(57) Die Erfindung betrifft eine Abfalldeponie, insbesondere ein Endlager für radioaktive
Stoffe, in der Resthohlräume zwischen eingefülltem Abfall mit einem Versatzstoff angefüllt
sind. Es ist vorgesehen, daß dem Versatzstoff mindestens ein Stoff beigemischt ist,
an den sich gasförmige Schadstoffe, insbesondere radioaktive Gase, anlagern. Übliche
Versatzstoffe sind Gestein, Salz oder Eisenerz. Zur Verbesserung der Rückhaltefähigkeit
der Versatzstoffe hinsichtlich Gasen ist den Versatzstoffen beispielsweise Pyrolysekoks
beigemischt. Ein geeigneter Anteil ist 20 Gew. % Pyrolysekoks. Statt Pyrolysekoks
kann ein Rückstand aus der Kohlehydropyrolyse, ein Rückstand aus der Ölschieferverschwelung
oder Aktivkohle dem Versatzstoff beigemischt sein.
[0001] Die Erfindung betrifft eine Abfalldeponie, insbesondere ein Endlager für radioaktive
Stoffe, in der Resthohlräume zwischen eingefülltem Abfall mit einem Versatzstoff angefüllt
sind.
[0002] Abfälle, die in einer Deponie abgelagert werden sollen, haben in vielen Fällen eine
feste Form und können daher nicht dicht gepackt abgelagert werden. Zwischen dem deponierten
Abfall bleiben daher Hohlräume frei. Das ist besonders dann der Fall, falls der zu
lagernde Abfall, wie es bei radioaktiven Abfällen üblich ist, zunächst in Behälter
gefüllt wird, die dann deponiert werden. Radioaktive Abfälle werden beispielsweise
in Fässern abgefüllt in ein Endlager eingebracht. Zwischen den Fässern bleiben Hohlräume
bestehen.
[0003] Durch die Hohlräume in dem eingefüllten Abfallmaterial in einer Abfalldeponie ist
die Packung instabil. Im Laufe der Lagerzeit sind Verschiebungen des eingefüllten
Materials möglich, was Veränderungen der Oberflächen und sogar den Austritt von Abfallstoffen
zur Folge haben kann. Daher ist es allgemein üblich, beim Einlagern des Abfalles verbleibende
Hohlräume mit einem Füllstoff oder "Versatzstoff" genannten Material anzufüllen. Dazu
werden verschiedenartige schüttbare, feste Substanzen verwendet.
[0004] Bei der Endlagerung radioaktiver Abfälle in einem ehemaligen Salzbergwerk werden
die Hohlräume beispielsweise mit Salz angefüllt, das in ausreichender Menge zur Verfügung
steht.
[0005] In bekannten Deponien dient der Versatzstoff ausschließlich dazu, die mechanische
Stabilität der Deponie zu gewährleisten.
[0006] In als solche bekannten Abfalldeponien entstehen während der Lagerung unterschiedliche
Gase. Diese Gase werden nur teilweise in den Feststoffen der Deponie zurückgehalten.
Ein anderer Teil der entstandenen Gase verläßt die Deponie. In Endlagern für radioaktive
Stoffe können die entstehenden Gase radioaktive Isotope enthalten.
[0007] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, die Bindung der in einer Abfalldeponie entstandenen
Gase an den Feststoffen der Deponie erheblich zu verbessern. Es soll ein so großer
Anteil der Gase gebunden werden, daß ein Entweichen von Gasen stark verzögert oder
fast ausgeschlossen ist.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß dem Versatzstoff mindestens
ein Stoff beigemischt ist, an den sich gasförmige Schadstoffe, insbesondere radioaktive
Gase, anlagern.
[0009] Es wurde erkannt, daß Gase insbesondere durch das Versatzmaterial zurückgehalten
werden. Dabei kommt es entweder zu einer reversiblen oder zu einer irreversiblen Bindung
des Gases an das Versatzmaterial. Im ersten Fall stellt sich ein Gleichgewicht ein
zwischen den Konzentrationen des zurückzuhaltenden Stoffes in der Gasphase und im
Versatzmaterial. Ein Maß für die Bindung von Gas am Versatzmaterial ist der Retardationsfaktor,
der sich aus dem Quotienten der am Versatzmaterial gebundenen Gasmenge und der vom
Versatzmaterial abgegebenen Gasmenge ableiten läßt.
[0010] Im zweiten Fall, bei einer irreversiblen Bindung des Gases an das Versatzmaterial,
wird der zurückzuhaltende Stoff der Gasphase ganz entzogen und wird nicht mehr freigesetzt.
Bei einer irreversiblen Bindung ist der Retardationsfaktor unendlich groß.
[0011] Alle üblichen Versatzstoffe haben einen Retardationsfaktor, der für die meisten Gase
nahe bei 1 liegt. Erst durch die erfindungsgemäße Beimischung eines geeigneten Stoffes,
an den sich Gase anlagern, wird die Rückhaltefähigkeit des Versatzstoffes entscheidend
verbessert.
[0012] Mit der erfindungsgemäß aufgebauten Abfalldeponie wird der Vorteil erzielt, daß
in der Deponie entstandene Gase am Versatzstoff mit hohem Retardationsfaktor gebunden
sind. In den deponierten Abfällen entstandene Gase bleiben erfindungsgemäß weitgehend
in der Abfalldeponie gebunden und gelangen nicht oder stark verzögert nach außen.
[0013] Außer Salz kann als Versatzstoff ebenso Gestein, Eisenerz oder ein Gemisch aus Eisenerz
und Nebengestein verwendet werden. Die Auswahl richtet sich hauptsächlich danach,
welcher Stoff wirtschaftlich günstig verfügbar ist.
