(19)
(11) EP 0 295 362 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.12.1988  Patentblatt  1988/51

(21) Anmeldenummer: 88102343.6

(22) Anmeldetag:  18.02.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 10/06, F42B 14/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 13.06.1987 DE 3719768

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Achilles, Frank
    D-4000 Düsseldorf (DE)
  • Bisping, Bernhard
    D-4030 Ratingen 6 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Unterkalibriges flügelstabilisiertes Geschoss


    (57) Die Erfindung betrifft ein unterkalibriges flügelsta­bilisiertes Geschoß von hohem Länge/Durchmesser-­Verhältnis mit einem im Heckbereich des Geschoßkörpers angeordneten aus mehreren Flügeln bestehenden Leitwerk.
    Üblicherweise werden die Flügel in Aussparungen oder Längsschlitze im Heckbereich des Penetrators einge­setzt oder mittels separater Leitwerkshülsen, die von hinten bis zu einem Schulterabsatz im Befesti­gungsbereich des Geschoßkörpers aufgeschoben werden, fest mit dem Penetrator verbunden.
    Derartige konstruktive Maßnahmen bedingen jedoch Querschnittsbeeinträchtigungen, an denen durch Kerb­wirkung auftretende Spannungsspitzen bei Zielaufprall ein Bruch des Penetrators im Leitwerksbefestigungsbe­reich ausgelöst werden kann.
    Diese Bruchgefahr des Penetrators wird mit der Er­findung dadurch vermieden, daß unter Verwendung eines Speziallotes jeder einzelne Flügel (20) mit einer schmalen langen Stirnfläche (21) stumpf auf die glatte ungekerbte Umfangsfläche (22) des Geschoßkör­pers (25) aufgelötet ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein unterkalibriges flügelstabilisiertes Geschoß gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

    [0002] Ein derartiges Geschoß ist beispielsweise aus der DE-OS 30 38 087 bekannt. Hierbei werden die Flügel in Längsschlitze oder Nuten im hinteren Bereich des Geschoßkörpers eingesetzt und durch Löten oder Kleben befestigt. In einer anderen Ausgestaltungsform sind die Flügel des Leitwerkes mit einer rohrförmigen Hülse einstückig verbunden, die auf den Geschoßkörper aufge­schoben und angelötet oder angeklebt wird. Zum Anpas­sen des Außendurchmessers der Leitwerks-Trägerhülse an den Außendurchmesser des Geschoßkörpers kann dieser im Befestigungsbereich des Leitwerkes im Durchmesser entsprechend der Hülsenstärke etwas verringert sein.

    [0003] Derartige konstruktive Maßnahmen ergeben im Heckbereich des langgestreckten Geschoßkörpers zum einen einen nicht zielwirksamen Materialverlust und insbesondere nachteilige Kerbwirkungen, an denen bei Zielaufprall des Geschoßkörpers durch Konzentrierung der Stoßwellen in den geschwächten Bereichen Spannungsspitzen auftreten, die zum Bruch des Geschoßkörpers im Leitwerksbereich führen können.

    [0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein gat­tungsgleiches Geschoß anzugeben, bei dem unter ein­facher Leitwerksausbildung die Gefahr von Penetrator­brüchen im Befestigungsbereich des Leitwerkes vermieden werden, so daß der gesamte Geschoßkörper eine hohe Durchschlagsleistung beim Auftreffen auf ein Panzerplat­tenziel erreicht.

    [0005] Diese Aufgabe wird mit den im Kennzeichnungsteil des Anspruches 1 angegebenen Merkmalen gelöst.

    [0006] Das Anlöten der einzelnen Flügel über beidseitige Löt­verbindungen verleiht dem Geschoß die ausreichende Ab­schußfestigkeit, ohne daß sich etwa einzelne Flügel lösen oder bereits bei Abschuß Penetratorbrüche im Heck­bereich des Geschoßkörpers ergeben. Das vorteilhafte Verhalten des Penetrators im Ziel ergibt sich dadurch, daß durch den Auftreffstoß des Geschosses auf die erste Panzerplatte z.B. einer modernen Mehrplattenpanzerung von gepanzerten Fahrzeugen, die Lötverbindung zwischen Leitwerksflügeln und Geschoßkörper aufplatzt, so daß der Durchdringungsvorgang des ungekerbten Geschoßkörpers ungehindert erfolgen kann und dieser nicht zusätzlich durch ein Abscheren der Leitwerksflügel an der ersten Panzerplatte abgebremst wird.

    [0007] Weitere Merkmale der Erfindung und dazugehörige Vortei­le sind den Unteransprüchen und der nachfolgenden Be­schreibung zu entnehmen.

