[0001] Die Erfindung betrifft elektrische Isolierteile gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1 und insbesondere Umhüllungen für elektrische Leiter und Kabel.
[0002] Verschiedene Kunststoffarten werden als Isoliermaterial für elektrische Bauteile
verwendet. Besonders geeignet sind Polyester, die gute elektrische Isoliereigenschaften
aufweisen. Das Isoliermaterial kann als Schlauch über ein elektrisches Kabel gezogen
werden oder direkt auf das zu isolierende Teil aufgespritzt werden. Ebenso ist es
möglich, den Isolierwerkstoff in Form einer Folie bzw. eines Films um den elektrischen
Leiter zu wickeln. Dabei wird die Folie in mehreren Lagen übereinander gewickelt,
um so eine möglichst gute elektrische Isolierung zu erreichen. Wird eine Polyesterfolie
verwendet, lassen sich die einzelnen Lagen nicht verschweißen und nicht untereinander
verbinden. Daher ist eine Beschichtung mit Zusatzstoffen notwendig, die hohe Kohäsionskräfte
besitzen, um die einzelnen gewickelten Folienlagen miteinander mechanisch verbinden
zu können.
[0003] Um das Altern oder Brüchigwerden der Polyesterfolie zu verhindern oder erheblich
zu verlangsamen, wird diese Folie mit Stabilisatoren bzw. Alterungsschutzmitteln versehen.
Weiterhin ist es bekannt, die Polyesterfolie mit Farbzusätzen zu versehen.
[0004] Da die Polyesterfolie leicht entzündlich und brennbar ist, wird sie mit flammhemmenden
bzw. -widrigen Mitteln ausgerüstet. Technisch wichtige Flammschutzmittel enthalten
mindestens eines der folgenden Elemente:
Phosphor, Antimon, Chlor, Brom oder Stickstoff. Bekannte Flammschutzmittel für Kunststoffe
sind chlorierte Paraffine, hochchlorierte bicyklische Verbindungen und Bromverbindungen.
Die organischen Halogenverbindungen werden immer zusammen mit Antimontrioxid angewandt.
Auch anorganische Phosphorverbindungen, organische Phosphonsäuren oder halogenierte
Phosphorverbindungen sind in Flammschutzmitteln für Kunststoffe häufig anzutreffen.
[0005] Allerdings ist der Einsatz von solchen Flammschutzmitteln in Kunststoffen insofern
nachteilig, als die halogenierten Flammschutzmittel bei der Verbrennung die Atmosphäre
belasten und toxische und stark korrodierende Wirkungen besitzen.
[0006] Es besteht daher ein Bedürfnis an flammwidrigen Beschichtungen für Isoliermaterialien
interessiert, die halogenfrei sind. Es werden bereits einige halogenfreie Flammschutzmittel
eingesetzt. Jedoch haben diese den Nachteil, daß die Menge an Flammschutzmittel beträchtlich
erhöht werden muß, um die gleiche flammhemmende Wirkung zu erbringen wie die halogenhaltigen
Flammschutzmittel. Die Forderung nach Schwerentflammbarkeit führt in diesen Fällen
zu einem Verzicht auf einige der typischen Eigenschaften, zum Beispiel der Güte der
mechanischen Eigenschaften.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, elektrische Isolierteile verfügbar zu
machen, die mit einer flammwidrigen Beschichtung versehen sind. Die flammwidrige
Beschichtung soll dabei nicht zu einer Beeinträchtigung der
Eigenschaften des Isoliermaterials führen.
[0008] Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, Verbindungen für eine flammfeste Beschichtung
zu verwenden, die im Brandfall nicht zu toxischen oder korrodierend wirkenden Produkten
führen.
[0009] Eine Lösung dieser Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben und kann den weiteren Ansprüchen
gemäß vorteilhaft weitergebildet werden.
[0010] Die elektrischen Isolierteile, die aus der Polyesterfolie und der erfindungsgemäßen
halogenfreien vernetzbaren Beschichtung hergestellt sind, zeichnen sich durch verbesserte
mechanische Eigenschaften, stark verminderte Rauchgasdichte und durch eine bessere
adhäsive Verbindung der einzelnen gewickelten Polyesterlagen aus. Bei Anwendung dieser
Beschichtung auf dem Polyester wird eine umfassende Sicherheit erreicht, da im Brandfall
die Toxizität und die Korrosivität der Rauchgase erheblich vermindert wird.
