[0001] Die Erfindung betrifft ein fotografisches Material aus einem Träger, wenigstens einer
lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht und wenigstens einer Schutzschicht,
die vom Träger weiter entfernt ist als jede lichtempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht,
wobei die Schutzschicht eine spezielle Gelatine enthält.
[0002] Fotografische Materialien enthalten wenigstens eine lichtempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht
und wenigstens eine Schutzschicht. Im Falle farbfotografischer Materialien sind eine
Reihe von lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten und eine Reihe von
nicht lichtempfindlichen Schichten vorhanden. In diesen Schichten sind u.a. außer
den lichtempfindlichen Silberhalogeniden Sensibilisatoren für die verschiedenen spektralen
Bereiche, Stabilisatoren, Netzmittel und Farbstoffkomponenten, die mit den Oxidationsprodukten
des Entwicklers unter Farbbildung reagieren, enthalten.
[0003] Als Bindemittel zur Bildung der Schichten wird im allgemeinen Gelatine verwendet,
die gegebenenfalls noch Weichmacher und bestimmte Polymere enthalten kann. Die Schichten
werden mittels spezieller Gießverfahren, beispielsweise durch Kaskadenbeguß oder
Vorhangbeguß, auf einem Träger erzeugt, wobei im allgemeinen mehrere Schichten gleichzeitig
gegossen werden.
[0004] Um die Gelatineschichten bei den heute gebräuchlichen hohen Verarbeitungstemperaturen
bei der Verarbeitung nach der Belichtung nicht zu beschädigen, müssen den Gelatineschichten
zusätzlich Vernetzungsmittel zugesetzt werden, die direkt jeder Gelatineschicht oder
nur der obersten Schicht zugesetzt werden. Im zweiten Falle diffundiert das Vernetzungsmittel
in die anderen Schichten und vernetzt dort die Gelatinemoleküle. Durch die Vernetzung
wird der Schmelzpunkt der Gelatine auf über 60°C, vorzugsweise über 100°C gesteigert.
[0005] Bei der Herstellung fotografischer Materialien müssen nach dem Gießen der fotografischen
Schichten beachtliche Mengen an Wasser verdampft werden, da die einzelnen Gelatinesilberhalogenidemulsionen
und die Gießlösungen für nicht lichtempfindliche Gelatineschichten (Zwischenschichten)
wäßrige Zubereitungen sind, in denen nur etwa 2 bis 8 Gew.-% Gelatine gelöst ist.
Zur Schonung des Materials werden die Schichten bei Temperaturen von höchstens 20°C
getrocknet. Eine Trocknung bei höherer Temperatur bringt die Gefahr mit sich, daß
in den nach der Belichtung folgenden Verarbeitungsprozessen in einer oder mehreren
Schichten des Materials Runzelkornbildung auftritt. Dies tritt insbesondere ein, wenn
die Verarbeitungstemperatur des belichteten Materials über 30°C liegt. Unter Runzelkorn
wird eine wellige Struktur der Schicht verstanden, die unter dem Mikroskop sichtbar
ist und die, insbesondere wenn sie in der obersten Schicht auftritt, dem Material
ein mattes Aussehen verleiht.
[0006] Niedrige Trocknungstemperaturen bedingen lange Trockenzeiten und entsprechend lange
Trockenstrecken, die jedoch aus wirtschaftlichen Gründen oft nicht vertreten oder
technisch nicht verwirklicht werden können, beispielsweise dann, wenn bei einer Erhöhung
der Durchlaufgeschwindigkeit des fotografischen Materials die erforderlichen Trocknungszeiten
nicht mehr eingehalten werden können, weil die Trockenstrecke aus baulichen Gründen
nicht verlängert werden kann. In solchen Fällen wird versucht, bei höheren Temperaturen,
beispielsweise bei 23°C zu trocknen. Eine solche Erhöhung der Trocknungstemperatur
führt jedoch zu einer verstärkten Runzelkornbildung, sofern nicht zusätzliche Maßnahmen
getroffen werden.
[0007] Die Trocknung läßt sich im allgemeinen in zwei physikalische Trocknungsabschnitte
einteilen, wobei dem Beguß zunächst eine Erstarrungsstrecke und dann der erste physikalische
Trocknungsabschnitt folgt. In diesem Trocknungsabschnitt wird das Material mit warmer
Luft angeblasen, wobei Wasser an die Oberfläche der Schicht diffundiert und verdampft.
