(19)
(11) EP 0 299 203 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.01.1989  Patentblatt  1989/03

(21) Anmeldenummer: 88109244.9

(22) Anmeldetag:  10.06.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B41F 35/06, B41F 23/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 15.07.1987 DE 3723400

(71) Anmelder: Baldwin-Gegenheimer GmbH
D-86068 Augsburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Waizmann, Franz
    D-8901 Gessertshausen (DE)

(74) Vertreter: Vetter, Ewald Otto, Dipl.-Ing. et al
Patentanwaltsbüro Allgeier & Vetter Postfach 10 26 05
86016 Augsburg
86016 Augsburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) DRUCKMASCHINEN-REINIGUNGSVORRICHTUNG


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Reinigen der Gummitücher einer Rollenoffsetdruckmaschine bei laufender Bahn. Das zum Lösen der Farb- und Papierreste auf dem Gummituch eingesetzte Waschmittel wird zum Teil von der Druck­bahn aufgenommen und gelangt in den Trockner. Beim auslaufenden Druck, dem sich eine ansteigende und dann abfallende Farbrest­kurve und eine entsprechende Waschmittel-Beladungskurve über­lagert, kann eine unerwünscht hohe Abdampfung auftreten. Die Dampfmengen können einerseits über das Waschprogramm gesteuert werden. Andererseits können die Dampfmengen dadurch gelenkt werden, daß auf den Abdampfprozeß mittels eines auf die Bahn­oberfläche aufgegebenen Stoffs eingegriffen wird. Der Stoff­auftrag führt zur Hemmung der Abdampfung, verschiebt die Dampf­anteile, zusätzlich können die verdampfenden Komponenten ver­siegelt werden. Vorrangig wird als diesbezüglicher Stoff Wasser angewendet. Im Bereich des Trocknereingangs ist eine Sprüh­vorrichtung angeordnet, die quantitativ und zeitlich mit Ziel der geringstmöglichen Konzentration an explosiven oder schad­stoffhaltigen Dämpfen beschickt wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Reinigen eines auf einem Gummizylinder einer Rollenoffset-­Druckmaschine aufgespannten Gummituchs nach den Ansprüchen 1 und 5.

    [0002] Eine Maßnahme der gattungsgemäßen Art geht aus der DE 30 05 469 A1 hevor. Sie betrifft allgemein das Waschen der in Rotationsdruck­maschinen vorfindbaren Gummitücher. Die Maßnahme ist anwendbar sowohl auf den Gummizylinder einer bogenverarbeitenden Druck­maschine als auch auf den Gummizylinder einer rollenverarbeiten­den Druckmaschine.

    [0003] Die Gummitücher verschmutzen im Lauf des Fortdrucks hauptsächlich durch den Aufbau klebriger Farbreste und haftenbleibenden Papier­staubes. Die beim autotypischen Rasterdruck wichtige Punktschärfe geht dabei verloren, einige Druckpartien drucken nicht mehr rich­tig aus.

    [0004] Zur Beseitigung der Störung vom Verschmutzen des Gummituchs wird der Druck unterbrochen und Gummituchwaschen von Hand oder appara­tiv durchgeführt. Gemäß der DE 30 05 469 A1 ist zum Gummituch­waschen mit apparativer Hilfe gegenüber dem Gummizylinder des Druckwerks achsparallel ein Waschbalken befestigt, der ein gegen das sich vorbeibewegte Gummituch in und außer Berührung bring­bares Anpreßelement trägt. Die Reinigungswirkung geht auf Rei­bung und Anlösung der verschmutzten Partikel auf dem Gummituch zurück, wobei der Schmutz mit Hilfe eines während des Gummituch­waschens abgezogenen Waschtuchs aufgenommen wird.

