[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie
eine Beschichtungsanlage zum Durchführen des Verfahrens.
[0002] In üblichen elektrostatischen Beschichtungsanlagen , wie sie insbesondere zum Lackieren
von Kraftfahrzeug-Rohkarossen verwendet werden, legt man den Sprühkopf von Rotationszerstäubern
od. dgl. an Hochspannung, um dadurch das die versprühten Beschichtungspartikel aufladende
Feld zwischen dem Sprühkopf und dem geerdeten, zu beschichtenden Gegenstand zu erzeugen.
Hierbei tritt das Problem auf, daß bei Verwendung eines Beschichtungsmaterials relativ
guter Leitfähigkeit wie namentlich der sogenannten Wasserlacke der Isolationswiderstand
über die den Sprühkopf mit dem Lackvorratsystem verbindende Leitung zu gering ist,
wenn das Vorratssystem auf Erdpotential liegt.
[0003] Zur Lösung dieses Problems besteht die Möglichkeit , das gesamte Vorratssystem gegen
Erde zu isolieren, was aber insbesondere dann unzweckmäßig ist, wenn das Vorratssystem
wegen Farbwechselmöglichkeiten aus einer Vielzahl von Vorratsbehältern besteht. Abgesehen
von dem beträchtlichen Isolationsaufwand kann ein umfangreiches Vorratssystem eine
so erhebliche Kapazität haben, daß die entsprechende Ladeenergie in Hinblick auf die
Gefahr explosionsartiger Entladungen am Sprühkopf zu groß wird. Ferner können auf
dem hohen Potential liegende Behälter nicht ohne Abschalten der Spannung nachgefüllt
werden, wenn man nicht hierfür aufwendige Zusatzeinrichtungen wie Zwischenbehälter
od.dgl. vorsieht (vgl. DE-PS 29 00 660). Außerdem erfordern manche bekannte Systeme
aufwendige, also unwirtschaftliche Hochspannungsquellen hoher Leistung.
[0004] Gemäß einer anderen bekannten Lösung der durch die Leitfähigkeit des Beschichtungsmaterials
hervorgerufenen Probleme wird das gesamte Lackzuführungssystem von dem Vorratsbehälter
bis zum Sprühkopf des Zerstäubers geerdet und das radial abgesprühte Material indirekt
über den Sprühkopf umgebende Außenelektroden aufgeladen (EP-OS 0171042). Diese Lösung
scheidet aber aus, wenn das Beschichtungsmaterial direkt durch den Sprühkopf aufgeladen
werden soll.
[0005] Bei einer aus der DE-OS 30 14 221 bekannten Beschichtungsanlage für elektrisch leitfähige
Materialien ist für jede Farbe ein eigener Vorratsbehälter vorgesehen, der gegen Erde
und gegen die jeweils anderen Behälter isoliert angeordnet ist und über einen Farbwechsler
und eine Verbindungsleitung die auf Hochspannungspotential liegende Sprühvorrichtung
speist. Die Verbindungsleitung wird nach Beendigung des Beschichtungsbetriebes mit
einer gegebenen Farbe und vor dem Wechsel zu einer anderen Farbe mit Lösungsmittel
(Wasser) gespült und mit Druckluft getrocknet, um die erforderliche Isolierung zu
dem anschließend mit der Sprühvorrichtung verbundenen Behälter aufrechtzuerhalten.
Insbesondere bei einer großen Anzahl wählbarer Farben und entsprechender Behälter
ist diese Anlage baulich aufwendig und sperrig.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bzw. eine Beschichtungsanlage
zum Durchführen eines Verfahrens zu schaffen, das wesentlich weniger Bauaufwand erfordert
als die zuletzt erwähnte bekannte Anlage, und bei dem die Möglichkeit besteht, den
normalen Beschichtungsbetrieb auch bei einem Farbwechsel ohne wesentliche Unterbrechung
fortzusetzen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 gekennzeichnete Verfahren bzw. durch die
in den weiteren Ansprüchen gekennzeichnete Beschichtungsanlage gelöst.
[0008] Die Erfindung hat den wesentlichen Vorteil, daß der Vorratsbehälter kleiner und
einfacher aufgebaut sein kann als bei den vergleichbaren bekannten Anlagen und für
alle wählbaren Farben gemeinsamen verwendet werden kann. Unter Umständen genügt als
Vorratsbehälter ein einfaches kurzes Leitungs- oder Schlauchstück mit definiertem
Volumen. Wenn man mit zwei derartigen Vorratsbehältern im Gegentaktbetrieb arbeitet,
ist auch bei einem Farbwechsel eine praktisch pausenlose Beschichtung von beliebig
großen Werkstückserien möglich. Der erforderliche Aufwand ist gering, insbesondere
auch hinsichtlich der Isolierung zwischen dem geerdeten Versorgungssystem und der
Sprühvorrichtung. Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß nur minimale Verluste an
Beschichtungsmaterial in Kauf genommen werden müssen. Die Erfindung eignet sich Z.B.
besonders für die Großserienbeschichtung von Kraftfahrzeug-Rohkarossen.
[0009] Gemäß einer besonders zweckmäßigen Weiterbildung der Erfindung wird ein Vorratsbehälter
verwendet, dessen Volumen einstellbar ist und vor dem Einfüllen des Beschichtungsmaterials
entsprechend der zum Beschichten (z.B. eines einzigen Werkstücks) jeweils benötigten
Menge eingestellt wird, wodurch der Reinigungsaufwand reduziert werden kann. Ein
hierfür geeigneter Vorratsbehälter kann aus einem Dosierzylinder mit verschiebbarem
Kolben bestehen.
[0010] An einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher erläutert. In der
Zeichnung zeigen schematisch
Fig.1 ein System zur zwangsdosierten Versorgung eines Rotationszerstäubers oder einer
sonstigen elektrostatischen Sprühvorrichtung mit Wasserlack oder einem ähnlich leitfähigen
Beschichtungsmaterial;
Fig.2 ein der Fig. 1 entsprechendes, aber teilweise etwas abgewandeltes System; und
Fig.3 eine zweckmässige Ausführungsform eines als Vorratsbehälter für das System
nach Fig. 2 dienenden Dosierzylinders.
[0011] In dem System gemäß Fig. 1 soll das Hauptnadelventil HNV des im Betrieb auf Hochspannungspotential
beispielsweise in der Größenordnung von 100 kV gelegten Zerstäubers Z von (nicht dargestellten)
Wasserlackvorräten unterschiedlicher Farbe über einen Farbwechsler FW an sich bekannter
Art gespeist werden. Der Farbwechsler FW hat Farbventile F1, F2, F3 ...Fn für eine
entsprechende, weitgehend beliebige Anzahl n wählbarer Farben. Ferner besitzt der
Farbwechsler ein Ventil V₀ für Spülflüssigkeit und ein Ventil PL₀ für Druckluft.
[0012] An den Farbwechsler ist über eine spülbare Dosierpumpe DP₀, die von einem Schrittmotor
M od. dgl. mit isolierter oder isolierender Welle angetrieben wird und einen von einem
Bypassventil By gesteuerten Nebenschlußweg hat, ein Verteilerventil VV angeschlossen.
Statt der Dosierpumpe DP₀ kann auch eine von einem Durchflußmeßgerät gesteuerte sonstige
Dosiereinrichtung vorgesehen sein. Über das Verteilerventil VV kann der vom Farbwechsler
FW kommende Wasserlack wahlweise unter Steuerung durch zwei Farbvorlaufventile FV₀
in eine von zwei Versorgungsleitungen LVA bzw. LVB gelenkt werden. Die Farbvorlaufventile
FV₀ sind parallel und symmetrisch zueinander angeordnet, und das Verteilerventil VV
hat ferner zwei entsprechend angeordnete Rückführungsventile RF₀.
[0013] Jede der Versorgungsleitungen LVA und LVB führt über eine erste Spülventilanordnung
SP1 in einen spülbaren , unter Druck setzbaren Vorratsbehälter V, dessen Ausgang über
eine zweite Spül ventilanordnung SP2 und eine Verbindungsleitung LZA bzw. LZB an ein
Umschaltventil UV angeschlossen ist.
[0014] Die Spülventilanordnung SP1 hat zwei Ventile V₁ bzw. V₁₂ für Spülflüssigkeit, zwei
Ventile PL₁ bzw. PL₁₂ für Druckluft sowie ein Farbvorlaufventil FV₁. Die Spülvorrichtung
SP2 hat ein Ventil V₂ für Spülflüssigkeit, ein Ventil PL₂ für Druckluft, ein Farbvorlaufventil
FV₂ und ein Rückführungsventil RF₂.