Durch die Verdampfungswärme des Wassers liegt die Temperatur des Trockengutes niedriger
als die Temperatur der Trocknungsluft. Im Verlauf der Trocknung wird der Wassergehalt
der Schicht geringer und die Diffusion des Wassers durch die ansteigende Gelatinekonzentration
behindert. Dadurch steigt die Temperatur der Schicht an und nähert sich der Temperatur
der Trocknungsluft. Hat das Material die Temperatur der Trocknungsluft erreicht, setzt
der zweite physikalische Trocknungsabschnitt ein. Dieser erste physikalische Trocknungsabschnitt
hat den stärksten Einfluß auf die Runzelkornbildung, wobei die Risiken insbesondere
bei zu hohen Temperaturen im ersten Trocknungsabschnitt und bei zu kurzem erstem Trocknungsabschnitt
auftreten.
[0008] Unter Trocknungstemperatur wird stets die Temperatur des zu trocknenden Materials
verstanden, nicht die Temperatur der Trockenluft.
[0009] Zur Behebung dieses Nachteils sind schon verschiedentlich Verfahren beschrieben
worden, in denen vorgeschlagen wird, die Zwischenschichten und die oberste Schutzschicht
mit sauer aufgeschlossener Gelatine herzustellen (z.B. US-PS 4 018 609).
[0010] Die Herstellung von Gelatine kann nach zwei grundsätzlich verschiedenen Verfahren
erfolgen, dem alkalischen Aufschluß und dem sauren Aufschluß. Die Herstellung von
Gelatine wird beispielsweise in The Science and Technology of Gelatine, herausgegeben
von A.G. Ward und A. Courts, Academic Press 1977, Seite 295 ff. beschrieben. Bei
sauer aufgeschlossener Gelatine werden Schweineschwarten 10 bis 48 Stunden mit Säure
behandelt, dann gewaschen und extrahiert. Der isoelektrische Punkt dieser Gelatinen
liegt über 6, vorzugsweise bei 8 bis 9. Alkalisch aufgeschlossene Gelatinen können
aus Häuten oder Knochen hergestellt werden, wobei bei den Knochen eine Mazeration
vorgeschaltet wird, bei welcher das Kalziumapatit durch eine Säurebehandlung aus
den Knochen entfernt wird. Das nach dem Waschen erhaltene Material wird als Ossein
bezeichnet. Die Häute und das Ossein werden nun einer länger dauernden Kalkmilchbehandlung
unterworfen. Danach wird wiederum gewaschen und das Material dann in verschiedenen
Stufen extrahiert. So erfolgt die erste Stufe der Extraktion (1. Abzug) bei einer
Temperatur zwischen 50 bis 55°C, die zweite Stufe zwischen 55 und 65°C und die dritte
Stuffe zwischen 70 und 85°C. Bei jeder Stufe wird so lange extrahiert, bis etwa eine
6 gew.-%ige Gelatinelösung erreicht wird. Diese Lösung wird anschließend in Verdampfern
bei Temperaturen bis 85°C auf Konzentrationen von 15 bis 24 Gew.-% eingedampft. Die
Gelatinelösung wird dann erstarrt, genudelt und getrocknet, wobei auch hier Trocknungstemperaturen
bis 65°C auftreten können.
[0011] Der isoelektrische Punkt dieser Gelatinen liegt zwischen 4,9 und 5,2.
[0012] Alkalisch aufgeschlossene Gelatinen haben im Gegensatz zu sauer aufgeschlossenen
Gelatinen, selbst wenn letztere durch Ionenaustauscher gereinigt wurden, einen wesentlich
geringeren Gehalt an fotografisch aktiven Verunreinigungen, die unerwünscht sind.
Weitere Nachteile von sauer aufgeschlossenen Gelatinen sind zum einen das Ausflocken
der Gelatine mit anionischen Polymeren, die häufig zur Erhöhung der Viskosität der
Emulsionen zugesetzt werden müssen, zum anderen die An schmutzung des Materials
bei länger gebrauchtem Entwickler, die sich auf dem Film oder Papier sehr störend
bemerkbar macht.
[0013] Wenn man also die durch höhere Trocknungstemperatur begünstigte Runzelkornbildung
dadurch vermeiden will, daß man in Zwischenschichten und Schutzschichten sauer aufgeschlossene
Gelatine einsetzt, so handelt man sich andere gravierende Nachteile ein, die die Vorteile
stark überwiegen.
