[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Auf- und Abwickeln einer Materialbahn
mit zwei im Abstand voneinander angeordneten Ständern, in denen jeweils ein horizontaler,
in die Wickelhülse einfahrbarer Spannkopf drehbar gelagert ist.
[0002] Vorrichtung dieser Art, bei denen die Rolle während des Auf- oder Abwickelns achslos
zwischen den Spannköpfen eingespannt ist und von diesen gehalten wird, dienen insbesondere
zum Auf- und Abrollen von Papierbahnen in der papierverarbeitenden Industrie. Derartige
Abwicklungsvorrichtungen sind z.B. in dem DE-GM 8511986 und in der DE-OS 29 51 336
beschrieben. Aufwickelvorrichtungen mit diesen Merkmalen zeigt die DE-OS 33 08 271.
[0003] In der papierverarbeitenden Industrie ist man bestrebt, immer größere, und damit
schwerere Rollen zu verarbeiten, um die bei einem Rollenwechsel auftretenden Stillstandszeiten
zu verkürzen. Mit den bekannten Auf- und Abrollvorrichtungen lassen sich jedoch nur
Rollen bis zum einem bestimmten Gewicht problemlos auf- oder abwickeln, da bei schwereren
Rollen im Hülsenbereich Kreppfalten und Rißbildungen auftreten.
[0004] Diese nachteiligen Effekte treten gehäuft beim Abrollen von schwergewichtigen Rollen
(60-70kN) aus dünnen Papieren unter Verwendung von Hülsen geringen Durchmessers auf
und führen bei der nachfolgenden Bearbeitung der Papierbahnen, z.B. in Klinikrollern,
zu einem vermehrten Ausschuß.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung für das achslose Auf-
oder Abwickeln von Rollen zu schaffen, die in der Lage ist, schwergewichtige Rollen
zu verarbeiten, ohne daß die vorhin beschriebenen negativen Effekte auftreten.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0007] Mit der Einrichtung zum Unterstützen der Rolle während des Abwickelns läßt sich die
Belastung der Rolle im Bereich der Spannköpfe derart vermindern, daß weder Kreppfalten
noch Risse beim Auf- oder Abwickeln auftreten.
[0008] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung.
[0009] Während das flächige Abstützen nach Patentanspruch 2 verhindert, daß sich durch das
Abstützen Falten bilden, läßt sich mit dem Merkmal des Patentanspruchs 3 die Position
des Stützelementes in Abhängigkeit von dem sich ändernden Durchmesser der Rolle während
dem Auf- oder Abwickeln und der gewünschten Gewichtsentlastung anpassen.
[0010] Patentanspruch 4 enthält eine konstruktiv vorteilhafte Unterstützungseinrichtung.
[0011] Bei der Ausführungsform nach Patentanspruch 5 läßt sich die Belastung der Rollen
im Bereich der Spannköpfe während des Auf- oder Abwickelns konstant halten.
[0012] Während die Patentansprüche 6 und 7 vorteilhafte Möglichkeiten zur Bestimmung des
an den Spannköpfen lastenden Gewichts enthalten, sind nach den Patentansprüchen 8
und 9 die Rollenwechseleinrichtung mit der Unterstützungseinrichtung vorteilhaft kombiniert.
[0013] Die Zeichnungen dienen zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht dargestellten
Ausführungsbeispiels.
Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Abwickelvorrichtung.
Fig. 2 zeigt eine Seitenansicht.
[0014] Die Abwickelvorrichtung nach den Zeichnungen weist zwei quer zur Bahnlaufrichtung
im Abstand voneinander angeordnete Ständer 1,2 auf, bei denen jeweils auf einem Abrollbock
3 ein Winkelgetriebe 4, eine Kupplung 5 und ein Bremsgenerator 6 befestigt ist. Auf
der horizontalen Welle des Winkelgetriebes 4 ist jeweils an der Innenseite ein horizontaler
Spannkopf 7 zum Einspannen der abzuwickelnden Rolle (Vorratsrolle 8) an deren Wickelhülse
9 befestigt. An der Außenseite der Welle sitzt eine Haltebremse 10.
