(19)
(11) EP 0 279 950 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.08.1988  Patentblatt  1988/35

(21) Anmeldenummer: 87119268.8

(22) Anmeldetag:  28.12.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A45C 13/30, D03D 15/00, D03D 3/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 24.02.1987 DE 3705908

(71) Anmelder: AROVA-MAMMUT AG
CH-5600 Lenzburg (CH)

(72) Erfinder:
  • Leutert, Rudolf
    CH-9126 Neckar SG (CH)

(74) Vertreter: Strasser, Wolfgang, Dipl.-Phys et al
Patentanwälte Strohschänk, Uri, Strasser & Englaender Innere Wiener Strasse 8
81667 München
81667 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gepolsterter Gurt


    (57) Bei einem gepolsterten Gurt, insbesondere zur Lastaufnahme am menschlichen Körper, bestehend aus einem textilen Gewebeschlauch (1) zur Lastaufnahme und einem im Inneren des Gewebeschlauchs aufgenommenen Polstermaterial, ist zur Vereinfachung der Her­stellung und zur Verbesserung des Tragekomforts vorgesehen, daß das Polstermaterial aus in Richtung (20) der Kettfäden des Gewebeschlauchs (1) in Längsrichtung in dessen Innerem angeord­netem Kräuselgarn (10) besteht.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen gepolsterten Gurt, insbesondere zur Lastaufnahme am menschlichen Körper, bestehend aus einem textilen Gewebeschlauch zur Lastaufnahme und einem im Inneren des Gewebeschlauchs aufgenommenen Polstermaterial.

    [0002] Derartige gepolsterte Gurte werden beispielsweise bei der An­fertigung von Klettergürteln für Bergsteiger oder von Trage­gurten für Rucksäcke oder ähnliches eingesetzt. Die Gurte die­nen dabei zur Übertragung einer Last auf den menschlichen Kör­per, wobei vor allem darauf zu achten ist, daß die Lastein­leitung in den menschlichen Körper ohne lokale Lastspitzen erfolgt. In besonderem Maße gilt dies bei Klettergürteln, um Verletzungen bei Seilstürzen zu verhindern. Aber auch bei Ruck­sack-Tragegurten ist eine flächige Lasteinleitung gefordert, um Druck- oder Scheuerstellen zu vermeiden und einen hohen Tragekomfort sicherzustellen. Eine weitere beispielsweise Verwen­dung derartiger gepolsterter Gurte findet sich bei der Anfertigung von Sattelgurten für Lasttiere, wie beispielsweise Pferde.

    [0003] Herkömmliche gepolsterte Gurte dieser Art bestehen aus einem einstückig gewebten Schlauchgewebe, das zur Herstellung von Tragegurten für Rucksäcke oder von Klettergürteln in entspre­chende Stücke geschnitten wird, in die ein Polstermaterial in Gestalt von im Querschnitt rechteckigen Schaumstoffstreifen eingezogen wird. Dieses Einziehen wird in der Praxis entweder von Hand oder aber unter Verwendung maschineller Hilfsvor­richtungen durchgeführt. Nach dem Einsetzen der Schaumstoff-­Stücke werden die Enden der Stücke aus Schlauchgewebe in der gewünschten Weise zu Tragegurten oder Klettergürteln vernäht. Unabhängig davon, ob das Einziehen des Füllmaterials von Hand oder mit maschineller Hilfe geschieht, ist daher die Herstel­lung arbeitsaufwendig und kostspielig.

    [0004] In der Praxis ergeben sich überdies einige problematische Eigen­schaften derartiger bekannter gepolsterter Gurte. Zum einen sind die Schaumstoffeinlagen im Querschnitt rechteckig. Da sie zur Entfaltung der gewünschten Polsterwirkung aus nicht allzu weichem Material bestehen dürfen, neigen die Kanten des recht­eckigen Querschnitts trotz der Elastizität des Materials zur Herbeiführung von Scheuerstellen. Darüber hinaus zeigt es sich, daß die für den Einsatz in Frage kommenden Schaumstoffe wenig alterungsbeständig sind und im Dauergebrauch alsbald krümelig zerfallen. Insbesondere tritt diese unerwünschte Erscheinung durch den Einfluß des Hautschweißes der Benutzer auf, wobei zu berücksichtigen ist, daß bei den vorgesehenen Anwendungsfällen die Gurte häufig auf bloßer Haut oder auf nur dünner Kleidung und bei sportlicher Anstrengung mit entsprechender Transpira­tion getragen werden. Auch der Einfluß der Ultraviolettstrah­lung der Sonne scheint diesen Alterungsprozeß zu beschleunigen.

