[0001] Die Erfindung betrifft ein eisbrechendes Schiff mit in seinem Vorschiff ausgebildeten
größten Breite der Eisbrech-Wasserlinie und mit Einrichtungen zum Vertrimmen und Beballasten.
[0002] Es ist bekannt, daß eisbrechende Schiffe wirkungsvoller Eis brechen können, je weiter
die breiteste Stelle ihrer eisbrechenden Wasserlinie in Fahrtrichtung bei Vorwärtsfahrt
nach vorn verlagert wird. Bei Rückwärts-Eisbrechfahrt verkehrt sich diese Verbesserung
ins Gegenteil.
[0003] Für einige eisbrechende Schiffe mit speziellen Aufgaben, wie z.B. für Konvoi-Eisbrecher,
ist jedoch nicht nur die Fähigkeit, effektiv vorwärts Eis brechen zu können, von Bedeutung,
sondern in hohem Maße auch die Fähigkeit, schnell die Fahrtrichtung wechseln und auch
in Rückwärtsfahrt eine Festeisdecke brechen zu können.
[0004] Durch die EP-A-00 97 002 ist ein Schiff für eine Fahrt in offenem oder eisbedecktem
Wasser mit einem oberhalb der Wasserlinie liegenden, pontonförmigen Vorschiff, das
parallel zueinander verlaufende Seitenwände und eine sich über die gesamte Schiffsbreite
erstreckende und im Unterwasserschiff eine ebene und stark nach vorn geneigt ausgebildete
Stirnfläche aufweist, die nach hinten zu in einen Mittelkiel übergeht, und mit einem
Hinterschiff und mit in diesem untergebrachten Antriebseinrichtungen, bekannt, bei
dem die Seitenkanten im Übergangsbereich der Vorschiffsseitenwände zur Stirnfläche
in Seitenkantenlängsrichtung verlaufend gekrümmt und gegenüber den von den Vorschiffsseitenwänden
gebildeten Ebenen seitlich derart hervortretend sind, daß der Abstand zwischen den
unter der Konstruktionswasserlinie liegenden Seitenkanten die größte Breite des Unterwasserschiffes
bildet, wobei die Unterseiten der Spanten zwischen den beiden Seitenkanten von dem
Punkt der Schiffslänge an, an dem die Stirnfläche in den Mittelkiel übergeht, bis
zu dem Punkt, an dem dieser den Schiffsboden erreicht, querschiffs nach unten durchgewölbt
oder durchgeknickt ausgebildet sind. Mit einem derartig ausgebildeten Schiff sollen
die Bedingungen für den Scherbruch einer einteiligen Scholle aus der festen Eisdecke
noch günstiger gestaltet und die Führung der Scholle unter das Wasser bei verminderter
Gefahr der Schollenzerkleinerung zu vielen Bruchstücken verbessert werden, so daß
das seitliche Verbringen der Scholle unter die feste Eisdecke noch zuverlässiger erzielt
wird.
[0005] Wird bei einem derart ausgebildeten eisbrechenden Schiff die Vorwärtsfahrt auf der
normalen Eisbrechwasserlinie und die Rückwärtsfahrt auf vertrimmter Wasserlinie vorgenommen,
dann ergibt sich folgendes: Bei Vorwärtsfahrt wird in der Eisdecke durch zwei am Vorschiff
vorgesehene seitliche Schneidkanten eine glatt geschnittene eisfreie Bruchrinne erzeugt
und regelmäßig geformte, annähernd rechteckige Eisschollen werden seitlich unter die
ungebrochene Eisdecke gefördert und aus dem Bereich der Propeller entfernt. Bei der
Rückwärtsfahrt wird beispielsweise durch die die breiteste Stelle des Schiffskörpers
bildenden, am Bug befindlichen, seitlich hervorstehenden Schneidkanten eine Bruchrinne
im Eis erzeugt, indem das gebrochene Eis wie von einem Schneepflug an den Seiten emporgehoben
wird. In diesem Fall ist weder der Eiskontakt der Propeller noch Brucheis in der Bruchrinne
zu vermeiden.
