[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Lackieren von metallischen
Werkstücken mit elektrisch isolierender, nicht leitender Oberfläche, insbesondere
von bereits einmal lackierten Werkstückoberflächen oder solchen Werkstücken, die
im Ganzen aus einem elektrisch nicht leitenden Kunststoff bestehen, durch elektrostatischen
Auftrag bzw. Spritzauftrag.
[0002] Es ist bekannt, daß bei der Lackierung derartig isolierender Werkstücke, insbesondere
bei der Lackierung von bereits mindestens einmal vorlackierten Metallwerkstücken,
wie Automobilkarossen und deren Teile, in einer Lackierzone durch elektrostatischen
Auftrag bzw. Spritzauftrag häufig ungleichmäßige Lackschichten entstehen und zudem
Störeffekte in Form sogenannter sich abzeichnender Berggrate, Täler und flacher Tafelberge
aufweisen. Ungleichmäßige Lackschichten und Störeffekte - wie soeben beschrieben -
sind auch aus dem Bereich der Kunststofflackierung bekannt. Diese Phänomene treten
insbesondere bei der elektrostatischen Lackierung bzw. beim Spritzen von großflächigen
Werkstücken wie z.B. Karosserien auf, die bereits mit mindestens einer Lackschicht
z.B. mit der Grundierung versehen sind. Derartige Werkstücke werden mittels eines
Transportsystems wie eines Flurfördersystems durch eine Lackierzone geleitet und aus
dieser, der weiteren Bearbeitung, wie Einbrennen usw., mit Hilfe dieses Fördersystems
zugeführt.
[0003] Die unerwünschten Phänomene - wie vorstehend beschrieben - treten nach dem Einbrennen
der in der Lackierzone hergestellten Lackschicht in Erscheinung (ergeben Ausschuß)
und mußten bisher durch Abschleifen und erneutes Lackieren behoben werden.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens sowie
einer Vorrichtung zur Lackierung von Werkstücken mit isolierender Oberfläche, wie
beispielsweise bereits einmal lackierten Werkstücken, mittels elektrostatischer Techniken
bzw. Spritztechniken, die zu einem gleichmäßigen Lackauftrag und damit zu einem solchen
ohne Störeffekte führen.
[0005] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die bisher nicht vermeidbaren und bereits
vorher beschriebenen Störeffekte der fertigen Lackschicht vermieden werden können,
wenn die zu lackierenden Werkstücke mit isolierender bzw. nicht leitender Oberfläche
unmittelbar vor der Lackierzone durch eine Ionisierzone gefürt werden.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren ist daher dadurch gekennzeichnet, daß auf der Werkstückoberfläche
vor dem Lackauftrag eine gleichmäßiger Ladungszustand erzeugt wird.
[0007] Ohne das Führen der mindestens einmal vorher lackierten Werkstücke mit dadurch isolierender
bzw. nicht leitender Oberfläche durch eine Ionisierzone kann die Oberfläche die verschiedensten
elektrischen Ladungszustände aufweisen, was meßtechnisch nachweisbar ist und vorher
auch absichtlich durch Aufsprühen von Ladungen herbeigeführt werden kann, um die
Störeffekte erkären zu können. Die vershiedensten elektrischen Ladungszustände - sich
von der positiven Aufladung (Polung) über den ladungslosen Zustnad bis zur negativen
Aufladung (Polung) erstreckend - haben ihre Ursachen in der behandlungstechnischen
Vorgeschichte. So werden beispielsweise durch das Ausschleifen von Lackierfehlern
in der bereits mindestens einmal vorher lackierten Oberfläche Flächenelemente erzeugt,
die durch Reibungselektrizität aufgeladen sind, gleiches geschieht beim sogenannten
Köpfen der mindestens einmal vorher lackierten Oberfläche mit Schleifpapier, um die
Oberfläche einzuebnen. Weiterhin werden Ladungszustände durch Triboelektrizität erzeugt,
wenn die Erstlackierung den Lacktrockner (Einbrennofen) verläßt und bei der Abkühlung
Schrumpfungskräfte in der Lackschicht wirdsam werden. Auch das kräftige Anblasen mit
Luft zum Zwecke der Abkühlung der lackierten Oberfläche führt zu elektrischen Aufladungen,
wobei die Anblasgeschwindigkeit für bestimmte Flächenelemente sehr unterschiedlich
sein kann. Hinzu kommen dann noch die verschiedensten Aufladungszustände durch das
Abwischen von Schleifstaub mit trockenen oder feuchten Staubbindetüchern, durch das
Abblasen von Schleifstaub mit Preßluft und ggfs. durch Durchlauf der mindestens bereits
einmal lackierten Werkstückoberfläche durch eine elektrostatische Entstaubungsanlage,
die in der Regel noch Restladungen auf der Oberfläche zurückläßt.