    [0005] Ein Waschbalken einer Gummituchwaschanlage ist in der Regel in Wälzrichtung gesehen vor dem vom Bedruckstoff durchlaufenen Druck­spalt, also vorderhalb der Einfärbung, angeordnet. Dieser Bereich betrifft den Vorlauf der Druckfarbe und des Feuchtmittels auf kürzestem Weg und geringster Verweilzeit vom Plattenzylinder zur Druckbahn. Wenn Waschmittel auf den Gummizylinder gelangt, ist der Weg des Waschmittels zur Druckbahn derselbe wie der Weg der Druckfarbe. Das Waschmittel spaltet z.T. auf die Druckbahn, ein Teil verbleibt und fährt wieder zur Waschstelle.

    [0006] Andererseits kann der Waschbalken aus Platz- und Konstruktions­gründen auch im Rücklaufbereich zwischen Druckspalt und Platten­zylinder liegen. Das Gummituch hat dann gerade Farbe und Feucht­mittel bei der Spaltung an den Bedruckstoff abgegeben und bei der Berührung mit dem Bedruckstoff die jüngsten Papierpartikel aufgenommen, worauf es dann wieder von der Feuchtmittel und Farbe führenden Druckplatte überrollt wird.

    [0007] Farbwerk und Feuchtwerk sind während des Waschens in der Regel abgestellt, d.h. im abgehobenen Zustand, um die beim Waschvor­gang sonst stattfindende Rückspaltung von Schmutz und Wasch­lösung auf die Farb- und Feuchtwalzen bis hin in den Farb- und Feuchtmittelkasten zu vermeiden.

    [0008] Das Abstellen des Farbwerks und des Feuchtwerks während des Waschvorgangs ist jedoch keine einseitige Bedingung. Wie vorzu­gehen ist, hängt vom Typ der Druckmaschine ab und geht auch auf Erfahrungswerte zurück. Die Bahnrißgefahr ist beispielsweise bei während des Waschens abgestelltem Feuchtwerk größer, weil mit Wiederanstellen des Feuchtwerks ein Feuchtmittelschub kommt. Von daher gesehen kann es geboten sein, das Feuchtwerk angestellt zu lassen.

    [0009] Die jeweils geeignete Steuerung in An- und Ab-Position von Farb- ­oder Feuchtwerk entscheidet sich demgemäß anhand der Maschinen- ­und Produktionseigenheiten. Bei hohem nichtdruckendem Anteil und somit größeren Feuchtmittel-Übertragungsflächen, umgekehrt bei hohem Farbanteil, bei gestrichenem und ungestrichenem, bei leichtem und bei schwerem Papier kann jeweils eine andere Fahr­weise angebracht sein.

    [0010] Beim Waschvorgang selbst werden die Druckwerkszylinder in die Druck-An-Position mit unter Flächenpressung gegeneinander ab­rollender Stellung bei geschlossenem Druckspalt, durch den der Bedruckstoff transportiert wird, gefahren. Es ist auch möglich, den Waschvorgang bei Druck-Ab-Position durchzuführen, bei der der Druckspalt offen ist. Die Zylinderschaltung hängt vom je­weiligen Bedruckstoffverlauf ab, der bei gängigen Vier-Zylinder-­Systemen durch den Versatz der aus Plattenzylinder und Gummi­zylinder gebildeten, durch die Achsen legbaren Ebenen jeweils S-förmig ist, so daß hierbei in beiden Positionen die Berührung des Bedruckstoffes mit dem Gummituch gewährleistet ist. Durch die Berührung des Bedruckstoffes mit dem Gummituch können Schmutz und Waschmittel über den Bedruckstoff abgeführt werden.

    [0011] Bei Satellitensystemen hängt die Wahl der Zylinderschaltung von der Druckwerksbelegung ab.

    [0012] Zum Waschen geht das Anpreßelement aus der Ruheposition in die Arbeitsposition in Reibkontakt mit dem Gummituch. Das Anpreß­element ergibt Linien- bzw. Flächenpressung zwischen dem Wasch­tuch und dem Gummituch, so daß Schmutz und Waschmittel von der einen Seite zur anderen Seite übergehen können. Das Anpreßele­ment besteht beispielsweise aus einer steuerbaren Membran, es kann auch als drehende oder nicht drehende Bürste ausgebildet sein.