[0014] Ein geeigneter Stoff, der dem Versatzstoff beizumischen ist und an dem sich gasförmige
Schadstoffe anlagern, ist beispielsweise Pyrolysekoks.
[0015] Durch den Einsatz von Pyrolysekoks wird der Vorteil erzielt, daß der Retardationsfaktor
der üblicherweise verwendeten Versatzstoffe im Hinblick auf Gase erheblich vergrößert
wird.
[0016] Falls beispielsweise Eisenerz, Nebengestein oder einem Gemisch aus diesen 20 Gew.
% Pyrolysekoks beigemischt sind, steigt der Retardationsfaktor für gasförmiges Methyliodid
gegenüber Versatzstoff ohne Beimengung vom Wert 1 auf den Wert 1500.
[0017] Methyliodid, das radioaktives Jod enthält, tritt in Endlagern für radioaktive Stoffe
auf. Ein derartiges Endlager soll in einer ehemaligen Eisenerzgrube eingerichtet werden.
Dort wird aus wirtschaftlichen Erwägungen Eisenerz und Nebengestein als Versatzstoff
verwendet.
[0018] Durch den erfindungsgemäß beigemengten Pyrolysekoks wird insbesondere die Abgabe
von radioaktivem Jod aus einem derartigen Endlager für radioaktive Stoffe weitgehend
ausgeschlossen.
[0019] Einen erhöhten Retardationsfaktor und damit eine bessere Rückhaltefähigkeit für
Gase ist auch durch Pyrolysekoks in Verbindung mit anderen Versatzstoffen erreichbar.
Die diesbezügliche Wirkung von Pyrolysekoks ist unabhängig von der Art des Versatzstoffes.
[0020] Darüber hinaus ist die Wirkung von Pyrolysekoks nicht auf das Zurückhalten von Jod
in der Form von Methyliodid CH₃ I begrenzt. Auch andere radioaktive Isotope enthaltende
Gase, die in Endlagern entstehen können, werden zurückgehalten. Derartige Gase sind
beispielsweise Edelgase, CO₂, HCl, I₂, NH₃, SO₂ oder H₂S.
[0021] Auch nicht radioaktive, anorganische oder organische Gase, die in Abfalldeponien
entstehen, werden durch die erfindungsgemäße Beimengung von Pyrolysekoks zu den Versatzstoffen
in der Deponie zurückgehalten.
[0022] Ein weiterer entscheidender Vorteil in dem erfindungsgemäßen Einsatz von Pyrolysekoks
ist darin zu sehen, daß Pyrolysekoks bei extrem geringen Kosten in großen Mengen verfügbar
ist. Darüber hinaus wird in der erfindungsgemäßen Abfalldeponie Pyrolysekoks nutzbringend
beseitigt. Pyrolysekoks, der bei der Pyrolyse als Nebenprodukt entsteht, muß nämlich
bisher als Sondermüll behandelt werden.
[0023] Beispielsweise sind in der erfindungsgemäßen Abfalldeponie statt Pyrolysekoks ein
Rückstand aus der Kohlehydropyrolyse, ein Rückstand aus der Ölschieferverschwelung
oder Aktivkohle dem Versatzstoff beigemischt. Auch mit diesen Stoffen wird der Retardationsfaktor
und damit die Rückhaltefähigkeit von Versatzstoffen hinsichtlich Gasen erhöht. Durch
die Verwendung der Rückstände aus der Kohlehydropyrolyse oder aus der Ölschieferverschwelung
wird wie beim Einsatz von Pyrolysekoks als ergänzender Vorteil eine als Sondermüll
zu behandelnde Substanz nutzbringend beseitigt.
[0024] Mit der erfindungsgemäßen Abfalldeponie wird insbesondere der Vorteil erzielt, daß
entstandene Gase in der Deponie zurückgehalten werden. Dieser Vorteil ist besonders
groß, hinsichtlich radioaktiver Gase, die sich in Endlagern für radioaktive Stoffe
bilden. Darüber hinaus wird der genannte Vorteil durch die Verwendung von Stoffen
erzielt, die sonst als Sondermüll zu beseitigen wären. Außerdem sind Aufbau und Betrieb
einer erfindungsgemäßen Abfalldeponie kostengünstig durchführbar.
1. Abfalldeponie, insbesondere Endlager für radioaktive Stoffe, in der Resthohlräume
zwischen eingefülltem Abfall mit einem Versatzstoff angefüllt sind, dadurch gekennzeichnet, daß dem Versatzstoff mindestens ein Stoff beigemischt ist, an den sich gasförmige
Schadstoffe, insbesondere radioaktive Gase, anlagern.
2. Abfalldeponie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Versatzstoff beigemengte Stoff Pyrolysekoks ist.
3. Abfalldeponie nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Versatzstoff 20 Gew. % Pyrolysekoks beigemischt sind.
4. Abfalldeponie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Versatzstoff beigemengte Stoff ein Rückstand aus der Kohlehydropyrolyse
ist.
5. Abfalldeponie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Versatzstoff beigemengte Stoff ein Rückstand aus der Ölschieferverschwelung
ist.
6. Abfalldeponie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Versatzstoff beigemengte Stoff Aktivkohle ist.
7. Abfalldeponie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Versatzstoff ein Schüttgut ist.
8. Abfalldeponie nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Versatzstoff Eisenerz ist.
9. Abfalldeponie nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Versatzstoff Gestein oder ein Gemisch aus Eisenerz und Nebengestein ist.
10. Abfalldeponie nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Versatzstoff ein Salz ist.