[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Sprengladung mit einer projektilbildenden metallischen
Einlage, welche im wesentlichen die Form einer Kugelkalotte aufweist.
[0002] Derartige Sprengladungen sind bereits aus der DE-PS 33 17 352 bekannt. Sie bestehen
aus einem zylindrischen Behälter, der mit Sprengstoff gefüllt ist. An seiner Vorderseite
ist eine metallische Einlage angeordnet, welche im wesentlichen die Form einer Kugelkalotte
besitzt. An seiner anderen Seite ist eine Zündvorrichtung zur Anzündung des Sprengstoffs
angeordnet. Der Wirkungsmechanismus einer derartigen Sprengladung, im Unterschied
zur Schneidladung als sogenannte P-Ladung bezeichnet, besteht darin, daß die Einlage
bei Zündung des Sprengstoffs gefaltet wird zu einem mehrere Zentimeter langen Geschoß,
welches aufgrund seiner großen Fluggeschwindigkeit und seiner Masse eine panzerbrechende
Wirkung besitzt. Der Unterschied zur Schneidladung besteht darin, daß bei der letzteren
ein schlanker, langgezogener metallischer Strahl erzeugt wird, welcher das in kurzer
Entfernung befindliche Ziel durch Hitzeeinwirkung regelrecht aufschneidet. Das P-Ladungsgeschoß
soll hingegen über eine größere Distanz wie ein normales Geschoß fliegen und das Ziel
aufgrund seiner Wucht durchschlagen. Die Temperatur des fliegenden Körpers spielt
dabei keine Rolle.
[0003] Bei der Faltung der Einlage zur Erzeugung eines Geschosses besteht das Problem,
daß das Geschoß nicht rotationssymmetrisch sein soll, sondern wegen guter Flugeigenschaften
nach Möglichkeit kleine Stabilisierungsflügel erhalten soll. Dies geschieht bei dem
vorstehend zitierten Stand der Technik dadurch, daß die Einlage über ihre Kreisfläche
hinweg Regionen unterschiedlicher Dicke aufweist, so daß bei der Faltung der Einlage
ein nicht rotationssymmetrischer Körper entstehen kann. Die Herstellung derartiger
Einlagen ist aufgrund ihrer komplizierten flächenartigen Ausbildung nicht billig.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Sprengladung mit einer projektilbildenden Einlage
vorzuschlagen, welche die gleiche Wirkung im Ziel besitzt, aber in ihrer Herstellung
billiger ist als die Sprengladung nach dem Stand der Technik. Dabei soll eine gute
Ausformung der Stabilisierungsflügel gewährleistet sein.
[0005] Zur Lösung der der Erfindung gestellten Aufgabe wird in einer ersten Alternative
vorgeschlagen, daß die Einlage aus einem Körper aus Einkristall besteht. Gemäß einer
zweiten Alternative zur Lösung der gestellten Aufgabe wird bei einer Sprengladung
der eingangs genannten Art, welche zusätzlich einen Körper zur Detonationswellenlenkung
besitzt, vorgeschlagen, daß dieser Körper aus Einkristall besteht.
[0006] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß sowohl
die projektbildende Einlage als auch der Körper für die Detonationswellenlenkung
jeweils aus einem Einkristall besteht.
[0007] Als Material für die metallische Einlage hat sich vorzugsweise reines Kupfer bewährt,
es ist jedoch auch die Verwendung von Kupferlegierungen, soweit sie einkristallfähig
sind, möglich. Weiterhin ist die Verwendung von Tantal und Eisen möglich.
[0008] Zur Erzeugung des Geschoßkörpers in einer nicht rotationssymmetrischen Ausbildung
wird gemäß einer Weiterbildung der Erfindung vorgeschlagen, daß die Kristallachsenorientierung
des Einkristalls [100] ist. In diesem Falle erhält man einen 4-zähligen Geschoßkörper,
das heißt 4 Stabilisierungsflügel.
