[0001] Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, insbesondere ein Drehgestell,
mit zwei durch eine Kopplungseinrichtung gegensinnig miteinander gekoppelten Radsätzen,
von denen jeder eine in zwei Radsatzlagern laufende Achse aufweist, an der die beiden
Räder starr befestigt sind und mit einem am Fahrgestell abgestützten Fahrzeugrahmen,
wobei die Radsatzlager über elastische Primärfederelemente mit dem Fahrgestellrahmen
verbunden sind.
[0002] An die Fahrwerke moderner Schienenfahrzeuge werden heutzutage aufgrund der erwünschten
Geschwindigkeitssteigerungen hohe Anforderungen bezüglich eines guten Bogenfahrverhaltens
im Sinne niedriger horizontaler Kraftkomponenten und geringem Verschleiß zwischen
Rad und Schiene sowie bezüglich großer Stabilität bei hohen Fahrgeschwindigkeiten
gestellt.
[0003] Bei Schienenfahrzeugen mit profilierten Radlaufflächen und über eine torsionssteife
Radsatzwelle nahezu starr gekoppelten Rädern treten abhängig von der Querauslenkung
der Radsätze Kräfte und Momente auf, die den Radsatz in seine Ausgangsstellung zurückführen.
Diese an sich wünschenswerte Eigenschaft starrer Radsätze führt jedoch bei konventionellen
Fahrwerken oberhalb einer bestimmten, von der dynamischen Auslegung der Steifigkeiten
der Radsatzführung abhängigen Fahrgeschwindigkeit zu unzulässig großen Quer- und Wendebewegungen,
dem "Zickzacklauf".
[0004] Die Forderung nach einem guten Bogenfahrverhalten bedeutet in der Praxis, daß die
Radsätze eines Fahrgestelles eine möglichst radiale Stellung zu den Schienen einnehmen,
so daß die optimale Abrollbedingung erfüllt ist. Dieser Zustand setzt voraus, daß
die Räder der Schiene tangential folgen und ohne Schlupf in den Radaufstandspunkten
abrollen. Dieser Idealzustand kann bei Schienenfahrzeug-Fahrwerken mit starren Radsätzen
nur angenähert erreicht werden.
[0005] Bei Verwendung von Radsätzen mit bezüglich der Abrollbewegung starrer Kopplung beider
Räder lassen sich die physikalischen Vorgänge im Berührungspunkt von Rad und Schiene
dahingehend ausnutzen, daß Kräfte und Momente entstehen, die die Fehlstellung der
Radsätze und damit die Führungskräfte und den Verschleiß zwischen Rad und Schiene
minimieren . Wird z.B. ein Radsatz mit sogenanntem Hohlprofil in Querrichtung geringfügig
ausgelenkt, so entstehen aufgrund der für diese Profilform charakteristischen ungleichen
Neigungswinkel in den Berührflächen beider Räder eines Radsatzes rückführende Geometrieseitenkräfte
sowie wegen der Rollkreisdifferenz zwischen beiden Rädern bei nicht erfüllter optimaler
Abrollbedingung ein Schlupf sowohl in Längs- als auch Querrichtung, wodurch entsprechende
Kraftschlußkräfte in Längs-bzw. Querrichtung hervorgerufen werden. Die Längskraftschlußkräfte
wirken in der Weise, daß ein Wendemoment um die Hochachse entsteht. Diese physikalischen
Effekte sind als Führ- und Selbstwendevermögen des starren Radsatzes bekannt und können
für eine radiale Einstellung der Radsätze bei Bogenfahrt genutzt werden.
[0006] Da die Wendebewegung gegen die auftretenden Rückstellkräfte der elastischen Anlenkung
an den Fahrgestellrahmen erfolgt, ist für ein gutes Bogenfahrverhalten eine in Längsrichtung
weiche Radsatzführung erforderlich. Eine derartige Radsatzführung widerspricht jedoch
der Forderung nach ausreichender Stabilität bei hohen Fahrgeschwindigkeiten wie theoretische
Untersuchungen und praktische Fahrversuche gleichermaßen zeigen.
[0007] Aus der DE-AS 23 56 267 ist ein Laufwerk für ein Schienenfahrzeug mit einem auf
den Achslagern abgestützten lasttragenden Rahmen mit mindestens zwei durch eine mechanische
Kopplungseinrichtung gegensinnig miteinander gekoppelten Radsätzen bekannt, wobei
die Laufflächen der Räder eine bestimmte Konizität aufweisen, zwischen dem lasttragenden
Rahmen und den Achslagern seitlich und in Längsrichtung federnde Auflager vorgesehen
und die Steifigkeit der federnden Auflager derart bemessen ist, daß bei Kurvenfahrt
die elastischen Rückstellkräfte an jedem Radsatz kleiner sind als die durch die Laufflächenkonizität
erzeugten Lenkkräfte. Hierbei ist zwar eine geeignete Möglichkeit zur Nutzung des
Selbstwendevermögens der Radsätze bei gleichzeitig erhöhter Stabilität durch gezielte
Kopplung der Wendebewegungen beider Radsätze bekannt, jedoch erfolgt hierbei noch
die notwendige Kopplung über eine mechanische Vorrichtung, die z.B. Verbindungsstangen
enthält, welche jeweils zwei diagonal einander gegenüberliegende Achslager der Radsätze
miteinander verbinden, die den bei modernen Drehgestellen nur knapp bemessenen Bauraum
in der Drehgestellmitte beanspruchen, wobei für hohe Fahrgeschwindigkeiten zusätzliche
Elemente zur gezielten Dämpfung der dynamischen Wendebewegungen erforderlich sind.
Die Längskräfte aus den Beschleunigungs- und Verzögerungsvorgängen des Schienenfahrzeugs
werden dabei über die Federelemente der Radsatzführung übertragen und beeinflussen
demzufolge die radiale Einstellung der Radsätze bei Bogenfahrt.
[0008] Die Vielzahl mechanischer Kopplungselemente stellt fernerhin hohe Anforderungen an
Fertigung und Montage, um Winkelfehler der Radsätze auszuschließen.
[0009] Es ist ferner aus der DE-AS 26 30 353 ein Laufwerk für ein Schienenfahrzeug bekannt
mit mindestens zwei durch eine mechanische Kopplungseinrichtung miteinander gekoppelten
Radsätzen, wobei die Kopplungseinrichtung zwei auf derselben Seite des Laufwerks liegende
Arme und Streben aufweist, von denen jeder an einem Ende eines Radsatzes befestigt
ist und deren freie Enden aufeinander zugerichtet sind, wobei die freien Enden der
Arme über die Kopplungseinrichtung miteinander verbunden sind, die so ausgebildet
ist, daß sie ein totes Spiel zwischen den Enden der Arme zuläßt, jedoch eine Drehung
eines der Arme in der die beiden Arme enthaltenden Ebene auf den anderen Arm überträgt.
[0010] Diese hydraulisch oder pneumatisch wirkende Dämpfungseinrichtung hält zwar den Drehgestellmittenbereich
frei, bedämpft jedoch lediglich die gegensinnigen Wendebewegungen der beiden Radsätze.
Die Umkehr einer von einem Radsatzlager auf die Kopplungseinheit übertragenen Kraft
in eine vom Betrag her gleiche jedoch in entgegengesetzter Richtung wirkende Kraft
auf das Radsatzlagergehäuse des anderen Radsatzes sowie die Übertragung gleichsinnig
wirkender Radsatzkräfte auf den Fahrgestellrahmen ist dabei nicht möglich.
[0011] Aus der DE-AS 25 53 310 ist eine hydraulische Kreuzkopplung der Ausdrehbewegungen
beider Drehgestelle eines Schienenfahrzeuges bekannt. Die Winkelstellung der Radsätze
im Sinne radialer Einstellung im Gleisbogen kann jedoch bei dieser Drehgestell-Ausdrehhilfe
nicht beeinflußt werden. Sie hängt weiterhin von der Auslegung der horizontalen Federsteifigkeiten,
insbesondere der Längsfedersteifigkeit der Radsatzführung ab, die den hierbei unverändert
widersprüchlichen Forderungen nach radialer Einstellung im Bogen und hoher Stabilität
bei Fahrt in der Geraden unterliegt. Aufgrund der großen Kolbenwege ist der hydraulische
Aufwand erheblich.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug
zu schaffen, mit dem die Radsatzwendebewegungen beider Radsätze im Sinne guten Bogenfahrverhaltens,
d.h. radialer Einstellung bei gleichzeitig hoher Stabilität mit hoher Genauigkeit
gegensinnig gekoppelt werden können, bei dem zusätzliche Dämpfer vermieden werden
und bei dem die Längskräfte aus Verzögerungs- und Bremsvorgängen elastisch und, bezogen
auf die Radsatzbewegungen, rückwirkungsfrei von den Radsätzen auf den Drehgestellrahmen
übertragbar sind, wobei gleichzeitig der Raum in Drehgestellmitte zur Anordnung weiterer
Konstruktionselemente freigehalten wird.
[0013] Ausgehend von einem Fahrwerk der eingangs näher genannten Art wird zur Lösung dieser
Aufgabe vorgeschlagen, daß die Kopplungseinrichtung an den beiden Längsseiten des
Fahrwerks angeordnete doppelt wirkende Hydraulik- oder Pneumatikeinheiten aufweist,
die so ausgstaltet sind, daß sie die von einem Radsatzlager des einen Radsatzes auf
sie ausgeübte Kraft in eine vom Betrag her gleiche jedoch in entgegengesetzter Richtung
wirkende Kraft auf das Radsatzlager des auf der gleichen Schiene abrollenden Rades
des anderen Radsatzes umkehrt und daß sie zwei sich in entgegengesetzte Richtungen
erstreckende Stangen enthält, deren freie Enden mit den Radsatzlagern der auf derselben
Schiene abrollenden Räder der beiden Radsätze verbunden sind.
[0014] Die Stangen können biegeelastische Übertragungsstangen sein und einerseits an den
Radsatzlagern und andererseits mittels in Längsrichtung sehr steifer jedoch verdrehelastischer
Gummigelenke an den ihnen zugewandten Enden von Kolbenstangen der Hydaulikeinheit
befestigt sein, oder aber steif sein und über jeweils zwei elastische Gelenke hoher
Steifigkeit in Längsrichtung mit den Enden der Kolbenstangen der Hydraulikeinheiten
einerseits sowie andererseits über Gelenke mit den Radsatzlagern verbunden sein.
[0015] Die Hydraulikeinheiten weisen vorteilhafterweise zwei parallel aber entgegengesetzt
zueinander angeordnete Kolbenpaare auf, die in zwei Zylindern verschiebbar gelagert
sind, wobei an den beiden benachbarten Längsenden der Zylinder Überströmbohrungen
vorgesehen sind, die die beiden Zylinder miteinander verbinden. In jeder Überströmbohrung
kann ein einstellbares Dämpfungsventil vorgesehen sein, während jede Hydaulikeinheit
über ein Federelement mit dem Längsträger des Fahrwerks verbunden sein kann.
[0016] Vorteilhafterweise sind die Federelemente Konusfedern oder Gummischichtfedern mit
unterschiedlichen Steifigkeiten in drei Koordinatenrichtungen, während die elastischen
Federelemente der Primärfederung vorzugsweise parallele Gummischichtfedern sind.
[0017] Mit dem erfindungsgemäßen Fahrgestell wird der Vorteil eines guten Bogenfahrverhaltens
bei gleichzeitig großer Stabilität bei hohen Fahrgschwindigkeiten erzielt sowie eine
gezielte ein- und nachstellbare Dämpfung der Wendebewegungen durch die Elemente der
Radsatzkopplung, also ohne Anordnung zusätzlicher Dämpfer, erreicht.
