[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gasaufkohlung von Stahl, bei dem das aufzukohlende
Werkstück in einer kohlenstoffreichen Gasatmosphäre in einer ersten Kohlungsphase
einem möglichst hohen C-Angebot an der Rußgrenze ausgesetzt wird und bei dem in einer
sich anschließenden Diffusionsphase ein demgegenüber abgesenktes, dem angestrebten
Randkohlenstoffgehalt entsprechendes C-Angebot eingestellt wird, wobei die Aufkohlung
über die beiden Zielgrößen Randkohlenstoffgehalt C
R und die Aufkohlungstiefe A
t geregelt wird.
[0002] Bei der Aufkohlung von Stählen besteht grundsätzlich die Zielsetzung, in einer Randschicht
des aufzukohlenden Werkstücks eine Kohlenstoffanreicherung dadurch vorzunehmen, daß
in der Werkstücksumgebung, insbesondere einer Ofenatmosphäre, ein erhöhtes Kohlenstoffangebot
bei einer entsprechenden Temperatur vorliegt. Der Kohlenstoff aus der Umgebung diffundiert
in das Werkstück und innerhalb des Werkstücks selbst aus der Randschicht heraus in
das Werkstücksinnere hinein, wo sich in einer Entfernung vom Werkstücksrand bis zu
einer Aufkohlungstiefe von etwa 3 mm die Aufkohlung durch einen gegenüber dem Grundwerkstoff
deutlich erhöhten Kohlenstoffgehalt bemerkbar macht. Die Kohlenstoffverteilung im
Werkstück vom Rand hin bis zum Kern läßt sich graphisch in Form eines sogenannten
Kohlenstoffprofils darstellen. Zielsetzung ist es, einen S-förmigen Kohlenstoffverlauf
mit einem vorbestimmten Randkohlenstoffgehalt und möglichst breitem Horizontalbereich
am Rande durch die Prozeßführung zu erreichen.
[0003] Es ist bekannt, bei der Aufkohlung von Stählen die Prozeßführung auf die beiden
Zielgrößen Randkohlenstoffgehalt C
R und die Aufkohlungstiefe A
t auszurichten. Praktisch wird dies derart durchgeführt, daß zunächst in einer ersten
Behandlungsphase der C-Pegel auf einen Wert kurz unterhalb der Rußgrenze eingestellt
und gehalten wird (Kohlungsphase) und anschließend in einer Endstufe (Diffusionsphase)
ein niedrigerer Kohlenstoff-Pegel zur Erzielung des gewünschten Kohlenstoffprofils
verwendet wird. Hierzu werden Rechner eingesetzt, denen zumindest in gewissen Zeitabständen
die für den Aufkohlungsvorgang beachtlichen Prozeßwerte, wie Temperatur, Sauerstoffpotential,
C-Pegel, C-Strom und dgl. eingegeben und als Steuergrößen für die Regelung des Aufkohlungsvorgangs
verwertet werden. Nachteiligerweise ist durch eine derartige Prozeßführung beim Aufkohlen,
die allein auf die beiden Zielgrößen Randkohlenstoffgehalt C
R und Aufkohlungstiefe A
t ausgerichtet ist, die gewünschte S-Kurvenform des Kohlenstoffprofils in der Randschicht
des aufgekohlten Werkstückes nicht exakt und reproduzierbar festlegbar. Dies beruht
darauf, daß der Zeitpunkt des Umschaltens von der Kohlungsphase in die Diffusionsphase
entscheidenden Einfluß auf die Form des Kohlenstoffprofils im Werkstück hat. Wird
dieser Zeitpunkt zu früh gewählt, erhält man vom Rand nach innen sehr schnell abfallende
C-Profile, wohingegen bei zu spät gewähltem Zeitpunkt Kohlenstoffprofile mit Überkohlung
(zeichnerisch: Buckelform) auftreten. Es wird versucht, durch mehrmalige Simulationsrechnungen
den optimalen Umschaltzeitpunkt zu bestimmen, der zu dem gewünschten S-förmigen Kohlenstoffprofil
führt. Trotz dieses zusätzlichen Rechnungs- und Versuchsaufwandes können in der Praxis
Abweichungen, insbesondere bei Störungen im Kohlenstoffangebot, nicht vermieden werden,
da die Steuerung nur die Zielgrößen Randkohlenstoffgehalt C
R und Aufkohlungstiefe A
t berücksichtigt.
[0004] Gemäß der DE-PS 31 39 622 wird als Weiterentwicklung dieses Verfahrens zur Gasaufkohlung
von Stahlteilen vorgeschlagen, in der Kohlungsphase in Form einer der Endphase vorgeschalteten
Zwischenphase den Kohlenstoffpegel langsam und geringfügig abzusenken, und zwar zu
dem Zeitpunkt, zu dem der Randkohlenstoffgehalt C
R eine bestimmte Grenze C
Rmax erreicht. Als Grenze C
Rmax wird das Einsetzen der Carbidbildung vorgegeben.
[0005] Trotz dieser die Durchführung der Kohlungsphase zur Vermeidung einer Carbidbildung
hinzugefügten Regelgröße C
Rmax ist das geschilderte Problem des richtigen Zeitpunkts der Umschaltung von der
Kohlungsphase auf die Diffusionsphase hiermit nicht gelöst. Weiterhin können Unter-
bzw. Überkohlungen auftreten und ist die Einstellung des gewünschten S-förmigen Kohlenstoffprofils
nicht gewährleistet.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, unabhängig von der Carbidgrenze eine Regelung
vorzuschlagen, mit der es möglich ist, die gewünschte Kohlenstoffverlaufskurve (Kohlenstoffprofil)
im Werkstück sicher und reproduzierbar in einfacher Weise zu erreichen. Insbesondere
soll es mit der Erfindung ermöglicht werden, bei der zweistufigen Prozeßführung das
Verhältnis von Kohlungsdauer und Diffusionsdauer derart einzustellen, daß als Endresultat
der gewünschte Kohlenstoffgehalt und Einsatzhärtetiefe erreicht werden und dabei die
Kohlenstoffverlaufskurve einen möglichst horizontalen Verlauf am Rand erhält.
[0007] Die Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zusätzlich zu den Zielgrößen
Randkohlenstoffgehalt C
R und Aufkohlungstiefe A
t der Regelung der Aufkohlung zumindest eine weitere, für die Kohlenstoffverlaufskurve
charakteristische Zielgröße vorgegeben wird, bei deren Erreichen der für die Kohlungsphase
kennzeichnende Kohlenstoffpegel abgesenkt und die Diffusionsphase eingeleitet wird.
[0008] Durch den Vorschlag, neben den bisherigen Zielgrößen der Regelung der Aufkohlung
eine weitere Zielgröße zugrundezulegen, die charakteristisch für die gewünschte S-förmige
Kohlenstoffverlaufskurve ist, ist es möglich geworden, das optimale Verhältnis von
Kohlungsdauer zu Diffusionsdauer zu erhalten, damit als Endresultat der gewünschte
Randkohlenstoffgehalt, die gewünschte Einsatzhärtetiefe und außerdem eine Kohlenstoffverlaufskurve
im Werkstück erreicht werden, die einen weitgehend horizontalen Verlauf am Rand aufweist.
Dabei kann es zweckmäßig sein, mehrere, vorzugsweise drei für die Kohlenstoffverlaufskurve
charakteristische Zielgrößen der Regelung zusätzlich vorzugeben, um die Übereinstimmung
zwischen Soll- und Ist-Kohlenstoffprofil sicherzustellen.
[0009] Hierzu kann es ebenfalls von Vorteil sein, die Aufkohlung aus der Diffusionsphase
heraus erneut in die Kohlungsphase zu fahren, sobald die Kohlenstoffverlaufskurve
unter die zusätzliche Zielgröße fällt, wobei bei deren erneutem Erreichen wieder auf
die Diffusionsphase zurückgeschaltet wird. Häufig kann eine mehrmalige zyklische Umschaltung
zwischen Kohlungsphase und Diffusionsphase zu einer kürzeren und genaueren Aufkohlung
führen.
[0010] Gemäß einem bevorzugten Lösungsvorschlag der Erfindung ist die zusätzliche Zielgröße
ein Kohlenstoffgehalt C
V mit Randabstand = x auf der berechneten Kohlenstoffverlaufskurve, der zwischen 15
% und 90 % der Aufkohlungstiefe A
t liegt und bei dessen Erreichen von einem Kohlungspegel an der Rußgrenze, beispielsweise
bei 1,2 Gew. % C, auf die Diffusionsphase mit beispielsweise 0,8 Gew. % C umgeschaltet
wird. Es kann auch zweckmäßig sein, mehrere Kohlenstoffgehalte C
V¹ bis C
Vn mit entsprechenden Randabständen x₁ bis x
n auf der Kohlenstoffverlaufskurve als zusätzliche Zielgröße der Regelung zugrundezulegen,
um eine größere Sicherheit und Genauigkeit zu erzielen.
[0011] Bei diesem Verfahren wird vorzugsweise die erfindungsgemäße C-Profilregelung durchgeführt,
indem die angestrebte Kohlenstoffverlaufskurve rechnerisch definiert wird, die zusätzliche
Zielgröße bzw, Zielgrößen C
V aufgrund von Erfahrungswerten festgelegt wird, die im Prozeßrechner abgelegt sind,
wobei dann in der Kohlungsphase des Aufkohlungsprozesses mit einem möglichst hohen
C-Pegel kurz unterhalb der Rußgrenze der Aufkohlungsprozeß begonnen wird, dabei der
in das Werkstück eindiffundierende Kohlenstoff über die Zunahme des Randkohlenstoffgehalts
C
R durch den Prozeßrechner rechnerisch verfolgt wird und der C-Pegel solange konstantgehalten
wird, solange die errechnete Kohlenstoffverlaufskurve die vorgegebene Zielgröße C
V noch nicht tangiert, daß bei Erreichen der Zielgröße C
V durch die Kohlenstoffverlaufskurve der C-Pegel auf einen Wert herabgesetzt wird,
der dem vorgegebenen Randkohlenstoffgehalt C
R entspricht und daß mit diesem herabgesetzten C-Pegel in der Diffusionsphase der
Kohlungsprozeß solange fortgesetzt wird, bis die gewünschte Aufkohlungstiefe erreicht
ist. Fällt im Rahmen dieses Kohlungsprozesses die ermittelte Kohlenstoffverlaufskurve
in der Diffusionsphase wieder unter den Wert der Zielgröße C
V, wird vorgeschlagen, den C-Pegel wieder auf den Wert der Kohlungsphase anzuheben,
wobei dieser Vorgang der zyklischen Schaltung des C-Pegels zwischen den zwei Zielgrößen
C
R und C
Vsolange forgesetzt wird, bis die vorgegebene Aufkohlungstiefe erreicht ist. Mit diesem
Verfahren ist es möglich, die Kohlenstoffverlaufskurve in einem Punkt immer nahe der
zusätzlichen Zielgröße C
V zu halten, während die Eindringtiefe des Kohlenstoffs immer mehr zunimmt, bis die
vorgegebene Aufkohlungstiefe erreicht ist.
[0012] Zweckmäßigerweise wird die Aufkohlung erst beendet, wenn neben dem Erreichen des
Randkohlenstoffgehalts C
R, der Aufkohlungstiefe A
t und der zusätzlichen Zielgröße C
V auch keine höheren Kohlenstoffgehalte als C
R im Kurvenverlauf zwischen C
R und C
V vorhanden sind. Hierdurch wird ein völlig gerader Kohlenstoffverlauf in der äußersten
Randschicht erzielt und wird auch die kleinste Wölbung der Kohlenstoffverlaufskurve
in diesem Bereich nach oben verhindert.
[0013] Anstelle der Regelung über einen oder mehrere zusätliche Profilpunkte des Kohlenstoffprofils
kann auch derart vorgegangen werden, daß die zusätzliche Zielgröße durch den Vergleich
des Inhalts zweier Flächen F₁ und F₂ bestimmt ist, die durch die Flächen zwischen
dem zum jeweiligen Zeitpunkt erzielten Ist-C-Profil und dem angestrebten Soll-C-Profil
gegeben sind, wobei mit F₁ die Fläche definiert ist, die oberhalb des angestrebten
C-Soll-Profils und mit F₂ die Fläche, die unterhalb des angestrebten C-Soll-Profils
liegt, wobei das Umschalten von der Kohlungsphase in die Diffusionsphase vorgenommen
wird, sobald F₁ ≧ K x F₂ ist, wobei der Faktor K Werte zwischen 1,0 und 1,3 aufweisen
kann.
[0014] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine erhebliche Zeitersparnis im Vergleich
zu bekannten Verfahren zur Gasaufkohlung erreicht und erstmals sichergestellt, daß
die rechnerisch festgelegte Kohlenstoffverlaufskurve durch ein Regelverfahren am Werkstück
eingehalten wird. Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des Gegenstandes der
Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung der zugehörigen Zeichnung,
in der das erfindungsgemäße Verfahren schematisch unter Bezugnahme auf verschiedene
Ausführungsbeispiele dargestellt ist. In der Zeichnung ziegt:
Fig. 1 verschiedene Kohlenstoffverlaufskurven (Kohlenstoffprofile) mit Prozeßführung
nach dem Stand der Technik,
Fig. 2 eine Kohlenstoffverlaufskurve nach der Erfindung mit der Regelgröße CV für Aufkohlungstiefen At < 1,0 mm,
Fig. 3 eine Kohlenstoffverlaufskurve mit der Regelgröße CV für große Aufkohlungstiefen At > 1 mm,
Fig. 4 ein Ausführungsbeispiel für eine erfindungsgemäß durchgeführte Gasaufkohlung
eines Stahles 20 Mn Cr 5,
Fig. 5 eine zu einem weiteren Ausführungsbeispiel gehörende Kohlenstoff-Verteilung,
Fig. 6 eine zu einem dritten Ausführungsbeispiel gehörende Kohlenstoff-Verteilung,
Fig. 7 eine C-Profilregelung über mehrere zusätzliche Zielgrößen und
Fig. 8 eine C-Profilregelung durch Flächenvergleich.
[0015] In Fig. 1 der Zeichnung ist gemäß Stand der Technik verdeutlicht, daß Kohlenstoffprofile
sehr unterschiedliche Formen bei falscher Prozeßführung, insbesondere bei falscher
Wahl der Zykluszeiten von Kohlungs- und Diffusionsphasen bei zweistufigen Aufkohlungs-Behandlungen
annehmen können. Dabei treten Kohlenstoffprofile ähnlich den Verlaufskurven 1 und
3 beim Aufkohlen in nicht geringer Häufigkeit auf. Sie haben zur Folge, daß die Qualität
der Einsatzhärteschicht solcher Teile durch zu hohen Restaustenitgehalt (Kurve 3)
oder Unterhärtung, d.h. zu geringe Härtung (Kurve 1) erheblich gemindert ist. Aus
diesem Grund ist ein S-förmiges Kohlenstoffprofil mit einem möglichst breiten horizontalen
Bereich am Rand, wie ihn die Kohlenstoffverlaufskurve 2 in Fig. 1 der Zeichnung zeigt,
bei der Aufkohlung prozeßtechnisch anzustreben.
[0016] Zur Erreichung dieses Ziels wird als dritte Zielgröße neben dem Randkohlenstoffgehalt
C
R und der Aufkohlungstiefe A
t ein Punkt auf der angestrebten Kohlenstoffverlaufskurve (Kurve 2) ausgewählt, der
zwischen 15 % und 90 % der gewünschten Aufkohlungstiefe A
t liegt und mit C
V bezeichnet ist, wie in Fig. 2 der Zeichnung schematisch dargestellt ist. Dabei verdeutlicht
Fig. 2 im Vergleich zu Fig. 3 die Lage der Zielgröße C
V für kleine Aufkohlungstiefen A
t < 1 mm, während bei schematisch gleichem S-förmigen Verlauf Fig. 3 eine Aufkohlungskurve
mit einer Zielgröße C
V verdeutlicht, die für große Aufkohlungstiefen A
t > 1 mm mit Vorteil angewandt werden kann. In beiden Fällen wird der Aufkohlungsprozeß
mit Hilfe eines Prozeßrechners so gesteuert, daß alle drei Zielgrößen C
R, C
V und A
t und damit der vorgegebene S-förmige C-Verlauf erreicht werden.
[0017] Dazu wird die angestrebte Zielkurve des C-Profils definiert und der zusätzliche Zielpunkt
C
V im genannten Bereich des Profils festgelegt. Die Festlegung des Punktes C
V erfolgt aufgrund von Erfahrungswerten, die geeigneterweise im Prozeßrechner abgelegt
sind. Im Falle der C-pegelgesteuerten Gasaufkohlung erfolgt dann die erste Phase
des Aufkohlungsprozesses auf konventionelle Art durch Einstellung und Regelung eines
möglichst hohen C-Pegels knapp unterhalb der Rußgrenze. Der eindiffundierende Kohlenstoff
wird zusammen mit der Zunahme des Randkohlenstoffgehaltes C
R durch den Prozeßrechner rechnerisch verfolgt und der C-Pegel solange konstantgehalten,
solange die errechnete C-Verlaufskurve den vorgegebenen Zielgrößenwert C
V noch nicht tangiert.
[0018] Bei Erreichen des Zielgrößenwertes C
V durch die errechnete C-Verlaufskurve wird der C-Pegel-Sollwert auf einen Wert herabgesetzt,
der dem vorgegebenen Randkohlenstoffgehalt C
R entspricht und dort geregelt, bis die C-Verlaufskurve wieder unter den Wert der
Zielgröße C
V fällt.
[0019] Ab diesem Moment wird der C-Pegel wieder auf seinen ursprünglichen Sollwert, d.h.
knapp unterhalb der Rußgrenze, angehoben. Dadurch steigt die C-Verlaufskurve wieder
an. Erreicht sie in einem Punkt wieder den Wert der Zielgröße C
V, so wiederholt sich der oben beschriebene Vorgang.
[0020] Durch die zyklische Schaltung des C-Pegels zwischen zwei Sollwerten in dieser Phase
der Behandlung gelingt es, die C-Verlaufskurve immer nahe dem Zielgrößenwert C
V zu halten, während die Eindringtiefe des Kohlenstoffs immer mehr zunimmt, bis die
vorgegebene Aufkohlungstiefe A
t erreicht ist.
[0021] Bei oder kurz vor Erreichen der Aufkohlungstiefe A
t hält der Prozeßrechner den C-Pegel auf dem unteren Sollwert, damit der Randkohlenstoffgehalt
C
R eingestellt wird.
[0022] Um einen völligen horizontalen Kohlenstoffverlauf in der äußersten Randschicht des
Werkstücks zu erzielen, wird dem Prozeßrechner als zusätzliche Bedingung aufgegeben,
die Aufkohlung erst zu beenden, wenn neben dem Erreichen von C
R, A
t und C
V auch keine höheren Kohlenstoffgehalte als C
R im Kurvenverlauf zwischen C
R und C
V vorhanden sind. Diese Zusatzbedingung ist geeignet, auch die kleinste Wölbung der
Kohlenstoffverlaufskurve nach oben zu verhindern.
[0023] Am Beispiel der C-pegelgesteuerten Gasaufkohlung eines Werkstückes aus Stahl 20
Mn Cr 5 sei die erfindungsgemäße C-Profilregelung nachfolgend für drei verschiedene
Aufkohlungstiefen von 0,2 mm, 0,9 mm und 2,0 mm erläutert.
1. Ausführugsbeispiel gemäß Fig. 4:
[0024] Die Figur zeigt den Fall der niedrigen Aufkohlungstiefe von 0,2 mm. Die Kohlungstemperatur
ist mit 900° C und der C-Pegel mit 1,10 % C unterhalb der Rußgrenze zu Beginn des
Prozesses eingestellt. Die vorgegebenen Zielgrößen sind:
a. CR = 0,80 % C
b. At = 0,2 mm bei 0,35 % C
c. S-förmige Kohlenstoffverlaufskurve.
[0025] Zur Durchführung des Gasaufkohlungsverfahrens mit obigen Zielgrößen wird die Lage
des Regelpunktes C
V auf der C-Verlaufskurve mit 0,65 % C bei 0,08 mm Randabstand im Werkstück festgelegt.
Anschließend führt der Prozeßrechner die Aufkohlung bei dem C-Pegel von 1,10 % C solange
durch, bis der errechnete Kohlenstoffverlauf den Punkt C
V erreicht. Es wird dann der C-Pegel auf den Wert 0,8 % C, nämlich der Zielgröße des
Randkohlenstoffgehalts, erniedrigt. Weitere Werte ergeben sich aus der Zeichnung.
[0026] Nach insgesamt 21 min. Behandlung ist der Randkohlenstoffgehalt mit 0,79 % C, die
Aufkohlungstiefe A
t mit 0,20 mm und C
V mit 0,66 % C erreicht.
2. Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 5:
[0027] Die Figur zeigt den Fall der mittleren Aufkohlungstiefe von 0,9 mm. Die vorgegebenen
Zielgrößen sind:
a. CR = 0,80 % C
b. At = 0,90 mm
c. S-förmiges C-Profil.
[0028] Die Kohlungstemperatur wird zu 940° C und der Kohlungs-C-Pegel zu 1,20 % C gewählt.
Die Lage der dritten Zielgröße C
V auf dem angestrebten S-förmigen C-Profil wird mit 0,68 % C bei 0,40 mm vorgegeben.
[0029] Die erfindungsgemäße Prozeßführung erreicht die drei Zielgrößen C
R, A
t, C
V nach einer gesamten Aufkohlungsdauer von genau 188 min.
3. Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 6:
[0030] Die Figur zeigt den Fall der großen Aufkohlungstiefe von 2,0 mm. Die vorgegebenen
Zielgrößen lauten:
a. CR = 0,80 % C
b. At = 2,00 mm
c. S-förmiges C-Profil.
[0031] Die Kohlungstemperatur wird zu 950° C und der Kohlungs-C-Pegel zu 1,20 % C gewählt.
Die Lage der dritten Zielgröße C
V auf dem angestrebten S-förmigen C-Profil wird mit 0,60 % C bei 1,20 mm vorgegeben.
[0032] Die erfindungsgemäße Prozeßführung erreicht diese Werte nach einer gesamten Aufkohlungsdauer
von 847 min. Die Zielgrößen A
t und C
V sind mit 2,01 mm (statt 2,00 mm) und mit 0,62 % C (statt 0,60 % C) leicht überschritten.
Dies kommt daher, daß der Prozeßrechner die Aufkohlung solange weitergeführt hat,
bis zwischen C
R und C
V kein höherer C-Wert als C
R mehr war.
