[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung dekorativer Ueberzuege auf
Metallen, insbesondere auf Aluminium, Titanium, Niobium, Zirkonium, Tantal und deren
Legierungen, vorzugsweise fuer die Schmuckindustrie, das Kunstgewerbe, den Geraetebau,
Verkleidungen sowie Muenzen, Metallplastiken und Plaketten.
[0002] Um auf relativ billigen, leicht be- und verarbeitbaren Metallen nichtglaenzende,
matte Oberflaechen zu erzielen, werden gegenwaertig spezielle Mehrstufenverfahren
angewandt, die die Oberflaeche aufrauhen, strukturieren, beschichten, einfaerben und
versiegeln.
Auf den konventionellen Metallen der Schmuck- bzw. Bijouterieindustrie z.B. Silber,
Gold, Platin, sind derartig matte Oberflaechen direkt nicht und indirekt nur durch
organische bzw. anorganische Deckschichten zu erreichen. Sie mindern aber optisch
den Wert des edlen und teuren Grundmaterials. Bekannte Verfahren zur Herstellung dekorativer,
auch farbiger Metalloberflaechen sind der Kalcolor-Prozess bzw. das Farbanodisieren
(US-3631384). Dabei wird die Farbe direkt durch den Elektrolyten erzeugt, oder es
werden zur Farbgebung organische Farbstoffe bzw. anorganische Farbpigmente in die
transparente Traegerschicht nachfolgend eingelagert. Diese Traegerschicht wird, wie
z.B. beim Aluminium, durch Eloxieren mittels Gleich- oder Wechselstrom in schwefel-,
phosphor-, malein-, salicyl-oxalsauren Elektrolyten hergestellt. Derartige Oberflaechen
zeigen aber immer einen "kalten" Glanz. Ausserdem ist bei diesen relativ teuren Mehrstufenprozesses
eine homogenen Oberflaechendekorierung an z.B. Plastiken, Plaketten, Hohlkoerpern,
grazilen Gebilden, Broschen uzw. nicht, oder nur mit hohem technischen Aufwand realisierbar.
Weiterhin sind durch anodische Oxidation von Aluminium hergestellte transparente Schichten
aus Aluminiumoxid bekannt, die anschliessend mit verschiedenen Farbstoffen eingefaerbt
werden koennen (US 3031387). Da diese Schichten transparent sind, bleibt immer der
metallische Glanz der Oberflaeche erhalten. Die zur Faerbung der Schichten verwendeten
organischen Verbindungen werden ausserdem durch Umwelteinfluesse wie Strahlung, Temperatur
und Luftfeuchtigkeit beeinflusst und veraendern ihren Farbton.
Auch in der Schmuckindustrie sind verschiedenartige dekorative Metalloberflaechen
bekannt. So wird beispielsweise im DD-WP 204845 der Einsatz von Elektronikteilen als
Schmuck beschrieben. In DE-OS 1446289 wird ein spezielles Emaillierverfahren fuer
dekorative Ueberzuege auf Schmuck vorgestellt. Auch eingefaerbte, eloxierte Aluminiumteile
werden als Schmuckelemente verwendet.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, durch welches
auf beliebig geformten Oberflaechen der Metalle Aluminium, Titanium, Niobium, Zirkonium,
Tantal und deren Legierungen optisch attraktive, dekorativ wirkende matte, weisse,
schwarze oder farbige Schichten allseitig mit hoher Masshaltigkeit, Haftfestigkeit
und Farbhomogenitaet erzeugt werden.
[0004] Erfindungsgemaess wird die Aufgabe dadurch geloest, dass in einem waessrigen Elektrolyten
auf den sperrschichtbildenden Metallen Aluminium, Titanium, Tantal, Zirkonium, Niobium
oder deren Legierungen mittels einer impulsspannungsbestimmten elektrochemischen und
plasmachemischen Reaktion bei:
- Spannungsspitzen von 250 V bis 750 V
- Impulszeiten von 20 µs bis 2 ms
- Impulsfrequenzen von 35 Hz bis 300 Hz
- Impulsstroemen von 10 A bis 120 A
- Elektrolyttemperaturen von 318 K bis 360 K
und
- mittleren Stromdichten von 0,1 A cm⁻² bis 1 A cm⁻²
matte, konturentreue dekorative Schichten mit einer homogenen Dicke von 3 µm bis 30
µm gebildet werden.
