[0001] Die Erfindung betrifft einen Wirkteil gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie
Gefechtsköpfe dafür und Flechettes, die vorzugsweise mittels solcher Gefechtsköpfe
über die Ziele verbracht werden, gemäß den Gattungsangaben der Ansprüche 4 bzw. 10
oder 12.
[0002] Moderne Artillerieraketensysteme wie die Waffenfamilie MLRS sind zum Einsatz gegen
halbhart bis hart gepanzerte Zielobjekte über größere Verbringungs-Distanz für einen
Zielangriff von oben mit einem Wirkteil versehen, das mit sogenannten Bomblets mit
mechanischen Aufschlag-Abstands-Zündern ausgestattet ist. Die Strahl-Wirkung der Einlage
eines jeden einzelnen Hohlladungs-Bomblets im Zielgebiet ist zwar gering; bei dichter
Bomblet-Streuung über das Zielobjekt wird jedoch eine Vielfach-Trefferwirkung mit
entsprechend erhöhter Wirkung im Zielobjekt erwartet.
[0003] Nachteilig an einem derartigen Wirkteil-Konzept ist, daß die zugrundegelegte Vielfach-Wirkung
von an sich kleinen Wirkladungen eine sehr dichte Streuung der Submunitions-Bomblets
über dem Zielgebiet bedingt. Daraus können Fehlauslösungen schon beim Abstieg ins
Zielgebiet aufgrund wechselseitiger Kollisionen der dicht ausgestreuten Bomblets resultieren;
und insbesondere ist mit einem vorgegebenen Wirkteil-Volumen nur ein beschränkter
Zielbereich abdeckbar, die Wahrscheinlichkeit von Mehrfachtreffern in verteilten
Zielobjekten also relativ gering. Vor allem aber reduziert sich die Wirkung derartiger
herkömmlicher Bomblet-Wirkteile dann ganz drastisch, wenn sie gegen Zielobjekte im
Schutzzustand eingesetzt werden, also etwa gegen gepanzerte Fahrzeuge bzw. gegen Verkehrswege
und betonierte Rollbahnen unter natürlicher Laubabschirmung, unter leichten Schutzdächern
oder unter künstlichen Tarneinrichtungen. Denn das Geäst von Bäumen, die Lattung von
Schutzdächern oder die Haltegestelle von Tarnnetzen führen zur Auslösung der hier
auftreffenden Bomblets, noch ehe die darunter befindlichen eigentlichen Zielobjekte
(Fahrzeuge oder Verkehrswege) wirklich getroffen sind, und damit zur Zerlegung der
Bomblets in unkritischem Abstand von den eigentlichen Zielobjekten.
[0004] In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
über ein Zielgebiet verbringbares Wirkteil gattungsgemäßer Art derart auszugestalten,
daß es sich effektiver gegen eine möglichst breite Palette von Zielobjekten und insbesondere
auch gegen Ziele im Schutzzustand einsetzen läßt.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst, daß das Wirkteil
nach Anspruch 1, und dabei mit wenigstens einem Flechettes-Gefechtskopf gemäß dem
Kennzeichnungsteil insbesondere des Anspruches 4, ausgestattet ist. Vorzugsweise ist
jeder Gefechtskopf nach Anspruch 4 bestückt mit einer Mischung von Flechettes der
in den Ansprüchen 10 bzw. 12 gekennzeichneten Auslegung.
[0006] Zwar ist aus der US-PS 4 211 169 ein Flechettes-Gefechtskopf als solcher bekannt.
Bei dem sind aber um eine zentrale Ausstoßladung herum flossenstabilisierte Flechettes
vor individuellen, kleinen plattenförmigen Ausstoßkolben radial angeordnet. Wegen
des horizontal orientierten strahlenförmigen Abganges verbleibt das Gefechtskopf-Gehäuse
bei der Beschleunigung der Flechettes im wesentlichen in Ruhe. Damit ist die bei vertretbarer
Dimensionierung des Gehäuses und der Ausstoßladung erzielbare Geschwindigkeit, also
die erzielbare Effektivität der Flechettes in insbesondere halbhart bis hart gepanzerten
Zielobjekten, relativ beschränkt. Dieser vorbekannte Flechettes-Gefechtskopf ist deshalb
nur als breitflächige Sperrwaffe gegen weiche Ziele einsetzbar. Wenn im Interesse
eines nicht zu weit aufgefächerten Wirkbereiches, also über relativ kurze Zieldistanzen,
und zum Erreichen höherer kinetischer Energie die Abschuß-Geschwindigkeit trotz der
gegebenen apparativen Einschränkungen noch wesentlich gesteigert werden könnte, würde
andererseits die auf kurzer Beschleunigungsstrecke hohe Abgangsgeschwindigkeit zu
flugdynamischen Instabilitäten führen, also nicht zur erforderlichen axialen Eindringung
in hartgepanzerte Zielobjekte.
