[0001] Die Erfindung betrifft ein Steuersystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Beispielsweise beim selbsttätigen serienweisen Beschichten von Kraftfahrzeugkarossen
unter Verwendung einer programmgesteuerten Sprühvorrichtung wie insbesondere eines
Lackierroboters ist es wichtig, die Farbe an genau definierten Positionen ein- und
ausschalten zu können. Die maximale Verfahrgeschwindigkeit des Roboters kann z.B.
1500 mm/s betragen. Auf einer Bahngeraden, die mit dieser Geschwindigkeit überfahren
wird, soll der Farbstrahl mit einer Genauigkeit von ± 5 mm geschaltet werden können.
In der Übertragungsstrecke dürfen also keine Zeitverzögerungen auftreten, die größer
sind als 3 ms. In der Praxis wird diese Toleranz jedoch überschritten. Die Robotersteuerung
gibt die Stellsignale für das Farbnadelventil deshalb um eine bestimmte Vorhaltezeit
früher aus, die abhängig von der jeweiligen Geschwindigkeit des Roboters fest vorgegeben
wird.
[0003] Die Farbversorgung des Farbnadelventils erfolgt gewöhnlich über Leitungen, die eine
Zahnradpumpe od. dgl. mit einem von ihrem Ausgang zum Eingang führenden Rückführungskreis
enthält, der dafür sorgen soll, daß am Ausgang der Pumpe auch bei geschlossenem Farbnadelventil
stets der richtige Betriebsdruck herrschen soll, der folglich beim Öffnen des Farbnadelventils
nicht erst aufgebaut werden muß. Der Rückführungskreis enthielt bisher ein Ventil,
das selbsttätig durch den beim Schließen des Farbnadelventils entstehenden Farbleitungsdruck
geöffnet wurde und sich dementsprechend beim Öffnen des Farbnadelventils selbsttätig
wieder schließen mußte. Hierbei konnten unerwünschte Druckschwankungen entstehen,
die auch die Auftreffgenauigkeit des Farbstrahls auf der zu beschichtenden Karosse
beeinträchtigen können. Außerdem sprechen die durch den Farbdruck gesteuerten Ventile
in Abhängigkeit von den jeweiligen rheologischen Eigenschaften (also dem Fließverhalten)
des verwendeten Lackmaterials unterschiedlich an.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Steuersystem zu schaffen, das eine
genauere Farbstrahlsteuerung der Sprühvorrichtung ermöglicht als bisher und insbesondere
auch unerwünschte Druckspitzen in dem Farbzufuhrsystem vermeidet.
[0005] Anhand der Zeichnung wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 das Farbzufuhrsystem des Farbnadelventils einer Sprühvorrichtung;
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer Zeitsteuereinheit;
Fig. 3 Zeitdiagramme zur Erläuterung der Schaltzeiten der Zeitsteuereinheit; und
Fig. 4 Zeitdiagramme entsprechend Fig. 3 für einen anderen Betriebsfall.
[0006] Gemäß Fig. 1 sind für das Farbnadelventil FNV zwei parallele, durch eine Farbumschalteinheit
UE wählbare Leitungen für unterschiedliche Farben vorgesehen, die jeweils eine Zahnradpumpe
Z1 bzw. Z2 enthalten. Beide Zahnradpumpen sind auch bei geschlossenem Farbnadelventil
FNV ständig in Betrieb und arbeiten mit vorbestimmbarer Geschwindigkeit. Wenn die
Farbnadel geschlossen ist, wird die Farbe über je einen Rückführungskreis umgeleitet,
der durch ein Drosselventil DV1 bzw. DV2 geöffnet und geschlossen werden kann. Bei
geöffnetem Farbnadelventil ist je nach Stellung der Farbumschalteinheit UE das Drosselventil
DV1 oder das Drosselventil DV2 geschlossen. Das Farbnadelventil FNV und die beiden
Drosselventile werden durch pneumatische Ventile PVFN, PV1 bzw. PV2 angesteuert, die
ihrerseits durch elektrische Signale gesteuert werden können.
[0007] In dem dargestellten System treten verschiedene unvermeidbare Verzögerungen auf:
1) Zeit zwischen dem elektrischen Einschaltsignal für das Farbnadelventil FNV und
dem Zeitpunkt, zu dem das Farbnadelventil seine Öffnungsstellung erreicht, die von
einem im Farbnadelventil eingebauten Sensor durch ein elektrisches Rückmeldesignal
(FNR) angezeigt werden kann; also die Zeit zwischen Einschalt- und Rückmeldesignal.
2) Zeit zwischen dem elektrischen Ausschaltsignal des Farbnadelventils und dem Zeitpunkt,
zu dem das Farbnadelventil tatsächlich geschlossen ist. Hierfür ist bei dem betrachteten
Ausführungsbeispiel keine elektrische Rückmeldung vorgesehen; es wird vielmehr angenommen,
daß diese Verzögerungszeit gleich der Einschaltverzögerung des Farbnadelventils ist
oder in fester Relation zu ihr steht.
3) Zeit zwischen dem elektrischen Einschaltsignal des Drosselventils DV1 und dem Zeitpunkt,
zu dem dieses Ventil wirklich geöffnet ist.
4) Zeit zwischen dem elektrischen Ausschaltsignal für das Drosselventil DV1 und dem
Zeitpunkt, zu dem das Ventil geschlossen ist.
5) Zeit zwischen dem elektrischen Einschaltsignal des Drosselventils DV2 und dem Zeitpunkt,
zu dem das Ventil geöffnet ist.
6) Zeit zwischen dem elektrischen Ausschaltsignal des Drosselventils DV2 und dem Zeitpunkt,
zu dem das Ventil geschlossen ist.
[0008] Diese Verzögerungen werden mit der in Fig. 2 schematisch dargestellten, beispielsweise
einen Mikroprozessor enthaltenden Zeitsteuereinheit kompensiert, die von der übergeordneten
Roboterprogrammsteuerung binäre Ein- und Ausschaltbefehle FN für das Farbnadelventil
empfängt. Aufgrund des Einschaltbefehls FN erzeugt die Zeitsteuereinheit ZST zu einstellbaren
späteren Zeitpunkten elektrische Schaltsignale FN′, D1 und D2 zum Ein- und Ausschalten
des Farbnadelventils FNV und der Drosselventile DV1 und DV2. Diese Schaltsignale
steuern die in Fig. 1 gezeigten pneumatischen Ventile PVFN, PV1 bzw. PV2. Der Zeitsteuereinheit
wird ferner das Rückmeldesignal FNR zugeführt, das von dem Farbnadelventil bei Erreichen
seiner Offen-Stellung erzeugt wird.
[0009] Die Zeitlagen der erwähnten Signale sind in Fig. 3 dargestellt. Die Zeitsteuereinheit
ZST empfängt zum Zeitpunkt t₀ von der Roboterprogrammsteuerung den Einschaltbefehl
FN und erzeugt daraufhin nach der eingestellten Wartezeit bis zum Zeitpunkt t₁ das
Einschaltsignal FN′ für das Farbnadelventil. Nach der gemessenen Farbnadelzeit T8,
d.h. der vom Farbnadelventil bis zum Öffnen benötigten Dauer, wird vom Farbnadelventil
zum Zeitpunkt t₂ das Rückmeldesignal FNR erzeugt. Nach der Farbflugzeit T6 trifft
die Farbe zum Zeitpunkt t₃ auf der zu beschichtenden Karosse auf. Die Gesamtzeit zwischen
t₀ und t₃ ist die im Roboterprogramm als Prozeßparameter vorgesehene Einschaltzeit
(Vorhaltezeit) T0 des Farbnadelventils.
[0010] Ähnlich ist die ebenfalls als Prozeßparameter benötigte Ausschaltzeit T1 des Farbnadelventils
erkennbar. Sie setzt sich zusammen aus der Zeit zwischen Verschwinden des übergeordneten
Einschaltbefehls FN zum Zeitpunkt t₄ und des von der Zeitsteuereinheit ZST erzeugten
Schaltsignals FN′ zum Zeitpunkt t₅, der Abschaltverzögerungszeit des Farbnadelventils,
die hier als gleich der gemessenen Einschalt-Farbnadelzeit T8 angenommen wird, sowie
wieder der Farbflugzeit T6. Zum Zeitpunkt t₆ endet also die Beschichtung der Karosse.
[0011] In Fig. 3 sind ferner die Ein- und Ausschaltzeiten T2 bzw. T3 des Drosselventils
DV1 sowie die Ein- und Ausschaltzeiten T4 bzw. T5 des zweiten Drosselventils DV2 eingetragen,
die erkennen lassen, zu welchen Zeitpunkten die Schaltsignale D1 bzw. D2 der Drosselventile
erzeugt werden und enden. Diese Zeitpunkte werden in der Zeitsteuereinheit ZST so
eingestellt, daß sich in der Praxis optimale Druckverhältnisse in den Farbzufuhrschläuchen
zwischen den Zahnradpumpen Z1, Z2 (Fig. 1) und dem Farbnadelventil FNV ergeben, und
können beispielsweise durch entsprechenden Versuchsbetrieb ermittelt werden.
[0012] Die Drosselschaltzeiten liegen bei dem in Fig. 3 dargestellten Beispiel vor den
Farbnadelschaltzeiten. In anderen Fällen kann es sich aber z.B. aufgrund anderer Ventilkonstruktionen
oder Leitungsverhältnisse als notwendig erweisen, die Drosselventile zeitlich nach
dem Farbnadelventil zu schalten. Dieser Fall ist in Fig. 4 dargestellt, die im übrigen
Fig. 3 entspricht und somit keiner weiteren Erläuterung bedarf.
[0013] Ein besonderes Problem kann sich durch selbsttätige, beispielsweise auf Reibungsänderungen
oder Verschleiß beruhenden Änderungen der tatsächlichen Farbnadelzeit T8 im Laufe
der Zeit ergeben. Wenn die Farbnadelzeit T8 kürzer oder länger ist als der beim Programmieren
des Roboters und bei den Einstellungen der Zeitsteuereinheit ZST zugrundegelegte
Wert, ergeben sich nicht nur mehr oder weniger große Beschichtungsfehler an der Karosse,
sondern es können auch Druckfehler im Leitungssystem auftreten, weil die Schaltzeiten
der Drosselventile nicht mehr auf die tatsächlichen Öffnungs- und Schließzeiten des
Farbnadelventils abgestimmt sind.
[0014] Zur Lösung dieses Problems ist in dem hier beschriebenen System eine theoretisch
errechnete maximal zulässige Farbnadelzeit T7 zugrundegelegt, deren Dauer von der
gemessenen Zeit T8 nicht überschritten werden darf. Im Normalbetrieb ist die Dauer
von T8 kürzer als T7, und damit das Farbnadelventil genau zum richtigen Zeitpunkt
t₂ (Fig. 3) geöffnet wird, schaltet die Zeitsteuereinheit das Farbnadelventil um
eine der Differenz entsprechende Zeitspanne dt später ein, als es bei Zugrundelegung
der theoretischen Farbnadelzeit T7 der Fall wäre.
[0015] Wenn nun durch Messung der tatsächlichen Farbnadelzeit T8 in der oben erwähnten Weise
eine Änderung ihrer früher gemessenen Dauer festgestellt wird, kann diese Änderung
in der Farbsteuereinheit durch vorzugsweise selbsttätiges Anpassen der Zeitspanne
dt kompensiert werden.
[0016] Wenn sich die gemessene Farbnadelzeit T8 im Laufe der Zeit so vergrößert, daß sie
nicht mehr durch Verringerung von dt kompensiert werden kann, d.h. die Zeitspanne
dt gegen Null gehen oder negativ werden und die Farbnadelzeit T8 gleich oder größer
als T7 würde, dann wird von der Zeitsteuereinheit ZST ein Alarmsignal AL erzeugt und
unter gleichzeitiger Öffnung der Drosselventile das Farbnadelventil gesperrt. Bevor
dies geschieht, besteht die Möglichkeit, zunächst ein Warnsignal W zu erzeugen, sobald
sich der gemessene Wert der Farbnadelzeit T8 einer kritischen Grenze nähert.
[0017] Es kann zweckmäßig sein, in der Steuereinheit die laufend gemessene Farbnadelzeit
T8 nicht direkt mit dem gespeicherten Normalwert entsprechend der Zeit T7 zu vergleichen,
sondern aus einer Mehrzahl jeweils letzter Messungen zunächst einen Mittelwert zu
bilden. Erst wenn dieser Mittelwert die betreffende Grenze überschreitet, werden die
Warn- bzw. Alarmsignale erzeugt.
[0018] Die im Rahmen der Kompensation durch die Zeitspanne dt möglichen Einschaltzeitpunkte
t₁ sollen bei dem in Fig. 3 gezeigten Beispiel früherer Drosselschaltzeiten nicht
vor Ablauf einer Zeitspanne max(T2,T4) nach dem Zeitpunkt t₀ liegen, die der maximal
möglichen Einschaltzeit T2 bzw. T4 der Drosselventile DV1 und DV2 entspricht. Beim
Abschalten wird die maximal mögliche Zeitspanne max(T3,T5) der Abschaltzeiten der
Drosselventile bei der Wahl der Zeitpunkte t₄ und t₅ berücksichtigt.
[0019] Bei dem in Fig. 4 dargestellten Fall der Drosselventilbetätigung nach der Farbventilbetätigung
kann sich die Kompensationszeitspanne dt dagegen unmittelbar an den Zeitpunkt der
Erzeugung des Schaltbefehls FN durch die Programmsteuerung anschließen, und zwar sowohl
beim Einschalten als auch beim Ausschalten.
[0020] Die sich ggf. ändernde Farbnadelzeit T8 und die von der Zeitsteuereinheit zur Kompensation
entsprechend nachgeführte Zeitspanne dt können vom Bedienungspersonal laufend mit
Hilfe eines Bildschirms überwacht werden, der über eine Schnittstelle SCHN an die
in Fig. 2 dargestellte Steuereinheit ZST angeschlossen sein kann. Über diese Schnittstelle
können auch die erforderlichen Zeiten eingestellt und geändert werden.
[0021] Die Druckverhältnisse zwischen den Zahnradpumpen Z1 und Z2 und dem Farbnadelventil
FNV hängen nicht nur von den richtigen Schaltzeitpunkten des Farbnadelventils und
der Ventile in den Rückführungskreisen der Zahnradpumpen ab, sondern auch von den
rheologischen Eigenschaften des der Sprühvorrichtung zugeführten Fluids. Damit dieser
Einfluß berücksichtigt werden kann, handelt es sich bei den Ventilen in den Rückführungskreisen
vorzugsweise um Drosselventile, die nicht nur ein- und ausschaltbar sind, sondern
durch äußere Steuersignale (in nicht dargestellter Weise) auf den jeweils günstigsten
Druck am Ausgang der Förderpumpe eingestellt werden können. Bei Messung der rheologischen
Eigenschaften des geförderten Fluids ist auch eine Nachregelung der Drosselventile
in einem geschlossenen Regelkreis möglich.
[0022] Die Erfindung ist auch für Sprühvorrichtungen geeignet, denen über das Hauptventil
nicht wie bei dem beschriebenen Beispiel ein Farbmaterial, sondern ein anderes Fluid
wie z.B. Druckluft zugeführt wird.
1) Steuersystem für eine programmgesteuerte Sprühvorrichtung,
mit einem zu vorbestimmten Zeiten selbsttätig ein- und ausschaltbaren Hauptventil
(FNV) der Sprühvorrichtung für ein Fluid, das von mindestens einer eine Förderpumpe
(Z1,Z2) enthaltenden Leitung zugeführt wird, und mit einem vom Ausgang der Förderpumpe
(Z1,Z2) zu deren Eingang führenden Rückführungskreis, der ein Ventil (DV1,DV2) enthält,
das beim Öffnen des Hauptventils (FNV) geschlossen und beim Schließen des Hauptventils
geöffnet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil (DV1,DV2) im Rückführungskreis der Förderpumpe (Z1,Z2) durch von einer
äußeren Steuereinheit (ZST) angelegte Steuersignale (D1,D2) zu vorbestimmten Zeiten
betätigt wird, die auf die Ein- und Ausschaltzeiten des Hauptventils (FNV) abgestimmt
und einstellbar sind.
2) Steuersystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil (DV1,DV2)
im Rückführungskreis ein Drosselventil ist, mit dem der Druck am Ausgang der Förderpumpe
(Z1,Z2) einstellbar ist, und daß das Drosselventil (DV1,DV2) von der äußeren Steuereinheit
(ZST) in Abhängigkeit von den rheologischen Eigenschaften des der Sprühvorrichtung
zugeführten Fluids gesteuert wird.
3) Steuersystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die vorbestimmten
Schaltzeiten des Hauptventils (FNV) und/oder des Drosselventils (DV1,DV2) in Abhängigkeit
von beim Betrieb der Sprühvorrichtung gemessenen Ansprechverzögerungszeiten von der
Steuereinheit (ZST) selbsttätig geändert werden.
4) Steuersystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Hauptventil (FNV)
eine Meßeinrichtung zum Messen der Zeitdauer enthält, die zwischen dem Anlegen eines
Schaltsignals (FN′) zum Öffnen des Hauptventils (FNV) und dem Zeitpunkt (t₂) benötigt
wird, bei dem das Ventil tatsächlich geöffnet ist.
5) Steuersystem nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil (FNV) ein
Rückmeldesignal (FNR) für die Steuereinheit (ZST) erzeugt, wenn es seine vollgeöffnete
Stellung erreicht.
6) Steuersystem nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Ventile (DV1,DV2,FNV) von pneumatischen Steuerleitungen gesteuert werden, die
elektrisch gesteuerte Schaltventile (PV1,PV2) enthalten.