[0006] Die Erfindung löst die Aufgabe, ein eisbrechendes Schiff mit besonderer Eignung für
ein Eisbrechen in Rückwärtsfahrt und für ein Eisbrechen bei einer Fahrt im Drehkreis
zu schaffen, bei dem optimale Vorwärtsfahrt- mit guten Rückwärtsfahrt-Eisbrecheigenschaften
miteinander vereinigt sind.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein eisbrechendes Schiff gemäß der eingangs beschriebenen
Art vorgeschlagen, das erfindungsgemäß in der Weise ausgebildet ist, daß der Schiffskörper
im Heckbereich in seinem oberhalb der Eisbrech-Wasserlinie befindlichen Teil so weit
verbreitert ausgebildet ist, daß bei einer Absenkung des Hinterschiffs durch Vertrimmen
oder Beballasten des Schiffes bei Rückwärtsfahrt eine Rinne in die Eisdecke gebrochen
wird, die breiter als das breite Vorschiffsteil ist, das diese Rinne bei Rückwärtsfahrt
passiert.
[0008] Es hat sich gezeigt, daß bei einem derart ausgebildeten eisbrechenden Schiff optimale
Vorwärtsfahrtmit guten Rückwärtsfahrt-Eisbrecheigenschaften vereinigt sind, was dadurch
erreicht wird, daß die Schiffsform des Hinterschiffs so gestaltet ist, daß sich bei
dessen Absenkung durch Vertrimmen oder Beballasten des Schiffes eine deutlich im Hinterschiff
verbreiterte Wasserlinie einstellt, wobei nach einer weiteren Ausführungsform der
Erfindung die Verbreiterung des Unterwasserschiffskörpers so gestaltet ist, daß bei
Tiefertauchung des Hecks und bei Vorwärtsfahrt im Drehkreis von dem Schiffskörperüberstand
des Hinterschiffs ein zweiter Eisbrechvorgang zur Außenseite der Drehkreis-Bruchrinne
hin ausgelöst wird, der zur Rinnenverbreiterung und zur Verkleinerung des Drehkreis-Durchmessers
führt. Besonders vorteilhaft ist dabei, daß, während der Schiffsbug gleichmäßig annähernd
rechteckige Eisschollen erzeugt, von der seitlich am Hinterschiff vorgesehenen Brechschulter
ein weiterer, die Bruchrinne verbreiternder und den Drehkreis verkleinernder Bruchvorgang
ausgelöst wird, durch den weitere kleinere Eisschollen erzeugt werden, die größtenteils
zusammen mit den vom Vorschiff gebrochenen Eisschollen seitlich unter die ungebrochene
Eisdecke weggefördert werden. Hinzu kommt, daß bei einem derart ausgebildeten Schiff
während der Rückwärtsfahrt kein Eis energieaufwendig aus dem Wasser gehoben werden
muß.
[0009] Weitere, zweckmäßigere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0010] Im folgenden wird der Gegenstand der Erfindung in den Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 eine Seitenansicht eines eisbrechenden Schiffes mit angedeuteter normaler Eisbrechwasserlinie,
vertrimmter Eisbrechwasserlinie und abgesenkter Eisbrechwasserlinie,
Fig.2 Ansichten von oben vor Wasserlinien von bekannten eisbrechenden Schiffen mit
verschiedenen Vorschiffsformen zur wachsenden Verbesserung der Eisbrechleistung,
Fig 3 eine Seitenansicht eines bekannten eisbrechenden Schiffes mit angedeuteter normaler
Eisbrechwasserlinie und vertrimmter Eisbrechwasserlinie,
Fig. 4 in einer Ansicht von oben das eisbrechende Schiff nach Fig. 3 bei Vorwärtsfahrt
auf der normalen Eisbrechwasserlinie,
Fig. 5 in einer Ansicht von oben das eisbrechende Schiff nach Fig. 3 bei Rückwärtsfahrt
auf vertrimmter Wasserlinie,
Fig. 6 in einer Ansicht von oben ein eisbrechendes Schiff für Vorwärtsfahrt-Drehkreisfahrten
im Eis mit seitlich an dem Schiffskörper in dessen Hinterschiffsbereich vorgesehenen
Brechschultern und
Fig. 7 in einer Ansicht von oben ein im Propellerstrahl angeordneter Ruder-Rotor.