[0015] Der Kreis mit den Leitungen LVB und LZB enthält ebenso aufgebaute und angeordnete
Spülventilanordnungen mit dazwischen liegendem spülbaren Vorratsdruckbehälter.
[0016] Das Umschaltventil UV verbindet diese zueinander parallelen Kreise oder Zweige darstellungsgemäß
über eine weitere spülbare Dosierpumpe DP₄ od. -dgl. , die mit der Dosierpumpe DP₀
übereinstimmen, also insbesondere einen Schrittmotor mit Isolierwelle und einen Bypass
haben kann, mit dem Hauptnadelventil HNV des Zerstäubers Z. Das Hauptnadelventil
HNV enthält neben der Hauptnadel HN Ventile V₄ für Spülflüssigkeit und ein Rückführungsventil
RF₄.
[0017] Die beiden dargestellten Vorratsbehälter V haben vorzugsweise nur ein Fassungsvermögen
in der Größenordnung der Lackmenge , die zum Beschichten eines einzigen Werkstücks
benötigt wird. Im Fall von Fahrzeugkarossen kann z.B. ein Inhalt von etwa 0,8 l genügen.
Der unter Druck setzbare Behälter V wird von der Dosierpumpe DP₀ unter vorbestimmtem
Druck mit einer vorbestimmten Lackmenge gefüllt. Die erforderliche Füllmenge ist in
Form von Daten im übergeordneten Steuersystem der Anlage gespeichert, das die Dosierpumpe
entsprechend steuert und zugleich auch selbsttätig im Farbwechsler FW das Ventil für
die jeweils gewünschte Farbe öffnet. Bei dieser Zwangsdosierung wird zusätzlich zu
der für das Werkstück benötigten Lackmenge auch das Volumen der jeweils ebenfalls
zu füllenden Leitungsabschnitte berücksichtigt, das bei dem erwähnten Beispiel in
der Größenordnung von 0,1 l liegen kann. In Fällen, in denen andere, insbesondere
kleinere Werkstücke beschichtet werden sollen, kann die Zwangsdosierung auch für eine
Mehrzahl von Werkstücken bemessen werden.
[0018] Die benötigten Leitungen wie LVA , LVB ,LZA und LZB sind Schläuche aus isolierendem
und möglichst wasserabstoßendem Werkstoff, vorzugsweise aus Kunststoff , wie beispielsweise
PTFE.
[0019] Im Betrieb liegen der Farbwechsler FW und in der Regel mit ihm auch die Dosierpumpe
DP₀ und das Verteilerventil VV ständig auf Erdpotential, während der Zerstäuber Z
mit seinem Hauptnadelventil HNV und in der Regel die spülbare Dosierpumpe DP₄ (mit
Ausnahme ihres isolierten Antriebsmotors) und das Umschaltventil UV ständig an Hochspannung
liegen. In Abwandlung dieses Beispiels besteht auch die Möglichkeit, die hier beschriebene
zyklische Isolierung zwischen dem Behälter V und dem Zerstäuber Z (Leitungen LZA,
LZB) in der Leitung zwischen dem Umschaltventil UV oder der Dosierpumpe DP₄ einerseits
und dem Zerstäuber Z andererseits zu realisieren. Die dazwischen geschalteten parallelen
Zweige mit ihrem jeweiligen Vorratsbehälter V wechseln ihr Potential dagegen ständig
taktweise zwischen dem hohen und dem niedrigen Potential, je nach der durch das leitende
Beschichtungsmaterial hergestellten elektrischen Verbindung mit dem geerdeten Versorgungssystem
und dem Zerstäuber.
[0020] Im folgenden wird die Betriebsweise durch die Beschreibung der verschiedenen aufeinanderfolgenden
oder zum Teil auch gleichzeitigen Betriebsphasen erläutert:
[0021] Zuerst wird über eines der Ventile wie z.B. F1 des Farbwechslers FW durch die nachgeschaltete
Dosierpumpe DP₀ der Behälter V des in der Zeichnung linken Zweiges gefüllt, und zwar
iber das Farbvorlaufventil FV₀ des Verteilerventils VV , die Leitung LVA und das Farbvorlaufventil
FV₁ der Spülventilanordnung SP₁. Die Füllung reicht bis zum Farbvorlaufventil FV₂
der Spülventilanordnung SP₂.
