(19)
(11) EP 0 281 956 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.09.1988  Patentblatt  1988/37

(21) Anmeldenummer: 88103344.3

(22) Anmeldetag:  04.03.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A47B 81/06, A47B 96/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
ES GR

(30) Priorität: 13.03.1987 DE 3708170

(71) Anmelder: EWD Electronic-Werke Deutschland GmbH
D-7730 Villingen-Schwenningen (DE)

(72) Erfinder:
  • Thiele, Karl-Heinz, Dipl.-Phys.
    D-3150 Peine (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
     
    Bemerkungen:
    Verfahren abgeschlossen infolge Verbindung mit 88902135.8/0353226 (europäische Anmeldenummer/Veröffentlichungsnummer) vom 17.05.91.
     


    (54) Gehäuse für ein Gerät der Unterhaltungselektronik


    (57) Gehäuse für Fernsehempfänger, Lautsprecherboxen und dgl. sind im allgemeinen aus mehreren Platten zusammen­gesetzt. Die Aufgabe besteht darin, ein neuartiges, in vieler Hinsicht vorteilhaftes Material für die Platten anzugeben.
    Erfindungsgemäß bestehen die Platten aus Gipsfaserplat­ten oder zementgebundenen Holzspanplatten.
    Insbesondere für Fernsehempfänger, Lautsprecherboxen, Racks und Tonmöbel




    Beschreibung


    [0001] Gehäuse für Geräte der Unterhaltungselektronik wie z.B. Fern­sehempfänger, Lautsprecherboxen und Racks bestehen vorzugs­weise aus mehreren Platten, die an den Kanten zusammenge­setzt sind. Vorzugsweise werden dafür Spanplatten mit einer Stärke von etwa 10 mm verwendet. Die Spanplatten werden mit einer Folie entsprechend dem gewünschten Design versehen, z.B. Nußbaum, Teak, Palisander, wobei die Folie vorzugsweise ohne Unterbrechung die jeweiligen Ecken des Gehäuses über­spannt.

    [0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für derartige Plat­ten für ein Gehäuse ein neuartiges Material anzugeben, das Vorteile in verschiedener Hinsicht, insbesondere bezüglich der Herstellung, des Gebrauchs und der Sicherheit aufweist.

    [0003] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 beschriebene Er­findung gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.

    [0004] Grundsätzlich können Spanplatten oder Faserplatten verwendet werden, die Bestandteile aus Gips oder Zement enthalten. Der­artige Platten sind bekannt unter anderem als Gipsfaserplat­ten, zementgebundene Holzspanplatten (Duripanel), gipsgebun­dene Spanplatten und Gipsspanplatten. Gipsspanplatten und Gipsfaserplatten bestehen aus Zellulose mit Gips als Binde­mittel. Die Gipsfaserplatten werden aus Altpapier herge­stellt und sind so im Sinne eines Recycling preiswert und insbesondere umweltfreundlich in der Produktionsphase. Derar­tige Faserplatten können zusätzlich mit elastischen Langfa­sermaterialien, z.B. Glasfasern, Steinwoll- oder Mineralwoll­fasern, Carbon- und Aramidfasern armiert werden.

    [0005] Gipsfaserplatten haben eine Dichte von etwa 1,15 - 1,20 kg/l, eine Biegefestigkeit von ≧ 8,0 N/mm² in Längsrichtung und ≧ 8,5 N/mm² in Querrichtung, eine Quer­zugfestigkeit von 0,3 - 0,4 N/mm² und eine Brandschutzklasse A2. Der E-Modul derartiger Platten beträgt ca 3500 N/mm² in Längsrichtung und ca 4000 N/mm² in Querrichtung.

    [0006] Es mußte zunächst angenommen werden, daß ein auf Zementbasis beruhendes Material für Gehäuse für Geräte der Unterhaltungs­elektronik nicht infrage kommt, da die besonderen Eigenarten und Vorteile des Werkstoffes Zement für derartige Geräte nicht relevant zu sein scheinen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß durch das erfindungsgemäß verwendete Material eine über­raschend große Zahl von teilweise voneinander unabhängigen Vorteilen erzielt wird.