[0014] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es somit, ein fotografisches Material unter
Verwendung alkalisch aufgeschlossener Gelatine bereitzustellen, bei dessen Herstellung
eine erhöhte Trockungstemperatur gewählt werden kann, ohne daß Runzelkornbildung eintritt.
[0015] Eine weitere Aufgabe der Erfindung war es, die zur Einstellung einer bestimmten
geforderten Viskosität erforderliche Menge an Verdicker möglichst gering zu halten.
[0016] Es wurde nun gefunden, daß sich die vorstehend angegebene Aufgabe dadurch lösen
läßt, daß wenigstens eine Schutzschicht eine alkalische Gelatine mit einer Viskosität
von mindestens 20 mPa.s, vorzugsweise mindestens 24 mPa.s, gemessen in 10 gew.-%iger
wäßriger Lösung bei 40°C, und einem Q
H-Wert von weniger als 35 % gemessen bei 20°C und 60 % relativer Feuchte und weniger
als 50 %, gemessen nach 4-stündiger Angleichung bei 34°C und gestättigter Luftfeuchte,
aufweist.
[0017] Gegenstand der Erfindung ist somit ein fotografisches Material aus einem Träger,
mindestens einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht und mindestens
einer Schutzschicht, wobei die Schutzschicht eine alkalisch aufgeschlossene Gelatine
mit einer Viskosität von mindestens 20 mPa.s, vorzugsweise mindestens 24 mPa.s, gemessen
in 10 gew.-%iger wäßriger Lösung bei 40°C, und einem Q
H-Wert von weniger als 35 %, vorzugsweise weniger als 30 %, gemessen bei 20°C und
60 % relativer Feuchte, und weniger als 50 %, gemessen nach 4-stündiger Angleichung
bei 34°C und gesättigter Luftfeuchte, aufweist.
[0018] Die erfindungsgemäß zu verwendende Gelatine kann bis zu 6000 ppm Ca-Ionen enthalten.
Soll die Konzentration an Ca-Ionen unter derjenigen liegen, die bei der üblichen Herstellung
erhalten wird, schließt die Aufarbeitung des alkalischen Aufschlusses einen Entsalzungsschritt
ein, beispielsweise mittels eines oder mehrerer Ionenaustauscher. Die Gelatine kann
auch mit H₂O₂ oder anderen Oxidationsmitteln oxidiert werden.
[0019] Vorzugsweise weist die erfindungsgemäße Gelatine eine Gelfestigkeit von ≧240 g auf.
[0020] Die Prüfung des Q
H-Wertes erfolgt auf folgende Weise: Auf einen Objektträger von 25 x 75 mm, der so
präpariert ist, daß die Gelatine nicht haften bleibt, werden 0,6 ml einer 5 gew.-%igen
wäßrigen Gelatinelösung gegossen und bei 20°C und 60 % r.F. getrocknet. Nach etwa
2 Stunden wird die Gelatinefolie von der Unterlage abgetrennt, daraus ein etwa 2 x
2 mm großes Quadrat ausgeschnitten und unter dem Mikroskop ausgemessen. Danach wird
ein Tropfen Wasser auf die Folie gebracht, 1 min. gewartet und wiederum die Fläche
ausgemessen. Der Q
H-Wert in % ergibt sich aus der trockenen Fläche f und der nassen Fläche F nach folgender
Gleichung:

Angegeben wird der Mittelwert aus drei Messungen.
[0021] Eine weitere Messung wird durchgeführt, nachdem eine Probe 4 Stunden bei 34°C und
gesättigter Luftfeuchte konditioniert und dann getrocknet wurde.
[0022] Bei der Bestimmung werden Temperatur und Luftfeuchte gemäß Definition durch Verwendung
eines klimatisierten Raumes konstant gehalten.
[0023] Die erfindungsgemäß zu verwendende Gelatine wird wie folgt hergestellt:
[0024] Das nach dem üblichen alkalischen Aufschluß und dem Waschen erhaltene Material wird
bei Temperaturen bis 60°C extrahiert, bis etwa 6-8 gew.-%ige Gelatinelösungen enthalten
werden, die bei Temperaturen unterhalb 60°C auf Gehalte von 15-24 Gew.-% konzentriert,
dann erstarrt, zerkleinert und getrocknet werden. Die Konzentrierung kann durch
Eindampfung im Vakuum oder durch Ultrafiltration erfolgen.
[0025] Insbesondere werden die 1. und 2. Abzüge verwendet. Kurze Verweilzeiten bei den angegebenen
Temperaturen wirken sich günstig auf die gewünschten Eigenschaften aus.
[0026] Die so hergestellte Gelatine zeichnet sich durch die gewünschte hohe Viskosität
und den gewünschten niedrigen Q
H-Wert aus.
[0027] Das erfindungsgemäße farbfotografische Aufzeichnungsmaterial enthält mindestens
eine lichtempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht und vorzugsweise eine Abfolge
mehrerer solcher lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten mit gegebenenfalls
dazwischen angeordneten nicht lichtempfindlichen Bindemittelschichten.
[0028] Die in den lichtempfindlichen Schichten verwendeten lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionen
können als Halogenid Chlorid, Bromid und Iodid bzw. Mischungen davon enthalten. Beispielsweise
kann der Halogenidanteil wenigstens einer Schicht zu 0 bis 12 mol-% aus Iodid, zu
0 bis 50 mol-% aus Chlorid und zu 50 bis 100 mol-% aus Bromid bestehen. In bestimmten
Ausführungsformen handelt es sich um überwiegend kompakte Kristalle, die z.B. kubisch
oder oktaedrisch sind oder Übergangsformen aufweisen. Sie lassen sich dadurch kennzeichnen,
daß sie im wesentlichen eine Dicke von mehr als 0,2 µm aufweisen. Das durchschnittliche
Verhältnis von Durchmesser zu Dicke ist bevorzugt kleiner als 5:1, wobei gilt, daß
der Durchmesser eines Kornes definiert ist als der Durchmesser eines Kreises mit einem
Kreisinhalt entsprechend der projizierten Fläche des Kornes. In anderen Ausführungsformen
können alle oder einzelne Emulsionen aber auch im wesentlichen tafelförmige Silberhalogenidkristalle
aufweisen, bei denen das Verhältnis von Durchmesser zu Dicke größer als 5:1 ist.
Bei den Emulsionen kann es sich um heterodisperse, oder auch um monodisperse Emulsionen
handeln, die bevorzugt eine mittlere Korngröße von 0,3 µm bis 1,2 µm aufweisen. Die
Silberhalogenidkörner können auch einen geschichten Kornaufbau aufweisen.
[0029] Die Emulsionen können in der üblicher Weise chemisch und oder spektral sensibilisert
sein; sie können auch durch geeignete Zusätze stabilisiert sein. Geeignete chemische
Sensibilisatoren, spektrale Sensibilisierungsfarbstoffe und Stabilisatoren sind beispielsweise
in Research Disclosure 17643 (Dezember 1978) beschrieben; verwiesen wird insbesondere
auf die Kapitel III, IV und VI.
[0030] Bei farbfotografischem Aufzeichnungsmaterial liegt mindestens je eine Silberhalogenidemulsionsschicht
für die Aufzeichnung von Licht jedes der drei Spektralbereiche Rot, Grün und Blau
vor. Zu diesem Zweck sind die lichtempfindlichen Schichten in bekannter Weise durch
geeignete Sensibilisierungsfarbstoffe spektral sensibilisiert. Blauempfindliche
Silberhalogenidemulsionsschichten müssen nicht notwendigerweise einen Spektralsensibilisator
enthalten, da für die Aufzeichnung von blauem Licht in vielen Fällen die Eigenempfindlichkeit
des Silberhalogenids ausreicht.
[0031] Jede der genannten lichtempfindlichen Schichten kann aus einer einzigen Schicht bestehen
oder in bekannter Weise, z.B. bei der sogenannten Doppelschichtanordnung, auch zwei
oder auch mehr Silberhalogenidemulsionsteilschichten umfassen (DE-C-1 121 470). Überlichweise
sind rot empfindliche Silberhalogenidemulsionsschichtem dem Schichtträger näher angeordnet
als grünempfindliche Silberhalogenidemulsionsschichten und diese wiederum näher als
blauempfindliche, wobei sich im allgemeinen zwischen grünempfindlichen Schichten und
blauempfindlichen Schichten eine nicht lichtempfindliche gelbe Filterschicht befindet.
