[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Härten eines zylindrischen Hohlkörpers
(z.B. Behälter, Rohre) aus Stahl in einem Kühlmittelbad, insbesondere in einem Wasserbad,
im Rahmen einer Vergütungsbehandlung. Dabei taucht der erwärmte Hohlkörper, der mit
seiner Längsachse parallel zum Badspiegel des Kühlmittels ausgerichtet ist, nur mit
einem Teil seiner Oberfläche in das Kühlmittelbad ein und rotiert um seine Längsachse.
[0002] Ein derartiges Verfahren für Behälter, bei dem die Wärmeabfuhr über die gesamte Behälterlänge
gewährleistet ist, ist beispielsweise aus einer Veröffentlichung in der russischen
Zeitschrift "Metallovedenie i termitcheskaja obrabotka metallov" (Nr. 9, 1985, Seite
7 - 10: Das Härten von Flaschen im Medium "Wasser-Luft" (übersetzt)) bekannt.
[0003] Die Drehzahl des abzukühlenden Behälters wird bei diesem Verfahren konstant gehalten
und in ihrer Höhe so eingestellt, daß möglichst eine maximale Abkühlgeschwindigkeit
erreicht wird. Sobald die Oberflächentemperatur auf einen vorgegebenen Wert in der
Nähe des Beginns der Martensitumwandlung (z.B. 315 °C) abgesunken ist, wird der Behälter
aus dem Kühlwasserbad herausgehoben und kühlt in mehr als 50 min langsam an Luft weiter
ab. Die Möglichkeit, die für den Kühlvorgang insgesamt erforderliche Zeit dadurch
zu verringern, daß die Kühlbehandlung im Wasserbad einfach verlängert wird, führt
bei dem bekannten Verfahren vielfach zum Auftreten von Härterissen und somit zur Entstehung
von Ausschußproduktion, ist also nicht praktisch gangbar.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das eingangs geschilderte
Verfahren zum Härten von zylindrischen Hohlkörpern so zu verbessern, daß die Kühlzeiten
verringert werden, wobei insbesondere zum Ende des Abkühlvorganges eine gleichmäßige
und schonende Kühlung des Hohlkörpers gewährleistet ist und der Hohlkörper auch im
Bereich der dickeren Wände an seinen Enden gleichmäßig abgekühlt wird.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1; vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2 - 5 angegeben.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren, das zunächst am Beispiel von Behältern erläutert
wird, sieht vor, daß das Drehen des Behälters im Kühlmittelbad in Abhängigkeit von
der Oberflächentemperatur des Behälters mit sich verändernder Drehzahl in der Weise
durchgeführt wird, daß die Drehzahl nach Erreichen der Temperatur, bei der die Martensitbildung
einsetzt (Martensitstarttemperatur), gegenüber der Drehzahl im vorausgehenden Teil
der Abkühlung deutlich erhöht ist. Das bedeutet, daß die im Kühlmittelbad vorgenommene
Abkühlung praktisch in zwei zeitlichen Abschnitten mit unterschiedlicher Abkühlgeschwindigkeit
durchgeführt wird, die durch das Erreichen der Martensitstarttemperatur voneinander
abgegrenzt sind. Im ersten Abschnitt wird der Behälter möglichst schnell abgekühlt,
um die Bildung unerwünschter Gefügebestandteile zu verhindern. Bei Annäherung an die
Martensitstarttemperatur wird die Drehzahl des Behälters zur Einleitung der zweiten
Abkühlphase gesteigert, es wird also nicht wie beim Stand der Technik die Abkühlung
im Kühlmittelbad beendet und weiter an Luft abgekühlt. Eine solche Steigerung der
Drehzahl führt überraschenderweise zu einer Verlangsamung der Wärmeabfuhr und somit
zu einer schonenderen Abkühlung des Behälters, so daß sich die Entstehung von Härterissen
in der Behälterwand vermeiden läßt. Die Erhöhung der Drehzahl kann dabei allmählich
mit zunehmender Annäherung an die Martensitstarttemperatur erfolgen, so daß bei Unterschreiten
der Martensitstarttemperatur auf jeden Fall sichergestellt ist, daß die Abkühlgeschwindigkeit
auf das erforderliche Maß reduziert ist. Es kann aber auch bis unmittelbar vor Erreichen
der Martensitstarttemperatur mit hoher Abkühlgeschwindigkeit gearbeitet werden und
dann eine plötzliche Steigerung der Drehzahl erfolgen. Dies ermöglicht kürzeste Gesamtabkühlzeiten,
erfordert aber eine sorgfältige und verzögerungsarme Steuerung der Drehzahl in Abhängigkeit
von der erreichten Abkühltemperatur des Behälters.
