[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abscheidung von metallischem Quecksilber
aus einem Elektrolyten mittels Elektrolyse, wobei der Quecksilber-I-chlorid (Hg₂Cl₂)
in Suspension enthaltende Elektrolyt mit Chlor reagiert, das das Quecksilber-I-chlorid
zu löslichem Quecksilber-II-chlorid (HgCl₂) oxidiert, welches mittels der Elektrolyse
unter Einwirkung von Chlor an der Anode kathodisch zu flüssigem Quecksilber reduziert
wird.
[0002] Das erfindungsgemäße Verfahren wird mit Vorteil immer dann eingesetzt, wenn als Suspension
vorhandenes Quecksilber-I-chlorid abgeschieden und als metallisches Quecksilber
wiedergewonnen werden soll. Quecksilber-I-chlorid fällt beispielsweise häufig bei
der Reinigung von Gasen an, die in einem Reaktor mit einer Lösung von Quecksilber-II-chlorid
gewonnen wird.
[0003] Ein derartiges Verfahren beschreibt die europäische Offenlegungsschrift 179 040.
Das bei der Elektrolyse dort entstehende Chlorgas wird aus dem Elektrolysegefäß abgeleitet
und einem Reaktor zugeführt, in dem die Oxidation stattgefunden hat. Damit ist zwar
der Vorteil verbunden, daß das beim Verfahren benötigte Chlorgas durch das Verfahren
selbst erzeugt wird, jedoch benötigt man eine besondere Chlorgasleitung zwischen der
Elektrolysezelle und dem Oxidationsreaktor. Hierbei muß besondere Vorsorge dafür
getroffen werden, daß das giftige Chlorgas nicht in die Umwelt gelangt. Auch muß das
Chlorgas durch geeignete Maßnahmen in die im Reaktor vorhandene Suspension fein verteilt
eingetragen werden, um dort die Oxidationsreaktion durchführen zu können.
[0004] Diese Druckschrift beschreibt nicht die genaue Ausgestaltung der dort verwendeten
Elektrolysezelle. Es muß jedoch vermutet werden, daß es sich um eine mittels einer
Membran geteilten Elektrolysezelle handelt, weil der Stand der Technik nach der deutschen
Auslegeschrift 20 11 610 allgemein dazu rät, bei einem Elektrolysegang Chlor von der
Kathode fernzuhalten, da Chlor an der Kathode reduziert wird und damit die Stromausbeute
der dort stattfindenden Metallabscheidung verringert (vergl. hierzu insbesondere Spalte
8, Zeile 63 ff der DE-AS 20 11 610).
[0005] Die Erfindung vermeidet diese Nachteile. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Abscheidung von metallischem Quecksilber aus einem Elektrolyten mittels Elektrolyse
mit den eingangs genannten Merkmalen vorzuschlagen, welches sich durch eine fühlbar
vereinfachte Verfahrensführung, verbunden mit einer fühlbar erhöhten Ausbeute an abgeschiedenem
metallischen Quecksilber, auszeichnet.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß bei Verwendung
einer Elektrolysezelle, in der das bei der Oxidation an der Anode entwickelte Chlor
ungehindert in den Kathodenbereich der Zelle wandern kann, das in der Elektrolysezelle
bei der Elektrolyse entstehende Chlor in situ für die Oxidation des Quecksilber-I-chlorids
zu löslichem Quecksilber-II-chlorid verwendet wird.
[0007] Man verzichtet somit auf die gesonderte Leitung des bei der Elektrolyse entsthenden
Chlorgases zum Oxidationsreaktor. Vielmehr werden die Oxidation und die Elektrolyse
in ein- und derselben Elektrolysezelle durchgeführt, so daß das bei der Elektrolyse
entstehende Chlorgas direkt und ungehindert auch in den Kathodenbereich der Zelle
wandern kann. Das bei der Elektrolyse entstehende gasförmige Chlor wird also im allgemeinen
im Elektrolyten gelöst und mit dem Elektrolyten transportiert, ggfs. unterstützt
durch eine Pumpe oder dergleichen. Das gesamte Volumen des Elektrolyten steht somit
für die Oxidation des Quecksilber-I-chlorids zu Quecksilber-II-chlorid mittels des
(gasförmigen bzw. gelösten) Chlors zur Verfügung.
[0008] Bevorzugt wird für die geschilderte Verfahrensführung eine Festbett-Elektrolysezelle
verwendet, ohne separaten Anolytkreislauf und mit einem Diaphragma, das den direkten
Kontakt mit der Gegenelektrode verhindert, den Stoffaustausch jedoch nicht behindert.
Sie ist in einer grundlegenden Ausführungsform bekannt geworden durch die deutsche
Patentschrift 26 22 497 und in einer verbesserten Ausführungsform durch die DE-PS
29 04 539 der Anmelderin. Eine abermals verbesserte Ausführungsform beschreibt die
DE-PS 35 32 573 der Anmelderin. Alle diese Ausführungsformen können für die Erfindungsgemäße
Verfahrensführung eingesetzt werden.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren wird so geführt, daß der Elektrolyt zumindest anfänglich
in einer solchen Konzentration an Quecksilber-I-chlorid verwendet wird und/oder daß
die Elektrolysespannung und damit der Elektrolysestrom zumindest anfänglich in einer
solchen Höhe angewendet werden, daß sich metallisches Quecksilber an der Kathode abscheidet
und von dort abtropft. Es kann dann aus dem Boden der Elektrolysezelle abgezogen werden.
Als Werkstoff für die Kathode eignet sich hierbei besonders Eisen, Silber, Nickel,
Kupfer, Cadmium, Aluminium, Zink, Zinn oder eine Legierung dieser Metalle.
[0010] Abweichend vom Vorschlag der schon erwähnten deutschen Auslegeschrift 20 11 610 wird
somit beim erfindungsgemäßen Verfahren anodisch gebildetes Chlor zum Oxidieren des
schwer löslichen Quecksilber-I-chlorids verwendet, das dieses Salz dann auflöst, wodurch
die Ausgangs-Suspension der Elektrolyse erst zugänglich gemacht wird.
[0011] Versuche haben gezeigt, daß es genügen kann, wenn die Elektrolysespannung und damit
der Elektrolysestrom nur anfänglich über eine verhältnismäßig kurze Zeit in einer
Spannungsspitze angelegt wird, nämlich solange, bis sich ein erster Quecksilberfilm
auf der Oberfläche der Amalgamkathode gebildet hat. Anschließend kann die Spannung
auf normale Werte wieder heruntergefahren werden und das Quecksilber scheidet sich
weiter in metallischer Form auf der Oberfläche der Amalgamkathode ab. Entsprechendes
gilt für die Konzentration an Hg₂Cl₂ im Elektrolyten.
[0012] Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt die Theorie zugrunde, daß an der Anode des
Elektrolysegeräts Cl⁻ in Cl₂ übergeht. Das Cl₂ reagiert mit dem in Suspensionsform
vorliegenden Hg₂Cl₂ und ergibt 2HgCl₂, welches im Elektrolyten gelöst ist.
[0013] An der Kathode wird das HgCl₂ zu Hg
o+2Cl⁻ reduziert. Dieses Cl⁻ steht dann für die Oxidation der Kathode zur Verfügung.
[0014] Als elektrochemische Gleichung geschrieben ergibt sich also folgendes:
[0015] Ausgangsreaktion (nur als Beispiel) wie Hg₂Cl₂ als Suspension in einem Elektrolyten
entstehen kann:
(A) Hg
o (gasförmig) + HgCl₂ (löslich) = Hg₂Cl₂ (schwerlöslich)
Oxidation:
[0016] (B) Hg₂Cl₂ (schwerlöslich) + Cl₂ (gasförmig) = 2HgCl₂ (löslich)
Elektrolyse:
[0017] (C) HgCl₂ (löslich) + elektr. Energie = Hg
o (flüssig) + Cl₂ (gasförmig)
Ergebnis:
[0018] Aus Hg
o (gasförmig) + Energie erhält man also Hg
o (flüssig)
Das in Stufe C entstehende Cl₂ (gasförmig) wird als solches und in situ in Stufe
B verwendet.
[0019] Diese elektrochemischen Reaktionen sind ein zumindest grobes Bild für die sich tatsächlich
während der Elektrolyse abspielenden Vorgänge. In Wirklichkeit können diese Vorgänge
komplizierter ablaufen, beispielsweise über entsprechende Komplexe oder Mehrfach-Reaktionen.
[0020] Bei einem Ausführungsbeispiel, wobei Kupfer als Kathodenmaterial genommen wurde,
hatte der verwendete Elektrolyt die folgende Zusammensetzung:
45 g/l Hg₂Cl₂ als Suspension
30 g/l Schwefelsäure
10 g/l Chlorid.
[0021] Die anodische Stromdichte betrug 300 A/m². Es handelte sich hierbei um Streckmetall,
so daß dieser Wert auf die gesamte Fläche einschließlich der Lücken bezogen ist. Die
kathodische Stromdichte betrug ebenfalls 300 A/m².
[0022] Der Anfangsgehalt an wasserunlöslichem Hg₂Cl₂ war gleich der schon genannten Konzentration
der Suspension von 45 g/l. Die Anfangsstromdichte betrug 600 A/m².
1. Verfahren zur Abscheidung von metallischem Quecksilber aus einem Elektrolyten
mittels Elektrolyse, wobei der Quecksilber -I-chlorid (Hg₂Cl₂) in Suspension enthaltende
Elektrolyt mit Chlor reagiert, das das Quecksilber-I-chlorid zu löslichem Quecksilber-II-chlorid
(HgCl₂) oxidiert, welches mittels der Elektrolyse unter Entwicklung von Chlor an der
Anode kathodisch zu flüssigem Quecksilber reduziert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Verwendung einer Elektrolysezelle, in der das bei der Oxidation an der Anode
entwickelte Chlor ungehindert in den Kathodenbereich der Zelle wandern kann, das in
der Elektrolysezelle bei der Elektrolyse entstehende Chlor in situ für die Oxidation
des Quecksilber-I- Chlorids zu löslichem Quecksilber-II-chlorid verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Festbett-Elektrolysezelle verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Werkstoff für die Kathode Eisen, Silber, Nickel, Kupfer, Cadmium, Aluminium,
Zink, Zinn oder eine Legierung dieser Metalle verwendet wird.