(57) Peroxidisch vernetzte Polyethylene (VPE) erhalten dadurch eine höhere elektrische
Zeitstandfestigkeit, daß ihnen keine Vernetzung bewirkende Organosiliziumverbindungen
bzw. Siliziumwasserstoffverbindungen in einem Anteil zwischen 0,1 and 10 Prozent
(bezogen auf den Kunststoff) als Wirkstoffe einverleibt sind.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen elektrischen Isolierstoff mit hoher elektrischer
Zeitstandfestigkeit und auf ein Verfahren zum Verbessern der elektrischen Zeitstandfestigkeit
von peroxidisch vernetzten Kunststoffen auf Polyethylenbasis.
[0002] Es ist bereits bekannt, vernetzte Polyethylene (VPE) unter Verwendung von Peroxid
als Vernetzungsmittel herzustellen. Dabei vernetzen die Polymerisate durch Einwirkung
der freie Radikale erzeugenden organischen Peroxide.
[0003] Obwohl vernetzte Polyethylene dieser Gattung aufgrund ihrer hohen Widerstandsfähigkeit
gegen Spannungsrisse, Beständigkeit gegen organische Lösungsmittel und hohen elektrischen
Widerstand auch bereits zur Herstellung elektrischer Isolierungen verwendet werden,
läßt deren elektrische Zeitstandsfestigkeit vielfach noch zu wünschen übrig.
[0004] Andererseits ist es auch bereits bekannt (US-PS 3 075 948, DE-PS 1 794 028, 1 963
571, 2 255 115), die Vernetzung mit Hilfe von Silanen zu bewirken. Im Unterschied
zur peroxidischen Vernetzung läuft die Umsetzung zwischen dem Polyolefin und dem
Silan verhältnismäßig schnell ab; dabei sind nur geringe Anteile an Radikale erzeugenden
Verbindungen, wie organische Peroxide und Perester, in einer geringen Menge von vor
zugsweise weniger als 0,75 Gewichtsprozenten zuzusetzen, um zu verhindern, daß eine
konventionelle peroxidische Vernetzung stattfindet.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen peroxydisch vernetzten Kunststoff
auf Polyethylenbasis hinsichtlich seiner elektrischen Zeitstandfestigkeit zu verbessern,
das heißt unerwünschte Alterungserscheinungen zu vermindern oder gar zu vermeiden.
[0006] Die Erfindung besteht darin, daß der peroxidisch vernetzte Kunststoff auf Polyethylenbasis
einen Gehalt von nicht an der Vernetzung beteiligten Organosiliziumverbindungen, insbesondere
Siliziumwasserstoffverbindungen, im Bereich zwischen 0,1 und 10 Prozent, bezogen auf
den Kunststoff und berechnet in Gewichtsprozent, aufweist. Besonders vorteilhaft
ist ein Gehalt zwischen 0,2 und 5 Prozent.
[0007] Derartige hinsichtlich der elektrischen Zeitstandfestigkeit verbesserte elektrische
Isolierstoffe eignen sich vor allem zur Herstellung von Starkstromkabeln.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Verbessern der elektrischen Zeitstandfestigkeit
peroxidisch vernetzter Kunststoffe auf Polyethylenbasis geht von dem bekannten Verfahren
aus, bei dem Polyethylen bzw. Polyethylen bildende Ausgangsstoffe mit Peroxiden, Silanen
und gegebenenfalls Katalysatoren und/oder Zusätzen bzw. Füllstoffen gemischt und unter
oder nach dem Formgeben vernetzt werden. Im Unterschied zu diesem bekannten Verfahren
wird den Ausgangssubstanzen des peroxidisch zu vernetzenden Polyethylens ein Wirkstoff
in Form von Silan, insbesondere Alkyl- oder Alkoxy-substituierte Vinylsilane in einem
solchen Anteil zugegeben, daß dieser Wirkstoff und/oder dessen Reaktions-Folgeprodukte
nach dem peroxidischen Vernetzen unter Beteiligung von Feuchtigkeit zu einer Strukturänderung
beitragen.
[0009] Im Gegensatz zur Lehre der Fachwelt (DE-PS 1 963 571) ist die vorliegende Aufgabe
lösbar, wenn der Peroxidanteil nicht etwa weniger als 0,75 Prozent beträgt, sondern
vielmehr einen zur peroxidischen Vernetzung ausreichenden höheren Anteil zwischen
etwa 1,5 und 4,0 aufweist. Das bei der Erfindung zur Anwendung gelangende Silan ist
nicht das Vernetzungsmittel, sondern ein zusätzlicher Wirkstoff. Dieser Wirkstoff
kann beim peroxidischen Vernetzen an die Moleküle des Kunststoffs fixiert werden,
wozu auch ein Anpfropfen an die Makromoleküle des Polyethylens möglich ist. Dieses
Anpfropfen ist jedoch keine Vernetzung, da es sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
um eine konventionelle peroxidische Vernetzung des Polyethylens handelt.
[0010] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß das elektrische Isoliervermögen noch nach
langer Gebrauchszeit von beispielsweise zehn Jahren nicht merklich beeinträchtigt
wird. Im Vergleich zu klassischem VPE wurde eine erhebliche Verbesserung der elektrischen
Zeitstandfestigkeit ermittelt. Die Ursache hierfür dürfte eine strukturelle Änderung
des peroxidisch vernetzten Polyethylens bei Hinzutreten von Feuchtigkeit, insbesondere
Wasser, sein; dabei treten die gewissermaßen eingebauten Organosiliziumverbindungen
bzw. Siliziumwasserstoffe oder Silan als strukturverändernder Wirkstoff in Erscheinung.
Hierdurch kann die Bildung unerwünschter "Wasserbäumchen" verhindert werden.
[0011] Es empfiehlt sich, wenn bei der Herstellung des vernetzten Polyethylens Hydrolysekatalysatoren,
beispielsweise Metallsalze organischer Säuren, aber auch andere organometallische
Verbindungen, verwendet werden.
Beispiel:
[0012] Für die peroxidische Vernetzung des Polyethylens wird eine Ausgangsmischung hergestellt,
für welche beispielsweise
100 Teile Polyethylen
2 Teile Dicumylperoxid und
3 Teile Alkoxy-substituiertes Vinylsilan als die Zeitstandfestigkeit verbessernder
Wirkstoff
0,2 Teile Alterungsschutzmittel
gemischt werden. Anschließend erfolgt nach der Formgebung die peroxidische Vernetzung,
die bei etwa 200°C ca. 5 Minuten in Anspruch nimmt.
1. Elektrischer Isolierstoff mit hoher elektrischer Zeitstandfestigkeit aus peroxidisch
vernetztem Kunststoff auf Polyethylenbasis (VPE), gekennzeichnet durch einen Gehalt
von nicht an der Vernetzung beteiligten Organosiliziumverbindungen im Bereich zwischen
0,1 und 10 Prozent (bezogen auf den Kunststoff).
2. Elektrischer Isolierstoff nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Gehalt von
Siliziumwasserstoffverbindungen im Bereich zwischen 0,2 und 5 Prozent.
3. Verwendung eines Isolierstoffs nach Anspruch 1 oder 2 zur Herstellung von Starkstromkabeln.
4. Verfahren zum Verbessern der elektrischen Zeitstandfestigkeit von peroxidisch
vernetzten Polyethylenen (VPE), bei dem Polyethylen mit Peroxid, Silan und gegebenenfalls
Katalysatoren, Zusätzen und/oder Füllstoffen gemischt und unter Druck und/oder nach
Formgeben vernetzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausgangssubstanzen eines peroxidisch vernetzenden Polyethylens mit Silan
als die elektrische Zeitstandfestigkeit verbesserndem Wirkstoff in einem solchen Anteil
gemischt wird, daß dieser Wirkstoff und/oder dessen Reaktions-Folgeprodukte noch nach
dem peroxidischen Vernetzen unter Beteiligung von Feuchtigkeit zu einer Strukturänderung
beiträgt.
5. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß Alkyl- oder Alkoxy-substituierte Vinylsilane als Silane verwendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß Metallsalze organischer Säuren und/oder andere organometallische Verbindungen
als Katalysatoren verwendet werden.