[0008] Bei der experimentellen Aufklärung der Störeffekte konnte im Zusammenhang mit der
negativen Aufladung der elektrostatisch aufzutragenden Lacktröpfchen aber auch der
Lacktröpfchen, die durch die Zerreißvorgänge bei üblichen Spritztechniken ebenfalls
negativ aufgeladen sind, nachgewiesen werden, daß beispielsweise flache und ebene
Tafelberge dort entstehen, wo ein Flächenelement der zu lackierenden Oberfläche positiv
(vor-)aufgeladen ist. Es wirken elektrostatische Anziehungskräfte.
[0009] Berggrate und Täler entstehen dort, wo sich in engeren Bereichen negative (Vor-)Aufladungen
befinden. Auch an Randzonen negativer (Vor-)Aufladungen entstehen gern Berggrate.
[0010] Beim erfindungsgemäßen Verfahren kann der gezielte und völlig gleichmäßige Ladungszustand
entweder durch das Aufbringen unipolarer Luftionen auf die elektrisch isolierende
Oberfläche bzw. bereits einmal lackierte Werkstückoberfläche herbeigeführt werden.
Es ist aber möglich, einen Zustand der Ladungsneutralität zu erzielen, wie er zur
Vermeidung von elektrostatisch anhaftendem Staub bereits heute vor allem in der Automobilserienlackierung
mit durch hochgespannten Wechselstrom gespeisten Ionisierungselektroden bzw. -einrichtungen
herbeigeführt wird.
[0011] Ein unipolarer Zustand der Werkstückoberfläche kann mit Hilfe von Ionisierungselektroden
bzw. -einrichtungen erzielt werden, die mit einer hohen Gleichspannung eingespeist
sind, so daß ein unipolarer aufgeladener Ionenwind, nämlich ein entweder positiv oder
negativ aufgeladener Ionenwind bzw. Luftstrom erzeugt wird. Vorzugsweise kommt die
positive Polung zur Anwendung.
[0012] Im Falle der bevorzugten Anwendung des positiv aufgeladenen Luftionenstroms tritt
neben dem verbesserten Lackzustand - gemeint ist eine über die gesamte Werkstückoberfläche
gleichmäßig verteilte Lackschicht mit höchstens feinstrukturierter Oberfläche und
guter Packungsdichte, aber ohne Markierungen durch die vermiedenen Störeffekte - auch
die Vermeidung bzw. Verminderung elektrostatischer Haftkräfte von Stäuben ein. Es
ist bekannt, daß die Hauptmenge an Stäuben, die in Lackierbetrieben auftreten, zu
80 Gew.-% positiv aufgeladen ist. Ein gezielter und völlig gleichmäßiger Ladungszustand
mit positiver Polung der isolierenden bzw. bereits mindenstens einmal lackierten Werkstückoberfläche
führt dann dazu, daß die positive Hauptmenge der Stäube diese Oberfläche wegen der
elektrostatischen Abstoßungskräfte nicht befällt.
[0013] Sollte es z. B. zu einem kurzfristigen Staubbefall durch die Luftführung kommen,
dann können sich keine Haftungskräfte zwischen den Staubteilchen und der zu lackierenden
Werkstückoberfläche ausbilden. Die Staubteilchen werden dann einfach weiterfortgeblasen
und im Umluftsystem abfiltriert.
[0014] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird es insbesondere möglich, sowohl die elektrostatische
Applikation von Lacken, insbesondere die von Metallic-Basislacken, als auch deren
Applikator mit herkömmlichen Spritzeinrichtungen zu verbessern. Es wird aus diese
Weise möglich, bei der elektrostatischen Applikation von beispielsweise Metallic-Basislacken,
gleich gut Effekte wie beim ungestörten Aufspritzen derartiger Lacke mit normalen
Druckluftpistolen von Hand zu erzielen.
