unterschiedlicher
Materialbeschaffenheit besteht.
[0011] Bevorzugt besteht die obere Gewebelage aus einem witterungsbeständigen Material
hoher Reißfestigkeit und Bruchdehnung, wie einem Polyamidgarn. Diese obere Gewebelage
ist dann in erster Linie für die Lastaufnahme verantwortlich. Sie wird im Gebrauch
auf der körperfernen Seite angeordnet und gewährleistet zudem die erforderliche Witterungsbeständigkeit
und Unempfindlichkeit gegen UV-Bestrahlung.
[0012] Die untere Gewebelage besteht vorzugsweise aus einem atmungsfähigen, hautfreundlichen
Material, wie Polyester-Spinnfasergarn, Baumwoll-Polyester-Mischgarn, PVC- oder Polypropylen-Garn.
Die Unterseite ist dabei zur Auflage auf dem menschlichen Körper vorgesehen. Die bevorzugten
Materialien weisen Trageeigenschaften auf, die jenen aus Naturfasern, wie beispielsweise
Baumwolle hinsichtlich Hautfreundlichkeit und Atmungsfähigkeit sehr nahekommen oder
diese gar übertreffen.
[0013] Bei einem bevorzugten Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen gepolsterten
Gurtes ist vorgesehen, daß der Gewebeschlauch in einer Webmaschine, beispielsweise
einem Bandwebstuhl, einstückig in einem Arbeitsgang gewebt wird und daß dabei als
Polstermaterial eine Vielzahl von Garnsträngen des Kräuselgarns als Kettfäden zugeführt
und ohne Verwebung mit den Schuß- und Kettfäden des Gewebeschlauchs in dessen Innenraum
lose eingezogen wird.
[0014] Es wird dabei also in einem einzigen Arbeitsgang ein gepolsteter Gurt aus Gewebeschlauch
und Polstermaterial hergestellt. Die Arbeitsgänge des mühsamen Einziehens von Stücken
des Polstermaterials wie beim Stand der Technik entfallen. Der aus der Webmaschine
erfindungsgemäß austretende Gurt kann zur Weiterverarbeitung und Konfektionierung
beispielsweise zu Klettergürteln oder Tragegurten für Rucksäcke in Stücke geschnitten
werden. Zum Vernähen der Enden dieser Stücke kann im Bedarfsfall auch entweder ein
Teil des Füllmaterials herausgeschnitten oder einfach in das Innere des Gurtes zurückgeschoben
werden, so daß die Enden in der gewünschten Weise ohne polsternde Zwischenlage vernäht
werden können. Es ist somit kein nachträgliches Zuschneiden und Einziehen von zusätzlichen
Elementen erforderlich.
[0015] Die Erfindung wird im folgenden beispielsweise unter Bezugnahme auf die Zeichnung
näher erläutert; die einzige Figur der Zeichnung zeigt eine schematische Darstellung
eines Stücks des gepolsterten Gurts in perspektivischer Ansicht mit einem unregelmäßig
ausgeschnittenen Ende zur Darstellung von Einzelheiten.
[0016] Das gezeigte Ausführungsbeispiel des gepolsterten Gurts umfaßt einen im Querschnitt
spitz-ovalen Gewebeschlauch aus einer oberen Gewebelage 2 und einer unteren Gewebelage
3, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. Die obere Gewebelage 2
kann einfarbig oder mehrfach gemustert, beispielsweise mit farbigen Längsstreifen
gewebt oder mit eingewebten oder aufgedruckten Symbolen versehen sein. Das Material
der oberen Gewebelage 2 besteht beispielsweise aus einem witterungsbeständigen Polyamidgarn
hoher Reißfestigkeit und Bruchdehnung.
Die untere Gewebelage 3, die zur Auflage auf dem Körper des Benutzers bestimmt ist,
besteht beispielsweise aus einem Polyester-Spinnfasergarn, einem Baumwoll-Polyester-Mischgarn
oder einem PVC- oder Polypropylen-Garn. Diese Materialien zeichnen sich durch hohe
Atmungsfähigkeit und Hautfreundlichkeit aus und kommen in ihren Eigenschaften Naturfasern
nahe, so daß sich ein hoher Tragekomfort gewährleisten läßt. Die obere Gewebelage
2 und die untere Gewebelage 3 werden bei der Herstellung des Gewebeschlauchs unter
Verwendung der unterschiedlichen Materialien als Kett- und Schußfäden einstückig
zusammengewebt.
