[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen einteiligen Schnappscharnierverschluss aus
Kunststoff mit einem Unterteil und einer Kappe, wobei beide Teile je eine Mantelwand
aufweisen. Im geschlossenen Zustand des Verschlusses stehen diese Mantelwände deckungsgleich
vertikal übereinander. Der Unterteil ist mit der Kappe über mindestens ein Filmscharnier
sowie über zwei je beidseits des Filmscharnieres angeordnete Spannbänder verbunden,
die im geschlossenen Zustand des Verschlusses gestreckt sind.
[0002] Ein Schnappscharnierverschluss der eingangs genannten Art ist beispielsweise aus
der EU-PS 0 147 423 bekannt. Die Spannbänder der bekannten Lösung sind üblicherweise
an Angüssen befestigt, die auf der äusseren Mantelfläche aufgesetzt sind und in einer
Ebene liegen, die den Kunst stoffverschluss wie eine Sekante schneidet. Von der Wirkungsweise,
der Festigkeit und der Schliesskraft her gesehen haben sich diese Verschlüsse bestens
bewährt. Bemängelt wurden auf dem Markt vorallem das ästhetische Aussehen sowie die
Verarbeitbarkeit der Verschlüsse in den Abfüllstationen. Die vorstehenden Spannbänder
boten gelegentlich Anlass zu Verstopfungen auf der Förderstrekke.
[0003] Eine Lösung für das zweitgenannte Problem ist in der EU-PS 056 469 dargestellt. Hier
wird anstelle der Spannbänder mit seitlich dem Filmscharniergelenk angeordneten Zwischenelementen
gearbeitet, die an und für sich dickwandig sind und über Filmscharniere mit dem Unterteil
bzw. der Kappe verbunden sind. Die zur Schnappwirkung erforderliche Kraft wird hier
nicht durch Längsdehnung der Zwischenelemente, sondern durch die Rückformkraft der
gewölbt geformten Zwischenelemente gebildet. Die beim Oeffnen und Schliessen des
Verschlusses auftretenden Zugkräfte verlaufen durch die Filmscharniere, an denen
die Zwischenelemente mit der Kappe bzw. dem Unterteil verbunden sind. Das die Schwenkachse
bildende Filmscharnier wird beim Oeffnen des Verschlusses gestaucht. Während die Stauchung
eines Filmscharniers unproblematisch ist, stellen Zugkräfte über einem Filmscharnier
eine grosse Gefahr dar. Verlaufen die Zugkräfte exakt in der Verlaufrichtung senkrecht
zur Achse des Filmscharniers, so ist die Widerstandskraft noch relativ gross. Bei
einer Schrägstellung der Filmscharniere, wie dies die EU-PS 056 469 verlangt, ist
jedoch die vorgenannte korrekte Krafteinwirkung nicht gewährleistet. Das Resultat
ist, dass an den Seiten der Filmscharniere eine Ueberdehnung mit Kerbwirkung auftritt
und die Filmscharniere reissen.
Die Materialdicke im Bereich eines Filmscharniers beträgt lediglich 0,1 - 0,2 mm.
Dies führt während des Spritzvorganges zu einer Richtungsorientierung der Makromoleküle
im Filmscharnierbereich. In Bereichen in denen die Makromoleküle richtungsorientiert
sind, vertragen diese nur geringe Kräfte quer zur Verlaufsrichtung, wie sie in der
Ausführung gemäss der obgenannten Erfindung auftreten. Demgegenüber ist die Materialdicke
in einem Spannband mit ca. 0,5 - 0,8 mm 4- bis 5fach grösser. Eine Richtungsorientierung
der Makromoleküle beim Spritzvorgang findet hier nicht statt. Die Richtung der Kräfteeinwirkung
auf die Spannbänder ist somit unwesentlich. Zudem bestimmt die Grösse der Oeffnungen
in der Spritzform, durch die das Material immer vom Unterteil in die Kappe strömt,
die Spritztaktzeit.
[0004] Zu den obigen Erkenntnissen ist die Anmelderin durch aufwendige Messungen und Versuche
gelangt und hat sich daher die Aufgabe gestellt, ein Kunststoffscharnier der eingangs
genannten Art zu schaffen, bei dem Probleme der obengenannten Art vermieden werden
können.
Diese Aufgabe löst die Erfindung durch einen Schnappscharnierverschluss aus Kunststoff
mit den Merkmalen des kennzeichnenden Teiles des Patentanspruches 1.
In den Zeichnungen ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes dargestellt
und anhand der nachfolgenden Beschreibung erläutert.
[0005] Es zeigt:
Figur 1 den Schnappscharnierverschluss in etwa natürlicher Grösse auf einer Tube
in Ansicht von vorne;
Figur 2 in Seitenansicht und
Figur 3 in Ansicht auf die Rückseite. In
Figur 4 ist derselbe Verschluss in grösserem Masstab in der vollständig geöffneten
Spritzlage in Seitenansicht und in
Figur 5 in Ansicht von oben gesehen, wobei die Kappe von innen erkennbar ist
Figur 6 zeigt einen Vertikalschnitt durch die Schwenkachse des Schnappscharniers
entlang der Linie B - B in Figur 5 und
Figur 7 einen Teilschnitt entlang der Linie C - C in Figur 5.
Figur 8 a - d zeigt verschiedene Querschnittsformen der Spannbänder.
[0006] In der Zeichnung ist der Unterteil des einteiligen Schnappscharnierverschlusses mit
1, der damit verbundene Oberteil mit 2 bezeichnet. Das Schnappscharnier ist in der
dargestellten Form in einem Verschluss integriert. Es ist aber selbstverständlich,
dass das erfindungsgemässe Schnappscharnier auch in einer Verpackung integriert sein
kann, welche die Merkmale des Oberbegriffes des Patentanspruches 1 umfasst. Hierzu
gehören insbesondere Dosen und Schachteln aus Kunststoff, die einstückig geformt sind.
Das dargestellte Ausführungsbeispiel nach dem erfindungsgemässen Prinzip ist ein
Verschluss, bei dem der Verschlussunterteil 1 auf einer Tube T befestigt ist. Der
Oberteil 2 ist in diesem Falle eine Kappe. Die beiden Teile 1 und 2 des Verschlusses
sind über ein übliches, leicht über die Umfangsmantelwand hinausragendes Filmscharnier
3 miteinander verbunden. Die Mantelwand 4 des Unterteiles 1 und die Mantelwand 5 der
Kappe, bzw. des Oberteiles 2 stehen vertikal übereinander. Dem Filmscharnier gegenüberliegend
ist im Ober- und Unterteil eine Einbuchtung 8 angebracht, die das Oeffnen des Verschluss
erleichtern soll. Links und rechts des Filmscharniers 3 sind fast nur noch ansatzweise
die beiden Spannbänder 6 erkennbar. Sie sind so in den Mantelflächen 4 und 5 integriert,
dass lediglich noch die seitlichen Begrenzungen 7 erkennbar sind. Die Aussenflächen
der Spannbänder 6 fluchten von geringfügigen Abweichungen abgesehen mit den Mantelflächen
des Ober- bzw. Unterteiles 1, 2.
[0007] In der Figur 4 ist dasselbe Ausführungsbeispiel des Schnappscharniers am Verschluss
gemäss den Figuren 1 - 3 in der vollständig geöffneten Stellung in einem grösseren
Massstab gezeigt. Der Unterteil 1 hat eine Deckfläche 9, die sich über die Trennebene
E des Ober- und Unterteiles 1, 2 erhebt und einen konisch nach oben zulaufenden Ausguss
10 aufweist. Die Spannbänder 6 sind in dieser Stellung ungespannt und bilden einen
Bogen. Da hier die Spannbänder auf der Peripherie der gewölbten Mantelflächen liegen,
werden die Spannbänder im Bereich näher dem Filmscharnier stärker gewölbt als die
weiter vom Filmscharnier entfernten Bereiche. Daher ist das Spannband in der Seitenansicht
doppelt gewölbt sichtbar. Auch in der Ansicht nach Figur 5, die eine Aufsicht auf
den Verschluss gemäss Figur 4 zeigt, erkennt man, dass der Radius der in dieser
Stellung des Scharniers bogenförmigen Spannbänder 6 näher dem Filmscharnier 3 kleiner
und entfernter vom Filmscharnier 3 grösser ist. Im Detail ist dies in Figur 7, einem
Schnitt entlang der Linie C - C in Figur 5, dargestellt.
In dieser Darstellung nach Figur 5, in der man den Oberteil, bzw. die Kappe von unten
bzw. von innen und den Unterteil von oben erkennt, sieht man auch die Nischen 11,
in denen die Spannbänder angebracht sind. Die Nischen in der Kappe, bzw. dem Oberteil
2 durchbrechen die Mantelwand 5 nicht, sondern lassen eine minimal erforderliche
Wandstärke bestehen, so dass im geschlossenen Zustand des Verschlusses Oberteil und
Unterteil über dem gesamten Umfang der Mäntelwände aufeinander aufliegen. Dies ist
von erheblicher Bedeutung, weil bekanntlich Kunststoff teile sich statisch stark
aufladen. In der Folge werden Staubteile bei einem nicht vollständig schliessenden
Verschluss magnetisch durch eventuelle Schlitze ins Innere gezogen und führen zu
einer sichtbaren Verschmutzung. Die Bodenflächen der Nischen 11 können parallel oder
geneigt zur Trennebene E verlaufen. Dabei müssen natürlich die Spannbänder 6 je weiter
sie von der Schwenkachse, nämlich dem Filmscharnier 3 weg sind, umso länger sein.
Folglich verlaufen die Nischenböden von dem vom Filmscharnier entfernteren Ende von
unten zu dem vom Filmscharnier näheren, oberen Ende. In der Figur 6, einem Schnitt
durch den offenen Verschluss in der Vertikalen durch das Filmscharnier, sind die Nischenböden
punktiert eingetragen, obwohl sie in dieser Ansicht natürlich nicht sichtbar sind.
[0008] Einen wesentlichen Unterschied zwischen den Spannbändern, wie sie in dieser Erfindung
angewendet werden, und den Zwischenelementen gemäss dem Stand der Technik ist, dass
die Spannbänder 6 vom Ansatzpunkt in den Nischen 11 über ihre gesamte Länge mindestens
annähernd die gleiche Querschnittsfläche aufweisen. Zwar können die Bänder am Ansatz
gerundet und verdickt sein, um eine Kerbwirkung zu vermeiden. Im dem Bereich jedoch,
der zur erforderlichen elastischen Längsdehnung führt, bleibt die Querschnittsfläche
von Ungenauigkeiten abgesehen gleich.
Die Querschnittsform der Spannbänder 6 kann sehr unterschiedlich gestaltet werden.
Dies zeigen die Beispiele der Figuren 8a - d. So kann die Aussenfläche exakt der Kontur
der Mantelwand angepasst, jedoch die Innenfläche gerade sein. (Figur 8a)
Aber neben der rein rechteckigen Form wie in Figur 6 ersichtlich, wäre auch eine
allseitig konvexe Form, beispielsweise eine Ellipse wie in Figur 8b möglich. Gestaltet
man die Bänder u-förmig wie in Figur 8c gezeigt, so erhält man eine verstärkte Schnappwirkung
des Scharniers. Die Unterteilung der Spannbänder in mehrere Teilbänder wie dies Figur
8d zeigt, erlaubt eine noch bessere Anpassung des erfindungsgemässen Schnappscharniers
an relativ komplex gestaltete Formen der beiden mittels dem Scharnier miteinander
verbundenen Teile. Wird das erfindungsgemässe Schnappscharnier an einer vier- oder
mehreckigen Schachtel oder Dose verwirklicht, so können an der geraden Seite mehrere
Filmscharniere, die alle auf einer geraden Linie liegen, vorgesehen sein. Dann kann
auch das erfindungsgemässe Scharnier mehrmals vorkommen.
1. Einteiliger Schnappscharnierverschluss aus Kunststoff mit einem Unterteil (1)
und einem Oberteil (2), die je eine Mantelwand (4, 5) aufweisen, wobei diese beiden
Mantelwände (4, 5) in der Schliessstellung des Scharnieres deckungsgleich vertikal
übereinander stehen, und wobei der Unterteil (1) mit dem Oberteil (2) über mindestens
ein Filmscharnier (3), sowie über zwei beidseits des Filmscharnieres (3) angeordnete
Spannbänder (6), die in der Schliessstellung des Scharniers gestreckt sind, miteinander
verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannbänder (6) in Nischen (11) in
den Mantelwänden (4, 5) angeordnet sind, über ihre gesamte Länge mindestens annähernd
einen gleichbleibenden Querschnitt aufweisen und in Schliesslage mit ihren äussersten
Teilflächen mit den Mantelaussenwänden fluchten.
2. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansätze
der Spannbänder (6) in den Nischenbodenflächen gerundet angeformt sind.
3. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansätze
der Spannbänder (6) in ebenen Nischenbodenflächen parallel zur Schwenkachse des Filmscharniers
(3) verlaufen.
4. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die vertikalen
Mantelwände (4, 5) eine gerundete Form aufweisen, und dass lediglich ein Filmscharnier
(3) vorgesehen ist, an dem zwei streifenförmige, je beidseitig des Scharniers angeordnete
Spannbänder (6) verlaufen, wobei die Ansätze der Spannbänder auf Nischenbodenflächen
zur Schwenkachse des Filmscharniers geneigt angeordnet sind, so dass die dem Filmscharnier
(3) näher liegenden Seiten der streifenförmigen Spannbänder (6) kürzer als die entfernteren
Seiten sind.
5. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Nischen
(11) mindestens annähernd der Form und Grösse der gestreckten Spannbänder (6) entsprechen,
sodass diese in der Schliessstellung des Scharniers vollständig in den Nischen (11)
Aufnahme finden und diese abdecken.
6. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mantelinnenwand
des Oberteils (2) vollständig geschlossen ist und in der Schliessstellung des Scharniers
über den gesamten Umfang auf dem Unterteil (1) aufliegt.
7. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Querschnittsform
der Spannbänder (6) mindestens annähernd einem flachen Rechteck entspricht.
8. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Querschnittsform
der Spannbänder mindestens einseitig konvex ist.
9. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Querschnittsform
der Spannbänder u-förmig ist.
10. Schnappscharnierverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Spannbänder
(6) in mehrere parallele Teilbänder (6) unterteilt sind.