[0015] Bei der Applikation von Metallic-Basislacken treten häufig aufgrund unterschiedlicher
elektrostatischer Wechselwirkungen im Bereich der zu lackierenden Oberfläche Verschiebungen
im Farbeindruck und in der Effektausbildung durch eine unregelmäßige Lagerung und
Orientierung der Metallic-Pigmente auf (Veränderung im Flip-Flop).
[0016] Ein guter Metalleffekt wird nach dem Stand der Technik durch eine möglichst gleichmäßige
horizontale Ausrichtung der plättchenförmigen Metallpgimente erzielt.
[0017] Durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise wird es möglich, eine elektrostatische
Lackierung durchzuführen, da Störeffekte durch spezielle Ladungszustände der Lacktröpfchen
und partiell der isolierenden - beispielsweise schon vorher beschichteten - Werkstückoberflächen
ausgeschaltet sind, die eine gleichmäßigere Orientierung und Lagerung der Metallpigmente
und damit eine glecihmäßigere Effektausbildung mit definiertem Absorptions-, Reflexions-
und Streuungsverhalten aufweist.
[0018] Die Erfindung betriffft auch eine Vorrichtung zur Durchführung des beschriebenen
Verfahrens. Diese Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie ein Fördersystem
für die zu lackierenden Werkstücke aufweist, das eine Lackierzone durchläuft, der
eine Ionisierzone vorgeschaltet ist.
[0019] In der Ionisierzone der erfindungsgemäßen Lackiervorrichtung wird ein gezielter und
völlig gleichmäßiger Ladungszustand auf der Werkstückoberfläche erreicht. Der nachfolgende
Lackiervorgang kann daher unter eindeutigen elektrostatischen Bedingungen ablaufen.
Elektrostatische Störeffekte durch unterschiedliche Ladungszustände auf der zu lackierenden
Werkstückoberfläche sind dadurch ausgeschaltet.
[0020] Die Ionisierzone weist Ionisierungselektroden bzw. Ionisierungseinrichtungen auf.
Es kann sich um bekannte Elektroden bzw. Einrichtungen handeln, wie sie beispielsweise
für die Vermeidung bzw. Minderung von elektrostatischen Staubhaftungskräften bereits
im Einsatz sind.
[0021] Diese Ionisierungselektroden bzw. -einrichtungen werden entweder mit hohen Gleichspannungen
zur Erzielung unipolar aufgeladener Ionenwinde bzw. Luftionenströme eingespeist, wobei
der positive Polungssinn vorzugsweise zur Anwendung kommt, oder sie können jedoch
auch mit hochgespanntem Wechselstrom eingespeist sein, wobei ein Luftionenstrom erzeugt
wird, der etwa im gleichen Maße negative und positive Luftionen gleichzeitig enthält.
Dieser aus beiden Luftionenarten bestehende Luftionenstrom wird in der Ionisierzone
den Werkstücken mit isolierender Oberfläche zugeführt, wobei unerwünschte elektrostatische
Voraufladungen auf den Werkstückoberflächen (z.B. die Oberfläche von Automobilkarossen)
oder auf Teilbereichen durch Schaffung eines ladungsneutralen Zustandes vermieden
werden.
[0022] Um im Falle der Automobilkarossenlackierung den gewünschten und gleichmäßigen Ladungszustand
zwecks verbessertem Lackstand und insbesondere guter Effektausbildung bei der elektrostatischen
Metallic-Lackierung erheblich und vielfältig zu fordern, ist es günstig, gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, eine Sonderfördereinrichtung (gesonderter
Flurförderer) zu verwenden, die, - abgetrennt vom üblichen Flurfördersystem - die
Karossen durch die Ionisierzone und die nachfolgende Lackierzone führt.
[0023] Die Sonderfördereinrichtung ist darauf abgestellt, den gezielten und völlig gleichmäßigen
Ladungszustand sowie den nachfolgenden Lackiervorgang unter eindeutig kontrollier-
und steuerbaren elektrischen Bedingungen im Hinblick auf die Applikationsverfahrenstechnik
und die zu beachtenden sicherheitstechnischen Regeln und Vorschriften ablaufen lassen
zu können.
[0024] Die Sonderfördereinrichtung (gesonderter Flurförderer) für die zu lackierenden Karossen
ist bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung vorzugsweise so ausgebildet, daß die Halterungs-
bzw. Trägerelemente für die Karossen aus Isolatoren aus hochisolierendem Material,
wie hochisolierendem Kunststoff oder Keramik bestehen. Beispielsweise kann als Sonderfördereinrichtung
ein normaler Flurförderer verwendet werden, der vom übrigen sonst üblichen Flurfördersystem
abgetrennt ist und Isolatoren als Trägereinrichtungen aufweist. Die beigefügten Figuren
1 und 2 (Fig. 1 zeigt die Aufsicht; Fig. 2 zeigt die dazugehörige Seitenansicht einer
aus beiden Figuren bestehenden Prinzipskizze mit der Bezeichnung "Prinzipskizze, regelbare
Aufladung der Karossen mit ionisierter Luft") beschreiben ein Beispiel für eine erfindungsgemäße
Vorrichtung.
[0025] Fig. 1 (Aufsicht) zeigt die Sonderfördereinrichtung sowie die zulaufenden und ablaufenden
Stränge des üblichen Flurfördersystems (1) für Karossen. Der Transport der Karossen
erfolgt vonr echts nach links in der Figur.
[0026] Wie auf Fig. 2 (Seitenansicht) ersichtlich, senkt sich das übliche Flurfördersystem
(1) vor der Ionisier- und Lackierzone ab. Die Karossen werden von der Sonderfördereinrichtung/Sonderflurförderer
(2) übernommen. Allgemein kann es sich bei einem derartigen Sonderflurförderer beispielsweise
um einen endlos umlaufenden Plattenförderer handeln, siehe Fig. 2 (Seitenansicht),
wobei die Platten aus isolierendem Material z.B. aus Kunststoff oder Keramik bestehen.
Die Anordnung der Platten geht aus Fig. 1 (Aufsicht) hervor. Der Sonderflurförderer
fördert die Karossen durch die Ionisier- und Lackierzone. Anschließend tritt das übliche
Flurfördersystem wieder in seine ursprüngliche Ebene auf, übernimmt die Karossen und
läuft zu den weiteren Arbeitsgängen in üblicher Weise.
[0027] Bei der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, wonach der die Ionisierzone und
Lackierzone durchlaufende Sonderflurförderer von dem sonst üblichen Flurfördersystem
getrennt ist, kann, falls dies notwendig ist, auch ein Zwischentransportsystem eingeschaltet
sein, das jede einzelne Karosse vom üblichen Flurfördersystem auf den Sonderflurförderer
übergibt.
[0028] Auf dem Sonderflurförderer wird die zu lackierende Karosse, die sich in der Regel
auf einem Transportschlitten befindet, völlig getrennt vom üblichen Fördersystem zu
Beispiel einem Flurfördersystem durch die Ionisierzone zur Schaffung des geeigneten
Ladungszustandes und anschließend durch die Zone für den Lackiervorgang geführt.
[0029] An der Auslaufseite des Sonderförderers wird die Karosse wieder an das normale Transportsystem
übergeben. Gegebenenfalls kann auch hier ein Zwischentransport eingeschaltet sein,
um eine reibungslose übergabe des Werkstücks insbesondere der Karosse hilfreich zu
unterstützen.
[0030] Die Metallmassen von zu lackierenden Karossen mit isolierender Oberfläche sind im
Bereich des üblichen Fördersystems immer zwangsweise geerdet. Wegen Trennung der beiden
Transportsysteme erfolgt eine zwangsweise Erdung über Kabel im Bereich des Sonderfördersystems
für jede einzelne Karosse auch, jedoch aus sicherheitstechnischen Gründen nur bei
Störungen oder Betreten der Anlage noch einmal parallel dazu in direkter galvanischer
Form.
[0031] Wie gesagt, bedeutet die Trennung der beiden Transportsysteme selbstverständlich
auch die Trennung von beispielsweise Karossen von der sonst üblichen Erdung, über
die aus Metall bestehenden Transportschlitten, die in direktem Erdkontakt mit beispielsweise
einem Flurfördersystem stehen. Die Transportschlitten sind üblicherweise mit der Metallmasse
jeder einzelnen Karosse direkt zu Beispiel durch konisch nach oben stehende Metallzapfen
verbunden.
[0032] Im Bereich des Sonderförderers ist dann dafür gesorgt, daß die Metallmasse jedes
einzelnen Werkstücks in der Ionisierungszone durch einen Spezialkontakt, beispielsweise
am Schlitten oder an einer anderen geeigneten Stelle, gegebenenfalls über ein anzulkemmendes
Kabel, immer geerdet bleibt. Hieraus ergeben sich vorteilhafte technische Möglichkeiten.
Diese Vorteile liegen in der Einhaltung sicherheitstechnischer Bestimmungen einerseits.
Andererseits ergibt sich jedoch durch die Trennung des Sondersystems von dem übrigen
System auch die Möglichkeit den über die Metallmasse eines jeden Werkstücks den zur
Erde abfließenden Strom zu messen und damit auch zu kontrollieren. Für die steuerungstechnische
Seite ist die Messung des aus der Metallmasse zur Erde abfließenden Stromes von großer
Bedeutung, da aus diesem zu erkennen ist, ob die entsprechenden durch Influenz erzeugten
überschüssigen freien Ladungen zu schnell oder im gewünschten Sinne aus der Metallmasse
abfließen, damit der gezielte und völlig gleichmäßige Ladungszustand auch tatsächlich
erhalten bleibt.
[0033] Würde es zum Beispiel innerhalb der bereits vorhandenen Vorlackierung durch hohe
elektrische Leitfähigkeit derselben zu einem unerwünschten schnellen Ladungsausgleich
für die aufgesprühten Luftionen kommen, so kann die Größe des aus der Metallmasse
der Karosse abfließenden Stromes auslösendes Element für eine Steuerung sein, die
bewirkt, daß die aufzusprühenden Ladungen über den Luftionenstrom in verstärktem
Maße (beispielsweise durch Erhöhung der Einspeisungsspannung für die Ionisierungselektroden
bzw. -einrichtungen) zur Verfügung stehen. Das kommt einer Anpassung an die Charakteristik
der bereits vorhandenen Vorlackierung gleich (Charakteristik = physikalische Eigenschaften).
[0034] Eine weitere Möglichkeit der Anapassung an die Charakteristik einer Vorlackierung
besteht darin, daß die Größe des aus der Metallmasse der Karosse zur Erde abfließenden
Stromes ebenfalls als auslösendes Element für eine Steuerung benutz wird, die bewirkt,
daß sich aus Hochohmwiderständen und/oder Halbleitern bestehende Stellglieder in
die Erdstromleitung zuschalten, um den Strom zu begrenzen, so daß diese Art der Erdung
dann wenigstens immer noch als elektrostatische Erdung wirksam bleibt.
[0035] Selbstverständlich bleibt die bisher beschriebene Erdung der Metallmasse der Karosse
bei dem nächsten Verfahrensschritt bzw. in der nächsten Stufe der erfindungsgemäßen
Vorrichtung, der Lackierzone, bestehen, weil in dieser der Lackiervorgang elektrostatisch
vollzogen wird, um wiederum die einschlägigen sicherheitstechnischen Vorschriften
einzuhalten.
[0036] Vielfach kann trotz Erdung der Metallmasse des Werkstücks bzw. einer Karosse mit
vorlackiertem Lackaufbau beim elektrostatischen Lackiervorgang die Wirkung der Ladungen
die die Lacktröpfchen mit sich führen, nicht eindeutig gewährleistet sein. Es werden
also auf eine vorlackierte Oberfläche Ladungen aufgebracht, die im Sinne einer funktionierenden
Elektrostatik-Lackierung eigentlich zur Erde abgeleitet werden müßten, was aber nicht
erfolgen kann, da der Untergrund auf den sie auftreffen (dieser besitzt eine Schichtdicke
von ca. 70 bis 80 µm als ausgehärtete Lackschicht), ein hohes Isolationsvermögen aufweist
und damit eine unzureichende Oberflächenleitfähigkeit besitzt.
[0037] Die Sonderfördereinrichtung der erfindungsgemäßen Vorrichtung, wie sie beim erfindungsgemäßen
Verfahren benutzt wird, gestattet auch eine Lösung dieser Problematik.