[0009] Will man hingegen einen Geschoßkörper mit 3-zähliger Ausbildung erzeugen, so muß
man gemäß einem weiteren Vorschlag der Erfindung eine Kristallachsenorientierung [111]
des Einkristalls wählen.
[0010] Einkristalle sind Körper, vorzugsweise aus Metall, die nach besonderen Verfahren
gezüchtet werden und im Gegensatz zu den in der Technik und im täglichen Leben vorliegenden
polykristallinen Körpern nur aus einem einzigen, jedoch gegebenenfalls großen Kristall
bestehen. Es handelt sich dabei um chemisch hochreine Körper, die in ihrem Verhalten
dem des theoretischen Verhaltens des reinen Kristalls des betrefffenden Elementes
weitgehend entsprechend. Diese einkristallinen Körper sind anisotrop, haben keine
Korngrenzen, wie dies bei polykristallinen Körpern der Fall ist, und ihre Festigkeit
ist in bestimmten Kristallachsen deutlich höher als dies bei polykristallinem Material
der Fall ist.
[0011] Einkristalle können nicht nur aus reinen Elementen, sie können auch aus legierten
Metallen hergestellt werden. Sie weisen eine je nach Element bzw. Legierung mehr oder
weniger stark ausgeprägte Anisotropie auf, das heißt ihre Eigenschaften sind entlang
der Kristallachsen [100] , [110] und [111] verschieden. Diese Eigenschaften sind
beispielsweise der E-Modul, die Festigkeit oder die Verformungsgrenzspannung. Bei
Kupfer, welches als Beispiel eine sehr ausgeprägte Anisotropie besitzt, sind die E-Module
bei Belastung in Richtung der vorgenannten Kristallachsen etwa 6800, 12000 und 18000
kp/mm².
[0012] Die ausgeprägte Anisotropie von Einkristallen, insbesondere Kupfereinkristallen,
mach man sich bei der Erfindung dahingehend zunutze, daß bei einer Belastung des Einkristalls
durch den Sprengstoff dieser bei einer vorgegebenen Orientierung seiner Kristallachsen,
zum Beispiel [100] , entsprechend seiner Gitterstruktur eine unterschiedliche Zerfallgeschwindigkeit
und -intensität besitzt, so daß ein zylindrischer einkristalliner Körper bei entsprechend
starker Verformung durch Druck oder Zug anschließend eine ausgeprägte Asymmetrie hinsichtlich
seiner Rotationsachse besitzt, wobei diese Asymmetrie jedoch reproduzierbar abhängig
von der Gitterstruktur ist. In der Prüftechnik hat man festgestellt, daß bei der Zugprüfung
von Einkristallen der Kristallachsenorientierung [100] ein runder Einkristallstab
an der Einschnürungsstelle die Form ähnlich einem vierblättrigen Kleeblatt annimmt.
Bei Einkristallstäben der Kristallachsenorientierung [111] erhält man bei der Verformung
einen Körper entsprechend einem dreiblättrigen Kleeblatt. Auch diese Verformung ist
reproduzierbar und ergibt sich nur bei Einkristallen der Orientierung [111].
[0013] Unter Anwendung dieser Erkenntnisse soll gemäß der Erfindung eine einkristalline
Einlage in Form einer Kugelkalotte verwendet werden, bei welcher der Einkristall
eine Kristallachsenorientierung [100] oder [111] besitzt. Damit erhält man bei der
Faltung der Einlage Geschoßkörper mit 4 oder 3 Stabilisierungsflügeln, wobei durch
die Formgebung der Einlage beispielsweise hinsichtlich ihrer Dicke sichergestellt
werden muß, daß die Stabilisierungsflügel nicht bereits am Kopf des Geschosses beginnen,
sondern erst in dessen hinteren Teil.
