[0001] Die Erfindung betrifft eine Rundlauf-Tablettiermaschine mit einer in einem Gehäuse
drehbar gelagerten und mit einer Antriebswelle verbundenen Matrizenscheibe, in der
Oberund Unterstempel geführt sind, deren Stellung beim Umlauf der Matrizenscheibe
durch ortsfeste Kurven gesteuert wird, die mit Haltern versehen sind.
[0002] Für eine wirtschaftliche Nutzung von Tablettenpressen ist es notwendig, daß die
Zeiten sowohl für die Umrüstung einer Maschine zur nachfolgenden Herstellung einer
anderen Tablettensorte wie auch für die Reinigung von einzelnen Maschinenteilen anläßlich
einer Umstellung auf ein anderes Tablettenmaterial möglichst kurz sind im Verhältnis
zu der Zeit des Betriebes der Tablettenpresse bzw. der Produktionszeit. Allgemein
erschien es deshalb bisher zweckmäßig, Tabletten einer bestimmten Sorte über einen
längeren Zeitraum wie beispielsweise über fünf Tage hinweg zu produzieren und danach
die Maschine über mehrere Stunden hinweg unter Ausfall der Produktion zu reinigen
für eine nachfolgende Verarbeitung eines anderen Tablettenmaterials oder auch eine
zusätzliche Umrüstung für die nachfolgende Herstellung größerer oder kleinerer Tabletten
unter anderen Press drücken.
[0003] Ein steigendes Leistungsvermögen von Tablettenpressen, das Bedürfnis nach möglichst
kleiner Lagerhalterung von Pressmaterial sowie steigende Anforderungen an den Reinheitsgrad
von Tabletten durch die Arzneimittelgesetzgebung führen jedoch allmählich zu ständig
kleiner werdenden Chargengrößen, d.h. Zeiten, innerhalb derer Tabletten einer Sorte
hergestellt werden.
[0004] Um den Zeitaufwand gering zu halten, der notwendig ist für ein Umrüsten der Maschine
beispielsweise durch eine andere Stempelteilung oder nur andere Stempeldrücke und
der notwendig ist für eine Reinigung von Einzelteilen anläßlich eines Wechsels des
zu verpressenden Tablettenmaterials sind viele Überlegungen angestellt worden wie
ein Teilaustausch der Maschine vereinfacht werden kann. Daraus ergab sich eine bekannte
Lösung, nach welcher der Rotor bzw. die Matrizenscheibe verhältnismäßig einfach austauschbar
ist. Ein Austausch der Matrizenscheibe ist bei dieser Lösung jedoch erst nach einer
vorausgehenden Demontage der einzelnen Stempel und ihrer Kurvenführungen möglich.
Ein nennenswerter Zeitgewinn, welcher den effektiven Produktionszeiten zugute käme,
läßt sich demzufolge nicht erreichen.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, durch eine neuartige Gestaltung der Tablettiermaschine
das Verhältnis zwischen den Produktionszeiten und den Stillstandszeiten wegen einer
Umrüstung und Reinigung der Maschinenteile wesentlich zu verbessern. Gemäß der Erfindung
ist dafür vorgesehen, daß die Halter der Kurven durch lösbare Verbindungsmittel mit
ortsfesten Maschinenteilen oder Gehäuseteilen und durch Mitnehmer mit der Matrizenscheibe
derart verbunden sind, daß nach einem Lösen der Verbindungsmittel die Matrizenscheibe
zusammen mit den Ober- und Unterstempeln und den Kurven von der Antriebswelle abzuheben
ist. Dadurch ist der Rotor komplett mit den Stempeln und Kurven außerhalb der Presse
auszurüsten und zu reinigen bzw. umzurüsten, während die Presse benutzt werden kann
durch Ausnutzung eines gleichartigen oder gleichen Bausatzes, der vor der Entnahme
des ersten Bausatzes bereits gereinigt und auf die neue Produktion eingerüstet wurde.
Das hat mit anderen Worten zum Vorteil, daß der größte Anteil der notwendigen Reinigungs-
und Aufrüstungsarbeiten neben der Produktion, d.h. während dieser durchzuführen
ist, so daß die Rüstzeit und Zeit der Reinigung mit in die Fertigungszeit verlegt
wird.
[0006] Durch die erfindungsgemäße Gestaltung und das erfindungsgemäße Verfahren werden
die Stillstandszeiten der Pressen beim Umrüsten erheblich reduziert und die Flexibilität
des Einsatzes der Pressen durch die Verwendung von Matrizenscheiben mit unterschiedlicher
Teilung zusätzlich erhöht.
[0007] Als Verbindungsmittel für die rotierende Matrizenscheibe, die feststehenden Kurven,
die Antriebswelle und die restlichen Teile der Maschine, d.h. insbe sondere das Gehäuse,
können einfache Schrauben vorgesehen werden, von denen nur wenige gelöst und wieder
angezogen zu werden brauchen, um einen Austausch des gesamten Bausatzes zu bewirken.
Anstelle von Schrauben können jedoch auch Klemmverbindungen oder Rastmittel bekannter
Art Anwendung finden, so daß die Möglichkeit gegeben ist, den Austausch bzw. das Lösen
und das Entnehmen eines Bausatzes, der im wesentlichen aus der Matrizenscheibe, den
Stempeln und den Kurven besteht, vollautomatisch durchzuführen, wenn ein Anlaß gegeben
ist. Ein derartiges automatisches Befestigen und Lösen der Baueinheit kann beispielsweise
durch lineare Antriebe und Spannpratzen erfolgen. Dazu kann für die Entnahme und den
Transport der Baueinheit ein Tragarm am Gehäuse der Tablettiermaschine angeordnet
sein, welcher nach dem Lösen der Verbindungsmittel die Baueinheit erfaßt, aus der
Maschine heraushebt und versetzt, um eine andere Baueinheit einzusetzen.
[0008] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung eines
Ausführungsbeispieles, in der auf eine Zeichnung Bezug genommen ist. In der Zeichnung
zeigen:
Figur 1: eine Tablettiermaschine im Vertikalschnitt;
Figur 2: eine Draufsicht auf die Tablettiermaschine mit Tragarm;
[0009] Die in der Zeichnung dargestellte Rundläufer-Tablettiermaschine besitzt eine drehbeweglich
gelagerte Matrizenscheibe 6, die mit einer Vielzahl von Matrizen 11 versehen ist,
welche gleichmäßig über den Umfang verteilt angeordnet sind. In diesen Matrizen erfolgt
das Zusammenpressen von Tablettenmaterial zur Herstellung der Tabletten durch Unterstempel
7 und Oberstempel 8, welche verstellbar in zugehörigen Bohrungen der Matrizenscheibe
gehalten sind. Die Zustellung der Unterstempel 7 erfolgt durch eine schienenartig
ausgebildete Steuerkurve 9 mit Steuerschlitzen 50 und die Zustellung der Oberstempel
8 durch eine Steuerkurve 10 mit einem Schlitz 50.
[0010] Die Matrizenscheibe 6 ist in einem feststehenden Gehäuse 4 gelagert. Für ihren Antrieb
ist eine Antriebswelle 1 vorgesehen, die durch Lager 2 und 3 im Gehäuse 4 drehbeweglich
gehalten ist. Diese An triebswelle 1 ist durch Mitnehmer 5 mit der Matrizenscheibe
6 verbunden, die in der Art einer Passfeder ausgebildet sind. Für das Verspannen
der Matrizenscheibe 6 mit der Antriebswelle 1 ist eine Spannschraube 30 vorgesehen,
die sich von oben her durch die Matrizenscheibe 6 hindurch unten in die Welle 1 erstreckt,
mit der sie durch ein Gewinde 31 verbunden ist. Der Kopf der Schraube 30 stützt sich
auf einer Spannhülse 87 ab, die mit der Matrizenscheibe 6 verschraubt ist.
[0011] Wenn beim Betrieb der Maschine die Matrizenscheibe 6 umläuft und mit ihr auch die
Unter- und Oberstempel 7 und 8 um die Achse der Antriebswelle 1 herum, so gelangen
die Stempeln an die in Figur 1 auf der rechten Seite wiedergegebene Pressstation 96,
an der sie durch eine untere Druckrolle 20 und eine obere Druckrolle 21 in die Stellung
versetzt sind, in der eine einzelne Tablette innerhalb der Presskammer 80 fertiggepreßt
wird.
[0012] Während des Umlaufes der Matrizenscheibe und der Stempel verbleiben die Kurven 9
und 10 feststehend in ihrer Stellung.
[0013] Die Kurve 9 ist dafür durch eine Schraube 84 mit einem Kurvenhalter 14 verbunden,
der mittels Schrauben 40 ortsfest, jedoch lösbar, mit dem Maschinengehäuse 4 verbunden
ist. In gleicher Weise ist die Kurve 10 für die Steuerung der Oberstempel 8 mit einem
Kurvenhalter 15 durch Schrauben 84 verbunden. Diese Kurvenhalter 15 ist ebenfalls
mit dem feststehenden Maschinengehäuse 4 durch Schrauben 40 verbunden, die in Figur
1 nicht sichtbar sind, weil sie in der Ebene liegen, die als Schnittebene senkrecht
zu der Zeichenebene steht. Dafür ist der Zylinder 42 durch Schrauben 40 lösbar mit
den feststehenden Gehäuse verbunden.
[0014] Die Halterungen 14 und 15 für die mit ihnen verbundenen Steuerkurven 9 und 10 weisen
Bohrungen 18 auf, in denen sich Stifte 12 befinden, die sich in Ringnuten 19 der
Matrizenscheibe 6 erstrecken. Diese Anordnung erlaubt es, die Matrizenscheibe 6 zusammen
mit dem Unterstempel 7 sowie dem Oberstempel 8 und den Steuerkurven 9 und 10 als eine
gemeinsame Baueinheit von der Antriebswelle 1 abzuheben und sie gegen eine gleichartige
Baueinheit auszutauschen. Dafür sind lediglich die Spannschraube 30 und die Halteschrauben
40 für die untere Steuerkurve 9 sowie in der Zeichnung nicht wiedergegebenen Halteschrauben
40 für die obere Steuerkurve 10 zu lösen. Wird anschließend die gesamte Baueinheit
beispielsweise mit einem Tragarm 90, der mit einem gabelförmigen Ansatz 88 unter den
Kragen 89 der Spannschrauben 87 faßt, angehoben, so erfolgt neben der Mitnahme der
Matrizenscheibe 6 durch die als Mitnehmer wirksamen Stifte 12 auch eine Mitnahme der
Kurven 9 und 10 und damit der Stempel 7 und 8.
[0015] Um eine solche Anhebung auch zu ermöglichen, wenn sich ein Oberstempel 8 entsprechend
der Figur 1 unter der Oberen Druckrolle 21 befindet, wird die Welle 22 dieser Druckrolle
vorzugsweise höhenverstellbar angeordnet, so daß zunächst einmal die Druckrolle 21
geringfügig angehoben wird, soweit, bis die Baueinheit geringfügig angehoben und danach
seitlich ausgeschwenkt werden kann. Bei diesem Anheben ist jedoch zu vermeiden, daß
die sich im Bereich der Druckstation 96 befindlichen und dort nicht durch die Kurven
9 und 10 gehaltenen Stempel aus der Matrizenscheibe herausfallen. Deshalb sind in
diesem Bereich Träger 60 und 61 für die Halterung der Köpfe des Unterstempels 7 und
Oberstempels 8 vorgesehen.
[0016] Der Figur 2 ist zu entnehmen, daß der für den Transport der vollständigen Baueinheit
vorgesehene schwenkbare Tragarm teleskopartig ausgebildet ist, um die Baueinheit gradlinig
beim Schwenken um die Achse 98 versetzen zu können. Anstelle eines solchen Tragarmes
sind jedoch auch selbstverständlich andere Konstruktionen möglich, wie beispielsweise
Schienen oder überhaupt Einrichtungen, die automatisch zu bedienen sind.
1. Rundlauf-Tablettiermaschine mit einer in einem Gehäuse drehbar gelagerten und
mit einer Antriebswelle verbundenen Matrizenscheibe, in der Ober- und Unterstempel
geführt sind, deren Stellung beim Umlauf der Matrizenscheibe durch Ortsfeste Kurven
gesteuert wird, die mit Haltern versehen sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Halter
(14, 15) durch lösbare Verbindungsmittel (40) mit ortsfesten Gehäuseteilen (4) und
durch Mitnehmer (12) mit der Matrizenscheibe derart verbunden sind, daß nach einem
Lösen der Verbindungsmittel (40) die Matrizenhscheibe (6) zusammen mit den Oberund
Unterstempeln (7, 8) und den Kurven (9, 10) von der Antriebswelle (1) abzuheben ist.
2. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsmittel
Schrauben (40) sind.
3. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsmittel
Klemmverbindungen oder Rastmittel sind.
4. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsmittel
automatisch zu lösen sind.
5. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mitnehmer
Stifte (12) sind, die in Ringnuten (19) der Matrizenscheibe (6) eingreifen.
6. Tablettiermaschine nach Anspuch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kurven (9,
10) durch Schrauben (84) mit den Haltern (14, 15) verbunden sind.
7. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kurvenhalter
(9, 10) zwischen den Druckrollen (20, 21) Träger (60, 61) für die Stempel (7, 8)
tragen.
8. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die obere Druckrolle
(21) höhenverstellbar gelagert ist.
9. Tablettiermaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrizenscheibe
(6) einen Ansatz (88) für die Aufnahme eines Tragarmes (90) trägt.
10. Verfahren zum Reinigen und Umrüsten einer Rundlauf-Tablettiermaschine mit einer
angetriebenen Matrizenscheibe, in der Stempel geführt sind, sowie mit Kurven für
die Führung der Stempel, dadurch gekennzeichnet, daß nach einem Produktionsvorgang
die Matrizenscheibe (6) gemeinsam mit den Stempeln (7, 8) und Kurven (9, 10) als ein
Bausatz der Tablettiermaschine entnommen und gegen einen gleichen oder gleichartigen
Bausatz mit gereinigten Bauteilen ausgetauscht wird, der als eine Baueinheit auf
die Antriebswelle (1) aufgesetzt und mit dieser sowie mit feststehenden Teilen der
Maschine verbunden wird, um die Produktion fortzusetzen während der Reinigung des
ersten Bausatzes.