[0011] Die erfindungsgemäßen elektrischen Isolierteile sind aus Polyester, vorzugsweise
in Folienform, und einer flammwidrigen Beschichtung hergestellt, die eine vernetzte
halogenfreie Mischung von ungesättigtem Polyesterharz, Vernetzern bzw. Kettenverlängerern,
Katalysatoren, Stabilisatoren bzw. Alterungsschutzmitteln, Farbstoffen und Flammschutzmitteln
enthält.
[0012] Die mit der Polyesterfolie und der halogenfreien Beschichtung isolierten elektrischen
Teile, insbesondere elektrische Leiter und Kabel zeichnen sich durch hohe Abriebfestigkeit,
Kerbfestigkeit, Spannungsfestigkeit, Zugfestigkeit und Temperaturbeständigkeit bis
etwa 150° C aus. Die Zusatzstoffe der Beschichtung müssen nicht in einer wesentlich
erhöhten Konzentration zugegeben werden, um zu einer ausreichenden Flammwidrigkeit
zu führen.
[0013] Die oben beschriebenen Nachteile einer verminderten Flammschutzwirkung bzw. einer
verminderten Festigkeit werden durch die Verwendung verschiedener Kombinationen von
Flammschutzmitteln aus zwei unterschiedlichen Verbindungsgruppen eliminiert. Die erste
Verbindungsgruppe enthält anorganische Phosphatester, phosphonierte Polyole, roten
Phosphor und organische Phosphate. Von den organischen Phosphaten werden vorzugsweise
Alkylphosphate, Allylphosphate, Arylphosphate und insbesondere Trioctylphosphat,
Kresylphosphat, Phenylphosphat, Kresylphenylphosphat und Ethylacetylhydroxybenzylphosphat
eingesetzt. Verbindungen dieser ersten Gruppe werden mit Verbindungen einer zweiten
Gruppe kombiniert. Diese zweite Verbindungsgruppe enthält Borsäure, Amoniumsulfonamide,
anorganische Phosphate, Polyphosphate, Borate und Metallhydroxide. Besonders geeignete
Borate sind Bariummetaborate, Zinkborate und Ammoniumborate, vorzugsweise verwendete
Metallhydroxide sind Aluminium-und Magnesiumhydroxide. Zu den geeigneten anorganischen
Phosphaten sind die Borsphosphate zu zählen, zu den Polyphosphaten die Ammoniumpolyphosphate.
[0014] Die verbesserte Flammwidrigkeit beruht auf einer synergistischen Wirkung des aus
den beiden genannten Gruppen hergestellten Flammschutzsystems. Dadurch ist eine Erhöhung
der Dosierung der Flammschutzmittel nicht notwendig. Die Menge an Flammschutzmitteln
aus der ersten Gruppe liegt im Bereich von 0 - 80 Gew.-%, die Menge an Flammschutzmitteln
aus der zweiten Gruppe im Bereich von 0 - 70 Gew.-%. Es reichen bereits geringe Mengen
an Flammschutzmitteln aus diesen beiden Gruppen aus, um zu einer hohen Flammwidrigkeit
zu gelangen. Vorzugsweise werden 10 - 40 Gew.-% an Flammschutzmitteln aus der ersten
Gruppe und 20 - 60 Gew.-% an Flammschutzmitteln aus der zweiten Gruppe eingesetzt.
[0015] Das ungesättigte Polyesterharz wird aus Terephthalsäure, Aminocarbonsäure oder ω-Aminolaurinsäure
hergestellt. Zur Vernetzung wird mindestens eine Verbindung aus der Gruppe der Aryl-
oder Alkyldiisocyanate, der blockierten Polyiso cyanate, der fettsäuremodifizierten
Polyisocyanate oder Isophorondiisocyanat oder Triisocyanatophenyltriphosphat ausgewählt.
Bevorzugte Aryl- bzw. Alkyldiisocyanate sind Tuluylisocyanat, 4,4′-Metylendi-(phenylisocyanat),
Naphthalin-l,5- bzw. Naphthalin-l,4-Diisocyanat, Methylentri-(phenylisocyanat) bzw.
Hexamethylendiisocyanat. Als Katalysator für die Vernetzungsreaktion kann einer oder
mehrere der Verbindungen aus der Gruppe der Amine, Hydride, Metalloxide, Caroxylate,
metallorganischen Verbindungen oder Tetramethylbutandiamin, Diazobicyclooctan, Dibutylzinndilaurat
oder Zinnoctat ausgewählt werden.
