(19)
(11) EP 0 285 602 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.10.1988  Patentblatt  1988/40

(21) Anmeldenummer: 88890070.1

(22) Anmeldetag:  23.03.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D01G 23/04, D01B 3/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 25.03.1987 AT 719/87

(71) Anmelder: Österreichisches Forschungszentrum Seibersdorf Ges.m.b.H.
A-1010 Wien (AT)

(72) Erfinder:
  • Rieger, Georg, Dipl.-Ing.
    A-1130 Wien (AT)
  • Riedlmayer, Leo, Dipl.-Ing.
    A-1130 Wien (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Erkennen und Entfernen von Fremdstoffen aus Rohbaumwolle


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Er­kennen und Entfernen von Fremdstoffen aus Rohbaumwolle. Zur Feststellung von Fremdfasern wird die Rohbaumwolle mit Röntgenstrahlen durchstrahlt und die Lage der Fremdstoffe auf einer Bilderkennungseinrichtung (14) abgebildet. Die Beschleunigungsspannung der Röntgenröhre (15) wird auf 8 - 12 kV eingestellt und die Durchstrahlung erfolgt an einer Stelle, an der die Rohbaumwolle von einem durch ihre Pressung zu einem Normballen bestimmten Ausgangsgewicht auf ein Flockengewicht von etwa 10⁻¹ bis 10⁻³ g/Flocke aufgelockert wurde. Die Fremdfasern werden unter Steuerung der Bilderkennungseinrichtung aus der Rohbaumwolle entfernt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung berifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Pa­tentanspruches 1 sowie eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Patent­anspruches 9.

    [0002] Ziel der Erfindung ist es, Fremdfasern aus der Rohbaumwolle zu ent­fernen. Fremdfasern können in die Rohbaumwolle gelangen durch unsachgemä­ße Entfernung der Emballagen bzw. beim Pflücken und Sammeln der Baumwolle sowie beim Entleeren der Säcke in der Sammelstelle oder Ginnerei, wo z.B. die Schnüre, mit denen der Sack zugebunden war, auf­geschnitten wurden, auf den Boden und mit der ausgeschütteten Baumwolle in die Ginn fallen. Wesentlich für die nachfolgenden Betrachtungen ist die Tatsache, daß in den modernen Baumwollspinnereien in der Mischung mit automatischer Abtragung oder Abfräsung ohne Aufsichtspersonal vollauto­matisch gearbeitet wird. Deshalb ist es auch illusorisch darüber nach­zudenken, ob man sichtbar werdende Fremdkörper manuell entfernen könnte. Im weiteren Verarbeitungsprozeß verursachen derartige Fremdfasern jedoch essentielle Schäden im Fertiggewerbe. Ebenso steigt die Fadenbruchhäu­figkeit in der Spinnerei durch derartige Fremdfaseranteile. Spinntech­nisch existieren keine Möglichkeiten einer sicheren Ausscheidung, dadurch wirken sich diese Verunreinigungen besonders negativ auf den Rotorspinn­prozeß und die Garnqualität aus. Ihr Anteil an den Gesamtfadenbrüchen kann durchaus 80% erreichen. Die großen Probleme verursachen immer wie­der die Fremdfaserverunreinigungen der Baumwolle in den reinen Baum­woll- und Baumwollmischgarnsortimenten. Da es kein geeignetes Prüfgerät gibt, mit dem permanente Produktionsüberprüfungen im Vorwerk hinsichtlich des Erfassens von Fremdfasern möglich sind, entstehen durch diese Verun­reinigungen beträchtliche Schäden.

