[0001] Die vorliegende Erfindung befaßt sich mit einem zweischichtigen, heißsiegelfähigen
Vliesstoff mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruchs 1.
[0002] US-A 4,490,427 beschreibt ein eigenstabiles Heißsiegelband, aufgebaut aus einer Parallelenschar
thermoplastisch erweichbarer Fäden, welche untereinander über wirr abgelegte thermoplastische
Fasern themisch verbunden sin. Vorzugsweise werden Polymerfasern aus Materialien eingesetzt,
welche einen Schmelzpunkt unter 150°C besitzen, wie Co-, Ter- oder höhere Polymere
von Polyamiden oder Polyestern, z.B. ein Terpolymer aus Nylon 6, Nylon 66 und Nylon
12. Die erreichbare Zugfestigkeit dieses Produktes ist nicht in allen Anwendungsfällen
ausreichend, wie der folgende Vergleich von Stapelfasern (Quelle: E. Wagner, Die textilen
Rohstoffe, DFV Frankfurt (Main), (1981)) mit den obengenannten thermoplastischen Fasern
(eigene Messungen) zeigt:

Die niedrigen Werte der letzteren Fasern sind bedingt durch die niedere Kristallinität
bzw. geringe Verstrekkungsorientierung.
[0003] In US-A 4,440,819 wird eine Faseranordnung angegeben, bei der unidirektional gerichtete,
zugfeste Hochmodulfasern, vorzugsweise Mineralfasern, mittels polymerer Wirrfasern
miteinander schmelzverbunden sind. Diese Schicht kann in einer bevorzugten Ausgestaltung
mit Harz imprägniert und zu einem mehrlagigen Schichtstoff laminiert sein. Es hat
sich jedoch gezeigt, daß, insbesondere bei Flächengewichten über 40 g/m², solchen
Laminaten das erforderliche Längsdehnungsvermögen fehlt.
[0004] GB-B 1,117,751 beschreibt die Herstellung eines heißsiegelfähigen Versteifungsmaterials,
wobei thermoplastische Fasern vorzugsweise auf einen sich kontinuierlich bewegenden
Vliesstoffträger extrudiert und dabei miteinander sowie mit dem Träger verschmolzen
werden. Alternativ besteht der Träger aus von der Fasermatte abziehbarem Silikonpapier.
[0005] Auch das Schmelzblasen von Fasern, wie es in DE-PS 23 34 741 (= US-A 3,825,380) beschrieben
ist, ist dabei zur Herstellung geeignet.
[0006] Typische Flächengewichte aller vorbeschriebenen, bekannten, dünnen Vliesmaterialien,
vorzugsweise als 10 bis 13 mm breite Bänder konfektioniert, sind 20 bis 80 g/m².
Ihnen mangelt es an der erforderlichen Zugfestigkeit. Schwerere und somit festere
Ausführungen, z.B. die soeben genannten Laminate, sind möglich; sie besitzen jedoch
eine ungünstig erhöhte Sprödigkeit. Alle diese Eigenschaften bekannter Bänder wirken
sich insbesondere beim Einsatz in Hochgeschwindigkeits-Verarbeitungsmaschinen negativ
aus.
[0007] Es liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen heißsiegelfähigen
zweilagigen, auch mit Hochgeschwindigkeitsvorrichtungen beschädigungslos zu verarbeitenden
Vliessstoff anzugeben, der, insbesondere auch in Form eines Bandes, über einen Gewichtsbereich
von 10 bis 180 g/m² weder zu niedrige Zugfestigkeit noch zu hohe Sprödigkeit zeigt.
Die Lösung dieser Aufgabe besteht, ausgehend von dem in GB-B 1,117,751 aufgezeigten
Stand der Technik, in einem Vliesstoff mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1. Die Unteransprüche weisen auf bevorzugte Ausführungsformen hin.
[0008] Die erste Schicht des erfindungsgemäßen Vliesstoffes kann aus wirr angeordneten thermoplastischen
Polymerfilamenten oder aus parallelen thermoplastischen Polymer-Filamenten bestehen,
welche letztere miteinander durch wirr abgelegte thermoplastische Filamente schmelzverbunden
sind, wie dies in der erwähnten US-A 4,490,427 angegeben ist.
