[0001] Die Erfindung betrifft eine Kraft- oder Arbeitsmaschine, insbesondere Verbrennungskraftmaschine
mit mindestens einem Zylinder und einem in diesem axial verschieblichen Kolben, der
über einen oberen Pleuelabschnitt und einem durch ein Gelenk mit diesem verbundenen
unteren Pleuelabschnitt mit der Kurbelwelle verbunden ist und bei der beide Pleuelabschnitte
durch einen angelenkten gemeinsamen Schwenkhebel an einer motorgehäusefest einstellbaren
Achse abgestützt sind.
[0002] Bei einer Verbrennungskraftmaschine (DE-PS 30 30 615) ist es bekannt, den Kolben
und die Kurbelwelle durch zwei gelenkig verbundene Pleuelabschnitte miteinander zu
verbinden. Außerdem findet bei dieser Verbrennungskraftmaschine ein an einem gemeinsamen
Gelenk für die beiden Pleuelabschnitte angreifender Schwenkhebel Anwendung, der mit
seinem anderen Ende an einem veränderlich einstellbaren Exzenter abgestützt ist. Bei
dieser Verbrennungskraftmaschine ist durch Erreichung einer verlängerten Verweilzeit
des Kolbens im oberen Totpunkt ein verbesserter Drehmomentverlauf erzielt.
[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung, Maßnahmen zu Lei stungssteigerungen und zur Anpassung
an unterschiedliche Kraftstoffe bei Verbrennungskraftmaschinen der vorgenannten
Art zu schaffen.
[0004] Erfindungsgemäß ist diese Aufgabe dadurch gelöst, daß der obere Pleuelabschnitt an
dem dem Kolben abgewandten Ende eine über das gemeinsame Gelenk der beiden Pleuelabschnitte
hinaus geführte axiale Verlängerung aufweist und daß der Schwenkhebel mit dem den
Pleuelabschnitten zugewandten Ende an der Verlängerung gelenkig angreift. Zweckmäßig
ist die Stützachse für den Schwenkhebel im Motorblock exzentrisch auszubilden und
radial bzw. radial und axial einstellbar. Auf diese Weise liegen das gemeinsame Gelenk
beider Pleuelabschnitte und das Gelenk von oberem Pleuelabschnitt und Schwenkhebel
auf zwei getrennten Bewegungsbahnen, was zu einer verringerten Kolbenbeschleunigung
bei gleichem Kolbenweg und durch die Ausbildung größerer Hebelarme zu einer Erhöhung
des Drehmoments führt. Die gewählte Kinematik von Pleuelabschnitten und Schwenkhebel
erlaubtdie Verlagerung des jeweils wirksamsten Drehmoments auf die wirksamsten Kurbelwellenstellungen,
was zu einem geringem Kraftstoffverbrauch, zu einem kürzerem Zündverzug und demgemäß
zu einer weichen Verbrennung mit einem ruhigen Betrieb der Verbrennungskraftmaschine
führt. Darüberhinaus stellt sich auch eine Verringerung des Kolbenseitendrucks und
damit eine verringerte Erwärmung des Motors und ein verminderter Verschleiß ein. Es
versteht sich, daß die erfindungsmäßige Ausbildung von Pleuelabschnitten und Schwenkhebel
gleichermaßen bei Otto- und Diesel motoren bzw. bei beliebigen Arbeitskraftmaschinen
die mit einem Kolben betrieben werden, z. B. Kompressoren oder Pumpen, Anwendung finden
kann.
[0005] Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Kraftund Arbeitsmaschine ist dann
erzielbar, wenn die Länge des unteren Pleuelabschnitts etwa das 1,3fache der Länge
des oberen Pleuelabschnitts beträgt, die Gesamtlänge beider Pleuelabschnitte etwa
3 % größer als der Abstand zwischen dem kolbenseitigen Pleuellager des oberen Pleuelabschnitts
und dem von dem kurbelwellenseitigen Pleuellager des unteren Pleuelabschnitts beschriebenen
Kreis im oberen Totpunkt des Kolbens ist und daß weiter die Länge des Schwenkhebels
etwa mit der 1,2fachen Länge des oberen Pleuelabschnitts ausgeführt ist, der radiale
Abstand der Anlenkstelle des Schwenkhebels von der Zylinderachse etwa das 1,0fache
der Länge des oberen Pleuelabschnitts beträgt und der Fußpunkt der Projektion der
Anlenkstelle auf die Zylinderachse von der Kurbelwellenachse einen Abstand besitzt,
der etwa 1/3 des Abstands des kolbenseitigen Pleuellagers des oberen Pleuelabschnitts
von der Kurbelwellenachse im oberen Totpunkt des Kolbens beträgt. Die dadurch gewährleistete
relativ lange Verweilzeit des Kolbens in seinem oberen Totpunkt erlaubt die Verbrennung
des Kraftstoffs und die Kolbenbewegung optimal aufeinander abzustimmen, wobei die
Verbrennung im oberen Totpunkt beginnt. Eine solche Verschiebung des Einspritzungsintervalls
in Richtung auf einen späteren Zeitpunkt hin ist deswegen möglich, weil der Kolben
länger im Bereich seiner oberen Totpunktstellung verweilt. Dies bringt auch einen
verringerten Zündverzug mit verringerten Temperaturen und Druckbelastungen für den
Motor. Versuche haben außerdem gezeigt, daß eine erhebliche Kraftstoffeinsparung
unter Beibehaltung gleicher Leistungen erzielbar ist. Schließlich ist auch die Verwendung
unterschiedlichster Kraftstoffe möglich, da die Kolbengeschwindigkeit veränderbar
und den jeweiligen Kraftstoffen anpaßbar ist. Versuche haben bewiesen, daß Dieselmotore
mit der beschriebenen Kinematik ohne Umstellungsmaßnahmen und ohne Leistungsabfall
auch mit Benzin betrieben werden können. Außerdem besteht die Möglichkeit, wegen der
geringeren Kolbenbelastung Kolben schwächerer Ausbildung oder mit geringerem Gewicht
zu verwenden.
[0006] In Ausgestaltung der Kraft- oder Arbeitsmaschine ist noch vorgesehen, daß der obere
Pleuelabschnitt gabelförmig ausgebildet ist und eine Lagerscheibe verdrehungsfrei
fest trägt, an die der untere Pleuelabschnitt und der Schwenkhebel mit den der Kurbelwelle
bzw. der Stützachse abgewandten Enden angelenkt sind. Bevorzugt weisen die Gabelenden
des oberen Pleuelabschnitts Absetzungen auf, die durch die Lagerscheibe überragt
sind, wobei die Umfangsfläche der Lagerscheibe den unteren Pleuelabschnitt zentrisch
stützt und der im Bereich der Absetzungen sich erstreckende Teil der Lagerscheibe
gelenkig mit dem Schwenkhebel exzentrisch verbunden ist. Hierdurch ist auf einfache
Weise die geforderte axiale Verlängerung am oberen Pleuelabschnitt und eine schmale
Bauart für das durch die Pleuelabschnitte gebildete Pleuel erzielt, wodurch die Pleuelabschnitte
und der Schwenkhebel auch in Mehrzylindermaschinen platzsparend untergebracht werden
können. Ferner ist noch vorgesehen, die Stützachse entweder im Motorblock bzw. außerhalb
des Motorblocks anzuordnen. Bei der letztgenannten Ausführung durchgreift der Schwenkhebel
zur Verbindung mit der Stützachse eine Ausnehmung in der Motorblockwandung.
[0007] Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung verdeutlicht.
Hierin zeigen:
Fig. 1 eine Kraft- oder Arbeitsmaschine schematisch im Schnitt,
Fig. 2 eine Kraft- oder Arbeitsmaschine im Schnitt,
Fig. 3 Teilstücke von Pleuelabschnitten und Schwenkhebel in Seitenansicht,
Fig. 4 und 5 verschiedene graphische Darstellungen .
[0008] In den Fig. ist mit 1 ein Zylinder, z. B. einer Verbrennungskraftmaschine bezeichnet,
der einen Kolben 2 verschieblich aufnimmt. Der Zylinder 1 ist beim Ausführungsbeispiel
am oberen Ende durch einen plattenförmigen Zylinderkopf 3 verschlossen. Die Einrichtungen
für die Zuführung von Brennstoff und Luft bzw. Brennstoffgemisch und der Abführung
von Verbrennungsgasen sind aus Gründen der Übersicht nicht dargestellt.
[0009] Der Kolben 2 nimmt einen Kolbenbolzen 4 auf, an dem ein oberer Pleuelabschnitt 5
mit seinem oberen Lager 6 schwenkbeweglich angreift. Der Pleuelabschnitt 5 ist gabelförmig
ausgeführt und die Schenkel 7 des Pleuelabschnitts 5 halten im Bereich der freien
Enden mittels Bolzen 8 eine Lagerscheibe 9, an die das obere Ende eines unteren Pleuelabschnitts
10 angelenkt ist, der mit seinem unteren Lager 18 an einer Kurbelwelle 11 angreift.
Die Schenkel 7 weisen Absetzungen 12 auf, die durch die Lagerscheibe 9 überragt sind.
An der Lagerscheibe 9 greift mittels eines Bolzens 13 ein Schwenkhebel 14 mit einem
Ende 14ʺ gelenkig, an, der mit seinem anderen Ende 14ʹ in einem an einer Stützachse
15 exzentrisch angeordneten Lager 16 schwenkbar gestützt ist. Wie insbesondere die
Fig. 1 und 3 zeigen, ist die Anlenkstelle für den Schwenkhebel 15 am oberen Pleuelabschnitt
5 um die Verlängerung 27 über die gemeinsame Anlenkstelle beider Pleuelabschnitte
5 und 10 hinausgeführt. Durch Verdrehen der Stützachse 15 sind die Stellungen des
Lagers 16 und damit die wirksame Länge des Schwenkhebels 14 veränderbar.
[0010] In Fig. 1 befindet sich der Kolben 2 im oberen Totpunkt. Bei Abwärtsbewegungen des
Kolbens 2 bewegt sich das kolbenseitige Pleuellager 6 längs der Zylinderachse 22 und
die Lagerscheibe 9 auf einer Bewegungsbahn in Form eines Kreisbogens 17. Der Bolzen
13 bewegt sich auf einer weiteren Kreisbahn 21. Gleichzeitig dreht die Kurbelwelle
11 und mit ihr das kurbelwellenseitige Lager 18 in Richtung des Pfeils 19. Die Lageänderungen
der Pleuelabschnitte 5, 10 und des Schwenkhebels 14 im unteren Totpunkt des Kolbens
2 entsprechen den gestrichelten Linien . Die entsprechende Stellung des kurbelwellenseitigen
Lagers 18 ist durch die Buchstaben UT bezeichnet. Es zeigt sich, daß bei Abwärtsbewegungen
des Kolbens 2 aus dem oberen Totpunkt sich die Bewe gungsbahn 17 für die Lagerscheibe
9 der Zylinderachse 22 annähert und diese im weiteren Verlauf der Abwärtsbewegungen
des Kolbens 2 schneidet. Hierdurch ist erreicht, daß der Kolben 2 bei seinen Bewegungen
aus dem oberen Totpunkt zunächst nur langsam vom Totpunkt entfernt wird, während das
kurbelwellenseitige Pleuellager 18 bereits einen relativ großen Kurbelwellenwinkel
durchläuft und der untere Pleuelabschnitt 10 eine Stellung erreicht, in der er in
der Lage ist, ein großes Drehmoment zu übertragen. Dieser Zusammenhang läßt sich aus
den in den Fig. 3 und 4 dargestellten Kurven entnehmen. Die Fig. 4 zeigt dabei mit
der ausgezogenen Linie 23 einen Momentenverlauf bei einer Verbrennungskraftmaschine
erfindungsgemäßer Ausbildung. Auf der Abszisse sind die 360° einer Kurbelwellenumdrehung
und auf der Ordinate der für konstante Kolbenaufdruckkraft ermittelte Momentenwert
aufgetragen. Die gestrichelte Linie 24 gibt den Momentenverlauf bei einem herkömmlichen
Vergleichsmotor wieder. Es zeigt sich, daß das maximale Drehmoment mit der Linie 23
bei etwa 45° Kurbelwellenumdrehung und bei der gestrichelten Linie bei etwa 65° Kurbelwellenumdrehung
erreichbar ist. Geht man mit diesen Werten in die Fig. 3, welche den Kolbenweg über
der Kurbelwellenumdrehung zeigt, wobei die ausgezogene Linie 25 die erfindungsgemäße
Verbrennungskraftmaschine und die gestrichelte Linie 26 für einen herkömmlichen Vergleichsmotor
gelten, so erkennt man, daß der Kolben 2 beim Vergleichsmotor (Linie 26) seinen
oberen Totpunkt früher verläßt und später wieder erreicht, also insgesamt sehr viel
kürzer im Bereich seiner oberen Totpunktstellung verweilt als der Kolben 2 der erfindungsgemäßen
Ausführung (Linie 25).
[0011] Messungen beim Betrieb des Motors mit der beanspruchten Kinematik von Pleuel und
Schwenkhebel haben gezeigt, daß ein um 40 % geringerer Kraftstoffverbrauch bzw. eine
entsprechend höhere Leistung erreichbar ist. Darüberhinaus enthalten die Abgase weniger
Schadstoffe. Bei den Abgasen geht der Anteil an Stickoxyd um ca. 55 %, der Anteil
an Rußteilchen um ca. 75 % zurück. Wie gesagt, entstehen auch geringere Spitzendrucke
und man erhält durch den kürzeren Zündverzug eine weiche Verbrennung, das heißt,
annähernd eine Gleichraumverbrennung. Der Lauf der Brennkraftmaschine wird dadurch
ruhiger. Der Betrieb der Verbrennungskraftmaschine kann mit Dieselkraftstoff, Benzin
oder anderweitigen, auch geringwertigen Kraftstoffen erfolgen.
1. Kraft- oder Arbeitsmaschine, insbesondere Verbrennungskraftmaschine mit mindestens
einem Zylinder und einem in diesem axial verschieblichen Kolben, der über einen oberen
Pleuelabschnitt und einem durch ein Gelenk mit diesem verbundenen unteren Pleuelabschnitt
mit der Kurbelwelle verbunden ist und bei der beide Pleuelabschnitte durch einen angelenkten
gemeinsamen Schwenkhebel an einer motorgehäusefest einstellbaren Achse abgestützt
sind, dadurch gekennzeichnet, daß der obere Pleuelabschnitt (5) an dem den Kolben
(2) abgewandten Ende eine über das gemeinsame Gelenk (9) der beiden Pleuelabschnitte
(5, 10) hinausgeführte axiale Verlängerung (27) aufweist und daß der Schwenkhebel
(14) mit dem den Pleuelabschnitten (5, 10) zugewandten Ende (14ʺ) an der Verlängerung
(27) gelenkig angreift.
2. Kraft- oder Arbeitsmaschine, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützachse (15) für
den Schwenkhebel (14) im Motorblock exzentrisch einstellbar ausgebildet ist.
3. Kraft- oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützachse
(15) radial einstellbar ist.
4. Kraft- oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Stützachse (15) radial und axial einstellbar ist.
5. Kraft oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge
des unteren Pleuelabschnitts (10) etwa das 1,3fache der Länge des oberen Pleuelabschnitts
(5) beträgt, die Gesamtlänge beider Pleuelabschnitte (5, 10) etwa 3 % größer als
der Abstand zwischen dem kolbenseitigen Pleuellager (6) des oberen Pleuelabschnitts
(5) und dem von dem kurbelwellenseitigen Pleuellager (18) des unteren Pleuelabschnitts
(10) beschriebenen Kreis im oberen Tot punkt des Kolbens (2) ist und daß die Länge
des Schwenkhebels (14) etwa mit der 1,2fachen Länge des oberen Pleuelabschnitts (5)
ausgeführt ist, der radiale Abstand der Anlenkstelle des Schwenkhebels (14) von der
Zylinderachse (22) etwa das 1,0fache der Länge des oberen Pleuelabschnitts (5) beträgt
und der Fußpunkt der Projektion des Lagers (16) auf die Zylinderachse von der Kurbelwellenachse
einen Abstand besitzt, der etwa 1/3 des Abstands des kolbenseitigen Pleuellagers (6)
des oberen Pleuelabschnitts (5) von der Kurbelwellenachse im oberen Totpunkt des
Kolbens (2) beträgt.
6. Kraft- oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der obere
Pleuelabschnitt (5) gabelförmig ausgebildet ist und eine Lagerscheibe (9) verdrehungsfrei
fest trägt, an die der untere Pleuelabschnitt (10) zentrisch und der Schwenkhebel
(14) exzentrisch mit den der Kurbelwelle (11) bzw. der Stützachse (15) abgewandten
Enden angelenkt sind.
7. Kraft- oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Gabelenden
des Pleuelabschnitts Absetzungen (12) aufweisen, die durch die Lagerscheibe (9) überragt
sind und daß die Umfangsfläche der Lagerscheibe (9) den unteren Pleuelabschnitt (10)
stützt und im Bereich der Absetzungen (12) der Schwenkhebel (14) gelenkig mit der
Lagerscheibe (9) verbunden ist.
8. Kraft- oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützachse
(15) im Motorblock angeordnet ist.
9. Kraft- oder Arbeitsmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützachse
(15) außerhalb des Motorblocks angeordnet ist.