[0033] Fig. 7 der Zeichnung zeigt eine C-Profilregelung über mehrere zusätzliche Zielgrößen
C
V¹, C
V² und C
V³, die auf der Kohlenstoffverlaufskurve liegen. Dabei wird die Steuerung des Aufkohlungsprozesses
wie folgt vorgenommen:
a. Aufkohlen bei hohen Werten CP¹ solange, bis die Zielgröße CV¹ erreicht ist.
b. Absenken des Kohlenstoffpegels von CP¹ auf CP² ungefähr gleich CR + 1/2 x (CP¹ - CR), d.h. auf einen Wert, der > CR ist und < CP¹ ist und Aufkohlen solange, bis die zusätzliche Zielgröße CV² erreicht ist.
c. Absenken des Kohlenstoffpegels von CP² auf CP³ = CR und Aufkohlen, bis die zusätzliche Zielgröße CV³ erreicht ist, womit gleichzeitig auch die Aufkohlungstiefe At eingestellt ist.
d. Fällt das C-Profil vorher unter eine der Zielgrößen CV¹ und CV² wird der Kohlenstoffpegel CP noch einmal auf das nächsthöhere Niveau heraufgesetzt, z.B. von CP³ auf CP² (oder von CP² auf CP¹), je nachdem welches CV als zusätzliche Zielgröße unterschritten wurde. Auf diesem CP-Wert wird solange gehalten, bis das vorher unterschrittene CV wieder überschritten ist. Anschließend wird die Aufkohlung nach obiger Anweisung
fortgesetzt, bis die Endwerte erreicht sind.
[0034] Fig. 8 der Zeichnung zeigt eine C-Profilregelung durch Flächenvergleich. Dabei wird
die Kohlung bei hohem C-Pegel in der Kohlungsphase durchgeführt bis die Fläche F₁
≧ K x F₂ ist, wobei die K-Werte zwischen 1,0 und 1,3 liegen können. Es erfolgt dann
das Umschalten auf die Diffusionsphase mit abgesenktem Kohlenstoffpegel C
P (z. B.: C
P = C
R). DIe Diffusionsphase wird durchgeführt bis F₁ = 0 und F₂ = 0 eingestellt sind. Dies
wird durch den Prozeßrechner ermittelt.
[0035] Wird F₁ = 0, ohne daß F₂ ungefähr gleich 0 ist, d.h. wenn F₂ noch deutlich > 0 ist,
dann soll der Kohlenstoffpegel C
P noch einmal etwas erhöht werden, womit auch F₁ wieder > 0 wird. Die Kohlung bei hohem
C-Pegel wird dann gemäß Aufangsphase fortgesetzt.
[0036] Wird dagegen F₂ = 0, ohne daß F₁ bereits ungefähr gleich 0 ist, d.h. wenn F₁ noch
deutlich > 0 ist, dann wird noch solange in der Diffusionsphase weiter gearbeitet,
bis F₁ ungefähr gleich 0 eingestellt ist.
[0037] Mit den beschriebenen 2-stufigen Prozeßführungen, bestehend aus Kohlungsphase und
Diffusionsphase ist es über die zusätzliche Zielgröße möglich, das optimale Verhältnis
von Kohlungsdauer zu Diffusionsdauer zu erhalten oder im Kohlungsprozeß zu korrigieren,
damit als Endresultat der gewünschte Randkohlenstoffgehalt bei der vorgegebenen Einsatzhärtetiefe
erreicht wird, wobei die Kohlenstoffverlaufskurve einen horizontalen Randverlauf aufweist.
1. Verfahren zur Gasaufkohlung von Stahl, bei dem das aufzukohlende Werkstück in
einer kohlenstoffreichen Gasatmosphäre in einer ersten Kohlungsphase einem möglichst
hohen C-Angebot an der Rußgrenze ausgesetzt wird und bei dem in einer sich anschließenden
Diffusionsphase ein demgegenüber abgesenktes, dem angestrebten Randkohlenstoffgehalt
entsprechendes C-Angebot eingestellt wird, wobei die Aufkohlung über die beiden Zielgrößen
Randkohlenstoffgehalt CR und Aufkohlungstiefe At geregelt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zusätzlich zu den Zielgrößen Randkohlenstoffgehalt CR und Aufkohlungstiefe At der Regelung der Aufkohlung zumindest eine weitere, für die Kohlenstoffverlaufskurve
charakteristische Zielgröße vorgegeben wird, bei deren Erreichen der für die Kohlungsphase
kennzeichnende Kohlenstoffpegel abgesenkt und die Diffusionsphase eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere, vorzugsweise drei,
für die Kohlenstoffverlaufskurve charakteristische Zielgrößen der Regelung zusätzlich
vorgegeben werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, d daß die Aufkohlung aus
der Diffusionsphase heraus erneut in die Kohlungsphase gefahren wird, sobald die Kohlenstoffverlaufskurve
unter die zusätzliche Zielgröße fällt, wobei bei deren erneutem Erreichen wieder auf
die Diffusionsphase zurückgeschaltet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch eine mehrmalige zyklische Umschaltung
zwischen Kohlungsphase und Diffusionsphase.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zusätzliche
Zielgröße ein Kohlenstoffgehalt CV mit Randabstand x auf der berechneten Kohlenstoffverlaufskurve ist, der zwischen
15 % und 90 % der Aufkohlungstiefe At liegt und bei dessen Erreichen von einem Kohlungspegel an der Rußgrenze, beispielsweise
bei 1,2 Gew. % C, auf die Diffusionsphase mit beispielsweise 0,8 Gew. % C umgeschaltet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Kohlenstoffgehalte
CV¹ bis CVn mit entsprechenden Randabständen x₁ bis xn auf der Kohlenstoffverlaufskurve als zusätzliche Zielgröße der Regelung zugrundegelegt
werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die angestrebte Kohlenstoffverlaufskurve
rechnerisch definiert wird, die zusätzliche Zielgröße bzw. Zielgrößen CV aufgrund von Erfahrungswerten festgelegt wird, die im Prozeßrechner abgelegt sind,
wobei dann in der Kohlungsphase des Aufkohlungsprozesses mit einem möglichst hohen
C-Pegel kurz unterhalb der Rußgrenze der Aufkohlungsprozeß begonnen wird, dabei der
in das Werkstück eindiffundierende Kohlenstoff über die Zunahme des Randkohlenstoffgehalts
CR durch den Prozeßrechner rechnerisch verfolgt wird und der C-Pegel konstantgehalten
wird, solange die errechnete Kohlenstoffverlaufskurve die vorgegebene Zielgröße CV noch nicht tangiert, daß bei Erreichen der Zielgröße CV durch die Kohlenstoffverlaufskurve der C-Pegel auf einen Wert herabgesetzt wird,
der dem vorgegebenen Randkohlen stoffgehalt CR entspricht und daß mit diesem herabgesetzten C-Pegel in der Diffusionsphase der Kohlungsprozeß
solange fortgesetzt wird, bis die gewünschte Aufkohlungstiefe erreicht ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Fallen der Kohlenstoffverlaufskurve
in der Diffusionsphase unter den Wert der Zielgröße CV der C-Pegel wieder auf den Wert der Kohlungsphase angehoben wird, wobei dieser Vorgang
der zyklischen Schaltung des C-Pegels zwischen den zwei Zielgrößen CR und CV solange fortgesetzt wird, bis die vorgegebene Aufkohlungstiefe At erreicht ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zusätzliche
Zielgröße durch den Vergleich des Inhalts zweier Flächen F₁ und F₂ bestimmt wird,
die durch die Flächen zwischen dem zum jeweiligen Zeitpunkt erzielten Ist-C-Profil
und dem angestrebten Soll-C-Profil gegeben sind, wobei mit F₁ die Fläche definiert
ist, die oberhalb des angestrebten C-Soll-Profils und mit F₂ die Fläche, die unterhalb
des angestrebten C-Soll-Profils liegt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufkohlung
erst beendet wird, wenn neben dem Erreichen von CR, At und CV keine höheren Kohlenstoffgehalte als CR in der Kohlenstoffverlaufskurve zwischen CR und CV vorhanden sind, insbesondere die Abbruchbedingung % CR ≧ % Cx₁ ≧ % Cx₂ ... ≧ % CV gegeben ist.