[0007] Wesentlich für das erfindungsgemäße Verfahren ist in jedem Fall, daß die Abkühlung
im Flüssigkeitsbad mit verminderter Abkühlgeschwindigkeit stattfindet, sobald die
Martensitstarttemperatur erreicht bzw. unterschritten ist.
[0008] Die Erfindung beruht auf folgendem Effekt: Taucht ein rotierender heißer Behälter
in Wasser ein, wird die sich bildende Dampfhaut infolge der Relativgeschwindigkeit
zwischen Behälteroberfläche und Kühlmittel zerstört oder zumindest ihre Ausbildung
erschwert. Erhöht man die Drehzahl des Behälters, wird zwar die Taktzeit, in der ein
einzelnes Flächenelement wieder mit dem Kühlmittel in Kontakt gebracht wird, verkürzt,
gleichzeitig wird aber auch Luft mit ins Kühlmittel gerissen. Diese vermindert die
Kühlwirkung des Kühlmittels, so daß optimale Drehzahlen bestimmt werden können, durch
die entweder hohe Abkühlintensitäten realisiert werden können oder die Abschreckgeschwindigkeit
(durch Drehzahlerhöhung) erniedrigt werden kann.
[0009] Bei der üblichen Verwendung von Wasser als Kühlmittel hat es sich als zweckmäßig
erwiesen, daß die Drehzahl des Behälters in der ersten Stufe der Abkühlung mindestens
40 U/min beträgt und sich im übrigen nach der Formel
N =

(1 +

) U/min
bestimmt, wobei D den Durchmesser des Behälters in mm und h die Eintauchtiefe ebenfalls
in mm bedeuten. In der zweiten Stufe sollte die Drehzahl auch mindestens das Doppelte
bis etwa das Fünffache der Anfangsdrehzahl gesteigert werden. In manchen Fällen ist
es zweckmäßig, vor oder während der Änderung der Drehzahl, also zwischen den beiden
Abkühlphasen im Kühlbad, den Behälter für etwa 10 - 60 sek. aus dem Kühlmittelbad
herauszuheben, so daß sich die Temperatur seiner äußeren Oberfläche infolge der in
den tieferen Schichten der Behälterwand noch enthaltenen Wärme wieder erhöht.
[0010] Durch eine solche Vorgehensweise wird der Temperaturunterschied über die Wanddicke
verringert, so daß die Temperatur der Behälterinnenseite bei Erreichen der Martensitstarttemperatur
auf der Behälteraußenseite tiefer liegt. Wird dann die Abschreckintensität zur Vermeidung
von Rissen bei der Martensitumwandlung verringert, ergeben sich auf der Innenseite
aufgrund der niedrigeren Temperatur günstigere Verhältnisse, um auch dort ein hundertprozentiges
Martensitgefüge zu erzeugen.
[0011] Wenn anstelle von Behältern, die von vornherein aufgrund ihrer geschlossenen Stirnflächen
den Eintritt von Kühlflüssigkeit in das Innere ausschließen, Rohre der Härtebehandlung
unterzogen werden sollen, lassen sich gleichartige Abkühlverhältnisse wie bei Behältern
dadurch erzielen, daß die Stirnseiten abgedichtet werden. Anderenfalls sind geeignete
Maßnahmen zu treffen, die auf der Innenseite gleichmäßige Abkühlbedingungen über die
gesamte Rohrlänge sicherstellen.