[0014] Durch die Verwendung eines Körpers zur Detonationswellenlenkung kann der vorgenannte
Zweck ebenfalls erreicht oder sogar noch verstärkt werden. Verwendet man für einen
derartigen Körper einen Einkristall, für die Einlage hingegen konventionelles Material,
so muß die Einlage in etwa derart ausgebildet sein, wie dies der eingangs genannte
Stand der Technik zeigt. Durch den Körper für die Detonationswellen-Lenkung wird aufgrund
dessen Zerfalls eine Beeinflussung der nachfolgenden Faltung der Einlage möglich.
Dabei muß der genannte Körper räumlich der Einlage so zugeordnet sein, daß die Linien
seiner schwachen Kristallstruktur zusammenwirken mit den Regionen der Einlage, welche
ebenfalls eine schwache Struktur, zum Beispiel geringe Materialstärke, besitzen.
[0015] Im Sinne der Erfindung ist die Verwendung eines einkristallinen Körpers zur Detonationswellen-Lenkung
jedoch besonders vorteilhaft, wenn auch die Einlage einkristallin und aus dem gleichen
Metall ausgebildet ist. In diesem Falle sollte die Kristallachsenorientierung der
Einlage und des Körpers gleich sein und eine räumliche Zuordnung beider in der vorher
beschriebenen Weise erfolgen.
[0016] Nachfolgend soll die Erfindung anhand der Zeichnung noch näher erläutert werden.
[0017] Es zeigen:
Fig. 1 in schematisierter Darstellung eine Sprengladung im Schnitt;
Fig. 2 eine gefaltete Einlage nach der Sprengung;
Fig. 3 eine typische Faltung bei verschiedenen Kristallachsenorientierungen;
Fig. 4 in schematischer Form ein Werkzeug zur Herstellung einer Einkristalleinlage.
[0018] In Fig. 1 ist eine Sprengladung in schematisierter Form im Schnitt dargestellt. Man
erkennt einen Behälter 1, der mit Sprengstoff 2 gefüllt ist. An der einen Seite ist
eine Einlage aus Kupfereinkristall 3 vorgesehen. An der anderen Seite des Behälters
ist eine Zündvorrichtung 4 angeordnet. Schließlich ist noch ein Körper 5 zur Detonationswellenlenkung
vorgesehen, der im Sinne der Erfindung vorteilhaft ist, aber nicht zwangsweise eingesetzt
werden muß. Die Einlage 3 besitzt beispielsweise einen Durchmesser von 5 cm und kann
über ihre gesamte Fläche von konstanter Materialstärke sein, im Sinne der Erfindung
ist jedoch auch eine Verdickung nach innen oder nach außen denkbar.
[0019] Ein Geschoßkörper, wie er nach der Sprengung in Richtung Ziel fliegt, ist in Fig.
2 in idealisierter Form dargestellt. Je nach Durchmesser und Dicke der Einlage 3
kann dieser Geschoßkörper 6 im Verhältnis von Länge zu Dicke variieren.
[0020] In Fig. 3 ist dargestellt, wie sich ein runder einkristalliner Stab bei Verformung
abhängig von seiner Kristallachsenorientierung verhält. Im Falle der Achsrichtung
[100] ergibt sich ein 4-zählig ausgebildeter Körper ähnlich einem 4-blättrigen Kleeblatt.
Hat der Einkristall hingegen eine Orientierung entsprechend [111], so ergibt sich
nach der Verformung ein 3-zähliger Körper, ähnlich einem 3-blättrigen Kleeblatt. Nachdem
die Verformung der Einlage 3 bei der Sprengung keine ideale Verformung darstellt,
wird auch die Ausbildung der Stabilisierungsflügel 7 in Fig. 2 mehr oder weniger
stark von den Formen nach Fig. 3 abweichen, aber im Prinzip mit ihrer 4-Zähligkeit
oder 3-Zähligkeit erhalten bleiben.