    [0013] Das Waschmittel besteht aus Komponenten wässriger Phase haupt­sächlich für den Papierstaub und aus Komponenten organischer Lösemittel hauptsächlich für die Aufweichung bzw. Anlösung der Farbreste. Es kann als Gemisch vorliegen. Es ist auch üblich, einzelne Komponenten in bestimmter Reihenfolge zuzuführen.

    [0014] Die Effizienz des Waschvorgangs hängt wesentlich vom jeweiligen Waschprogramm ab, nach dem der zeitliche und mengenmäßige Ab­lauf der Waschkomponentenzufuhr gesteuert wird. Dabei spielt auch das Vorrücken des Waschtuches im Verhältnis von beschmutzten, getränkten Teilen zu sauberen Teilen eine wesentliche Rolle.

    [0015] Beim Stand der Technik nach der DE 30 05 469 A1 wird die Aufbrin­gung der Flüssigkomponenten in Verbindung mit dem Waschtuch­vorschub über zeitlich gesteuerte, in die Vorsorgungsleitungen geschaltete Ventile und mit ihnen zusammen gesteuerte Servo-­Antriebe vorgenommen. Die Kommandos erfolgen von einem Steuer­werk.

    [0016] Wascherfordernis liegt dann vor, wenn die Druckqualität auf­grund der Verschmutzungserscheinungen nicht mehr ausreichend ist. Obwohl sich mittels moderner Alkoholfilmfeuchtwerke über verschiedene Parameter wie zonenweise Feuchtmittelführung, Duktordrehzahl, Alkoholanteil usw. gewisser Einfluß auf die Verschmutzung des Gummituches nehmen läßt, ist das Gummituch­waschen bei längerer Fortdruckdauer auch aus Gründen der Platten- und Gummituchstandzeit unumgänglich.

    [0017] Der Waschvorgang wird unmittelbar in die Fortdruckphase bei kontinuierlich laufender Maschine gelegt, wobei der Makulatur­anfall im Hinblick auf das Waschprogramm, das sich maschinen­spezifisch und auftragsspezifisch gestalten läßt, minimiert wird. Der Waschvorgang kann auch zu Anlässen gesteuert werden, die mit allgemeinen Rüsttätigkeiten zusammenhängen, z.B. aus Anlaß eines Maschinenhalts für den Plattenwechsel, eines Ein­griffs am Falzapparat usw.. Das Herunterfahren aus Fortdruck auf Stillstand und umgekehrt von Stillstand der Druckmaschine auf Fortdruckbetrieb bietet sich gleichsam außerhalb des unbe­dingt vorzunehmenden Gummituchwaschens an.

    [0018] Ein Teil der Verschmutzung einschließlich Waschmittel geht in das Waschtuch, ein Teil wird über die Bedruckstoffbahn abtrans­portiert, die nach den Druckwerken den Trockner und den Falz­apparat durchläuft. Dadurch entsteht zwangsläufig die Situation, daß der Trockner, dessen Aufgabe es bei Rollenoffset-Druck ist, die Heatset-Farben in pastösen Zustand aufgrund Verdampfens der Flüssiganteile zu bringen, zusätzlich durch Waschmittel belastet wird. Zum Trocknungsprozeß beim Rollenoffset wird auf die An­gaben in "Druckwelt" 13/1971, Seiten 590 bis 592 und "Papier und Druck", 24, 1975, Seiten 74 ff. verwiesen.

    [0019] Im Zeitraum des Waschens ändern sich folglich die Konzentra­tionen in der Gasphase des mit leichtem Unterdruck betriebenen Trockenofens. Der Konzentrationsverschiebung, die sich zwischen dem stationären Zustand während des Fortdrucks und dem Zustand während des Waschens ergibt, ist insofern gegenzusteuern, daß mögliche Störungen sowohl im Bereich des Trockners als auch im Bereich der dem Trockenprozeß nachgeschalteten Verfahren wie z.B. der Nachverbrennung auf geringstmögliches Maß gebracht werden. Dazu gehört in erster Linie die Vermeidung unzulässiger Konzentrationen, die zur Explosion führen können oder die MAK-­Werte außerhalb der gesetzlichen Vorschriften ergeben.

