(19)
(11) EP 0 290 740 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.11.1988  Patentblatt  1988/46

(21) Anmeldenummer: 88103745.1

(22) Anmeldetag:  09.03.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06M 15/03, C08L 5/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 25.03.1987 DE 3709698

(71) Anmelder: DIAMALT AKTIENGESELLSCHAFT
D-8000 München 50 (DE)

(72) Erfinder:
  • Denkler, Maria
    D-8000 München 50 (DE)
  • Keramaris, Nikolaos, Dr.
    D-8031 Eichenau (DE)
  • Bayerlein, Friedrich, Dr.
    D-8033 Krailling (DE)

(74) Vertreter: Lederer, Franz, Dr. et al
Lederer, Keller & Riederer Patentanwälte Prinzregentenstrasse 16
80538 München
80538 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Schlichtemittel


    (57) Die Erfindung betrifft die Verwendung einer Mischung aus Hydroxy-C₁₋₄-alkyl-Guargalaktomannan und Hydroxy-C₁-₄-alkyl-­Cassiagalaktomannan als Schlichtemittel zum Schlichten von Garnen aus Baumwolle, Regeneratcellulose, Wolle und Synthesefasern.


    Beschreibung


    [0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Schlichtemittel bestehend aus einer Mischung aus Hydroxyalkyl-Guargalaktomannan und Hydroxy­alkyl-Cassiagalaktomannan, das biologisch gut abbaubar und wasserauswaschbar ist, und das sich durch vorzügliche Klebkraft und Geschmeidigkeit auszeichnet.

    [0002] Im Webprozess werden Schlichtemittel bekanntlich dazu ver­wendet, die Beanspruchbarkeit der Kette beim Weben zu er­höhen. Hierzu wird der Kettfaden von dem Schlichtemittel teils überzogen, teils durchdrungen, wodurch einerseits dem Kettfaden genügend Festigkeit verliehen wird, anderer­seits auch abstehende Fäserchen angeklebt werden.

    [0003] Als altbekannte Schlichtemittel verwendet man je nach Faser- ­bzw. Garnqualität native oder modifizierte Stärken, Eiweiß­produkte, Carboxymethylcellulosen, Polyvinylalkohole, Poly­ acrylate und andere. Baumwolle und Zellwolle werden vorwiegend mit Schlichten auf Naturstoffbasis behandelt, bei Mischge­spinsten und synthetischen Garnen schlichtet man überwiegend mit halbsynthetischen bzw. vollsynthetischen Produkten, ggf. auch in Kombination mit den genannten Naturstoffen.

    [0004] Bekanntlich muß das Schlichtemittel nach dem Webprozess wieder von der Faser entfernt werden, da es sonst die nachfolgenden Ausrüstungsprozesse stören wurde. Je nach der Wiederentfern­barkeit von der Faser unterscheidet man die Schlichtemittel in zwei Gruppen:

    a) Schlichten, die sich nur nach Einwirkung von Enzymen oder Chemikalien durch anschließendes Auswaschen mit Wasser ent­fernen lassen,

    b) Schlichten, die durch einfaches Auswaschen mit Wasser ent­fernbar sind.



    [0005] Mit zunehmender Rationalisierung gewinnt die letzte Gruppe der wasserauswaschbaren Schlichtemittel immer mehr an Bedeutung.

    [0006] Man verwendet hier insbesondere acyl-substituierte Stärken, Carboxymethylcellulose, Polyvinylalkohol und Polyacrylate. Unter dem Gesichtspunkt der leichten Wiederentfernbarkeit vom Gewebe werden diese Produkte mit Vorteil, insbesondere zum Schlichten von synthetischen Fasern, eingesetzt. Fast ausnahmslos zeigen diese halb- bzw. vollsynthetischen Schlichtemittel jedoch nur sehr mangelhafte biologische Ab­baubarkeit, was sich in einem zwar geringen biologischen Sauerstoffbedarf, jedoch in einem entsprechend hohen chemischen Sauerstoffbedarf äußert.