[0007] Ein erfindungsgemäßer Flechettes-Gefechtskopf dagegen, mit seiner doppelten Nachbeschleunigung
der Flechettes einmal aufgrund der Beschleunigung ihres Gehäuses in Flechettes-Wirkrichtung
und sodann zusätzlich aufgrund Beschleunigung beim Flechettes-Ausstoß aus dem Gehäuse,
ermöglicht es nun, ohne flugdynamische Stabilitätsprobleme über eine relativ kurze
Distanz die hohe Ausgangsgeschwindigkeit für den hochenergetischen Flechettes-Einschlag
ins Zielobjekt auch aus relativ kurzer Zielentfernung zu erreichen, wobei die Flechettes
nun praktisch ohne Energieverlust und ohne Flugrichtungs-Beeinflussung natürliche
Deckungsgegebenheiten und künstliche Schutzmaßnahmen über den Zielobjekten (vgl. DE-OS
33 37 115) durchdringen.
[0008] Damit ist ein sehr effektives und dabei leicht-bauendes, also günstig verbringbares
Wirkteil gegen ein breites Zielspektrum insbesondere auch in gedeckter Stellung mit
apparativ unproblematischen Mitteln realisierbar.
[0009] Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale und Vorteile
der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen und, auch unter Berücksichtigung
der Darlegungen in der Zusammenfassung, aus nachstehender Beschreibung. Unter Bezugnahme
auf die Zeichnung werden darin bevorzugte Realisierungsbeispiele zur Erfindung näher
erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 im Axial-Längsschnitt angenähert maßstabsgerecht einen Gefechtskopf mit integriertem
Beschleunigungssystem und Ausstoßeinrichtung für seine Flechettes,
Fig. 2 in vereinfachter Prinzipdarstellung einen Flugkörper als Verbringungssystem
für einen Wirkteil mit mehreren angenähert kaliberfüllenden Gefechtsköpfen gemäß Fig.
1 unter Berückksichtigung eines Auswurfsystems für günstige Verteilstatistik,
Fig. 3 die Bestückung eines nicht-zylindrischen Flugkörper-Bereiches mit einem Wirkteil
aus unterkalibrigen Gefechtsköpfen gemäß Fig. 1,
Fig. 4 ein flügelstabilisiertes Flechette aus einem Gefechtskopf gemäß Fig. 1, mit
Brandmassen-Applikation für gesteigerte Sekundärwirkung im halbhart bis hart gepanzerten
Zielobjekt,
Fig. 5 eine Flechette-Auslegung als räumgeschützte Rollsperre nach ihrem Grund-Einschlag
und
Fig. 6 in Abwandlung der Gegebenheiten nach Fig. 5 eine Flechette-Auslegung als in
den Untergrund eingedrungene Bodenmine.
[0010] Der in Fig. 1 skizzierte Flechettes-Gefechtskopf 51 besteht im wesentlichen aus
einem hohlzylindrischen Gehäuse 52. Das ist im Interesse geringer zusätzlich zu beschleunigender
Masse vorzugsweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff, mit zusätzlicher Faserwickel-Armierung
53 zur Verstärkung radial besonders beanspruchter Wandungsbereiche, ausgeführt. Vor
einer etwa in der Quer-Mittenebene des Gehäuses 52 axial und radial festgelegten Dämmplatte
54 ist eine - hier als flachzylindrischer Ring dimensionierte - Ausstoßladung 55 zur
Beschleunigung eines plattenförmigen Ausstoßkolben 56 in Richtung der Gehäuse-Achse
57 zur stirnseitigen Gehäuse-Öffnung 58 hin angeordnet.
[0011] In dieser Bewegungs- oder Wirkrichtung 69 vor dem Ausstoßkolben 56 sind unmittelbar
und/oder mittelbar die Hecks 59 von Pfeilgeschossen, hier sogenannten Flechettes
60 abgestützt. Radial sind diese in dichter achsparalleler Packung von Manschetten-Schalen
61 gehaltert, die an der Innenmantelfläche der zur Öffnung 58 hin gelegenen Wandung
des Gehäuses 52 axial geführt und rückwärtig gegen den Ausstoßkolben 56 abgestützt
sind, wobei sie durch Eingriff in eine frontseitige Kolben-Ringnut 65 radial versteifend
geführt sind. Die Öffnung 58 ist durch einen leichten Deckel 62 unmittelbar vor den
Spitzen 63 der axial am weitesten nach vorne ragend gepackten Flechettes 60 verschlossen.
Der ist mittels einer leicht lösbaren formschlüssigen Verbindung 64 an der Innenmantelfläche
des Gehäuses 52 festgelegt.
[0012] Die Flechettes 60 werden mittels des Ausstoßkolbens 56 auf eine derartige Geschwindigkeit
beschleunigt, daß ihre Pfeil-Spitzen 63 mit hoher kinetischer Energie in auch halbhart
bis hart gepanzerte Zielobjekte bzw. in den Untergrund, selbst in betonierten Untergrund,
eindringen. Da Tarnungen und ähnliche Abdeckungen (wie Laub von Bäumen oder leichte
Dächer von Unterstell-Schuppen) ohne wesentlichen Energieverlust durchschlagen werden,
ist ein solcher Flechettes-Gefechtskopf 51 insbesondere gegen Ziele im Schutzzustand
wirksam einsetzbar. Die im Querschnitt runden oder polygonalen Flechettes-Schäfte
66 sind (durch Schwerpunkts-Verlagerung vom geometrischen Mittelpunkt in Richtung
auf die Spitze 63) massestabilisiert oder, wie skizziert, gemäß dem bevorzugten Realisierungsbeispiel
durch Heck-Flossen 67 stabilisiert. Der Schaft 66 (bei massestabilisiertem Flechette
60 jedenfalls der massereichere vordere Teil des Schaftes 66) besteht vorzugsweise
aus einem Penetrationsmaterial hoher Dichte wie Wolfram oder anderem Schwermetall.
Die große Streckung des Schaftes 66 im Verhältnis zu seinem Durchmesser erbringt eine
hohe Eindringleistung beim Aufschlag aufs Ziel.
[0013] Bei Ausstattung der Flechettes 60 mit Stabilisierungs-Flossen 67 ist, wie zeichnerisch
angedeutet, zweckmäßigerweise vorzusehen, daß die Flechettes 60 für dichte achsparallele
Packung im Gehäuse 52 wechselweise axial versetzt sind. Dadurch können sich die rückwärtig
gelegenen Flechettes 60 heckseitig mit ihren Flossen 67 unmittelbar gegen die vordere
Fläche des Ausstoßkolbens 56 abstützen, während die Flossen 67 von weiter nach vorne,
dazwischen angeordneten Flechettes 60 die benachbarten Schäfte 66 teilweise umfassen
und heckseitig gegen die Frontansätze 68 der dahintergelegenen Flossen 67, also mittelbar
über diese erst gegen den Ausstoßkolben 56, abgestützt sind.
[0014] Im Interesse geringer Gefechtskopf-Baulänge ist bei der praktischen Realisierung
der Beschleunigungsweg des Ausstoßkolbens 56 vergleichsweise gering. Wenn Flechettes
60 über eine relativ geringe Strecke eine hohe Beschleunigung erfahren, um auf die
notwendige Abgangsgeschwindigkeit gebracht werden zu können, die für die beim Zielaufschlag
umzusetzende kinetische Energie anzustreben ist, können daraus flugdynamische Instabilitäten
resultieren. Deshalb werden die Flechettes 60 nicht aus einem quasi-stationären Gefechtskopf-Gehäuse
52 gestartet, sondern aus einem in Flechettes-Wirkrichtung 69 vorbeschleunigten Gefechtskopf
51. Um dabei also nicht auf die Bewegung angewiesen zu sein, die beim Abwurf aus einem
Trägersystem sich einstellt, ist der Gefechtskopf 51 hinter dem Ausstoßkolben 56 mit
einem Rückstoß-Triebwerk 70, zur Beschleunigung des kompletten Gefechtskopfs 51 in
Wirkrichtung 69, ausgestattet.
[0015] Dieses weist wenigstens eine Düse 72, vorzugsweise aber mehrere symmetrisch zur Längsachse
57 des Gefechtskopfes 51 im Gehäuse-Boden 71 angeordnete Düsen 72 auf. Der rückwärtige
Teil des Gefechtskopf-Gehäuses 52, der den Treibsatz 73 für dieses Beschleunigungssystem
aufnimmt, wirkt also als dessen Brennkammer. Wenn die Achsen 74 exzentrisch angeordneter
Düsen 72 eine auch nur geringe (in der Größenordnung von gut einem Grad liegende)
Anstellung gegenüber der System-Längsachse 57 aufweisen, wird dadurch ein Drallmoment
auf den Gefechtskopf 51 um seine Längsachse 57 hervorgerufen; bzw. ein etwa bei der
Ablieferung aus dem Träger 75 etwa schon vorhandener Drall verstärkt. Daraus resultiert
in vorteilhafter Weise eine konstruktiv vorherstimmbare, optimale Verteil-Auffächerung
(und damit ein großer Wirkbereich im Zielgebiet) bei dem Ausstoß der Flechettes 60,
ohne daß diese von der optimalen achsparallelen Packung abweichend hinter der Ausstoß-Öffnung
58 gehaltert, bzw. beim Abgang unter Energieverlusten umgelenkt, werden müssen.
[0016] Fig. 2 zeigt grob-skizzenhaft einen Träger 75 nach Art einer Artillerierakete, wie
sie etwa als MLRS-Rakete des Waffensystems MARS bekannt ist. In der Hülle 76 sind
koaxial mehrere nahezu kaliberfüllende Submunitions-Gefechtsköpfe 51 als Wirkteil-Container,
unter Einfassung in Kunststoff-Profilschalen 77 für den radialen Spielausgleich, angeordnet.
Über ein zeitgesteuertes oder ferngesteuertes Zündgerät 78 wird ein Gasgenerator 79
hinter der Projektil-Ogive 80 initiiert, der den Stapel der Gefechtsköpfe 51 beispielsweise
axial heckseitig aus der Hülle 76 herausschiebt.
[0017] Um jedoch die Flächenwirkung des Wirkteiles 90, also die Flächenverteilung der Flechettes
60 im Zielgebiet zu vergrößern, ist für die Ablieferung der Gefechtsköpfe 51 aus dem
Träger 75 vorzugsweise ein radialer Ausstoß nach unterschiedlichen Seiten vorgesehen.
Hierfür verläuft ein vom Gasgenerator 79 aufblasbarer Schlauch 81 entlang der Innenwandung
der Hülle 76 mäanderförmig-abwechselnd an unterschiedlichen Seiten der hintereinandergelegenen
Gefechtsköpfe 51. Dadurch wird ein Wirkradius abgedeckt, der insbesondere von einem
Wirkteil 90 in Form eines einzigen Gefechtskopfes 51 nicht, zumindest nicht mit vergleichbarer
Effektivität bedienbar wäre.
[0018] Dem Verlauf des Schlauches 81 diametral gegenüber weist die Träger-Hülle 76 Sollbruchstellen
82 auf, die mittels aus dem Zündgerät 78 angesteuerter pyrotechnischer Sätze (oder
durch die Radialdruckbeanspruchung des aufgeblasenen Schlauches 81) zum seitlichen
Absprengen von Schalenteilen 83 führen, um hier die Träger-Hülle 76 für den seitlichen
Auswurf der Gefechtsköpfe 51 nach verschiedenen Richtungen hin zu öffnen. Als diametrale
Verbindungen zwischen den an unterschiedlichen Seiten liegenden, aufblasbaren Schläuchen
81, und auch als Anblasrohr zum Anschluß an den Gasgenerator 79, dienen zweckmäßigerweise
starre Speise-Rohre 84, um den radialen Auswurfvorgang nicht durch axiale Spreizbeanspruchung
zwischen den Gefechtsköpfen 51 zu behindern.
[0019] Jeder Gefechtskopf 51 weist zweckmäßigerweise (Fig. 1) im Bereiche seines Bodens
71 eine aerodynamische Bremseinrichtung 85, etwa einen kleinen Bremsschirm oder Ballut,
auf. Diese ist freigegeben, wenn der Gefechtskopf 51 aus dem Träger 75 freigegeben
wurde. Die Bremswirkung führt dazu, die Gefechtskopf-Längsachse 57, und damit seine
Wirkrichtung 69, rascher in Abstiegsrichtung, also auf das Zielgebiet auszurichten;
ibs. für den Fall, daß die Gefechtsköpfe 51 bei gestreckter Bahn des Trägers 75 (und
nicht aus steiler Abstiegsbahn) ausgebracht werden. Die von der Bremswirkung auf eine
Halterung 86 ausgeübte Zugbeanspruchung startet ein Zeitglied 87 für verzögertes Initiieren
eines Zündsatzes 88, um damit den Treibsatz 73 anzuzünden, also das Triebwerk 70 zu
starten.
[0020] Aufgrund der nun einsetzenden Beschleunigung, oder aber initiiert aus dem Zeitglied
87, wird die Bremseinrichtung 85 von ihrer Halterung 86 gelöst und der Gefechtskopf
51 in Flechettes-Wirkrichtung 69 beschleunigt. Wenn der Treibsatz 73 bis zur Dämmplatte
54 abgebrannt ist, zündet er durch einen diese durchquerenden Kanal 89, z.B. mittels
einer Übertragungsladung, die Ausstoßladung 55. Davon wird der Ausstoßkolben 56 in
Wirkrichtung 68 beschleunigt. Der Impuls führt dazu, daß der Deckel 62 aus seinen
Gehäuse-Verbindungen 64 nach vorne herausgeschoben und aufgrund des Gefechtskopf-Dralles
seitlich weggeschleudert wird.
[0021] Auch die Manschettenschalen 61 werden nach Verlassen der Gehäuseöffnung 58 seitlich
weggeschleudert, und die Flechettes 60 können sich mit hoher Axialgeschwindigkeit
unter radialer Verteilung auf das Zielgebiet zu bewegen.
[0022] Bei größerkalibrigem Träger 75 ist es im Interesse eines breiten Streufeldes der
ausgestoßenen Gefechtsköpfe 51 zweckmäßig, unterkalibrige Gefechtsköpfe 51 als achsparallele
Stapel exzentrisch nebeneinander anzuordnen. Wenn, wie etwa bei der taktischen Armeerakete
ATACMS, der munitionstechnische Wirkteil 90, realisiert durch die Gefechtsköpfe 51,
im nach vorne konisch sich verjüngenden Bereich des Trägers 75 untergebracht werden
muß (vgl. Fig. 3), dann ist es aus fertigungstechnischen und logistischen Gründen
dennoch zweckmäßig, nur zylindrische Gefechtsköpfe 51 gleicher Durchmesser für die
Bestückung bereitstellen zu müssen. Die Schaumstoff-Schalen 77 sind dann so profiliert,
daß durch sie die konische radiale Restdistanz neben der jeweils äußersten Lage von
Gefechtsköpfen 51 vor der Innenmantelfläche der Hülle 76 (gegebenenfalls unter Einfassung
dort verlegter Zündsteuerkabel, in der Zeichnung nicht berücksichtigt) hinterfüttert
wird. Für die Bestückung werden jedoch zweckmäßigerweise die Gefechtsköpfe 51 noch
außerhalb der Träger-Hülle 76 in Aufnahmehöhlungen an der Innenseite von zwei oder
mehr achsparallelen Teilen der Schalen 77 vormontiert, die daraufhin (unter zentraler
Einfassung eines vom Schlauch 81 umgebenen durchbrochenen Speiserohres 84′) zum kegelstumpfförmigen
Wirkteil 90 zusammengesetzt, beispielsweise miteinander verklebt werden. Dieses so
vorbestückte Wirkteil 90 kann dann rückwärtig in den konischen Bereich der Träger-Hülle
76 eingeschoben werden, bis die Speiseöffnung 92 des Rohres 84′ an den Gasgenerator
79 ankoppelt. Das Absprengen von Teilschalen 83 der Trägerhülle 76 an Sollbruchstellen
82 zum seitlichen Ausstreuen der Flechettes-Gefechtsköpfe 51 erfolgt dann wieder,
wie in Zusammenhang mit Fig. 2 beschrieben, durch Aufblasen eines Verdränger-Schlauches
81, der sich nun koaxial um das druckgasführende Anblas-Rohr 84′ herum erstreckt,
oder mittels pyrotechnischer Sätze.
[0023] Die Wirkung des hochenergetischen Zieleinschlags der Flechettes 60 läßt sich durch
eine sekundäre Brandmassenwirkung noch wesentlich steigern. Bei Flechettes 60, die
über die Gewichtsverteilung längs des Schaftes 66 stabilisiert sind, ist dieser zweckmäßigerweise
als Komposit-Körper aus Materialien unterschiedlicher Dichte aufgebaut, mit dem spezifisch
schwereren Material hinter der Flechettes-Spitze 63. Bei flügelstabilisierten Flechettes
60, wie im Beispielsfalle der Fig. 1 und Fig. 4, ist zumindest der gesamte Schaft
66 hinter der ballistisch optimierten Geometrie der Spitze 63 homogen aus einem Material
hoher Dichte ausgebildet. Wenigstens im rückwärtigen Teil ist der Schaft 66 als Hohlkörper
zur Aufnahme einer brandaktiven Masse 94 ausgelegt. Der Hohlraum 95 erstreckt sich
zweckmäßigerweise sogar als konzentrische Bohrung durch die gesamte Länge des Schaftes
66 bis in den Bereich der Spitze 61 hinein, um ein möglichst großes Volumen an Brand-Masse
94 sicher bis ins aufgeschlagene Zielobjekt einbringen zu können. Die Masse 94 entzündet
sich spätestens aufgrund der Erhitzung beim Zielaufschlag, gegebenenfalls aber auch
schon aufgrund der Reibungshitze beim Hochgeschwindigkeits-Lauf durch die Luft; eine
Entzündung findet aber noch nicht aufgrund der bloßen Beschleunigung mittels des Ausstoßkolbens
56 relativ zum Gefechtskopf-Gehäuse 52 (Fig. 1) statt, so daß beim Abgang verschweißende
Brandwechselwirkungen zwischen den noch nicht aufgefächert ausgestreuten Flechettes
60 vermieden sind.
[0024] Als Brandmasse 94 kann eine Materialmischung mit Zirkonium, oder aufgrund der höheren
Abbrandtemperaturen mit Aluminiumoxyd, dienen. Vorzugsweise ist der vom Schaft 66
koaxial umgebene Hohlraum 95 aber mit einer sogenannten aktiven Brandmasse 94 gefüllt,
die im wesentlichen nur aus Reduktionsmitteln besteht, welche mit heißen Materialpartikeln
reagieren und dabei die Brandreaktion aufrechterhalten, weil die umgebende Luft als
Oxydator ausreicht.
[0025] Solche unter hoher Temperatur abbrennenden aktiven Brandmassen 94 sind in Form von
Titan-Legierungen aus der Restverwertung von Schweißelektroden preiswert und in großer
Menge verfügbar und technologisch unproblematisch in den Hohlraum 95 einschweißbar.
Aber auch andere cautonide, also hoch-brandaktive Stoffe sind hier verwendbar, wie
insbesondere die sogenannten Cermischmetalle, also leicht mit Sauerstoff reagierende
Gemische von Seltenerdmetallen, wie sie wegen ihrer leichten Entzündbarkeit und hohen
Verbrennungswärme etwa als Grundmaterial für Taschenfeuerzeug-Zündsteine am Markt
sind.
[0026] Je nach dem voraufgeklärten Ziel-Szenario kann es zweckmäßig sein, anstelle der Flechettes
60 mit Brandmassen-Sekundärwirkung oder zusätzlich dazu, also im Bestückungs-Mix,
Gefechtsköpfe 51 zu verbringen, die logistische oder Aufmarsch-Bewegungen des Gegners
im Zielgebiet behindern oder sogar weitgehend unmöglich machen. Auch hierfür sind
die Wirkteile 90 einsetzbar, deren Gefechtsköpfe 51 insbesondere auch durch die Tarnung
gedeckter Stellungen hindurch gegen Zielobjekte im Schutzzustand wirken.
[0027] Fig. 5 zeigt das Beispiel des Durchschlagens einer Betondecke 96 (etwa einer Rollbahn
für Luftfahrzeuge) mit Eindringen des Flechette-Schaftes 66 in das darunter gelegene
verdichtete Erdreich 97. Außer durch Verformung der Schaft-Spitze 63 wird die Eindring-Bewegung
insbesondere durch den radial ausstehenden Frontansatz 68 für die Stabilisierungsflossen
67 im Heckbereich des Schaftes 66 gebremst. Die dadurch rückwärtig etwas über die
Betondecke 96 hochstehenden Flossen 67 sind mit messerscharfen Rändern 98 ausgestattet
und zerschneiden dadurch Fahrwerksreifen, insofern das Fahrwerk sich nicht sogar
selbst in diesem vorstehenden rückwärtigen Teil der Flechettes 60 verfängt. Es kann
auch vorgesehen sein, die messerscharf berandeten Flossen 67 beim Abbremsen der Eindringbewegung
in das Erdreich 97 längs Sollbruchstellen 99 abscheren zu lassen, so daß sie über
die Umgebung der Einschlagstelle als Schneidsplitter ausgestreut werden und dadurch
einen Fahrverkehr mit Luftreifen zumindest erheblich behindern.
[0028] Um an der Einschlagstelle 111 für Behinderungen hinreichend über die Betondecke 96
vorzuragen, kann gemäß Fig. 5 vorgesehen sein, aus dem Flechettes-Heck 59 einen spitzen
Dorn 100 teleskopartig herauszufahren, der ebenfalls der Beschädigung von Luftreifen
bzw. Fahrgestellen beim Verkehr auf dieser Betondecke 96 dient. Für die teleskopartige
Verschiebung kann ein kleiner Gasgenerator 101 von einem Verzögerungszeitzünder 102
eine gewisse Zeitspanne nach dem Eindringen in das Erdreich 97 initiiert werden. Zugleich
kann dieser auch eine Blähladung 103 im vorderen Teil des Schaftes 66 zünden, um den
Schaft 66 hier durch Verkeilung im Einschlagkanal möglichst starr festzulegen. Das
behindert ein rückwärtiges Herausziehen des Schaftes 66 zum Räumen der Einschlagstelle
111.
[0029] Die rückwärtige Arretierung 104 des aus dem Schaft-Heck 59 herausgefahrenen Dornes
100 kann zugleich dafür ausgelegt sein, eine Splitter-Sprengladung 105 zu zünden,
wenn im Rahmen von Räum-Bemühungen eine so starke Biegebeanspruchung auf den Dorn
100 einwirkt, daß dort ein z.B. vorgespannt-arretierter Zündmechanismus dadurch freigegeben
wird. Das stellt eine wirksame Räumsperre für eine solche Rollbahn-Blockierung dar.
[0030] Bei der gegenüber Fig. 5 abgewandelten Ausführungsform für ins Erdreich 97 eindringende
Flechettes 60 gemäß Fig. 6 ist vor dem heckseitigen, radial ausladenden Frontansatz
68 eine (weitere) Sollbruchstelle 119 quer zur Längserstreckung des Schaftes 66 vorgesehen.
Dieser reißt deshalb aufgrund der Eindringabbremsung des Hecks 59 hier auseinander,
und der vordere Bereich dringt (hinsichtlich Richtung und Tiefe nach Maßgabe der Verformung
der Schaft-Spitze 63) weiter ins Erdreich 97 ein.
[0031] Zwischen Heck 59 und vorderem Schaftteil 66 verbleibt aber eine Verbindung 106 zur
Übertragung eines Zündsignales, wenn ein im Heck 59 angeordneter Sensor 107 das Überrollen
mittels eines schweren Fahrzeuges, insbesondere mittels der Ketten eines Panzerfahrzeuges
detektiert. Es wird dann über die Verbindung 106 ein Zündgerät 108 initiiert und davon
eine Gefechtsladung 109 mit projektilbildender Einlage 110 gezündet, die schaftseitig
von der Sollbruchstelle 119 nach rückwärts, also zum Heck 59 hin orientiert freigelegt
wurde. So wirkt die Gefechtsladung 109 unmittelbar gegen das Fahrwerk des Fahrzeugs,
auf dessen Überrollen der Sensor 107 anspricht. Gleichzeitig wird beim Heck 59 oder
in dessen Nachbarschaft (wenn wie skizziert Heck 59 und Schaft 66 nicht genau koaxial
ausgerichtet bleiben) ein Erdkrater aufgerissen, wodurch das Befahren dieser Route
künftig zumindest behindert wird. Die Verbindung 106 (oder eine zusätzliche Verbindung)
kann zugleich als relativ steife Zugfeder ausgelegt sein, um zu verhindern, daß das
separierte Sensor-Heck 59 infolge von Rückpralleffekten aus der Einschlagstelle 111
wieder herausspringt.
[0032] So ist mittels der beschriebenen Flechettes 60 ein kompakter Gefechtskopf 51 auch
und gerade gegen Ziele im Schutzzustand unter breitgestreuten Wirkmechanismen realisierbar,
der jedenfalls leichter ist, als ein konventioneller Bomblet-Wirkteil 90 gleichen
Raumbedarfes im Träger 75. Da ein herkömmlicher Wirkteil 90, wie ausgeführt, auch
nur geringe Effektivität durch natürliche oder künstliche Tarnung hindurch aufweist,
ist deshalb unter gleichen apparativen Verbringungs-Gegebenheiten mit Gefechtsköpfen
51 vorstehend beschriebener Art über größere Reichweiten eine wirksamere Bekämpfung
feindlicher, insbesondere auch gedeckter Stellungen und Aufmarschräume möglich.
1. Submunitions-Wirkteil (90), zum Einsatz aus einem Träger (75) gegen unterschiedliche,
insbesondere auch halbhart und hart gepanzerte Zielobjekte,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Wirkteil (90) wenigstens einen Gefechtskopf (51) mit Flechettes (60) aufweist,
der mit einem Triebwerk (70) zur Beschleunigung des Gefechtskopfes (51) in Flechettes-Wirkrichtung
(69) und mit einem Ausstoßkolben (56) für zusätzliche Flechettes-Beschleunigung unter
Ausstoß aus dem zuvor beschleunigten Gefechtskopf (51) heraus ausgestattet ist.
2. Wirkteil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Träger (75) mit einem koaxialen Stapel nahezu kalibergleicher Gefechtsköpfe
(51) ausgestattet ist, die mittels eines mäandrisch im Träger (75) verlaufenden Ausstoß-Schlauches
(81) nach unterschiedlichen Richtungen aus dem Träger (75) radial auswerfbar sind.
3. Wirteil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Träger (75) mit mehreren achsparallelen Stapeln von Gefechtsköpfen (51) ausgestattet
ist, die um einen zentralen Ausstoß-Schlauch (81) herum in geteilte Profilschalen
(83),als rotationssymmetrische Einheit in der Träger-Hülle (76), vormontiert sind.
4. Flechettes-Gefechtskopf (51), insbesondere zur Verbringung als Wirkteil (90) gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 3, mit einem Ausstoßkolben (56) für in einem Gehäuse (52)
angeordnete Flechettes (60),
dadurch gekennzeichnet,
daß er mit einem Triebwerk (70) zur Linear-Beschleunigung in Wirkrichtung (69) der
achsparallel im Gehäuse (52) angeordneten Flechettes (60) und zur Dreh-Beschleunigung
um seine Längsachse (57) ausgestattet ist.
5. Gefechtskopf nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß er mit einer nach der Freigabe aus der Träger (75) kurzzeitig wirksam werdenden
aerodynamischen Bremseinrichtung (85) zur räumlichen Ausrichtung der Wirkrichtung
(69) ausgestattet ist.
6. Gefechtskopf nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß er mit einem Zeitglied (87) für, gegenüber Freigabe aus dem Träger (75) verzögertes,
Zünden seines Triebwerks (70) ausgestattet ist.
7. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Ausstoßladung (55) für seinen Ausstoßkolben (56) vorgesehen ist, die vom
Triebwerks-Treibsatz (73) zündbar ist.
8. Gefechtskopf nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß sein Gehäuse (52) durch eine Dämmplatte (54) zwischen dem Triebwerks-Treibsatz
(43) und der Ausstoßladung (55) axial geteilt ist, die durch wenigstens einen Übertragungskanal
(89) in der Dämmplatte (54) hindurch anzündbar ist.
9. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 4 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß er mit flossenstabilisierten Flechettes (60) ausgestattet ist, die in dichter
achsparalleler Staffelung axial gegeneinander versetz vor dem Ausstoßkolben (56) angeordnet
sind.
10. Flechette (60), insbesondere zum Bestücken eines Gefechtskopfes (51) nach einem
der Ansprüche 4 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß ihr Schaft (66) eine Brand-Masse (94) wenigstens teilweise umgibt.
11. Flechette nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schaft (66) einen etwa über seine axiale Länge sich erstreckenden, mit Brand-Masse
(94) gefüllten Hohlraum (95) aufweist.
12. Flechette (60), insbesondere zum Bestücken eines Gefechtskopfes (51) nach einem
der Ansprüche 4 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß ihr Schaft (66) heckseitig mit einem radial ausladenden Ansatz (68) als Eindring-Hindernis
ausgestattet ist.
13. Flechette nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schaft (66) heckseitige Flossen (67) mit messerscharfen Rändern (98) aufweist.
14. Flechette nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß Flossen (67) über Sollbruchstellen (99) mit dem heckseitigen Schaft (66) verbunden
sind.
15. Flechette nach einem der Ansprüche 12 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schaft (66) mit einem aus seinem Heck (59) ausfahrbaren Dorn (100) ausgestattet
ist.
16. Flechette nach einem der Ansprüche 12 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß er heckseitig mit einer bei Räum-Biegebeanspruchung auslösbaren Sprengladung
(105) ausgestattet ist.
17. Flechette nach einem der Ansprüche 12 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schaft (66) im vorderen Bereich mit einer Verkeil-Blähladung (103) ausgestattet
ist.
18. Flechette nach einem der Ansprüche 12 bis 17,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schaft (26) mit einer radial verlaufenden Sollbruchstelle (119) und mit einem
Zündauslöse-Sensor (107) im Heck (59) ausgestattet ist, der mit einer zum Heck (59)
gerichteten Gefechtsladung (109) vor der Sollbruchstelle (119) im vorderen Teil des
Schaftes (66) verbunden ist.