[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft Aminosiloxan- bzw. Aminopolysiloxan-haltige Hydrophobiermittel
für Leder.
[0003] Das Wasserdicht- oder -abweisendmachen (Hydrophobieren) von Ledern während oder am
Ende der Naßzurichtung sowie ganz oder teilweise an Stelle der Fettung (auch Faßhydrophobierung
genannt) durch Behandeln mit Zubereitungen aus aliphatischen Kohlenwasserstoffen,
synthetischen oder natürlichen Ölen und Fetten in Kombination mit halogenierten Kohlenwasserstoffen
und geeigneten Emulgatoren hat sich neben anderen Hydrophobiermethoden in der Lederindustrie
breit eingeführt. Besonderer Vorteil dieser Faßhydrophobierung am nassen Leder gegenüber
einer Hydrophobierung mit Siliconen oder Fluorkohlenwasserstoffen, die in einer Nachbehandlung
auf das trockene Leder meistens aus nicht mit Wasser mischbaren organischen Lösungen
aufgebracht werden, ist, daß sie ganz oder zumindest teilweise an Stelle der praxisüblichen
Lickerfettung kostensparend eingesetzt werden kann und neben der eigentlichen Hydrophobierung
das Leder weich macht (vgl. z.B. Zubereitungen aus natürlichen und/oder synthetischen
Fettstoffen und Wachsen sowie Paraffinkohlenwasserstoffen mit Emulgatoren, die durch
Fixierung mit Säuren oder Metallsalzen fixiert werden und dadurch ihre Hydrophilie
verlieren).
[0004] Als nachteilig erweist sich, daß bei hohen Ansprüchen an die Wasserdichtigkeit (bis
zu mehrstündige Wasserdichtigkeit) bei hoher Stauch- und Biegebeanspruchung, wie
sie beispielsweise für Militär-, Arbeitsschutz- und Bergstiefelleder gefordert wird,
die oben beschriebene Faßhydrophobierung am nassen Leder allein nicht ausreicht, sondern
einer zusätzlichen Behandlung mit Siliconen oder Fluorkohlenwasserstoffen bedarf.
[0005] Diese zusätzliche Nachbehandlung kann am trockenen Leder mit Siliconen oder Fluorkohlenwasserstoffen,
die in organischen Lösungsmitteln gelöst sind oder am nassen Leder mit Siliconen
erfolgen, die aus wäßriger Emulsion oder alkoholisch/wäßriger Dispersion angewandt
werden. Um das Arbeiten mit organischen Lösungsmitteln zu vermeiden, ist man bestrebt,
wäßrige oder aber zumindest mit Wasser verdünnbare Systeme einzusetzen.
[0006] Die Nachbehandlung mit wasserverdünnbaren Silicon-Emulsionen oder alkoholisch/wäßrigen
Silicondispersionen hat nun aber den Nachteil, daß zusätzlich hydrophile Emulgatoren
im Falle der Silicon-Emulsionen oder hydrophiler Alkohol in des Leder gebracht werden,
die den Sitz und die Wirksamkeit der vorausgegangenen Faßhydrophobierung nachteilig
beeinflussen können und nur durch erhöhtes Angebot kompensierbar sind.
[0007] Es war Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Hydrophobiermittel bereitzustellen,
daß die obengenannten Nachteile nicht aufweist und zudem einfach handhabbar ist.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind somit Hydrophobiermittel für Leder enthaltend
folgende Bestandteile:
a) gesättigte und ungesättigte, aliphatische gerad- und verzweigt-kettige Kohlenwasserstoffe
mit mindestens 10 C-Atomen, die gegebenenfalls halogeniert sind,
b) Aminosiloxane, bzw. Aminopolysiloxane,
c) Carboxylgruppen-haltige Emulgatoren, die durch Säuren oder mehrwertige Metallionen
im Leder fixiert werden und dadurch ihre Hydrophilie verlieren, sowie gegebenenfalls
d) Wasser.
[0009] Es hat sich überraschend herausgestellt, daß die erfindungsgemäßen Nachbehandlungsmittel
hervorragende Ergebnisse hinsichtlich der Wasserdichtigkeit der Leder ergeben. Die
Werte für die Wasserdichtigkeit liegen deutlich höher als bei der Faßhydrophobierung
mit Silicon freien Emulsionen und sind - ohne weitere Nachbehandlung - vergleichbar
mit Wasserdichtigkeiten, die üblicherweise durch Faßhydrophobierung (siliconfrei)
und zusätzliche Nachbehandlung mit Silicon- und/oder Fluorkohlenwasserstoffen erzielbar
sind.
[0010] Als Kohlenwasserstoffe (a) kommen folgende in Frage:
[0011] Bei 20°C flüssige, gesättigte und ungesättigte gerad- und verzweigkettige Paraffine
mit C-Zahlen von 10 bis 24, vorzugsweise 15 bis 20, sowie feste überwiegend geradkettige
und gesättigte Paraffine, vorzugsweise technische Paraffin-Gemische mit Erweichungspunkten
von 35 bis 50°C, bevorzugt 40 bis 45°C und Ölanteilen von weniger als 5 %.
[0012] Vorzugsweise werden die zuvor beschriebenen Kohlenwasserstoffe zusammen mit halogenhaltigen,
bevorzugt chlorierten Kohlenwasserstoffen eingesetzt. Als besonders geeignet erweisen
sich Chlorparaffine aus geradkettigen Paraffinen mit 10 bis 20, vorzugsweise 15-18
C-Atomen und 15 bis 25, vorzugsweise 18 bis 22 % Chlorgehalt.
[0013] Als Emulgatoren c) eignen sich besonders die Amide aus gesättigten und ungesättigten,
aliphatischen Carbonsäure mit 15 bis 20, vorzugsweise 18 C-Atomen und Alkylaminoessigsäuren,
vorzugsweise Methylaminoessigsäure bzw. deren Alkali-, Ammonium-, Mono-, Di-, Trialkylammonium-
sowie der Mono-, Di- und Trialkanol-, bevorzugt Ethanolaminsalze.
[0014] Die Aminosiloxane b) lassen sich durch folgende allgemeine Formeleinheiten wiedergeben:

[0015] Darin bedeuten:
R¹ unabhängig voneinander eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen, eine Vinylgruppe
oder eine Phenylgruppe, vorzugsweise eine Methylgruppe,
R² aminogruppenhaltige Alkyl- oder Arylreste mit primäre, sekundären, tertiären oder
quaternären Aminogruppen,
R³ eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen,
R⁴ eine Alkylgruppe, Phenylgruppe oder Aminoalkylgruppe mit 1 bis 12 C-Atomen,
q, x und m = 0 bis 5,
m + n + p = 1 bis 10, vorzugsweise 2 bis 6,
y + z = 20 bis 1400, wobei Z auch O sein kann.
[0016] Die Aminosiloxane können z.B. durch Umsetzung von γ-Aminopropyl-trialkoxysilan mit
α,ω-hydroxyendständigen Polydimethylsiloxanen oder durch Äquilibrierung mit aminofunktionellen
Siloxanen hergestellt werden.
[0017] Bevorzugt werden

wobei R³ die obige Bedeutung und Y den obigen Wert hat und R Wasserstoff, einen Alkyl-
oder Aminoalkylrest bedeutet,
eingesetzt.
[0018] Die Kohlenwasserstoffe werden in Mengen von 25 bis 65 Gew.-% - bezogen auf die Summe
der Komponenten a) bis d) - eingesetzt; vorzugsweise 37 bis 52 Gew.-%. Dabei kann
der Anteil der chlorierten Kohlenwasserstoffe 20 bis 40, vorzugsweise 25 bis 35 Gew.-%
betragen. Der Emulgator wird in einer Menge von 2 bis 15, vorzugsweise 5 bis 10 Gew.-%
und das Aminosiloxan in einer Menge von 5 bis 20, vorzugsweise 10 bis 13 Gew.-% zugegeben.
[0019] Das Hydrophobiermittel kann wasserfrei oder als wäßrige Emulsion mit bis zu 68 %
Wasser, vorzugsweise 24 bis 48 Gew.-% Wasser hergestellt werden.
[0020] Da die wasserfreien Zubereitungen aus den Komponenten a) bis c) bei Temperaturen
unter 10°C entmischen können und vor der Anwendung auf Leder zweckmäßigerweise in
Wasser emulgiert werden, empfiehlt sich besonders die Herstellung mit Wasser verdünnbarer
Emulsionen.