[0022] Nach Füllung des Behälters V wird das Farbvorlaufventil FV₀ geschlossen und der Farbwechsler
FW gespült. Zu diesem Zweck wird über das Ventil V₀ des Farbwechslers Lösungsmittel
(das bei dem betrachteten Beispiel in der Hauptsache aus Wasser bestehen kann) in
den Farbwechsler geleitet. Es spült auch die Dosierpumpe DP₀ und gelangt über das
Rückführungsventil RF₀ des Verteilerventils VV unter Mitnahme vorhandener Farbreste
über eine Entsorgungsleitung LES in eine Entsorgungseinrichtung ES. Gleichzeitig
und/oder anschließend wird durch das Ventil PL₀ des Farbwechslers , das darstellungsgemäß
als Rückschlagventil ausgebildet ist, Luft zum Trocknen der gespülten Wege eingeblasen.
[0023] Insbesondere muß nach dem Füllen des Behälters V auch die durch die Leitung LVA gebildete
Isolierstrecke zwischen dem Verteilerventil VV und der Spülventilanordnung SP1 gespült
und getrocknet werden. Zu diesen Zweck werden gleichzeitig oder abwechselnd das Ventil
V₁₂ der Spülventilanordnung SP1 für Lösungsmittel bzw. dessen Luftventil PL₁₂ geöffnet.
Das Lösungsmittel bzw. die Luft gelangen unter Mitnahme der in der Leitung LVA verbliebenen
Farbreste durch die Ventile FV₀ und RF₀ des Verteilerventils VV in die Entsorgungsleitung
LES. Nach dem Abschalten des Lösungsmittels durch Schließen des Ventils V₁₂ muß der
gesamte vom Luftventil PL₁₂ durch das Verteilerventil VV in die Entsorgungsleitung
führende Weg vollständig durch Luft trockengeblasen werden.
[0024] Jetzt kann die Farbe aus dem unter Druck stehenden (oder über das Luftventil PL₁
unter Druck gesetzten) Behälter V über das Umschaltventil UV und die Dosierpumpe DP₄
dem Zerstäuber zugeführt werden. Dies geschieht über das Farbvorlaufventil FV₂ der
Spülventilanordnung SP2, die Leitung LZA, das Farbvorlaufventil FV₃ des Umschaltventils
UV und die zu der Dosierpumpe DP₄ und das Hauptnadelventil HNV führenden Leitungen.
Der Behälter V steht hierbei unter Hochspannung, ist aber aufgrund der beschriebenen
Entleerung der Leitung LVA vom Farbversorgungssystem isoliert.
[0025] Vorzugsweise wird das Beschichtungsmaterial aus dem Behälter V zunächst nur bis
zu dem geschlossenen Hauptnadel ventil des Zerstäubers Z "angedrückt", und zwar zweckmässig
über den Bypass der Dosierpumpe DP₄. Dieser "Andrückweg" kann bis zu dem Rückführungsventil
RV₄ des Hauptnadelventils HNV oder über dieses hinaus führen. Erst dann wird bei dieser
bevorzugten Betriebsweise das Hauptnadelventil geöffnet und die Farbe von der Dosierpumpe
DP₄ zum Absprühen in den Zerstäuber Z gepumpt. Der Druck im Behälter V kann hierbei
z.B. in der Größenordnung von 2,5 bis 4 bar liegen.
[0026] Anschließend kann der Zerstäuber sowohl innen, d.h. vom Umschaltventil UV bis zum
Hauptnadelventil HNV , als auch außen, d.h. am Glockenteller od. dgl. gespült werden.
Beides geschieht über das Luftventil PL₃ und das Lösungsmittelventil V₃ des Umschaltventils
UV. Die in dem inneren Leitungssystem zwischen Umschaltventil UV und Hauptnadelventil
HNV befindlichen Farbreste werden durch das Rückführungsventil RF₄ in die Entsorgungseinrichtung
ES abgeführt.
[0027] Während der Zerstäuber Z aus dem Behälter V des in der Zeichnung linken Zweiges versorgt
wird, kann der dazu parallele rechte Zweig für die Beschichtung der nächsten Fahrzeugkarosse
in der zuvor beschriebenen Weise vorbereitet werden. Je nach Bedarf kann hierfür dieselbe
oder eine andere Farbe gewählt werden. Es wird also das betreffende, ggf. andere Ventil
wie z.B. F2 des Farbwechslers FW geöffnet und das Beschichtungsmaterial durch die
zu diesem Zeitpunkt der Beschichtung einer Karosse wieder verfügbare Dosierpumpe DP₀
über das in der Zeichnung rechte Farbvorlaufventil des Verteilerventils VV , die Leitung
LVB und die rechte Spülventilanordnung in den rechten Vorratsbehälter gefördert.
