[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Walzgerüst zur Herstellung eines Walzgutes,
insbesondere eines Walzbandes, mit Arbeitswalzen, Stützwalzen oder Zwischenwalzen
und Stützwalzen.
[0002] Ein derartiges gattungsgleiches Walzgerüst wird in der EP-PS 0059417 beschrieben.
Die bekannte Vorrichtung ist mit einer Walzenbiegeeinrichtung versehen, wobei die
Einbaustücke der Zwischenwalzen zwischen in den Ständerfenstern verankerten Blöcken
geführt und zur Beaufschlagung für die Arbeitswalzen-Ballenkorrektur durch beidseitig
beaufschlagbare, den Blöcken zugeordnete Kolben-Zylinder-Einheiten verbunden sind
und wobei an jedem Block ein Führungsstück vertikal verschiebbar geführt ist und die
Führungsstücke mit den Einbaustücken durch Horizontalführungen in vertikaler Richtung
formschlüssig verbunden sind. Eine Mehrfachverwendung dieses bekannten Walzgerüsts
beispielsweise als Reversiergerüst und/oder Dressiergerüst ist nach der genannten
Druckschrift nicht vorgesehen, vielmehr würde bei Bedarf im allgemeinen ein separates
Dressiergerüst verwendet werden. In vielen Fällen kann es aber sinnvoll sein, wenn
dasselbe Walzgerüst für verschiedene Aufgaben genutzt wird, um so die Investitionskosten
zu senken, insbesondere für die Verarbeitung kleiner Losgrößen. Im allgemeinen ergeben
sich dabei verhältnismäßig lange Umrüstzeiten bis zu acht Stunden, wenn beispielsweise
bei der Umstellung vom Sexto- Betrieb auf Duo- Betrieb die Arbeits- Zwischen- und
Stützwalzen aus dem Walzenständer entfernt und gegen einen neuen Arbeitswalzensatz
ausgetauscht werden. Auch sind konstruktive Anpassungen insbesondere der Walzenantriebe
erforderlich, verbunden mit erhöhten Aufwendungen.
[0003] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Walzgerüst vorzustellen, mit dem die genannten
Nachteile vermieden und die Schwierigkeiten ausgeräumt werden können. Insbesondere
soll die Vorrichtung auf einfache Weise verschiedenen Benutzungsvarianten angepaßt
werden können. Dabei soll ohne Qualitätseinbußen für das Walzprodukt ein störungsfreier
Produktionsablauf bei noch vertretbaren Umrüstzeiten gewährleistet werden.
[0004] Die Lösung der gestellten Aufgabe gelingt erfindungsgemäß dadurch, daß die Zwischenwalzen
mit ihren Lagerungen und die dazugehörigen schlanken Arbeitswalzen gegen dicke Arbeitswalzen
austauschbar sind. Auf diese Weise kann das erfindungsgemäße Walzgerüst sowohl als
Sexto- Reduziergerüst, als auch vorteilhaft als Duo- Gerüst oder als Quarto-Gerüst
verwendet werden. Der Zwischenwalzenbiegeblock kann dabei vorteilhaft als neuer Arbeitswalzenbiegeblock
genutzt werden.
[0005] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die gegeneinander austauschbaren
Walzen als Schnellwechseleinheit ausgebildet und in den Ständerfenstern angeordnet.
Dabei können beispielsweise die Zwischenwalzen und die schlanken Arbeitswalzen mit
ihren Lagerungen eine sogenannte Kassette bilden, die als Schnellwechseleinheit auf
einfache Weise gegen eine Kassette mit Duowalzen austauschbar ist.
[0006] Besonders zweckmäßig besteht zwischen den Ballen der dicken Arbeitswalzen und den
Ballen der Stützwalzen bei Verwendung als Duogerüst kein Kontakt. Ein als einzelnes
Sexto- Reduziergerüst bzw. Reversiergerüst betriebenes Walzwerk, z. B. zur Herstellung
von Edelstahlband mit einer Ausgangsdicke von etwa 8 mm auf eine Enddicke von etwa
0,4 mm, kann so auf einfache Weise als Duo- Dressiergerüst in demselben Walzenständer
eingesetzt werden. Dazu werden die Zwischen- und Arbeitswalzen der Sechswalzenanordnung
durch eine Duo- Anordnung ersetzt, wobei zwischen den Stützwalzen und den neuen Arbeitswalzen
ein Luftspalt verbleibt. Sofern höhere Walzkräfte übertragen werden müssen, kann der
Luftspalt zwischen Arbeits- und Stützwalzen einfach auf Null zurückgefahren werden,
so daß die Übertragung der Walzkräfte dann direkt zwischen Stützwalzen und Arbeitswalzen
erfolgt und nicht wie beim Duo- Gerüst über die Einbaustücke der Stützwalzen auf die
Einbaustücke der Arbeitswalzen. Die Arbeitswalzen können kurzzeitig einzeln oder gemeinsam
ausgewechselt werden, wobei die Stützwalzen wiederum im Gerüst verbleiben.
[0007] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß bei der Verwendung als
Duo- Gerüst die Einbaustücke der Arbeitswalzen mit Abstandsstücken gegenüber den Einbaustücken
der Stützwalzen versehen sind, wobei die Einbaustücke der Arbeitswalzen in Führungen
eingepaßt sind, die bei der Verwendung als Sexto- Gerüst für die Einbaustücke der
Zwischenwalzen als Führungen dienen. Besondere Halte- bzw. Führungsvorrichtungen können
somit entfallen, womit Kosten eingespart werden.
[0008] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Abstandsstücke
als Platten ausgebildet und mit den Einbaustücken der Arbeitswalzen lösbar verbunden
sind. Hierbei handelt es sich um eine besonders einfache und kostengünstige Maßnahme,
um im Duo- Dressierbetrieb einen Luftspalt zwischen Arbeits und Stützwalzen zu bilden.
[0009] Mit Vorteil bilden jeweils mehrere übereinanderliegende Platten ein Abstandsstück.
Die Gesamtdicke der Abstandsstücke wird dabei an den zu erwartenden bzw. zugelassenen
Walzenverschleiß angepaßt, so daß bei Betrieb des Walzgerüstes als Duo- Walzwerk
ein Luftspalt zwischen Arbeits- und Stützwalzen ständig aufrechterhalten bleibt.
[0010] Ferner können besonders vorteilhaft die Abstandsstücke mit den Einbaustücken formschlüssig
verbunden sein. Hierbei handelt es sich um eine Maßnahme, mit der ein besonders schneller
Wechsel bzw. Einbau der Abstandsstücke sichgestellt werden kann.
[0011] Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weisen die Arbeitswalzen eine in
Richtung auf die beiden Enden unterschiedlich gekrümmte, insbesondere asymmetrische
Ballenkontur auf. Hiermit wird eine optimale Beeinflussung des Walzspaltes in Anpassung
einerseits an die Oberflächengegebenheiten des Walzgutes, andererseits an den Walzenverschleiß
ermöglicht.
[0012] Darüberhinaus können die Stützwalzen eine in Richtung auf die beiden Enden unterschiedlich
gekrümmte, insbesondere asymmetrische Ballenkontur aufweisen, wodurch ebenfalls eine
Beeinflussung des Walzspaltes gegeben ist. Insbesondere auch in Verbindung mit gleichzeitig
konturierten Arbeitswalzen und/oder Zwischenwalzen kann eine besonders genaue Anpassung
des Walzspaltes an die sich ändernden Walzbedingungen vorgenommen werden.
[0013] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles.
[0014] Es zeigen :
Fig. 1 das erfindungsgemäße Walzgerüst in schematisch vereinfachtem, parallel zur
Walzrichtung liegendem Vertikalschnitt, in Verwendung als Sexto-Reduziergerüst,
Fig. 2 das erfindungsgemäße Walzgerüst in Verwendung als Duo-Dressiergerüst mit Abstandsstücken,
Fig. 3 das erfindungsgemäße Walzgerüst in Verwendung als Quarto-Gerüst.
[0015] Gemäß Figur 1 weist das dargestellte Sexto- Walzgerüst in üblicher Weise zwei mit
Abstand nebeneinander angeordnete Walzenständer (1) auf, von denen nur einer ausschnittweise
gezeigt ist. Die Walzenständer (1) besitzen je ein Ständerfenster (2), in denen zwei
schlanke Arbeitswalzen (3, 4) aufgenommen werden, die von den Stützarmen (5, 6; 7,
8) in bekannter Weise beidseitig abgestützt werden. Die im Gerüst (1) bzw. im Ständerfenster
(2) ebenfalls befindlichen Stützwalzen (10, 11) sind an ihren Enden bekanntermaßen
in Einbaustücken (12, 13) gelagert. Zwischen den schlanken Arbeitswalzen (3, 4) und
den Stützwalzen (10, 11) befinden sich Zwischenwalzen (14, 15), die wiederum von ihren
Einbaustücken (16, 17) gehalten werden.
[0016] Im Einbaubereich der Zwischenwalzen (14, 15) befinden sich in den Ständerfenstern
(2) der beiden Walzenständer (1) ständerfeste Blöcke mit Führungsstücken (20, 21;
22, 23), die in den ständerfesten Blöcken vertikal verschiebbar geführt werden, wobei
die Einaustücke (16, 17) für die beiden Zwischenwalzen (14, 15) in vertikaler Richtung
formschlüssig, jedoch für den Wechselvorgang horizontal verschiebbar mit den Führungsstücken
(20 - 23) verbunden sind. Den Einbaustücken (16, 17) der oberen und unteren Zwischenwalzen
(14, 15) sind im Bereich der ständerfesten Blöcke jeweils Verstellmittel (24 - 27)
in Form von hydraulisch beaufschlagbaren Kolben-Zylinder-Einheiten zugeordnet. Diese
Verstellmittel bzw. Biegevorrichtungen (24 - 27) für die Zwischenwalzen (14, 15) sind
jeweils in die zugeordneten Führungsstücke (20 - 23) eingebaut. An den Einbaustücken
(12) der oberen Stützwalze (10) greift die Anstellvorrichtung (28) des Walzgerüstes
an.
[0017] Bei Betrieb des Walzgerüstes als Sexto-Reversiergerüst werden die Walzkräfte in bekannter
Weise zunächst über die Einbaustücke (12, 13) auf die Stützwalzen (10, 11), dann an
den Berührungsstellen der Stützwalzen (10, 11) mit den Zwischenwalzen (14, 15) auf
diese und von dort auf die Arbeitswalzen (3, 4) bzw. das in der Walzebene (29) gewalzte
Walzgut übertragen.
[0018] Figur 2 zeigt die erfindungsgemäße Verwendung des Walzgerüstes als Duo- Dressiergerüst,
wobei die Einbaustücke (30, 31) der neuen dicken Arbeitswalzen (33, 34) mit Abstandsstücken
(35, 36) gegenüber den Einbaustücken (12, 13) der Stützwalzen (10, 11) versehen sind,
so daß zwischen den Ballen der Stützwalzen (10, 11) und den Ballen der dicken Arbeitswalzen
(33, 34) kein Kontakt besteht. Die Einbaustücke (30, 31) der Arbeitswalzen (33, 34)
in die Führungsstücke (20 - 23) eingepaßt, die für die Einbaustücke der Zwischenwalzen
bei der Verwendung als Sexto- Gerüst gemäß Figur 1 als Führungen dienen (vgl. Fig.
1, Einbaustücke 16, 17; Zwischenwalzen 14, 15). Der Zwischenwalzenbiegeblock mit den
Verstellmitteln (24 - 27) kann vorteilhaft als neuer Arbeitswalzenbiegeblock für die
Bombierung der Arbeitswalzen (33, 34) verwendet werden. Die Abstandsstücke (35, 36)
sind als Platten ausgebildet und mit den Einbaustücken (30, 31) der Arbeitswalzen
(33, 34) lösbar verbunden, wobei jeweils mehrere übereinanderliegende Platten ein
Abstandsstück (35, 36) bilden können.
[0019] Zur Umrüstung von Sexto- auf Duobetrieb werden die Zwischenwalzen mit ihren Lagerungen
sowie die schlanken Arbeitswalzen (vgl. Fig. 1, Ziffern 14, 15; 16, 17; 3, 4) als
Schnellwechseleinheit aus den Ständerfenstern (2) herausgefahren, wobei die Stützarme
(5 - 8) hydraulisch so weit wie möglich eingefahren werden, um Raum für die dicken
Arbeitswalzen (33, 34) und deren Einbaustücke (30, 31) zu schaffen. Die Einbaustücke
(12, 13) mit den Stützwalzen (10, 11) werden über die Verstellmittel (24 - 27) auseinander
bewegt und die neuen Arbeitswalzen (33, 34) zusammen mit den Einbaustücken (30, 31)
und den damit verbundenen Abstandsstücken (35, 36) in die Ständerfenster (2) eingefahren.
Die Verstellmittel (24 - 27) werden nun gelöst. Die Übertragung der Walzkräfte erfolgt
über die Einbaustücke (12, 13), die Abstandsstücke (35, 36), die Einbaustücke (30,
31) auf die dicken Arbeitswalzen (33, 34).
[0020] Gemäß Figur 3 kann bei Entfernung der Abstandsstücke (vgl. Fig. 2, Ziffern 35, 36)
das Duo- Dressiergerüst auch als Quartogerüst verwendet werden, insbesondere bei der
Übertragung von Walzkräften von mehr als 2000 t. Die Einleitung der Walzkräfte geschieht
dann direkt zwischen Stützwalzen (10, 11) und Arbeitswalzen (33, 34), d. h. ohne Umweg
über die Einbaustücke (12, 13) und (30, 31).
[0021] Die erfindungsgemäßen Maßnahmen sind nicht auf das in den Zeichnungsfiguren dargestellte
Ausführungsbeispiel beschränkt. So können beispielsweise, ohne den Rahmen der Erfindung
zu verlassen, die Abstandsstücke beliebige Formen aufweisen und nicht nur horizontal
sondern auch vertikal unterteilt sein. Die jeweilige konstruktive Ausgestaltung ist
in Anpassung an die Verwendung dem Fachmann anheimgestellt.
1. Walzgerüst zur Herstellung eines Walzgutes, insbesondere eines Walzbandes, mit
Arbeitswalzen, Stützwalzen oder Zwischenwalzen und Stützwalzen, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenwalzen (14, 15) mit ihren Lagerungen und die dazugehörigen schlanken
Arbeitswalzen (3, 4) gegen dicke Arbeitswalzen (33, 34) austauschbar sind.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die gegeneinander austauschbaren Walzen (14, 15; 3, 4; 33, 34) als Schnellwechseleinheit
ausgebildet und in den Ständerfenstern (2) angeordnet sind.
3. Walzgerüst nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den Ballen der dicken Arbeitswalzen (33, 34) und den Ballen der Stützwalzen
(10, 11) bei Verwendung als Duogerüst kein Kontakt besteht.
4. Walzgerüst nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Verwendung als Duo- Gerüst die Einbaustücke (30, 31) der Arbeitswalzen
(33, 34) mit Abstandsstücken (35, 36) gegenüber den Einbaustücken (12, 13) der Stützwalzen
(10, 11) versehen sind, wobei die Einbaustücke (30, 31) der Arbeitswalzen (33, 34)
in die Führungen (20 - 23) eingepaßt sind, die bei der Verwendung als Sexto- Gerüst
für die Einbaustücke (16, 17) der Zwischenwalzen (14, 15) als Führung dienen.
5. Walzgerüst nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstandsstücke (35, 36) als Platten ausgebildet und mit den Einbaustücken
(30, 31) der Arbeitswalzen (33, 34) lösbar verbunden sind.
6. Walzgerüst nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß jeweils mehrere übereinanderliegende Platten ein Abstandsstück (35, 36) bilden.
7. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstandsstücke (35, 36) mit den Einbaustücken (30, 31) formschlüssig verbunden
sind.
8. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitswalzen (33, 34) eine in Richtung auf die beiden Enden unterschiedlich
gekrümmte, insbesondere asymmetrische Ballenkontur aufweisen.
9. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützwalzen (10, 11) eine in Richtung auf die beiden Enden unterschiedlich
gekrümmte, insbesondere asymmetrische Ballenkontur aufweisen.
10. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenwalzen (14, 15) und/oder die schlanken Arbeitswalzen (3, 4) eine
in Richtung auf die beiden Enden jeder Walze unterschiedlich gekrümmte, insbesondere
asymmetrische Ballenkontur aufweisen.