[0001] Gehäuse für Geräte der Unterhaltungselektronik wie z.B. Fernsehempfänger, Lautsprecherboxen
und Racks bestehen vorzugsweise aus mehreren Platten, die an den Kanten zusammengesetzt
sind. Vorzugsweise werden dafür Spanplatten mit einer Stärke von etwa 10 mm verwendet.
Die Spanplatten werden mit einer Folie entsprechend dem gewünschten Design versehen,
z.B. Nußbaum, Teak, Palisander, wobei die Folie vorzugsweise ohne Unterbrechung die
jeweiligen Ecken des Gehäuses überspannt.
[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für derartige Platten für ein Gehäuse
ein neuartiges Material anzugeben, das Vorteile in verschiedener Hinsicht, insbesondere
bezüglich der Herstellung, des Gebrauchs und der Sicherheit aufweist.
[0003] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 beschriebene Erfindung gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0004] Grundsätzlich können Spanplatten oder Faserplatten verwendet werden, die Bestandteile
aus Gips oder Zement enthalten. Derartige Platten sind bekannt unter anderem als
Gipsfaserplatten, zementgebundene Holzspanplatten (Duripanel), gipsgebundene Spanplatten
und Gipsspanplatten. Gipsspanplatten und Gipsfaserplatten bestehen aus Zellulose mit
Gips als Bindemittel. Die Gipsfaserplatten werden aus Altpapier hergestellt und
sind so im Sinne eines Recycling preiswert und insbesondere umweltfreundlich in der
Produktionsphase. Derartige Faserplatten können zusätzlich mit elastischen Langfasermaterialien,
z.B. Glasfasern, Steinwoll- oder Mineralwollfasern, Carbon- und Aramidfasern armiert
werden.
[0005] Gipsfaserplatten haben eine Dichte von etwa 1,15 - 1,20 kg/l, eine Biegefestigkeit
von ≧ 8,0 N/mm² in Längsrichtung und ≧ 8,5 N/mm² in Querrichtung, eine Querzugfestigkeit
von 0,3 - 0,4 N/mm² und eine Brandschutzklasse A2. Der E-Modul derartiger Platten
beträgt ca 3500 N/mm² in Längsrichtung und ca 4000 N/mm² in Querrichtung.
[0006] Es mußte zunächst angenommen werden, daß ein auf Zementbasis beruhendes Material
für Gehäuse für Geräte der Unterhaltungselektronik nicht infrage kommt, da die besonderen
Eigenarten und Vorteile des Werkstoffes Zement für derartige Geräte nicht relevant
zu sein scheinen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß durch das erfindungsgemäß verwendete
Material eine überraschend große Zahl von teilweise voneinander unabhängigen Vorteilen
erzielt wird.
[0007] Das Material hat zunächst eine größere Umweltfreundlichkeit, und zwar in der Produktionsphase,
in der Nutzungsphase und in der Entsorgungsphase. Bei der Produktion und der Verarbeitung
von bisher verwendeten Spanplatten fallen die schädlichen Stoffe Formaldehyd und
Harnsäure an. Bei dem erfindungsgemäßen Material ist das nicht der Fall. Vielmehr
werden dort in größerem Maße Gips und Schwefel gebunden. Das ist deshalb vorteilhaft,
weil diese Stoffe in zunehmendem Maße bei der Rauchgasentschwefelung gewonnen werden,
relativ wenig Anwendungsmöglichkeiten haben und daher eine Verwendungsmöglichkeit
dieser Stoffe hinsichtlicht Umweltfreundlichkeit vorteilhaft ist.
[0008] Es wird außerdem eine Verbesserung der akustischen Performance der Geräte mit Gehäuse
aus den erfindungsgmäßen Platten erreicht. Das beruht darauf, daß die Gehäuse eine
höhere Dämpfung und dadurch ein geringeres Klirrverhalten bei akustischer Anregung
aufweisen. Erfindungsgemäße Gehäuse sind daher unempfindlicher gegen störende Resonanzeffekte.
[0009] Es wird ferner eine geringere akustische Kopplung durch Körperschall erreicht, so
daß störende Mikrophonieerscheinungen bei bestimmten Geräten reduziert werden. In
einem Fernsehempfänger kann beispielsweise der Lautsprecher über das Gehäuse Schwingungen
auf die Bildröhre übertragen, die dort durch Anregungen der Lochmaske zu Bildstörungen
führen können. Diese Störungen werden ebenfalls verringert, so daß in bestimmten
Fällen bisher angewandte Maßnahmen wie z.B. eine künstliche Erhöhung der Masse des
Magneten des Lautsprechers entfallen können.
[0010] Die reinen Materialkosten werden durch die Erfindung ebenfalls verringert. Es hat
sich gezeigt, daß der Werkzeugverschleiß bei dem Zuschneiden oder dem Fräsen der
erfindungsgemäßen Platten sogar geringer ist als bei der Bearbeitung von Spanplatten.
Die Verarbeitung der erfindungsgemäßen Platten kann mit herkömmlichen Maschinen erfolgen.
[0011] Das erfindungsgemäße Material hat eine geringere Brennbarkeit und somit eine erhöhte
Betriebssicherheit. Das verwendete Material zählt zur Klasse A2, bezeichnet mit "schwer
entflammbar". Dieser Vorteil kommt insbesondere dort zum Tragen, wo wie in den skandinavischen
Ländern hohe Brandgefahr besteht und hohe Anforderungen hinsichtlich der Nicht- Brennbarkeit
gestellt werden.
[0012] Das Material ist darüberhinaus tropenfest und besonders für klimatische Verhältnisse
mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit geeignet.
[0013] Die Erfindung wird anhand der Zeichnung am Beispiel eines Gehäuses für einen Fernsehempfänger
erläutert. Darin zeigen
Fig. 1 im Schnitt das Gehäuse eines Fernsehempfängers und
Fig. 2, 3 eine Möglichkeit für die Herstellung von Kanten zwischen den erfindungsgemäßen
Platten.
[0014] Fig. 1 zeigt das Gehäuse eines Fernsehempfängers mit einer oberen Gehäusewand 1,
einer Seitenwand 2, dem Boden 3, der Bildröhre 4 und dem vorderen Deckrahmen 5. Der
Deckrahmen 5 und die nicht dargestellte Rückwand sind in üblicher Weise als Kunststoffspritzteil
hergestellt. Die obere Gehäusewand 1, die hintere Gehäusewand 2, die vordere nicht
dargestellte Gehäusewand und der Boden 3 bestehen aus Gipsfaserplatten oder zementgebundenen
Holzspanplatten mit einer Dicke von ca 10 mm. Eine zementgebundene Holzspanplatte
ist z.B. unter dem Handelsnamen "Duripanel" handelsüblich. Die die einzelnen Gehäusewände
bildenden Platten sind dabei mit einer ein Furnier darstellenden Folie überzogen,
die sich durchgehend ohne Unterbrechung über die Kanten des Gehäuses erstreckt. Die
Eigenschaften gipsgebundener Spanplatten sind z.B. näher beschrieben in der WKI Mitteilung
404/1985, Sonderdruck aus tiz 1985, Nr. 10, Seite 756 bis 759.
[0015] Die vier in Fig. 1 beschriebenen Gehäusewände bilden zunächst eine durchgehende
starre Platte, die mit einer das Furnier bildenden Folie beschichtet ist. Diese Platte
wird anschließend an den Stellen der vorgesehenen Gehäusekanten so gefräst, daß die
Platte an diesen Stellen ohne Beschädigung der durchgehenden Folie insbesondere auf
einen Winkel von 90° umknickbar ist.
[0016] In den Fig. 2, 3 ist eine solche bekannte Lösung dargestellt. Fig. 2 zeigt eine
durchgehende Platte 6 in Form einer Gipsfaserplatte oder zementgebundenen Holzspanplatte,
die der Gesamtheit der Flächen der vier Gehäuseteile gemäß Fig. 1 entspricht und an
der Oberfläche mit einer ein Furnier bildenden Folie 7 versehen ist. An den später
die Gehäusekanten bildenden Stellen wird die Platte durch eine Fräsma schine geführt,
wobei mehrere Einschnitte 8 eingefräst werden, die bis auf die Folie 7 reichen, diese
jedoch nicht beschädigen. Zwischen den Einschnitten 8 bleiben somit aus dem Material
der Platte 6 Stege 9 stehen, deren Höhe einen geringeren oder gleichen Wert aufweist
als die Dicke der Platte 6. In die Einschnitte 8 wird anschließend eine Klebemasse
10 eingefüllt. Zu diesem Zweck wird die Platte 6 in eine Vorrichtung gebracht. Die
Vorrichtung ist so ausgebildet, daß die Platte 6 unmittelbar nach dem Auftragen der
Klebemasse 10 gebogen wird und so lange in einer entsprechenden Lage festgehalten
wird, bis die Klebemasse 10 erhärtet ist. Das Abbinden der Klebemasse 10 geschieht
innerhalb von wenigen Sekunden. Auf diese Weise ist die durch die Einschnitte 8 zunächst
erheblich geschwächte Platte 6 wieder nahezu so fest wie die ungefräste Platte 6.
Es sind auch Klebeverfahren mit einer Kombination aus mehreren Klebern denkbar,
bei denen ein schnell bindender Kleber eine Vorfixierung und ein zweiter, langsam
abbindender Kleber die Endfestigkeit ergibt. Derartige Verfahren mit zwei unterschiedlich
wirkenden Klebern sind beschrieben in der DE-PS 29 27 182.
[0017] Durch die besondere Anordnung der Einschnitte 8 bildet sich beim Biegen der Platte
6 automatisch eine saubere runde Kante aus. Dieses durch die DE-OS 21 14 364 bekannte
Verfahren zur Herstellung eines Gehäuses aus einer Platte ist somit bei Gipsfaserplatten
und zementgebundenen Holzspanplatten ebenfalls in vorteilhafter Weise anwendbar. Die
zusätzlich dargestellte Folie 11 dient vorübergehend zur Stabilisierung der Folie
7 während des Herstellungsprozesses und wird danach wieder entfernt.
1. Gehäuse für ein Gerät der Unterhaltungselektronik wie Fernsehempfänger, Lautsprecherboxen,
Racks und dgl., das aus mehreren Platten zusammengesetzt ist, dadurch gekennzeichnet, daß als Platten (6) Gipsfaserplatten, Gipsspanplatten oder zementgebundene Holzspanplatten
verwendet sind.
2. Gehäuse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Platten (6) mit einer ein Furnier bildenden Folie (7) beschichtet sind,
die die Kanten des Gehäuses ohne Unterbrechungen überspannt.
3. Gehäuse nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere aneinanderstoßende Gehäusewände zunächst durch eine mit der Folie (7)
beschichtete Platte (6) gebildet sind, die jeweils an den Gehäusekanten auf der der
Folie (7) gegenüberliegenden Seite mit die Folie (7) nicht erfassenden Einschnitten
(8) versehen und zur Bildung der Kante abgewinkelt ist (Fig. 2, 3).
4. Gehäuse nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Einschnitte (8) mit einem Kleber (10) gefüllt sind (Fig. 2, 3).