[0012] In den nachfolgenden Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläutert.
[0013] Ein um seine Längsachse rotierender Stahlbehälter mit einem Durchmesser von 224 mm
wurde gekühlt, in dem er parallel zu seiner Längsachse 80 mm tief in ein Wasserbad
getaucht wurde. In der ersten Stufe der Abkühlung betrug die Drehzahl des Behälters
N₁ = 72 U/min. Bei dieser Drehzahl war die Eintauchgeschwindigkeit klein genug, um
zu verhindern, daß die Abschreckwirkung durch mitgerissene Luft nennenswert vermindert
wurde. Sobald die Oberflächentemperatur, die mittels eines Pyrometers (nach einer
Drehung um 90° nach dem Auftauchen des entsprechenden Wandstückes aus dem Wasserbad)
gemessen wurde, etwa die Martensitstarttemperatur erreicht hatte, wurde die Drehzahl
des Behälters erhöht, und zwar auf einen Wert von ca. N₂ = 150 U/min. Die erste Stufe
der Abkühlung hatte bis dahin ca. 15 sek. gedauert.
[0014] Bei der erhöhten Drehzahl war die Abschreckwirkung deutlich vermindert, da auf der
Eintauchseite des Behälters Luft mitgerissen wurde. Die Entstehung von Rissen infolge
zu hoher Abkühlgeschwindigkeit konnte vermieden werden.
[0015] Ebenfalls gute Abkühlverhältnisse, ohne daß Risse entstanden, wurden in einem anderen
Beispiel erzielt, bei dem ein Behälter mit einem Durchmesser von 339 mm mit einer
Drehzahl von N₁ = 48 U/min in Drehung versetzt wurde. Nach Unterschreiten der Martensitstarttemperatur
auf der auftauchenden Seite des Behälters wurde die Drehzahl auf N₂ = 120 U/min erhöht,
so daß auch hier keine Risse entstehen konnten, die Abkühlung aber schon innerhalb
von 10 min abgeschlossen war.
1. Verfahren zum Härten eines zylindrischen Hohlkörpers, insbesondere eines Behälters,
aus Stahl im Rahmen einer Vergütungsbehandlung, wobei der erwärmte Hohlkörper in einem
Kühlmittelbad, insbesondere einem Wasserbad, in der Weise abgekühlt wird, daß er mit
seiner Längsachse parallel zum Badspiegel des Kühlmittelbades ausgerichtet ist, nur
mit einem Teil seiner Oberfläche in das Kühlmittelbad eintaucht und um seine Längsachse
rotiert,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drehzahl der Rotation während der Härtebehandlung in der Weise variiert wird,
daß die Drehzahl nach Erreichen der Martensitstarttemperatur im Bereich der äußeren
Oberfläche des Hohlkörpers deutlich gegenüber der Drehzahl vor Erreichen der Martensitstarttemperatur
erhöht ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Einsatz von Wasser als Kühlmittel die Drehzahl N₁ vor Erreichen der Martensitstarttemperatur
nach der Beziehung
N₁ =

(1 +

) U/min
bestimmt ist, wobei D den Durchmesser des Hohlkörpers in mm und h die Eintauchtiefe
in mm sind, N₁ jedoch mindestens 40 U/min beträgt und daß die Drehzahl N₂ nach Erreichen
der Martensitstarttemperatur mindestens doppelt so groß wie die Drehzahl N₁ .
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Änderung der Drehzahl bei Annäherung an die Martensitstarttemperatur allmählich
erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Änderung der Drehzahl bei Erreichen der Martensitstarttemperatur sprunghaft
erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß unmittelbar vor oder während der Änderung der Drehzahl der Behälter für 10 - 60
Sek. aus dem Kühlmittelbad herausgehoben wird.