[0002] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Derivaten des Tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 als Schäumer in der Kohle- und Erzflotation.
[0003] Rohkohle aus der Förderung im Kohlebergbau wird in großem Umfang unter Ausnutzung
der Dichteunterschiede mechanisch aufgearbeitet. Dabei wird die Rohförderkohle auf
mechanische Wege in eine Kohlefraktion und eine sogenannte "Bergefraktion" aufgetrennt.
[0004] Insbesondere für den Feinstkornanteil (Partikelgröße kleiner als 0,5 mm) wird die
Flotation als Sortierverfahren bevorzugt, wobei eine Trennung der Feinstkornkohle
von den Ascheanteilen Aufgrund unterschiedlicher Oberflächeneigenschaften von Kohlepartikeln
und Bergepartikeln erfolgt. Dabei macht man sich den natürlichen, wasserabweisenden
Charakter de Oberfläche der Kohlepartikel zunutze und verstärkt ihn durch Adsorption
von hydrophoben Reagentien. In geeigneten Medien ist die Trennung von Feinstkornkohle
und Asche durch ein Flotationsverfahren möglich und hat sich auch als industriell
genutztes Verfahren bewährt. Bei der Flotation werden die Kohlefeinstpartikel an
Schaumblasen eines durch Zusatz eines Schäumers hergestellten, hinreichend stabilen
Schaums gebunden und damit aus der Flotationsanlage ausgetragen.
[0005] Die für Bereich der Flotation von Kohle genannten Kriterien gelten prinzipiell in
gleicher Weise auch für die Flotation in der Erzaufbereitung. In diesem Bereich soll
durch das Flotationsverfahren das in den Erzen enthaltene Wertmineral von der Gangart
getrennt werden und in der Wertmineralfraktion eine Anreicherung der Mineralien erreicht
werden. Dazu wird das Erz zerkleinert und vorzugsweise naß vermahlen und nach Zusatz
eines Schäumers und eines Sammlers sowie sonstiger, für die Flotation notwendiger
Chemikalien der Flotation unterworfen. Eine entsprechende Einstellung der Trübe hinsichtlich
pH-Wert, Art und Konzentration der Sammler und Art und Konzentration der Schäumer
ermöglicht eine selektive Trennung von Wertmineral und Gangart mit hoher Ausbeute.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß eine Erhöhung der Ausbeute oder Selektivität
um wenige Prozentpunkte durch unterschiedlich zusammengesetzte Reagenz-Kombinationen
oder verbesserte Flotationsanlagen schon als eine erfolgreiche Verbesserung mit großer
wirtschaftlicher Bedeutung anzusehen ist, da die Durchsätze bei der Kohle- und Erzverarbeitung
im technischen Bereich oft in einer Größenordnung von täglich mehreren zehntausend
Tonnen Erz liegen. Eine Erhöhung der Wertmineral-Ausbeute um mehrere Tonnen in einem
großtechnischen Flotationsverfahren kann daher als sehr vorteilhaft und damit erwünscht
angesehen werden.
[0006] Die Wirkung eines Schäumers, der in der Regel aus Molekülen mit einem polaren und
einem unpolaren Molekülteil besteht, beschränkt sich nicht nur auf die einfache Erzeugung
des Schaumes. Durch Art und Menge der Schäumer können für das Verfahren wichtige Charakteristika
des Schaums, wie Blasengröße, Blasenfestigkeit und Zusammenhalt der Blasen, gesteuert
werden. Nebenbei wird in der Regel auch ein Einfluß des Schäumers auf die anderen
Bestandteile der Flotationstrübe beobachtet. Unerwünscht ist ein Einfluß des Schäumers
dann, wenn er unselektiv auf die Sammler einwirkt, die die Hydrophilie der Partikeloberfläche
verändern und für eine bessere Haftung der Partikel an den Schaumblasen Sorge tragen
sollen. Es ist deshalb bisher erwünscht, ausschließlich solche Schäumer zu verwenden,
deren Eigenschaften sich nur auf Stabilität und Festigkeit des Schaums auswirken und
zudem einen minimalen Verbrauch ermöglichen, jedoch nicht auf sonstige Verfahrensparameter
