[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren (entsprechend dem Oberbegriff des Anspruches
1) sowie eine Anlage (gemäß dem Gattungsbegriff des Anspruches 10) zur Zerkleinerung
von sprödem Mahlgut.
[0002] Ein Verfahren entsprechend dem Oberbegriff des Anspruches 1 ist beispielsweise durch
die EP-A-84 383 bekannt.
[0003] Schwierigkeiten können hier bei der Zerkleinerung von Mahlgut hoher Feuchte auftreten,
das oberhalb eines kritischen Feuchtigkeitswertes stark zum Kleben und/oder zum Anbacken
neigt. So gibt es bei der Zementherstellung tonhaltige Rohmaterialkomponenten, die
bei einer Feuchte unter 15 % weder kleben noch zu Ansätzen führen, dagegen bei einer
Feuchte oberhalb 18 % außerordentlich stark kleben und selbst an senkrechten Wänden
haften.
[0004] Auch bei Erz und diamanthaltigem vulkanischen Gestein verschlechtern sich die Schüttguteigenschaften
und damit auch das Einzugsverhalten des Mahlgutes in die Gutbett-Walzenmühle in
ausgeprägtem Maße oberhalb eines kritischen Feuchtigkeitsgehaltes.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren entsprechend dem Oberbegriff
des Anspruches 1 sowie eine Anlage gemäß dem Gattungsbegriff des Anspruches 10 so
auszubilden, daß auch Mahlgut hoher Feuchte, das oberhalb eines kritischen Feuchtigkeitswertes
stark zum Kleben und/oder Anbacken neigt, einwandfrei zerkleinert werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches
1 bzw. 10 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Wird wenigstens ein Teil des zum Walzenspalt rückgeführten Teilstromes vor der erneuten
Einführung in den Walzenspalt ausreichend getrocknet, so läßt sich erreichen, daß
sich im Walzenspalt eine Mischfeuchte einstellt, die unterhalb des kritischen Feuchtigkeitsgehaltes
liegt. Auf diese Weise werden die Schüttguteigenschaften und das Einzugsverhalten
des Mahlgutes entscheidend verbessert und ein Kleben und Anbacken des Mahlgutes in
der Gutbett-Walzenmühle vermieden.
[0008] Durch die Zuführung eines getrockneten Teil stromes des Mahlgutes zur Guttbett-Walzenmühle
erreicht man ferner eine Kontakttrocknung in der Walzenmühle, was das Trocknen des
Materiales insgesamt wesentlich erleichtert.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine einfache Anpassung an einen veränderlichen
Feuchtigkeitsgrad des zu zerkleinernden Mahlgutes. Auch besteht die Möglichkeit, durch
zeitweises und/oder teilweises Trocknen nur jahreszeitliche Spitzen der Materialfeuchte
zu erfassen und das Verfahren während der übrigen Zeit ohne Wärmeaufwand zu betreiben.
[0010] Drei Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Fig.1 bis
3 in je einem Prinzipschema veranschaulicht.
[0011] Das Verfahrensschema gemäß Fig.1 enthält eine Stufe 1, in der das frische Mahlgut
abgezogen wird. Diese Stufe 1 kann beispielsweise durch einen Bunker, ein Plattenband
oder eine Schnecke gebildet werden.
[0012] In einer Stufe 2 wird das frische Mahlgut mit rückgeführtem Mahlgut gemischt. Diese
Stufe 2 kann beispielsweise durch ein Band, einen Kastenbeschicker oder eine Mischschnecke
gebildet werden.
[0013] In einer Stufe 3 wird das Mahlgut zerkleinert. Diese Stufe 3 wird durch eine Gutbett-Walzenmühle
gebildet, deren zwei Walzen mit hohem Druck gegeneinandergepreßt werden.
[0014] Das in der Stufe 3 zerkleinerte Mahlgut gelangt dann in eine Stufe 4, die zum Aufschließen
bzw. Desagglomerieren des zerkleinerten Mahlgutes dient. Sie wird beispielsweise
durch eine Hammermühle, eine Prallmühle, ein kurzes Mahlrohr, einen Mischkoller oder
einen Desintegrator gebildet.
[0015] Das desagglomerierte Mahlgut gelangt dann aus der Stufe 4 in eine Stufe 5, in der
das Mahlgut getrocknet wird. Diese Stufe kann beispielsweise durch einen Steigrohrtrockner,
einen Streutrockner oder eine Trockentrommel gebildet werden.