[0018] Die Längskräfte aus Verzögerungs- und Bremsvorgängen werden elastisch und bezogen
auf die Radsatzwendebewegungen rückwirkungsfrei von den Radsätzen auf das Fahrgestell
übertragen, wobei gleichzeitig der wichtige Bauraum in der Mitte des Fahrgestells
für die Aufnahme weiterer Bauteile wie Bremse etc. freibleibt.
[0019] Sollte die Anordnung von je einer zentralen Hydraulikeinheit je Fahrwerkseite, beispielsweise
aufgrund eines zu großen Radsatzabstandes und damit zu langer und zu schwerer Übertragungsstangen,
nicht sinnvoll sein, so kann je Radsatzlager zwischen Lager und Fahrgestellrahmen
ein Hydraulikzylinder angeordnet werden, wobei die nun getrennten Hydaulikeinheiten
wiederum im Sinne einer gegensinnigen Kopplung der Radsatzwendebewegungen hydraulisch
miteinander verbunden sind. Die Übertragung der Längskräfte erfolgt bei dieser Anordnung
ausschließlich über die elastischen Gelenke. Die integrierten Dämpfungsventile erlauben
eine exakt ein- und nachstellbare Dämpfung der Radsatzwendebewegungen.
[0020] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert, in der vorteilhafte
Ausführungsbeispiele dargestellt sind. Es zeigen:
Figur 1 schematisch eine Draufsicht auf ein erfindungsgemäßes Fahrwerk mit zentraler
Hydraulikeinheit;
Figur 2 schematisch eine Draufsicht auf die einzelnen Befestigungselemente;
Figur 3 einen Querschnitt durch eine zentrale Hydraulikeinheit.
Figur 4 schematisch eine Draufsicht auf ein Fahrwerk mit getrennten Hydaulikzylindern;
und
Figur 5 einen Querschnitt durch einen getrennten Hydraulikzylinder.
[0021] Bei dem in Figur 1 dargestellten Fahrwerk, z.B. ein Drehgestell sind mit 1, 1ʹ die
beiden starren Radsätze bezeichnet, die über Radsatzlager 3 am Drehgestellrahmen 2
in geeigneter Weise befestigt sind. Der Radsatz 1 weist zwei starr mit der Radachse
verbundene Räder 9, 50 auf und der Radsatz 1ʹ zwei mit der Radachse verbundene Räder
9ʹ, 50ʹ. Mit 22 ist eine Aufnahmebohrung für einen Drehzapfen bezeichnet, mit dem
der Fahrgestellrahmen mit dem Drehgestell verbunden wird.
[0022] Erfindungsgemäß werden nun an den Radsatzlagern der beiden auf derselben Schiene
laufenden Räder 9, 9ʹ bzw. 50, 50ʹ einander zugewandte Übertragungsstangen 5, 5ʹ vorgesehen,
die über eine Hydraulikeinheit 6 miteinander gekoppelt sind.
[0023] Figur 2a zeigt schematisch die Kopplung der einzelnen Radsätze miteinander. Mit 4
sind hierbei elastische Primärfederelemente bezeichnet, die die Radsatzlager 3 mit
dem Drehgestellrahmen 2 verbinden. Ferner greifen an den Radsatzlagern 3 biegeelastische
Übertragungsstangen 5, 5ʹ an, deren anderes Ende jeweils mit einer Kolbenstange 15,
16 der Hydraulikeinheit 6 über ein elastisches Gelenk 7 verbunden ist. Die Hydraulikeinheit
6 ist wiederum zur elastischen Kraftübertragung auf den Drehgestellrahmen 2 sowie
zu ihrer Aufhängung über zweite Federelemente 21 mit dem Drehgestellrahmen verbunden,
wobei die Federelemente 21 Gummischicht-Konusfedern sein können mit in allen drei
Koordinatenrichtungen unterschiedlichen Steifigkeiten.
