[0001] Die Erfindung betrifft eine Schneid- und Umformpresse mit hydro-mechanischem Gelenkhebelantrieb,
bei der der Antriebszylinder für den Stößel durch eine im Ständer zwischen seitlichen
Führungen angeordnete, über eine mit diesen durch Gewindespindeln oder sonstige höhenverstellbare
Mittel verbundene Brückenkonstruktion getragen und diese innerhalb des Bereiches des
Freiraumes des rahmenförmigen Ständers einstellbar ist.
[0002] Durch die deutsche Patentschrift 29 25 416 wurde eine als Differenzweg-Presse eingeführte
Kniehebel-Blechschneidepresse mit zwischen zwei - mit ihren Kniegelenken zur Pressenmitte
hin ausknickenden und zu dieser symmetrisch gleichen - Kniehebelsystemen angeordnetem
Druckmittelzylinderantrieb, dessen Kolben mit dem Ende seiner Kolbenstange am pressenmittigen
Verbindungsgelenk zweier Lenker angreift, die andernends an den Kniehebelsystemen
angelenkt sind, wobei das Verbindungsgelenk mit Hilfe des Pressenstößels eine Führung
quer zur Kolbenstangenrichtung besitzt, bekannt, deren Kriterium die Abstützung des
Druckmittelzylinderantriebes am Pressenstößel ist, wobei nach einem weiteren Anspruch
der Stößel als Rahmen ausgebildet ist.
[0003] Als maßgeblicher Stand der Technik wurden die US-PS 20 37 811 und die GB-PS 8 04
352 genannt. Nach diesen Schriften bestimmt sich der Hubweg des Stößels durch den
Hub des feststehenden, am Gestell fixierten Antriebszylinder,
und durch das aus dem Kniehebeltrieb und der Art der Lenker resultierende Übersetzungsverhältnis
in bekannter Weise.
[0004] Die von dem Anmelder vor etwa 10 Jahren eingeleitete Entwicklung der Diffenrenzweg-Presse
hat sich, gemäß den beiliegenden, am Schluß der Beschreibung aufgelisteten Veröffentlichungen,
in dem erwarteten Umfang bestens bewährt.
[0005] Die Beobachtungen und insbesondere die intensiven Untersuchungen von mehr als 100
gebauten Differenzwegpressen, die sich in den verschiedensten Umformtechniken ausgezeichnet
haben, geben jedoch Anlaß, daß,neben den außer Zweifel stehenden wesentlichen Vorteilen
gegenüber den klassischen Pressensystem, im Interessen einer weiteren Verbreiterung
der Marktchancen, einige gravierende, in das System eingreifende Änderungen sinnvoll
erscheinen.
[0006] Im einzelnen wurden folgende Betrachtungen angestellt:
a) Stößelgeschwindigkeit
[0007] Es hat sich bei den Untersuchungen herausgestellt, daß die Differenzwegpresse eine
hohe Leerlaufgeschwindigkeit und eine sehr langsame Verformungsgeschwindigkeit ausweist.
[0008] Die sich hieraus ergebenen Vorteile wurden in den genannten Veröffentlichungen beschrieben,
jedoch konnte auch durch interne Untersuchungen und festgehaltene Erfahrungen vor
Ort festgestellt werden, daß die in der Differenzwegpresse erreichte 8 - 10fache Verzögerung,
im Vergleich zu einer Exzenterpresse, ausgesprochen gute Ergebnisse bringt, daß aber
umgekehrt eine Verzögerung über diese Länge nicht notwendig ist.
Eine Verformung über den 5-fachen Bereich der Exzenterpresse bringt letztlich denselben
Effekt und bietet eine kürzere Taktfolge.
[0009] Darüberhinaus hat sich ebenfalls gezeigt, daß die hohe Leerlaufgeschwindigkeit, insbesondere
beim Rückhub, wegen des sehr langen Bremsweges des Stößels im oberen Totpunkt keine
weitere Hubzahlsteigerung zuläßt, d.h. daß die Differenzwegpresse etwa 10 bis 20%
unter der Hubleistung einer Exzenterpresse liegt. Hinzu kommt noch ein weiteres Handicap
im Falle der Automatisierung der Presse, da zu wenig Zeit für die Automationsgeräte
zur Verfügung steht und die Presse aus diesem Grund insgesamt langsamer wird, weil
sie immer auf den Ablauf dieser in der Regel zwangsfolgegesteuerten Geräte warten
muß.
Andererseits treten bereits bei einer Verfünffachung des Umformbereiches der Exzenterpresse
die signifikanten Vorteile der Differenzwegpresse klar hervor. Der Vergleich des
Geschwindigkeitsverlaufes der Exzenterpresse, der Differenzwegpresse und der angestrebten
erfindungsgemäßen Presse bestätigt dies eindeutig ( Figur 4).
b) Kraftverlauf im Abstand vom unteren Totpunkt
[0010] Es hat sich gezeigt, daß die Differenzwegpresse mit der gleichen Leistungsangabe
wie eine vergleichbare Exzenterpresse ein viel höheres Arbeitsvermögen hat, weil sie
ja nicht mit Schwungenergie arbeitet.
Ihr Druckkraftverlauf im unteren Totpunktbereich liegt - je nach Fabrikat - meist
über dem einer Exzenterpresse, jedoch ist die Kurve schneller abnehmend im Abstand
vom unteren Totpunkt als bei einer Exzenterpresse.
[0011] Aus diesem Grund sollte bei der angestrebten Neuentwicklung auch der Kurvenverlauf
des Druckes im Abstand vom unteren Totpunkt angehoben werden, wobei Änderungen des
Systems nicht vermeidbar sind.
[0012] In diesem Zusammenhang muß man festhalten, daß die Differenzwegpresse aus der Überlegung
geboren wurde, daß der Hydraulikzylinder den Hub des Stößels mitmacht, wobei es zu
einer etwa 25%igen Energieeinsparung kommt.
[0013] Es hat sich jedoch gezeigt, daß der große Vorteil bei außermittiger Belastung dieser
Presse aufgrund des Abstandes zwischen Stößelunterkante, dem Aufhängepunkt und der
Zylinderbefestigung zu erheblichen Kippbewegungen des Hydraulikzylinders führen
kann, die in vielen Fällen zum Bruch der Kolbenstange bzw. der Kolbenstangenbefestigung
führen, denn das Mittelstück ist nochmals separat im Ständer geführt, so daß Spannungen
in diesem Bereich bei außermittiger Belastung nicht immer aufnehmbar sind.
[0014] Auch bei Einsatz der Differenzwegpresse als Prägepresse wurden im Vergleich zu einer
Spindelpresse 30fache Gesenkstandzeiten erreicht, wobei allerdings eine große Lagerdimensionierung
erforderlich ist.
Eine Vergrößerung dieser Lager ist jedoch schon aus Raumgründen bei Differenzwegpressen
nicht möglich.
[0015] Aus diesen Überlegungen heraus resultiert die Aufgabenstellung, eine Presse nach
der eingangs beschriebenen Art zu nennen, deren Geschwindigkeitsaufzeichnung eine
langsamerere Leerlaufgeschwindigkeit, ein besseres und exakteres Bremsvermögen und
damit eine bessere Steuerbarkeit und eine Hubzahlsteigerung ermöglicht, wobei das
Druckübersetzungsverhältnis entsprechend dem der Differenzwegpresse so gewählt ist,
daß der Hub des Antriebszylinders wesentlich größer als der Hub des Stößels ist.
[0016] Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe sieht vor,
daß die Brückenkonstruktion die Verbindung zwischen den beidseitig symmetrisch zur
Pressenmitte gerichtet angeordneten Lagerachsen bildet und die Mittenführung für
die Kolbenstange, einschließlich deren Begrenzung durch den Gelenkpunkt, den Antriebszylinder
aufnimmt,
daß die beiden Lagerachsen mit weiteren anschließenden Gelenkpunkten ein in sich
starres verschwenkbares Dreieck bilden,dessen zur Mitte des Stößels gerichteter Gelenkpunkt
jeweils über mindestens zwei gekoppelte Antriebshebelteile zum Gelenkpunkt führt,
die mit dem in Richtung der Mittenführung beweglichen Gelenkpunkten verbunden sind,
und
daß die beidseitig nachgeordneten Gelenkpunkte im unteren Bereich der Mittenführung
beidseitig in eine separate Kurve überführen und die Gelenkpunkte des Dreiecks durch
ein fortsetzendes Hebelteil mit dem Stößel verbunden sind.
[0017] Durch die Festanordnung des Hubzylinders an einer die Aufhängelager und die Mittenführung
für die Kolbenstange aufnehmenden Brückenkonstruktion, die in ihrer höheneinstellbaren
Lage zum Maschinenständer in einem weiten Bereich die erforderliche Einbauhöhe für
das Werkzeug berücksichtigt, ist ein weiter Anwendungsbereich der Presse gegeben,
wobei die einstellbare Festverbindung zwischen Ständer und Stößel eine Kippbeanspruchung
des Antriebszylinders bzw. seiner Kolbenstange von vornherein ausschließt, so daß
eine Gefährdung des Systems nicht mehr gegeben ist.
[0018] Die im weiteren vorgesehene schwenkbare Verbindung der beiden Gelenkpunkte zu einem
starren verschwenkbaren Dreieck vereinfacht nicht nur, sondern sie unterstützt die
Präzision der Führung, wobei die Mittenführung sich in zwei Kurven mit U-förmigem
Querschnitt verteilt. Durch die sich verzweigende U-förmige Kurvenführung für die
beidseitigen Gelenkpunkte eines geteilten Lenkers - insbesondere bei dessen drehbarer
Rollenausbildung - erhöht sich die Sicherheit der Führung und reduzieren sich die
Reibungsverluste, so daß der Druck entsprechend der Übersetzung der Antriebsteile
in den Stößel geführt werden kann.
Der zur Pressenmitte gerichtete Gelenkpunkt des Dreieckes führt zu einer idealeren,
gleichmäßigeren Bewegung der Zylinderkolbenstange als die bei Differenzwegpressen
vorgesehenen Verbindungen.
Die Führungskurve setzt im unteren Bereich die nicht notwendige aber vorhandene Kraft
in Geschwindigkeit um.
[0019] Es ist noch darauf hinzuweisen, daß es sich als zweckmäßig erwiesen hat, wenn die
Gesamtübersetzung so ausgelegt ist, daß der Hub des Antriebszylinders etwa das 2-fache
des Hubes des Stößels ist.
[0020] Eine Abweichung von diesem Übersetzungsverhältnis ist fallweise möglich.
[0021] Die Erfindung wird durch die beigefügte beispielsweise Darstellung des erfindungsgemäßen
Systems näher erläutert.
Figur 1 zeigt in zusammenhängenden Teilschnitten links die UT-Lage und rechts die
OT-Lage des Stößels, wobei weiter die Möglichkeit der Höheneinstellung der tragenden
Brückenkonstruktion durch Spindeln, sowie die Anordnung und die Führung der Gelenkhebel
zum Stößel zu entnehmen ist.
Figur 2 zeigt die Presse in einer Frontansicht.
Figur 3 zeigt einen Querschnitt aus Figur 2, d.h. im wesentlichen die Seitenansicht.
Figure 4 zeigt den Verformungsweg verschiedener Pressentypen, und zwar durch die Kurve
I den der Exzenterpresse, die Kurve II den der Differenzwegpresse und die Kurve III
den der Differenzdruckpresse.
[0022] Der rahmenförmige Pressenstößel 2 ist innerhalb eines durch die Oberkante des Pressentisches
und die untere Begrenzung des oberen Querjoches, sowie den beiden seitlichen einstellbaren
Führungen 12 gegebenen Freieraum angeordnet und im übrigen einer den Antriebszylinder
3 tragenden Brückenkonstruktion 5 verbunden, die ihrerseits durch Spindeln 4 höhenverstellbar
zum Ständer 1 ist.
[0023] Die Brückenkonstruktion 5 nimmt im Bereich ihrer seilichen und unteren Begrenzung
beidseitig die Lagerachsen 6 für die Traglager zur Aufhängung der verschwenkbaren
Dreiecke 10, die zusätzlich durch die Gelenkpunkte 8 und 9 markiert sind, auf. Die
Gelenkpunkte 8 bilden beidseitig das Anschlußgelenk für die zum Stößel 2 führenden
fortsetzenden Hebel 13, während die Gelenkpunkte 9 jeweils die Hebelteile 10.1 und
10.2 in einem Gelenkpunkt 10.3 als knickbare Lenker verbinden. Die Pos. 5 wird durch
eine Verlängerung der Führung 5.1 verstärkt.