Einfluß nehmen (vgl. Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Verlag
Chemie, Weinheim (1972), Band 2, Seite 110 ff).
[0007] Nach "Ullmann" a.a.O. sollen Schäumer für Flotationsprozesse keine Strukturen besitzen,
die zu Parallelorientierung der Einzelmoleküle führen. Deshalb werden bevorzugt Kohlenwasserstoffe
mit verzweigten Ketten und unsymmetrisch angeordneten Kohlenwasserstoffgruppen verwendet.
Als Schäumer beschrieben sind Terpene der unterschiedlichsten Strukturen, "Pine Oil",
das überwiegend aus Terpen-Alkoholen, beispielsweise aus Terpinol, besteht, sowie
Kresol und eine Vielzahl synthetischer Schäumer, wie beispielsweise Methylisobutylcarbinol
(MIBC) und Triethoxybutan (TEB).
[0008] Der optimale Einsatz der genannten Schäumer richtet sich nicht nur nach dem zu lösenden
Trennproblem, sondern auch - wie oben angegeben - nach den sonstigen, in der Trübe
vorhandenen Komponenten, wie Sammlern, Reglern etc.
[0009] In der DE-OS 19 30 671 wird ein auf der Flotation beruhendes Verfahren zur Abtrennug
von Mineralien aus Erz in wässriger Trübe beschrieben, in dem der einen Schäumer enthaltenden
Trübe Luft zugeführt wird und mit Hilfe der entstehenden Lufbtlasen der Austrag der
Wertminerale ermöglicht wird. Als Schäumer wird ein Umsetzungsprodukt von Ethylenoxid
bzw. Propylenoxid mit Alkoholen oder Glykolen oder deren niederen Alkylmonoethern
verwendet.
[0010] In der DE-OS 19 30 864 wird ein zur obigen Druckschrift analoges Verfahren beschrieben,
in dem der Schäumer das Umsetzungsprodukt von Ethylenoxid, Propylenoxid oder ihrer
Gemische mit einem mehrwertigen Alkohol mit wenigstens 3 Hydroxygruppen im Molekül
ist. Die in den beiden vorangenannten Offenlegungsschriften genannten Schäumer können
sowohl für die Flotation von Kohle als auch für die Flotation einer großen Zahl von
Erzen verwendet werden und führen zu einem befriedigenden Austrag der Fraktionen,
deren Anreicherung durch den Flotationsprozeß erwünscht wird. Bei Verwendung üblicher
Sammler wurde kein nachteiliger Einfluß des Schäumers auf die Eigenschaften des Sammlers
in der Flotationstrübe beobachtet. Die Selektivität mancher Trennverfahren war jedoch
nicht in vollem Umfang befriedigend, so daß weiter das Bedürfnis nach hochselektiven
Sammlern bestand, die zuden zu einem hohen Austrag der erwünschten Fraktion führen.
[0011] Aus der EP-A 0 113 310 sind zudem Flotationsprozesse für Kohle unter Verwendung von
Schäumern bekannt. Als Schäumer werden Reaktionsprodukte aus einer mono- oder dibasigen
Carbonsäure mit 1 bis 10 C-Atomen und einer Polyhydroxyverbindung verwendet, wobei
die resultierenden Ester-Alkohole wenigstens eine freie Hydroxygruppe aufweisen.
Bevorzugt sind in der genannten EP-A verzweigte Alkylgruppen enthaltende Produkte
genannt, die eine Gesamtzahl von C-Atomen im Bereich zwischen 6 und 19 aufweisen.
[0012] Es wurde nun überraschend gefunden, daß Derivate des Tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 ausgezeichnete Eigenschaften als Schäumer in der Flotation aufweisen,
die sie bisher bekannten Schäumern für die Flotation gleichwertig oder sogar überlegen
machen. Es zeigte sich außerdem, daß die genannten Derivate nicht nur mit den sonstigen
Bestandteilen der Flotationstrüben kompatibel sind, wie es für herkömmliche Schäumer
gefordert wird, sondern sich auch positiv auf den Einfluß des Sammlers in der Flotationstrübe
auswirken, d.h. die Sammlerwirkung verstärken (Booster-Effekt) und dadurch zu einer
Reduktion des Einsatzmenge der als Sammler zugesetzten Verbindungen beitragen können.
[0013] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Derivaten des Tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 der allgemeinen Formel (I)

in der R¹ für Wasserstoff,einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis
8 C-Atomen, für einen Acylrest R²-CO, in dem R² Wasserstoff oder einen geradkettigen
oder verzweigten Alkylrest oder Alkenylrest mit 1 bis 18 C-Atomen bedeutet, oder
für einen Hydroxyalkylrest

steht, in dem R³ und R⁴ unabhängig voneinander Wasserstoff oder eine Hydroxygruppe
sein können und m und n für ganze Zahlen im Bereich von 0 bis 5 stehen und die Summe
(m + n) eine ganze Zahl im Bereich von 1 bis 5 ist, mit der Maßgabe, daß mindestens
einer der Reste R³ und R⁴ eine Hydroxygrupe ist, und/oder der Gemische mehrerer isomerer
Derivate (I) als Schäumer in der Kohle- und Erzflotation.
[0014] Die erfindungsgemäß verwendbaren Derivate der allgemeinen Formel (I)

können dabei Verbindungen sein, in denen der Rest R¹O an das C-Atomen 8 oder 9 des
tricyclischen Ringsystems gebunden ist. Der Rest R¹ kann darin beispielsweise - neben
Wasserstoff - für einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 8 C-Atomen
stehen. Als solche Reste kommen damit die Gruppen Methyl, Ethyl, n-Propyl, i-Propyl,
n-Butyl, sec-Butyl, tert-Butyl, sowie n-Pentyl, n-Hexyl, n-Heptyl oder n-Octyl sowie
deren Isomere in Frage. Als Alkylreste werden dabei insbesondere Alkylreste mit 1
bis 4 C-Atomen bevorzugt. Besonders gute Schäumer-Ergebnisse werden erzielt, wenn
R¹ ein Ethylrest ist.
[0015] Außerdem kann der Rest R¹ in der genannten allgemeinen Formel (I) auch für einen
Acylrest R²-CO stehen, in dem R² Wasserstoff oder einen geradkettigen oder verzweigten
Alkylrest oder Alkenylrest mit 1 bis 18 C-Atomen bedeutet. Als Acylreste stehen dabei
insbesondere Reste der Formel R²CO, in der R² für Ethyl, Propyl, Butyl, Pentyl,
Hexyl, Heptyl, Octyl, Nonyl, Decyl, Undecyl, Dodecyl, Tridecyl, Tetradecyl, Pentadecyl,
Hexadecyl, Heptadecyl oder Octadecyl steht. Die jeweiligen Alkylreste können geradkettig
oder verzweigt sein. Sie können außerdem an beliebigen Stellen im Molekül eine oder
mehrere Doppelbindungen aufweisen. Bevorzut steht in der allgemeinen Formel (I) der
Rest R¹ für Acylreste, die von den niederen Carbonsäuren mit 1 bis 6 C-Atomen oder
den Fettsäuren stammen, die aus nativen Quellen, wie beispielsweise Kokosöl oder
Palmöl, zugänglich sind. Dabei steht R¹ bevorzugt für Acetyl, Propionyl oder Caproyl
einerseits sowie Lauryl oder Oleyl andererseits.
[0016] In der oben angegebenen allgemeinen Formel (I) für die erfindungsgemäß verwendbaren
Derivate des Tricyclo[5.3.1.0
2,6]-decens-3 kann der Rest R¹ auch für einen Hydroxyalkylrest der Formel

stehen. Die durch diese Formel repräsentierten Reste enthalten unabhängig voneinander
als Substituenten R³ und R⁴ Wasserstoff oder Hydroxygruppen. Außerdem stehen m und
n für eine ganze Zahl im Bereich von 0 bis 5, wobei die Summe (m + n) eine ganze Zahl
im Bereich von 1 bis 5 ist. Entscheidend in der für den Hydroxyalkylrest angegebenen
Formel ist, daß mindestens einer der Reste R³ und R⁴ eine Hydroxygruppe ist. In den
genannten Fällen stammt der Rest R¹ also von zwei- oder mehrwertigen Alkoholen mit
1 bis 6 C-Atomen in der Alkylkette ab, wobei die jeweiligen Hydroxygruppen außer am
1-ständigen C-Atomen an einem oder mehreren beliebigen nachfolgenden C-Atomen in der
Kette stehen können. Die einen derartigen Rest R¹ aufweisenden Verbindungen der allgemeinen
Formel (I) sind damit Ether des 8(9)-Hydroxy-tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 mit Ethandiol, Propandiol-1.2, Propandiol-1.3, Propantriol, den verschiedenen
isomeren Butandiolen, -triolen oder -tetraolen, sowie den entsprechenden zwei- oder
mehrwertigen Pentaolen und Hexaolen. Bevorzugt sind die Ether des Ethandiols und
des Glycerins.
[0017] Die Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäß verwendbaren Derivate des Tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 sind an sich aus dem Stand der Technik bekannt. H.A. Bruson und Th. W.
Riener beschreiben in J. Am. Chem. Soc.
67, 1178 (1945) die Synthese von Estern des 8(9)-Hydroxy-tricyclo-[5.3.1.0
,²⁶]-decens-3. Ein vergleichbares Verfahren wird auch in der US-PS 2 395 452 beschrieben.
In analoger Weise werden Ester der allgemeinen Formel (I), in der R¹ die oben angegebenen
Bedeutungen R²-C=O hat, in an sich bekannter Weise dadurch hergestellt, daß man Tricyclo[5.3.1.0
2,6]decadien-3.8 (II)

(Dicyclopentadien) in Gegenwart katalytischer Mengen an Mineralsäuren mit Carbonsäuren
der allgemeinen Formel R²COOH, in der R² die oben angegebenen Bedeutungen hat, umsetzt.
Reaktionspartner des Dicyclopentadiens(II) sind bevorzugt Carbonsäuren mit 1 bis
6 C-Atomen, wie beispielsweise Essigsäure, Propionsäure oder Capronsäure oder auch
aus nativen Fetten und Ölen durch Esterspaltung zugängliche Fettsäuren, bevorzugt
Laurinsäure oder Ölsäure.
[0018] Ether der allgemeinen Formel (I) werden dadurch synthetisert, daß man Dicyclopentadien(II)
mit ein- oder mehrwertigen Alkoholen der Formeln R¹OH oder

in denen R¹, R³, R⁴, m und n die oben angegebenen Bedeutungen haben, umsetzt. Die
bevorzugt eingesetzten einwertigen Alkohole weisen als Rest R¹ bevorzugt einen Alkylrest
mit 1 bis 4 C-Atomen auf. Mit besonderem Vorteil wird Ethanol verwendet. Gegebenenfalls
können auch mehrwertige Alkohole für die Reaktion mit Dicyclopentadien(II) herangezogen
werden. Unter den besonders für diesen Zweck geeigneten mehrwertigen Alkoholen sind
Ethandiol und Glycerin zu nennen.
[0019] Die Umsetzung von (II) mit Mineralsäuren allein, beispielsweise mit H₂SO₄, führt
zu 8(9)-Hydroxytricyclo[5.3.1.0
2,6]-decens-3, also der Verbindung der allgemeinen Formel (I), in der R¹ für Wasserstoff
steht.
[0020] Die Reaktionen werden üblicherweise durchgeführt bei Temperaturen im Bereich von
20 bis 150°C, gegebenenfalls auch in einem organischen Lösungsmittel. Als organische
Lösungsmittel kommen dabei insbesonder aliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe,
besonders Toluol oder Xylole oder deren Gemische, in Frage. Katalysatoren in Reaktionen
zur Herstellung von Derivaten (I) des Tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 können alle aus dem Stand der Technik für derartige Alkylierungs- oder
Acylierungsreaktionen bekannten Verbindungen sein. Es sind hier besonders Mineralsäuren
wie HCl oder H₂SO₄ und Lewis-saure Verbindungen zu nennen. Aus der Gruppe der letztgenannten
sind beispielsweise Bortrifluorid-Etherat oder Antimonfluorid mit Vorteil verwendbar.
[0021] Nach Abschluß der Reaktion, die im wesentlichen innerhalb einer Zeit von 1 bis 10
Stunden zu hohen Ausbeuten der Derivate der allgemeinen Formel (I) oder ihrer Mischungen
führt, wird gegebenenfalls das Lösungsmittel entfernt. Dies geschieht bevorzugt auf
destillativem Wege. Der verbleibende Rückstand besteht dann neben geringen Mengen
an Ausgangsstoffen aus Derivaten der allgemeinen Formel (I) oder gegebenenfalls Mischungen
der isomeren Verbindungen (I), die den Substituenten R¹O- in 8- oder 9-Stellung des
tricyclischen Ringsystems tragen. Die Edukt-/Produkt-Gemische werden abschließend
nach an sich bekannten Methoden gereinigt. Dies kann beispielsweise ebenfalls auf
de stillativem Wege oder über chromatographische Methoden geschehen.
[0022] Die erfndungsgemäß verwendbaren Verbindungen der allgemeinen Formel (I) oder ihre
Isomeren-Mischugen sind als Schäumer für die Kohle- und Erzflotation hervorragend
geeignet. Experimentell konnte festgestellt werden, daß die Ester, also Verbindungen
mit R¹ = R²C=O, geringfügig bessere Schäumer-Eigenschaften, verglichen mit den entsprechenden