Es sind aber auch andere Anordnungen denkbar, beispielsweise die Reihenfolge Schichtträger,
blauempfindliche Schicht, grünempfindliche Schicht, rotempfindliche Schicht, Schutzschicht,
wie sie häufig bei Colorpapier anzutreffen ist. Zwischen Schichten unterschiedlicher
Spektralempfindlichkeit ist in der Regel eine nicht lichtempfindliche Zwischenschicht
angeordnet, die Mittel zur Unterbindung der Fehldiffusion von Entwickleroxidationsprodukten
enthalten kann. Falls mehrere Silberhalogenidemulsionsschichten gleicher Spektralempfindlichkeit
vorhanden sind, können diese einander unmittelbar benachbart sein oder so angeordnet
sein, daß sich zwischen ihnen eine lichtempfindliche Schicht mit anderer Spektralempfindlichkeit
befindet (DE-A-1 958 709, DE-A-2 530 645, DE-A-2 622 922).
[0032] Erfindungsgemäße farbfotografische Aufzeichnungsmaterialien enthalten üblicherweise
in räumlicher und spektraler Zuordnung zu den Silberhalogenidemulsionsschichten unterschiedlicher
Spektralempfindlichkeit Farbkuppler zur Erzeugung der unterschiedlichen Teilfarbenbilder
Blaugrün, Purpur und Gelb.
[0033] Unter räumlicher Zuordnung ist dabei zu verstehen, daß der Farbkuppler sich in einer
solchen räumlichen Beziehung zu der Silberhalogenidemulsionsschicht befindet, daß
eine Wechselwirkung zwischen ihnen möglich ist, die eine bildgemäße Übereinstimmung
zwischen dem bei der Entwicklung gebildeten Silberbild und dem aus dem Farbkuppler
erzeugten Farbbild zuläßt. Dies wird in der Regel dadurch erreicht, daß der Farbkuppler
in der Silberhalogenidemulsionsschicht selbst enthalten ist oder in einer hierzu
benachbarten gegebenenfalls nichtlichtempfindlichen Bindemittelschicht.
[0034] Unter spektraler Zuordnung ist zu verstehen, daß die Spektralempfindlichkeit jeder
der lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten und die Farbe des aus dem
jeweils räumlich zugeordneten Farbkuppler erzeugten Teilfarbenbildes in einer bestimmten
Beziehung zueinander stehen, wobei jeder der Spektralempfindlichkeiten (Rot, Grün,
Blau) eine andere Farbe des betreffenden Teilfarbenbildes (im allgemeinen z.B. die
Farben Blaugrün, Purpur bzw. Gelb in dieser Reihenfolge) zugeordnet ist.
[0035] Jeder der unterschiedlich spektral sensibilisierten Silberhalogenidemulsionsschichten
kann ein oder können auch mehrere Farbkuppler zugeordnet sein. Wenn mehrere Silberhalogenidemulsionsschichten
gleicher Spektralempfindlichkeit vorhanden sind, kann jede von ihnen einen Farbkuppler
enthalten, wobei diese Farbkuppler nicht notwendigerweise identisch zu sein brauchen.
Sie sollen ledig lich bei der Farbentwicklung wenigstens annähernd die gleiche Farbe
ergeben, normalerweise eine Farbe, die komplementär ist zu der Farbe des Lichtes,
für das die betreffenden Silberhalogenidemulsionsschichten überwiegend empfindlich
sind.
[0036] Rotempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten ist folglich bei bevorzugten Ausführungsformen
mindestens ein nichtdiffundierender Farbkuppler zur Erzeugung des blaugrünen Teilfarbenbildes
zugeordnet, in der Regel ein Kuppler vom Phenol- oder α-Naphtholtyp, Grünempfindlichen
Silberhalogenidemulsionsschichten ist mindestens ein nichtdiffundierender Farbkuppler
zur Erzeugung des purpurnen Teilfarbenbildes zugeordnet, überlicherweise ein Pyrazolon-,
Indazolon- oder Pyrazoloazol-Purpurkuppler. Blauempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten
schließlich ist mindstens ein nichtdiffundierender Farbkuppler zur Erzeugung des gelben
Teilfarbenbildes zugeordnet, in der Regel ein Farbkuppler mit einer offenkettigen
Ketomethylengruppierung. Farbkuppler dieser Art sind in großer Zahl bekannt und in
einer Vielzahl von Patentschriften beschrieben. Beispielhaft sei hier auf die Veröffentlichungen
der "Farbkuppler" von W. PELZ in "Mitteilungen aus den Forschungslaboratorien der
Agfa, Leverkusen/München" Band III, Seite 111 (1961) und von K. VENKATARAMAN in "The
Chemistry of Synthetic Dyes", Vol. 4, 341 bis 387, Academic Press (1971), verwiesen.
[0037] Bei den Farbkupplern kann es sich sowohl um übliche 4-Äquivalentkuppler handeln
als auch um 2-Äquivalentkuppler, bei denen zur Farberzeugung eine geringere Menge
Silberhalogenid erforderlich ist. 2-Äquivalentkuppler leiten sich bekanntlich von
den 4-Äquivalentkupplern dadurch ab, daß sie in der Kupplungsstelle einen Substituenten
enthalten, der bei der Kupplung abgespalten wird. Zu den 2-Äquivalentkupplern sind
sowohl solche zu rechnen, die praktisch farblos sind, als auch solche, die eine intensive
Eigenfarbe aufweisen, die bei der Farbkupplung verschwindet bzw. durch die Farbe
des erzeugten Bildfarbstoffes ersetzt wird. Letztere Kuppler können ebenfalls zusätzlich
in den lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten vorhanden sein und dort
als Maskenkuppler zur Kompensierung der unerwünschten Nebendichten der Bildfarbstoffe
dienen. Zu den 2-Äquivalenkupplern sind aber auch die bekannten Weißkuppler zu rechnen,
die jedoch bei Reaktion mit Farbentwickleroxidationsprodukten keinen Farbstoff ergeben.
Zu den 2-Äquivalentkupplern sind ferner solche Kuppler zu rechnen, die in der Kupplungsstelle
einen abspaltbaren Rest enthalten, der bei Reaktion mit Farbentwickleroxidationsprodukten
in Freiheit gesetzt wird und dabei eine bestimmte erwünschte fotografische Wirksamkeit
entfaltet, z.B. als Entwicklungsinhibitor oder -accelerator. Beispiele für solche
2-Äquivalentkuppler sind die bekannten DIR-Kuppler wie auch DAR- bzw. FAR-Kuppler.
Der abgespaltbare Rest kann auch ein Ballastrest sein, so daß bei der Reaktion mit
Farbentwickleroxidationsprodukten Kupplungsprodukte z.B. Farbstoffe erhalten werden
können, die diffusionsfähig sind oder zumindest eine schwache bzw. eingeschränkte
Beweglichkeit aufweisen.
[0038] Unter einer schwachen bzw. eingeschränkten Beweglichkeit ist eine Beweglichkeit zu
verstehen, die so bemessen ist, daß die Konturen der bei der chromogenen Entwicklung
gebildeten diskreten Farbstoffflecken verlaufen und ineinander verschmiert werden.
Dieses Ausmaß der Beweglichkeit ist einerseits zu unterscheiden von dem üblichen
Fall der völligen Unbeweglichkeit in fotografischen Schichten, der in der herkömmlichen
fotografischen Aufzeichnungsmaterialien für die Farbkuppler bzw. die daraus hergestellten
Farbstoffe angestrebt wird um eine möglichst hohe Schärfe zu erzielen, und andererseits
von dem Fall der völligen Beweglichkeit der Farbstoffe, der beispielsweise bei Farbdiffusionsverfahren
angestrebt wird. Das Ausmaß der erfindungsgemäß angestrebten schwachen Beweglichkeit
kann gesteuert werden durch Variation von Substituenten, um beispielsweise die Löslichkeit
im organischen Medium des Ölbildners oder die Affinität zur Bindemittelmatrix in gezielter
Weise zu beeinflussen.
[0039] Für die erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien eignen sich die üblichen Schichtträger,
z.B. Träger aus Celluloseestern, z.B. Celluloseacetat und aus Polyestern. Geeignet
sind ferner Papierträger, die gegebenenfalls beschichtet sein können z.B. mit Polyolefinen,
insbesondere mit Polyethylen oder Polypropylen.
[0040] Verwiesen wird diesbezüglich auf Research Disclosure 17643, Kapitel XVII.
[0041] Als Schutzkolloid bzw. Bindemittel für die Schichten des Aufzeichnungsmaterials sind
die üblichen hydrophilen filmbildenden Mittel geeignet, z.B. Proteine, insbesondere
Gelatine. Begußhilfsmittel und Weichmacher können verwendet werden. Verwiesen wird
auf Research Disclosure 17643, Kapitel IX, XI und XII, wobei die Schutzschicht allerdings
wie angegeben eine besondere Gelatine enthält.
[0042] Als Vernetzungsmittel können alle bekannten Vernetzungsmittel, beispielsweise Aldehyde,
Ketone, Triazine, Aziridine, Vinylsulfone usw. verwendet werden. Besonders vorteilhaft
sind jedoch sogenannte Soforthärtungsmittel, insbesondere carboxylgruppenaktivierende
Härtungsmittel.
[0043] Unter Soforthärtern werden Verbindungen verstanden, die geeignete Bindemittel so
vernetzen, daß unmittelbar nach Beguß bzw. spätestens nach 24 Stunden, vorzugsweise
nach 8 Stunden die Härtung soweit abgeschlossen ist, daß keine weitere durch die
Vernetzungsreaktion bedingte Änderung der Sensitometrie und der Quellung des Schichtverbandes
auftritt. Unter Quellung wird die Differenz von Naßschichtdicke und Trockenschichtdicke
bei der wäßrigen Verarbeitung des Films verstanden (Photogr. Sci. Eng. 8 (1964), 275;
Photogr, Sci. Eng. 16 (1972), 449).
[0044] Geeignet Beispiele für Soforthärtungsmittel sind Carbamoylpyridiniumsalze und Carbamoyloxypyridiniumsalze.
Härtungsmittel sind beispielsweise in DE-A-22 25 230, DE-A-23 17 677 und DE-A-24 39
551 beschrieben. Bevorzugte Härtungsmittel entsprechen beispielsweise folgender
Formel

worin
R¹ und R² einzeln gleich oder verschieden, jeweils eine Alkylgruppe mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen
oder eine gegebenenfalls mit Alkyl mit 1 oder 2 Kohlenstoffatomen oder mit Halogen
substituierte Aryl- oder Aralkylgruppe, oder zusammen die zur Vervollständigung eines
gegebenenfalls mit Alkyl mit 1 oder 2 Kohlenstoffatomen oder mit Halogen substituierten
heterocyclischen Ringes, z.B. eines Piperidin- oder Morpholinringes erforderlichen
Atome,
R³ ein Wasserstoffatom oder eine Alkylgruppe mit 1 oder 2 Kohlenstoffatomen,
n 0 oder 2 bedeuten.
[0045] Die Soforthärtungsmittel haben insbesondere auch den Vorteil, daß die Qualität des
fotografischen Materials, also auch die Runzelkornbildung, unmittelbar nach dem Beguß
geprüft werden kann. Bei eine Vielzahl anderer Härtungsmittel, die sehr langsam härten,
kann eine exakte Aussage über das Ausmaß des Runzelkorns oft erst nach Monaten gemacht
werden.
[0046] Eine Prüfung auf Runzelkorn kann mittels eines Mikroskops erfolgen. Wesentlich besser
ist die Bestimmung mittels eines Glanzmeßgerätes.
[0047] Der ermittelte Glanzwert läßt eine direkte Aussage über Runzelkornbildung zu. Die
Bestimmung wird folgendermaßen durchgeführt:
[0048] Der gelatinehaltige Schichtverband mit lichtempfindlichen Fotoemulsionen, der sich
auf Film oder Papier als Unterlage befindet und der in der obersten gelatinehaltigen
Schutzschicht die zu untersuchende Gelatine enthält, wird voll durchbelichtet, entwickelt
und nach der Schlußwässerung in einem Wasser von 12-13 Grad deutscher Härte (DH) langsam
bei Zimmertemperatur ohne Beblasung getrocknet. Nach dem Trocknen wird die Probe in
ein Glanzmeßgerät geschoben. Quer zur Gießrichtung wird nun unter einem Winkel von
60°C zur Senkrechten die Probe mittels einer 35 W Halogenlampe beleuchtet. Gemessen
wird das unter dem gleichen Winkel reflektierte Licht. Der Meßfleck beträgt 8x8 mm.
Die Eichung erfolgt durch eine 2-Punktmessung bei 100 % bzw. bei 60% Reflexion (Eichstandard
der Fa. Lange). Bei der Messung muß die Probe exakt plan liegen. Proben mit einem
Glanzwert von ≧ 85 % enthalten kein sichtbares Runzelkorn.
[0049] In den folgenen Beispielen wurden die nachfolgend beschriebenen Gelatinetypen eingesetzt.
Gelatine 1:
[0050] Alkalisch aufgeschlossene Knochengelatine; 1. Abzug bei 50 bis 55°C; Eindampfen
der 6-8 gew.-%igen Lösung bei Normaldruck und 70 bis 85°C (Vergleich).