[0016] Anschließend gelangt das zerkleinerte, desagglomerierte und getrocknete Mahlgut
in eine Klassierstufe, die aus den in Reihe hintereinander geschalteten Teilstufen
6.1 und 6.2 besteht. Die Teilstufe 1 kann beispielsweise durch einen Umlenksichter
gebildet werden, dessen Trennschnitt beispielsweise im Bereich zwischen 200 und
500 µm liegt. Die Teilstufe 6.2 kann durch einen statischen Sichter oder einen Rotorsichter
gebildet werden, dessen Trennschnitt beispielsweise im Bereich zwischen 10 und 50
µm oder zwischen 20 und 100 µm liegt. Das Grobgut beider Teilstufen 6.1 und 6.2 wird
zur Stufe 2 zurückgeführt und dort vor erneuter Aufgabe in die Zerkleinerungsstufe
mit frischem Mahlgut gemischt.
[0017] In einer Stufe 7 wird schließlich das Fertigprodukt abgeschieden. Diese Stufe 7
kann durch einen Zyklon, einen Filter oder durch Sichterzyklone gebildet werden.
[0018] Gemessen werden in den einzelnen Stufen zweckmäßig folgende Parameter:
- in der Stufe 1 die Durchsatzmenge und Feuchte des frischen Mahlgutes,
- in der Stufe 2 die Antriebsleistung und die Mischfeuchte,
- in der Stufe 3 die Antriebsleistung und die Spaltweite der Gutbett-Walzenmühle (eventuell
das Moment und die Umfangsgeschwindigkeit),
- in der Stufe 4 die Antriebsleistung des für das Aufschließen bzw. Desagglomerieren
verwendeten Aggregates,
- in der Stufe 5 die Gastemperatur vor und hinter dem Trockner sowie die Antriebsleistung,
- in der Stufe 6 die Einstellung des Klassierers, die Antriebsleistung, die Rückgutaufteilung,
der Rückgutmassenstrom sowie die Rückgutfeuchte,
- in der Stufe 7 die Restfeuchte des Produktes.
[0019] In dem Verfahrensschema gemäß Fig.2 sind für gleiche Elemente dieselben Bezugszeichen
wie in Fig.1 verwendet.
[0020] Die Stufen 4 und 5 können hier zu einer einzigen Stufe zusammengefaßt sein, so daß
also das im Walzenspalt zerkleinerte Mahlgut gleichzeitig getrocknet und desagglomeriert
wird. Hierfür kann beispielsweise ein Streutrockner, eventuell mit kurzem Mahlteil,
Verwendung finden.
[0021] Weiterhin sind bei dem Verfahrensschema gemäß Fig.2 in der Klassierstufe zwei parallelgeschaltete
Teilstufen 6a und 6b vorgesehen, wobei das in beiden Teilstufen anfallende Grobgut
zur Stufe 2 zurückgeführt wird. Die Feingutströme der Teilstufen 6a und 6b werden
gemeinsam der Stufe 7 zur Abscheidung des Fertigproduktes zugeleitet.
[0022] In der Teilstufe 6a kann bespielsweise das mit Schwerkraft ausgetragene Gut im Hochleistungssichter
klassiert werden (etwa in einem Rotorsichter mit eigenem Luftumlauf).
[0023] In der Teilstufe 6b kann das mit dem Gasstrom ausgetragene Gut in einem Stromsichter
klassiert werden.
[0024] Auch hier können beide Klassieraggregate, d.h. die Teilstufen 6a und 6b, vereinigt
werden.
[0025] In dem Verfahrensschema gemäß Fig.3 sind die Stufen 4 und 5 in der Reihenfolge vertauscht.
Das in der Stufe 3 zerkleinerte Mahlgut wird somit zunächst in der Stufe 5 getrocknet
und dann in der Stufe 4 aufgeschlossen bzw. desagglomeriert.
[0026] Das aus der Stufe 4 ausgetragene Gut wird teilweise der Teilstufe 6a und teilweise
der Teilstufe 6b zugeführt. Letztere erhält darüberhinaus einen Teilstrom des aus
der Stufe 5 ausgetragenen Gutes.
[0027] Als Trocknungsaggregate für die Stufe 5 kommen insbesondere ein Streutrockner, ein
Prall trockner oder eine Trocknungstrommel in Frage. Da im Trockner schon eine gewisse
Desagglomeration auftritt, wird dieser Teil des getrockneten Materiales zusammen
mit dem Gasstrom der Teilstufe 6b (vorzugsweise einem Stromsichter) zugeführt. Der
Rest des getrockneten Materiales, der noch Agglomerate enthält, wird zum Aufschließen
der Stufe 4 zugeführt. Als Aggregat für die Stufe 4 kommen insbesondere eine Hammer-
oder Prallmühle, ein Desintegrator, eine kurze Rohrmühle oder ein Mischkoller in
Betracht.
[0028] Das in der Stufe 4 aufgeschlossene Material wird mechanisch zur Teilstufe 6a (einem
Sichter) geführt. Auch hier können die Teilstufen 6a und 6b kombiniert werden, beispielsweise
in Form eines Stromsichters mit teilweiser mechanischer Gutaufgabe.
[0029] Bei reiner Umlaufmahlung, d.h. bei Erzeugung des gesamten Feingutes in der Gutbett-Walzenmühle,
wird das gesamte Grobgut der Klassierung zur Walzenmühle zurückgeführt. Hierbei wird
zweckmäßig der gesamte Gutstrom getrocknet.
[0030] Unter Umständen muß jedoch auch ein Anteil des Fertiggutes zur Walzenmühle zurückgeführt
werden, und zwar zweckmäßig ein in einem Teil strom des getrockneten, jedoch noch
nicht klassierten Materiales enthaltener Anteil Fertiggut.
[0031] Eine andere Möglichkeit bei hoher Feuchte des frischen Mahlgutes besteht darin, die
Gutbett-Walzenmühle mit einem so weit erniedrigten Energie-Umsatzniveau zu betreiben
und dadurch den Umlauffaktor so weit zu erhöhen, daß sich bei vorgegebener Trocknung
des zerkleinerten Mahlgutes im Walzenspalt eine Mischfeuchte einstellt, die unterhalb
des kritischen Feuchtigkeitsgehaltes liegt. Ein solcher Fall kann etwa dann gegeben
sein, wenn die Aufgabefeuchte etwa das Dreifache der Grenzfeuchte (d.h. des kritischen
Feuchtigkeitsgehaltes) beträgt, wenn jedoch der Umlauffaktor, der aus der Mahlung
(bei vollem Energie-Umsatzniveau) resultiert, darunter liegt, z.B. 2 beträgt.
[0032] Die Erfindung wird im folgenden noch anhand zweier Beispiele näher erläutert. Fig.
4 zeigt das hierbei zugrundegelegte Anlagenschema, das der Variante gemäß Fig.1 entspricht
(wobei für die einzelnen Stufen die auch in Fig.1 benutzten Bezugszeichen verwendet
sind).
[0033] Es sei angenommen, daß der durch die Sichtung bedingte Umlauffaktor 2 beträgt (was
durch die Lage des Trennschnittes eingestellt wird).
[0034] Für die Stufe 3 findet eine Gutbett-Walzenmühle Verwendung, als Stufe 4 eine Hammermühle,
als Stufe 5 ein Steigrohrtrockner, als Teilstufe 6.1 ein Umlenksichter und als Teilstufe
6.2 ein Rotorsichter. Stufe 7 ist ein Zyklon.
[0035] Es sei angenommen, daß die Aufgabefeuchte des frischen Mahlgutes 20 % und die sogenannte
"Grenzfeuchte" (d.h. der kritische Feuchtig- keitsgehalt, oberhalb dessen das Mah!gut
stark zum Kleben und/oder zum Anbacken neigt) 12 % beträgt.
[0036] Die äußere Feuchtebilanz läßt sich dann wie folgt ausdrücken (wobei in den einzelnen
Produkten jeweils der erste Faktor den Materialanteil und der zweite Faktor die zugehörige
Feuchte bedeutet):
1,0· 0,2 = 1,0 · 0,01 + 1,0· 0,19
[0037] Die innere Feuchtigkeitsbilanz (bezogen auf Stufe 3, d.h. die Gutbett-Walzenmühle)
lautet wie folgt:
1· 0,2 + 0,4 · 0,02 + 0,6 · 0,04 = 2,0· 0,116
[0038] Es ergibt sich eine Mischfeuchte von 11,6 %, die damit knapp unterhalb der Grenzfeuchte
von 12 % liegt.
[0039] Bei dem vorstehend erläuterten Beispiel ist angenommen, daß in der Teilstufe 6.1
aus der Gesamtmenge des umlaufenden Materiales (2,0) eine Grobgut-Teilmenge von 0,6
mit einer Feuchte von 4 % und in der Teilstufe 6.2 eine weitere Teilmenge von 0,4
mit einer Feuchte von 2 % abgeschieden wird.
[0040] Legt man dagegen (entsprechend einem zweiten Beispiel) Grobgutfeuchten von 2 % (nach
Teilstufe 6.1) bzw. 1 % (nach Teilstufe 6.2) zugrunde, so ergibt sich eine Mischfeuchte
von 10,8 %.
[0041] Sollte nun die Grenzfeuchte noch niedriger liegen, so müßte der Umlauf künstlich
erhöht werden, was beispielsweise durch Abzweigen eines unklassierten Teilstromes
nach Stufe 5 (Steigrohrtrockner) erfolgen könnte.
[0042] Die innere Feuchtigkeitsbilanz der Stufe 5 ist bei dem erstgenannten Beispiel wie
folgt:
2,0· 0,116 = 0,19 + 0,01 · 1 + 0,4· 0,02 + 0,6· 0,04
1. Verfahren zur Zerkleinerung von sprödem Mahlgut im Spalt zweier mit hohem Druck
gegeneinander gepreßter Walzen, wobei ein Teilstrom des zerkleinerten Mahlgutes zum
Walzenspalt rückgeführt und gemeinsam mit frischem Mahlgut weiter zerkleinert wird,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Zerkleinerung von Mahlgut hoher Feuchte, das oberhalb
eines kritischen Feuchtigkeitswertes stark zum Kleben und/oder Anbacken neigt, wenigstens
ein Teil des zum Walzenspalt rückgeführten Teilstromes vor der erneuten Einführung
in den Walzenspalt so weit getrocknet wird, daß sich im Walzenspalt eine Mischfeuchte
einstellt, die unterhalb des kritischen Feuchtigkeitsgehaltes liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das im Walzenspalt zerkleinerte
Mahlgut zunächst desagglomeriert und dann getrocknet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das im Walzenspalt zerkleinerte
Mahlgut zunächst getrocknet und dann desagglomeriert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das im Walzenspalt zerkleinerte
Mahlgut gleichzeitig getrocknet und desagglomeriert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das in einer Gutbett-Walzenmühle
zerkleinerte Mahlgut nach dem Trocknen und Desagglomerieren klassiert wird, dadurch
gekennzeichnet, daß das gesamte, bei der Klassierung anfallende Grobgut zur Gutbett-Walzenmühle
zurückgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß auch ein Anteil Fertiggut,
vorzugsweise ein in einem Teilstrom des getrockneten, jedoch noch nicht klassierten
Materiales enthaltener Anteil Fertiggut, zur Gutbett-Walzenmühle zurückgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Gutbett-Walzenmühle
mit einem so weit erniedrigten Energie-Umsatzniveau betrieben und der Umlauffaktor
hierdurch so weit erhöht wird, daß sich bei vorgegebener Trocknung des zerkleinerten
Mahlgutes im Walzenspalt eine Mischfeuchte einstellt, die unterhalb des kritischen
Feuchtigkeitsgehaltes liegt.
8. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Klassierung des Mahlgutes
in zwei hintereinander geschalteten Klassierstufen erfolgt, wobei das in beiden Klassierstufen
anfallende Grobgut zur Gutbett-Walzenmühle zurückgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Klassierung des Mahlgutes
in zwei Teilströmen mittels zweier parallel geschalteter Klassierstufen erfolgt, wobei
das in beiden Klassierstufen anfallende Grobgut zur Gutbett-Walzenmühle zurückgeführt
wird.
10. Anlage zur Zerkleinerung von sprödem Mahlgut, enthaltend
a) eine Gutbett-Walzenmühle, bestehend aus zwei mit hohem Druck gegeneinandergepreßten
Walzen,
b) eine Einrichtung zum Klassieren des zerkleinerten Mahlgutes, wobei das hierbei
anfallende Grobgut zur Gutbett-Walzenmühle zurückgeführt wird,
gekennzeichnet durch
c) eine zum Trocknen wenigstens eines Teiles des zur Gutbett-Walzenmühle zurückgeführten
Mahlgutes dienende Einrichtung, die vorzugsweise zwischen einer der Gutbett-Walzenmühle
nachgeschalteten Einrichtung zum Desagglomerieren des Mahlgutes und der Einrichtung
zum Klassieren des Mahlgutes angeordnet ist.