Ethern, also Verbindungen mit R¹ = Alkyl oder Hydroxyalkyl, zeigen.
[0023] Im Vergleich zu den als Standard bei der Flotation verwendeten Schäumern, beispielsweise
2-Ethylhexanol, wurde ein wesentlich höheres Ausbringen von Kohle bzw. Erzen erreicht.
Bei der Kohleflotation fielen die Restasche-Anteile im Konzentrat deutlich niedriger
aus. Die Selektivität der erfindungsgemäßen, als Schäumer verwendeten Verbindungen
war also sehr gut.
[0024] Zudem wird bei der Verwendung deutlich, daß die Derivate (I) gegenüber einer Reihe
von Sammlern, die in der Flotation üblicherweise verwendet werden, eine verstärkende
Wirkung zeigen. Dieser Booster-Effekt führt dazu, daß sich die Einsatzmengen der als
Sammler zugesetzten Verbindungen deutlich reduzieren lassen.
[0025] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
A) Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen
1) Herstellung von Estern der allgemeinen Formel (I) aus Dicyclopentadien (II) und
Carbonsäuren.
[0026] In einem Kolben wurden 66 g Dicyclopentadien und 141 g Ölsäure unter Rühren tropfenweise
mit 10 g Borfluoridetherat versetzt. Die entstandene dunkle Lösung wurde langsam auf
55 °C erwärmt und anschließend 6 Stunden lang auf dieser Temperatur gehalten, wozu
gelegentliches Kühlen erforderlich war.
[0027] Das Reaktionsgemisch wurde mit 1 l Toluol versetzt und mit Wasser gewaschen. Die
abgetrennte organische Phase wurde mit 1 gew.-%iger Natriumcarbonatlösung und anschließend
bis zur neutralen Reaktion mit Wasser gewaschen und mit Calciumchlorid getrocknet.
Der nach dem Abdampfen des Toluols im Wasserstrahlvakuum verbleibende Rückstand wurde
im Hochvakuum destilliert. Bei 218 - 230 °C/0.1 mbar gingen 90 g Ölsäurester des 8(9)-Hydroxy-tricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 (Produkt E) über.
[0028] In analoger Weise wurden aus Dicyclopentadien und Essigsäure, Propionsäure, Capronsäure
und Laurinsäure die Produkte A bis D erhalten. Die physikalischen Eigenschaften
dieser Substanzen sind in der nachstehenden Tabelle 1 wiedergegeben.

[0029] Die Produkte A bis E stellten hellgelbe, klare, dünnflüssige Substanzen dar.
2) Herstellung von Ethern der allgemeinen Formel (I) aus Dicyclopentadien (II) und
einwertigen Alkoholen R¹OH.
[0030] In einem Kolben wurden zu 1300 g 2-Ethylhexanol und 80 ml Bortrifluorid-diethyletherat
unter Rühren 1450 g Dicyclopentadien schnell zugetropft. Das Gemisch wurde auf 100
°C erhitzt und 4 Stunden lang auf dieser Temperatur gehalten. Das abgekühlte Reaktionsgemisch
wurde in Ether gelöst. Die etherische Lösung wurde zunächst mit verdünnter Natronlauge,
dann mit Wasser bis zur neutralen Reaktion gewaschen. Nach dem Trocknen mit Calciumchlorid
wurde der Ether abdestilliert. Der Rückstand wurde im Hochvakuum destilliert. Bei
115 - 120 °C/0,1 mbar gingen 2148 g 2-Ethylhexylether des 8(9)-Hydroxytricyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 (Produkt K) über.
[0031] In analoger Weise wurden aus Dicyclopentadien und Methanol, Ethanol, n-Propanol,
Isopropanol, und sec-Butanol die Produkte F bis J hergestellt. Die physikalischen
Eigenschaften der Produkte F bis K sind in der nachstehenden Tabelle 2 wiedergegeben.