[0017] Wie dargestellt, ist der Innenraum des Gewebeschlauchs 1 mit Kräuselgarn 10 gefüllt,
dessen einzelne Garnstränge 11 sich in Richtung 20 der Kettfäden des Gewebeschlauchs
in dessen Längsrichtung erstrecken. Die einzelnen Garnstränge 11 des Kräuselgarns
sind weder miteinander noch mit den Kett- oder Schußfäden des Gewebeschlauchs verbunden.
Sie sind lose im Innenraum des Gewebeschlauchs 1 aufgenommen, können sich jedoch wegen
ihrer voluminösen Bauschigkeit gegeneinander nicht verschieben, so daß die Polstergestalt
des Gurtes im Gebrauch aufrechterhalten bleibt.
[0018] Das Kräuselgarn 10 ist ein texturiertes Chemiefasergarn mit voluminöser Bauschigkeit,
beispielsweise ein texturiertes Polyester-Enlosgarn.
[0019] Die Herstellung des gepolsterten Gurtes erfolgt auf einem Bandwebstuhl bzw. einer
Gurt-Webmaschine. Dabei werden in die Webmaschine als Kettfäden gleichzeitig die Garne
für die obere Gewebelage 2, die untere Gewebelage 3 und das Kräuselgarn 10 zugeführt.
Während des Webvorgangs werden die Kettfäden der oberen und unteren Gewebelagen 2,
3 mit ihren jeweiligen Schußfäden zu dem einstückigen Gewebeschlauch verwebt, während
die Garnstränge 11 des Kräuselgarns 10 ohne Verwebung mit dem Gewebeschlauch 1 in
dessen Innenraum lose eingezogen werden. Die gesamte Herstellung erfolgt also in kostengünstiger
Weise in einem einzigen Arbeitsgang auf einer einzigen Maschine.
[0020] Zur Konfektionierung des Gurtes, d.h. zur Herstellung von beispielsweise Tragegurten
für Rucksäcke oder Klettergürtel, werden entsprechende Stücke abgeschnitten. Je nach
Bedarf können entweder aus den Enden dieser Stücke Teile des Kräuselgarns herausgeschnitten
oder das Kräuselgarn an diesen Enden in das Innere des Gewebeschlauches zurückgeschoben
werden, so daß diese Enden ohne Zwischenlage von Polstermaterial mit den entsprechenden
Enden anderer Stücke zur Bildung der gewünschten Artikel vernäht werden können.
1. Gepolsterter Gurt, insbesondere zur Lastaufnahme am menschlichen Körper, bestehend
aus einem textilen Gewebeschlauch zur Lastaufnahme und einem im Inneren des Gewebeschlauchs
aufgenommenen Polstermaterial, dadurch gekennzeichnet, daß das Polstermaterial aus in Richtung (20) der Kettfäden des Gewebeschlauchs (1)
in Längsrichtung in dessen Innerem angeordnetem Kräuselgarn (10) besteht.
2. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das das Polstermaterial darstellende Kräuselgarn (10) ohne Verbindung mit dem
Gewebeschlauch (1) lose in dessen Innerem aufgenommen ist.
3. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Kräuselgarn (10) ein texturiertes Chemiefasergarn mit voluminöser Bauschigkeit
ist, wie ein texturiertes Polyester-Endlosgarn.
4. Gepolsterter Gurt nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Gewebeschlauch (1) aus einer oberen Gewebelage (2) und einer unteren Gewebelage
(3) unterschiedlicher Materialbeschaffenheit besteht.
5. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die obere Gewebelage (2) aus einem witterungsbeständigen Material hoher Reißfestigkeit
und Bruchdehnung besteht, wie einem Polyamidgarn.
6. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die untere Gewebelage (3) aus einem atmungsfähigen, hautfreundlichen Material
besteht, wie Polyester-Spinnfasergarn, Baumwoll-Polyester-Mischgarn, PVC- oder Polypropylen-Garn.
7. Verfahren zur Herstellung eines gepolsterten Gurtes nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Gewebeschlauch (1) in einer Webmaschine einstückig in einem Arbeitsgang
gewebt wird und daß dabei als Polstermaterial eine Vielzahl von Garnsträngen (11)
des Kräuselgarns (10) als Kettfäden zugeführt und ohne Verwebung mit den Schuß- und
Kettfäden des Gewebeschlauchs (1) in dessen Innenraum lose eingezogen wird.