    [0007] Schlichtemittel auf Basis natürlich vorkommender Polysaccharide, wie z.B. Stärkeschlichten, zeichnen sich zwar durch eine gute biologische Abbaubarkeit aus, sie eignen sich jedoch nicht oder nur ungenügend zum Schlichten von halb- bzw. vollsynthetischen Fasern. Sie werden deshalb bevorzugt in Mischungen mit den genannten synthetischen Mitteln verwendet.

    [0008] Eiweißschlichte findet nur noch beschränkte Anwendung, da sie bisweilen nicht ohne Schwierigkeiten wieder entfernbar ist. Außerdem gestattet der Welt-Eiweiß-Markt die technische Ver­wendung derartiger Produkte aus ökonomischer Sicht nicht.

    [0009] Man hat auch schon versucht, durch Variation der Polysaccharid­komponente auf andere Naturstoffschlichtemittel auszuweichen. So wurde auch das Mehl von Tamarindus Indica, das sog. Tama­rindensamenmehl als Schlichtemittel beschrieben (Whistler Industrial Gums, 461 ff., Melliand 1956 , 588 ff.; W.G. Macmillan und .B. Chakraverti J.Sci. Ind. Research (India) 10 B, 270 (1951); P.C. Mehta und C.C. Shah, Ahmedabad Textile Ind. Research Assoc., Research Notes 3, No. 2 (1953)).

    [0010] Die Verwendung solcher Schlichtemittel beschränkt sich fast ausschließlich auf den indischen Subkontinent, da die Nach­teile der Tamarindenkernschlichtemittel einer weiteren Ver­breitung im Wege standen.

    [0011] Schlichtemittel für Garne aus Baumwolle, Regeneratcellulose und Synthesefasern bestehend aus einem hydroxyalkylierten Polysaccharid aus dem Samen von Cassia Occidentalis werden in der DE-OS 30 16 561 offenbart.

    [0012] In Melliand Textilberichte 8/1983, 526-529 werden unterschied­liche Galaktomannane, u.a. auch Guargalaktomannan als Schlichte­mittel beschrieben. Eine Kombination bestimmter Galaktomannane wird jedoch nicht nahegelegt.

    [0013] Die Verätherungsprodukte von Cyamopsis tetragonoloba sind bekannt. In den US-PS'en 2 520 161, 2 650 917, 3 740 389 wird die Verätherung von Cyamopsis tetragonoloba mit Chlor­essigsäure beschrieben.

    [0014] Die gleichzeitige Verätherung von Cyamopsis tetragonoloba mit Propylenoxid und Chloressigsäure wird in der US-PS 3 723 408 beschrieben.

    [0015] Dihydroxypropyläther von Polygalaktomannanen werden in der US-PS 2 496 670 beschrieben, Carboxyalkyläther von Polygalakto­mannanen werden in der US-PS 2 477 544 offenbart.

    [0016] Die Verätherung von Cyamopsis tetragonoloba mit Alkylenoxid (Propylenoxid oder Äthylenoxid) wird in der US-PS 3 350 386 sowie in der DE-PS 1 468 014 beschrieben.

    [0017] Die Cyamopsis tetragonoloba-Äther werden hauptsächlich als Verdickungsmittel im Textildruck, Mining und Drilling ein­gesetzt.

    [0018] Eine synergistische Mischung aus a)Cassia-Galaktomannan und b) Carrageenan, Agar und/oder Xanthan, die als Gelier- und Verdickungsmittel brauchbar ist, wird in der DE-OS 33 35 593 offenbart.

    [0019] Die DE-OS 33 47 469 beschreibt Carboxyalkyläther und Hydroxy­alkyläther von Cassia tora Polygalaktomannanen, die gegebenen­falls in Kombination mit anderen Polysaccharidabkömmlingen als Verdickungsmittel brauchbar sind.

    [0020] Die von der Anmelderin früher offenbarten hydroxyalkylierten Cassia-Derivate sind in der Verwendung als Schlichtemittel im allgemeinen aufgrund der hervorragenden Eigenschaften wie bei­spielsweise hohe Klebkraft und ausgezeichnete Filmbildung sehr gut wirksam. Die stark ausgeprägte Filmbildung jedoch wirkt sich nicht immer vorteilhaft aus. Es können sich wegen der zu raschen Entstehung des Filmes auch Nachteile bemerkbar machen bei bestimmten Garnqualitäten dadurch, daß vorwiegend ober­flächliche Haftung am Kettgarn erfolgt. Dies führt dann zu verstärktem Abrieb und zu Staubbildung und dadurch zu er­höhter Fadenbruchzahl.

