[0001] Die Erfindung betrifft eine Verstelleinrichtung für die Leitschaufeln einer Axialströmungsmaschine
von der im Oberbegriff des Patentanspruches agegebenen Art.
[0002] Eine Verstelleinrichtung dieser Art ist aus der DE-OS 35 19 747 bekannt. Sie ermöglicht
es, während des Betriebes der Strömungsmaschine, insbesondere eines Turboverdichters,
den Anstellwinkel der Leitschaufeln zu verändern und dadurch das Verhalten der Maschine
an unterschiedliche Betriebsbedingungen, wie z. B. Teillast und Vollast, anzupassen
und Wirkungsgradverluste zu reduzieren.
[0003] Bei der vorbekannten Verstelleinrichtung ist der Verstellring mit den Hebeln der
Leitschaufeln durch einfache Scharnierstifte verbunden und wird von ihnen getragen,
ist also nicht gesondert am Gehäuse geführt. Die Gelenkverbindungen mittels der Scharnierstifte
müssen ein ausreichendes Spiel haben, damit die Verstellbewegungen, bei der sich
der Verstellring und die Hebel in verschiedenen Ebenen drehen, möglich ist. Auch die
unvermeidlichen Wärmedehnungen setzen ein ausreichendes Spiel in den Gelenkverbindungen
voraus.
[0004] Auf die Leitschaufeln einer Strömungsmaschine wirken im Betrieb sehr starke Kräfte
ein. Soweit sie senkrecht zur Leitschaufelachse oder parallel zu ihr wirken, müssen
sie von der Lagerung des Leitschaufelschaftes im Leitschaufelträger aufgenommen werden.
Zusätzlich treten aber auch starke Drehmomente um die Leitschaufelachse auf, die
über die Hebel auf den Verstellring übertragen werden. Dabei kann es durch das Spiel
in der Gelenkverbindung und durch mangelnde Führung des Verstellrings zu starken
Schwingungen kommen, wodurch Wirkungsgradverluste eintreten und die Lebensdauer der
Leitschaufel herabgesetzt wird.
[0005] Es sind auch Verstelleinrichtungen für Leitschaufeln bekannt, bei denen die Leitschaufel
über Hebel mit einer in Axialrichtung verschiebbaren Verstellhülse gelenkig verbunden
sind, wie z. B. gemäß DE-PS 31 25 639. Axialverschiebbare Verstellhülsen haben den
Nachteil, daß benachbarte Leitschaufelkränze nur gemeinsam, aber nicht einzeln verstellt
werden können. Auch treten bezüglich der Lagerspiele und der Empfindlichkeit gegen
Schwingungsbelastungen ähnliche Probleme auf. Die bekannten Verstelleinrichtungen
sind zur Verwendung im Niedertemperaturbereich insbesondere bei Verdichten oder der
Verdichtungsstufe von offenen Gasturbinen, vorgesehen. Eine auch im Hochtemperaturbereich,
insbesondere in geschlossenen Gasturbinen, befriedigend einsetzbare Verstelleinrichtung
ist nicht bekannt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Verstelleinrichtung der eingangs
genannten Art so zu verbesseren, daß eine leichtgängige, kompakte und gegen äußere
Einflüsse weitgehend geschützte Konstruktionen geschaffen wird, die auch für den
Einsatz im Hochtemperaturbereich ausgelegt werden kann und bei der die auf die Leitschaufeln
wirkenden Kräft weitgehend spielfrei aufgenommen werden, so daß Schwingungen nicht
auftreten, andererseits aber die Verstellbewegungen sich leichtgängig und verschleißarm
abspielen können.
[0007] Die Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eines oder mehrere der kennzeichnenden
Merkmale des Patentanspruchs gelöst.
[0008] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es
zeigt:
Fig. 1 einen achssenkrechten Schnitt durch einen Teil des Leitschaufelkranzes einer
Strömungsmaschine mit zugehöriger Verstelleinrichtung;
Fig. 2 in größerem Maßstab einen Schnitt gemäß der Linie II-II von Fig. 1;
Fig. 3 eine perspektivische Darstellung der Verstelleinrichtung.
[0009] Die Leitschaufeln 1 eines Leitschaufelkranzes der Maschine haben Schäfte 1a, die
in radialen Lagerbohrungen eines ringförmigen Leitschaufelträgers 12 drehbar gelagert
sind und zwar in Lagerbuchsen 2, die einen Außenflansch 2a aufweisen und in der Lagerbohrung
mittels einer eingeschraubten Ringmutter 3 festgelegt sind. An der Außenseite des
Leitschaufelträgers 12 ist auf dem verlängerten Schaft 1a der Leitschaufel ein Hebel
4 mittels einer Passfeder 17 drehfest aufgesetzt. Der Hebel 4 stützt sich gegen das
über den Leitschaufelträger 12 überstehende Ende der Lagerbuchse 2 ab. Auf die Oberseite
des Hebels 4 drückt eine Tellerfeder 16, die sich über eine Scheibe 15 gegen eine
auf ein Gewindeende 1b des Schaftes 1a aufgeschraubte Kronenmutter 14 abstützt. Die
Tellerfeder 16 übt auf den Schaft 1a eine in Fig. 2 nach oben gerichtete Vorspannkraft
aus, durch die ein Flansch 1c des Schaftes 1a gegen die untere Stirnfläche der Lagerbuchse
2 gedrückt wird. Dadurch ist der Schaft 1a in der Lagerbuchse 2 axial spielfrei, gegen
Wärmedehnungen elastisch und schwingungsdämpfend eingespannt.
[0010] Der Leitschaufelträger 12 ist staubdicht in eine ringförmige Ausnehmung eines Trägerringes
13 eingesetzt. In einer Nut 13a des Trägerringes 13 ist ein Verstellring 7 drehbar
geführt. Die Führung in Radialrichtung erfolgt über Radialrollen 10, die in der Nut
13a angeordnet und mittels Lagerstiften 11 am Trägerring 13 gelagert sind. Die Führung
in Axialrichtung erfolgt durch Axialrollen 8, die am Verstellring 7 mittels Lagerstiften
9 gelagert sind, mit ihren vorzugsweise ballig ausgebildeten Umfangsflächen ein wenig
über die Stirnfläche des Verstellrings 7 überstehen und gegen die axialen Begrenzungsflächen
der Nut 3a anliegen. Um Verstellring 7 und Leitschaufelträger einsetzen zu können,
ist der Trägerring 13 in einer geeigneten Axialebene in zwei Hälften geteilt und
diese durch (nicht dargestellt) Befestigungsmittel miteinander verbunden.
[0011] Der Verstellring 7 wiest entsprechend der Leitschaufelanzahl eine Anzahl von zylindrischen
Axialbohrungen 7a auf, die zur inneren Umfangsfläche des Verstellrings 7 hin offen
sind. Darin sind drehbar und axial verschiebbar Zylinderbolzen 6 gelagert. Jeder
Zylinderbolzen 6 hat eine achssenkrechte Bohrung, in der ein zum Schaft 1a der Leitschaufel
achsparalleler Stift 5 drehbar gelagert ist, der mit dem Hebel 4 verbunden ist.
[0012] Wie aus Fig. 1 ersichtlich, ist an dem Verstellring 7 ein Ansatz 19 vorgesehen, der
durch eine Ausnehmung des Trägerrings 13 nach außen ragt und an dem mittels eines
Zylinderlagers 20 eine Verstellspindel 21 angreift. Diese ist durch eine Durchführung
18a des Außengehäuses 18 der Strömungsmaschine nach außen geführt, wobei eine gas-
und staubdichte Abdichtung mittels eines elastischen Balges 22 erfolgt, der mittels
eines Flansches 23 an dem Durchführungsstutzen 18a befestigt ist. An dem nicht näher
gezeigten Außenende der Verstellspindel 21 kann ein beliebiger hand- oder motorbetätigbarer
Verstellantrieb angreifen, um die Spindel 21 in ihrer Achsrichtung zu bewegen und
dadurch den Verstellring 7 in seiner Umfangsrichtung entsprechend dem Pfeil 24 zu
drehen.
[0013] Bei Drehung des Verstellrings 7 in Umfangsrichtung werden über die Zylinderbolzen
6 und Stifte 5 die Enden der Hebel 4 mitgenommen, so daß sie sich bezüglich der Leitschaufelachse
verdrehen. Da die Hebel 4 drehfest mit den Schäften 1a der Leitschaufeln verbunden
sind, werden dadurch auch die Leitschaufeln um ihre Achsen verdreht. Die bei dieser
Verstellbewegung notwendigerweise auftetenden Lageveränderungen der Stifte 5 relativ
zur Mittelebene und Radialrichtung des Verstellrings 7 werden dabei durch die Drehbarkeit
und Axialverschiebbarkeit der Zylinderbolzen 6 ausgeglichen.
[0014] Hierdurch werden jegliche Verklemmungen vermieden, obwohl an den relativ zueinander
beweglichen Lagerflächen der verschiedenen beweglichen Teile keinerlei Lagerspiele
erforderlich sind und die Führung der Leitschaufeln mittels des Verstellrings formschlüssig,
spielfrei und ausschließlich über Flächenberührung ohne Punkt- oder Linienkontakt
erfolgt.
[0015] Der gesamte Verstellmechanismus ist staubdicht in dem vom Trägerring 13 und dem darin
eingesetzten Leitschaufelträger 12 umschlossenen Raum eingekapselt.
[0016] Die gesamte Verstelleinrichtung ist von kompakter Konstruktion, die in Achsrichtung
nicht wesentlich mehr Platz einnimmt, als der Leitschaufelkranz selbst. Es ist deshalb
ohne weiteres möglich, auch axial eng benachbarte Leitschaufelkränze jeweils mit
einer derartigen Verstelleinrichtung auszurüsten.
[0017] Bei geeigneter Materialwahl der Werkstoffe für die miteinander in Gleitberührung
stehenden Teile ist die gesamte Verstelleinrichtung schmiermittel- und somit wartungsfrei.
Vorzugsweise können für den Leitschaufelschacht 1, den Verstellring 7 und den Stift
5 Spezialstähle, wie z. B.
X21 Cr. Mo V 12.1
X5 Ni Cr Ti 2615
X8 Cr Ni Mo Nb 1810
X8 Cr Ni Mo B Nb 1810
eingesetzt und die Reibflächen dieser Bauteile zusätzlich oberflächengehärtet werden,
während für Lagerbuchse 2 und Zylinderbolzen 6 Lagerwerkstoffe mit guten Gleiteigenschaften
wie z. B. Stellite 21, Tribaloy T 400 oder Stähle wie GGG-Ni Cr Nb 202 oder GGG 40
verwendet werden.
[0018] Die durch den extern angeordneten (nicht dargestellten) Stellantrieb über die Verstellspindel
21 erzeugte Verstellbewegung wird gasdicht sperrgas- und wartungsfrei über den Metallfaltenbalg
22 abgedichtet in das Maschineninnere eingeleitet.
[0019] Die gesamte Verstelleinrichtung ist aufgrund ihrer kompakten Bauweise so konzipiert,
daß sie sich auch zur Nachrüstung an vorhandenen Maschinen eignet.
[0020] Die Auswahl bzw. Werkstoffpaarung unter den vorgenannten bevorzugten Werkstoffen
kann gezielt je nach den zu erwartenden Betriebstemperaturen des jeweiligen Einsatzbereiches
vorgenommen werden, wobei sich die genannten Werkstoffe insbesondere für den Hochtemperatureinsatz
eignen. Für den Hochtemperatureinsatz sind ferner die folgenden vorteilhaften Merkmale
der erfindungsgemäßen Verstelleinrichtung hervorzuheben:
Die erfindungsgemäße Einrichtung weist keinerlei Punkt- oder Linienberührung zwischen
den bewegungsübertragenden Teilen auf, sondern ausschließllich Flächenberührung zwischen
Zylinderflächen. Hierdurch in Verbindung mit einer temperaturbezogenen Werkstoffauswahl
kann eine definierte Spielqualität über einen äußeren Temperaturbereich und auch über
lange Betriebszeiten aufrecht erhalten werden. Punkt- oder Linienberührung würde zwangsläufig
zu einer Spielvergrößerung bei längerer Betriebszeit führen. Die erfindungsgemäße
Einrichtung ist insbesondere hinsichtlich der besonders kritischen Schaufeldrehschwingungen
weitgehend spielfrei und bleibt es auch in einem großen Temperaturbereich und während
einer langen Betriebszeit. Sie eignet sich deshalb besonders zur Verwendung z. B.
im Hochtemperaturteil von Verbrennungsturbinen, wo die Betriebstemperaturen z. B.
600°C und mehr betragen können.
[0021] Bei extremen Temperaturänderungen im An- und Abfahrbetrieb ist eine gewisse Änderung
des Lagerspiels der Leitschaufellagerung unvermeidbar. Die erfindungsgemäß vorgesehene
Federbelastung des Leitschaufelschaftes sorgt für eine wirksame Unterdrückung bzw.
Dämpfung etwaiger Biegeschwingungen der Leitschaufel.
Verstelleinrichtung für die Leitschaufeln einer Axialströmungsmaschine, mit einem
ringförmigen Leitschaufelträger mit radialen Lagerbohrungen, in denen die Schäfte
der Leitschaufeln um die Schaftachsen drehbar gelagert sind, an den Außenseiten des
Leitschaufelträgers angeordneten, auf den Schäften der Leitschaufeln drehfest ausgekeilten
Hebeln, einem koaxial zum Leitschaufelträger angeordneten Verstellring, mit dem die
Enden der Hebel gelenkig verbunden sind, und einem Verstellantrieb, mit dem der Verstellring
in seiner Umfangsrichtung bewegbar ist,
gekennzeichnet durch eines oder mehrerer der folgenden Merkmale:
1. Der Verstellring (7) ist in einer auf drei Seiten geschlossenen Nut (13a) eines
Trägerringes (13) gelagert, die auf der vierten, radial nach innen gerichteten Seite
durch den in die Nut eingesetzten Leitschaufelträger (12) abdichtend geschlossen ist,
wobei die Hebel (4) und ihre Gelenkverbindungen mit dem Verstellring (7) geschützt
innerhalb der Nut liegen;
2. der Verstellring (7) ist in der Nut (13a) axial und radial mittels Rollen (10,
9) gelagert;
3. die Gelenkverbindung zwischen jedem Hebel (4) und dem Verstellring (7) besteht
aus einem Zylinderbolzen (6), der in einer zylindrischen, zur inneren Umfangsfläche
hin offenen Ausnehmung des Verstellrings (7) achsparallel zum Verstellring drehbar
und axial verschiebbar gelagert ist, und aus einem senkrecht zur Achse des Zylinderbolzens
(6) angeordneten Stift (5), der in Bohrungen des Zylinderbolzens (6) und des Hebels
(4) eingesetzt und in einer der Bohrungen drehbar gelagert ist;
4. der Schaft (1a) jeder Leitschaufel (1) ist mittels einer Vorspannfeder (16) gegen
eine in der Lagerbohrung des Leitschaufelträgers (12) befestigte Lagerbuchse (2)
mit einer radial nach außen wirkenden Vorspannkraft verspannt.