    [0003] Die bisherige Methode der Rohstoffüberprüfung beschränkte sich auf eine Überprüfung der Beschädigung der Emballage bzw. auf Emballagever­unreinigungen sowie auf Fremdstoffe bzw. -teile innerhalb der Ballen. Da die meisten Emballagen beschädigt und zum Teil Reste in die Ballen ein­gedrückt sind, wurde eine bessere Entfernung der erkennbaren, äußer­ lichen Ballenverunreinigungen erforderlich. Dies erfordert einen hän­disch vorzunehmenden Reinigungsaufwand von zusätzlich 5 - 10 min pro Ballen. Aus oben angeführten Gründen geht hervor, wie wichtig automati­sierte Fremdfasererkennungssysteme und Entfernungssysteme für die Baum­wollspinnereien sind.

    [0004] Im Rahmen des Aufschließungsprozesses der Rohbaumwolle sollte für Messungen jener Ort gewählt werden, an dem zwar die Baumwolle schon relativ gut aufgeschlossen ist, jedoch die Fremdfaser noch nicht in ihre Einzelfaser zerlegt ist. Direkt nach dem Ballenöffnen finden sich aber noch große Anteile anorganischer Fehlsubstanzen sowie Schalen, Gräser, Baumwollsamen etc. in der Rohbaumwolle. Diese Fremdteilchen können jedoch mit konventionellen Reinigerzügen problemlos eliminiert werden. Je später daher ein Erkennungssystem eingesetzt wird, desto weniger Fehlauslösun­gen erfolgen aufgrund der genannten leicht entfernbaren Fremdstoffe. Diese Forderung widerspricht jedoch der ersten Forderung nach einem möglichst geringen Aufschließungsgrad, um die Fremdfasern unzerlegt vorliegen zu haben.

    [0005] Erfindungsgemäß ist demzufolge ein Verfahren der eingangs genann­ten Art dadurch gekennzeichnet, daß das auf Fremdstoffe zu untersuchen­de Fasermaterial auf ein Flockengewicht von 10⁻¹ bis 10⁻³ g/Flocke, vorzugsweise auf ca. 2x10⁻² g/Flocke, aufgelockert wird, daß das so aufbereitete Fasermaterial, vorteilhafterweise kontinuierlich, einer berührungslosen Dichtemeßanlage mit einem oder mehreren Sensoren, vor­teilhafterweise einer Röntgendurchstrahldichtemeßanlage, zugeführt und kontinuierlich auf Dichteschwankungen untersucht wird, daß gegenüber Umgebungsdichte festgestellte und deutlich lokal abgegrenzte Dichte­erhöhungen als z.B. Kunststoffschnüre, enthaltende Fremdfaserbereiche definiert werden und daß derartige Bereiche aus dem Fasermaterial ent­fernt werden. Vorteilhaft ist es, wenn erfindungsgemäß die Rohbaumwol­le nach einem teilweisen und vor einem vollständigen Aufschluß mit einer Beschleunigungsspannung von 8-12 kV, vorzugsweise 10 kV, erzeug­ten Röntgenstrahlung an einer Stelle durchgestrahlt wird, an der die vorzugsweise kontinuierlich weiterbewegte Rohbaumwolle von einem durch ihre Pressung zu einem Normballen bestimmten Flockengewicht auf das an­gegebene Flockengewicht aufgelockert wurde.

    [0006] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung der eingangs genannten Art ist dadurch gekennzeichnet, daß für das von Emballagen befreite Fasermaterial zu­mindest eine Aufschließungseinrichtung, z.B. ein Ballenfräser, vorgesehen ist, daß der (n) Aufschließungseinrichtung(en) ein berührungslos arbei­tendes Fremdkörpersuchgerät, insbesondere zum Aufsuchen von Fremdfasern, zugeordnet ist, von dem eine Entfernungseinrichtung für die Fremdkörper gesteuert ist. Zur Entfernung von Fremdfasern, vorzugsweise Kunststoff­schnüren bzw. -fasern ist es erfindungsgemäß vorteilhaft, wenn als Fremdkörpersuchgerät ein Röntgendurchstrahlgerät vorgesehen ist, dessen Röhre an eine Beschleunigungsspannung von 8-12 kV, vorzugsweise 10 kV, angeschlossen ist. Dabei sind die Röntgeneinrichtung und die ihr zuge­ordnete Bilderkennungseinrichtung in oder nach der Aufbereitungsein­richtung für Fasern, insbesondere Rohbaumwolle, z.B. im Verlauf eines Reinigers, an einer Stelle angeordnet, an der die vorzugsweise konti­nuierlich weiterbewegte, teilweise aufgeschlossene Faser, insbesondere Rohbaumwolle, ausgehend von einem Anfangsflockengewicht in einem Norm­ballen auf das oben angegebene Flockengewicht aufgelockert ist. Die Ent­fernungseinrichtung für die Fremdfasern ist von der Bilderkennungsein­richtung steuerbar.