[0038] Im Sonderförderbereich kann beim elektrostatischen Lackiervorgang gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung eine die Karossenoberfläche berührende geerdete Elektrode so am Sonderförderer
installiert sein, daß sie im gesamten elektrostatischen Lackierbereich an geeigneter
Stelle der Karossenoberfläche wirksam ist und bleibt. Diese Elektrode kann in abklappbarer
Bauweise ausgeführt sein und weggeklappt werden, wenn sie nicht mehr für das in Frage
kommende Werkstück benötigt wird. Es kann auch eine automatische Reinigungsvorrichtung
vorhanden sein, die eine zwischenzeitliche Reinigung der abklappbaren Elektrode vorsieht,
so daß diese für die nächste zu lackierende Karosse wieder verfügbar ist.
[0039] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann die berührende Elektrode
über ein eigenes Transportsystem mit der zu lackierenden Karosse mit transportiert
werden, solange sie benötigt wird. Für die nächste Karosse kann die Elektrode rasch
gegebenenfalls unter Einschaltung eines Zwischenreinigungsvorganges wieder zurückgeführt
werden.
[0040] Anstelle einer berührenden, geerdeten Elektrode kann auch gemäß einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung eine berührungslose Spritzelektrode, die ebenfalls geerdet ist, Anwendung
finden.
[0041] Diese zur Erde gesicherten Ladungsableitungen haben den Vorteil, daß die durch den
Lackiervorgang über die Lacktröpfchen, auf die Karossenoberfläche aufgebrachten Ladungen
als Erdstom gemessen und dadurch ebenfalls kontrolliert werden können. Die erfindungsgemäße
Vorrichtung kann daher entsprechende Meß- und Steuervorrichtungen aufweisen.
[0042] Den vorstehenden Arten einer gesicherten Ladungsableitung währen des Lackiervorganges
kommt zugute, daß der Lack zur Kontaktaufladung von Haus aus eine gewisse Leitfähigkeit
besitzen muß (etwa 10⁻⁸ Ohm⁻¹ x cm⁻¹ ± eine Zehnerpotenz). Da der elektrostatische
Lackiervorgang eine Nach- und Nachlackierung der Flächenelemente - ausgehend von dem
Oberflächenbereich beispielsweise einer Karosse, wo die Elektroden (direkte Berührungselektrode
oder berührungslose Spritzenelektrode) wirksam sein sollen - darstellt, wird die hier
in Frage kommende Ladungsableitung im ersten Moment bis zur völligen Ganzlackierung
der Karosse vom frisch applizierten Lack - über die gesamte Karossenoberfläche gesehen
- selbst übernommen.
[0043] Das Ganze ist viel einfacher realisierbar, wenn sich die vorstehenden technischen
Möglichkeiten im Bereiche des Sonderförderers gemäß der Erfindung abspielen. Man müßte
sonst jeden einzelnen Transportschlitten entsprechend ausrüsten, um eine Ladungsableitung
während des Lackiervorganges jeder über das übliche Flurfördersystem transportierten
Karosse ebenso sicher zu gewährleisten.
[0044] Die beigefügten Figuren 1 und 2 stellen ein Beispiel für eine Vorrichtung zum Lackieren
von Werkstücken mit isolierender, nicht leitender Oberfläche gemäß der Erfindung dar.
Diese Vorrichtung eignet sich insbesondere zum Lackieren von Autokarossen.
[0045] 1 bezeichnet ein übliches Flurfördersystem, wobei 1a den zulaufenden Strang und 1b
den ablaufenden Strang darstellen. Zwischen 1a und 1b ist eine Sonderfördereinrichtung
2 als gesonderter Flurförderer gestaltet. Bei 3 erfolgt die Übergabe auf eine Plattenförderer
(z.B. aus Kunststoff), wobei gegebenenfalls ein Zwischentransport erfolgen kann. der
Sonderförderer durchläuft die Ionisierzone sowie die Lackierzone (E-Statik). Bei 4
erfolgt die Übergabe auf den ablaufenden Strang des Flurfördersystems, gegebenenfalls
über einen Zwischentransport. Im Sonderfördersystem sind Erdungselemente 5 je nach
der Teilung bzw. der Anordnung der Platten zueinander vorgesehen. 6 stellt eine Ableitung
dar, die beispielsweise über Halbleiter regelbar ist. Auslösendes Element für die
Regelung ist der aus der Metallmasse zur Erde abfließende Strom (dieser wird über
ein nicht eingezeichnetes Strommesselement bestimmt). Es ist eine Zwangserdung 7
vorgesehen, die bei Störung oder Betreten der Anlage wichtig ist; die Zwangserdung
kann beispielsweise in galvanischer Form erfolgen. 8 stellt eine Zwangserdung der
Werkstücke bzw. Karossen bei Verlassen der Anlage, beispielsweise ausgebildet in
galvanischer Form dar. Die Figur 2 zeigt deutlich das Absenken des zulaufenden Stranges
des üblichen Flurfördersystems 1a, das erneute Auftreten des ablaufenden Stranges
1b in seine ursprüngliche Ebene, sowie die Sonderflurfördereinrichtung 2, die beispielsweise
Platten aus Kunststoff oder Keramik aufweist.