[0024] Figur 3 zeigt einen Schnitt durch eine derartige Hydraulikeinheit, wobei das zweite
Federelement mit 21 bezeichnet ist. Die Hydraulikeinheit 6 weist ein Gehäuse 10 auf,
in dem zwei parallel zueinander angeordnete aber sich in entgegengesetzter Richtung
erstreckende Kolbenpaare 23 und 23ʹ sowie 24 und 24ʹ, angeordnet sind, wobei das Kolbenpaar
23, 23ʹ mit einer Kolbenstange 16 und das Kolbenpaar 24, 24ʹ mit einer Kolbenstange
15 versehen ist.Die Kolbenpaare sind verschiebbar in entsprechenden Zylindern angeordnet,
wobei die nicht von den Kolben bzw. Kolbenstangen eingenommenen Zylinderkammern 11,
12, 13, 14 vollständig mit einer Hydraulikflüssigkeit hoher Kompressibilität ausgefüllt
sind. An den beiden benachbarten Enden der Zylinderkammern sind Überströmbohrungen
17 vorgesehen, wobei eine der Überströmbohrungen die Zylinderkammern 11 und 14 und
die andere Überströmbohrung die Kammern 12 und 13 miteinander verbindet. In die Überströmbohrungen
sind Dämpfungsventile 18 eingesetzt, welche Verstellschrauben 19 und Anpreßfedern
20 aufweisen, wobei durch Verstellung der Verstellschrauben die Dämpfung einstellbar
ist.
[0025] Eine Längsverschiebung der Kolbenstange 15 in Richtung des Pfeiles F führt zur Verdrängung
von Hydraulikflüssigkeit aus der Zylinderkammer 11, wodurch diese durch die Bohrung
17 und das Dämpfungsventil 18 in die Zylinderkammer 14 strömt und dadurch das Kolbenpaar
23, 23ʹ in entgegengesetzter Richtung beaufschlagt. Derselbe Ausgleichsvorgang erfolgt
nun zwischen den Zylinderkammern 13 und 12, so daß die Kolbenstange 16 in Richtung
des Pfeiles P verschoben wird, wobei durch Verdrehen der Verstellschrauben 19 und
damit veränderbarer Vorspannung der Anpreßfeder 20 die Dämpfung variierbar ist.
[0026] Mit der erfindungsgemäßen Ausgestaltung der Hydraulikeinheiten und deren Anordnung
an den beiden Längsseiten des Drehgestells wird also eine Umkehr einer von einem Radsatzlager
auf die Kopplungseinheit übertragenen Kraft in eine vom Betrag her gleiche jedoch
in entgegengesetzter Richtung wirkende Kraft auf das Radsatzlager des anderen Radsatzes
sowie die Übertragung gleichsinnig wirkender Radsatzkräfte auf den Drehgestellrahmen
ermöglicht.
[0027] Bei exakter Abdichtung der Zylinderkammern 11, 12 und 13, 14 gegeneinander beispielsweise
durch zusätzliche Membrandichtungen 25, die bei den kleinen auftretenden Kolbenbewegungen
verwendbar sind, ist ein aufwendiger Leckölausgleich zur Verhinderung von Null-Lageabweichungen
der Kolben nicht erforderlich. Um jedoch das Eindringen von Luft und die damit verbundene
Gefahr von Tothüben auszuschalten, werden vorteilhafterweise Bohrungen 26 zu den Zylinderkammern
vorgesehen, an denen ein passiver Hydraulikdruckspeicher 27 beispielsweise ein Membran-
oder Blasenspeicher in Verbindung mit entsprechenden Rückschlagventilen 28 angeschlossen
wird.
[0028] Da die Steifigkeit der Hydraulikflüssigkeit in den Zylinderkammern wesentlich höher
ist als die Steifigkeit der Primärfederelemente 4 werden gleichgerichtete und vom
Betrag her gleiche Längskräfte der Radsätze über die Kolbenstangen 15, 16 und die
Hydraulikflüssigkeit auf das Gehäuse 10 übertragen. Die elastische Einleitung dieser
Kräfte in den Drehgestellrahmen 2 erfolgt dabei über die Gummischicht-Konusfedern
21.
[0029] Um die Querbewegungen der Radsätze 1, 1ʹ gegenüber dem Drehgestellrahmen 2 ohne unzulässige
Beanspruchung der Hydraulikeinheiten zu ermöglichen, ist es erforderlich, daß die
Übertragungsstangen 5, 5ʹ bei Minimierung der elastischen Gelenke aus einem biegeelastischen
Material bestehen, oder aber daß steife Übertragungsstangen 5, 5ʹ in Verbindung mit
jeweils zwei elastischen Gelenken 7, 47 verwendet werden, die wiederum in Längsrichtung
sehr hohe Steifigkeiten aufweisen und z.B. Gummigelenke für Dämpferbefestigungen
sein können (Figur 2b). Vertikale Relativbewegungen des Drehgestellrahmens gegenüber
den Radsätzen führen in der Hydraulikeinheit 6 zu gegensinnigen Kolbenbewegungen.
Daher wird die vertikale Primärfederung durch die Hydraulikeinheiten nicht behindert.
[0030] In Figur 4 ist ein zweites Ausführungsbeispiel dargestellt, bei dem die einzelnen
Radsätze des Fahrwerks derart weit auseinanderliegen, daß die Verwendung von Übertragungsstangen
5 problematisch wird. Die beiden Radsätze sind auch hier wiederum mittels Primärfederelementen
4 beispielsweise Gummischichtfedern an dem Fahrwerksrahmen 2 befestigt. An jeder Längsseite
des Fahrgestells ist hierbei die bisher zentral angeordnete Hydraulik einheit in
jeweils zwei Hydraulikzylinder 30 unterteilt, wobei jedem Radsatzlager 3 ein Hydraulikzylinder
30 zugeordnet ist. Die beiden Hydraulikzylinder einer jeden Fahrwerksseite sind dabei
über Hydraulikleitungen 31 im Sinne einer gegensinnigen Kopplung der Radsatzwendebewegungen
miteinander verbunden.
[0031] Vorteilhafterweise ist dabei jeweils die Kolbenstange eines jeden Hydraulikzylinders
30 über ein geeignetes Gelenk 29 mit dem Radsatzlager 3 verbunden, während der Zylinder
selbst über ein entsprechendes Gelenk 29ʹ mit dem Fahrwerksrahmen 2 verbunden ist.
Jedem Hydraulikzylinder kann dabei ein Hydraulikdruckspeicher 41 mit entsprechenden
Rückschlagventilen 40 zugeordnet sein.
[0032] Figur 5 zeigt einen Schnitt durch einen derartigen Hydraulikzylinder 30. Der Ausgleichsvorgang
der in den Zylinderkammern 32 und 33 bzw. 33ʹ und 32ʹ der korrespondierenden Hydraulikzylinder
verdrängten Flüssigkeit bei Längsverschiebung der Kolbenstange 34 erfolgt über die
Bohrung 38 und ein Dämpfungsventil 37 in der bereits beschriebenen Weise. Durch die
zuvor beschriebenen Dämpfungsventile ist eine gezielte ein- und nachstellbare Dämpfung
der Radsatzwendebewegungen gewährleistet.
[0033] Gleichsinnige Längskräfte an beiden Radsätzen werden wiederum über die Kolbenstangen
34 und das damit verbundene Kolbenpaar 35, 35ʹ und die Hydraulikflüssigkeit auf das
Gehäuse 36 und von dort über die Gummigelenke 29, 29ʹ auf den Fahrzeugrahmen übertragen.
Der Hydraulikspeicher 41 und die entsprechenden Rückschlagventile 40 sorgen dafür,
daß die Hydraulikflüssigkeit in den Kammern 32 und 33 unter Druck gehalten wird, um
das Eindringen von Luft und damit die Gefahr von Tothüben zu verhindern. Zusätzliche
Membrandichtungen 39 verhindern Null-Lagenabweichungen.
[0034] Es sei betont, daß insbesondere bei den in den Figuren 1 bis 3 dargestellten Ausführungsbeispiel
der in der Mitte des Drehgestellrahmens vorhandene Bauraum für weitere Elemente wie
Aufhängung, Bremsen etc. vollständig frei bleibt. Die gegensinnige Kopplung der beiden
Radsätze des Drehgestells ermöglicht ein hervorragendes Bogenfahrverhalten im Sinne
niedriger horizontaler Kraftkomponenten verbunden mit einer großen Stabilität bei
hohen Fahrgeschwindigkeiten.
1. Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug mit zwei durch eine Kopplungseinrichtung gegensinnig
miteinander gekoppelten Radsätzen, von denen jeder eine in zwei Radsatzlagern laufende
Achse aufweist, an der die beiden Räder starr befestigt sind und wobei die Radsatzlager
über elastische Primärfederelemente mit dem Fahrwerk verbunden sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kopplungseinrichtung an den beiden Längsseiten des Fahrwerks angeordnete doppelt
wirkende Hydraulik- oder Pneumatikeinheiten aufweist, die so ausgestaltet sind, daß
sie die von einem Radsatzlager des einen Radsatzes auf sie ausgeübte Kraft in eine
vom Betrag her gleiche jedoch in entgegengesetzter Richtung wirkende Kraft auf das
Radsatzlager des auf der gleichen Schiene abrollenden Rades des anderen Radsatzes
umkehrt und daß sie zwei sich in entgegengesetzte Richtungen erstreckende Stangen
enthält, deren freie Enden mit den Radsatzlagern der auf derselben Schiene abrollenden
Räder der beiden Radsätze verbunden sind.
2. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an jeder Längsseite des Fahrwerks
je eine zentrale Hydraulikeinheit angeordnet ist.
3. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an jedem Radsatzlager ein
Hydraulikzylinder angeordnet ist.
4. Fahrwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stangen biegeelastische
Übertragungsstangen (5; 5ʹ) sind, die einerseits an den Radsatzlagern (3) und andererseits
an den ihnen zugewandten Enden von Kolbenstangen (15, 16) der Hydraulikeinheiten (6)
über elastische Gelenke (7) mit in Längsrichtung hoher Steifigkeit befestigt sind.
5. Fahrwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stangen steife Übertragungsstangen
sind und über elastische Gelenke (7) hoher Steifigkeit in Längsrichtung mit den ihnen
zugewandten Enden der Kolbenstangen (15, 16) der Hydraulikeinheiten (6) einerseits
sowie andererseits über Gelenke (47) mit den Radsatzlagern verbunden sind.
6. Fahrwerk nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Stangen die Kolbenstangen
der Hydraulikzylinder (30) sind, die über elastische Gelenke (29) mit den ihnen zugeordneten
Radsatzlagern verbunden sind.
7. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jede Hydraulikeinheit (6)
zwei parallel aber entgegengesetzt zueinander angeordnete Kolbenpaare (23, 23ʹ, 24,
24ʹ) aufweist, die in zwei Zylindern verschiebbar gelagert sind und daß an den beiden
einander benachbarten Längsenden der Zylinder Überströmbohrungen (17) vorgesehen sind,
die die beiden Zylinder miteinander verbinden.
8. Fahrwerk nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß in jeder Überströmbohrung
(17) ein einstellbares Dämpfungsventil (18) vorgesehen ist.
9. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jede Hydraulikeinheit (6)
über ein Federelement (21) mit dem Längsträger des Fahrwerks (2) verbunden ist.
10. Fahrwerk nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Federelemente (21) Konusfedern
sind mit unterschiedlichen Steifigkeiten in den drei Koordinatenrichtungen.
11. Fahrwerk nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Hydraulikzylinder (30)
über elastische Gelenke (29ʹ) mit dem Längsträger des Fahrwerks (2) verbunden sind.
12. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die elastischen Primärfederelemente
(4) parallele Gummischichtfedern sind.