3) Herstellung von Ethern der allgemeinen Formel (I) aus Dicyclopentadien (II) und
mehrwertigen Alkoholen.
[0032] In einem Kolben wurden zu einem Gemisch aus 161 g Ethylenglykol und 15,6 g sauren
Ionenaustauscher (Amberlyst 15) bei 100 °C unter Rühren im Verlauf von 3 Stunden 268
g Dicyclopentadien zugetropft. Danach wurde der Ionenaustauscher durch Filtration
abgetrennt. Das Filtrat wurde mit Wasser gewaschen, mit Calciumchlorid getrocknet
und in Hoch vakuum destilliert. Bei 108 - 120 °C/0,1 mbar gingen 268 g Ethylenglykolether
des 8(9)-Hydroxy-tri-cyclo-[5.3.1.0
2,6]-decens-3 (Produkt L) über.
[0033] In analoger Weise wurde aus Dicyclopentadien und Glycerin das Produkt M erhalten.
Die physikalischen Eigenschaften der Produkte L und M sind der nachstehenden Tabelle
3 zu entnehmen.

4) Herstellung von 8(9)-Hydroxytricyclo-[5.3.1.02,6]-decen aus Dicyclopentadien (II)
[0034] In einem Kolben wurden 264 g Dicyclopentadien und 800 g 25 gew.-%ige Schwefelsäure
unter Rühren 5 Stunden lang zum Rückflußkochen erhitzt. Danach wurde die organische
Schicht abgetrennt, mit Wasser, verdünnter Natronlauge und wieder mit Wasser gewaschen
und mit Calciumchlorid getrocknet. Bei der Destillation im Vakuum gingen bei 105-115
°C 243g 8(9)-Hydroxytricyclo- [5.3.1.0
2,6]-decen (Produkt N) über.
B Flotation von Kohle:
[0035] Die Kohleflotation wurde gemäß DIN-Arbeitsvorschrift 22017 durchgeführt. Von den
sechs in der Vorschrift vorgeschriebenen Flotationsstufen wurden drei Stufen durchgeführt,
weil insbesondere die ersten Flotationsstufen Aufschluß über die Effektivität des
zu untersuchenden Schäumers in der Kohleflotation geben. Die Derivate (I) wurden unverdünnt
der Flotationstrübe zudosiert.
[0036] Für die Flotationstests wurde Feinstkornkohle mit folgendem Aufgabgehalt verwendet:
32,3 % Asche
ca. 1,50 % Gesamtschwefel.
Korngrößenverteilung:
[0037] <25 µm: 21,9 %;
25 bis 80 µm: 9,1 %;
80 bis 160 µm: 12,0 %;
60 bis 315 µm: 16,0 %;
>315 µm: 41,0 %.
[0038] Die Flotation wurde in einer KHD-Laborflotationszelle MN 935/04 (Volumen: 2 l) mit
einer Feststoffkonzentration von 150 g/l Leitungswasser (ca. 16°dH) durchgeführt.
Die Flotation erfolgte im einzelnen in Anlehnung an die oben genannte DIN-Arbeitsvorschrift
22017 "Rohstoffuntersuchungen im Steinkohlebergbau, Flotationsanalyse". Die Flotationsbedingungen
waren im einzelnen:
Erstes Flotationskonzentrat:
[0039] 150g Schäumer/t
1 min Vorkonditionierung bei 300 Upm und
1 min Flotationsdauer bei 2000 Upm.
Zweites Flotationskonzentrat:
[0040] 100 g Schäumer/t;
ohne Vorkonditionierung;
1 min Flotationsdauer bei 2000 Upm.
Drittes Flotationskonzentrat:
[0041] 15 g Schäumer/t;
ohne Vorkonditionierung;
1 min Flotationsdauer bei 2000 Upm.
[0042] Die Bewertung der Flotation erfolgte nach zwei Kriterien:
(a) Kohleausbringen (in %) und
(b) Selektivität bzw. Aschegehalt im Konzentrat (in %).
Vergleichsbeispiel
[0043] Die Beurteilung der getesteten Schäumer erfolgte im Vergleich zu aus dem Stand der
Technik bekannten Standardschäumern. Als solche wurden in einem Vergleichsversuch
Methylisobutylcarbinol (MIBC), Pine Oil und 2-Ethylhexanol verwendet. Die Ergebnisse
sind der nachfolgenden Tabelle 4 zu entnehmen.