    [0007] Das Material hat zunächst eine größere Umweltfreundlichkeit, und zwar in der Produktionsphase, in der Nutzungsphase und in der Entsorgungsphase. Bei der Produktion und der Verarbei­tung von bisher verwendeten Spanplatten fallen die schädli­chen Stoffe Formaldehyd und Harnsäure an. Bei dem erfindungs­gemäßen Material ist das nicht der Fall. Vielmehr werden dort in größerem Maße Gips und Schwefel gebunden. Das ist deshalb vorteilhaft, weil diese Stoffe in zunehmendem Maße bei der Rauchgasentschwefelung gewonnen werden, relativ we­nig Anwendungsmöglichkeiten haben und daher eine Verwendungs­möglichkeit dieser Stoffe hinsichtlicht Umweltfreundlichkeit vorteilhaft ist.

    [0008] Es wird außerdem eine Verbesserung der akustischen Perfor­mance der Geräte mit Gehäuse aus den erfindungsgmäßen Plat­ten erreicht. Das beruht darauf, daß die Gehäuse eine höhere Dämpfung und dadurch ein geringeres Klirrverhalten bei aku­stischer Anregung aufweisen. Erfindungsgemäße Gehäuse sind daher unempfindlicher gegen störende Resonanzeffekte.

    [0009] Es wird ferner eine geringere akustische Kopplung durch Kör­perschall erreicht, so daß störende Mikrophonieerscheinungen bei bestimmten Geräten reduziert werden. In einem Fernsehemp­fänger kann beispielsweise der Lautsprecher über das Gehäuse Schwingungen auf die Bildröhre übertragen, die dort durch Anregungen der Lochmaske zu Bildstörungen führen können. Die­se Störungen werden ebenfalls verringert, so daß in bestimm­ten Fällen bisher angewandte Maßnahmen wie z.B. eine künstli­che Erhöhung der Masse des Magneten des Lautsprechers entfal­len können.

    [0010] Die reinen Materialkosten werden durch die Erfindung eben­falls verringert. Es hat sich gezeigt, daß der Werkzeugver­schleiß bei dem Zuschneiden oder dem Fräsen der erfindungsge­mäßen Platten sogar geringer ist als bei der Bearbeitung von Spanplatten. Die Verarbeitung der erfindungsgemäßen Platten kann mit herkömmlichen Maschinen erfolgen.

    [0011] Das erfindungsgemäße Material hat eine geringere Brennbar­keit und somit eine erhöhte Betriebssicherheit. Das verwende­te Material zählt zur Klasse A2, bezeichnet mit "schwer ent­flammbar". Dieser Vorteil kommt insbesondere dort zum Tra­gen, wo wie in den skandinavischen Ländern hohe Brandgefahr besteht und hohe Anforderungen hinsichtlich der Nicht- Brenn­barkeit gestellt werden.

    [0012] Das Material ist darüberhinaus tropenfest und besonders für klimatische Verhältnisse mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit geeignet.

    [0013] Die Erfindung wird anhand der Zeichnung am Beispiel eines Gehäuses für einen Fernsehempfänger erläutert. Darin zeigen

    Fig. 1 im Schnitt das Gehäuse eines Fernsehempfängers und

    Fig. 2, 3 eine Möglichkeit für die Herstellung von Kanten zwischen den erfindungsgemäßen Platten.



    [0014] Fig. 1 zeigt das Gehäuse eines Fernsehempfängers mit einer oberen Gehäusewand 1, einer Seitenwand 2, dem Boden 3, der Bildröhre 4 und dem vorderen Deckrahmen 5. Der Deckrahmen 5 und die nicht dargestellte Rückwand sind in üblicher Weise als Kunststoffspritzteil hergestellt. Die obere Gehäusewand 1, die hintere Gehäusewand 2, die vordere nicht dargestellte Gehäusewand und der Boden 3 bestehen aus Gipsfaserplatten oder zementgebundenen Holzspanplatten mit einer Dicke von ca 10 mm. Eine zementgebundene Holzspanplatte ist z.B. unter dem Handelsnamen "Duripanel" handelsüblich. Die die einzel­nen Gehäusewände bildenden Platten sind dabei mit einer ein Furnier darstellenden Folie überzogen, die sich durchgehend ohne Unterbrechung über die Kanten des Gehäuses erstreckt. Die Eigenschaften gipsgebundener Spanplatten sind z.B. näher beschrieben in der WKI Mitteilung 404/1985, Sonderdruck aus tiz 1985, Nr. 10, Seite 756 bis 759.

    [0015] Die vier in Fig. 1 beschriebenen Gehäusewände bilden zu­nächst eine durchgehende starre Platte, die mit einer das Furnier bildenden Folie beschichtet ist. Diese Platte wird anschließend an den Stellen der vorgesehenen Gehäusekanten so gefräst, daß die Platte an diesen Stellen ohne Beschädi­gung der durchgehenden Folie insbesondere auf einen Winkel von 90° umknickbar ist.

    [0016] In den Fig. 2, 3 ist eine solche bekannte Lösung darge­stellt. Fig. 2 zeigt eine durchgehende Platte 6 in Form ei­ner Gipsfaserplatte oder zementgebundenen Holzspanplatte, die der Gesamtheit der Flächen der vier Gehäuseteile gemäß Fig. 1 entspricht und an der Oberfläche mit einer ein Fur­nier bildenden Folie 7 versehen ist. An den später die Gehäu­sekanten bildenden Stellen wird die Platte durch eine Fräsma­ schine geführt, wobei mehrere Einschnitte 8 eingefräst wer­den, die bis auf die Folie 7 reichen, diese jedoch nicht be­schädigen. Zwischen den Einschnitten 8 bleiben somit aus dem Material der Platte 6 Stege 9 stehen, deren Höhe einen gerin­geren oder gleichen Wert aufweist als die Dicke der Platte 6. In die Einschnitte 8 wird anschließend eine Klebemasse 10 eingefüllt. Zu diesem Zweck wird die Platte 6 in eine Vorrichtung gebracht. Die Vorrichtung ist so ausge­bildet, daß die Platte 6 unmittelbar nach dem Auftragen der Klebemasse 10 gebogen wird und so lange in einer entsprechen­den Lage festgehalten wird, bis die Klebemasse 10 erhärtet ist. Das Abbinden der Klebemasse 10 geschieht innerhalb von wenigen Sekunden. Auf diese Weise ist die durch die Einschnitte 8 zunächst erheblich geschwächte Platte 6 wieder nahezu so fest wie die ungefräste Platte 6. Es sind auch Kle­beverfahren mit einer Kombination aus mehreren Klebern denk­bar, bei denen ein schnell bindender Kleber eine Vorfixie­rung und ein zweiter, langsam abbindender Kleber die Endfe­stigkeit ergibt. Derartige Verfahren mit zwei unterschied­lich wirkenden Klebern sind beschrieben in der DE-PS 29 27 182.

    [0017] Durch die besondere Anordnung der Einschnitte 8 bildet sich beim Biegen der Platte 6 automatisch eine saubere runde Kan­te aus. Dieses durch die DE-OS 21 14 364 bekannte Verfahren zur Herstellung eines Gehäuses aus einer Platte ist somit bei Gipsfaserplatten und zementgebundenen Holzspanplatten ebenfalls in vorteilhafter Weise anwendbar. Die zusätzlich dargestellte Folie 11 dient vorübergehend zur Stabilisierung der Folie 7 während des Herstellungsprozesses und wird da­nach wieder entfernt.


    Ansprüche

    1. Gehäuse für ein Gerät der Unterhaltungselektronik wie Fernsehempfänger, Lautsprecherboxen, Racks und dgl., das aus mehreren Platten zusammengesetzt ist, dadurch gekennzeichnet, daß als Platten (6) Gipsfaserplatten, Gipsspanplatten oder zementgebundene Holzspanplatten verwendet sind.
     
    2. Gehäuse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Platten (6) mit einer ein Furnier bildenden Folie (7) beschichtet sind, die die Kanten des Gehäuses ohne Unterbrechungen überspannt.
     
    3. Gehäuse nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere aneinanderstoßende Gehäusewände zunächst durch eine mit der Folie (7) beschichtete Platte (6) gebildet sind, die jeweils an den Gehäusekanten auf der der Fo­lie (7) gegenüberliegenden Seite mit die Folie (7) nicht erfassenden Einschnitten (8) versehen und zur Bil­dung der Kante abgewinkelt ist (Fig. 2, 3).
     
    4. Gehäuse nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Einschnitte (8) mit einem Kleber (10) gefüllt sind (Fig. 2, 3).
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht