[0001] Die Erfindung betrifft ein Rammbohrgerät mit einem in Axialrichtung hin- und hergehend
in einem Gehäuse beweglichen, pneumatisch oder hydraulisch angetriebenen Schlagkolben
und einem axial beweglich am vorderen Ende des Gehäuses angeordneten Meißel, der direkt
oder indirekt durch den Schlagkolben beaufschlagt wird.
[0002] Derartige Rammbohrgeräte dienen zum Vortreiben von Erdbohrungen für unterirdisch
zu verlegende Kabel und dergleichen. Der Meißel dient zur Zertrümmerung und zum Verdrängen
des Erdreiches. Die bewegliche Anordnung des Meißels bietet den Vorteil, daß die Schlagenergie
des Schlagkolbens zunächst gezielt auf den Meißel übertragen werden kann, so daß
eine höhere Zertrümmungsenergie zur Verfügung steht.
[0003] Aus der DE-PS 21 57 259 ist ein Rammbohrgerät der oben genannten Art bekannt, bei
dem der direkt durch den Schlagkolben oder durch einen Zwischenkolben beaufschlagte
Meißel mit Hilfe einer am Gehäuse abgestützten Feder elastisch in seine rückwärtigen
Endstellung vorgespannt ist. Dies hat den Nachteil, daß bei jedem Schlag ein Teil
der Schlagenergie durch die Rückstellfeder absorbiert wird. Wenn sich dem Meißel
kein Widerstand bietet, ergibt sich darüber hinaus der Nachteil, daß der Meißel ständig
Leerschläge ausführt, bei denen er sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht, so daß es
zu einer Beschädigung des Gerätes kommen kann.
[0004] In der DE-PS 31 24 524 wird ein Rammbohrgerät beschrieben, bei dem der Meißel elastisch
in eine vordere Endstellung vorgespannt ist, in der er nicht durch den Schlagkolben
getroffen wird. Wenn sich dem Meißel kein oder nur ein geringer Widerstand bietet,
wird daher die Schlagenergie direkt auf das Gehäuse übertragen, und nur wenn der Meißel
auf ein Hindernis trifft und in das Gehäuse zurückgedrückt wird, wird er durch den
Schlagkolben getroffen, so daß das Hindernis zertrümmert wird. Bei dieser Anordnung
werden zwar schädigende Leerschläge vermieden, doch wird auch hier ein Teil der Schlagenergie
durch die Feder aufgezehrt, da das Gehäuse entgegen der Federkraft nach vorn beschleunigt
werden muß, wenn der in der vorderen Endstellung befindliche Meißel auf ein Hinternis
trifft. Darüber hinaus besteht in lockerem Boden, wo das Gehäuse nur eine geringe
Abstützung im Erdreich erfährt, die Gefahr, daß das Gehäuse durch den nach vorn abgestützten
Meißel und die vorgespannte Feder zurückgedrückt wird.
[0005] Aus dem DE-GM 83 10 178 ist ein Rammbohrgerät bekannt, bei dem der Meißel frei beweglich
im vorderen Teil des Gehäuses gelagert und durch eine Gehäusewand von dem Schlagkolben
getrennt ist. Die Schlagenergie wird hier durch einen durch das Gehäuse vermittelten
Impulsstoß auf den Meißel übertragen. Dies hat jedoch den Nachteil, daß bei dem Impulsstoß
ein Teil der Schlagenergie inelastisch von dem Gehäuse aufgenommen wird, wenn der
Meißel in der Anfangsphase des Schlages nicht an der Gehäusewand anliegt. In steinhaltigen
Bodenformationen steht daher vielfach keine ausreichende Zertrümmerungsenergie zur
Verfügung.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Rammbohrgerät der eingangs genannten
Gattung zu schaffen, bei dem geringere Energieverluste bei der Übertragung der Schlagenergie
auf den Meißel auftreten und bei dem der Meißel nach dem Schlag in eine definierte
Endlage überführbar ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Meißel mit einem Rückstellkolben
verbunden ist, der durch den pneumatischen oder hydraulischen Druck beim Rückwärtshub
des Schlagkolbens beaufschlagbar ist.