Ergebnis:
[0044] In der Kohleflotation zeigt aus der Gruppe der aus dem Stand der Technik bekannten
Schäumer 2-Ethylhexanol an der flotierten Feinstkornkohle die besten Ergebnisse: Bei
einem hohen Kohleausbringen liegt der Aschegehalt im Konzentrat vergleichsweise niedrig.
Beispiel 1
Flotation von Kohle mit Schäumern aus Herstellungsbeispiel 1.
[0045] Die Produkte A bis E aus Herstellungsbeispiel 1 (Ester des 8(9)-Hydroxy-tricyclo[5.3.1.0
2,6]-decens-3 mit Carbonsäure) zeigten unter den auch im Vergleichsbeispiel genannten
Flotationsbedingungen die in der Figur 1 graphisch dargestellten Ergebnisse hinsichtlich
Effektivität (Kohleausbringen) und Selektivität (Aschegehalt im Konzentrat).
Ergebnis:
[0046] Die Schäumerwirkung ist in Abhängigkeit von der Länge der Alkylkette der Monocarbonsäure
bei den Umsetzungsprodukten von Dicyclopentadien(II) mit Essigsäure und Propionsäure
am günstigsten. Der Propionsäureester erreicht in Selektivität und Effektivität den
Standardschäumer 2-Ethylhexanol.
Beispiel 2
Flotation mit Ethern des Herstellungsbeispiels 2.
[0047] In der oben beschriebenen Art und Weise wurden Flotationsversuche mit den Produkten
F bis K aus dem Herstellungsbeispiel 2 (Umsetzungsprodukten von Dicylcopentadien(II)
und einwertigen Alkoholen) durchgeführt. Die Ergebnisse sind in der Figur 2 graphisch
dargestellt.
Ergebnis:
[0048] Die erfindungsgemäßen Schäumer allgemeinen Formel (I), in denen R¹ für Alkylreste
mit 1 bis 4 C-Atomen, insbesondere für Methyl, Ethyl, Isopropyl oder Isobutyl steht,
zeigen deutlich bessere Schäumereigenschaften als der Standardschäumer 2-Ethylhexanol.
Beispiel 3
Flotation mit Ethern des Herstellungsbeispiels 3.
[0049] In der Beispiel 1 beschriebene Art und Weise wurden Flotationsversuche auch mit
den Produkte L und M aus dem Herstellungsbeispiel 3 (Ethern der allgemeinen Formel
(I) aus Dicyclopentadien(II) und mehrwertigen Alkoholen) durchgeführt. Die Ergebnisse
sind in der Figur 3 graphisch dargestellt.
C) Flotation von Erzen
Beispiel 4
Flotation von Cassiterit
[0050] Das zu flotierende Material bestand aus einem südafrikanischen Cassiterit, das ca.
1 % SnO₂, 59 % Silikate und 7 % Magnetit und Haematit enthält. Die Flotationsaufgabe
hatte folgende Korngrößenverteilung:
-25 µm 49,5 %
25 - 62 µm 43,8 %
63 - 80 µm 4,9 %
+ 80 µm 0,9 %
[0051] Die Flotationsversuche wurden in einer Denver-Laborflotations-Zelle Typ D 1 in 1
l-Zellen mit Trübedichten von ca. 500 g/l Leitungswasser (16° dH) durchgeführt.
Bei pH 7-8 wurde Wasserglas mit einer Dosierung von 2200 g/t zugegeben und konditioniert.
[0052] Danach erfolgte die Einstellung des pH-Wertes auf 5 mit Schwefelsäure, bevor der
Sammler zudosiert wurde. Flotiert wurde in 2 Stufen ein Vorkonzentrat ohne anschließende
Reinigungsstufen.
[0053] Als Sammler wurde bei allen Versuchen Styrolphosphonsäure (techn. Qualität) eingesetzt.
[0054] Die Schäumer B and N wurden mit einer Mikroliterpipette unverdünnt direkt der Flotationstrübe
zugesetzt.
[0055] Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle 5 wiedergegeben.