[0028] Ebenfalls noch während der Beschichtung wird dann wieder der Farbwechsler in der
beschriebenen Weise gespült.
[0029] Immer noch bei arbeitendem Zerstäuber Z kann dann die durch die Leitung LVB gebildete
Isolierstrecke zwischen dem in der Zeichnung rechten Behälter und dem Verteilerventil
VV gespült und anschließend vollständig trockengeblasen werden. Wie dies geschieht,
wurde bereits für die Leitung LVA erläutert.
[0030] Anschließend und nach Beendigung der Beschichtung der zunächst betrachteten Karosse
kann nun das Beschichtungsmaterial der neuen Farbe aus dem rechten Behälter bis zum
Hauptnadelventil HNV "angedrückt" werden, wobei der rechte Behälter unter Hochspannung
gesetzt wird. Sodann pumpt die Dosierpumpe DP₄ dieses Beschichtungsmaterial in den
Zerstäuber Z, der es auf die nächste Karosse absprüht.
[0031] Zweckmässig während der Zeit , in der das Beschichtungsmaterial aus dem rechten
Behälter zum Hauptnadelventil des Zerstäubers gelangt, kann der in der Zeichnung linke
Behälter V , in dem sich die erste Farbe befunden hatte, gespült werden. Zu diesem
Zweck wird Lösungsmittel über das Ventil V₁ der Spülventilanordnung SP1 durch den
Behälter V und über das Rückführungsventil RF₂ der Spülventilanordnung SP2 in eine
zur Entsorgungseinrichtung ES führende Leitung geleitet. Gleichzeitig oder abwechselnd
hiermit kann über das Ventil PL₁ Luft durch den Behälter V geblasen werden.
[0032] Ebenfalls noch während der Zufuhr von Farbe vom rechten Behälter zum Hauptnadelventil
kann die durch die Leitung LZA gebildete Isolierstrecke zwischen der Spülventilanordnung
SP2 und dem Umschaltventil UV gespült und anschließend trockengeblasen werden. Dies
geschieht über die Ventile PL₂ und V₂ der Spülventilanordnung SP2 und das Rückführungsventil
RF₃ des Umschaltventils. Die vorhandenen Farbreste werden wieder über eine an das
Ventil RF₃ angeschlossene Leitung der Entsorgungseinrichtung ES zugeführt.
[0033] Sobald die Leitung LZA trocken ist, kann wieder mit der ersten Betriebsphase , also
dem Anschluß des linken Behälters V an das Versorgungssystem begonnen werden. Es versteht
sich , daß gleichzeitig nach Abschluß der Beschichtung der zweiten Karosse der Zerstäuber
Z wieder gespült werden kann und während der Beschichtung der nächsten Karosse der
rechte Behälter gespült und die durch die Leitung LZB gebildete Isolierstrecke gespült
und getrocknet werden muß.
[0034] Alle diese Vorgänge wiederholen sich zyklisch von Karosse zu Karosse und können problemlos
in einer Schaltfolge gesteuert werden, die eine einwandfreie Potentialtrennung gewährleisten.
[0035] Wenn bei dem in der oben anhand von Fig.1 beschriebenen Verfahren ein Vorratsbehälter
mit gegebenem unveränderbarem Volumen verwendet wird, muß der Behälter offensichtlich
so groß bemessen werden, daß er für das bzw. die größtmöglichen jeweils zu beschichtenden
Werkstücke ausreichend ist. In vielen Fällen soll die Beschichtungsanlage aber für
Werkstücke unterschiedlicher Größe verwendet werden, also einmal für größere und zu
anderen Zeiten für kleinere Werkstücke. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Serienbeschichtung
unterschiedlicher Kraftfahrzeug-Rohkarossen. Bei der Verwendung für kleinere Werkstücke
muß der Vorratsbehälter also immer nur zum Teil mit Farbe gefüllt werden, während
nach der sich zyklisch anschließenden Entleerung das gesamte Volumen zur Reinigung
des Behälters mit Lösemitteln gefüllt wird. Infolgedessen wird insbesondere bei der
zyklischen Einfüllung und Entnahme einer relativ geringen Beschichtungsmaterialmenge
mehr Lösemittel verbraucht, als eigentlich nötig wäre, was schon wegen der damit verbundenen
Umweltbelastung (Immission) unerwünscht ist, und außerdem nimmt die Reinigung wegen
der größeren Fülldauer entsprechend mehr Zeit in Anspruch, die für den eigentlichen
Serienbeschichtungsbetrieb verloren geht.