    [0007] Serienmäßige Röntgendurchleuchtungsgeräte sind nicht einsetzbar, da die zu entfernenden Fremdfasern ein verwertbares Signal nur bei Ein­satz einer Röntgenröhre mit einer Beschleunigungsspannung von ca. 10 kV ergeben. Es wurde daher auf eine Röntgenröhre zurückgegriffen, die mit Beschleunigungsspannungen von 8 - 12 kV arbeitet. Das derart erzeugte Bild der Fremdfasern in der Baumwolle ergab genügend Kontrast, um mit konventionell erhältlichen Bildwandlungs- bzw. Bildabtastsystemen ein Signal zu generieren, das bei Überschreitung einer bestimmten Größe eines abgebildeten Fremdstoffes einen Ausscheidungsmechanismus auslösen kann. Dieses so gewonnene Signal wird (zeitverzögert synchron laufend mit der Vorschubgeschwindikeit der Rohbaumwolle) dazu verwendet, um je­nen Teil der Rohbaumwolle, in dem sich die Fremdfaser befindet, zu ent­fernen, z.B. mit einem Preßluftstrom, der quer zur Fortbewegungsrichtung der Rohbaumwolle über ein Preßluftventil aktiviert wird, und in einen be­reitstehenden Sammelbehälter "herauszuschießen". Um nicht allzuviele Ver­luste an Baumwolle in Kauf nehmen zu müssen bzw. bei eventuellen Fehl­auslösungen aufgrund von Steinchen oder organischen Materialien wird der Inhalt jenes Behälters z.B. händisch nachsortiert. Auf diese Art konnten Fremdfasern hinab bis in eine Größenordnung von 18 mg entfernt werden. Dies enspricht z.B. einer PVC-Schnur mit einer Länge von ca, 3 cm und ei­nem Durchmesser von ca. 2,5 mm, die aus Einzelfäden aufgebaut ist.

    [0008] Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den Unteransprüchen, der Be­schreibung und der Zeichnung näher verdeutlicht.

    [0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dar­gestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert.

    [0010] In der Zeichnung wird der Aufschließungs- bzw. Reinigungsprozeß von Rohbaumwolle rein schematisch in einer Teilstrecke einer Gesamtaufschlies­sungsstrecke dargestellt. Von einem schematisch angedeuteten Ballen­fräser 19 oder einer ähnlichen Einrichtung wird die Rohbaumwolle von an­gelieferten Preßballen abgearbeitet bzw. diesen entnommen und im Zuge der Abnahme aufgelockert. Die üblichen Ballen von Rohbaumwolle besitzen ein Gewicht von etwa 480 Pfund und ein Volumen von etwas weniger als 1 m³. Diese teilweise aufgelockerte Baumwolle kann bereits ein Flockengewicht von etwa 10⁻¹ bis 10⁻³ g/Flocke, vorzugsweise 2x10⁻² g/Flocke besitzen. Mit einem von einem Ventilator 2 erzeugten Luftförderstrom wird die Roh­baumwolle über eine Walze 24 und eine Fächerwalze 4, in welcher allen­falls eine weitere Auflockerung bzw. Aufschließung erfolgt, einer Beru­higungsstrecke 18 zugeführt, in der z.B. Samenkörner, Steinchen od.dgl. Verunreinigungen ausgeschieden werden. Mit 7 ist schematisch eine Rei­nigungsvorrichtung in der Beruhigungsstrecke 18 bezeichnet. Die dieser Beruhigungsstrecke 18 über einen Beschickungsschacht 5 und eine Licht­schranke 6 zugeführte aufgelockerte Baumwolle wird am Ende der Strecke über einen Zufuhrtisch 8, Druckwalzen 9 und Zufuhrwalzen 10 einer Sägezahnwalze 11 bzw. Ausscheidemessern 12 bzw. Kardiersegmenten 13 zu­geführt, welche die Baumwolle weiter reinigen und aufschließen. Über den Schacht 25 wird die Baumwolle abgeführt, während Verunreinigungen über den Schacht 26 ausgetragen werden.

    [0011] Mit 15 ist eine Dichtemeßeinrichtung bezeichnet, die vorteilhaf­terweise eine von einer Spannungsquelle 21 gespeiste Röntgenröhre bzw. ein Röntgendurchstrahlgerät ist, dessen gegebenenfalls gefächerte Strah­len einer Sensorik bzw. einer Bildaufnahmeeinrichtung 14, z.B. Halblei­terbildaufnehmer, zugeführt sind, der ein Prozessorsystem bzw. eine Bild­auswerteeinrichtung zugeordnet ist, das bzw. die in Abhängigkeit von ei­ner bestimmten vorgegebenen Auflösung ein Auslösesignal abgibt, wenn die gemessenen Dichtewerte Rückschlüsse auf Fremdfasern zulassen, die eine bestimmte Dimension überschreiten. Ein derartiges Auslösesignal wird über eine Leitung 23 einer der Röntgeneinrichtung 15 im wesentlichen in gerin­gem Abstand nachgeordneten Entfernungseinrichtung 17, z.B. einer Preß­luftdüse, zugeführt, die somit von der Bildaufnahmeeinrichtung 14 ge­steuert wird. Stellt die Bildaufnahmeeinrichtung 14 Fremdfasern fest, so wird zeitabhängig synchron unter Berücksichtigung der Durchströmgeschwin­digkeit der Baumwolle die Entfernungseinrichtung 17 betätigt. Wenn es sich um eine Preßluftdüse handelt, werden die Baumwolle und die Fremdfa­sern durch eine Klappe 22 in einen Sammelbehälter 16 ausgeblasen. Aus dem Sammelbehälter 16 können die ausgeschiedene Rohbaumwolle und die Fremd­fasern noch einer Nachsortierung zugeführt werden. Anstelle einer Preß­luftdüse zur Ausscheidung von verunreinigten Baumwollanteilen könnte auch ein automatisch gesteuerter Greifer vorgesehen sein.

    [0012] Zu bemerken ist, daß aufgrund der eingangs genannten einander ent­gegenstehenden Verfahrenskriterien, nämlich daß einerseits zur Ausschei­dung von Fremdstoffen die Baumwolle weitgehend aufgeschlossen sein soll, aber anderseits ein weitgehender Aufschluß eine Erkennung und Entfernung von Fremdfasern, die bei weiterem Aufschluß immer mehr zerfasert werden, verschlechtert, ein Kompromiß zu treffen war. Demzufolge muß die erfin­dungsgemäße Erkennungsvorrichtung in einem Bereich der geförderten Roh­baumwolle angeordnet werdem, in welchem die Baumwolle auf ein theoreti­sches Flockengewicht von 10⁻¹ bis 10⁻³ g/Flocke, vorzugsweise 2x10⁻² g/­Flocke augelockert worden ist. Zu bemerken ist, daß die endgültig aufge­lockerte, gereinigte und aufgeschlossene Baumwolle ein theoretisches Flok­kengewicht aufweist, das etwa 5x10⁻⁷ g/Flocke trägt.

    [0013] Die erfindungsgemäße Vorrichtung könnte, wenn diese Bedingung er­füllt ist, z.B. bereits unmittelbar nach dem Ballenfräser angeordnet wer­den, da derartige Geräte die Baumwolle bereits derart aufflocken können, daß dieser erfindungsgemäß angegebene Flockengewichtsbereich erreicht wird. Wenn z.B. anstelle eines Ballenfräsers 19 eine andere Rohbaumwoll­zuführeinrichtung vorgesehen wird, um die Rohbaumwolle dem Reinigungszuge zuzuführen, so wird die erfindungsgemäße Einrichtung an einer anderen Stelle angeordnet, an der die gewünschte Flockengewichtsverringerung vor­liegt, z.B. erst nach einer oder mehreren Reinigungsstufen. Wesentlich war auch die Auswahl der Spannung der Röntgenröhre, da eine zu tiefe oder zu hohe Spannung kein verwertbares Signal ergibt und nur durch die gegen­seitige Abstimmung der Röntgenspannung und dem Grad der Volumsaufflockung erkennbare und auswertbare fremdfaseranzeigende Auswertsignale erhalten werden können.

    [0014] Mit der erfindungsgemäßen Einrichtung bzw. mit dem erfindungsgemäs­sen Verfahren sind Kunststoffasern und Kunststoffschnüre optimal abzu­scheiden. Für das Verfahren ist es wesentlich, daß die mit dem Röntgen­strahl durchstrahlte Strecke, d.h. der von den Baumwollflocken durch­strömte Raum, eine Abmessung (a) besitzt, die in der Größe von ca. 3-15 cm, vorzugsweise bei etwa 9 cm liegt. Es könnten rechteckige Kanäle bzw. runde Kanäle mit den obigen Abmessungen als Durchstrahlungstiefe bzw. Durchstrahlungsdurchmesser eingesetzt werden. Wichtig ist, daß die aufgelockerten Faserflocken am Meßort dicht bzw. ohne Zwischenräume vor­liegen, um für die Dichtemessung einen im wesentlichen konstanten Aus­gangspegel zu gewährleisten. Bei dem erfindungsgemäß vorgesehen Flok­kengewicht wird dies bei den angegebenen Abmessungen der Meßstreckentiefe erreicht.

    [0015] Theoretische Berechnungen für die optimale Schichtdicke des zu durchstrahlenden Materials ergaben eine Schichtdicke bzw. Durchstrahltie­fe von ca. 10 cm. Um eine durch preisgünstige Bildverarbeitungssysteme erfaßbare Dichteschwankung zu erhalten, sollte das Signal-Rauschverhält­nis möglichst hoch liegen (ca. 2:1). Daraus ergibt sich, daß die von den Strahlen zu durchdringende Schichte nicht mehr Masse aufgeschlossenes Rohfasermaterial enthalten darf, als die Masse des zu suchenden Fremdkör­pers beträgt. Daraus ergibt sich, je kleiner eine Abmessung der festzu­stellenden Fremdfaser ist, desto dünner muß auch die Schicht des aufge­lockerten Materials sein.

    [0016] Aus Erfahrung, durch bisheriges händisches Aussortieren in Textil­betrieben ist bekannt, daß ca. 80 % der zu entfernenden Framdfasern einen Durchmesser von ca. 2,5 mm haben. Bei einer Fremdfaser aus Kunststoff ließ sich daher errechnen, daß die Schichtdicke unter den genannten Rand­bedingungen der Signalstärke von ca. 8 cm sein darf.

    [0017] Je dünner die Fasern am Durchstrahlungsmeßgerät vorbeigeführt wor­den sind bzw. je geringer die Durchstrahlungstiefe ist, desto dünner kön­nen auch die Fremdfasern sein, die noch erkannt werden. Dies bedeutet je­doch, bei gleichbleibendem Durchsatz von Rohfasermaterial, durch einen Reinigerzug, eine Verbreiterung des notwendigen Kanals bzw. eine Zunahme der Geschwindigkeit mit der das Bilderkennungssystem arbeiten muß.

    [0018] Aus konstruktiven Gründen sollte die Breite eines Suchgerätes einen Wert von ca. 1 m nicht überschreiten, um z.B. herkömmliche Reinigerzüge, die diese Breite haben, für den Einbau verwenden zu können.

    [0019] Aus obigem geht hervor, daß zwar theoretisch auch dünnste Fremdfa­sern entdeckt werden könnten, z.B. durch Reduktion des Mengendurchsatzes durch eine Reinigungseinheit, wirtschaftlich jedoch ein Optimum einer Kanalbreite von 5-10 cm gewählt werden sollte.

    [0020] Vorteilhaft ist es, wenn zur Feststellung lokal abgrenzbarer Dich­teerhöhung infolge Fremdfasern, z.B. Kunststoffschnüren, Sensorelemente in einzeiliger bzw. mehrzeiliger Anordnung verwendet werden, deren vor­zugsweise quadratische oder kreisrunde Abmessung in der Größenordnung der minimalen Abmessung der schwächsten zu erkennenden Fremdfaser liegt, wo­bei die den Dichtschwankungen entsprechenden Signale einem elektronischen Auswertesystem zugeführt werden.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Erkennen und Entfernen von Fremdstoffen aus Faser­material, insbesondere aus Rohbaumwolle,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das auf Fremdstoffe zu untersuchende Fasermaterial auf ein Flocken­gewicht von 10⁻¹ bis 10⁻³g/Flocke, vorzugsweise auf ca. 2x10⁻²g/Flocke aufgelockert wird,
    daß das so aufbereitete Fasermaterial, vorteilhafterweise kontinuierlich, einer berührungslosen Dichtemeßanlage mit einem oder mehreren Sensoren, vorteilhafterweise einer Röntgendurchstrahldichtemeßanlage, zugeführt und kontinuierlich auf Dichteschwankungen untersucht wird,
    daß gegenüber Umgebungsdichte festgestellte und deutlich lokal abgegrenzte Dichteerhöhungen als, z.B. Kunststoffschnüre enthaltende, Fremdfaserbe­reiche definiert werden und
    daß derartige Bereiche aus dem Fasermaterial entfernt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Auflockerung des Fasermaterials auf ein Flockengewicht von 10⁻¹ bis 10⁻³g, vorzugsweise 2x10⁻²g im Zuge und durch entsprechende Regelung des Abtragungsvorganges für das Fasermaterial von einem Rohfaserballen, z.B. mittels einer Ballenfräse, erfolgt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zur Dichtemessung Wellen- oder Teilchenstrahlung, insbesondere Röntgen­strahlung, erzeugt mit einer Beschleunigungsspannung von 5-30kV, vor­zugsweise 8-20 kV, insbesondere 10 kV, verwendet wird.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die den Dichteschwankungen entsprechenden Signale einem elektronischen Auswertesystem zugeführt werden.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß, gesteuert durch das Auswertesystem, die vom Auswertesystem definier­ten Fremdfaserbereiche, vorzugsweise zeitverzögert und synchron mit der Vorschubbewegung aus dem teilweise aufgeschlossenen bzw. aufgelockerten Rohfasermaterial, insbesondere der Rohbaumwolle, z.B. durch Herausschießen mit einem Preßluftstrom, Greiferentnahme od.dgl., entfernt werden.
     
    6.Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Dichtemessung an einer Transportstrecke, z.B. einer Luftförder­strecke oder einem Förderband, an jener Stelle vorgenommen wird, an der die einzelnen, gegebenenfalls diskontinuierlich anfallenden Flocken derart aufgestaut bzw. geführt werden, daß dazwischenliegende Hohlräume eliminiert werden und ein weitgehend kontinuierlicher Materialfluß mit homogener Flächendichte entsteht.
     
    7. Vorrichtung zum Aufschließen von Fasermaterial sowie zum Erkennen und Entfernen von Fremdstoffen aus Fastermaterial, insbesonder Rohbaumwolle, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Aufschließungseinrichtung (18), der das von Emballagen befreite Fasermaterial zugeführt ist, mit einem berührungslos arbeitenden, den Förderweg des Fasermaterials während der Aufschließung überwachenden Fremd­körpersuchgerät (14, 15) insbesondere zum Aufsuchen von Fremdfasern ver­sehen ist, von dem eine die Fremdkörper dem Fasermaterial entnehmende Ent­fernungseinrichtung (11, 12) gesteuert ist.
     
    8.Vorrichtung nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Fremdkörpersuchgerät (14,15) an einer Stelle im Aufschließungs­prozeß, vorzugsweise in einer Beruhigungsstrecke (18), installiert ist, an der der Aufschließungsgrad der Flocken ein Flockengewicht von 10⁻³g, vorzugsweise 2.10⁻²g beträgt.
     
    9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Fremdkörpersuchgerät (15,14) ein Durchstrahlungs-Dichtemeßgerät mit einer Röntgenanlage mit einer Beschleunigungsspannung von 5-30kV, vorzugsweise 8-20kV, insbesondere 10kV, ist.
     
    10.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Fremdkörpersuchgerät (15,14) ein auf Elektronenstrahlen,vorzugsweise auf β-Strahlung, insbesondere jener von Krypton 85, basierendes Durchstrahlungs­dichtemeßgerät ist.
     
    11.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Durchstrahlungs-Dichtemeßvorrichtung ein oder mehrere röntgen- bzw. elektronenstrahlungsempfindliche(s) Sensorenelement(e),gegebenenfalls in ein- oder mehrzeiliger Anordnung, vorteilhafterweise senkrecht zur Transportrichtung angeordnet, enthält, deren Auflösungsvermögen der minmalen Abmessung des schwächsten zu erkennen gewünschten Fremdkörpers entspricht.
     
    12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Sensoren zur Eliminierung der Kontrastverschlechterung durch Streueffekte hinter einer Blende, vorteilhafterweise in der Gehäuseab­schirmung zurückgezogen, angebracht sind.
     
    13 .Vorrichtung nach Anspruch 11 oder 12,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß den Sensorelementen ein elektronisches Auswertesystem (14),vorteilhafter­weise ein Bildauswertesystem, nachgeschaltet ist.
     
    14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche7 bis 13,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Auswertesystem (14) mit der Entfernungsvorrichtung (17,22) ge­koppelt ist.und die Entfernungsvorrichtung(17,22) vom Auswerte­system (14) gesteuert ist.
     
    15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche7 bis 14,
    dadurch gekennzeichnet, daß die Entfernungsvorrichtung (17,22) aus einem Preßluftsystem oder einem Greifer besteht.
     
    16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 15,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Auswertesystem eine Schwellwerteinheit mit gegebenenfalls einstell­baren Schwellen für die von den Sensoren einlangenden, durch Fremdkörper erzeugte Dichtemeßsignale umfaßt, die gegebenenfalls anzeigbar sind.
     
    17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 16,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß für die Bestimmung der jeweiligen Dichteänderung des sich an an der Durchstrahlungseinrichtung vorbeibewegenden Fasermaterials eine Rechen­schaltung an die Durchstrahlungseinrichtung angeschlossen ist und daß die Rechenschaltung zur Betätigung der Entfernungseinrichtung mit dieser ver­bunden ist.
     
    18.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 17,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Dichtemeßanlage an einer Beruhigungsstrecke zwischen einer Ballen­abtrageeinrichtung für die Rohbaumwollballen, z.B. einem Ballenfräser, und der nächstfolgenden Aufschlußeinrichtung, z.B. einer Kardier- und Ausscheide­messereinrichtung, angeordnet ist.
     
    19.Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 18,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Entfernungseinrichtung ein Sammelbehälter für ausgeschiedene Fremdfasern und Rohbaumwolle zugeordnet ist, der Teil einer Nachsortierung ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht