[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren (entsprechend dem Oberbegriff des Anspruches
1) sowie eine Vorrichtung (gemäß dem Gattungsbegriff des Anspruches 10) zum kontinuierlichen
Färben und Imprägnieren von textiler Schlauchware.
[0002] Gegenstand der älteren deutschen Patentanmeldung P 36 35 289 ist bereits ein Verfahren
zur Naßbehandlung von textiler Schlauchware, bei dem die Schlauchware in Strangform
ein Flottenbad durchsetzt und dabei in ihrem Drall abgetastet wird. In Abhängigkeit
von dem ermittelten Abtastergebnis wird die Schlauchware im Sinne eines Auflösens
eines festgestellten Warendralles gedreht; die Schlauchware wird sodann mittels eines
gasförmigen Mediums zu einem Ballon aufgeblasen und passiert dann einen Quetschspalt.
[0003] Bei den meisten bekannten Färbeverfahren wird die Ware schlauchbreit durch einen
Flottentrog geführt und mittels Tauchwalze oder Unterflottenquetschwerk imprägniert.
Diese Verfahren sind mit dem Nachteil behaftet, daß vielfach eine Bugmarkierung nicht
zu vermeiden ist. Es muß ferner unbedingt Vorsorge getroffen werden, daß die Ware
absolut faltenfrei in den Flottentrog einläuft. Besondere Schwierigkeiten treten vor
allem bei sogenannter "Single Jersey"-Ware auf, die eine hohe Drallneigung besitzt.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren (entsprechend dem Oberbegriff
des Anspruches 1) sowie eine Vorrichtung (gemäß dem Gattungsbegriff des Anspruches
10) so auszubilden, daß eine Bugmarkierung vermieden oder zumindest so gering gehalten
wird, daß sie bei nachfolgenden Prozessen egalisiert werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches
1 bzw. 10 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Bei den der Erfindung zugrunde liegenden Versuchen wurde festgestellt, daß mittels
eines langen Tauchweges, der sich in Form eines etwa U-förmigen Flottenbades realisieren
läßt, eine relativ gleichmäßige Imprägnierung der strangförmigen Schlauchware erreichen
läßt, wobei Hilfsmittel, wie Kaltnetzer, Klotzhilfsmittel oder Verdickungsmittel,
zusätzlich eingesetzt werden können.
[0007] Wesentlich ist hierbei für die Vermeidung einer ausgeprägten Bugmarkierung, daß die
Ware im wesentlichen berührungsfrei (mit Ausnahme einer etwaigen Einrichtung zur
Drallabtastung) durch das Flottenbad hindurchgeführt ist.
[0008] Weiterhin hat sich bei den der Erfindung zugrunde liegenden Versuchen herausgestellt,
daß im Übergangsbereich zwischen Strang und Ballon, wo sich also der Ballon unter
der Wirkung des in die Schlauchware eingeblasenen gasförmigen Mediums auszubilden
beginnt, eine intensive Durchströmung der Ware mit Flotte und gleichzeitig eine hohe
Überbeladung der Ware mit Flotte wesentlich ist. Erfindungsgemäß erfolgt daher die
Zuführung der Flotte zum Flottenbad auf der Austrittsseite der Ware in dem Bereich,
in dem sich der Ballon auszubilden beginnt.
[0009] Zur Egalisierung und Zurückhaltung der Überschußflotte passiert die Ware dann einen
Quetschspalt, der von einem relativ weichen Quetschwerk (40 - 45° Shore) gebildet
wird.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist in der Zeichnung veranschaulicht.
[0011] Die zum kontinuierlichen Färben und Imprägnieren von textiler Schlauchware 1 dienende
Vorrichtung enthält in einem Chassis 2 ein im wesentlichen U-förmiges Flottenbad 3,
das die in Richtung des Pfeiles 4 zulaufende Schlauchware 1 in Strangform durchsetzt.
[0012] Oberhalb des Flottenspiegels 5 befindet sich eine durch eine Schwenkdüse 6 gebildete
Einrichtung zum Aufblasen der Schlauchware 1 zu einem Ballon 1a.
[0013] Der Ballon 1a passiert dann zunächst Leitrollen 7 und anschließend ein weiches Quetschwerk
8, dessen Quetschwalzen eine Härte von 40 - 45° Shore besitzen.
[0014] Dicht oberhalb des Flottenspiegels 5, jedoch unterhalb der Schwenkdüse 6,ist eine
Ringdüse 9 vorgesehen, die über eine Zulaufleitung 10 mit Flotte versorgt wird. Durch
diese Ringdüse 9 wird dem Umfang des sich ausbildenden Ballons 1a Flotte so zugeführt,
daß zumindest ein wesentlicher Teil der Flotte die Schlauchware von außen nach innen
durchströmt. In dem Bereich, in dem sich der Ballon 1a auszubilden beginnt, ist die
Ware somit von innen außen intensiv mit Flotte beaufschlagt und wird zugleich von
einem großen Flottenanteil durchströmt.
[0015] Die Abführung der überschüssigen Flotte bzw. der Überlauf erfolgt auf der Zulaufseite
der Schlauchware 1 über einen Anschluß 11. Der Anschluß 11 und die Zulaufleitung
10 sind über eine Leitung 12 und eine darin angeordnete Umwälzpumpe 13 miteinander
verbunden. Frische Flotte kann bei 14 in das System eingeführt werden, während bei
15 ein bestimmter Flottenanteil abgezogen werden kann.
[0016] Ein etwaiger Drall der Schlauchware 1 wird über eine im rechten Schenkel des U-förmigen
Flottenbades 3 angeordnete Einrichtung 16 abgetastet und beispielsweise mittels der
in der älteren Patentanmeldung P 36 35 289 beschriebenen Einrichtung korrigiert.
[0017] Wie die Zeichnung erkennen läßt, ist die Schlauchware 1 praktisch berührungsfrei
(mit Ausnahme der Einrichtung 16 zur Drallabtastung) durch das Flottenbad 3 hindurchgeführt.
[0018] Die Tauchzeit der Ware im Flottenbad beträgt in Abhängigkeit vom Warengewicht etwa
2 - 8 s. Der Inhalt des Flottenbades 3 ist gering; er beträgt vorzugsweise zwischen
20 und 40 l.
[0019] Die Tauchstrecke (Länge der im Flottenbad 3 befindlichen Schlauchware) beträgt beispielsweise
1,6 m.
[0020] Die Tauchzeit im Flottenbad ist vom Warengewicht (g/lfm) abhängig. Geht man von einer
Stundenleistung von 300 - 400 kg/h aus und wird eine relativ schwere Ware mit einem
Gewicht von 500 g/lfm gefahren, so ist bei einer Leistung von 400 kg/h eine Warenlaufgeschwindigkeit
von 13,3 m/min notwendig; die Tauchzeit beträgt somit 7,2 s.
[0021] Wird eine leichte Ware von 150 g/lfm gefahren, so ergibt sich bei gleicher Stundenleistung
eine Tauchzeit von 2,16 s, was für diese leichte Ware in der Regel ausreicht.
[0022] Das Flottenbad 3 kann entweder im Überlauf gefahren werden oder mit Niveauregulierung
(wobei die Umwälzpumpe 13 Verwendung findet, um die Flotte in einem homogenen Zustand
zu halten). Die Anordnung der Ringdüse 9 in dem Bereich, in dem die Schlauch ware
1 aus dem Flottenbad 3 austritt und sich der Ballon 1a auszubilden beginnt, gewährleistet,
daß die Ware hier von frischer, unverbrauchter Flotte intensiv durchströmt wird.
[0023] Die Erfindung sei weiterhin anhand einiger Ausführungsbeispiele erläutert:
1. Reaktiv-Färben mit Kaltverweilen:
[0024] Single-Jersey von 80 cm Schlauchbreite in 28-er Teilung aus Garnen gleicher Drehung
wird in einer Anlage behandelt, deren Färbefoulard dem anhand der Zeichnung beschriebenen
Ausführungsbeispiel entspricht. Der Warenstapel befindet sich hierbei auf einer Drehscheibe,
wie dies in der älteren Patentanmeldung P 36 35 289 erläutert ist.
Die Färbeflotte besitzt folgende Zusammensetzung:
50 g/l Reaktiv-Farbstoff
10 g/l Klotzhilfsmittel (Netzmittel)
0,2 g/l Verdicker
1 g/l Komplexbildner
Im Flottenbad, nahe der Austrittsseite, ist die Einrichtung (16) zur Drallabtastung
vorgesehen.
Nach der Passage des Chassis 2 wird der Warenstrang durch die Schwenkdüse 6 mit Luft
gefüllt und im folgenden Quetschwerk 8 gleichmäßig abgequetscht. Er wird anschließend
zum Verweilen auf eine Kaule gewickelt, wobei die Verweilzeit - je nach Fixierzeit
des Farbstoffes - zwischen 6 und 24 Std. liegen kann.
Anschließend erfolgt ein Nachwaschen in einer hier nicht näher interessierenden Einrichtung.
2. Reaktiv-Färben mit anschließendem Dämpfen:
[0025] Der Ablauf entspricht zunächst dem des Beispieles 1, jedoch ohne Aufdocken.
Nach dem Passieren des Quetschwerkes 8 durchläuft die Schlauchware einen Dämpfer,
wo bei ca. 98°C innerhalb von 3 - 4 min. die Fixierung erfolgt. Hieran schließt sich
ein Nachwaschvorgang an.
3. Küpenfärbung im Dämpfverfahren:
[0026] Single-Jersey von 80 cm Schlauchbreite in 28-er Teilung aus Garnen gleicher Drehung
wird in einem Färbefoulard der in der Zeichnung veranschaulichten Art einer Küpenfärbung
unterworfen. Die Farbflotte enthält:
5 g/l Küpenfarbstoff
10 g/l Klotzhilfsmittel
0,2 g/l Verdicker
Nach dem Passieren des Quetschwerkes 8 gelangt die Schlauchware in einen Booster,
wo zur Fixierung des Farbstoffes folgende Chemikalienflotte aufgebracht wird:
80 ml/l NaOH 38°Bé
40 g/l Hydrosulfit konz.
150 ml/l Farbflotte
In einem Dämpfer wird anschließend fixiert und gespült. Danach wird in einer Oxidationsstufe
mit folgender Oxidationsflotte oxidiert:
10 g/l Oxidationsmittel
evt. Essigsäure
Hiernach wird gewaschen und entwässert.
4. Bleichen mit anschließendem Kaltverweilen:
[0027] Trockener Single-Jersey aus PS/CO 50/50 von 45 cm Schlauchweite in 24-er Teilung
aus Garnen gleicher Drehung wird in dem beschriebenen Foulard mit folgender Imprägnierflotte
behandelt:
12 ml/l H₂O₂ 35 %
8 ml/l NaOH 38°Bé
4 ml/l org. Stabilisator
4 ml/l Wasserglas
2 ml/l Waschmittel
Nach dem Imprägnieren verweilt die Ware auf einer Kaule während ca. 12 Std. Anschließend
wird gewaschen, entwässert und evtl. naß überdehnt.
1. Verfahren zum kontinuierlichen Färben und Imprägnieren von textiler Schlauchwaren,
wobei die Ware in Strangform ein Flottenbad durchsetzt, hierbei evtl. in ihrem Drall
abgestastet wird, mittels eines gasförmigen Mediums zu einem Ballon aufgeblasen wird
und dann einen Quetschspalt passiert,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) es findet ein etwa U-förmiges Flottenbad Verwendung, durch das die Ware - mit Ausnahme
einer etwaigen Einrichtung zur Drallabtastung - berührungsfrei hindurchgeführt ist;
b) die Zuführung der Flotte zum Flottenbad erfolgt auf der Austrittsseite der Ware
in dem Bereich, in dem sich der Ballon auszubilden beginnt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuführung der Flotte
oberhalb des Flottenspiegels nahe dem Umfang des sich ausbildenden Ballons derart
erfolgt, daß zumindest ein wesentlicher Teil der zugeführten Flotte die Ware von außen
nach innen durchströmt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich net, daß die Tauchzeit der Ware
im FlIottenbad in Abhängigkeit vom Warengewicht 2 - 8 s beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen geringen Flotteninhalt, vorzugsweise
zwischen 20 und 40 l.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zu einem Ballon aufgeblasene
Ware einen von weichen Quetschwalzen gebildeten Quetschspalt passiert, wobei die
Härte der Quetschwalzen vorzugsweise zwischen 40 und 45° Shore liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Färbung mit Reaktiv-Farbstoff
erfolgt und die Ware nach dem Passieren des Quetschspaltes im aufgewickelten Zustand
kalt verweilt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Färbung mit Reaktiv-Farbstoff
erfolgt und die Ware nach dem Passieren des Quetschspaltes einen Dämpfer durchläuft.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Küpenfärbung erfolgt,
nach dem Passieren des Quetschspaltes eine Fixierflotte auf die Ware aufgebracht wird,
anschließend in einem Dämpfer fixiert, in einer Oxidationsstufe oxidiert und schließlich
gewaschen und entwässert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die trockene Ware mit einer
Bleichflotte imprägniert wird und nach Passieren des Quetschspaltes im aufgewickelten
Zustand kalt verweilt.
10. Vorrichtung zum kontinuierlichen Färben und Imprägnieren von textiler Schlauchware,
enthaltend
a) ein von der Ware in Strangform durchsetztes Flottenbad,
b) gegebenenfalls eine im Flottenbad angeordnete Einrichtung zur Abtastung des Dralles
der Ware,
c) eine Einrichtung zum Aufblasen der Ware zu einem Ballon,
d) einen von zwei Walzen gebildeten Quetschspalt,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
e) das Flottenbad ist U-förmig ausgebildet;
f) die Ware ist - mit Ausnahme einer etwaigen Einrichtung zur Drallabtastung - berührungsfrei
durch das Flottenbad hindurchgeführt;
g) auf der Austrittsseite der Ware aus dem Flottenbad ist in dem Bereich, in dem
sich der Ballon auszubilden beginnt, oberhalb des Flottenspiegels eine die Ware ringförmig
umschließende Flottenzuführleitung vorgesehen.