[0008] Erfindungsgemäß wird somit der Druck, der zum Antrieb des Schlagkolbens in Rückwärtsrichtung
dient, zugleich zum Zurückstellen des Meißels ausgenutzt. Da sich dieser Druck erst
zu Beginn des Rückwärtshubes des Schlagkolbens aufbaut, braucht während des Vorwärtshubes
des Schlagkolbens kein entsprechender Gegendruck überwunden zu werden, so daß die
Schlagenergie unvermindert auf den Meißel übertragen werden kann.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
[0010] Bevorzugt ist der Rückstellkolben derart in einer den pneumatischen oder hydraulischen
Druck aufnehmenden Rückstellkamemr angeordnet, daß er den Meißel in seine rückwärtige
Endstellung zurückstellt.
[0011] In einer abgewandelten Ausführungsform der Erfindung kann jedoch auch die rückwärtige
Stirnfläche des Rückstellkolbens druckbeaufschlagt sein, so daß der Meißel nach vorn
gedrückt und nicht durch den Schlagkolben beaufschlagt wird, solange das Erdreich
dem Meißel nur einen geringen Widerstand entgegensetzt.
[0012] Bei der bevorzugten Ausführungsform, bei der der Meißel pneumatisch in die rückwärtige
Endstellung zurückgestellt wird, lassen sich wiederholte Leerschläge des Meißels
dadurch vermeiden, daß die Druckzufuhr zu dem Rückstellkolben durch eine Ventilanordnung
unterbrochen wird, wenn der Meißel während des Schlages sehr weit nach vorn getrieben
wird.
[0013] Da erfindungsgemäß der Meißel nicht durch eine Feder abgestützt zu werden braucht,
kann der Meißel eine Drehbewegung in Bezug auf das Gehäuse ausführen. In einer vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung ist daher die Meißelspitze derart profiliert, daß der
Meißel sich beim Eindringen in das Erdreich leicht verdreht. Hierdurch wird das Zertrümmerungsverhalten
des Meißels verbessert und die Richtungsstabilität des Rammbohrgerätes erhöht.
[0014] Im folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungen
näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch ein Rammbohrgerät;
Fig. 2 einen vergrößerten Schnitt durch das vordere Ende des Rammbohrgerätes mit
in rückwärtiger Stellung befindlichem Meißel; und
Fig. 3 einen Schnitt ähnlich Figur 2, bei dem sich jedoch der Meißel in der vorderen
Stellung befindet.
[0016] Gemäß Figur 1 weist das Rammbohrgerät ein mit einem Meißel 14 versehenes Gehäuse
1 auf, das am rückwärtigen Ende durch ein Endstück 15 abgeschlossen ist. Im Inneren
des Gehäuses 1 wird durch einen axial beweglich im Gehäuse geführten Schlagkolben
2 eine vordere Antriebsdruckkammer 5 gebildet. Eine hintere Antriebsdruckkammer 16
befindet sich in einem rohrförmigen Abschnitt 17 des Schlagkolbens 2, der gleitend
auf einer Steuerhülse 18 verschiebbar ist. Ein Schlauch 19 versorgt das Rammbohrgerät
mit Druckluft. Der rohrförmige Abschnitt 17 des Schlagkolbens 2 ist mit radialen Kanälen
20 versehen, und das Endstück weist axiale Luftkanäle 21 auf.
[0017] In der in Figur 1 gezeigten Stellung des Schlagkolbens 2 gelangt die durch den Schlauch
19 eingeleitete Druckluft durch die radialen Kanäle 20 und durch axiale Kanäle 22
des Schlagkolbens in die vordere Antriebsdruckkammer 5, so daß in dieser Antriebsdruckkammer
ein hoher Druck herrscht.
[0018] Da die Wirkfläche des Schlagkolbens 2 gegenüber der vorderen Antriebsdruckkammer
5 größer ist als gegenüber der hinteren Antriebsdruckkammer 16, wird der Kolben nach
rückwärts gedrückt.
