[0001] Das gute Wasch- und Reinigungsvermögen der modernen synthetischen Waschmittel wird
bekanntlich in starkem Maße durch den hohen Gehalt an Natriumphosphat bestimmt. Wegen
der Gefahr der Eutrophierung der Oberflächen-Gewässer sind die Phosphate jedoch in
die Umweltdiskussion geraten, und es wird ein sukzessiver Austausch der Waschmittelphosphate
durch andere weniger umweltbelastende Stoffe gefordert. Als Substitute sind vor allem
Nitrilotriessigsäure, Citronensäure, Polycarbonsäuren und Gluconsäure sowie polymere
Säuren, wie z. B. Polyacrylsäure, Maleinsäure-Copolymerisate und Polymaleinsäure,
bekannt geworden (vgl. Angew. Chemie
87, 115 (1975).
[0002] Eine durchschlagende Entwicklung stellt der Einsatz von anorganischen wasserunlöslichen
Aufbaustoffen vom Typ Zeolith A (vgl. DE-AS 24 12 837) dar, der bezüglich der ökologischen
Unbedenklichkeit als optimal bezeichnet wird, jedoch keine ausreichende Unterstützung
der Waschwirkung der Tenside zeigt und nur in Kombination mit einem obengenannten
organischen Aufbaustoff als Phosphatsubstitut eingesetzt werden kann.
[0003] Es existiert somit bis heute noch kein Phosphatersatzstoff für den Einsatz in Waschmittelrezepturen,
der umfassend die überragenden positiven Eigenschaften des Natriumtriphosphates als
Gerüstsubstanz vereint.
[0004] Die daraus sich ergebende Aufgabenstellung wurde gelöst durch die Verwendung von
Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren bzw. deren Salzen der allgemeinen Formel
I:

X für einen Polyhydroxyalkylrest mit 3 bis 7, vorzugsweise 4 bis 6 Kohlenstoffatomen,
der gegebenenfalls mit einem Mono-, Di- oder Oligosaccharid glykosidisch verknüpft
ist,
n für ganze Zahlen von 1 bis 3 und
M für Wasserstoff oder ein Alkalimetall steht,
als Gerüststoff für Wasch- und Reinigungsmittel.
[0005] M kann außer Wasserstoff auch Lithium, Natrium, Kalium oder Ammonium sein, vorzugsweise
bedeutet es Natrium. n steht für 1, 2 oder 3, vorzugsweise für 1. X kann für folgende
Polyhydroxyalkylreste stehen: 1-Desoxierythrityl-, 1-Desoxiarabityl-, 1-Desoxixylityl-,
1-Desoxisorbityl-, 2-Desoxisorbit-2-yl-, 1-Desoximannityl-, 2-Desoximannit-2-yl-,
1-Desoxigelaktityl-, 1-Desoxi-4-glucosido-sorbityl-, 1-Desoxi-4-galaktosido-sorbityl-,
2-Desoxi-4-glucosido-sorbit-2-yl-, 2-Desoxi-4-glucosido-mannit-2-yl-, 1-Desoxi-4-maltoglucosido-sorbityl-,
1-Desoxi-4-oligoglucosido-sorbityl-, 1-Desoxi-4-polyglucosido-sorbityl-. Vorzugsweise
steht X für einen 1-Desoxisorbitylrest.
[0006] Es kommen somit als erfindungsgemäß zu verwendende Gerüststoffe beispielsweise folgende
Verbindungen infrage: Glucamindiacetat, Erythramindiacetat, Arabinamindiacetat, Xylamindiacetat,
Mannamindiacetat, Galaktamindiacetat, 2-Desoxi-sorbit-2-ylamindiacetat, 2-Desoxi-mannit-2-ylamindiacetat,
4-,Glucosido-glucamindiacetat, 4-Galaktosido-glucamindiacetat, 2-Desoxi-4-glucosido-sorbit-2-ylamindiacetat,
2-Desoxi-4-glucosido-mannit-2-ylamindiacetat, 4-Maltoglucosido-glucamindiacetat,
4-Oligoglucosido-glucamindiacetat, 4-Polyglucosido-glucamindiacetat.
[0007] Die erfindungsgemäß als Gerüststoffe einzusetzenden Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren
bzw. deren Alkalisalze sollen in einer Menge von 2 bis 60, vorzugsweise 5 bis 25 Gewichtsprozent,
bezogen auf die Gesamtmischung des Wasch- und Reinigungsmittels, anwesend sein.
[0008] In dem Wasch- und Reinigungsmittel können z. B. folgende Tenside anwesend sein:
anionische Tenside, wie beispielsweise Alkylarylsulfonate, insbesondere Alkylbenzolsulfonate,
Olefinsulfonate, sek.-Paraffinsulfonate, Sulfobernsteinsäurehalbestersalze, Fettalkoholethersulfate;
nichtionische Tenside, wie z. B. Fettalkoholpolyglykolether, Alkylphenolpolyglykolether,
Fettsäurepolyglykolester, Polypropylenoxid-Polyethylenoxid-Mischpolymere, etc.
[0009] Die Verbindungen der allgemeinen Formel I sind als solche bekannt, vgl. DE-AS 10
11 428, in der ein Verfahren zur Herstellung der betreffenden Verbindungen sowie
deren Anwendung als Therapeutika beschrieben wird.
[0010] Ihre Herstellung ist demnach grundsätzlich durch Carboxyalkylierung der zugrundeliegenden
Polyhydroxyalkylamine oder durch Polyoxalkylierung der entsprechenden Imino-di-(alkylcarbonsäuren)
möglich.
[0011] Die Herstellung der Polyhydroxyalkylamin-N,N-dimethylcarbonsäuren

kann beispielsweise durch Behandeln des zugrundeliegenden Polyhydroxyalkylamins
mit Formaldehyd und Blausäure oder aber durch Carboxymethylierung mit Chloressigsäure
und Natronlauge erfolgen.
[0012] Die Polyhydroxyalkylamine können nach dem allgemein bekannten Verfahren der reduktiven
Aminierung von Zuckerderivaten mit flüssigem Ammoniak hergestellt werden, wobei als
Beispiele der Zuckerderivate zu nennen sind: Erithrose, Glucose, Galaktose, Mannose,
Fructose, Arabinose, Xylose, Maltose, Saccharose, Lactose, Cellobiose, Maltotriose,
Maltodextrine sowie sonstige Stärkeabbauprodukte, wie Glucosesirup.
[0013] Die überragende Wirkung des Aufbaustoffes Natriumtriphosphat in synthetischen Wasch-
und Reinigungsmitteln ist sehr komplex. Die wichtigsten Kriterien seien hier aufgeführt:
- gutes Komplexierungsvermögen gegenüber Calcium- und Magnesium-Ionen;
- synergistische Beeinflussung der Primärwaschwirkung von synthetischen, anionischen
und nichtionischen Tensiden sowie Seifen;
- gutes Schmutztragevermögen und Ablösevermögen gegenüber Schmutzpartikeln;
- gute Verträglichkeit mit anderen Aufbaustoffen, wie Natriumsilikat und Natriumsulfat;
- keine Beeinflussung der Perborat-Stabilität;
- Inhibierung der Ablagerung von anorganischen, unlöslichen Salzen auf dem Gewebe
(Inkrustierung).
[0014] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Alkalisalze der Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren
werden diesen Anforderungen voll gerecht.
[0015] Am Beispiel des Glucamin-N,N-diacetats

Erfindungsgegenstand im nachfolgenden Teil näher erläutert werden.
Beispiele
Herstellung von Glucamindiacetat
[0016] 181 g (1 Mol) D-Glucamin und 194 g (2,05 Mol) Chloressigsäure werden mit 50 ml H₂O
bei 40 °C zu einer Suspension verrührt und langsam mit 164 g (2,05 Mol) 50prozentiger
Natronlauge versetzt. Dabei soll der pH-Wert unter 8,5 liegen. Bei 55 °C liegt eine
klare Lösung vor. Weitere 164 g NaOH-Lösung werden zudosiert bei einem pH-Wert von
8 bis 9. Nach 2 Stunden Dosierzeit wird noch 30 Minuten bei 70 °C nachgerührt. Nach
dem Abkühlen werden 58 g NaCl abfiltriert. Das Filtrat hat folgende Zusammensetzung:
48,7 % Glucamin-N,N-diacetat
1,6 % Hydroxyacetat
8,6 % NaCl
41,0 % H₂O
[0017] Der pH-Wert der Endlösung beträgt 10,3.
Diese Lösung gilt als Testlösung für die folgenden anwendungstechnischen Prüfungen.
[0018] Als Vergleichssubstanz wird in allen Fällen Natriumtriphosphat (Na-TRIPURIT von
Hoechst) gewählt.
[0019] Bei den Waschtests wird mit dem anionischen Tensid Alkylbenzolsulfonat (MARLON A
von Hüls) kombiniert.
[0020] In einigen Fällen wird Zeolith (SASIL von Degussa) als Vergleichssubstanz hinzugezogen.
Calciumbindevermögen nach Hampshire
[0021] 2 g der zu prüfenden Substanz werden in 90 ml H₂O gelöst und mit 10 ml einer 2prozentigen
Sodalösung versetzt. Nach der Temperierung wird bei pH 10 unter ständigem Rühren mit
einer 4- bis 5prozentigen Calciumacetat-Lösung bis zum Auftreten einer deutlichen
und bleibenden Trübung titriert.

Waschvermögen in Kombination mit MARLON A
[0022] Labor-Waschmaschine Linitest (Fa. Heraeus)
Prüfgewebe: standardangeschmutzte Baumwolle (von WFK, Krefeld)
Aufhellung, gemessen gegen Standardweiß (MgO) mittels UV-Spektrometer (Beckmann, DK
2A)
Wasserhärte: 13° dH
Waschtemperatur: 30 Minuten 90 °C
Flottenverhältnis: 1 : 70
Konzentration der Flotte: 1 g/l MARLON A + 2 g/l Gerüststoff

Bestimmung der Inkrustierung
[0023] Nach dem 3. Waschgang wird das Gewebe in 2 Stunden bei 600 °C verascht.
[0024] Der Aschewert gilt als Maß für die Inkrustierung.

Waschvermögen in Kombination mit n-Dodecylbenzolsulfonat (MARLON A) und Natriumsulfat
[0025] Konzentration der Waschflotte:
0,75 g/l MARLON A und
2 g/l Gerüststoff,
der in steigendem Maße durch Natriumsulfat ersetzt wird.

Perborat-Stabilität in Gegenwart von Fe (III) bei 60 °C
[0026] Konzentration der Testlösung:
0,77 g/l Gerüstsubstanz
0,62 g/l Natriumperborat × 4H₂O
0,01 g/l Eisen-(III)-chlorid
[0027] Die Restmenge an aktivem Sauerstoff ist ein Maß für die Perboratstabilität.

[0028] Wie die Ausführungen zeigen, sind die erfindungsgemäß einzusetzenden Verbindungen
dem ökologisch unbedenklichen Zeolith (SASIL) in den wichtigen Eigenschaften - wie
Waschvermögen, Beeinflussung der Inkrustierung und der Perborat-Stabilität - deutlich
überlegen.
[0029] Gegenüber dem in seinen Wirkungen als Gerüststoff unvergleichlich guten Triphosphat
zeigt der erfindungsgemäß zu verwendende Verbindungstyp annähernd gleich gute Wirkungen
(Inkrustierung, Waschvermögen) oder aber auch ein überlegenes Verhalten (Hampshire-Test,
Perborat-Stabilität).
[0030] Da die erfindungsgemäß einzusetzenden Verbindungstypen keinerlei Eutrophierung bewirken,
bedeutet ihr Einsatz in Wasch- und Reinigungsmitteln eine echte und sehr überraschende
Bereicherung der Technik.
1. Verwendung von Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren bzw. deren Salzen der
allgemeinen Formel I:

X für einen Polyhydroxyalkylrest mit 3 bis 7 Kohlenstoffatomen, der gegebenenfalls
mit einem Mono-, Di- oder Oligosaccharid glykosidisch verknüpft ist,
n für ganze Zahlen von 1 bis 3 und
M für Wasserstoff, Ammonium oder ein Alkalimetall steht,
als Gerüststoff für Wasch- und Reinigungsmittel.
2. Verwendung von Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren bzw. deren Salzen nach
Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß n für 1 steht.
3. Verwendung von Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren bzw. deren Salzen nach
Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß X einen 1-Desoxisorbitylrest darstellt.
4. Verwendung von Polyhydroxyalkylamin-N,N-dialkylcarbonsäuren bzw. deren Salzen nach
einem der Ansprüche 1 bis 3 in einer Menge von 2 bis 60 Gewichtsprozent, bezogen auf
die Gesamtmischung des Wasch- und Reinigungsmittels.