[0015] Die Abrollböcke 3 sind auf einer Rohrführung 11 und einer sich in Bahnlaufrichtung
erstreckenden Stützrolle 12 quer zur Bahnlaufrichtung bewegbar gelagert. Die Bewegung
erfolgt über einen Zahnstangenantrieb 13.
[0016] In der Mitte zwischen den Abrollböcken 3 befindet sich in einer Aussparung 14 des
Bodens ein mit einem Antrieb auf- und abbewegbares Gestell 15, in dem zwei Umlenkrollen
16 quer zur Bahnlaufrichtung in gleichem Abstand zur Achse der eingespannten Vorratsrolle
8 freilaufend gelagert sind. Die Umlenkrollen 16 werden von einem endlosen Band 17
umlaufen, dessen oberer, waagerechter Trum die Stützfläche bildet. Er kann bis über
die Bodenfläche hinaus in Richtung der Spannköpfe 7 bewegt und bis unterhalb der Bodenfläche
abgesenkt werden.
[0017] Etwas oberhalb des unterstützenden Bandes 17 sind an den beiden, den Ständern 1,2
zugewandten Seiten jeweils zwei Ausrichtrollen 18 an Hebeln 19 nach unten wegschwenkbar
im Gestell 15 gelagert. In hochgeschwenkter Position befinden sich die Ausrichtrollen
18 in einem äquidistanten Abstand zur Achse der eingespannten Vorratsrolle 8, dieser
Abstand beträgt etwas weniger als die Hälfte des Abstandes der Umlenkrollen 16 von
dieser Achse.
[0018] An Stelle der vier Ausrichtrollen 18 ist zum Zentrieren einer neuen Vorratsrolle
8 auch der Einsatz eines starren Prismas möglich. Dieses Prisma müßte ebenfalls während
der Gewichtsentlastung durch das unterstützende Band 17 abgesenkt werden.
[0019] An der Achse der Stützrolle 12 eines Ständers 1 oder 2 ist ein Dehnmeßstreifen befestigt,
der eine zur Durchbiegung - und damit zur Belastung - der Achse proportionale elektrische
Spannung an eine Regelvorrichtung abgibt, die die Höhe des Gestells 15 - und damit
die Höhe des abstützenden Bandes 17 - regelt. Mit dem Dehnmeßstreifen läßt sich das
an den Spannköpfen 7 lastende Gewicht dauernd messen.
[0020] Dieses Gewicht kann auch mit Wiegeeinrichtungen, die in die Ständer 1,2 integriert
sind, ermittelt werden. Ebenso ist es möglich, die Gewichtsentlastung über einen Rechner
in Abhängigkeit vom spezifischen Gewicht der Vorratsrolle 8, ihrem Durchmesser und
ihrer Breite zu steuern. Diese Lösungen sind jedoch aufwendiger als die vorliegende
Regelung, die die Durchbiegung der Stützrollenachse als Regelgröße verwendet.
[0021] Zum Einlegen einer neuen Vorratsrolle 8 werden die beiden Ständer 1,2 auseinander
gefahren, bis der Abstand der Spannköpfe 7 voneinander größer als die Vorratsrollenbreite
ist. Die Ausrichtrollen 18 werden hochgeschwenkt und durch Bewegung des Gestells 15
in eine Position in etwa fluchtend zur Bodenfläche gebracht. Anschließend wird die
Rolle 8 auf die Ausrichtrollen 18 aufgelegt und von diesen zentriert. Durch Aufwärtsbewegung
des Gestells 15 wird die Rolle 8 danach soweit angehoben, daß die Spannköpfe 7 in
die Hülse 9 eingefahren werden können. Nach dem die Rolle 8 zwischen den Spannköpfen
7 eingespannt wurde, werden die Ausrichtrollen 18 abgesenkt, so daß die obere Begrenzung
des Gestells 15 von dem Band 17 gebildet wird, das an der Unterseite der Vorratsrolle
8 anliegt.
[0022] Falls die Wiegeeinrichtung ein Vorratsrollengewicht von mehr als 30 kN ermittelt,
fährt die Regeleinrichtung das Gestell 15 soweit hoch, bis als Folge der Gewichtsentlastung
durch das Band 17 die Belastung der Spannköpfe 7 auf diesen Wert abgesenkt wird. Das
unterstützende Band 17 läuft während des Abwickelns mit, so daß keine Relativgeschwindigkeit
zwischen Band 17 und Papierbahn auftritt. Da sich als Folge des sich verringernden
Rollendurchmessers während der Abwicklung die Unterseite der Vorratsrolle 8 vom Band
17 wegbewegt, steigt die Belastung wieder an. Die Meßeinrichtung registriert diese
steigende Belastung an den Ständern 1,2, und die Regeleinrichtung fährt das Gestell
15 wieder so weit hoch, bis die Belastung wieder auf 30 kN abgesenkt wird. Diese automatische
Anpassung der Entlastung wird permanent so lange durchgeführt, bis das Gesamtgewicht
der Vorratsrolle 8 den Wert von 30 kN unterschreitet. Dann wird nach einer eingestellten
Wartezeit das Gestell 15 mit dem Band 17 abgesenkt, und der Abwickelvorgang wird ohne
Entlastung zu Ende geführt.
[0023] Eine Unterstützungsvorrichtung für eine Aufwickelvorrichtung, wie sie z.B. in der
DE-OS 33 08 271 beschrieben ist, ist entprechend aufgebaut. Dort werden drei Rollen
an drei Wickelstellen aufgewickelt. Jede dieser Wickelstellen weist eine Unterstützungseinrichtung
auf. Die Höhe der Stützelemente wird ebenso in Abhängigkeit von der in den jeweiligen
Lagerböcken gemessenen Belastung der Spannköpfe geregelt. Auch bei dieser Ausführungsform
kann die Vorrichtung zum Wechseln der vollen Rolle mit der Unterstützungsvorrichtung
kombiniert sein.
1. Vorrichtung zum Auf- oder Abwickeln einer Materialbahn mit zwei im Abstand voneinander
angeordneten Ständern, in denen jeweils ein horizontaler, in eine Wickelhülse einfahrbarer
Spannkopf drehbar gelagert ist, gekennzeichnet durch eine Einrichtung (15-17) zum Unterstützen der Rolle (8) an ihrer Unterseite während
des Auf- und Abwickelns, die mit der Rolle (8) bewegbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterstützungseinrichtung (15-17) eine flächig an die Unterseite der Rolle
(8) anlegbare Stützfläche aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das an der Rolle (8) angreifende Element (17) der Unterstützungseinrichtung
(15-17) höhenverstellbar ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,dadurch gekennzeichnet, daß die Unterstützungseinrichtung aus einem in einem höhenverstellbaren Gestell
(15) freilaufend gelagerten endlosen Band (17) besteht.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-4 , gekennzeichnet durch Mittel zur Bestimmung des aktuellen, an den Spannköpfen (7) lastenden Gewichts der
Rolle (8) und durch eine Regeleinrichtung, die Gewichtsentlastung in Abhängigkeit
von diesem aktuellen Gewicht einstellt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, bei der zumindest ein Ständer auf einer Stützrolle
quer zur Bahnlaufrichtung bewegbar gelagert ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Regeleinrichtung die Durchbiegung der Achse der Stützrolle (12) als Regelgröße
verwendet.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch einen Dehnmeßstreifen zum Messen der Durchbiegung der Stützrollenachse.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 7, gekennzeichnet durch eine abschwenkbare Einrichtung zum Ausrichten und Anheben der Rolle (8) zu den Spannköpfen
(7), die gemeinsam mit der Stützelement (17) in einem höhenverstellbaren Gestell (15)
befestigt ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 3 und 8, gekennzeichnet durch mehrere abschwenkbare Ausrichtrollen (18), die oberhalb der Stützfläche (17) im Abstand
voneinander an beiden Seiten der Achse der eingespannten Rolle (8) achsparallel zu
dieser angeordnet sind.