[0005] Es wurde gefunden, dass die Spannungswerte, die in der Strom-Spannungs-Charakteristik
der Elektrolyt-Metall-Paarung dem Bogenentladungsbereich zugeordnet werden und ueblicher
Weise zur Schichtzerstoerung fuehren, aber bei Impulsbetrieb bis 300 Hz eine allseitig
homogene Schichtausbildung ergeben.
Es hat sich gezeigt, dass durch den Impulsbetrieb insbesondere mit Nadelimpulscharakter
der Partialanodenbereich stark minimiert und der Energieeintrag in die Unterlage so
lokalisiert wird, dass die Einzelentladungsbrennflecke sich stark ueberlappen und
zu einer gleichmaessigen Schichtdicke mit nur geringer Rauheit fuehren. Der erfindungsgemaesse
Impulsbetrieb ermoeglicht ausserdem, dass auch in Elektrolyten mit hoher Konzentration
(bis 20 %) an Uebergangsmetallionen farbige Schichten von hoher Qualitaet und Farbtiefe
gebildet werden.
Weiterhin wurde gefunden, dass eine Temperatur von 318 K bis 360 K der Elektrolyten
mit farbgebenden Zusaetzen die Farbausbildung der Schicht foerdert und mittlere Stromdichten
von 0,1 A bis 1,0 A cm⁻² zu besonders matten Oberflaechen fuehrte. Ueberraschend hat
sich auch gezeigt, dass z.B. in einem Kobaltionen enthaltenden Elektrolyten bei Impulsspannungsbetrieb
auf Aluminium nicht die bekannten schwarzgrauen Abscheidungen von Kobaltoxidverbindungen
auf der Metalloberflaeche auftreten, sondern ein optisch und mechanisch hochwertiger
Ueberzug aus mattblauem Kobalt-Aluminium-Spinell entsteht.
Auf diese Weise erzeugen Kupferionen in dem Elektrolyten bei gleichen Konzentrationen
von 1 % bis 20 % hellgelbe bis ockerfarbene, Manganionen rosa- bis umbrafarbene, Chromionen
gruene bis schwarze, Eisenionen hellgraue bis tiefschwarze, Molybdaenionen hellgraue
bis dunkelgraue Schichten.
[0006] Die nach dem erfindungsgemaessen Verfahren erzeugten Schichten weisen eine mittlere
Oberflaechenrauheit von 4 µm bis 20 µm auf und bestehen aus zwei unterschiedlichen
Schichtbereichen. Der der Metalloberflaeche angrenzende Schichtbereich ist transparent
bzw. weiss und besitzt eine Dicke von 0,1 µm bis 1,5 µm. Der sich diesem transparenten
bzw. weissen Schichtbereich anschliessende Deckschichtbereich ist weiss, schwarz,
farbig, matt und opak und weist eine Dicke von 3 µm bis 25 µm auf. Bei einer erfindungsgemaess
maximal erreichbaren Schichtdicke von 30 µm tritt zwischen transparentem bzw. weissem
Schichtbereich und dem Deckschichtbereich eine Uebergangszone auf.
Der transparente bzw. weisse Schichtbereich enthaelt keine farbgebenden Uebergangsmetallionen
und wirkt als Haftvermittler zum Deckschichtbereich.