    [0008] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert.

    [0009] Es zeigen:

    Fig. 1 einen Querschnitt durch einen Geschoß­körper gemäß der Erfindung im Befe­stigungsbereich des Leitwerkes und

    Fig. 2 den Befestigungsbereich des Leitwerkes auf dem Geschoßkörper in Seitenansicht.



    [0010] In Fig. 1 ist mit der Bezugsziffer 25 ein Geschoßkörper eines unterkalibrigen flügelstabilisierten Wuchtgeschos­ses bzw. Penetrators von hohem Länge/Durchmesser-Ver­hältnis (etwa in der Größenordnung von 10 bis 18) be­zeichnet, der ein im Heckbereich angeordnetes aus meh­reren Flügeln 20 bestehendes Leitwerk aufweist. Hierbei ist erfindungsgemäß jeder einzelne Flügel 20 mit einer schmalen langen Stirnfläche 21 über beidseitige Lötver­bindungen 27 stumpf auf die glatte ungekerbte Umfangs­fläche 22 des Geschoßkörpers 25 aufgelötet. Fig. 2 zeigt diese Anordnung in Seitenansicht.

    [0011] Der Geschoßkörper 25 besteht vorzugsweise aus reinem Wolfram-Sinterwerkstoff, während die Flügel als einfache und kostengünstig herzustellende Stanzteile aus hochwarm­festem Stahl oder einer hochfesten Aluminiumlegierung mit einem hochtemperaturbeständigen Überzug (Hardcoat) hergestellt sind.

    [0012] Zur Verringerung von Totlastanteilen wie auch bei Pene­tratoren mit kleinen Geschoßkörperdurchmessern von z.B. nur 10 mm kann die Wandstärke der Flügel bis auf 0,35 mm herabgesetzt und noch mit ausreichender Fe­stigkeit auf dem Geschoßkörper verlötet werden. Übliche Wandstärken betragen etwa 0,5 bis 1 mm bei kleinen Pene­tratoren. Dadurch, daß der Geschoßkörper im heckseitigen Befestigungsbereich des Leitwerkes den gleichen Außen­durchmesser aufweist, wie etwa in seinem mittigen Ge­schoßkörperbereich, wird mit Sicherheit vermieden, daß heckseitige Stücke des Penetrators beim Auftreffen auf die erste Panzerplatte abbrechen und für das weitere Eindringen des Geschoßkörpers unwirksam werden, da keine schädlichen Kerbwirkungen bzw. Spannungsspitzen durch konstruktive Maßnahmen wie Querschnittsbeeinträchtigun­gen gegeben sind.

    [0013] Auch sind nachteilige Temperatureinwirkungen auf den Pe­netratorwerkstoff durch das Anlöten der Flügel nicht gegeben, da der Lötvorgang unter Schutzgasatmosphäre z.B. NH₃ oder Argon (Ar), vorzugsweise mit einem Lotmaterial, das im wesentlichen aus Kupfer mit Zu­sätzen der Elemente Silber (Ag), Eisen (Fe) oder Zink (Zn) besteht, erfolgt.

    [0014] Die Löttemperaturen betragen beispielsweise 750 ° C für ein Speziallot A aus Cu, Ag und Zn, oder beispielsweise 1140° C für ein Speziallot B aus Cu und Fe.


    Ansprüche

    1. Unterkalibriges flügelstabilisiertes Geschoß von hohem Länge/Durchmesser-Verhältnis mit einem im Heckbereich des Geschosskörpers angeordneten aus mehreren Flügeln bestehenden Leitwerk, dadurch gekennzeichnet, daß jeder einzelne Flügel (20) mit einer schmalen lan­gen Stirnfläche (21) stumpf auf die glatte ungekerb­te Umfangsfläche (22) des Geschoßkörpers (25) aufge­lötet ist.
     
    2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch ge­kennzeichnet, daß der Geschoßkörper (25) aus einem Schwermetall-Werkstoff, vorzugsweise einem reinen Wolfram-Sinterwerkstoff, und die Flügel (20) des Leitwerkes aus hochwarmfestem Stahl bestehen.
     
    3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Flügel (20) aus einfachen Stanzteilen mit einer dem Geschoßkörper durchmesser entsprechend angepaßten Wandstärke größer 0,35 mm bestehen.
     
    4. Geschoß nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Geschoß­körper (25) im heckseitigen Befestigungsbereich des Leitwerkes den gleichen Außendurchmesser wie in seinem mittigen Geschoßkörperbereich aufweist.
     
    5. Geschoß nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß das verwendete Lotmaterial im wesentlichen aus Kup­fer mit Zusätzen der Elemente Ag, Fe oder Zn besteht.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht