[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Richten eines bogenförmig, mittels
einer Gießrad-Einrichtung oder einer Bogenstrangguß-Einrichtung kontinuierlich gegossenen
Stahlstranges nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Verformung von Festkörpern, ihre Deformation und damit auch ihr Biegeverhalten
sind mathematisch erfaßbar exakt nur im Gültigkeitsbereich des Hookeschen Gesetzes.
Voraussetzung hierfür ist, daß ein praktisch ideal elastisches Verhalten des Körpers
vorliegt, wofür wiederum Bedingung ist, daß die Hysteresekurve des elastischen Materials
einen gegen Null gehenden oder in der Nähe von Null liegenden Flächeninhalt aufweist.
Damit gilt auch für elastische Festkörper das Hookesche Gesetz nur im Bereich kleiner
Kräfte und entsprechend kleiner Auslenkungen. Bei größer werdenden Auslenkungen im
quasi elastischen Bereich sind zur mathematischen Erfassung des Materialverhaltens
schon erhebliche Substitutionen und auf den jeweiligen Fall beschränkte Randbedingungen
zu berücksichtigen, will man hier noch die Gültigkeit des Hookeschen Gesetzes begrenzt
anwenden. Bei noch größeren Deformationen bzw. Kraftbeaufschlagungen im Fließbereich
gelten die Gesetze der Festkörperphysik nicht mehr. Hier können, wenn auch nur unzulänglich,und
wieder bei Vorgabe spezieller Randbedingungen,nur noch Kenntnisse und mathematische
Verknüpfung aus der Physik der flüssigen Kontinua Anwendung finden. Der plastische
Bereich, unmittelbar vor dem Bruch des Festkörpers, ist für die üblicherweise auftretenden
praktischen Probleme der Technik nur noch empirisch zu erfassen.
[0003] Noch unübersichtlicher liegen die Verhältnisse im Strang guß, speziell im Bogenstrangguß,
da hier im allgemeinen Biegekräfte auf ein Strangmaterial auszuüben sind, welches
entlang seiner äußeren erstarten Haut durchaus elastische Eigenschaften aufsweisen
kann, während es zumindest in seinem inneren Bereich noch den Gesetzen der Verformung
von Flüssigkeiten unterliegt, und in den Übergangsbereichen zwischen Festkörper- und
Flüssigkeitsverhalten plastische und/oder quasi plastische, aber auch quasi elastische
Verhaltensweisen zeigt.
[0004] Bei Stranggießanlagen mit Senkrechtbiegeanordnung, bei der der aus der Kokille senkrecht
austretende Strang im vertikalen Lauf gekühlt wird, bis er vollständig erstarrt ist,
kann die für die Berechnung der Bahn des Stranges und damit die erfoderliche Anordnung
der Biegerollen und Richtrollen anwendbare Gesetzmäßigkeit noch weitgehend aus dem
Hookeschen Gesetz vorgegeben werden, weil hier mittels relativ geringer Kräfte bei
den gegebenen großen Biegeradien nur geringe Deformationen vorzunehmen sind, und
zwar auf ein Strangmaterial, welches bereits weitgehend elastische Eigenschaften aufweist.
[0005] Insbesondere bei Gießrädern, aber auch bei bestimmten Bogenkokillen mit kleinem Bogenradius
ist die Berechnung einer idealen Bogenführung innerhalb der Biegezone bis hin zum
gerade gerichteten Strang jedoch schwieriger. Es wird bei hinlänglich elastischer
Verhaltensweise des Stranges für die Berechnung der Bogenführung auf Gesetzmäßigkeiten
zurückgegriffen, die aus der Belastung eines einseitig eingespannten Balkens, aber
auch der gleichmäßigen Belastung des zweiseitig fixierten Balkens bekannt sind. Entsprechend
der letztgenannten beiden Grenzfälle werden dann in der Praxis für die Anordnung
von Richtund Biegerollen sowie gegebenenfalls entsprechenden Gegenrollen auch Verhältnisse
geschaffen, die sich an diese beiden mathematischen Modellversuche weitgehend anlehnen.
[0006] Hierbei ist es für das Geraderichten von Stranggußmaterial beim Gießen von Stahl
mittels eines Gießrades bisher nur bekannt, Biege- und Richtrollen in Anlehnung an
das Modell des einseitig eingespannten Balkens hinsichtlich ihres auf den Strang auszuübenden
Biegemomentes zu berechnen.
[0007] Bei der Stramgführung für eine Stranggieß-Anlage zum kontinuierlichen Gießen von
Stahl mit Rollen zum Stützen und Führen sowie mit kraftübertragenden Rollenpaaren
zum Umlenken des nach unten aus der Kokille austretenden Stranges in die Horizontale
ist es jedoch auch schon bekannt, mindestens zwei Biegemomente auf den Strang durch
im Abstand zueinander angeordnete Rollenpaare zu übertragen (DE-AS 23 41 563). Diese
bekannte Ausführungsform kennzeichnet sich im Bereich der Biegezone durch eine Vielzahl
von den Strang zwischen sich zwangsführenden Rollen, so daß die von den genannten
Rollenpaaren in den Strang eingeleiteten Drehmomente nicht zum freien Biegen zwischen
diesen führen können, sondern vielmehr die Zwangsführung durch die Vielzahl der dazwischen
liegenden Rollenpaare eine unausweichlich vorgeschriebene Biegekurve definiert, dergestalt,
daß die von den Biege- bzw. Richtrollen im Bereich der Übergangskurve hervorgerufene
Dehnungs-änderung des Stranges im Maximum ihres bei Null beginnenden und endenden
sprungstellenfreien Verlaufes den Wert von 0,0025 %/mm beim Biegen und 0,0030 %/mm
beim Richten nicht überschreitet.
[0008] Bei allen bekannten Strangführungen wird in der Biegezone für den Fall, daß das
Biegen und Richten an einem Strang vorgenommen wird, der einen noch flüssigen Kern
aufweist, und demgegenüber eine nur verhältnismäßig dünne Strangschale, progressiv
gerichtet, wobei der Krümmungsradius in mehreren Stufen jeweils allmählich vergrößert
wird. Da es beim Beigen und Richten auf den Verlauf der Dehnungsänderung ankommt,
die beim Überschreiten empirisch ermittelbarer Maximalwerte zu Rissen führt, was
insbesondere auch darauf zurückzuführen ist, daß bei Stahl in der Übergangsphase von
seinem flüssigen in den festen Aggregatzustand der Verformungswiderstand abhängig
ist von der Verformungsgeschwindigkeit, ist damit zumindest von der Problemstellung
her ein mathematischer Ansatz möglich.
[0009] Von der Möglichkeit der Vorausbereichnung einer optimalen Biegekurve innerhalb der
Biegezone hergesehen, wird allerdings eine Berechenbarkeit noch verworrener, wenn
der gegossene Strang in hohen Temperaturbereichen etwa über 1000°C, also dort, wo
auch die erstarrende Außenhaut des Stranges noch nicht definiert von einem quasi plastischen
in einen quasi elastischen Zustand übergeht, bei kleinem Radium zu richten ist. Richtstrecken
in derart hohen Temperaturbereichen und in einem so frühen Zustand des Stranggusses
sind beispielsweise gegeben, wenn eine Gießrad-Einrichtung oder eine Strangguß-Anlage
mit bogenförmiger Kokille im Direktverbund mit einem Walzwerk betrieben werden soll,
bei energetischer Minimierung des Verfahrensablaufes. Hierfür ist es erforderlich,
daß die Temperatur des gegossenen Stranges so hoch wie möglich gehalten werden muß,
andererseits sind bei zu hohen Temperaturen definierte Verarbeitungsmöglichkeiten
praktisch kaum einzuhalten. Das bezüglich seines Spannungsverhaltens undefinierte
Strangmaterial beginnt in diesen Bereichen schon bei geringfügiger Spannungsbelastung
zu fließen und sich dabei eher wie eine inkompressible Flüssigkeit zu verhalten als
ein den Gesetzen der Me chanik der starren Kontinua unterliegender Festkörper.
[0010] Wendet man auf einen bogenförmig gegossenen Stahlstrang in dem hier interessierenden
Temperaturbereich die bisher üblichen Richtverfahren unter Einsatz von Biegerollen,
Richtrollen und Gegenrollen an, dann ist zu erkennen, daß das weiche Strangmaterial
bereits deutlich vor der Anordnung der Richtrolle in einem Maße zu fließen beginnt,
daß es in diesem Bereich sichtbarer durchsackt und damit statt der allmählichen Vergrößerung
des Biegeradius sogar gegenüber der Anfangsbiegung stärker werdende Biegeabschnitte
zu verzeichnen sind. Die damit bei den bisher üblichen geometrischen Auslegungen innerhalb
einer Biegezone, bei welcher der Biegeradius tangential in die Ausfördergerade übergeht,
angenommenen Bedingungen, bedürfen somit der Verbesserung. Wenn sich der genannte
Kreisbogenteilkreis vor der Richtrolle derart abflacht, daß unter der Biegerolle,
dort wo in an sich bekannter Weise Ausförderrollen vorgesehen werden können, eine
die Spannungsverhältnisse im Strang ungüstig beeinflussende Doppelbiegung oder auch
Überbiegung des Stranges beobachtet werden, muß oder sollte von der bisher bekannten
Lehre zum technischen Handeln abgewichen werden. Zusätzliche Überbiegungen führen
zwangsläufig zu einer erheblichen Erhöhung der Gefahr der Rißbildung und damit zu
geminderter Qualität.
[0011] Hier setzt die vorliegende Erfindung ein, der die Aufgabe zugrunde liegt, für ein
Verfahren der gattungsgemäßen Art den bogenförmig gegossenen Strang so zu führen,
daß Doppelbiegungen vermieden werden, wobei für den Hochtemperaturstrang auf eine
Minimierung der Fließgeschwindigkeit und der ausgeübten Spannungen zu achten ist.
[0012] Die Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs
1 angegebenen Merkmale erreicht.
[0013] Vorteilhafte Weiterbildungen und ausgestaltungen dieser Aufgabenlösung ergeben sich
aus den Unteransprüchen.
[0014] Da bei den hier interessierenden hohen Temperaturbereichen, bei denen das Richten
des bogenförmig gegossenen Stranges erfolgt, die Fließgeschwindigkeit praktisch über
die gesamte Richtstrecke konstant ist, ist es besonders vorteilhaft, jeweils nur
und ausschließlich am Anfang und am Ende der Richtstrecke ein Biegemoment auf den
Strang auszuüben, und zwar unmittelbar hinter der Austrittsstelle des Stranges aus
der Gießeinrichtung zum einen, und dort wo der Strang von einem noch endlichen Krümmungsradius
in eine Gerade übergeht. Hierbei können je nach Anwendungsfall im Bereich der Richtstrecke
zwischen diesen beiden, beispielsweise durch Rollenpaare definierbaren Biegemomenten
weitere ausschließlich entlang der Außenseite des Stranges vorgesehene Führungsrollen
in Stellung gebracht sein, die ihrerseits jedoch nicht in unmittelbaren kraftschlüssigen
Eingriff mit dem Strang selbst gelangen.
[0015] Anhand der beiliegenden Zeichnungen soll die vorliegende Erfindung weiter erläutert
werden und insbesondere auch ein Ausführungsbeispiel für eine in gleichlange Abschnitte
unterteilte Richtstrecke gegeben werden.
[0016] Es zeigen:
Figur 1 die schematische Darstellung eines Gieèrades mit Ist-/Soll-Biegeverlauf der
Richtstrecke
Figur 2 eine Darstellung gemäß Figur 1, zur Verdeutlichung der zu vermeidenden Doppel
biegungen
Figur 3 und Figur 4 Darstellungen zur Berechnung von Biegeradien bei Vorgabe zweier
Biegemomente (Kräftepaare)
Figur 5 eine weitere schematische Darstellung für das in der Beschreibung angegebenen
Rechenbeispieles
[0017] Bei den schematischen Darstellungen von Figur 1 und 2 handelt es sich um eine Vorrichtung
zum Richten eines mittels eines Gießrades 1 durch den kontinuierlichen Zufluß von
flüssigem Stahl in Pfeilrichtung 2 hergestellten Stranges 5, 6. Der das Gießrad 1
verlassende Strang entlang der durchgezeichneten Linie 6, soll den Ist-Verlauf desselben
zwischen dem Gießrad 1, welches hier die Funktion der sonst üblichen Gegenrollen
übernimmt, und der Richtrolle 3 einerseits, wie der Biegerolle 4 andererseits andeuten.
Demgegenüber zeigt die strichpunktierte Linie 5 einen Strangverlauf, der sich infolge
des vorhandenen ferrostatischen Druckes durch das bei den hier interessierenden Temperaturen
vorgegebene plastische Verhalten ergäbe, wenn keine Korrektur über die Richt-, Gegendruck-
und Biegerollen vorgenommen würde.
[0018] Der ferrostatische Druck, und damit das Fließen des Stranges über die gesamte Richtstrecke
führt, wie in Figur 2 weiter ausgeführt ist, zu dem in der Fachwelt bekannten Doppelbiegen
des Stranges 6, was über einen weiteren Ausförderrollengang 7 ausgeglichen werden
soll, ohne daß die durch das Überbiegen entstandenen zusätzlichen Risse im quasi
festen Strangmantel vermieden werden können.
[0019] Figur 3 zeigt schematisch das hier erfindungsgemäß angewandte Biegeverfahren , bei
dem bei den hier vorliegenden sehr hohen Temperaturen des das Gießrad verlassenden
Stranges die Fließgeschwindigkeit eine Funktion der Biegespannung ist, bei praktisch
konstanter Fließgeschwindigkeit als Folge des konstanten Biegemomentes zwischen den
Rollenpaaren, Gegenrolle 1′ (= Gießrad) und Richtrolle 3 einerseits sowie dem Biegerollenpaar
4, 4′ andererseits repräsentiert, durch die Kräftepaare Q₁, Q₂ sowie Q₄ und Q₃. Die
Länge L zwischen den Kräftepaaren, die die Biegezone begrenzen, ist hier als Länge
der Richtstrecke a angegeben. Kennzeichnend für die Länge a ist somit infolge des
bzw. der durch die Kräftepaare aufgebauten Biegemomentes (Beigemomente) neben der
konstanten Biegespannung, das vorhandene konstante Fließverhalten. Ein konstantes
Fließverhalten über die Länge a führt wie Figur 4 schematisch zeigt, entlang der inneren
Seele des zu richtenden Stranges zu einer konstanten Dehnung, und entlang der äußeren
Seele zu konstanter Stauchung entlang der Richtstrecke während die neutrale innere
Seele oder Faser, in bekannter Weise,weder eine Stauchung noch Dehnung durch den Richtvorgang
erfährt.
[0020] In Figur 4 sind die Innenseele oder -faser mit s
i, die Außenseele bzw. -faser mit s
a und die neutrale Faser mit a bezeichnet, der Gießradius ist R
m, die Dicke des Stranges zwischen den Pfeilen d₁ und d₂ ist D in Krümmungsrichtung.
[0021] Aus der über die ganze Länge a konstanten Dehnung läßt sich die diesem Richtverfahren
entsprechende Biegelinie zumindest näherungsweise bestimmen. Dabei kann so vorgegangen
werden, dass zuerst die beim Richten auftretende Gesamtdehnung bzw. Stauchung Δs der
Innen- und Aussenfaser aus dem Giessradius R
m und der Strangdicke D bestimmt wird, die dann gemäss der Bedingung konstanter Fliessgeschwindigkeit
in q gleichen Teilwerten, q gleichen Teillängen der Biegezonenlänge a zugeordnet wird,
wonach sich aus dieser Zuordnung der Radius am Ende jeder Teillänge berechnen lässt,
was erlaubt, die Biegelinie schrittweise geometrisch aufzubauen.
[0022] Die Ableitung der Gleichung zur Bestimmung des Radius am Ende jeder Teillänge beginnt
also wie folgt:
(Bezeichnungen siehe Fig. 4)
[0023] Die Innen- bzw. Aussenfaserlänge vor dem Richten ist

Nach dem Richten sind Innenfaserlänge, Aussenfaserlänge und Mittelfaserlänge gleich
II Si′ = Sa′ = a′ = a
Aus I und II folgt für die Innenfaser (und dem Betrag nach gleich für die Aussenfaser)
die Gesamtdehnung

Betrachtet man nun einzelne Teilstücke der Biegezone, in dem man die Länge a in q
gleiche Abschnitte aufteilt, die mit A₁, A₂....A
n... ... A
q bezeichnet werden, (wobei A
n ein beliebiges Teilstück mit einem ganzzahligen Index zwischen 1 und q kennzeichnet),
so hat jeder Abschnitt A
n die Länge

.
[0024] Teilt man nun den Strang innerhalb der Biegezone gleichfalls in q Teilstücke mit
der Länge

und betrachtet man z. B. die Innenfaser eines Teilstücks, so wird diese beim Durchlaufen
der ganzen Beigaezone um die Grösse

. ΔSi gedehnt, innerhalb eines Abschnitts A
n jedoch nur um die Grösse

Setzt man nun in diese Beziehung den Wert für ΔSi gemäss III ein, so ergibt sich

Dies ist die Dehnung der Innenfaser eines Teilstücks beim Durchlaufen einer Teillänge
als Funktion bekannter und gewählter Grössen.
Diese Dehnung der Innenfaser eines Teilstücks beim Durchlaufen einer Teillänge lässt
sich aber auch mit den (gesuchten) Radien am Ende der Teillängen darstellen:
Die Länge der Innenfaser eines Teilstücks mit der Länge

vor dem Richten im Abschnitt A
n ist

und die Länge der Innenfaser desselben Teilstücks nach dem Richten im Abschnitt A
n ist

Die Dehnung ΔS
n eines Teilstücks pro Abschnitt ist also

Diese Beziehung lässt sich nach R
n , also dem Radius am Ende einer Teillänge auflösen

Setzt man in diese Beziehung nun den Wert für ΔSn gemäss

ein, so ergibt sich

also die gesuchte Beziehung für den Radius am Ende einer Teillänge als Funktion des
Giessradius, der gewählten Anzahl von Teillängen und des Radius am Ende der vorherigen
Teillänge
[0025] Beginnend mit dem Giessradius R
m = R
n-1 für das erste Teilstück A₁ , lassen sich mit dieser Beziehung für die Biegelinie
mit konstanter Dehngeschwindigkeit für jeweils das Ende der Abschnitte A₁ bis A
q die Krümmungsradien R₁ bis R
q exakt berechnen.
[0026] Aus diesen Krümmungsradien kann dann die Biegelinie zumindest graphish näherungsweise
dargestellt werden, wobei die Genauigkeit umso grösser wird,. je kürzer die Länge
der Abschnitte A₁ bis A
q ist, d.h., je grösser q gewählt wird ( q muss dabei grösser als 1 gewählt werden,
denn für q = 1 ergibt sich kein Zwischenwert, sondern nur der Krümmungsradius ∞ am
Ende der Biegezone).
[0027] Beachtenswert ist,dass in der Beziehung

keine Werte für die Dehnung, die Fliessgeschwindigkeit und Strangdicke enthalten
sind, was heisst, dass es für einen Giessradius R
m und eine Biegezonenlänge a, nur eine Biegelinie für konstante Fliessgeschwindigkeiten
in der Biegezone gibt, die für alle Giessgeschwindigkeiten und Strangdicken gültig
ist.
[0028] Als Beispiel für die Berechnung der Krümmungsradien einer Biegelinie wird ein Gießrad,wie
in Fig. 5 dargestellt,mit einem Gießradius von R
m = 1500 mm und einer Länge der Biegezone von a = 1500 mm gewählt. Für die Berechnung
der Krümmungsradien wird die Länge der Biegezone in q = sechs Abschnitte unterteilt;
vergleiche auch Fig. 6.
[0029] Die Berechnung ergibt sich dann:


[0030] Wird also ein Gießrad mit den geometrischen Daten, gemäß vorstehender Rechnung für
diese Biegezone konstruiert, so wird der Strang zwischen Rolle 2 und Rolle 3 ohne
jegliche Überbiegung mit konstanter Dehngeschwindigkeit gerichtet. Hierbei werden
lokale Spannungsspitzen, wie sie beim Richten über eine oder mehrere Richtrollen
stattfinden, vermieden, was die Gefahr von Rißbildungen auf ein Minimum reduziert.