    [0005] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht somit darin, einen gepolsterten Gurt der eingangs genannten Gattung zu schaf­fen, der bei einfacher kostengünstiger Herstellung einen er­höhten Tragekomfort gewährleistet.

    [0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe bei einem gepolsterten Gurt der eingangs genannten Gattung dadurch gelöst, daß das Polstermaterial aus in Richtung der Kettfäden des Gewebeschlauchs in Längsrichtung in dessen Innerem angeordnetem Kräuselgarn be­steht.

    [0007] Durch diese erfindungsgemäße Ausgestaltung wird erreicht, daß sich der Gurt in optimaler Weise an die anatomischen Gegeben­heiten des menschlichen Körpers ohne Druckstellen anpaßt. Be­sonders vorteilhaft ist es dabei, daß die zu übertragende Last ausschließlich von dem äußeren im Verhältnis zum Füllma­terial dehnungsarmen Gewebeschlauch aufgenommen wird, so daß das Füllmaterial in Längsrichtung keinen Belastungen unterliegt, daher in Längsrichtung auch nicht gedehnt wird, so daß die ein­zelnen Stränge des Kräuselgarns nicht verstreckt werden und ihre voluminöse Bauschigkeit auch bei Belastung erhalten bleibt. Wegen der Kräuselung der ein­ zelnen Stränge des Füllmaterials verstreben sich diese in Quer­richtung gegenseitig, so daß sie im Inneren des Gewebeschlauches nicht verrutschen können und der flächige Polsterungseffekt auch im Dauergebrauch erhalten bleibt.

    [0008] Um jede Verstreckung des Kräuselgarns in Längsrichtung durch Kraftbelastung zu vermeiden, ist es bevorzugt, daß das das Pol­stermaterial darstellende Kräuselgarn ohne Verbindung mit dem Gewebeschlauch lose in dessen Innerem aufgenommen ist. Wegen der voluminösen Bauschigkeit und Kräuselung der einzelnen Garnstränge wird auch dabei eine Verschiebung und Zusammenbal­lung in Querrichtung vermieden.

    [0009] Bevorzugt ist es, daß das Kräuselgarn ein texturiertes Chemie­fasergarn mit voluminöser Bauschigkeit ist wie ein texturiertes Polyester-Endlosgarn. Ein derartiges Material ist nicht nur hinsichtlich der Bauschigkeit sehr formstabil, sondern zeichnet sich auch durch Schweißfestigkeit und Alterungsbeständigkeit aus.

    [0010] Bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Polstergurts ist vorgesehen, daß der Gewebeschlauch aus einer oberen Gewebelage und einer unteren Gewebelage unterschied­licher Materialbeschaffenheit besteht.

    [0011] Bevorzugt besteht die obere Gewebelage aus einem witterungsbe­ständigen Material hoher Reißfestigkeit und Bruchdehnung, wie einem Polyamidgarn. Diese obere Gewebelage ist dann in erster Linie für die Lastaufnahme verantwortlich. Sie wird im Gebrauch auf der körperfernen Seite angeordnet und gewährleistet zudem die erforderliche Witterungsbeständigkeit und Unempfindlichkeit gegen UV-Bestrahlung.

    [0012] Die untere Gewebelage besteht vorzugsweise aus einem atmungs­fähigen, hautfreundlichen Material, wie Polyester-Spinnfasergarn, Baumwoll-Polyester-Mischgarn, PVC- oder Polypropylen-­Garn. Die Unterseite ist dabei zur Auflage auf dem menschlichen Körper vorgesehen. Die bevorzugten Materialien weisen Trage­eigenschaften auf, die jenen aus Naturfasern, wie beispiels­weise Baumwolle hinsichtlich Hautfreundlichkeit und Atmungs­fähigkeit sehr nahekommen oder diese gar übertreffen.