[0009] Die Fasern der zweiten, heißsiegelfähigen Schicht können beliebig miteinander verfestigt
sein, so z. B. durch Hitze-und/oder Druckanwendung, durch polymere Bindemitteldispersionen
oder durch Kombinationen der genannten Verfestigungsarten. Für die Heißsiegelfähigkeit
der zweiten Schicht geeignete Fasermaterialien sind dabei die bei einschichtigen,
aufbügelbaren Vliesstoffen bekannten (US-A 4,490,427) Co-, Ter- oder höheren Polyester,
ebensolche Polyamide oder Polyvinylchlorid, so z. B. ein Terpolymer aus Nylon 6,
Nylon 66 und Nylon 12. In jedem Falle muß erfindungsgemäß der Schmelzpunkt dieser
Fasern im Bereich von 75 bis 140°C liegen und niedriger als der jenige der nicht
bindenden Fasern sein.
[0010] Die Summe aller thermoplastischen, bindefähigen Fasern und Filamente im gesamten
Vliesstoffverbund muß zwischen 40 und 98 Gew.-% betragen.
[0011] Vorzugsweise macht das Flächengewicht der zweiten, heißsiegelfähigen Vliesstoffschicht
5 bis 60% desjenigen des Gesamtverbundes aus.
[0012] In einer weiteren, bevorzugten Ausgestaltung weist die heißsiegelfähige zweite Vliesstoffschicht
unregelmäßig verteilte Öffnungen von 0,5 bis 5 mm Breite und 1 bis 50 mm Länge bei
einem Breite/Länge-Verhältnis von 1:20 bis 1:100 auf.
[0013] Der Abstand der Öffnungen zueinander kann über einen weiten Bereich bis hinab zu
Faserdicken-Dimensionen variiert werden, ebenso die Größe der Öffnungen. Diese vorteilhafte
Ausgestaltung erlaubt bei Einwirkung von Hitze und Druck auf den Vliesstoff dessen
allseitige Durchdringung mit den heißsiegelfähigen Komponenten; der Verbund verhält
sich damit wie ein einschichtiger heißsiegelfähiger Vliesstoff.
[0014] Das Herstellungsverfahren für den erfindungsgemäßen Vliesstoff erfolgt zweckmäßig
analog dem eingangs dargelegten, in GB-B 1,117,751 beschriebenen Extrusions- oder
Schmelzblasverfahren, wobei die erste Vliesstoffschicht den kontinuierlich bewegten
textilen Träge bildet, auf welchen die zweite, heißsiegelfähige Faserschicht dauerhaft
fixiert wird.
[0015] Der erfindungsgemäße, heißsiegelfähige Verbundstoff besitzt eine überraschend verbesserte
Zugfestigkeit, eine gute Haftung auf Oberstoffen, wie z. B. Baumwolle/Polyester,
Polyester, Nylon oder Baumwolle, sowie eine einfachere Herstellbarkeit, ohne dabei
eine Zwischenträgerschicht zu benötigen. Diese verbesserten Eigenschaften erweitern
das Anwendungsgebiet eines solchen Vliesstoffverbundes auf solche Fälle, wo hohe
Zugfestigkeiten zwingend erforderlich sind und wo die bisherigen heißsiegelfähigen
Vliesstoffe daher versagen mußten.
[0016] Die anliegende Figur ist die fotografische Aufsicht auf die zweite Schicht des erfindungsgemäßen
Vliesstoffs, der Maßstab ist 1:0,97.
[0017] Die folgenden Beispiele sollen Variationen des Aufbaues und mögliche Herstellungsverfahren
für den erfindungsgemäßen Vliesstoffverbund aufzeigen.
Beispiel 1 A
[0018] Ein Vliesstoff mit 12 g/m² wurde durch Kardieren einer Mischung aus 30 Gew.-% thermisch
klebefähiger Copolyesterfasern (3,5 den bei 38 mm Stapellänge, Schmelzpunkt bei 130°C)
und 70 Gew.-% Polyethylenterephthalat-Stapelfasern (3,0 den bei 50 mm Stapellänge)
hergestellt. Die Faserbindung erfolgte durch eine handelsübliche Polymerbindemittel-Dispersion
auf Basis Polyester. Anschließend wurde mit einem satz mehrrerer dampfbeheizter Trockenzylinder
bei einem Schließdruck von 1,41 bis 2,11 kp/cm² (20 bis 30 psi) getrocknet.
[0019] Das Trockengewicht des zugefügten Binders betrug 4 g/m² bei einem Gesamtgewicht von
16 g/m². Das Verhältnis Faser : Bindemittel im Vliesstoff betrug 75:25, seine Dichte
war 0,039 g/cm³.
Beispiel 1 B
[0020] Der Vliesstoff aus Beispiel 1 A wurde mit einem heißsiegelfähigen Faserflächengebilde
aus Copolyesterfilamenten versehen und besaß ein Gewicht von 50 g/m². Die Copolyesterfilamente
hatten einen Erweichungsbereich von 130 bis 135°C. Ein Verbundstoff wurde erzeugt
durch kombinierte Anwendung von Hitze und Druck mittels Kalanderwalzen. Die Temperatur
betrug dabei 85°C, der Schließdruck war 1,41 kp/cm² (20 psi).
Beispiel 2 A
[0021] Ein Vliesstoff mit 17 g/m² wurde wie in Beispiel 1 A hergestellt und enthielt neben
den Polyethylenterphthalatfasern 30 Gew.-% thermisch klebefähige Coplyesterfasern
(Schmelzbereich um 130°C).
[0022] Das Gesamtgewicht des bindemittelgebundenen Vliesstoffes betrug 22 g/m².
Beispiel 2 B
[0023] Die Laminierung dieses Vliesstoffes wurde wie in Beispiel 1 B durchgeführt, wobei
jedoch das heißsiegelfähige Flächengebilde ein Gewicht von 62 g/m² besaß.
Beispiel 3 A
[0024] Ein Vliesstoff von 14 g/m² wurde wie in Beispiel 1 A hergestellt, jedoch mit einem
Fasermischungs-Verhältnis von 1:1. Nach dem Ausrüsten mit Bindemittel betrug das Gesamtgewicht
des Vliesstoffes (trocken) 18 g/m².
Beispiel 3 B
[0025] Der Vliesstoff aus Beispiel 3 A wurde analog Beispiel 1 B mit dem heißsiegelfähigen
Faserflächengebilde laminiert, wobei jedoch dessen Gewicht 80 g/m², sein Schmelzbereich
110 bis 115°C und die Kalandriertemperatur 70°C betrugen.
Beispiel 4 A
[0026] Ein Vliesstoff von 10 g/m² mit den Fasern aus Beispiel 1 A, jedoch 60 Gew.-% thermisch
klebefähigen Copolyesterfasern, wurde verfestigt mittels eines auf 105°C beheizten
Kalanders bei einem Liniendruck von 20 kp/cm.
Beispiel 4 B
[0027] Der Vliesstoff aus Beispiel 4 A wurde mit einem heißsiegelfähigen Faserflächengebilde
laminiert. Dieses besaß ein Gewicht von 50 g/m² und enthielt ein Terpolyamid aus
Nylon 6, 66 and 12 mit einem Schmelzbereich von 110 bis 120°C.
[0028] Das Laminieren zu einem composite erfolgte mittels auf 70°C beheizter Kalanderwalze
bei einem Schließdruck von 1,41 kp/cm² (20 psi).
[0029] Alle diese erfindungsgemäßen Schichtstoffe wiesen deutlich verbesserte Zugfestigkeiten,
verglichen mit einschichtigen heißsiegelfähigen Stoffen, auf, wie die folgende Tabelle
zeigt:

1. Zweischichtiger, heißsiegelfähiger Vliesstoff mit einem Flächengewicht von 10 bis
180 g/m², enthaltend eine erste Schicht aus schmelzbaren, miteinander verbundenen,
wirr verteilten Polymerfilamenten und gegebenenfalls aus parallelen Polymerfilamenten,
und ein mit dieser ersten Schicht verbundenes, in sich verfestigtes Faserflächengebilde
als zweite Schicht,
dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Schicht zu 10 bis 90 Gew.-% heißsiegelfähige
Fasern enthält, die aus Co-, Ter- oder höheren Polyestern oder ebensolchen Polyamiden
aufgebaut sind, daß die Schmelzbereiche dieser Fasern zwischen 75 und 140°C liegen
und daß der Gehalt an schmelzfähigen Fasern und Filamenten im gesamten Vliesstofflaminat
40 bis 98 Gew.-% beträgt.
2. Vliesstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengewicht der
zweiten Vliesstoffschicht 5 bis 60% des gesamten Laminates beträgt.
3. Vliesstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Vliesstoffschicht
unregelmäßig verteilte Öffnungen von 0,5 bis 5 mm Breite und 1 bis 50 mm Länge enthält,
wobei das Verhältnis von Breite zu Länge 1:20 bis 1:100 beträgt.