[0001] Die Erfindung betrifft einen Kämmzylinder für eine Kämmaschine gemäss dem Oberbegriff
von Anspruch 1.
[0002] Kämmaschinen werden zum Auskämmen von Fasern eingesetzt. Beim Auskämmen werden die
Einzelfasern des von einer Zange festgehaltenen Faserbartes parallel ausgerichtet
und Verunreinigungen und Faserknötchen entfernt. Der wirksame Teil der Kämmaschine
ist ein auf einem Zylinderkörper sitzendes Kämmsegment, dessen Aussenfläche in mehrere
Reihen angeordnete Zähne oder Nadeln aufweist. Diese Zähne oder Nadeln des Kämmsegmentes
erfassen und kämmen den von einer Zange angelieferten Faserbart. Sie können ihre
Wirksamkeit nur dann voll entfalten, wenn sie vom Einsetzen der Kämmperiode an, d.h.
vom Zeitpunkt an, bei dem der Anfang des Kämmsegmentes auf dem sich drehenden Zylinder
bei der Oeffnung der Zange angelangt ist, den Faserbart erfassen. Diese Bedingung
ist im allgemeinen, insbesondere bei hohen Drehzahlen des Kämmzylinders, nicht erfüllt,
denn die vordersten Nadeln oder Zähne erfassen den Faserbart erst in einem Zeitpunkt,
in dem sie sich bereits wieder von der Zange entfernt haben.
[0003] Um das Erfassen des Faserbartes bereits in einem früheren Zeitpunkt zu ermöglichen,
schlägt die US-PS 3 922 757 vor, den Abstand zwischen dem Unterteil der Zange und
dem Anfang des Kämmsegmentes zu verkleinern, indem - durch besondere Formgebung -
der Anfang des Kämmsegmentes zur Drehachse des Zylinders einen grösseren Abstand aufweist
als das Ende des Kämmsegmentes. Dadurch wird der Anfang des Kämmsegmentes der Oeffnung
der Zange stark angenähert. Trotzdem wird der Faserbart, insbesondere bei schnell
laufenden Maschinen, nicht bereits am Anfang der Kämmperiode erfasst, so dass das
Kämmsegment nicht über die ganze Kämmperiode wirksam ist.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, einen Kämmzylinder vorzusehen, dessen
Kämmsegment während der ganzen Kämmperiode voll wirksam ist, d.h. der den Faserbart
bereits bei der Oeffnung der Zange erfasst.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch 1 gelöst.
[0006] Diese Lösung beruht auf der Erkenntnis, dass die ungenügende Erfassung des Faserbartes
durch das Kämmsegment nicht, wie die US-PS annimmt, durch die zu grosse Entfernung
zwischen Zange und Kämmsegment verursacht wird, sondern durch die beim Drehen des
Kämmzylinders vorrückende Front des Kämmsegmentes verdrängte Luft, die den Faserbart
anhebt und somit aus dem Weg des Kämmsegmentes führt.
[0007] Durch die erfindungsgemässe Ausgestaltung des Kämmzylinders wird die negative Wirkung
der bewegten Luft nicht nur eliminiert, sondern durch das Zusammenwirken des Tragflügelprofils
des Kämmsegmentes mit dem Luftkanal zwischen Kämmsegment-Innenfläche und Zylindermantelfläche
wird eine Saugwirkung zum Heranführen des Faserbartes an den Anfang des Kämmsegmentes
erzeugt. Das Heranführen bewirkt einerseits ein frühes Erfassen und andererseits ein
besseres Durchdringen des Faserbartes durch die Zähne des Kämmsegmentes und mithin
ein wirksameres Kämmen. Mit anderen Worten, der Luftstrom wirkt hier wie eine zweite,
am freien Ende des Faserbartes angreifende, Zange, die den Faserbart auf die Zähne
des Kämmsegmentes zuführt.
[0008] Die Anordnung des - vorzugsweise auf das Ende des Kämmsegmentes zu - sich verbreiternden
Luftkanals zwischen dem Kämmsegment mit Tragflügelprofil und Zylinderkörper ergibt
an der Aussenseite des Kämmsegmentes eine Unterdruckzone und an der Innenseite, d.h.
zwischen Kämmsegment und Zylinderkörper, eine Ueberdruckzone. Die Profilnase wird
zur Minimalisierung des Einflusses eines falschen Anströmwinkels vorzugsweise relativ
dick ausgebildet, was insbesondere bei instabilen, komplizierten Strömungsverhältnissen
vorteilhaft ist. Obwohl der Strömungswiderstand hier eine verhältnismässig geringfügige
Rolle spielt, ist eine dicke Profilnase mit einem erhöhten Strömungswiderstand in
erster Linie für niedrige Drehzahlen des Kämmzylinders geeignet.
[0009] Um das Erfassen des Faserbartes bereits im frühest möglichen Zeitpunkt zu sichern,
ist die Zahn- oder Nadelfront des Kämmsegmentes gegenüber der Profilnase zurückgesetzt
angeordnet, so dass die Saugwirkung bereits vor dem Einsetzen der Kämmperiode entfaltet
wird und der durch die Saugwirkung herangeführte Faserbart vom Anfang des Kämmsegmentes
erfasst wird.
[0010] Die Erfindung wird anhand der Figur weiter veranschaulicht. Sie zeigt rein schematisch
die Seitenansicht einer Kämmeinrichtung.
[0011] Die Kämmeinrichtung weist einen Kämmzylinder 1 mit einem Zylinderkörper 2, der ein
Kämmsegment 3 trägt, auf. Das Kämmsegment ist an seinem Anfang 4 und an seinem Ende
5 mit vier (nicht dargestellten) Befestigungsflanschen am Zylinderkörper 2 befestigt.
Es weist eine stärker gekrümmte, mit Zähnen 6 besetzte Aussenfläche 7 und eine weniger
gekrümmte, dem Mantel 9 des Zylinderkörpers 2 zugewandte Innenfläche 8 auf. Die Innenfläche
8 und der Mantel 9 begrenzen einen sich auf das Ende 5 des Kämmsegmentes 3 zu erweiternden
Luftkanal. Diese beiden Flächen 8,9 sind glatt ausgebildet, um den Reibungswiderstand
möglichst niedrig zu halten.
[0012] Bei Zylinderkörpern, die z.B. aus Wuchtgründen Ausnehmungen aufweisen, kann die
kontinuierliche, d.h. geschlossene glatte Mantelfläche durch Auflegen einer dünnen
Folie auf die diskontinuierliche Mantelfläche erzielt werden. Die Grösse der Zähne
6 des Kämmsegmentes 3 nimmt von dessen Anfang 4 auf dessen Ende 5 zu ab.
[0013] Oberhalb des Kämmzylinders 2 ist eine Zange 12 mit einer oberen und einer unteren
Backe 14,15 angeordnet, die einen angelieferten Faserbart 13 festhalten. Ueber der
unteren Backe 15 befindet sich eine Speisewalze 16.
[0014] Im Anschluss an den Kämmzylinder 2 ist ein Fixkamm 17 angeordnet, auf den ein Abreisswalzenpaar
18 folgt.
[0015] Im Betrieb wird eine bestimmte Menge eines Fasermaterials 19 von der Speisewalze
16 der Zange 12 zugeliefert, die durch periodisches Oeffnen der Backen 14,15 den
Faserbart 13 freigibt und danach einen neuen Faserbart festhält. Dieser Faserbart
wird durch die Saugwirkung des erfindungsgemässen Kämmzylinders 2 an das sich nähernde,
im Uhrzeigersinn drehende, Kämmsegment 3 herangeführt, wo er von den Zähnen 6 erfasst
und durchgekämmt wird. Danach senkt sich der Fixkamm 17 und das Abreisswalzenpaar
18 erfasst den Faserbart 13, zieht ihn aus der geöffneten Zange 12 und reisst ihn
ab. Dabei wird das ungekämmte Ende des Faserbartes am Fixkamm 17 ausgekämmt.
[0016] Selbstverständlich sind weitere Ausführungsformen der Erfindung möglich. Beispielsweise
kann das Kämmsegment über seine Länge gleich grosse Zähne in der Art eines Kardenbelages
tragen. In diesem Fall ist die äussere, obere Profillinie des Kämmsegmentes ein Kreisbogen
und die Ausgestaltung des Tragflügelprofils erfolgt allein durch die innere (untere)
Profillinie. Letztere ist in jedem Fall weniger gekrümmt als die äussere Profillinie
und kann sogar eine Gerade sein.
[0017] Zur Verstärkung der aerodynamischen Wirkung kann am Ende des Kämmsegmentes ein Spoiler
angeordnet werden.
[0018] Durch den erfindungsgemässen Kämmzylinder wird die Wirksamkeit des Kämmverfahrens
auch bei hohen Geschwindigkeiten verbessert bzw. das Arbeiten bei erhöhter Geschwindigkeit
unter Beibehaltung der bei niedrigen Geschwindigkeiten erzielten Kämmwirkung ermöglicht.
1. Kämmzylinder (1) für eine Kämmaschine mit einem am Zylinderkörper (2) befestigten
Kämmsegment (3), dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Innenfläche (6) des ein
Tragflügelprofil aufweisenden Kämmsegmentes (13) und der Mantelfläche (9) des Zylinderkörpers
(2) ein Luftkanal (11) angeordnet ist.
2. Kämmzylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich der Luftkanal
(11) auf das Ende (5) des Kämmsegmentes (3) zu verbreitert.
3. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Enden der Zähne (6) des Kämmsegmentes in einer mit der Mantelfläche (9) des Zylinderkörpers
(2) konzentrischen Fläche angeordnet sind.
4. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der den Luftkanal (11) begrenzende Teil der Mantelfläche (9) des Zylinderkörpers
(2) kontinuierlich ausgebildet ist.
5. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Kämmsegment (3) mittels Befestiungsflanschen, die an seinem Anfang (4) und seinem
Ende (5) angeordnet sind, am Zylinderkörper (2) befestigt ist.
6. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Zähne (5) des Kämmsegmentes (3) bezüglich der Profilnase des Tragflügelprofils
zurückgesetzt angeordnet sind.
7. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Kämmsegment (3) Zähne (6) abnehmender Grösse aufweist.
8. Kämmzylinder nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das
Kämmsegment (3) Zähne (6) konstanter Grösse aufweist.
9. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
am Ende (5) des Kämmsegmentes (3) ein Spoiler angeordnet ist.
10. Kämmzylinder nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Tragflügelprofil des Kämmsegmentes (3) eine dicke Profilnase aufweist.