    [0021] Schlichteversuche der Anmelderin mit hydroxyalkyliertem Guar in bestimmtem Viskositätsbereich und mit definiertem Substitu­tionsgrad zeigten, daß diese Produkte sich im Prinzip als Schlichte eignen.

    [0022] In vergleichenden Schlichtungen von hydroxyalkyliertem Guar und hydroxyalkylierter Cassia wurde jedoch festgestellt, daß aufgrund der weniger stark ausgeprägten Filmbildung des hydroxyalky­lierten Guar-Äthers die mit hydroxyalkyliertem Guar geschlichte­ten Kettgarne geringere Widerstandsfähigkeit gegenüber mechani­schen Beanspruchungen zeigen als die mit hydroxyalkylierter Cassia geschlichteten Probanden.

    [0023] Es hat sich jedoch gezeigt, daß die geringere Filmbildung und die langsamere Entstehung des Filmes von hydroxyalkyliertem Guar auch anwendungstechnische Vorteile mit sich bringt. Diese Vorteile sind überwiegend darin zu sehen, daß eine gleich­mäßigere Verteilung der Schlichte, sowohl auf der Oberfläche als auch im Innern des Kettgarnes, erreicht wird, wodurch ein Staubanfall verhindert wird.

    [0024] Weiterhin hat sich gezeigt, daß mit hydroxyalkyliertem Guar geschlichtete Kettgarne sich besser auswaschen lassen als die mit hydroxyalkylierter Cassia geschlichteten Kettgarne. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Vorteile der hydroxyalkylierten Cassia und des hydroxyalkylierten Guars zu erhalten, ohne ihre jeweiligen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.

    [0025] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß eine Mischung aus einer hydroxyalkylierten Cassia mit einem hydroxy­alkylierten Guar wohl die Vorteile der beiden Komponenten beibehält, ihre aufgezeichneten Nachteile jedoch nicht in Erscheinung treten läßt.

    [0026] Die erfindungsgemäßen Kombinationsschlichten sind biologisch gut abbaubar und zeichnen sich in der Anwendung durch her­vorragende Klebkraft, Filmbildung, sehr gute Filmelastizität, hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischer Scheuerung, verminderte Staubbildung sowohl in der Schlichterei als auch in der Weberei aus, und aufgrund der sehr leichten Wasseraus­waschbarkeit ergeben sich ökonomische Vorteile in der Gewebe­vorbehandlung.

    [0027] Die Neigung der hydroxyalkylierten Cassia-Komponente zur Staubbildung ist unterbunden und die Nachteile der hydroxy­alkylierten Guar-Komponente bleiben ohne Auswirkung.

    [0028] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Schlichtemittel be­stehend aus einer Mischung aus Hydroxyalkyl-Guargalaktomannan und Hydroxyalkyl-Cassiagalaktomannan.

    [0029] Als Alkylgruppen kommen solche mit 1-4 Kohlenstoff­atomen in Betracht, vorzugsweise verwendet man das jeweilige Hydroxypropyl-Derivat.

    [0030] Die Mischung enthält im allgemeinen 10-90, vorzugsweise 30-70 Gew.-% der Guarkomponente und 90-10, vorzugsweise 70-30 Gew.-% der Cassiakomponente.

    [0031] Die Mischung der beiden Komponenten wird in wässriger Lösung angewandt und soll derart abgestimmt sein, daß eine 10-%ige wässrige Lösung eine Viskosität von 20-10.000 mPas, vorzugs­weise 150-6.000 mPas, aufweist (gemessen am Brookfield RVT/20 UpM bei 80°C).

    [0032] Das verwendete Guar-Derivat und das verwendete Cassia-Derivat besitzen im allgemeinen einen Substitutionsgrad von 0,01- 3,0 und ergeben in 10-%iger wässriger Lösung (gemessen bei 80°C am Brookfield RVT/20 UpM) jeweils eine Viskosität im Bereich von 100-10.000 mPas.