    [0013] Bei einem bevorzugten Verfahren zur Herstellung eines erfindungs­gemäßen gepolsterten Gurtes ist vorgesehen, daß der Gewebeschlauch in einer Webmaschine, beispielsweise einem Bandwebstuhl, ein­stückig in einem Arbeitsgang gewebt wird und daß dabei als Pol­stermaterial eine Vielzahl von Garnsträngen des Kräuselgarns als Kettfäden zugeführt und ohne Verwebung mit den Schuß- und Kettfäden des Gewebeschlauchs in dessen Innenraum lose einge­zogen wird.

    [0014] Es wird dabei also in einem einzigen Arbeitsgang ein gepolsteter Gurt aus Gewebeschlauch und Polstermaterial hergestellt. Die Arbeitsgänge des mühsamen Einziehens von Stücken des Polsterma­terials wie beim Stand der Technik entfallen. Der aus der Web­maschine erfindungsgemäß austretende Gurt kann zur Weiterver­arbeitung und Konfektionierung beispielsweise zu Klettergürteln oder Tragegurten für Rucksäcke in Stücke geschnitten werden. Zum Vernähen der Enden dieser Stücke kann im Bedarfsfall auch ent­weder ein Teil des Füllmaterials herausgeschnitten oder einfach in das Innere des Gurtes zurückgeschoben werden, so daß die Enden in der gewünschten Weise ohne polsternde Zwischenlage vernäht werden können. Es ist somit kein nachträgliches Zuschneiden und Ein­ziehen von zusätzlichen Elementen erforderlich.

    [0015] Die Erfindung wird im folgenden beispielsweise unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert; die einzige Figur der Zeich­nung zeigt eine schematische Darstellung eines Stücks des ge­polsterten Gurts in perspektivischer Ansicht mit einem unregel­mäßig ausgeschnittenen Ende zur Darstellung von Einzelheiten.

    [0016] Das gezeigte Ausführungsbeispiel des gepolsterten Gurts umfaßt einen im Querschnitt spitz-ovalen Gewebeschlauch aus einer obe­ren Gewebelage 2 und einer unteren Gewebelage 3, die aus unter­schiedlichen Materialien bestehen können. Die obere Gewebelage 2 kann einfarbig oder mehrfach gemustert, beispielsweise mit farbigen Längsstreifen gewebt oder mit eingewebten oder aufge­druckten Symbolen versehen sein. Das Material der oberen Gewebe­lage 2 besteht beispielsweise aus einem witterungsbeständigen Polyamidgarn hoher Reißfestigkeit und Bruchdehnung.
    Die untere Gewebelage 3, die zur Auflage auf dem Körper des Be­nutzers bestimmt ist, besteht beispielsweise aus einem Polyester-­Spinnfasergarn, einem Baumwoll-Polyester-Mischgarn oder einem PVC- oder Polypropylen-Garn. Diese Materialien zeichnen sich durch hohe Atmungsfähigkeit und Hautfreundlichkeit aus und kom­men in ihren Eigenschaften Naturfasern nahe, so daß sich ein hoher Tragekomfort gewährleisten läßt. Die obere Gewebelage 2 und die untere Gewebelage 3 werden bei der Herstellung des Gewebeschlauchs unter Verwendung der unterschiedlichen Materia­lien als Kett- und Schußfäden einstückig zusammengewebt.

    [0017] Wie dargestellt, ist der Innenraum des Gewebeschlauchs 1 mit Kräuselgarn 10 gefüllt, dessen einzelne Garnstränge 11 sich in Richtung 20 der Kettfäden des Gewebeschlauchs in dessen Längsrichtung erstrecken. Die einzelnen Garnstränge 11 des Kräuselgarns sind weder miteinander noch mit den Kett- oder Schußfäden des Gewebeschlauchs verbunden. Sie sind lose im Innenraum des Gewebeschlauchs 1 aufgenommen, können sich jedoch wegen ihrer voluminösen Bauschigkeit gegeneinander nicht ver­schieben, so daß die Polstergestalt des Gurtes im Gebrauch auf­rechterhalten bleibt.

    [0018] Das Kräuselgarn 10 ist ein texturiertes Chemiefasergarn mit voluminöser Bauschigkeit, beispielsweise ein texturiertes Polyester-Enlosgarn.

    [0019] Die Herstellung des gepolsterten Gurtes erfolgt auf einem Bandwebstuhl bzw. einer Gurt-Webmaschine. Dabei werden in die Webmaschine als Kettfäden gleichzeitig die Garne für die obere Gewebelage 2, die untere Gewebelage 3 und das Kräuselgarn 10 zugeführt. Während des Webvorgangs werden die Kettfäden der oberen und unteren Gewebelagen 2, 3 mit ihren jeweiligen Schußfäden zu dem einstückigen Gewebeschlauch verwebt, während die Garnstränge 11 des Kräuselgarns 10 ohne Verwebung mit dem Gewebeschlauch 1 in dessen Innenraum lose eingezogen werden. Die gesamte Herstellung erfolgt also in kostengünstiger Weise in einem einzigen Arbeitsgang auf einer einzigen Maschine.

    [0020] Zur Konfektionierung des Gurtes, d.h. zur Herstellung von beispielsweise Tragegurten für Rucksäcke oder Klettergürtel, werden entsprechende Stücke abgeschnitten. Je nach Bedarf können ent­weder aus den Enden dieser Stücke Teile des Kräuselgarns heraus­geschnitten oder das Kräuselgarn an diesen Enden in das Innere des Gewebeschlauches zurückgeschoben werden, so daß diese Enden ohne Zwischenlage von Polstermaterial mit den entsprechenden Enden anderer Stücke zur Bildung der gewünschten Artikel vernäht werden können.


    Ansprüche

    1. Gepolsterter Gurt, insbesondere zur Lastaufnahme am mensch­lichen Körper, bestehend aus einem textilen Gewebeschlauch zur Lastaufnahme und einem im Inneren des Gewebeschlauchs aufgenommenen Polstermaterial, dadurch gekenn­zeichnet, daß das Polstermaterial aus in Rich­tung (20) der Kettfäden des Gewebeschlauchs (1) in Längs­richtung in dessen Innerem angeordnetem Kräuselgarn (10) besteht.
     
    2. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß das das Polstermaterial dar­stellende Kräuselgarn (10) ohne Verbindung mit dem Ge­webeschlauch (1) lose in dessen Innerem aufgenommen ist.
     
    3. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge­kennzeichnet, daß das Kräuselgarn (10) ein texturiertes Chemiefasergarn mit voluminöser Bauschigkeit ist, wie ein texturiertes Polyester-Endlosgarn.
     
    4. Gepolsterter Gurt nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, daß der Gewebe­schlauch (1) aus einer oberen Gewebelage (2) und einer unteren Gewebelage (3) unterschiedlicher Materialbe­schaffenheit besteht.
     
    5. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß die obere Gewebelage (2) aus einem witterungsbeständigen Material hoher Reißfestigkeit und Bruchdehnung besteht, wie einem Polyamidgarn.
     
    6. Gepolsterter Gurt nach Anspruch 4 oder 5, dadurch ge­kennzeichnet, daß die untere Gewebelage (3) aus einem atmungsfähigen, hautfreundlichen Material be­steht, wie Polyester-Spinnfasergarn, Baumwoll-Polyester-­Mischgarn, PVC- oder Polypropylen-Garn.
     
    7. Verfahren zur Herstellung eines gepolsterten Gurtes nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Gewebeschlauch (1) in einer Web­maschine einstückig in einem Arbeitsgang gewebt wird und daß dabei als Polstermaterial eine Vielzahl von Garnsträngen (11) des Kräuselgarns (10) als Kettfäden zugeführt und ohne Verwebung mit den Schuß- und Kettfäden des Gewebeschlauchs (1) in dessen Innenraum lose eingezogen wird.
     




    Zeichnung