[0019] Bei der Rückwärtsbewegung des Schlagkolbens werden die radialen Kanäle 20 vorübergehend
durch die Steuerhülse 18 geschlossen. Sobald diese radialen Kanäle über das rückwärtige
Ende der Steuerhülse hinweggleiten, kann sich der Druck in der vorderen Antriebsdruckkammer
5 über die Kanäle 22,20 des Schlagkolbens und die axialen Luftkanäle 21 des Endstücks
15 entspannen, so daß der Schlagkolben durch den in der hinteren Antriebsdruckkammer
16 herrschenden Druck wieder nach vorn angetrieben wird. Am Ende des Vorwärtshubes
trifft der Schlagkolben 2 ungebremst auf die rückwärtige Stirnfläche 13 des Meißels
14 auf, so daß der Meißel in das Erdreich vorgetrieben wird.
[0020] Der innerhalb des Gehäuses 1 gelegene Teil des Meißels 14 erstreckt sich gasdicht
durch eine vordere Stirnwand 11 des Gehäuses und eine Trennwand 23, die die vordere
Antriebsdruckkammer 5 begrenzt. Der zwischen der Stirnwand 11 und der Trennwand
23 gelegene Abschnitt des Meißels bildet einen Rückstellkolben 3, dessen vordere Stirnfläche
von einem Pufferelement 24 umgeben ist und der mit der Umfangswand und der vorderen
Stirnwand des Gehäuses eine Rückstellkammer 6 begrenzt. Der Raum zwischen dem Rückstellkolben
3 und der Trennwand 23 wird durch eine Bohrung 8 des Gehäuses 1 be- und entlüftet.
Die Rückstellkammer 6 ist über eine radiale Bohrung 4 und eine Axialbohrung 4ʹ des
Meißels mit der vorderen Antriebsdruckkammer 5 verbunden.
[0021] Wenn das Erdreich dem Meißel 14 einen hohen Widerstand entgegensetzt, so bewegt sich
der durch den Schlagkolben 2 beaufschlagte Meißel nur ein relativ kurzes Stück in
Bezug auf das Gehäuse nach vorn, so daß die Querbohrung 4 innerhalb der Rückstellkammer
6 verbleibt. Der während des Rückwärtshubes des Schlagkolbens 2 in der vorderen Antriebsdruckkammer
5 herrschende Druck breitet sich daher über den axialen Kanal 4ʹ und den radialen
Kanal 4 in die Rückstellkammer 6 aus. Da die der Rückstellkammer 6 zugewandte Wirkfläche
des Rückstellkolbens 3 größer ist als die der vorderen Antriebskammer 5 ausgesetzte
rückwärtige Stirnfläche 13 des Meißels, wird der Meißel pneumatisch in die in Figuren
1 und 2 gezeigte rückwärtige Endstellung zurückgestellt, in der der konisch erweiterte
Kopf des Meißels an der vorderen Stirnfläche 9 der Stirnwand 11 anschlägt.
[0022] Wenn das Erdreich einen geringeren Widerstand bietet, läßt sich der Meißel weiter
in das Erdreich eintreiben, so daß der Schlagkolben 2 mit seinem vorderen Ende an
der rückwärtigen Stirnfläche 25 der Trennwand 23 an schlägt. Auf diese Weise wird
ein Teil der Schlagenergie zum Vortrieb des Gehäuses genutzt.
[0023] Bei sehr geringem Widerstand des Erdreiches bewegt sich der Meißel 14 so weit nach
vorne, daß die Querbohrung 4 durch die Stirnwand 11 des Gehäuses verschlossen wird,
wie in Figur 3 gezeigt ist. Der Aufprall des Meißels in der vorderen Endstellung wird
durch das Pufferelement 24 gedämpft.
[0024] In der in Figur 3 gezeigten Stellung kann sich kein Druck in der Rückstellkammer
6 aufbauen. Lediglich die rückwärtige Stirnfläche 13 des Meißels wird durch den in
der vorderen Antriebsdruckkammer 5 herrschenden Druck beaufschlagt, so daß der Meißel
in der vorderen Endstellung verbleibt. Auf diese Weise werden unerwünschte Leerschläge
des Meißels vermieden.
[0025] Wie in Figur 3 zu erkennen ist, wird der Meißel in der vorderen Endstellung nicht
durch den Schlagkolben 2 getroffen, so daß die gesamte Schlagenergie zum Vortrieb
des Gehäuses zur Verfügung steht. Erst wenn der Meißel 14 wieder auf stärkeren Widersand
trifft und in das Gehäuse 1 zurückgedrückt wird, tritt die Querbohrung 4 wieder mit
der Rückstellkammer 6 in Fluidverbindung, so daß der Meißel beim Rückwärtshub des
Schlagkolbens wieder in die rückwärtige Endstellung überführt wird.
1. Rammbohrgerät mit einem in Axialrichtung hin- und hergehend in einem Gehäuse (1)
beweglichen, pneumatisch oder hydraulisch angetriebenen Schlagkolben (2) und einem
axial beweglich am vorderen Ende des Gehäuses angeordneten Meißel (14), der direkt
oder indirekt durch den Schlagkolben beaufschlagt wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Meißel (14) mit einem Rückstellkolben (3) verbunden ist, der durch den pneumatischen
oder hydraulischen Druck beim Rückwärtshub des Schlagkolbens (2) beaufschlagbar ist.
2. Rammbohrgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine auf der Vorderseite des Rückstellkolbens (3) angeordnete Rückstellkammer
(6) mit einer auf der Vorderseite des Schlagkolbens (2) angeordneten Antriebsdruckkammer
(5) in Fluidverbindung steht.
3. Rammbohrgerät nach Anspruch 2, gekennzeichnet, durch eine Ventilanordnung (4,11) zum Unterbrechen der Fluidverbindung zwischen
der vorderen Antriebsdruckkammer (5) und der Rückstellkammer (6) in Abhängigkeit
von der Stellung des Meißels (14).
4. Rammbohrgerät nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Meißel (14) in einem Stück mit dem Rückstellkolben (3) ausgebildet ist
und in seiner rückwärtigen Stellung in das Innere der vorderen Antriebsdruckkammer
(5) hineinragt und direkt durch den Schlagkolben (2) beaufschlagbar ist.
5. Rammbohrgerät nach den Ansprüchen 2 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kanal (4ʹ) zur Verbindung der vorderen Antriebsdruckkammer (5) mit der Rückstellkammer
(6) durch den Meißel (14) verläuft und durch das vordere Ende des Schlagkolbens (2)
verschließbar ist.
6. Rammbohrgerät nach den Ansprüchen 3 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine mit dem Kanal (4ʹ) verbundene Radialbohrung (4) des Meißels (14) in der
rückwärtigen Stellung des Meißels zur Rückstellkammer (6) geöffnet ist und in einer
vorgerückten Stellung des Meißels durch eine von dem Meißel durchlaufene Stirnwand
(11) des Gehäuses verschließbar ist.
7. Rammbohrgerät nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine die vordere Antriebsdruckkammer (5) nach vorn begrenzende Trennwand (23)
des Gehäuses (1) nach entsprechender Vorwärtsbewegung des Meißels (14) direkt durch
den Schlagkolben (2) beaufschlagbar ist.
8. Rammbohrgerät nach den Ansprüchen 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Radialbohrung (4) derart angeordnet ist, daß das rückwärtige Ende des Meißels
(14) vor der hinteren Stirnfläche der Trennwand (23) liegt und nicht durch den Schlagkolben
beaufschlagbar ist, wenn die Radialbohrung (4) durch die Stirnwand (11) verschlossen
ist.
9. Rammbohrgerät nach einem der Ansprüche 2 bis 8, gekennzeichnet, durch ein in der Rückstellkammer (6) angeordnetes Pufferelement (24) zur Dämpfung
der Vorwärtsbewegung des Meißels und des Rückstellkolbens bei Erreichen der vorderen
Endstellung.
10. Rammbohrgerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Meißel (14) in Bezug auf das Gehäuse (1) drehbar und auf seiner in das Erdreich
eindringenden Außenfläche mit einer schraubenförmigen Profilierung versehen ist.