[0056] Die vorstehenden Ergebniss zeigen, daß die Produkte B und N den Verbrauch an Sammler
Styrlphosphonsäure erheblich vermindern und trotzdem sehr hohe Cassiteritausbeuten
ermöglichen. Insbesondere Produkt N hat einen Verstärker(Booster)-Effekt auf den Sammler.
Beispiel 5
Flotation sulfidischer Erze
[0057] Das zu flotierende Erz war ein sehr fein verwachsenes Erz aus dem Harz, daß für die
Laborflotation nur soweit aufgemahlen wurde, daß die gröber verwachsenen Minerale
genügend aufgeschlossen waren. Um eine befriedigende Trennung durch Flotation zu
erzielen und zu verkaufsfähigen Konzentraten zu kommen, wird das Erz in der Aufbereitungsanlage
normalerweise nachgemahlen und nachflotiert. Für die Schäumerprüfungen im Verfleich
zum Standardschäumer Methylisobutylcarbinol (MIBC) sind die Vorflotationen bei den
Laborversuchen aussagefähig genug.
Durchschnittsanalyse:
[0058] 8.5 % PbO
11.6 % Fe₂O₃
21.0 % ZnO
2.7 % CuO
Korngröße der Flotationsaufgabe:
[0059] - 25 µm 35.1 %
25 - 63 µm 13.9 %
63 - 100µm 11.5 %
100 - 200 µm 29.5 %
+ 200 µm 10.0 %
[0060] Die Flotationsversuche wurden in der Denver-Laborflotationszelle Typ D 1 in1 l-Zellen
mit Trübedichte von ca. 500 g/l Leitungswasser (16° dH) durchgeführt. In der 1. Stufe
wurde mit dem Standarsammler Kaliumamylxanthat (140 g/t) Blei und Kupfer kollektiv
bei natürlichem pH 7.5 aufgeschwommen, wobei Natriumcyanid (150 g/t) und Zinksulfat
(400 g/t) als Regler eingesetzt wurden. In der 2. Flotationsstufe wurde mit Natriumisopropylxanthat
(120 g/t) als Sammler und Kupfersulfat (600 g/t) als Regler und den Produkten B und
N als Schäumer bei pH 10 Zink flotiert.
[0061] Die Ergebnisse der Flotationsversuche sind in der nachfolgenden Tabelle zuammengefaßt.

[0062] Die erfindungsgemäßen Schäumer B und N erzielten mit einer im Vergleich zum Standardschäumer
MIBC verringerten Dosierung ein gleichwertiges Metallausbringen in dieser Vorflotation.
1. Verwendung von Derivaten des Tricyclo[5.3.1.0
2,6]-decens-3 mit der allgemeinen Formel (I)

in der R¹ für Wasserstoff, für einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit
1 bis 8 C-Atomen, für einen Acylrest R²-CO, in dem R² Wasserstoff oder einen geradkettigen
oder verzweigten Alkylrest oder Alkenylrest mit 1 bis 18 C-Atomen bedeutet, oder
für einen Hydroxyalkylrest

steht, in dem R³ und R⁴ unabhängig voneinander Wasserstoff oder eine Hydroxygruppe
sein können und m und n für ganze Zahlen im Bereich von 0 bis 5 stehen und die Summe
(m + n) eine ganze Zahl im Bereich von 1 bis 5 ist, mit der Maßgabe, daß mindestens
einer der Reste R³ und R⁴ eine Hydroxygruppe ist, als Schäumer in der Kohle- und Erzflotation.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ in der allgemeinen Formel
(I) ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 4 C-Atomen ist.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ ein Ethylrest ist.
4. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ in der allgemeinen Formel
(I) ein Acylrest mit 1 bis 6 C-Atomen ist.
5. Verwendung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ ein Acetylrest, Propionylrest
oder Caproylrest ist.
6. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ in der allgemeinen Formel
(I) ein Acylrest einer Carbonsäure ist, die aus nativen Fetten und Ölen zugänglich
ist.
7. Verwendung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ ein Laurylrest oder
Oleylrest ist.
8. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ in der allgemeinen Formel
(I) ein Hydroxyalkylrest der Formel

ist, in der m und n ganze Zahlen im Bereich von 1 bis 3 sind und mindestens zwei
der Reste R³ und R⁴ eine Hydroxygruppe sind.
9. Verwendung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß m 0 oder 1 und n 1 ist
und die Reste R³ und R⁴ Hydroxygruppen sind.