[0001] Beschrieben wird ein Verfahren zur Umformung von Blechen, insbesondere Eisen- und
Aluminiumblechen, in Anwesenheit eines Kühl- und Schmiermittels. Bei diesem Verfahren
wird als Kühl- und Schmiermittel eine wäßrige Emulsion oder Lösung eines lackfilmbildenden
Bindemittels oder Bindemittelgemisches verwendet, wobei der auf dem umgeformten Produkt
befindliche Film aus der wäßrigen Emulsion oder Lösung unmittelbar anschließend an
den Umformungsvorgang gehärtet oder getrocknet wird. Das Verfahren hat den Vorteil,
daß die nach dem Umformungsprozeß auf der Metalloberfläche verbleibende Kühl- und
Schmiermittelemulsion nicht abgewaschen werden muß, sondern beispielsweise durch Erwärmen
in der Hitze zu einem Lackfilm ausgehärtet werden kann.
[0002] Beim Herstellen von metallischen Formteilen wird bei geringem Umformungsgrad ein
Schmiermittel, bei hohem Umformungsgrad ein Kühl- und Schmiermittel eingesetzt, welches
die Aufgabe hat, den Verschleiß der Werkzeuge zu minimieren und im Falle einer extremen
Umformung wie Tiefziehen und Abstrecken die Umformwärme abzuführen, sowie die Kaltverschweißung
zwischen Werkstoff und Werkzeug zu verhindern. Sind die so geformten Teile anschließend
für den Gebrauch in einer korrosiven Umgebung bestimmt, so muß die Oberfläche der
Formlinge von Schmiermittel befreit und sodann lackiert werden. Je höher die Haftungsbeanspruchung
an die Lackierung ist, desto wichtiger ist die Reinigung bzw. Vorbehandlung der Metalloberfläche.
[0003] Die wohl intensivste Reinigung der Metalloberfläche ist bei der Herstellung von Dosen
für den Getränke- und Lebensmittelbereich erforderlich, insbesondere bei der Herstellung
von tiefgezogenen/abgestreckten zweiteiligen Dosen.
[0004] Die heutige Technik verläuft beispielsweise so:
Ein Blechband wird vor dem Ausstanzen und Napfziehen mit etwa 1 g/m² Kühl- und Schmiermittelemulsion
bzw. Lösung (K + S-Emulsion bzw. Lösung) eingefettet. Beim Abstrecken des Napfes zu
einer Dose wird die K+S-Emulsion zwecks Kühlung der Werkzeuge und Dosen im Überschuß
eingesetzt (∼10 l/min.).
[0005] Die K+S tropfnasse Dose wird auf die richtige Höhe geschnitten und in einer Waschmaschine
innen und außen wäßrig gereinigt und so schnell wie möglich getrocknet. Die Dose läuft
dabei zwischen zwei Durchlaufbändern auf dem Kopf stehend in verschiedene Durchlaufzonen.
Darin werden nacheinander mit einem kräftigen Strahl Reinigungsflüssigkeit, Spülflüssigkeit,
Passivierungsflüssigkeit und Nachspülflüssigkeit versprüht. Die Weiterverarbeitung
erfolgt danach mit Außenlackierung und Innenlackierung durch Walz- oder Spritzauftrag.
Es sind Kühl- und Schmiermittelemulsionen auf Basis von Mineralöen sowie Polyglykolen
bekannt (DE-PS 29 10 496, EP-A-158 306, DE-OS 34 06 427). Die K+S-Emulsion wird durch
Verseifung bei 40°C bis 80°C (EP-A-154 950) entfernt. Die verfahrenstechnische Aufwand
des Reinigungsmittels ist extrem hoch. Verbleiben Spuren des Reinigungsmittels auf
der Metalloberfläche zurück, so treten Störungen bei den Eigenschaften der später
aufgebrachten Lackierungen auf. Bei der Lackierung mit wasserverdünnbaren Lacken
können Nadelstiche und Krater auftreten, wenn die Metalloberfläche mit Mineralölen
oder Ziehfetten verunreinigt ist.
[0006] Aufgabe und Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens sowie eines Mittels,
durch die die problematische Reinigungsbehandlung von Metallsubstraten im Anschluß
an die Umformungsbehandlung vermieden und eine unmittelbare Beschichtung der erhaltenen
umgeformten Produkte ermöglicht wird. Diese Aufgabe wird durch das in den Patentansprüchen
beschriebene Verfahren sowie die Mittel zur Durchführung dieses Verfahrens gelöst,
die den Gegenstand der Erfindung bilden.
[0007] Überraschenderweise hat sich im Rahmen der Erfindung gezeigt, daß diese Aufgabe gelöst
werden kann durch Verwendung von Lack-Bindemitteln in Form von wäßrigen Emulsionen
und/oder Lösungen als Kühl- bzw. Schmiermittel bei der Umformung der Metallsubstrate,
wobei beispielsweise in diesen Bindemitteln Säurefunktionen enthalten sind (z.B.
2 bis 250 mg KOH pro g Festharz). Die Bindemittel können anschließend direkt zu einem
Überzug gehärtet werden.
[0008] Durch die vorliegende Erfindung wird somit ein Kühl- und Schmiermittelsystem geschaffen,
welches nach der Umformarbeit und Schneidarbeit auf der Metalloberfläche verbleiben
kann und während des Trocknens entweder allein oder nach Überlackieren mit einem zum
Beispiel wasserverdünnbaren Lack gemeinsam zu einem Schutzfilm aushärtet.
[0009] Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß die für die Blechumformung bestimmte
Metalloberfläche ausschließlich mit solchen Reagenzien in Kontakt kommt, die zu einem
effektiven Schutzlack ausgehärtet werden können. Die Verseifung der bisher als Kühl-
und Schmiermittel verwendeten Öl-Wasser-Emulsion bzw. Polyglykol-Wasser-Emulsion mit
anschließender Reinigung und Trocknung entfällt. Die erfindungsgemäße Verfahrensweise
wirkt sich besonders günstig auf die Abstreckbehandlung eines Blechsubstrates bei
der Herstellung von Dosen aus. Hierbei wird ständig eine neue Metalloberfläche ausgebildet,
die durch den erfindungsgemäßen Einsatz einer Bindemittel-Emulsion bereits im "Statu
nascendi" korrosionsbeschützt und mit dem aushärtbaren Überzug versehen wird.
[0010] Bei den in den erfindungsgemäßen wäßrigen Emulsionen eingesetzten Bindemitteln handelt
es sich bevorzugt um solche mit einer Säurezahl bis zu 250, gemessen als mgKOH pro
g Bindemittel (Festharz). Die Säurezahl beträgt mindestens 2, so daß sich erfindungsgemäß
ein Bereich von 2 bis 250 ergibt. Bevorzugt liegt die Säurezahl bei 2 bis 150 oder
3 bis 100 und besonders bevorzugt bei 5 bis 75.
[0011] Für die Behandlung von Dosen, die für Nahrungsmittel oder Getränke bestimmt sind,
werden besonders aminneutralisierte Epoxidharz-Phosphorsäureester, Acrylatharze und/oder
Polyester mit einer Säurezahl von 2 bis 150 verwendet, gegebenenfalls kombiniert
mit Melamin- und/oder Phenolharzen, deren eingebrannte Filme physiologisch unbedenklich
und geschmacksmeutral sind. Weil die erfindungsgemäße K+S Emulsion gute Korrosionsschutzeigenschaften
besitzt , kann dieses System bereits in einem früheren Stadium der Blechbandbehandlung
eingesetzt werden als bisher. So kann zum Beispiel im Falle von Weißblech auf die
Chrompassivierung und/oder DOS Vorfettung verzichtet werden.
[0012] Als Basis-Bindemittel sind beispielsweise Epoxid-, Acrylat-, Polyester- und Alkydharze
mit Säurefunktionen geeignet. Die Säurefunktionen wie Carboxylgruppen, Phosphorsäure
oder Sulfonsäurereste können in an sich bekannter Weise eingeführt werden. Beispiele
für verwenbare Epoxidharz-Phosphorsäureester werden in der DE-OS 27 57 733 beschrieben.
Geeignet sind auch mit Phenolharz modifizierte Polyester, wie sie beispielsweise in
der DE-OS 26 38 464 und EP-A-62 786 beschrieben werden. Weitere Beispiele für verwenbare
Harze sind die in der DE-OS 27 21 822, der DE-OS 27 21 823 und in der EP-A-17 911
beschriebenen Pfropfpolymerisate von Epoxidharzen.
[0013] Es können auch Kombinationen verschiedener Bindemittel eingesetzt werden, beispielsweise
Kombinationen von Epoxidharz-Acrylsäure-Pfropfpolymerisaten mit Epoxidharz-Phosphorsäureester,
wie in EP-A-144 872 und der EP 174 628 beschrieben. Weitere Beispiele sind Pfropfpolymerisate
auf Epoxidharz-Phosphorsäureester, wie sie beispielsweise in der EP-A-122 603 oder
EP 164 589 beschrieben werden.
[0014] Spezielle Beispiele für verwendbare Bindemittel sind im folgenden:
[0015] 1. Ein fettsäurefreier, saurer Phosphorsäureester mit einer Säurezahl von 10 bis
40, hergestellt aus einem epoxidgruppenhaltigen Polyglycidylether und/oder Polyglycidyl(meth)acrylatharz
mit mehr als 1.3 Epoxidgruppen pro Molekül durch Umsetzung mit 0.2 bis 1.0 Mol 70
bis 90%iger Orthophosphorsäure pro Epoxidgruppe bei 110 bis 130°C gegebenenfalls im
Druckgefäß in Anwesenheit von etwas Wasser.
[0016] Es ist naturgemäß möglich, Kombinationen von zwei oder mehr der genannten Verbindungen
einzusetzen. Dabei ist es bevorzugt, Verbindungen mit einer relativ niedrigen Säurezahl,
beispielsweise 15 bis 35, im Gemisch einzusetzen mit Verbindungen mit einer höheren
Säurezahl, beispielsweise 35 bis 100. Verbindungen mit sehr niedriger Säurezahl sind
unter Umständen in Wasser nicht gut löslich. Durch Vermischen mit Verbindungen mit
hoher Säurezahl wird jedoch eine ausreichende Mischbarkeit erzielt. Eine ausreichende
Mischbarkeit mit Wasser bei Verbindungen mit niedriger Säurezahl von zum Beispiel
20 bis 40 kann man auch dadurch erzielen, daß man diesen Komponenten eine relativ
hohe OH-Zahl, zum Bei spiel 100 bis 200 verleiht. Bevorzugt wird ein Gemisch aus
40 bis 80 Gew.-% eines fettsäurefreien, sauren Epoxidharz-Phosphorsäureesters mit
einer niedrigen Säurezahl von 10 bis 30 und 20 bis 60 Gew.-% eines phenolharzmodifizierten,
carboxylgruppenhaltigen, ölfreien Polyesters mit einer höheren Säurezahl von 35 bis
70.
[0017] Unter Polyglycidylether im Rahmen dieser Erfindung werden vorzugsweise Harze der
allgemeinen idealisierten Formel

mit

verstanden, wobei
Rʹ = -C
mH
2m+1 und/oder bevorzugt -H,
R⁴ = -SO₂-, -O-, bevorzugt -CR³₂-,
R² = -(CR¹₂)
m-, bevorzugt -CH₂-,
R³ = Halogen oder Rʹ
n = 0 bis 15, bevorzugt 6 bis 13, und
m = 1 bis 8, bevorzugt 1 ist.
[0018] Beispiele sind Reaktionsprodukte verschiedenen Molekulargewichts aus Dihydroxy-diphenylpropan
(Bisphenol A) oder Dihydroxy-diphenylmethan (Disphenol F) und Epichlorhydrin und/oder
Methylepichlorhydrin. Produkte mit höheren Molekulargewichten können auch nach anderen
Verfahren hergestellt werden, zum Beispiel durch Umsetzung von niedrigen Polyepoxiden
mit Bisphenol A. Diese Polyglycidylether haben ein Epoxy-Äquivalent von 180 bis 5000,
besonders von 2000 bis 4000. Sie können teilweise oder vollständig hydriert sein oder
in Gemischen mit unterschiedlichem Epoxy-Äquivalent oder mit unterschiedlicher Struktur
eingesetzt werden. Geeignet sind auch Polyglycidylether von phenolischen Novolakharzen,wodurch
die Funktionalität von 2 bis auf etwa 6 Glycidylgruppen pro Molekül gesteigert werden
kann. Die Funktionalität der Harze kann auch durch Reaktion mit monofunktionellen
(Alkyl)phenolen oder Monocarbonsäuren, bevorzugt α-verzweigte Monocarbonsäuren herabgesetzt
werden. Zum Elastifizieren kann ein Teil des beschriebenen Polyglycidylethers durch
aliphatische Polyglycidylether der Formel

ersetzt werden, wobei R = H oder ein niedriger, gegebenenfalls mit verschiedenen
Substituenten versehener Alkylrest ist und q = 2 bis 6 und p = 3 bis 50 bedeutet.
Beispiele sind Reaktionsprodukte von Epichlorhydrin mit Polypropylenglykol oder Polybutylenglykol
verschiedenen Molekulargewichtes. Die Epoxidharze können durch Reaktion von längerkettigen
Dicarbonsäuren wie Isophthalsäure, Cyclohexandicarbonsäure, Adipinsäure oder Sebacinsäure
mit langkettigen Polyalkoholen wie Hexandiol-1,6 , Glycerin, Monoanhydropentaerythrit,
Polytetrahydrofurandiol, Polycaprolactondiol, Polycaprolactamdiol oder Polybutadiendiol,
sowie NCO-terminisierten Reaktionsprodukten aus Polyalkoholen und Polyisocyanaten
oder halbblockierten Diisocyanaten modifiziert sein oder stufenweise hergestellt werden.
Es werden etwa 0.5 bis 3 Gew.-% Orthophosphorsäure mit 100 g Epoxidharz umgesetzt.
Für die Verdünnbarkeit ist außerdem der Anteil Wasser maßgebend, der für die Addition
an die Oxirangruppe und zur Hydrolyse der gebildeten Phosphorsäuredi- und triester
dient.
[0019] Als epoxidgruppenhaltige Harze können auch Poly(meth)acrylatharze eingesetzt werden,
die neben (Meth)acrylsäureestern mit C₁ bis C₁₅-Alkoholresten und/oder gegebenenfalls
substituierten Vinylaromaten epoxidgruppenhaltige, ungesättigte Monomere einpolymerisiert
enthalten. Hierfür geeignet sind Glycidylether der (Meth)acrylsäure sowie der Malein-
und/oder Fumarsäure, Glycidylether von ungesättigten Alkoholen wie Vinylalkohol,
Allylalkohol und/oder Hydroxyalkyl(meth)acrylat. Glycidylverbindungen des (Meth)acrylamids,
des Malein- und/oder Fumarsäurediamids oder des Maleinimids. Die Harze werden durch
radikalische Lösungspolymerisation bei Temperaturen von 60 bis 160°C hergestellt.
[0020] 2. Ein fettsäurefreier, saurer Epoxidharz-Carbonsäureester mit einer Säurezahl von
30 bis 50 wird hergestellt durch Umsetzung von einem epoxidgruppenhaltigen Harz mit
mehr als 1.3 Epoxidgruppen pro Molekül und einem Epoxy-Äquivalent von 180 bis 2500
mit Mono(alkyl)phenolen und/oder überschüssigen mehrkernigen Phenolen und anschließende
Reaktion des so erhaltenen epoxidgruppenfreien Reaktionsproduktes mit cyclischen
Carbonsäureanhydriden. Das Epoxy-Äquivalent der eingesetzten Verbindung ist bevorzugt
400 bis 2000.
[0021] Diese Basisbindemittel sind nicht mit linearen gesättigten oder ungesättigten Fettsäuren
modifiziert. Es handelt sich um Epoxidharze wie sie vorstehend beschrieben wurden
und die umgesetzt wurden mit gesättigten oder ungesättigten aliphatischen, cycloaliphatischen
und/oder aromatischen Polycarbonsäuren und/oder ihren Anhydriden, wie Adipinsäure,
Sebacinsäure, Isophthalsäure, Cyclohexandicarbonsäure, Tetrahydrophthalsäureanhydrid,
Trimellithsäureanhydrid. Die Umsetzung kann auch mit Hydroxycarbonsäuren wie Dimethylolpropionsäure
oder Hydroxybenzoesäure erfolgen. Besonders geeignet sind solche Harze, deren Estergruppen
schwer verseifbar sind.
[0022] Ein übliches Verfahren ist die Reaktion der Epoxidgruppen mit Monocarbonsäuren,
die schwer verseifbare Ester bilden, oder mit (C₁ bis C₁₅-Alkyl)-Phenolen. Die Umsetzung
erfolgt in der Schmelze oder durch azeotrope Kondensation bei Temperaturen von 100
bis 220°C, bevorzugt 130 bis 180°C, gegebenenfalls unter Zusatz von geeigneten basischen
Katalysatoren, wie Triphenylphosphin, Tetramethylammoniumchlorid oder geeigneten
Metallsalzen, wie Chrom-III-ethylhexanoat-Komplex. Beispiele für Phenole sind substituierte
Monophenole, wie tert.-Butylphenol, und Bisphenol A, das im Überschuß eingesetzt
die Polymerkette abbricht. Verseifungsstabilere Ester werden durch Reaktion mit Acrylmonocarbonsäure,
wie Benzoesäure oder tert.-Butylbenzoesäure, oder mit linearen α-verzweigten C₂ bis
C₂₀-Alkanmonocarbonsäuren, wie Versaticsäure®, hergestellt. Voraussetzung für die
erhöhte Verseifungsstabilität des Harzes ist, daß möglichst alle Epoxidgruppen umgesetzt
sind. Durch Verknüpfen von zwei Molekülen dieses Vorproduktes mit bevorzugt C₄ bis
C₁₈-Alkandicarbonsäuren wird eine hydrolysestabilere Elastifizierung erreicht.
[0023] In einem zweiten Reaktionsschritt werden cyclische Anhydride an die sekundären Hydroxylgruppen
bei Reaktionstemperaturen von 100 bis 160°C unter Bildung eines relativ stabilen sauren
Halbesters angelagert. Als cyclische Anhydride werden bevorzugt verwendet Bernsteinsäureanhydrid,
Tetrahydrophthalsäureanhydrid, Trimellithsäureanhydrid oder Tricarbonsäureanhydride,
deren Carboxylgruppe mit einem linearen oder verzweigten C₂ bis C₂₀-Monoalkohol verestert
ist. Harze dieser Art werden in der DE-A-23 54 607 (US-A-3,862,914) oder DE-C-27 47
818 beschrieben. Die Säurezahl der Harze beträgt 25 bis 100. Sie sollte, um eine
gute Sterilisationsfestigkeit zu erzielen, möglichst niedrig liegen, bevorzugt unter
40, besonders bevorzugt unter 35.
[0024] 3. Ein phenolharzmodifizierter carboxylgruppenhaltiger, ölfreier Polyester mit einer
Säurezahl von 35 bis 110 und einer OH-Zahl von 15 bis 175, hergestellt aus Polyolen
oder hydroxylgruppenhaltigen Polyestern oder Polyethern mit vorzugsweise 2 bis 6 OH-Gruppen
pro Molekül mit höhermolekularen hydroxylgruppenhaltigen Phenolethern bei 60 bis 160°C.
[0025] Um optimale Eigenschaften zu erreichen, müssen die eingesetzten Polyesterharze ein
mittleres Molekulargewicht Mn von mindestens 1500 aufweisen und jeweils 0.3 bis 3,
vorzugsweise 0.8 bis 2 Hydroxyl- und Carboxyläquivalente pro 1000 g Polyester enthalten.
Hierbei werden in bekannter Weise aus Polyalkoholen, wie Hexandiol-1.6, Neopentylglykol,
Cyclohexandimethanol, Trimethylolpropan, Glycerin und/oder Pentaerythrit, und Polycarbonsäuren,
wie Adipinsäure, Isophthalsäure, Cyclohexan-1.4-dicarbonsäure, oder Trimellithsäureanhydrid
Polyester-Vorprodukte hergestellt, die keine ungesättigten Fettsäuren enthalten.
Diese ölfreien Polyester werden bei Abwesenheit von sauren Katalysatoren mit ein
oder mehrkernigen Phenolen, besonders Alkylphenolen und mit Aldehyden bei 60 bis 160°C,
besonders 100 bis 130°C, umgesetzt. Bevorzugte Phenole sind Monoalkylphenole, wie
p-tert.-Butylphenol, p-Cumylphenol, Nonylphenol, Phenylphenol oder Bisphenol A (1.1-Bis-4-hydroxy-phenyl-propan),
die in Mengen von 0.5 bis 50 Gew.-% eingebaut werden. Besonders günstige Ergebnisse
bezüglich der Resistenzeigenschaften der eingebrannten Filme gegen agressive Lösemittel
werden bei teilweisem oder vollständigem Ersatz der genannten Phenole durch Phenolcarbonsäuren
erzielt. Hierzu geeignet sind zum Beispiel 4.4-Bis-(4-hydroxyphenyl)pentansäure, Glykolsäurederivate
von Diphenolen, wie das 2-(4-Hydroxyphenyl)-2-(carbethoxyphenyl)propan, oder Salicylsäure.
Als Aldehyd wird, wie in der Phenolharzchemie üblich, vorzugsweise Formaldehyd in
einer Menge von 0.5 bis 3 Mol pro Mol phenolischer Hydroxylgruppe zugesetzt. Nach
einem anderen Verfahren können solche Kondensationsprodukte dadurch hergestellt werden,
daß man ein isoliert hergestelltes Resol aus ein- und/oder mehrkernigen Phenolen
mit carboxylgruppenhaltigen Polyestern bei 80 bis 240°C umsetzt, die ein mittleres
Molekulargewicht Mn von 300 bis 1500 und eine Säurezahl von 50 bis 150 mg KOH/g Festharz
aufweisen. Der phenolharzmodifizierte Polyester enthält bevorzugt eine Säurezahl von
30 bis 110, besonders bevorzugt von 40 bis 90.
[0026] 4. Als nicht vergilbende Harze können carboxylgruppenhaltige Acrylatharze verwendet
werden mit einer Säurezahl von 20 bis 120 und einer Hydroxylzahl von 0 bis 200. Bei
Einsatz eines Harzes mit niedriger Säurezahl ist eine hohe Hydroxylzahl anzuwenden
und umgekehrt. So kann beispielsweise mit einer Säurezahl von 25 und einer Hydroxylzahl
von 150 ein lösliches Produkt hergestellt werden. Solche Harze werden nach dem Stand
der Technik vorzugsweise durch radikalische Lösungspolymerisation bei Temperaturen
von 60 bis 160°C aus α,β-ungesättigten Mono- und Dicarbonsäuren und deren Estern mit
linearen oder verzweigten aliphatischen und cycloaliphatischen Mono- und Polyalkoholen
hergestellt, wobei die Polyalkohole nur mit einer Hydroxylgruppe verestert sind
und die restlichen Hydroxylgruppen als potentielle Vernetzungsstellen erhalten bleiben.
Als carboxylgruppenhaltige Monomere dienen beispielsweise Acrylsäure, Methacrylsäure,
Crotonsäure, Maleinsäure(anhydrid) oder Fumarsäure, bzw. Maleinsäure- oder Fumarsäure-Monoester.
Zu den (Meth)acrylsäureestern und/oder Maleinsäure- und/oder Fumarsäuredialkylestern
zählen beispielsweise n-Butylacrylat, tert-Butylacrylat, 2-Ethyl-hexylacrylat, Methylmethacrylat,
Isopropylmethacrylat, Stearyl-methacrylat, Cyclohexylacrylat, Benzylacrylat und/oder
auch entsprechende Crotonsäureester. Es können auch ungesättigte Ether wie Ethoxyethylmethacrylat
oder Tetrahydrofurylacrylat eingesetzt werden. Zu den einpolymerisierbaren Monomeren
gehören auch Vinylester von α-verzweigten C₂ bis C₂₀-Alkancarbonsäuren, wie der Vinylester
der Versaticsäure®. Zu den Monomeren mit Hydroxylgruppen gehören Allylalkohol, Monovinylether
von Polyolen, wie Monovinylether des Ethylenglykols und Butandiols, sowie hydroxylgruppenhaltige
Allylether oder -ester, wie 2.3-Dihydroxyallylether, Trimethylolpropanmonoallylether
oder 2.3-Dihydroxypropansäure-allylester. Besonders geeignet sind (Meth)acrylsäure-hydroxyalkylester,
wie β-Hydroxypropylmethacrylat, Hydroxyethylacrylat, Butandiol-1.4-monoacrylat, 2.3-Dihydroxypropylmethacrylat,
Polypropylenglykolmonoacrylat oder auch Fumarsäure-di-hydroxyalkylester.
[0027] Entsprechende Monomeren können auch über (Meth)acrylamide hergestellt werden, wie
Hydroxyethylacrylamid oder 2-Hydroxypropylmethacrylamid. Besonders elastische Eigenschaften
werden beim Einsatz eines Reaktionsproduktes von Hydroxyalkyl(meth)acrylat mit ε-Caprolacton
erhalten.
[0028] Die Bindemittel werden mit den Neutralisationsmitteln einzeln oder im Gemisch neutralisiert
und gegebenenfalls in Gegenwart von Lösemitteln mit entionisiertem oder destilliertem
Wasser verdünnt. Als Neutralisationsmittel dienen beispielsweise leicht flüchtige
Amine, wie Ammoniak, niedere primäre, sekundäre oder tertiäre Alkylamine, die beim
Einbrennen leicht aus dem Film herausgehen. Es können jedoch auch schwerflüchtige
Amine und/oder Aminoalkohole eingesetzt werden, wenn sie die Fähigkeit haben, durch
geeignete Substituenten, wie Hydroxylgruppen, in den Filmverband fest einzureagieren.
Beispiele für Amine sind Diethylamin, Triethylamin, n-Butylamin, Morpholin, N-Methylmorpholin,
Aminoethanol, Diisopropanolamin, 2-Dimethylamino-2-methylpropanol, 2-Amino-2-methyl-1-propanol,
Tris-(hydroxymethyl)aminomethan, Methyldiethanolamin, Triethanolamin. Der pH-Wert
der K+S-Emulsionen liegt bevorzugt zwischen 7.0 und 9.0.
[0029] In Systemen , die für die Beschichtung von Metallgegenständen, wie Dosen, verwendet
werden, die für die Aufnahme von Nahrungsmitteln vorgesehen sind, werden Amine verwendet,
die den gesundheitlichen Vorschriften, wie zum Beispiel der FDA der USA und der BGA
der Bundesrepublik Deutschland entsprechen; ein Beispiel hierfür ist Dimethylaminomethylpropanol
(DMAMP).
[0030] In die Bindemittel für die K+S-Emulsionen können Aldehyd-Kondensationsharze chemisch
eingebaut und/oder vor bzw. nach der Emulsionsherstellung zugemischt werden. Wird
die K+S-Emulsion nach der Umformung noch einmal überlackiert, so ist es oft praktisch,
die K+S-Emulsion ohne Vernetzungsmittel zu verwenden und anschließend einen Lack
mit Vernetzungsmittel darüber aufzutragen.
[0031] Als thermische Vernetzungsmittel für die säurefunktionellen Bindemittel können beispielsweise
ein oder mehrere Aldehyd-Kondensationsharze dienen. Sie werden den Basisbindemitteln
in einer Menge von beispielsweise 2 bis 30 Gew.-%, insbesondere 10 bis 30 Gew.-%,
bezogen auf das Basisbindemittel, zugesetzt. Bevorzugt liegt das Gewichtsverhältnis
von Stammbindemittel zu Vernetzungsmittel bei etwa 80:20. Unter Aldehyd-Kondensationsharzen
als thermische Vernetzungsmittel werden verstanden: Amin- und Phenol-Formaldehyd-Kondensationsharze,
wie sie dem Stande der Technik entsprechen, aber auch Copolymerisate, die über eingebaute
reaktive Monomere reagieren können. Diese Vernetzungsmittel sind im allgemeinen in
den erfindungsgemäßen Bindemitteln dispergierbar. Zum Verbessern der Löslichkeit können
sie gegebenenfalls eine Säurezahl bis zu etwa 80 mg KOH pro g Festharz enthalten.
[0032] Amin-Formaldehyd-Kondensationsharze entstehen durch Reaktion von Aldehyden mit Harnstoff,
N-Alkyl-Harnstoff, Dicyandiamid, verschiedenen Triazinen, wie Melamin, Benzoguanamin
und Acetoguanamin oder ihren Mischungen. Aldehyde können dabei monofunktionell, aber
auch polyfunktionell sein. Beispiele hierfür sind Formaldehyd und seine Polymerisationsprodukte,
wie Paraformaldehyd, Polyoxymethylen, Trioxan, oder aliphatische und cyclische Aldehyde,
wie Glyoxal, Acetaldehyd, Acrolein, Propionaldehyd, Butyraldehyd und Furfural. Je
nach Reaktionsbedingungen und Methylolierungsgrad werden Harze mit verschiedenen
Molekulargewichten und unterschiedlicher Reaktivität erhalten. Die Kondensation mit
Formaldehyd , Furfural, Paraformaldehyd, Polyoxymethylen oder Trioxan wird im allgemeinen
unter Zusatz von schwachen Säuren oder Basen als Katalysator ausgeführt. Starke Säuren
werden verwendet bei Kodensation mit Acrolein, Glyoxal, Acetaldehyd, Propionaldehyd
oder Butyraldehyd. Hierbei wird das primäre Reaktionsprodukt neutralisiert, dann Aldehyd
zugesetzt und unter Zusatz von schwachen Säuren oder Basen weiter reagiert. Der bevorzugte
Aldehyd ist Formaldehyd. Die Alkohol-, bevorzugt Methylolpruppen, der Aldehyd-Kondensationsprodukte
werden teilweise oder bevorzugt vollständig mit Alkoholen verethert. Es werden solche
Amin-Formaldehydharze bevorzugt, deren Hauptmen e an Methylolgruppen mit Monoalkoholen
oder deren Gemischen umgesetzt ist. Besonders bevorzugt werden Methanol, Ethanol,
Propanol, Butanol, Heptanol, Benzylalkohol und andere aromatische Alkohole, cyclische
Alkohole, wie Cyclohexanol, oder Monoether von Ethylenglykolen wie Ethoxyethanol oder
Butoxyethanol. Sollen Alkohole mit mehr als 4 C-Atomen eingebaut werden, so wird
die Methylolgruppe erst mit einem niedrigeren Alkohol verethert und anschließend der
höhere Alkohol durch Umetherung eingeführt. Die bevorzugten Alkohole sind niedere
aliphatische Monoalkohole, wie Methanol und/oder Butanol. Besonders bevorzugt werden
Melaminharze, die mit 3 bis 6 Molen Formaldehyd umgesetzt und anschliessend vollständig
mit Methanol verethert sind. Die Harze werden nach dem Stand der Technik hergestellt
und von vielen Firmen als Verkaufsprodukte angeboten. Bei Veretherung mit Hydroxycarbonsäuren
wie Hydroxybenzoesäure, Salicylsäure oder Dimethylolpropionsäure entstehen carboxylgruppenhaltige,
bei Verwendung von Hydroxyalkyl(meth)acrylaten oder Allylalkohol ungesättigte Melaminharztypen.
[0033] Die bevorzugten Phenolharze sind Reaktionsprodukte von Phenol oder substituierten
Phenolen mit verschiedenen Aldehyden im molaren Überschuß in Gegenwart alkalischer
Katalysatoren (Resol-Typ). Beispiele für phenolische Verbindungen sind Phenol, Kresol,
Xylenol, Resorcin und substituierte Phenole wie p-tert.-Butylphenol, p-tert.-Amyl
phenol, p-Phenyl-phenol, Isothymol, Cardanol oder auch mehrkernige Phenole wie Dihydroxy-diphenyl-propan
(Bisphenol A) oder Dihydroxy-diphenylmethan (Bisphenol F). Als Ausgangsmaterial dienen
auch phenolische Novolakharze, die gegebenenfalls mit Monocarbonsäuren, bevorzugt
α-verzweigten Monocarbonsäuren, Monophenolen, die besonders mit C₂ bis C₁₈-Alkylgruppen
substituiert sind oder auch Monoepoxiden wie α-Monoepoxidalkane, Monoglyceridether
oder Monoglyceridester, defunktionalisiert werden. Als Aldehyde finden Verwendung
Formaldehyd und seine Polymerisationsprodukte wie Paraformaldehyd, Trioxymethylen,
Polyformaldehyd oder auch Hexamethylentetramin. Gut geeignet sind Acetaldehyd, Paraldehyd
und Metaldehyd, sowie Butyraldehyd oder Furfural. Die Methylolgruppen werden teilweise
oder bevorzugt vollständig verethert mit Methanol, Ethanol, Propanol und/oder Butanol.
Bevorzugt werden Harze, die pro phenolischer OH-Gruppe mit überschüssigem Formaldehyd,
d.h. etwa 1.1 bis 2.5 Mol Formaldehyd in alkalischem Medium umgesetzt werden. Harze
auf Basis Bisphenol A, die mit etwa vier Formaldehyd-Molekülen umgesetzt und vollständig
mit Butanol verethert sind, werden besonders bevorzugt. Es können sowohl wasserunlösliche,
wie auch carboxylgruppenhaltige Phenolharze verschiedenen Molekulargewichtes verwendet
werden. Hierfür geeignete Phenolcarbonsäuren sind beispielsweise 4.4-Bis-(4-hydroxyphenyl)-pentansäure,
Glykolsäurederivate von Bisphenolen, wie das 2-(4-Hydroxyphenyl)-2(carbethoxyphenyl)-propan
, oder Salicylsäure. Gegebenenfalls können auch sehr niedrigmolekulare, gegebenenfalls
ungesättigte, Methylolphenolether eingesetzt werden wie Trimethylol-phenolallylether
(Methylonharze ®).
[0034] Reaktive Mischpolymere, die mit Carboxylgruppen oder Hydroxylgruppen der Bindemittel
vernetzen können, werden durch Copolymerisation von N-Methylolethern der (Meth)acrylamide
oder Methacrylamidoglykolat-methylester hergestellt. Neben diesen reaktiven Monomeren
werden noch (Meth)acrylsäure ester, Hydroxylalkyl(meth)acrylate oder gegebenenfalls
substituierte Vinylaromaten mit einpolymerisiert. Der Einbau von N-Methylolethern
kann auch durch polymeranaloge Umsetzung von einpolymerisiertem (Meth)acrylamid mit
Formaldehyd und Monoalkoholen erfolgen. Die Harze werden im allgemeinen durch Lösungspolymerisation
bei einem Festkörper von 60 bis 90 Gew.-% unter Zusatz von radikalischen Initiatoren
hergestellt.
[0035] Im Rahmen der Erfindung hat es sich überraschenderweise gezeigt, daß wäßrige Emulsionen
wasserverdünnbarer Bindemittel die Funktion von Schmier- und Kühlmittelemulsionen
bei Umformungsverarbeitungen von Metallsubstraten, wie Blechen, übernehmen können.
Man verwendet wäßrige Emulsionen, die im mit Aminen neutralisierten Zustand nicht
klebrig sind und daher die Schmiermittelfunktion und Kühlmittelfunktion übernehmen
können. Es hat sich gezeigt, daß diese Funktions insbesondere bei den vorstehend definierten
Säurezahlen erzielt wird. Ohne eine bindende Aussage machen zu wollen, kann vermutet
werden, daß der Teil der Emulsionen, der zwischen Werkzeug und Werkstoff gerät, einen
hydrodynamischen Schmierfilm erzeugt, der die sogenannte Kaltverschweißung verhindert.
[0036] Die Bindemittelemulsionen können übliche Zusätze, beispielsweise ionische oder nicht-ionische
Emulgatoren, Entschäumer, Verlaufsadditive, Wachse, Gleitmittel und weitere übliche
flüssige Additive enthalten.
[0037] Die erfindungsgemäßen Emulsionen weisen Festkörperkonzentrationen von 1 bis 10 Gew.-%
auf. Diese Konzentrationen können je nach Anwendungszweck variieren. Beim Auftrag
auf das Metallsubstrat, beispielsweise das Blech, vor der Umformungsbehandlung liegen
vorzugsweise Festkörperkonzentrationen von 0.2 bis 20 Gew.-% vor. Während der Schneid-,
Preß- oder Tiefziehvorgänge, beispielsweise in der Napfpresse oder der Abstreckpresse
können beispielsweise Kon zentrationen von 5 bis 20 Gew.-% bevorzugt sein. Die Festkörperkonzentration
in den Emulsionen richtet sich dabei auch nach dem gewünschten im Anschluß an den
Umformungsvorgang durch Härten erhaltenen Überzug. Ein derartiger Überzug kann beispielsweise
als Grundierung oder als endgültiger Decküberzug dienen.
[0038] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich auf sämtliche Metallsubstrate anwenden,
die einer Umformungsbehandlung unterworfen werden, bei der Metalloberflächen freigesetzt
werden, wie Pressen, Tiefziehen, Abstrecken, Schneiden und/oder Stanzen. Es läßt
sich besonders günstig auf die Behandlung von Metallblechen anwenden. Geeignet ist
jede Art von Metallblech, beispielsweise Stahlblech, verzinnte Bleche, verzinkte Bleche,
Schwarzblech oder Aluminiumblech.
[0039] Besonders geeignet ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von zweiteiligen
Dosen, wobei der Dosenkörper durch Napfziehen und Abstreckbehandlung hergestellt wird
und der Dosendeckel aus Tafelblechen gestanzt wird. Besonders günstig läßt sich das
Verfahren dabei auch auf die Herstellung solcher Dosendeckel anwenden, bei denen Ausgußöffnungen
nach dem Siegellaschenprinzip hergestellt werden sollen. In diesem Falle dienen die
erfindungsgemäß eingesetzten Emulsionen als Schmier- bzw. Lackiermittel der Schnittflächen.
[0040] Bei der Herstellung von Dosen, die für die Aufnahme von Nahrungsmitteln und Getränken,
wie beispielsweise Bier, dienen sollen, werden solche Bindemittel, Vernetzungsmittel
und Amine eingesetzt, die den Gesundheitsvorschriften der einzelnen Länder ( z.B.
FDA und BGA) entsprechen. Von besonderem Interesse ist das erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung von Dosen aus Aluminium für die Aufnahme von Nahrungsmitteln und Getränken.
Der dabei erhaltene Überzug kann als Endlackierung dienen.
[0041] Bei kritischen Füllgütern, insbesondere für den Einsatz in Stahldosen, kann eine
innenseitige Nachlackierung bzw. Überlackierung erforderlich sein. Es kann dabei mit
den gleichen Bindemittelsystemen überlackiert werden. Der Lack sollte jedoch ein Vernetzungsmittel
enthalten, um die notwendige Beständigkeit gegen die Füllgüter zu erreichen. Das
Vernetzungsmittel kann unter Umständen auch mit dem K+S-Überzug reagieren, falls dieser
ursprünglich kein Vernetzungsmittel enthielt.
BEISPIEL 1 (fremdvernetzendes K+S-System)
Epoxidharz-phosphorsäureester:
[0042] 914 g Polyglycidylether auf Basis Bisphenol A mit einem Epoxid-Äquivalentgewicht
von 2250 werden unter Erwärmen auf 125°C in 440 g Butoxyethanol gelöst. 19.2 g 85%ige
Orthophosphorsäure werden mit 100 g Butoxyethanol verdünnt und innerhalb von 30 Minuten
unter kräftigem Rühren bei 125°C zugegeben. Diese Temperatur wird 2 Stunden bis zur
vollständigen Umsetzung der Orthophosphorsäure gehalten und dann auf 115°C abgekühlt.
In das druckfest verschlossene System werden vorsichtig 10 g Wasser unterhalb der
Oberfläche zugegeben, wobei der Druck vorübergehend leicht ansteigt. Anschließend
wird zum Vervollständigen der Hydrolyse 2 Stunden bei 115°C gehalten. Das erhaltene
Produkt wird mit Butoxyethanol auf einen Festkörpergehalt von 60 Gew.-% verdünnt.
Säuregehalt: ca. 20 ( mg KOH pro g Festharz).
[0043] Die Kühl-, Schmier- und Lackieremulsion wird hergestellt durch Mischen von:
21.3 % Epoxidharz-Phosphorsäureester 60%
3.7 % Carboxyfunktionelles Melaminharz vom HMM-Typ (Hexamethoxymethylmelamin) mit
einer Säurezahl von etwa 30 (mg KOH pro g Festharz)
0.9 % Dimethylaminomethylpropanol (80% in Wasser)
0.1 % Polysiloxan als Verlaufsmittel
und Rühren mit Dissolver für 30 Minuten bei 60°C. Das konzentrierte Material wird
mit 74% vollentsalztem Wasser nach gutem Rühren vorsichtig verdünnt und filtriert.
[0044] Die Emulsion hat einen Festkörpergehalt von 15 Gew.-% und einen pH-Wert von 9.0.
[0045] Für das Napfziehen wird die 15%ige Emulsion eingesetzt, für das Abstreckziehen wird
auf ein Festkörper von 4.5 Gew.-% mit vollentsalztem Wasser verdünnt. Die so mit kommerziell
erhältlichen Werkzeugen und dem erfindungsgemäßen Kühl- und Schmiermittel hergestellte
Dose wird 2 Minuten auf dem Kopf stehend von überschüssigem K+S befreit und sodann
3 Minuten bei 220°C eingebrannt.
[0046] Die Dosenoberfläche hat einen störungsfreien, optisch einwandfreien, glatten Lackfilm
mit einer Trockenfilmdicke von 1,8 g/m².
[0047] Um das Lackgewicht an der Innenseite der Dose zu erhöhen, kann mit der K+S-Emulsion
konventionell nachgespritzt werden. Hierzu werden dem Bindemittelgemisch 10% Butoxyethanol,
1.1% silikonmodifiziertes Netzmittel anstelle des Verlaufsmittels zugegeben und mit
vollentsalztem Wasser auf 33% Festkörper verdünnt.
BEISPIEL 2 (selbstvernetzendes K+S-System)
[0048] Die Kühl-, Schmier- und Lackieremulsion wird hergestellt durch Mischen von:
29.5 % Polyester, modifiziert mit Phenolharz (Säurezahl 70 bis 90 mg KOH, Festkörper
80% in Butoxyethanol)
1.0 % Dimethylaminomethylpropanol (80% in Wasser)
1.6 % silikonmodifiziertes Netzmittel
unter Rühren mit Dissolver für 5 Minuten bei 30°C. Danach werden langsam unter kräftigem
Rühren 68.1% vollentsalztes Wasser zugegeben und filtriert.
[0049] Die K+S-Emulsion hat einen Festkörpergehalt von 15 Gew.-% und einen pH-Wert von 9.8.
Es wird dann analog BEISPIEL 1 weiterverfahren.
BEISPIEL 3 (fremd- und selbstvernetzendes K+S-System)
[0050] Durch Mischung der K+S-Emulsionen der Beispiele 1 und 2 im Verhältnis 1:5 wird eine
K+S-Emulsion erhalten mit gleichem Ergebnis.
BEISPIEL 4
[0051] Zwecks Erhöhung der Trockenfilmstärke auf der fertigen Dose kann die K+S-Emulsion
aus Beispiel 3 bei 25°C, 80 Volt und 5 Sekunden in einem Tauchvorgang elektrophoretisch
auf das Blech abgeschieden und die Beispiel 1 verfahrenstechnisch weiterverarbeitet
werden. Dadurch wird hauptsächlich das Lackgewicht in den nicht tiefgezogenen Sektoren
der Dose erhöht, also im Bodenbereich.
1. Verfahren zur Umformung von Blechen durch Abstrecken in Anwesenheit eines Kühl-
und Schmiermittels, dadurch gekennzeichnet, daß als Kühl- und Schmiermittel eine wäßrige Emulsion oder wäßrige Lösung eines lackfilmbildenden
Bindemittels oder Bindemittelgemisches verwendet wird und der auf dem abgestreckten
Produkt befindliche Film aus der wäßrigen Emulsion oder wäßrigen Lösung unmittelbar
anschließend an den Umformungs- und gegebenenfalls Schneidevorgang gehärtet oder getrocknet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Emulsion oder
wäßrige Lösung eines Bindemittels mit Säurefunktionen und einer Säurezahl von 5 bis
250 mg KOH, insbesondere 5 bis 30 mg KOH, wobei die Säurefunktionen durch Ammoniak,
Amine und/oder Aminoalkohole neutralisiert sind, verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Emulsion
eines Emulsionspolymersats verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Emulsion
oder wäßrige Lösung eines hitzehärtbaren Bindemittels verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß als wäßrige
Emulsion oder wäßrige Lösung eines lackfilmbildenden Bindemittels eine wäßrige Emulsion
eines Epoxidharzes, eines Acrylatharzes, eines mit Phenolharz modifizierten Polyesters,
eines Propfpolymerisats von Epoxidharz und ungesättigten Carbonsäuren, einer Kombination
eines Epoxid-Acrylharzes und eines Epoxidharz- Phosphorsäureester oder einer Kombination
von Pfopfpolymerisaten auf Epoxid-Phosphorsäureester verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige
Emulsion eines hitzehärtbaren Bindemittels verwendet wird, die ein Melaminharz, Harnstoffharz
oder Phenolharz als Vernetzer enthält.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Umformung
durch Abstrecken zur Herstellung von Metalldosen erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Umformung
an Eisen-, verzinnten Eisen- oder Aluminiumblechen vorgenommen wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
als Kühl- und Schmiermittel eine wäßrige Emulsion oder Lösung eines lackfilmbildenden
Bindemittels oder Bindemittelgemisches verwendet wird, das kein Vernetzungsmittel
enthält und der auf dem umgeformten Produkt befindliche Film aus der wäßrigen Emulsion
oder Lösung vor oder nach dem Härten oder Trocknen mit einem Vernetzungsmittel enthaltenden
lackfilmbildenden Bindemittel überzogen wird.