[0036] Das in Fig. 2 dargestellte System entspricht weitgehend demjenigen nach Fig. 1, hat
aber den Vorteil, daß der Aufwand an Lösemittel und Zeit beim Reinigen des Vorratsbehälters
auf ein Minimum herabsetzbar ist.
[0037] Im Betrieb liegen auch hier der Farbwechsler FW und das Verteilerventil VV ständig
auf Erdpotential, während der Zerstäuber Z mit seinem Hauptnadelventil HNV und das
Umschaltventil UV ständig an Hochspannung liegen. Die dazwischengeschalteten parallelen
Zweige mit einem jeweiligen Dosierzylinder DZ wechseln ihr Potential dagegen ständig
taktweise zwischen dem hohen und dem niedrigen Potential, je nach der durch das leitende
Beschichtungsmaterial hergestellten elektrischen Verbindung mit dem geerdeten Versorgungssystem
und dem Zerstäuber. Durch das abwechselnde Füllen und Entleeren der Versorgungs- und
Verbindungsleitungen auf den Eingangs- bzw. Ausgangsseiten der Dosierzylinder DZ werden
der Farbwechsler und die Sprühvorrichtung ständig voneinander isoliert gehalten.
[0038] Vor Beginn des Beschichtungsbetriebes soll das Volumen der beiden Dosierzylinder
entsprechend der jeweils benötigten Farbmenge, d.h. entsprechend der Flächengröße
der jeweils zu beschichtenden Karossen eingestellt werden. Zu diesem Zweck besteht
der Dosierzylinder DZ gemäß Fig. 3 aus einem Zylindergefäß 1 und einem darin verschiebbaren
Kolben 2, der am Ende einer abdichtend durch die eine Stirnwand des Gefäßes geführten
Kolbenstange 3 angeordnet ist. In seiner der Kolbenstange 3 abgewandten anderen Stirnwand
hat das Zylindergefäß 1 eine Auslaßöffnung 4, die in die Spülventilanordnung SP2 (Fig.
2 ) führt. Der mit der ersten Spülventilanordnung SP1 verbundene Einlaß des Dosierzylinders
DZ befindet sich in dem Kanal 5 im Inneren der Kolbenstange 3, die als hohles Rohr
ausgebildet ist. Der Kanal 5 mindet im Inneren des Kolbens 2 in einen Verbindungskanal
6, der zu einem in der Nähe der Umfangsfläche des Kolbens 2 konzentrisch zu dessen
Verschiebungsachse umlaufenden Ringkanal 7 führt. Von dem Ringkanal 7 gespeiste Ausströmdüsen
8 verlaufen in der dargestellten Richtung allgemein zu der Gefäßinnenwandung hin mit
einer leichten Neigung nach vorne in die Verschiebungsrichtung (zur Auslaßöffnung
4) und münden in der Stirnfläche des Kolbens 2 nahe an der Gefäßinnenwandung, auf
die sie gerichtet sind. Statt einer Vielzahl von Düsen 8 kann auch ein ringförmiger
Spalt vorgesehen sein. Der Kolben 2 kann darstellungsgemäß zweiteilig sein, wobei
der eine Teil mit der Kolbenstange 3 einstückig verbunden sein und der daran befestigte
andere Teil die Kanäle 6, 7 enthalten kann. In seiner Umfangsfläche hat der Kolben
Dichtungsringe 9, mit denen er abdichtend an der in Verschiebungsrichtung geradlinigen
Innenwandung des Zylindergefäßes 1 gleitet. Der Raum zwischen der in Fig. 2 unteren
Stirnfläche des Kolbens 2 und der Auslaßöffnung 4 bildet das einstellbare Farbmengenvolumen.
In den auf der anderen Kolbenseite befindlichen Raum mündet ein Druckluftanschluß
10, dessen Zweck noch erläutert wird.
[0039] Zum Einstellen des Farbmengenvolumens kann ein mit der Kolbenstange 3 verbundener
Spindelantrieb SM (Fig. 2) mit einem Schrittmotor dienen, der von Impulsen gespeist
wird, welche das elektronische Steuersystem der Anlage vor Beschichtungsbeginn aufgrund
der in Form von Daten gespeicherten Karossengröße erzeugt. Statt eines Spindelantriebs
läßt sich auch ein Zahnstangen- oder sonstiges Antriebssystem verwenden.