[0021] Anhand der Fig. 4 soll noch ein mögliches Herstellungsverfahren für eine Einlage
3 erläutert werden. Ein Körper 5 für eine Detonationswellenlenkung, der im wesentlichen
eine ebene Kreisfläche darstellt, kann in grundsätzlich gleicher Weise wie die Einlage
3 gezüchtet werden. In einen Werkzeuggrundkörper 8 ist ein Einkristallimpfling 9
der Kristallachsenorientierung eingesetzt, den der spätere Einkristall erhalten soll.
Auf dem Grundkörper 8 sitzt ein tiegelartiger Behälter 10, in welchen der Impfling
9 hineinragt. Dieser Behälter 10 hat in seiner Bodenfläche eine Ausformung wie sie
die einkristalline Einlage erhalten soll. Zur Abdeckung des Behälters 10 dient ein
federbelasteter Stempel 11, der so ausgebildet ist, daß er bei Aufsitzen seiner Außenringfläche
12 auf dem Behälter 10 mit seiner Endfläche 13 einen solchen Abstand zu der Bodenfläche
des Behälters 10 besitzt, daß die einkristalline Einlage im Endzustand den vorhandenen
Zwischenraum gerade ausfüllen kann. Eine HF-Spule 14 ist mit ihren Windungen so um
den Behälter 10 herum angeordnet, daß sie in der Grundstellung - wie dargestellt -
die Einlage erhitzen und schmelzen kann. Als zu schmelzendes Material wird ein reiner
Kupferkörper aus polykristallinem Material verwendet, der bereits in etwa eine Form
wie die spätere Einlage aufweist. Dieser Körper wird nun durch ein HF-Feld der Spule
14 erwärmt und schmilzt auf. Gleichzeitig schmilzt auch der oberste Teil des Impflings
9 an und teilt seine Kristallorientierung dem untersten Teil der geschmolzenen Einlage
mit. Nunmehr wird der Grundkörper 8 und der Behälter 10 in Pfeilrichtung 15 langsam
abgesenkt und nunmehr auch der obere Teil der Einlage 3 eingeschmolzen. Dabei schreitet
in der Einlage von unten nach oben eine Kristallwachstumsfront mit der Kristallachsenorientierung
des Impflings fort. Der Grundkörper 8 und der Behälter 10 werden weiterhin langsam
abgesenkt und aus der HF-Spule herausgefahren. Das Schmelzgut der Einlage 3 erstarrt
nunmehr langsam zu einem Einkristall. Sobald der Einkristall ausreichend abgekühlt
ist, wird der Stempel 11 aus dem Behälter 10 entfernt und der fertige Einkristall
3 kann nach Trennung von dem Impfling 9 aus dem Behälter 10 entnommen werden. Eine
weitere Verarbeitung des Einkristalls ist nicht mehr erforderlich.
1. Sprengladung mit einer projektilbildenden metallischen Einlage, welche im wesentlichen
die Form einer Kugelkalotte aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einlage (3) aus einem Körper aus Einkristall besteht.
2. Sprengladung mit einer projektilbildenden metallischen Einlage, welche im wesentlichen
die form einer Kugelkalotte aufweist, und mit einem Körper zur Detonationswellenlenkung,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Körper (5) für die Detonationswellenlenkung aus Einkristall besteht.
3. Sprengladung nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die projektilbildende Einlage (3) und der Körper (5) für die Detonationswellenlenkung
jeweils aus einem Einkristall bestehen.
4. Sprengladung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der einkristalline Körper (3, 5) aus reinem Kupfer oder einer Kupferlegierung
besteht.
5. Sprengladung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der einkristalline Körper (3, 5) eine Kirstallachsenorientierung [100] besitzt.
6. Sprengladung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der einkristalline Körper (3, 5) eine Kristallachsenorientierung [111] besitzt.
7. Sprengladung nach den Ansprüchen 3 und 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einlage (3) und der Körper (5) für die Detonationswellenlenkung die gleiche
Kristallachsenorientierung besitzen und hinsichtlich ihrer Gitterstruktur zueinander
im Sinne gleicher Wirkungsrichtungen ausgerichtet sind.