    [0033] Das eingesetzte Cassia-Derivat stammt vorzugsweise von Cassia tora synonym obtusifolia ab.

    [0034] Die erfindungsgemäße Kombination von hydroxyalkyliertem Guar und hydroxyalkylierter Cassia kann nach verschiedenen Methoden hergestellt werden. Einerseits ist die Abmischung aus den beiden Einzelkomponenten, welche nach bekannten Verfahren her­ gestellt werden können, möglich. Andererseits ist die Hydroxy­alkylierung der Polysaccharide aus den Endospermen von Guar und aus den Endospermen von Cassia im gewünschten Gewichts­verhältnis im Eintopfverfahren durchführbar.

    [0035] Das erfindungsgemäße Schlichtemittel wird beispielsweise da­durch hergestellt, daß die Polysaccharidmischung aus den Endospermen von Guar und Cassia mit einem Alkylenoxid in an sich bekannter Weise veräthert wird und vor oder nach der Hydroxyalkylierung zur Erzielung der gewünschten Viskosität in an sich bekannter Weise depolymerisiert wird.

    [0036] Es ist bekannt, daß die Verwendung von Alkylenoxid zur Hydroxy­alkylierung strenge Sicherheitsmaßnahmen erfordert und druck­feste sowie ex-geschützte Aggregate und ex-geschützte Räume notwendig sind.

    [0037] In umfangreichen Versuchen der Anmelderin wurde festgestellt, daß ein Teil der erfindungsgemäßen Kombination aus hydroxy­alkyliertem Guar und hydroxyalkylierter Cassia durch den ohne Hydroxyalkylierung jedoch depolymerisierten Guar und/oder durch den in an sich bekannter einfacher Weise hergestellten carboxymethylierten Guar ersetzt werden kann, wodurch ein ökonomischer Vorteil erzielt wird.

    [0038] Sowohl die erfindungsgemäße, synergistisch wirkende Kombi­nation als auch die Mischung mit carboxymethyliertem bzw. und/oder depolymerisiertem Guar können in Kombination mit PVA, Polyacrylaten, CMC, Stärke, Stärkester, Stärkeäther sowie Dextrinen als Schlichtemittel eingesetzt werden. Das Gewichtsverhältnis der Komponenten kann stark variieren.

    [0039] Die Erfindung soll durch die nachfolgenden Beispiele ver­deutlicht werden. Hierbei wurden die nachstehend ge­nannten Schlichtemittel eingesetzt, deren Viskositäten in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C gemessen wurden.

    Schlichtemittel


    - Schlichtemittel I



    [0040] Nach einem bekannten Verfahren hergestelltes propoxyliertes, de­polymerisiertes Cassia-tora-galaktomannan. Das pulverförmige Pro­dukt hat einen Substitutionsgrad von 0,28 und ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 450 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel II



    [0041] Nach einem bekannten Verfahren hergestelltes propoxyliertes, de­polymerisiertes Guargalaktomannan. Das pulverförmige Produkt hat einen Substitutionsgrad von 0,29 und ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 420 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel III



    [0042] In bekannter Weise hergestelltes depolymerisiertes und carboxy­methyliertes Guargalaktomannan. Das pulverförmige Produkt hat einen Substitutionsgrad von 0,22 und ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 750 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel IV



    [0043] Nach einem bekannten Verfahren hergestelltes depolymerisiertes Guargalaktomannan. Das pulverförmige Produkt ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskostät von 710 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel V (erfindungsgemäß)



    [0044] Kombination aus 70 Teilen Schlichtemittel II und 30 Teilen Schlichtemittel I. Das pulverförmige Produkt ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 430 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel VI (erfindungsgemäß)



    [0045] Mischung aus 75 Teilen Schlichtemittel V und 25 Teilen Schlichte­mittel III. Das pulveförmige Produkt ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskostät von 500 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel VII (erfindungsgemäß)



    [0046] Mischung aus 85 Teilen Schlichtemittel V und 15 Teilen Schlichte­mittel IV. Das pulveförmige Produkt ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 480 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel VIII (erfindungsgemäß)



    [0047] Schlichtemittel aus einer Kombination von 50 Teilen depolymeri­siertem und mit Äthylenoxid in bekannter Weise veräthertem Guargalaktomannan und 50 Teilen depolymerisiertem und mit Äthylenoxid in bekannter Weise veräthertem Cassiagalaktomannan. Der Substitutionsgrad der beiden Komponenten liegt bei 0,24. Das pulverförmige Produkt ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 730 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel IX (erfindungsgemäß)



    [0048] Mischung aus 80 Teilen Schlichtemittel VIII und 20 Teilen niedrig­viskosem Stärkeester. Das pulverförmige Produkt ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 550 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    - Schlichtemittel X (erfindungsgemäß)



    [0049] Mischung aus 70 Teilen Schlichtemittel VIII und 30 Teilen niedrig­viskoser CMC. Das pulverförmige Produkt hat einen Substitutions­grad von 0,65 und ergibt in 10%iger wässriger Lösung bei 80°C eine Viskosität von 620 mPas (Brookfield RVT, 20 UpM, Spindel 2).

    Schlichtmaschine



    [0050] Für die praxisgerechte Anwendung der Schlichtemittel stand eine Trommelschlichtmaschine mit 9 Trockenzylindern und 2 Schlichte­trögen zur Verfügung. Das Kettmaterial wurde jeweils zweimal getaucht und zweimal abgequetscht. Die Flottentemperatur in den Schlichtetrögen betrug 85°C. Die Flottenaufbereitung erfolgte jeweils in einem Turbokocher.

    Beispiel 1



    [0051] In vergleichenden Schlichtungen wurde ein Kettmaterial Nm 50/1, Polyester/Baumwolle 67 %/33 %, rohweiß mit 7680 Fäden in der Gewebeeinstellung 47/25-50/50 mit den nachfolgend aufgeführten Rezepturen beschlichtet.

    [0052] Die genannten Gewichtsangaben der Schlichtemittel und der Schlichtezusatzprodukte beziehen sich jeweils auf 630 l fertige Flotte.

    Rezeptur 1:



    [0053] 60 kg Schlichtemittel I
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 360 mPas

    Rezeptur 2:



    [0054] 60 kg Schlichtemittel II
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 290 mPas

    Rezeptur 3:



    [0055] 60 kg Schlichtemittel V
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 310 mPas

    Rezeptur 4:



    [0056] 60 kg Schlichtemittel VI
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 380 mPas

    Rezeptur 5:



    [0057] 60 kg Schlichtemittel VII
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 360 mPas


    [0058] Das Kettgarn konnte mit allen Rezeptureinstellungen - ­abgesehen von unterschiedlichen Stauben im Trocken­teilfeld - auf der Schlichtmaschine ohne Probleme geschlich­tet werden.

    [0059] Die Ketten wurden anschließend auf gleichen Webautomaten unter gleichen Bedingungen verwebt. Neben Beurteilung der Laufverhältnisse in der Weberei wurden Kettfäden der je­weiligen Kette anwendungstechnischen/analytischen verglei­chenden Laborprüfungen unterzogen.

    [0060] Die gefundenen Prüfdaten sind in nachfolgender Tabelle auf­gelistet:



    [0061] Bei der Verarbeitung der Ketten wurde unterschiedlich starker Staubanfall festgestellt sowohl im Trockenteilfeld der Schlichtmaschine als auch in der Weberei.

    [0062] Es wurde ermittelt, daß der Staubanfall bei den Ketten mit Rezeptur 2, 3, 4 und 5 um ca. 100 % geringer war als bei der Kette mit Rezeptur 1 beschlichtet.

    Beispiel 2



    [0063] Zur Verfügung stand ein Kettmaterial Nm 68/1, Baumwolle rohweiß, mit 5364 Fäden und der Gewebeeinstellung 33/31-­68/76, das in vergleichenden Schlichtungen mit den nach­stehend genannten Rezepturen beschlichtet wurde.

    [0064] Die aufgeführten Gewichtsangaben der Schlichtemittel und der Schlichtezusatzprodukte beziehen sich hierbei auf jeweils 500 l fertige Flotte.

