[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vorbereitung von Werkstücken aus Titan oder
Titanlegierungen für Gleitvorgänge sowie dessen Anwendung zur Vorbereitung der Werkstücke
für die Kaltumformung.
[0002] Bei der Kaltumformung von Metallen ist es unabdingbar, mit Hilfe von Schmiermitteln
Schmierschichten zu erzeugen, um ein Anfressen, d.h. einen direkten Kontakt zwischen
Werkstück und Werkzeug bei der Kaltumformung, zu vermeiden. Beispielsweise werden
im Falle der Kaltumformung von Stahl bei relativ geringen Umformungsgraden ölhaltige
Hochdruckschmiermittel, bei stärkeren Umformungsgraden auf Phosphat- oder Oxalatüberzüge
aufgebrachte Seifen oder feste Schmiermittel eingesetzt.
[0003] Ähnlich wie bei Stahl werden auch Titan oder Titanlegierungen in unterschiedlichen
Verfahren der Kaltumformung, wie Rohrzug, Drahtzug, Kaltfließpressen, Kaltwalzen von
Blech, unterworfen. Im Unterschied zu Stahl neigen jedoch Titan und Titanlegierungen
in weit stärkerem Maße zum Anfressen, da deren chemische Beständigkeit größer ist
und demzufolge geeignete Schmiermittelträgerschichten nur mit Schwierigkeiten aufbringbar
sind. Daher ist der gegenwärtige Stand, beim Rohrzug Schmieröl auf Glühzunder oder
auf einen Harzüberzug als Schmiermittelträger aufzubringen. Soweit Konversionsüberzüge
betroffen sind, beschränken sich die Untersuchungen auf Fluoridüberzüge.
[0004] Beim Kaltwalzen von Blech aus Titan oder Titanlegierungen können wegen der Neigung
zum Anfressen und wegen der größeren Metallhärte Walzen mit großem Durchmesser nicht
verwendet werden. Daher sind mit Walzen geringeren Durchmessers ausgestattete Sendzimir-Walzwerke
wie zum Walzen von Edelstahl gebräuchlich. Als Schmiermittel dienen dabei üblicherweise
solche auf Mineralölbasis.
[0005] Im Zusammenhang mit dem Kaltfließpressen sind zahlreiche Versuche zur Ermittlung
geeigneter Schmierschichten unternommen worden, ohne jedoch bislang eine für den praktischen
Gebrauch geeignete Lösung gefunden zu haben.
[0006] Abgesehen davon, daß z.B. für den Rohrzug brauchbare Schmierschichten allenfalls
mit Glühzunder oder einem Harzüberzug als Schmiermittelträger erhältlich sind, resultiert
das nächste Problem aus der Notwendigkeit, den nach dem Umformvorgang verbliebenen
Schmierschichtrest zu entfernen. Im konkreten Fall gestaltet sich dies sehr arbeitsintensiv.
[0007] Die Erzeugung von Schmierschichten mit einer Schmiermittelträgerschicht auf Fluoridbasis
und anschließende Beseifung ergeben zwar gute Schmiereigenschaften, jedoch ist die
Standzeit der Behandlungsbäder zur Aufbringung des Fluoridüberzuges äußerst kurz.
Es ist daher sehr schwierig, eine gleichmäßige Überzugsausbildung über einen längeren
Zeitraum sicherzustellen. Bei Titanlegierungen, insbesondere solchen höherer Korrosionsbeständigkeit,
ist die Ausbildung eines Fluoridüberzuges nicht möglich.
[0008] Beim Kaltwalzen von Titan oder Titanlegierungen selbst mit einem Sendzimir-Walzwerk
erfolgt ein Anfressen sehr leicht, so daß eine Querschnittsreduktion von nur unter
15 % pro Stich möglich ist. Die Durchsatzleistung ist entsprechend gering. Auch die
Erzeugung einer dünnen Oxidschicht durch Erhitzen des Werkstückes hat insoweit keine
Verbesserung gebracht. Zwar ist auch in diesem Fall die Aufbringung eines Fluoridüberzuges
von Vorteil, jedoch gelten die hierzu zuvor gemachten Bemerkungen in gleicher Weise.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Vorbereitung von Werkstücken aus
Titan oder Titanlegierungen für Gleitvorgänge bereitzustellen, daß die bekannten,
insbesondere vorgenannten Nachteile nicht aufweist, die insbesondere Kaltumformung
ohne Anfressen selbst bei hoher Querschnittsreduktion ermöglicht und über lange Zeit
von gleichbleibender Qualität ist.
[0010] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der Eingangs genannten Art entsprechend
der Erfindung derart ausgestaltet wird, daß man die Werkstücke in eine wäßrige, saure
Zinkphosphat enthaltende Phosphatierungslösung taucht und auf deren Oberfläche durch
kathodische Elektroylse einen Zinkphosphatüberzug erzeugt.
[0011] Die innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens einzusetzende saure Zinkphosphatlösung
enthält als Hauptbestandteil primäres Zinkphosphat. Der Zinkgehalt liegt im Bereich
von 1 bis 50 g/l, vorzugsweise im Bereich von 5 bis 20 g/l. Der Phosphatgehalt beträgt
in der Regel 3 bis 140 g pro Liter (ber. als PO₄) vorzugsweise 10 bis 60 g pro Liter.
Ein Zusatz von von Zink verschiedenen Ionen, wie Kalzium, Mangan oder Eisen ist möglich
und erlaubt Phosphatüberzüge von modifizierter Form zu erhalten.
[0012] Die Phosphatierungslösung enthält üblicherweise Oxidationsmittel, die organischer
oder anorganischer Art sein können. Beispiele hierfür sind Nitrat, Nitrit, Wasserstoffperoxid,
Nitrobenzolsulfonat und para-Nitrophenol-Verbindungen.
[0013] Der pH-Wert der Phosphatierungslösung ist in der Regel im Bereich von 0 bis 5, vorzugsweise
im Bereich von 1,5 bis 3,5. Er kann z.B. mit Hilfe von Natronlauge oder Natriumkarbonat
eingestellt werden.
[0014] Die Phosphatierungslösung wird im allgemeinen bei einer Temperatur von 30 bis 80°C,
vorzugsweise von 40 bis 60°C eingesetzt. Bei der kathodischen Elektrolyse wird das
Werkstück als Kathode geschaltet, während z.B. eine Zinkplatte als Anode dient. Weitere
geeignete Anodenmaterialien sind Graphit, Platinbleche, Edelstahlbleche und dergleichen.
[0015] Bei der Elektrolyse sollten die Bedingungen hinsichtlich Elektrodenabstand, Stromdichte
und Behandlungsdauer derart gewählt werden, daß die geforderten Überzugseigenschaften
erhalten werden. Der Elektrodenabstand beträgt etwa 5 bis 30 cm, die Stromdichte 0,2
bis 30 A/dm², vorzugsweise 0,5 bis 5 A/dm², und die Elektrolysedauer 10 sec bis 5
min. Eine übermäßig hohe Stromdichte und übermäßig lange Elektrolysedauer kann zu
einer Schwarzfärbung des erzeugten Überzuges oder verminderter Haftung des Überzuges
führen.
[0016] Der Zinkphosphatüberzug, der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhalten wird,
weist in der Regel ein Schichtgewicht von 2 bis 20 g/m² auf. Auf ihn werden an sich
bekannte Schmiermittel, wie Natriumseife von Fettsäuren, Mineralöl und festen Schmiermitteln,
aufgebracht.
[0017] Entsprechend einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung behandelt man die Werkstücke
vor dem Eintauchen in die Phosphatierungslösung mit einem wäßrigen Konditionierungsmittel
auf Basis einer kolloidalen Titanverbindung vor.
[0018] Als wäßrige Konditionierungslösung dienen die für die Phosphatierung von Metalloberflächen
an sich bekannten Konditionierungsmittel. Sie enthalten im allgemeinen 10 bis 200
ppm Titan, 200 bis 3000 ppm Phosphat, 30 bis 600 ppm Pyrophosphat und besitzen einen
pH-Wert von 7,5 bis 9,5. Als Quellen für die einzelnen Komponenten können Titansulfat,
Titanylsulfat oder Titanoxid, bzw. Phosphorsäure oder Alkali- oder Ammonphosphat bzw.
Alkali- oder Ammoniumpyrophosphat dienen. Die Herstellung des Aktivierungsmittels
geschieht auf einfache Weise durch Vermischen der oben genannten Stoffe mit Wasser.
Anschließend wird das Wasser entfernt und der Rückstand homogen mit Natriumkarbonat
und dergleichen vermischt, so daß ein Feststoff resultiert, der - wenn in Wasser mit
den oben genannten Mengenangaben gelöst - zum vorgeschriebenen pH-Wert führt. Die
Aufgabe des Konditionierungsmittels besteht darin, auf den Oberflächen des Titans
bzw. der Titanlegierungen haftfeste kolloidale Titanverbindungen aufzubringen, die
die Schichtausbildung und die Schichtqualität bei der anschließenden Überzugsausbildung
verbessern. Demzufolge führen geringere Titankonzentrationen als die vorstehend angegebenen
zu einer schlechteren Überzugsausbildung. Höhere Titankonzentrationen bewirken keinen
zusätzlichen Effekt. In ähnlicher Weise wirken sich abweichende Konzentration von
Phosphat und Pyrophosphat aus.
[0019] Was den pH-Wert der wäßrigen Konditionierungslösung anlangt, so wird bei niedrigeren
Werten als den genannten die nachfolgende Überzugsausbildung behindert. Dasselbe ist
der Fall, wenn der pH-Wert höher ist.
[0020] Nach der Behandlung im wäßrigen Konditionierungsmittel werden die Werkstücke in die
wäßrige Zinkphosphatlösung für die kathodische Elektrolyse eingetaucht. Die Bedingungen
hinsichtlich der Zinkphosphatlösung und der kathodischen Elektrolyse sind die gleichen
wie vorstehend erwähnt. Auch finden die bereits oben genannten an sich bekannten Schmiermittel
Anwendung.
[0021] Zum Schichtbildungsmechanismus ist folgendes anzumerken:
[0022] Im Falle der Behandlung von Stahl kann auf dem Werkstück ein Zinkphosphatüberzug
durch Tauchen in eine saure Zinkphosphatlösung in einfachster Weise erhalten werden,
wohingegen im Falle der Behandlung des Titans oder der Titanlegierungen, die mit einem
dichten Oxidüberzug auf der Oberfläche behaftet sind, die Beizreaktion durch Phosphorsäure
nicht stattfindet und demzufolge ein Phosphatüberzug nur schwer gebildet wird.
[0023] Die Reaktion in saurer Zinkphosphatlösung läßt sich durch die folgenden Beziehungen
ausdrücken:
Me + 2H⁺ → Me²⁺ + H₂ ↑ (1)
Me = Metall
3 Zn(H₂PO₄)₂ → Zn₃(PO₄)₂ + 4 H₃PO₄ (2)
[0024] Wenn die Reaktion (1) stattfindet und sich demzufolge der pH-Wert in unmittelbarer
Nähe der Metalloberfläche erhöht, findet die Reaktion (2) statt und tertiäres Metallphosphat
scheidet sich ab unter Ausbildung eines Überzuges. Ohne Ablauf der Reaktion gemäß
(1) kann eine Überzugsausbildung nicht erfolgen.
[0025] Im falle der Behandlung von Titan oder Titanlegierungen findet die Reaktion (1) nicht
statt und demzufolge erfolgt keine Überzugsausbildung. Bei der Anwendung der kathodischen
Elektrolyse läuft analog der Beziehung (1) eine Reaktion entsprechend
2H⁺ + 2e → H₂ ↑ (3)
ab.
[0026] Diese Reaktion erhöht ebenfalls den pH-Wert in der Nähe der Metalloberfläche, so
daß die Reaktion entsprechend der Beziehung (2) stattfinden kann. Das bedeutet also,
daß ohne einen Beizangriff Titan oder Titanlegierungen einen Zinkphosphatüberzug erhalten
können. Weiterhin ist infolge der Anwesenheit von Zinkionen in der Behandlungslösung
eine Abscheidung von metallischem Zink als Folge der kathodischen Elektrolyse feststellbar.
[0027] Bei Ausgestaltung der Erfindung mit Konditionierung der Werkstücke in einer kolloidale
Titanverbindung enthaltenden Lösung werden an der Metalloberfläche anhaftende Partikel
aus Titanverbindung erhalten, die die Rolle eines Kristallkeimes spielen und ein einfaches
Aufwachsen der Zinkphosphatkristalle aus der wäßrigen Zinkphosphatlösung gestatten.
Infolge der großen Zahl von Kristallkeimen ist der gebildete Phosphatüberzug dünn
und feinkörnig sowie von guter Haftung. Im Unterschied hierzu ist ohne eine Vorbehandlung
durch ein Konditionierungsmittel die Zinkphosphatabscheidung an kathodischen Bereichen
der Metalloberfläche begünstigt. Dann spielen die zunächst abgeschiedenen Phosphatkristalle
die Rolle eines Kristallkeimes für die weitere Schichtausbildung. Hierbei werden jedoch
in der Regel wegen einer nur geringen Zahl von Kristallkeimen die gebildeten Überzüge
dick und von poröser Beschaffenheit.
[0028] Im Falle der Behandlung von Titan oder Titanlegierungen durch kathodische Elektrolyse
mit Hilfe von Zinkphosphatlösungen findet der bei Stahl übliche Beizangriff nicht
statt. Deshalb wird nahezu kein Metall aus der behandelten Metalloberfläche gelöst
und in die Lösung überführt. Das führt zu dem Vorteil, daß die Phosphatierungslösung
praktisch keine Alterung erfährt, noch eine Schlammbildung auftritt, so daß die Überwachung
der Phosphatierungslösung in einfachster Weise erfolgen kann.
[0029] Die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens erzeugten Zinkphosphatschichten werden
mit einem an sich bekannten Schmiermittel nachbehandelt, so daß die Werkstücke für
einen anschließenden Gleitvorgang hervorragende Eigenschaften besitzt. Die Schmierschicht
kann über einen langen Zeitraum gleichmäßig ausgeführt werden, ohne daß es z.B. bei
der anschließenden Kaltverformung zum Anfressen kommt.
[0030] Die Tatsache, daß durch die elektrophoretische Abscheidung von Zinkphosphat keine
Metallionen aus der behandelten Metalloberfläche in die Lösung gelangen, hat den Vorzug,
daß die Standzeit der Phosphatierungslösung sehr groß ist und eine Schlammbildung
unterdrückt wird. Dadurch ist eine einfache Überwachung der Behandlungslösung möglich.
[0031] Das erfindungsgemäße Verfahren ist für die Behandlung aller Werkstücke, die zumindest
vorübergehend irgendwelchen Gleitvorgängen ausgesetzt sind, bestimmt. Hierbei handelt
es sich insbesondere um Getriebeteile, Lager und dergleichen, aber auch um z.B. der
Befestigung dienende Gegenstände, wie Bolzen, Schraubgewinde und dergleichen. Die
größte Bedeutung des Verfahrens liegt jedoch in seiner Anwendung zur Vorbereitung
von Werkstücken für die Kaltumformung.
[0032] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele und Vergleichsbeispiele näher und
beispielsweise erläutert.
Beispiel 1
[0033] Gereinigte Bleche aus reinem Titan (JIS grade 1) mit den Abmessungen 100 x 50 x 0,8
mm wurden mit einer Phosphatierungslösung der nachfolgenden Beschaffenheit elektrolytisch
phosphatiert:
9,6 g/l Zink
36,3 g/l Phosphorsäure (ber. als PO₄)
2 g/l Salpetersäure
0,5 g/l Schwefelsäure
0,03 g/l Nickel
pH-Wert ca. 3,0.
[0034] Die Elektrolysebedingungen waren:
Anode, eine Zinkplatte,
Elektrodenabstand 15 cm
Schichtgewicht etwa 10 g/m²
Stromdichte 3 A/dm²
Behandlungsdauer 1 min.
Temperatur der Behandlungslösung 45 °C.
[0035] Im Anschluß daran wurden die phosphatierten Bleche mit einem Schmiermittel (Palube
235, ein Produkt der Firma Nihon Parkerizing Co., Ltd., mit Natriumstearat als Hauptbestandteil)
behandelt. Die Konzentration des Schmiermittels betrug 70 g/l, dessen Temperatur 75°C
und die Behandlungsdauer 3 min.
Vergleichsbeispiele 1 bis 3
[0036] Gereinigte Bleche aus Titan der in Beispiel 1 genannten Qualität wurden wie folgt
behandelt:
(Vergleichsbeispiel 1)
[0037] Die Bleche wurden mit Hilfe von 111 QD (Produkt der Firma Hangstafer), dessen Hauptbestandteil
ein Gummiharz ist, mit einem Kunststoffüberzug von 10 µm Dicke versehen, über den
ein eine organische Chlorverbindung enthaltendes Schmiermittel (Jl, Produkt der Firma
Hangstafer) in einer Menge von 10 g/m² aufgebracht wurde.
(Vergleichsbeispiel 2)
[0038] Über den durch Behandlung bei 700°C während 1 Stunde erzeugten Glühzunder wurde ein
eine organische Chlorverbindung enthaltendes Schmiermittel (Jl, Produkt der Firma
Hangstafer) in einer Menge von 10 g/m² aufgebracht.
(Vergleichsbeispiel 3)
[0039] Mit Hilfe einer fluoridhaltigen Lösung (Palmet 3851, Produkt der Firma Nihon Parkerizing
Co., Ltd.) wurde unter Beachtung folgender Bedingungen ein Fluoridüberzug erzeugt:
Konzentration der Lösung 24 g/l
Temperatur der Lösung 60 °C
Behandlungsdauer 2 min
Schichtgewicht des erhaltenenen Überzuges ca. 10 g/m²
[0040] Als Schmiermittel diente das in Biespiel 1 genannte Palube 235, das unter den gleichen
Bedingungen aufgebracht wurde.
[0041] Die auf die vorstehende Weise erhaltenen vier Blechserien wurden mit einem Bauden-Testgerät
(Firma Toyo, Baldwin, Modell EFM-4) geprüft. Der Test erfolgte bei Raumtemperatur
unter einer Belastung von 5 kg bei einer Gleitamplitude von 10 mm und einer Gleitgeschwindigkeit
von 10 mm/sec.
[0042] Die Auswertung des Testes erfolgte sowohl durch Ermittlung der Zahl der Gleitbewegungen
bis zu einem Friktionskoeffizienten von 0,25 (Auftreten von Anfreß-Marken) als auch
durch Ermittlung des Friktionskoeffizienten.

[0043] Die Tabelle zeigt, daß das nach Beispiel 1 behandelte Titanblech eine beträchtlich
höhere Zahl von Gleitbewegungen bis zum Auftreten eines Anfressens zuläßt und zudem
einen geringeren Friktionskoeffizienten besitzt als die nach den Vergleichsbeisielen
1 bis 3 behandelten Titanbleche.
[0044] Bezüglich Vergleichsbeispiel 3 ist zu beachten, daß die Gleitwerte zwar ähnlich gut
wie im Falle der Behandlung durch Beispiel 1 sind, daß aber das verwendete Behandlungsbad
bereits nach einem Durchsatz von 0,3 m²/l Lösung bereits derart abgearbeitet ist,
daß die anschließend erhaltenen Schichten von erheblich geringerer Qualität sind.
Beispiel 2
[0045] Titanbleche der in Beispiel 1 genannten Qualität, jedoch mit den Abmessungen 200
mm x 20 mm x 1,3 mm, wurden in der Phosphatierungslösung und unter den Bedingungen
gemäß Beispiel 1 elektrolytisch phosphatiert. Eine Nachbehandlung mit Schmiermittel
unterblieb.
Vergleichbeispiele 4 bis 6
[0046] Das in Beispiel 2 definierte Titanblech erfuhr folgende Behandlung.
(Vergleichsbeispiel 4)
[0047] Keinerlei Behandlung.
(Vergleichsbeispiel 5)
[0048] Erhitzen auf 300°C zwecks Ausbildung eines Oxidfilmes von 2000 Å Dicke.
(Vergleichsbeispiel 6)
[0049] Behandlung mit einem Fluoridbad (Palmet 3851 der Firma Nihon Parkerizing) mit den
Bedingungen
Konzentration 24 g/l
Temperatur 60 °C
Behandlungsdauer 2 min.
[0050] Die Bleche der einzelnen Versuche wurden mit Hilfe eines Duofeinblechwalzwerkes (Prüfvorrichtung)
unter Verwendung von Walzöl (Finerol 704-3 der Firma Nihon Parkerizing) einer Konzentration
von 10 % und von 40°C gewalzt.
Walzwerksrollen 100 mm Durchmesser
Walzgeschwindigkeit 10 m/min
Querschnittsreduktion
je 20 % beim 1. bis 3. Stich,
je 10 % beim 4. bis 6. Stich.
[0051] Für jede der nach Beispiel 2 bzw. Vergleichsbeispielen 4 bis 6 erhaltenen Blechserie
wurde der Wert Σ (%/T) bestimmt. Er steht für die Summe der Quotienten aus Querschnittsreduktion
(in %) pro Stich dividiert durch Walzkraft (in t/mm²).

[0052] Ein Vergleich zeigt, daß das konventionelle Verfahren gemäß Vergleichsversuch 4 mit
sehr schlechten Ergebnissen verbunden ist.
[0053] Das Vergleichsbeispiel 6 führt zu Werten, die dicht bei dem gemäß vorliegender Erfindung
liegen. Jedoch hat sich dieses Verfahren (Fluoridverfahren) aus Gründen der geringen
Standzeit der Behandlungsbäder in der Praxis nicht durchsetzen können.
Beispiel 3
[0054] Dieses Beispiel stimmt mit dem Beispiel 1 hinsichtlich Blechqualität, elektrolytischer
Phosphatierung und Nachbehandlung überein. Es wurde lediglich eine Konditionierungsbehandlung
durch 10 sec langes Eintauchen in ein 3 g/l Titanverbindung (Prepalene Z der Firma
Nihon Parkerizing) enthaltendes wäßriges Konditionierungsmittel von Raumtemperatur
vorgeschaltet.
[0055] Die Testbleche wurden dem im Beispiel 1 erläuterten Bauden-Test unterworfen. Die
nachfolgende Tabelle 3 veranschaulicht, daß infolge der zusätzlich vorgenommenen Aktivierung
noch bessere Ergebnisse als im Falle des Beispiels 1 erhalten werden.