[0016] Als Stabilisatoren bzw. Alterungsschutzmittel werden vorzugsweise Verbindungen der
in Ortho- oder Para-Stellung substituierten Einkern- oder Mehrkernphenole, der Bisbenzooxazole,
der Cumarinderivate, Polycarbodiimide, der aromatischen Amine, Thioether, oder der
Phosphite ausgewählt. Durch die Zugabe dieser Stoffe wird die unerwünschte Änderung
der chemischen und physikalischen Struktur des Isolierteils während des Gebrauchs
vermieden.
[0017] Zur Färbung der verwendeten Polyesterfolie werden Farbmittel auf anorganischer oder
organischer Basis verwendet. Besonders geeignete anorganische Verbindungen sind Titandioxid,
Ruß, Eisenoxid, Chromoxid, Mischoxide oder Spinellverbindungen, geeignete Farbstoffe
auf organischer Basis sind die Azofarbstoffe, Phtalocyanine oder Dioxazine.
[0018] Um die elektrischen Isolierteile leichter gleitend und leichter verformbar zu machen,
werden Gleitmittel zu der Beschichtung gegeben. Geeignete Verbindungen sind olefinische
Ketone oder Verbindungen auf Wachs-, Seifen-oder Ölbasis.
1. Elektrische Isolierteile bestehend aus Polyester, vorzugsweise in Folienform,
und einer flammwidrigen Beschichtung dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung eine vernetzte halogenfreie Mischung von ungesättigtem Polyesterharz,
Vernetzern, Katalysatoren, Stabilisatoren, Gleitmitteln, Farbstoffen und Flammschutzmitteln
enthält.
2. Elektrische Isolierteile nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polyesterharz aus Terephthalsäure, Aminocarbonsäure oder ω -Aminocarbonsäure
hergestellt ist.
3. Elektrische Isolierteile nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Vernetzer mindestens eine Verbindung aus der Gruppe der Aryl- oder Alkyldiisocyanate,
der blockierten Polyisocyanate, der fettsäuremodifizierten Polyisocyanate, Isophorondiisocyanat
oder Triisocyanatophenyltriphosphat ausgewählt ist.
4. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Katalysator mindestens eine Verbindung aus der Gruppe der Amine, Hydride,
Metalloxide, Carboxylate, metallorganischen Verbindungen oder Tetrametylbutandiamin,
Diazobicyclooctan, Dibutylzinndilaurat oder Zinnoctat ausgewählt ist.
5. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Stabilisator mindestens eine Verbindung aus der Gruppe der substituierten
Einkern- oder Mehrkernphenole, der Bisbenzooxazole, der Cumarinderivate, Polycarbodiimide,
der aromatischen Amine, Tioether oder der Phosphite ausgewählt ist.
6. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Gleitmittel mindestens eine Verbindung auf Wachs-Seifen- oder Ölbasis oder
der olefinischen Ketone ausgewählt ist.
7. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Farbstoff mindestens eine Verbindung auf anorganischer oder organischer
Basis ausgewählt ist.
8. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnert, daß als Flammschutzmittel eine Kombination von jeweils mindestens einer Verbindung
aus zwei unterschiedlichen Verbindungsgruppen ausgewählt ist, wobei die erste Gruppe
anorganische Phosphatester,organische Phosphate, roten Phosphor und phosphonierte
Polyole enthält, und die zweite Gruppe anorganische Phosphate bzw. Polyphosphate,
Borate, Metallhydroxide, Borsäure und Amoniumsulfonamide enthält.
9. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnert, daß 0-25 Gew.-% Vernetzer bezogen auf das Polyesterharz eingesetzt sind.
10. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnert, daß 0-25 Gew.-% Katalysator bezogen auf den Vernetzer eingesetzt sind.
11. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnert, daß 0-30 Gew.-% Stabilisator bezogen auf das Polyesterharz eingesetzt sind.
12. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß 0-20 Gew.-% Gleitmittel bezogen auf das Polyesterharz eingesetzt sind.
13. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß 0-35 Gew.-% Farbstoffe bezogen auf das Polyesterharz eingesetzt sind.
14. Elektrische Isolierteile nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß 0 - 80 Gew.-% Flammschutzmittel aus der ersten Gruppe und 0 - 70 Gew.-% Flammschutzmittel
aus der zweiten Gruppe, jeweils bezogen auf das Polyesterharz eingesetzt sind.
15. Elektrische Isolierteile nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß 10 - 40 Gew.-% Flammschutzmittel aus der ersten Gruppe eingesetzt sind.
16. Elektrische Isolierteile nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß 20 - 60 Gew.-% an Flammschutzmittel aus der zweiten Gruppe eingesetzt sind.