[0040] Das Füllen, Entleeren und Reinigen der Dosierzylinder DZ erfolgt im wesentlichen
in der weiter oben beschriebenen Weise. Zunächst wird also über den Farbwechsler
FW der Dosierzylinder DZ eines der beiden Zweige gefüllt. Da einfach das zuvor eingestellte
Volumen des Dosierzylinders ganz gefüllt werden kann, ist hierbei keine Dosierpumpe
erforderlich. Nach Spülen und Trocknen des Farbwechslers FW und der betreffenden
Versorgungsleitung LVA oder LVB wird die Farbe dem Dosierzylinder DZ entnommen und
dem Zerstäuber Z zugeführt.
[0041] Sodann soll der Dosierzylinder DZ gespült werden. Zu diesem Zweck wirde es genügen,
Lösemittel über die Spülventilanordnung SP1 durch den zwischen dem Kolben 2 (Fig.
3) und der Auslaßöffnung 4 eingestellten Raum zu leiten. Vorzugsweise wird aber zur
weiteren Einsparung von Lösemittel dieses aus den Ausströmdüsen 8 gegen die Innenwandung
des Zylindergefäßes 1 gesprüht, während gleichzeitig der die Düsen enthaltende Kolben
2 in Richtung zur Auslaßöffnung 4 bewegt wird. An der Wandung haftende Farbe wird
hierbei mit dem Lösemittel von der mit den Dichtungsringen 9 versehenen Umfangsfläche
des Kolbens 2 abgestreift und in Richtung zur Auslaßöffnung 4 gefördert. Die Bewegung
des Kolbens kann bis zum Anschlag der Kolbenstirnfläche an der zweckmäßig entsprechend
geformten Endwand des Zylindergefäßes 1 erfolgen. Zur Beschleunigung kann diese Reinigungsbewegung
durch Druckluft bewirkt werden, die durch den erwähnten Druckluftanschluß 10 auf die
antriebsseitige Stirnfläche des Kolbens 2 wirkt. Steuerventile DLV für den Druckluftantrieb
sind in Fig.2 dargestellt. Anschließend wird der Kolben 2 in die vom Steuersystem
vorgegebene Stellung zurückbewegt. Die für diese Betriebsweise erforderliche Änderung
der Antriebskonstruktion für die Kolbenstange 2 mit dem Spindelantrieb SM ist nicht
dargestellt und nicht Gegenstand der Erfindung.
[0042] Verschiedene Möglichkeiten bestehen auch für das Entlüften des Dosierzylinders beim
Füllen und Reinigen. Beispielsweise kann die Entlüftung über eines der zu der Entsorgung
führenden Ventile der Spülventilanordnungen SP2 oder des Umschaltventils UV oder eventuell
auch über den Zerstäuber selbst erfolgen.
1. Verfahren zum serienweisen elektrostatischen Beschichten von Werkstücken mit elektrisch
leitfähigem Beschichtungsmaterial,
bei dem zunächst ein gegen Erde isoliert angeordneter Vorratsbehälter mit dem Beschichtungsmaterial
gefüllt wird,
das Beschichtungsmaterial dann von dem Vorratsbehälter über eine Verbindungsleitung
einer auf Hochspannungspotential liegenden Sprühvorrichtung zugeführt wird, wobei
der Behälter durch das leitende Beschichtungsmaterial in der Verbindungsleitung mit
der Sprühvorrichtung elektrisch verbunden wird,
und der Behälter nach dem Beschichtungsvorgang durch Entleeren der Verbindungsleitung
von der Sprühvorrichtung elektrisch isoliert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Beschichtungsmaterial von einem auf niedrigem Potential oder Erdpotential
liegenden Vorratssystem über eine Versorgungsleitung in den Vorratsbehälter geleitet
wird, während die zu der Sprühvorrichtung führende Verbindungsleitung entleert ist,
und daß der das Beschichtungsmaterial enthaltende Vorratsbehälter durch Entleerung
der Versorgungsleitung von dem Vorratssystem elektrisch isoliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorratsbehälter mit einer genau dosierten Menge des Beschichtungsmaterials
gefüllt wird, die im wesentlichen nur zum Beschichten eines einzigen Werkstücks oder
einer vorbestimmten geringen Anzahl von Werkstücken ausreicht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorratsbehälter nach dem Entleeren der Versorgungsleitung unter Abgabe des
Beschichtungsmaterials an die Sprühvorrichtung vollständig entleert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zwei parallelgeschaltete Vorratsbehälter vorgesehen sind, die einander abwechselnd
gefüllt und entleert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Farbwechsel der eine Vorratsbehälter mit Beschichtungsmaterial der
einen Farbe und der zweite Vorratsbehälter mit Beschichtungsmaterial der anderen
Farbe gefüllt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsleitung , der Vorratsbehälter und/oder die Versorgungsleitung
nach dem Entleeren jeweils mit einem Lösemittel für das Beschichtungsmaterial gespült
werden.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Versorgungsleitung , der Vorratsbehälter und/oder die zu der Sprühvorrichtung
führende Verbindungsleitung nach dem Entleeren trockengeblasen werden.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Volumen des Vorratsbehälters vor dem Einfüllen des Beschichtungsmaterials
entsprechend der zum Beschichten jeweils benötigten Menge eingestellt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Volumen des Vorratsbehälters beim Reinigen verkleinert wird.
10. Beschichtungsanlage zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 9 mit einem Farbsteuerventile enthaltenden Farbwechsler (FW), dadurch gekennzeichnet,daß sich der Farbwechsler (FW) in dem der Versorgungsleitung (LVA, LVB) vorgeschalteten
ständig geerdeten Versorgungssystem befindet.
11. Beschichtungsanlage zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Versorgungsleitung (LVA, LVB) eine Dosiereinrichtung (DP₀) zum Füllen des
Vorratsbehälters (V) mit einer vorbestimmten Menge des Beschichtungsmaterials vorgeschaltet
ist.
12. Beschichtungsanlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß eine weitere Dosiereinrichtung (DP₄) der Sprühvorrichtung (Z) vorgeschaltet
ist.
13. Beschichtungsanlage nach Anspruch 11 oder 12 dadurch gekennzeichnet, daß die Dosiereinrichtung (DP₀, DP₄) einen von ihr elektrisch isolierten Antriebsmotor
(M) hat.
14. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß zwei Vorratsbehälter (V) vorgesehen sind, zu denenn jeweils eine Versorgungsleitung
(LVA, LVB) führt,
und daß zwischen die beiden Versorgungsleitungen (LVA, LVB) und das geerdete Versorgungssystem
(Farbwechsler FW) ein Verteilerventil (VV) geschaltet ist.
15. Beschichtungsanlage nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen die beiden Vorratsbehälter ( V) und die Sprühvorrichtung (Z) ein umschaltbares
Ventil (UV) geschaltet ist.
16. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß am Eingang und/oder am Ausgang des Vorratsbehälters (V) je eine Spülventilanordnung
(SP1,SP2) angeordnet ist.
17. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Versorgungs- und Verbindungsleitungen (LVA, LVB; LZA, LZB) mindestens zum
Teil aus isolierendem Kunststoff bestehende Schläuche sind.
18. Beschichtungsanlage vorzugsweise zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch
8 oder 9 mit mindestens einem zwischen das Vorratssystem und die Sprühvorrichtung
geschalteten Vorratsbehälter zur Aufnahme einer dosierbaren Menge des Beschichtungsmaterials,
dadurch gekennzeichnet, daß der Vorratsbehälter aus einem Dosierzylinder (DZ) mit einem verschiebbaren
Kolben (2) besteht.
19. Beschichtungsanlage nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß ein Leitungskanal (5,6,7) für Farbe und Lösemittel durch eine auf der einen Stirnseite
des Kolbens (2) befindliche, aus dem Dosierzylinder (DZ) herausreichende verschiebbare
Kolbenstange (3) und durch den Kolben (2) hindurch bis zu mindestens einer Öffnung
(8) auf dessen anderer Stirnseite führt.
20. Beschichtungsanlage nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß eine oder mehrere mit dem Leitungskanal (5,6,7) in Verbindung stehende Ausströmdüsen
(8) , die in der Nähe des seitlichen Randes des Kolbens (2) angeordnet sind, auf die
Innenwandung des Dosierzylinders (DZ) gerichtet sind.
21. Beschichtungsanlage nach einem der Ansprüche 18 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß ein impulsgesteuerter Schrittmotor zum Verschieben des Kolbens (2) vorgesehen
ist.