    Rezeptur 6:



    [0065] 35 kg Schlichtemittel VIII
    0,5 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 340 mPas

    Rezeptur 7:



    [0066] 35 kg Schlichtemittel IX
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 260 mPas

    Rezeptur 8:



    [0067] 35 kg Schlichtemittel X
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 300 mPas

    Rezeptur 9:



    [0068] 28 kg mittelviskose CMC mit einem Substitutions­grad von 0,67
    14 kg mittelviskoser, teilverseifter PVA
    1,5 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 330 mPas

    Rezeptur 10:



    [0069] 30 kg Polyacrylat
    15 kg Stärkeäther nichtionogen
    1 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 290 mPas

    Rezeptur 11:



    [0070] 40 kg Schlichtemittel I
    0,5 kg Schlichtewachs
    Flottenviskosität: 290 mPas


    [0071] Die Ketten wurden unter gleichen Bedingungen auf gleichen Webmaschinentypen gewebt. Über das Laufverhalten der Ketten in der Weberei sowie das Auswaschverhalten der Schlichte in der Warenverbehandlung geben die ermittelten Prüfdaten, die nachfolgend aufgelistet sind, Aufschluß.



    [0072] Es wird deutlich, daß mit erfindungsgemäßen Schlichtemitteln, eingesetzt in den Rezepturen 6, 7, 8 ausgezeichenete Lauf­verhältnisse in der Weberei erzielt werden, die Kettfaden­brüche werden auf ein Minimum reduziert.

    [0073] Auch die Kette mit Rezeptur 11 beschlichtet zeigt nur eine geringe Fadenbruchzahl, die Auswaschbarkeit der Schlichte ist jedoch um ca. 20 % geringer.

    [0074] Die schlechtere Auswaschbarkeit wirkte sich bei den Ver­suchen derart aus, daß das Gewebe - geschlichtet mit Rezeptur 11 - zur ausreichenden Entfernung der Schlichte zweimal das Waschaggregat passieren mußte.

    [0075] Die Gewebe mit den erfindungsgemäßen Schlichtemitteln beschlichtet, konnten dagegen in nur einer Waschpassage bei geringerer Waschtemperatur einwandfrei gut ausge­waschen werden.


    Ansprüche

    1. Verwendung einer Mischung aus Hydroxy-C₁₋₄-alkyl­Guargalaktomannan und Hydroxy-C₁₋₄-alkyl-Cassiagalaktomannan als Schlichtemittel zum Schlichten von Garnen aus Baumwolle, Regeneratcellulose, Wolle und Synthesefasern.
     
    2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung aus 10-90, vorzugsweise 30-70 Gew.-% der Guar-­Komponente und 90-10, vorzugsweise 70-30 Gew.-% der Cassia-­Komponente besteht.
     
    3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das verwendete Guar-Derivat und/oder das verwendete Cassia-Derivat einen Substitutionsgrad von 0,01- 3,0 auf­weisen.
     
    4. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung in 10-%iger wässriger Lösung eine Viskosität von 20-10.000 mPas, vorzugsweise 150-6.000 mPas, aufweist (gemessen am Brookfield RVT/20 UpM bei 80°C).
     
    5. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Cassia-Derivat von Cassia tora syn. obtusifolia abstammt.
     
    6. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Cassia-Derivat Hydroxypropyl-­Cassiagalaktomannan ist.
     
    7. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Guar-Derivat Hydroxypropyl-Guar­galaktomannan ist.
     
    8. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung zusätzlich depolymerisiertes, nicht-hydroxyalkyliertes Guar-Galaktomannan und/oder carboxyalkyliertes Guargalaktomannan enthält.
     
    9. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung in Kombination mit Stärke, Stärkederivaten und/oder Dextrineneingesetzt wird.
     
    10. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung in Kombination mit Polyvinylalkohol, Polyacrylat und/oder Carboxymethylcellulose eingesetzt wird.
     
    11. Verwendung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung in Kombination mit gebräuch­lichen Schlichtemitteln und gebräuchlichen Schlichteadditiven, wie beispielsweise Fette, Wachse und Leime eingesetzt wird.
     
    12. Schlichtemittel bestehend aus einer Mischung aus 10-90 Gew.-% Hydroxy-C₁₋₄-alkyl-Guargalaktomannan und 90-10 Gew.-% Hydroxy-­C₁₋₄-alkyl-Cassiagalaktomannan.