[0011] In den Figuren ist mit 1 die normale Wasserlinie , mit 2 die Fahrtrichtung eines
eisbrechenden Schiffes 100, mit 3 die vertrimmte Eisbrechwasserlinie, mit 3a die abgesenkte
Eisbrechwasserlinie, mit 3 die vertrimmte Eisbrechwasserlinie bei einem eisbrechenden
Schiff mit seitlich am Hinterschiff vorgesehenen Brechschultern 5 und mit 6 die von
den Brechschultern 5 erzeugten Eisschollen bezeichnet. Das eisbrechende Schiff 100
besteht aus dem Schiffskörper 10, dessen Vorschiff bei 11 und dessen Hinterschiff
bei 12 angedeutet sind; sein Bug ist mit 13 bezeichnet.
[0012] Fig. 1 in Verbindung mit Fig. 2 zeigt die wachsende Verbesserung der Eisbrechleistung
von der WasserlinienForm A als schlechteste Form über die Wasserlinien-Form B bis
zu der Wasserlinien-Form C als beste WasserlinienForm bekannter Schiffskörperausgestaltungen.
In den Fig. 3 bis 5 ist am Beispiel des eingangs beschriebenen bekannten eisbrechenden
Schiffes der Eisbrechvorgang bei Vorwärtsfahrt (Fig. 4) auf der normalen Eisbrechwasserlinie
1 und bei Rückwärtsfahrt (Fig. 5) auf der vertrimmten Eisbrechwasserlinie 3 aufgezeigt,
wobei erkennbar ist, daß bei Vorwärtsfahrt in der Eisdecke eine glatt geschnittene
eisfreie Bruchrinne erzeugt und regelmäßig geformte, annähernd rechteckige Eisschollen
4 werden seitlich unter die ungebrochene Eisdecke gefördert und aus dem Bereich der
Schiffspropeller entfernt. Bei der Rückwärtsfahrt mit auf die Wasserlinie 3 abgesenkten
Heck wird eine Bruchrinne im Eis erzeugt, die die Passage der die breiteste Stelle
des Schiffskörpers bildenden, am Bug befindlichen Schneidkanten in der gebrochenen
Rinne erlaubt.
[0013] Die bei den bekannten eisbrechenden Schiffe sich ergebenden Nachteile werden bei
einem eisbrechenden Schiff 100 entsprechend der in Fig. 6 gezeigten Ausgestaltung
vermieden. Wie Fig. 6 zeigt, ist das Hinterschiff 12 des Schiffskörpers 10 des eisbrechenden
Schiffes 100 mit Brechschultern 5 versehen, die zu beiden Seiten des Schiffskörpers
10 im Hinterschiffsbereich an dem Schiffskörper ausgebildet sind. Die durch die Brechschultern
5 erhaltene größte Bruchrinnenbreite B1 ist gegenüber der größten Vorschiffsbreite
B größer, so daß von den Brechschultern bzw. der jeweiligen Brechschulter bei vertrimmtem
Hinterschiff 12 ein weiterer, die Bruchrinne verbreiternder und den Drehkreis verkleinernder
Bruchvorgang ausgelöst wird. Die Eisschollen sind bei 6 angedeutet.
[0014] Die Hinterschiffsform-Ausgestaltung entspricht in etwa derjenigen, wie diese in Fig.
6 dargestellt ist. Das Hinterschiff 12 kann eine größere Breite gegenüber der Breite
des Vorschiffs 11 aufweisen. Bei der in Fig. 6 gezeigten Ausführungsform gehen die
Wasserlinienbereiche 14,15 im Hinterschiffsbereich 12 in seitlich ausladende, d.h.
sich verbreiternde Abschnitte 5a über, so daß die Wasserlinien des Hinterschiffs 12
eine etwa keulenartige Verbreiterung aufweisen, wobei jedoch die Hinterschiffsausgestaltung
auch eine andere als wie in Fig. 6 gezeigte Form aufweisen kann. So können z.B. die
Übergänge der Schiffsseitenwände 14,15 im Bereich der Abschnitte 5a zum teilellipsenartigen
Profil 5b gradlinig verlaufen, jedoch aus strömungstechnischen Gründen wird es vorteilhaft
sein, kreisbogenförmige Abschnitte 5a vorzusehen, die gleitflächenartige Wirkung aufweisen.
[0015] Die in Fig. 6 gezeigte Ausgestaltung des Hinterschiffs 12 eines eisbrechenden Schiffes
100 ist besonders günstig für Vorwärts-Drehkreisfahrten im Eis.
[0016] Die für das Vertrimmen und Beballasten des Schiffskörpers 10 erforderlichen Einrichtungen
sind in an sich bekannter Weise ausgebildet und in den Zeichnungen nicht dargestellt.
Die Tiefertauchung des Hecks des Schiffskörpers 10 zur Verbesserung der Rückwärtsbrechfähigkeit
wird durch schnelles Umpumpen von Ballastwasser in Längsrichtung des Schiffes oder
durch zusätzliche Ballastwasseraufnahme erreicht.
[0017] Zur Verstärkung des seitlichen Eisbrechvorgangs durch das Schiffsheck ist es vorteilhaft,
Hochleistungsruder einzusetzen.
[0018] Fig. 7 zeigt ein im Strahl eines Propellers 9 angeordnetes Hochleistungsruder, durch
das die Eisbrechwirkung der Brechschulter 5 am Heck des Schiffskörpers 10 verstärkt
wird. Vorzugsweise werden gegen Eiskontakt unempfindliche Ruder eingesetzt, wie z.B.
ein Rotor-Ruder 7 mit einem integrierten rotierend angetriebenen Zylinder 8, mit denen
sich bekannterweise Querkräfte in Höhe von 50 bis 65 % des Vorwärtsschubs der Hauptpropeller
erzeugen lassen.
1. Eisbrechendes Schiff mit im Vorschiff ausgebildeter größter Breite der Eisbrech-Wasserlinie
(1) und mit Einrichtungen zum Vertrimmen und Beballasten, dadurch gekennzeichnet,
daß der Schiffskörper (10) im Heckbereich (12) in seinem oberhalb der Eisbrech-Wasserlinie
(1) befindlichen Teil soweit verbreitert ausgebildet ist, daß bei einer Absenkung
des Hinterschiffs (12) durch Vertrimmen oder Beballasten des Schiffes bei Rückwärtsfahrt
eine Rinne in die Eisdecke gebrochen wird, die breiter als das breite Vorschiffsteil
(11) ist, das diese Rinne bei Rückwärtsfahrt passiert.
2. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Überwasser-Schiffskörper
(10) derart verbreitert ausgebildet ist, daß bei einer Tieftauchung des Hecks (12)
und bei Vorwärtsfahrt im Drehkreis von dem Schiffskörperüberstand des Hinterschiffs
(12) ein zweiter Eisbrechvorgang zur Außenseite der Drehkreis-Bruchrinne hin ausgelöst
wird, der zu einer Rinnenverbreiterung und zu einer Verkleinerung des Drehkreis-Durchmessers
führend ist.
3. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Tiefertauchung
des Hecks (12) zur Verbesserung der Rückwärtseisbrechfähigkeit durch schnelles Umpumpen
von Ballastwasser in Längsrichtung des Schiffskörpers oder durch zusätzliche Ballastaufnahme
bewirkbar ist.
4. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verstärkung
des seitlichen Eisbrechvorganges durch das Schiffsheck (12) Hochlei stungsruder (7,8)
vorgesehen sind.
5. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Hochleistungsruder
Rotor-Ruder vorgesehen sind.
6. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Schiffskörper
(10) im Bereich seines Hinterschiffs (12) beidseitig angeordnete Brechschultern (5)
aufweist.
7. Eisbrechendes Schiff nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Hinterschiff
(12) des Schiffskörpers (10) im Bereich seiner Brechschultern (5) gegenüber der Breite
des Vorschiffs (11) eine größere Breite aufweist.