[0024] Im weiteren werden die Gelenkpunkte 10.2 einem am Ende der Kolbenstange 3.1 ausgebildeten
Gelenkpunkt 10.4 verbunden, der in der Mittenführung 7 gleitend angeordnet ist.
[0025] Ausgehend von diesem Gelenkpunkt 10.4 wird jeweils über das Hebelteil 10.2 der Gelenkpunkt
10.3 angetrieben, wobei dieser jeweils in einer separaten Kurve 7.1 geführt und über
die Hebelteile 10.1 den Gelenkpunkten 9 der Dreiecke 10 angeschlossen ist. Die Kurven
7.1 weisen einen U-förmigen Querschnitt auf. Der Gelenkpunkt 10.3 ist als leicht
drehbare Rolle ausgebildet, wobei diese in aller Regel durch ein Wälzlager getragen
ist.
Auflistung der auf Seite 3 erwähnten Veröffentlichungen:
[0026]
A) VDI-Bericht Nr. 614, 1986, Seiten 297 - 306
"Die Differenzwegpresse - Einsatzmöglichkeiten und Vorteile"
B) Sonderdruck aus der Fachzeitschrift Bleck Rohre Profile 31 (1984) 3, Meisenbach
KG, D-8600 Bamberg 1
"Stanzen von Bohrungen kleinerer Materialstärke und in Feinschneidqualität"
C) Sonderdruck aus der Fachzeitschrift Blech Rohre Profile .............(***der Ausgabetag
dieses Sonderdruckes wird nach Vorliegen mitgeteilt)
" Feinschneiden auf der Differenzewegpresse"
D) Sonderdruck aus der Fachzeitschrift Blech Rohre Profile 32 (1985) 11, Meisenbach
KG, D-8600 Bamberg 1
"Herstellung von Prägeteilen auf der Differenzwegpresse"
E) Sonderdruck aus der Fachzeitschrift Blech Rohre Profile 33 (1986) 10, Meisenbach
GmbH, D-8600 Bamberg
"Gegenläufige Differenzwegpresse eröffnet neuartige Umformtechniken"
F) Werbeschrift Firma LEINHAAS GmbH
"Ohne Handgriff vom Band zum Fertigteil" - Schnell und genau fertigen im Blechumformverbund
-
1. Schneid- und Umformpresse mit hydro-mechanischem Gelenkhebelantrieb, bei der der
Antriebszylinder (3) für den Stößel (2) durch eine im Ständer (1) zwischen seitlichen
Führungen (12) angeordnete, über eine mit diesen durch Gewindespindeln (4) oder sonstige
höhenverstellbare Mittel verbundene Brückenkonstruktion (5) getragen und die innerhalb
des Bereiches des Freiraumes des rahmenförmigen Ständers (1) einstellbar ist, dadurch
gekennzeichnet,
daß die Brückenkonstruktion (5) die Verbindung zwischen den beidseitig symmetrisch zur
Pressenmitte gerichtet angeordneten Lagerachsen (6) bildet und die Mittenführung
(7) für die Kolbenstange (3.1), einschließlich deren Begrenzung durch den Gelenkpunkt
(10.4), den Antriebszylinder (3) aufnimmt,
daß die beiden Lagerachsen (6) mit weiteren anschließenden Gelenkpunkten (8 und 9) ein
in sich starres verschwenkbares Dreieck (10) bilden, dessen zur Mitte des Stößels
(2) gerichteter Gelenkpunkt (9) jeweils über mindestens zwei gekoppelte Antriebshebelteile
(10.1 und 10.2) zum Gelenkpunkt (10.3) führt,
die mit dem in Richtung der Mittenführung (7) beweglichen Gelenkpunkt (10.4) verbunden
sind, und
daß die beidseitig nachgeordneten Gelenkpunkte (10.3) im unteren Bereich der Mittenführung
(7) beidseitig in eine separate Kurve (7.1) überführen und die Gelenkpunkte (6 und
8) des Dreieckes (10) durch ein fortsetzendes Hebelteil (13) mit dem Stößel (2) verbunden
sind.
2. Schneid- und Umformpresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der in den Kurven (7.1) jeweils geführte Gelenkpunkt (10.3) durch eine drehbare
Rolle aufgenommen wird.
3. Schneid- und Umformpresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamtübersetzung so ausgebildet ist, daß der Hub des Antriebszylinders (3) etwa
das 2-fache des Hubes des Stößels (2) ist.