Gelatine 2:
[0051] Alkalisch aufgeschlossene Knochengelatine; 3. Abzug bei 70 bis 80°C; Eindampfen
der 6-8 gew.-%igen Lösung bei Normaldruck und 70 bis 85°C (Vergleich).
Gelatine 3:
[0052] Sauer aufgeschlossene Schweineschwartengelatine; Mischung aus Abzügen 1 bis 3; Eindampfen
der Lösung bei Normaldruck und 70 bis 85°C (Vergleich).
Gelatine 4:
[0053] Alkalisch aufgeschlossene Knochengelatine;1. Abzug bei 45 bis 50°C; Eindampfen bei
40°C/50 mbar
Gelatine 5:
[0054] Alkalisch aufgeschlossene Knochengelatine; 2. Abzug bei 50 bis 55°C; Eindampfen
bei 40°C/50 mbar

[0055] Die Q
H-Werte sind die bei 20°C/60 % r. F. und nach 4-stündiger Konditionierung bei 34°C/gesättigter
Feuchte erhaltenen Werte. Die Bloomwerte (Gelfestigkeit) wurden nach Britisch Standards
757 (1959) bestimmt; die Viskosität in einer 10 gew.-%igen wäßrigen Lösung bei 40°C.
IEP ist der isoelektrische Punkt.
[0056] Aus den vorstehenden Daten ist zu ersehen, daß sich die erfindungsgemäß zu verwendenden
Gelatinen 4 und 5 im isoelektrischen Punkt, im Bloomwert und Viskosität nicht von
Vergleichsgelatinen 1 und 2 unterscheiden und daß zwischen Bloomwert und Viskosität
einerseits und dem Q
H-Wert andererseits keine Korrelation besteht.
[0057] Unter den alkalisch aufgeschlossenen Gelatinen zeigen nur die erfindungsgemäßen Proben
4 und 5 Q
H-Werte, wie sie sonst nur von sauer aufgeschlossenen Gelatinen bekannt sind (Probe
3).
Beispiel 1
[0058] Auf eine mit Polyethylen beschichtete Papierunterlage wurden eine
- blauempfindliche Emulsionsschicht mit einem Gelbkuppler
- eine Gelatinezwischenschicht
- eine günempfindliche Emulsionsschicht mit einem Purpurkuppler
- eine Gelatinezwischenschicht
- eine rotempfindliche Emulsionsschicht mit einem Blaugrünkuppler
- eine oberste Gelatineschicht, in welcher die zu prüfenden Gelatinen variiert wurden,
und
- eine wäßrige Schicht mit einem Carbamoylpyridiniumhärtungsmittel aufgetragen.
[0059] Für die oberste Gelatineschicht wurden nacheinander die folgenden Gelatinen verwendet:
Versuch 1 Gelatine Nr. 1
Versuch 2 Gelatine Nr. 3
Versuch 3 Gelatine Nr. 5
[0060] Bei der Trocknung wurde darauf geachtet, daß die Trocknungstemperatur von 18°C im
1. Trocknungsabschnitt nicht überschritten wurden. Das Material wurde dann belichtet
und im fotografischen Prozeß P 92 bei 33°C entwickelt, gewässert und getrocknet. Die
Proben wurden dann am Glanzmeßgerät ausgemessen. Folgende Werte wurden erhalten:

[0061] Die Proben zeigen alle einen guten Glanzwert, d.h. es liegt kein Runzelkorn vor.
Beispiel 2
[0062] Es wurde wie in Beispiel 1 verfahren, wobei jedoch in der letzten Gelatineschicht
alle 5 Gelatinen variiert wurden. Die Gutstemperatur wurde aber jetzt im 1. Trocknungsabschnitt
auf 23°C angehoben.
[0063] Nach der Verarbeitung wurde wiederum der Glanz gemessen. Zusätzlich wurde eine weitere
Probe in einem bereits länger benutzten Entwickler verarbeitet und das entwickelte,
aber vorher nicht belichtete Blatt auf Schmutzteilchen untersucht. Folgende Ergebnisse
wurden erhalten:

[0064] Es zeigt sich deutlich, daß die Gelatinen 1 und 2 eine matte Oberfläche aufweisen.
Die Gelatine Nr. 3 (sauer aufgeschlossen) zeigt zwar einen guten Glanz, nimmt aber
Schmutz aus dem Entwickler auf. Die erfindungsgemäßen Gelatinen 4 und 5 zeigen kein
Runzelkorn und nehmen auch keinen Schmutz aus dem Entwickler auf.