[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung eines fetten Öles ex Helianthus annuus mit
einem Ölsäuregehalt von 78 bis 92 Gew.-% und einem Linolsäuregehalt von 2 bis 8 Gew.-%,
jeweils bezogen auf enthaltende Gesamtfettsäuren, Rest (auf 100 Gew.-%) gegebenenfalls
Palmitinsäure und Stearinsäure sowie bis zu 1 Gew.-% Fettsäuren aus der von Myristin-,
Palmitolein-, Linolen-, Arachin-, Eikosen- und Erucasäure gebildeten Gruppe unter
Auschluß von Anreicherungsschritten bezüglich des Ölsäuregehaltes zur Herstellung
von Fettsäure-Monoglyceriden durch
a) Umesterung in Gegenwart von Glycerin oder
b) durch Fettspaltung und Umsetzung der erhaltenen Spaltfettsäure mit Glycerin.
[0002] Es ist bekannt, durch Umesterung von fetten Ölen mit Glycerin in Gegenwart von Katalysatoren
Monoglyceride und Diglyceride herzustellen. Die größte wirtschaftliche Bedeutung haben
dabei Glycerinmono- und -distearat (GMS) und Glycerinmono- und -dioleat (GMO).
[0003] GMS wird durch Glycerinolyse von Glycerin-tristearat bzw. von gehärteten Fetten,
die mindestens 55 % Stearinsäure enthalten, in kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Verfahren hergestellt, da das Ausgangsmaterial durch Härtung von Fetten und Ölen
leicht zugänglich ist. GMO dagegen wird üblicherweise durch Veresterung von Ölsäure
mit Glycerin hergestellt, da das für die Glycerinolyse erforderliche Glycerin-trioleat
technisch nur über mehrere Stufen herstellbar ist.
[0004] Die zur Veresterung mit Glycerin verwendete Ölsäure wird durch Anreicherung (Lösemittel-
oder Umnetzverfahren) der in Talgspaltfettsäure enthaltenen Ölsäure gewonnen. Diesen
Anreicherungsverfahren sind allerdings prinzipielle Grenzen gesetzt. Technisch kommen
daher lediglich 65 bis 70 %-ige Ölsäuren für die GMO-Herstellung zum Einsatz.
[0005] Fettsäure-Monoglyceride werden hauptsächlich in der Nahrungsmitteltechnik als Emulgatoren
eingesetzt. Sie sollen daher eine möglichst große Oxidationsbeständigkeit aufweisen,
die durch Gehalte an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, insbesondere Linolsäure,
herabgesetzt ist.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß fette Öle mit der eingangs beschriebenen Zusammensetzung
aus bestimmten Sonnenblumen (Helianthus annuus)-Arten, wie sie z. B. aus der US-PS
4 627 192 bekannt sind, ohne die nach dem Stand der Technik üblichen Aufbereitungsverfahren
für die Herstellung von Fettsäure-Monoglyceriden durch an sich bekannte Umesterung
in Gegenwart von Glycerin oder Fettspaltung und Umsetzung der erhaltenen Spaltfettsäure
mit Glycerin einsetzen lassen.
[0007] Überraschenderweise hat sich herausgestellt, daß Fettsäure-Monoglyceride auf Basis
dieser fetten Öle verbesserte anwendungstechnische Eigenschaften zeigen. So ist die
oxidative Beständigkeit im Vergleich zu üblichen Fettsäure-Monoglyceriden deutlich
größer. Dies ist insofern überraschend, da der Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren
in den erfindungsgemäß erhaltenen Fettsäure-Monoglyceriden vergleichbar hoch wie bei
denjenigen aus Talgspaltfettsäure gewonnenen ist. Weiterhin weisen die erfindungsgemäß
erhaltenen Fettsäure-Monoglyceride gegenüber denjenigen aus dem Stand der Technik
verbesserte Emulgatoreigenschaften auf. Schließlich ist es als überraschend anzusehen,
daß sich bei Verwendung von fetten Ölen der eingangs genannten Art Fettsäure-Monoglyceride
erhalten lassen, die Oxidationsbeständigkeit, Geruchs-, Geschmacks- und Farbneutralität
sowie gute Emulgiereigenschaften aufweisen, ohne daß die als Ausgangsmaterialien verwendeten
fetten Öle vor der Umsetzung irgendwelchen Anreicherungsschritten unterzogen werden
müssen.
[0008] Da die als Ausgangsmaterialien verwendeten fetten Öle Naturstoffe sind, sind die
Anteile ihrer Hauptkomponenten gewissen Schwankungen unterworfen. Typischerweise weisen
die fetten Öle bzw. die daraus erfindungsgemäß erhaltenen Fettsäure-Monoglyceride
hinsichtlich der Fettsäuren die folgenden Schwankungsbreiten auf:
Ölsäure: 78 bis 92 Gew.-%
Linolsäure: 2 bis 10 Gew.-%
Palmitinsäure: 2 bis 5 Gew.-%
Stearinsäure: 2 bis 7 Gew.-%
[0009] Die erfindungsgemäß unter Verwendung der obengenannten fetten Öle hergestellten Glycerinmonooleate
weisen Monoestergehalte von 40 bis 60 % auf, die sich auf üblichem Wege, z. B. durch
Molekulardestillation, auf einen Monoestergehalt von 90 % und darüber steigern lassen.
[0010] Das unter der erfindungsgemäßen Verwendung von fetten Ölen der obengenannten Zusammensetzung
hergestellte GMO wurde im Rancimaten gegen einen aus fraktionierter Ölsäure nach
dem klassischen Verfahren hergestelltes GMO hinsichtlich seiner Oxidationsstabilität
geprüft. Der Rancimat (Fa. Metrohm) ist ein in der Nahrungsmittelindustrie weit verbreitetes
Analysengerät zur Prüfung der Oxidationsstabilität ungesättigter Öle.
[0011] Bei der Analyse wird bei erhöhter Temperatur (100 bis 120°C) durch eine definierte
Probenmenge ein konstanter Luftstrom geleitet; die bei der Oxidation entstehenden
flüchtigen Verbindungen werden in einem Kondensationsgefäß anhand der elektrischen
Leitfähigkeit derselben bestimmt. Die Zeit bis zur Bildung von flüchtigen, elektrisch
leitenden Oxidationsprodukten wird als Induktionszeit bezeichnet.
[0012] Für das erfindungsgemäß hergestellte GMO wurde eine Induktionszeit von 4 h, für
das aus Talgspaltfettsäure gewonnene eine solche von 2 h gemessen.
[0013] Zusätzlich wurden Geruch und Geschmack nach einer 10-Punkte-Skala bewertet. 10 Punkte
bedeuten ein geschmacks- und geruchsneutrales, 1 Punkt ein völlig unbrauchbares Produkt.
Zur Verwendung in der Nahrungsmittelindustrie sollten Öle mindestens eine Punktzahl
von 6 aufweisen. Die Farbe wurde im Lovibond-Farbmeßgerät mit einer 5 1/4˝-Küvette
gemessen.
[0014] Die erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 1 zusammengefaßt.

[0015] Für das erfindungsgemäß erhaltene GMO ergeben sich deutliche sensorische und, wenn
auch etwas schwächer ausgeprägt, farbliche Vorteile.
[0016] Für die erfindungsgemäß beschriebenen Fettsäure-Monoglyceride ergeben sich entscheidende
anwendungstechnische Vorteile, da die Möglichkeiten der GMO-Verwendung zur Herstellung
von Emulsionen, beispielsweise von Speisefettemulsionen als Kälber milch-Ersatz
(Milchaustauscher) oder von hoch wasserhaltigen Margarinen oder anderen fetthaltigen
Brotaufstrichen ("low calorie spread") sowie von technisch anzuwendenden Emulsionen
(z. B. für Brotschneidemaschinen) durch zu geringe Oxidationsstabilität bzw. sensorische
Beeinträchtigungen bisher stark eingeschränkt gewesen sind.
[0017] Das folgende Vergleichsbeispiel demonstriert die vorzügliche Eignung der unter Verwendung
von fetten Ölen gemäß der obigen Zusammensetzung erhaltenen Monoglyceride für die
Emulsionsherstellung:
0,5 Gew.-Teile Emulgator aus Talgspaltfettsäure und gemäß der Erfindung wurden bei
40°C in jeweils 35 Gew.-Teilen Sojaöl gelöst. Anschließend wurde unter Rühren in
langsamem Strahl 64,5 Gew.-Teile Wasser hinzugegeben. Schließlich wurde die Voremulsion
in einem Hochdruckhomogenisator 2 x bei 120 bar feinhomogenisiert.
[0018] Die Stabilität der erhaltenen Emulsionen wurde nach Stehenlassen von jeweils 100
ml frisch hergestellter Emulsion im graduierten Zylinder nach 24 h und nach 8 Tagen
durch visuelle Beurteilung bzw. durch Extraktion von 25 ml-Schichten mit Petrolether
bestimmt, wobei die 25 ml-Schichten jeweils von unten entnommen und mit Petrolether
ausgeschüttelt wurden. Die organischen Phasen wurden abgetrennt, der Petrolether verdampft
und der Rückstand (= Fettgehalt) gewogen.
[0019] Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 2 zusammengefaßt.

[0020] Wie sich aus der Tabelle 2 ergibt, weist das Glycerinmonooleat gemäß der Erfindung
überlegene Emulgatoreigenschaften gegenüber demjenigen gemäß Stand der Technik auf.
[0021] Die Herstellung eines Glycerinmonooleats under erfindungsgemäßer Verwendung eines
fetten Öles wird im folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher
erläutert.
[0022] Das Sonnenblumenöl wies gemäß gaschromatografischer Auswertung die folgende Zusammensetzung
der Fettsäureanteile auf:
Myristinsäure 0,1 Gew.-%
Palmitinsäure 3,1 Gew.-%
Stearinsäure 2,0 Gew.-%
Ölsäure 86,2 Gew.-%
Linolsäure 7,8 Gew.-%
Linolensäure 0,2 Gew.-%
Arachinsäure 0,2 Gew.-%
Eikosensäure 0,2 Gew.-%
Erucasäure 0,2 Gew/-%
[0023] 688 g Sonnenblumenöl der obigen Zusammensetzung wurden mit 290 g 99,5 %-igem Glycerin
in einen 2 l-Dreihalskolben mit Rührer, Thermometer, Destillationsaufsatz und externer
Heizung vorgelegt und unter Stickstoff auf 265°C erhitzt. Nach dem Erreichen dieser
Temperatur werden 0,05 Vol.-% 50 %-ige Natronlauge zugesetzt. Die Reaktion war nach
5 bis 10 min beendet (Klarwerden des Kolbeninhaltes). Das Reaktionsprodukt wurde abgekühlt,
bei 200°C mit Phosphorsäure neutralisiert und bei 100°C ca. 10 min stehengelassen.
Das überschüssige Glycerin wurde abgezogen; anschließend wurde 3 x mit ca. 200 ml
heißer gesättigter NaCl-Lösung bei 95°C gewaschen. Nach dem Trocknen bei 90 bis 100°C
in Wasserstrahlvakuum wurde unter Zusatz von 1 % Filterhilfsmittel filtriert.
[0024] Man erhielt ein Ölsäure-Monoglycerid mit folgenden Kenndaten:
Säurezahl 1,3
Verseifungszahl 163
Jodzahl 74
OH-Zahl 239
Glyceringehalt: 0,6 Gew.-%
Monoglyceridgehalt: 60 Gew.-%.