1. Verfahren zu Lackieren von Werkstücken mit elektrisch isolierender nicht leitender
Oberfläche, durch elektrostatischen Auftrag bzw. Spritzauftrag,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf der Werkstückoberfläche vor dem Lackauftrag ein gleichmäßiger Ladungszustand
erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der gleichmäßige Ladungszustand
auf der isolierenden, nicht leitenden Werkstückoberfläche durch Ionisierung erzeugt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ionisierung durch einen
positiven und/oder negativen Luftionenstrom erzeugt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
als Werkstück ein solches aus isolierendem, nicht leitendem Kunststoff, oder ein solches
mit einem isolierenden, nicht leitenden Kunststoffüberzug eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
als Werkstück ein solches mit einer mindestens einmal lackierten Oberfläche eingesetzt
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Werkstück eine mindestens
einmal vorlackierte Kraftfahrzeugkarosse oder ein Bestandteil davon eingesetzt wird.
7. Vorrichtung zum Lackieren von Werkstücken mit isolierender, nicht leitender Oberfläche,
durch elektrostatischen Auftrag bzw. Spritzauftrag, mit einem Fördersystem für das
zu lackierende Werkstück, das eine Lackierzone durchläuft,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Lackierzone eine Ionisierzone vorgeschaltet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß in der Ionisierzone Ionisierungseinrichtungen
zur Erzeugung eines Ionenwindes bzw. Luftionenstroms vorhanden sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich
der Lackierzone und der vorgeschalteten Ionisierungszone eine zusätzliche von der
übrigen Fördereinrichtung gesonderte Fördereinrichtung (Sonderfördereinrichtung) vorhanden
ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7, 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die die Ionisierzone und Lackierzone durchlaufende Fördereinrichtung Träger- bzw.
Halteeinrichtungen für das Werkstück aus isolierendem Material aufweist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9, daß die die Ionisier- und Lackierzone durchlaufende
Sonderfördereinrichtung mit isolierenden Träger- bzw. Halteeinrichtungen versehen
ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß sie
für die serienmäßige Lackierung von Kraftfahrzeugkarossen ausgestaltet ist.
13. Vorrichtung nach einem de Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß sie
ein Flur-Fördersystem für Automobil- bzw. Karossen- und Kakrossenteil-Serienlackierungen
mit getrennter Flurfördereinrichtung (Sonderflurfördereinrichtung) mit isolierenden
Trägern für die Ionisier- und Lackierzone aufweist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Einrichtung zur Dauererdung der Metallmasse jedes einzelnen zu lackierenden Werkstücks
im Bereich der Sonderfördereinrichtung vorhanden ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß eine Meßvorrichtung
zur Messung des durch die Dauererdung abfließenden Stromes vorhanden ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßvorrichtung
mit einer Steuerungsvorrichtung gekoppelt ist, die zur Steuerung der Aufladungsstärke
des Luftionenstromes in der Ionisierungszone aufgrund der von der Meßvorrichtung
gelieferten Meßwerte geeignet ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß sie im Bereich des Sonderförderers
in den Erdstromkreis zu- und abschaltbare, gegebenenfalls automatisch zu- und abschaltende
strombegrenzende Stellglieder aufweist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß sie
in der Lackierzone im Bereich des Sonderförderers berührende oder berührungslose
Erdungselektroden für das zu lackierende Werkstück aufweisen, die während des gesamten
Lackiervorganges wirksam sind und anschließend gereinigt werden können.