Die Gitterparameterabweichungen des Metalls zum transparenten Schichtbereich sind
wegen des Feldkristallisationseffektes gering, so dass keine mechanischen Spannungen
an den Grenzflaechen Metall-Metalloxid transparenter bzw. weisser Schichtbereiche
auftreten. Da ausserdem der transparente bzw. weisse Schichtbereich und der Deckschichtbereich
aus dem gleichen Grundmetalloxid bestehen, ist trotz der Gitteraufweitung der Oxide
im Deckschichtbereich, auch bedingt durch eingebaute Uebergangsmetallionen, eine hohe
Verbundstabilitaet zwischen beiden Oxidschichten gewaehrleistet. Die Farbigkeit im
Deckschichtbereich ist durch die Einlagerung von Uebergangsmetallionen bedingt. Bei
diesen anorganischen Farbkoerpern ist die Gefahr des Ausbleichens nicht gegeben. Es
entstehen lichtechte Spinelle oder Mischoxide. Durch eine erfindungsgemaesse, mehrfache
anodische Behandlung in verschiedenen Elektrolyten koennen mehrere verschiedenfarbige
Deckschichtbereiche gebildet werden, so dass homogene und/oder heterogene Farbverteilungen
entstehen. Das matte Aussehen dieser dekorativen Ueberzuege wird durch deren sehr
geringen Glanz charakterisiert. Glanzmessungen nach RICHTER ergaben unabhaengig vom
Reflexionswinkel Glanzzahlen von 0,5 bis 1,5. Das bedeutet eine voellig matte Oberflaeche.
Unterschiedliche Konzentrationen der Uebergangsmetallionen im Deckschichtbereich,
deren Masseanteil sich bis 20 % bewegt, ergaben Farbschattierungen verbunden mit einem
homogenen oder marmorierten oder gesprenkelten oder geflammten oder mosaikartigen
Aussehen. Die Metalloberflaechen koennen ganz oder teilweise mit der anodischen Oxidschicht
versehen sein. Durch Kombination von Oberflaechenbezirken mit verschiedenfarbigen
und transparenten und/oder interferenzfarbenen und/oder anderen konventionellen anodischen
Ueberzuegen ergeben sich viele Gestaltungsvarianten.
[0007] Schmuckartikel, die mit dem erfindungsgemaessen Verfahren behandelt sind, zeichnen
sich durch eine gute Koerpervertraeglichkeit aus, weil die chemisch indifferenten
Oxidschichten einen direkten Kontakt zwischen Metall und Haut verhindern.
[0008] Die Erfindung soll nachstehend an 5 Ausfuehrungsbeispielen naeher erlaeutert werden.
1. Manschettenknoepfe aus Titan sind in einem Elektrolyten welcher 0,1 mol/l Na ₂
B₄ O₇ und 0,5 mol/l KH₂ PO₄ enthaelt als Anode geschaltet und bei einer Spannung von
60 V mit einer intensiv roten arteigenen Oxidschicht versehen. Die Knoepfe werden
je zur Haelfte mit einer Schutzvorrichtung abgedeckt und in einem waessrigen Elektrolyten
der Zusammensetzung 0,5 mol/l NaF, 0,3 mol/l NaH₂ PO₄, 0,1 mol/l Na₂ B₄O₇ und 0,5
mol/l K₄[Fe(CN)₆] bei einem pH-Wert von 8 bei einer Impulsstromdichte von 0,1 A/cm²
und einer Zeit von 60 Sekunden anodisch oxidiert. Es entsteht eine Kombination von
einer tiefroten interferenzfarbenen arteigenen Schicht mit einer tiefschwarzen matten
oxidkeramischen Schicht.
2. Eine Nachbildung einer antiken Gemme (Portraet) aus einer Aluminiumlegierung ist
in einem waessrigen Elektrolyten der Konzentration 0,5 mol/l NaF, 0,5 mol/l NaH₂ PO₄
und 0,1 mol/l Na ₂ B₄ O₇ bei einer Impulsstromdichte von 0,2 A/cm² und einer Impulsspannung
von 110 V anodisch oxidiert worden. Auf dem Schmuckgegenstand entsteht eine weisse,
matte, porzellanartige Schicht mit einem elfenbeinartigen Aussehen. Die Oberflaechenrauheit
betraegt 7,6 µm und die mittlere Schichtdicke 10,1 µm. Das Portraet ist konturengetreu
wiedergegeben.
3. Eine Aluminiumbrosche mit 12 cm² Oberflaeche und den Initialen C.D. wird in einem
waessrigen Elektrolyten von 338 K, der 2 %ig an NaF, 7 %ig an NaH ₂ PO₄ , 4 %ig an
Na₂ B₄ O₇ , 0,5 %ig an NH ₄ F und 1 %ig an ammoniakalischem Co(OH)₂ ist, als Anode
geschaltet und mittels Impulsspannung bei Spannungsspitzen von 500 V, einer Impulszeit
von 1 ms und einer Impulsfrequenz von 100 Hz beschichtet. Der maximale Impulsstrom
wurde mit 50 A gemessen. Es entsteht eine mattblaue, nichtglaenzende Oberflaeche von
hohem dekrativem Wert. Die konturentreue Wiedergabe der Initialen ist mit einer Abweichung
von nur 8 µm nach der Beschichtung gewaehrleistet.
4. Eine Frontplatte eines elektronischen Verstaerkers von 400 cm² Oberflaeche aus
Aluminium Al 99,5 wird in einem waessrigen Elektrolyten, der 4%ig an NaF, 6 %ig an
NaCO₃ und 4 %ig an Na₂ B₄ O₇ ist, anodisch mit Impulsspannung behandelt. Dabei betrugen
die Impulsspannungsspitzen 410 V, bei Impulszeiten von 0,5 ms, einem Impulsstrom von
35 A und einer Impulsfrequenz von 100 Hz. Nach 10 min Behandlungszeit ist die Frontplatte
mit einer weissen, matten, porzellanartig aussehenden, dekorativ wirkenden Schicht
von 9 µm Staerke allseitig homogen ueberzogen.
5. Ein Bilderrahmen mit Mustergravur und 840 cm² Oberflaeche wird vorderseitig nach
Maskierung der Rueckseite dekorativ in einem Elektrolyten, der 2 % KMnO₄ , 6 % NaF,
7 % NaH₂ PO₄ , 3 % NH ₄ F und 4 % Na ₂ B₄ O₇ enthaelt, bei Impulsspannungsspitzen
von 550 V, Impulsstromspitzen von 58 A, Impulszeiten von 1,2 ms und Impulsfrequenzen
von 100 Hz beschichtet. Die gebildete hell- bis rosabraune Schicht von 7 µm Staerke
ist glanzlos, hat keramikartiges Aussehen und ist von besonderer dekorativer Ausstrahlung.
Die Mustergravur wird konturengetreu mit einer gleichmaessigen Veraenderung von nur
12 µm nach der Beschichtung wiedergegeben. Die mittlere Rauheit betraegt 8 µm.
1. Verfahren zur Herstellung dekorativer Ueberzuege auf Metallen in einem waessrigen
Elektrolyten unter Verwendung der sperrschichtbildenden Metalle Aluminium, Titanium,
Tantal, Zirkonium, Niobium oder deren Legierungen, dadurch gekennzeichnet, dass mittels
einer impulsspannungsbestimmten elektrochemischen und plasmachemischen Reaktion bei
:
- Spannungsspitzen von 250 V bis 750 V
- Impulszeiten von 20 µs bis 2 ms
- Impulsfrequenzen von 35 Hz bis 300 Hz
- Impulsstroemen von 10 A bis 120 A
- Elektrolyttemperaturen von 318 K bis 360 K
und
- mittleren Stromdichten von 0,1 A cm ⁻² bis 1 A cm ⁻² matte konturentreue dekorative
weisse Schichten mit einer homogenen Dicke von 3 µm bis 30 µm gebildet werden.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass durch uebergangsmetallionenhaltige
Zusaetze mit einer Konzentration von 1 % bis 20 % in waessrigen Elektrolyten farbige
oder schwarze matte Schichten erzeugt werden.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, dass eine mehrfache
Verfahrensanwendung mit verschiedenen Elektrolyten verschiedenfarbige homogene und
heterogene Farbverteilungen erzeugt.
4. Verfahren nach Patentanspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Unterlage
Schmuckgegenstaende oder Gegenstaende mit Gravuren verwendet werden.
5. Verfahren nach Patentanspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Unterlage
ebene grossflaechige Elemente verwendet werden.