[0021] In den folgenden Beispielen werden Herstellung und Anwendung der beanspruchten Aminosiloxan-haltigen
Zubereitungen für die Lederhydrophobierung erläutert:
Beispiel 1
1.1 Herstellung der Zubereitung zur Lederhydrophobierung:
[0022] 79 g einer durch Umsetzung von 74 g α,ω-Hydroxyendständigem Polydimethylsiloxan
der Viskosität 500 mm²/sec mit 5 g N-β-Aminoethyl-aminopropyltrimethoxysilan bei
70 bis 75°C (1 Stunde rühren) erhaltenen Aminosiloxan-Zubereitung werden mit 310,6
g Chlorparaffin (C-Kettenlänge 10 bis 18 und 20 % Chlorgehalt), 153,3 g n-Paraffin-Gemisch
(Erweichungspunkt 40 bis 42°C und Ölgehalt ca. 2 %, Viskosität bei 99°C 2,4 Centistoke),
80,1 g Oleyl-Amid der Methylaminoessigsäure und 32 g Triethanolamin in einem geschlossenen
Rührbehälter mit Rückflußkühler und Thermostat durch intensives Rühren bei 70°C gemischt.
Bei dieser Temperatur werden dann 345 g entionisiertes, 70°C heißes Wasser eingerührt
und die Mischung ohne weitere Wärmezufuhr 60 Minuten durch intensives Rühren homogenisiert.
1.2 Hydrophobierung schwerer Oberleder
[0023] Die folgenden Prozentangaben beziehen sich auf das Falzgewicht des Chromleders.
[0024] Praxisüblich chromgegerbte und auf 2,0 bis 2,1 mm gefalzte Rindleder werden, wie
in der folgenden Rezeptur im Detail beschrieben, gewaschen, neutralisiert, wahlweise
gefärbt und nachgegerbt, sodann mit 6,5 % einer nach Beispiel 1.1 hergestellten, mit
Wasser verdünnbaren Hydrophobier-Emulsion behandelt und anschließend mit einem 33
% basischen Chrom-III-Sulfat fixiert. Nach Lagerung über Nacht in feuchtem Zustand,
Vakuum- und Hängetrocknung sowie Stollen, Ablüften und Nachvakuumieren sind die Leder
hervorragend wasserdicht.
[0025] Jeweils mehrere Prüfkörper der Leder, die nach diesem Verfahren mit der nach Beispiel
1.1 hergestellten Hydrophobier-Emulsion behandelt worden sind, zeigten im Test für
dynamische Wasserpenetration (Maeser) bei kontinuierlicher, starker Stauch- und Biegebeanspruchung
im Wasserbad nach 50 000 Biegebeanspruchungen (Flexen) innerhalb von ca. 8 Stunden
noch keinen Wasserdurchtritt bei einer Wasseraufnahme von weniger als 12 %.
[0026] Unter im übrigen gleichen Bedingungen mit herkömmlicher Hydrophobier-Emulsion -
ohne Aminosiloxan - hergestellte Leder halten unter den oben beschriebenen Prüfbedingungen
etwa 3000 bis 5000 Flexe in 1/2 bis 1 Stunde bis zum ersten Wasserdurchtritt aus und
mit einer nachträglichen Silicon-Behandlung sind in der Regel, abhängig von der aufgebrachten
Silicon-Menge, etwa 15 000 bis 20 000 Stauch- und Biegebeanspruchungen (in 3 bis 4
Stunden) erreichbar.

[0027] Leder auf Bock über Nacht lagern, maschinell ausrecken, Vakuumtrocknung 2 Minuten
bei 70°C, hängend fertig trocknen, klimatisieren, stollen, ablüften, nachstollen Vakuumtrocknung
1/2 Minuten bei 70°C.
[0028] * handelsübliches Kondensationsprodukt aus Bis-(4-hydroxyphenyl)-sulfon, β-Naphthalinsulfonsäure
und Formaldehyd als Natriumsalz.
[0029] Nach dieser Arbeitsweise wurden 2 praxisüblich chromgegerbte Rindhälften mit dem
erfindungsgemäßen Aminosiloxan-haltigen Hydrophobiermittel behandelt. Dazu wurden
2 chromgegerbte Rindhäute nach dem Falzen entlang der Rückenlinie geteilt. Die linke
Hälfte aus Haut I und die rechte Hälfte aus Haut II wurden zusammen wie beschrieben
mit Aminosiloxan-haltiger Zubereitung hydrophobiert und die korrespondierenden Hälften
unter im übrigen ver gleichbaren Bedingungen mit einem konventionellen Hydrophobiermittel
ohne Aminosiloxan behandelt.
Beispiel 2
2.1 Herstellung der Aminosiloxan-Zubereitung:
[0030] In einem 1 l-Dreihalskolben mit Rührer, Thermometer und Rückflußkühler werden 935
g Octamethylcyclotetrasiloxan, 27,5 g γ-Aminopropyltriethoxysilan und 37,5 g einer
10 %igen Lösung von Kaliumhydroxid in Ethanol vorgelegt und 5 Stunden bei 140°C unter
Destillatabnahme gerührt. Dann wird unter 80°C abgekühlt, und es werden 4,4 g Essigsäure
zugefügt. Es wird noch 1 Stunde bei 80°C gerührt und dann 3,7 g wasserfreie Soda zugegeben,
der Druck auf 30 bis 40 mbar reduziert und bei diesem Druck bis 140°C Sumpftemperatur
destilliert. Anschließend wird die Vorlage gewechselt, der Druck auf 5 bis 10 mbar
reduziert und 1 Stunde bei 140°C und 5 bis 10 mbar ausgeheizt. Nach Abkühlen auf unter
30°C und Druckausgleich mit Stickstoff wird filtriert.
[0031] Das resultierende, klare und leicht gelbliche Aminosiloxan-Öl besitzt folgende Kenndaten:
Viskosität: 344 m.Pas (Köppler 23°C)
Feststoffgehalt: 95,1 % (nach DIN 53 182)
Titration: 0,133 mMol NH₂/g
Dichte: 0,975 g/ml bei 23°C
2.2 Herstellung der Hydrophobiermittelzubereitung:
[0032] 73,6 g der so erhaltenen Aminosiloxanzubereitung werden mit 316,6 g Chlorparaffin
(C-Kettenlänge 10 bis 18 und 20 % Chlorgehalt), 156,3 g n-Paraffin-Gemisch (Erweichungspunkt
40 bis 42°C, Ölgehalt ca. 2 % und Viskosität bei 99°C 24 Centistoke), 90,1 g Oleylamid
der Methylaminoessigsäure und 32 g Triethanolamin in einem Dreihalskolben mit Rührwerk,
Thermometer und Rückflußkühler bei 70°C gerührt.
[0033] Bei dieser Temperatur werden dann 655 g entionisiertes, 70°C heißes Wasser eingerührt
und die entstehende Emulsion ohne weitere Wärmezufuhr 60 Minuten durch intensives
Rühren homogenisiert.
2.3 Hydrophobierung von schweren Schuhspaltvelourledern
[0034] Praxisüblich chromgegerbte und 1,5 bis 2,0 mm starke Rindlederspalte werden, wie
in der unten aufgeführten Rezeptur näher beschrieben, gewaschen, neutralisiert,
wahlweise gefärbt und nachgegerbt, sodann mit 8 % einer nach Beispiel 2.2 hergestellten,
mit Wasser verdünnbaren 50 %igen Hydrophobier-Emulsion behandelt und anschließend
mit einem 33 % basischen Chrom-III-Sulfat fixiert. Nach Lagerung über Nacht im feuchten
Zustand, Vakuum- und Hängetrocknung sowie Stollen, Ablüften und erneuter Vakuumtrocknung
sind die Leder sehr gut wasserdicht und unterscheiden sich in den übrigen Ledereigen
schaften nicht von Spaltvelourledern, die praxisüblich ohne Hydrophobiermitel hergestellt
worden sind.
[0035] Im Bally-Penetrometer bei 10 % Stauchung zeigten die verfahrensgemäß hydrophobierten
Leder nach 8 Stunden noch keinen Wasserdurchtritt und die Wasseraufnahme lag bei
ca. 8 %.
[0036] Die Prozentangaben in der folgenden Rezeptur beziehen sich jeweils auf das Falzgewicht
der chromgegerbten Spaltleder.

[0037] Leder auf Bock, Vakuumtrocknung 2 1/2 min bei 70°C, hängend fertig trocknen, klimatisieren,
stollen, ablüften, nachstollen, schleifen, entstauben, millen.
[0038] * handelsübliches Kondensationsprodukt aus Bis-(4-hydroxyphenyl)-sulfon, β-Naphthalinsulfonsäure
und Formaldehyd als Natriumsalz.