    [0020] Aus der Broschüre über "Sicherheitsregeln für den Explosions­schutz an Durchlauftrocknern von Druck- und Papierverarbeitungs­maschinen", Carl Heymanns Verlag KG, Köln, 1984 gehen Angaben über Überwachungseinrichtungen am Trockner hervor. Die Über­wachungseinrichtungen umfassen nach der gestellten Vorschrift einen Temperaturanzeiger einschl. Temperaturregler, dessen Arbeitsweise auf Nichtüberschreiten der Grenztemperatur im Betrag von 80 % der Zündtemperatur ausgelegt ist. Laut Vor­schrift werden mittels einer Gaswarneinrichtung 5 Meßwerte pro Minute und Meßstelle erfaßt. Dieser Stand der Technik be­züglich der Trocknerausrüstung steht im Gegensatz zur Praxis, wo kaum Fühleinrichtungen verwendet werden und die Trockner nach Erfahrungswerten ohne Berücksichtigung des Waschvorgangs betrieben werden.

    [0021] Angesichts des Problemkreises des erhöhten Anfalls von Dampf­anteilen während des Waschvorgangs empfehlen einzelne Trockner­hersteller das volle Öffnen der Abluftklappe des Trockners zur Erzielung besserer Gasabfuhr, die Brenner des Trockners und das Trocknerumluftgebläse laufen jedoch auf Normalbetrieb weiter.

    [0022] Die für den Waschbetrieb festgelegten Betriebshinweise sind starr und rein vorsorglich, ohne daß eine nähere Anpassung auf den eigentlichen realen Ablauf mit den sich echt zeigenden Konzentrationswerten vorgenommen wird.

    [0023] Für das Gebiet der Nachverbrennungsanlage ist es bekannt, daß der vermehrte Anteil brennbarer Abgase infolge des Waschvor­gangs verbunden mit dem höheren Brennwert der Abgase zu Über­temperatur in der Brennkammer führen kann.

    [0024] Eine Prozeßlenkung zur Reduzierung oder Ausschaltung von Stö­rungen hängt selbstverständlich von den verschiedenen Parame­tern des Druckprozesses selbst, des Trockenprozesses und der Einsatzstoffe ab. Auf die im Trockner abdampfenden Mengen seitens Waschmittel kann durch die Auswahl der Waschmittelzu­sammensetzung bezüglich der anteiligen Flüssigkeiten Einfluß genommen werden. Auch das Druckbild spielt hinsichtlich der druckenden Flächenanteile eine Rolle, denn im Maximalfall kann sich eine 400 % Druckbildüberdeckung bei Übereinanderdruck der Buntfarben mit schwarz und entsprechend hohe Farbdampfkonzen­tration ergeben. Es bietet sich somit an, die druckenden Flächen­anteile als Eingangsparameter zu berücksichtigen. Bei hohem An­teil nicht bedruckter, also papierweißer Flächen, ist wiederum der Farbdampfanteil geringer und das Feuchtmittel höher konzen­triert.

    [0025] Ferner geht das Wegschlagen der Feuchtmittelanteile beim Drucken in den Bedruckstoff ein, das Binden der Waschmittelanteile gegen­über z.B. Naturpapier und gestrichenem Papier verläuft ebenso unterschiedlich.

    [0026] Es stellt sich daher als Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Dampfkonzentrationsverlauf im Trockner mit einfachen Mitteln zu beeinflussen.

    [0027] Die Lösung richtet sich im wesentlichen auf die Einschränkung der beim Waschvorgang vermehrt abdampfenden Anteile anhand einer stofflichen Maßnahme. Sie besteht aus den im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen.

    [0028] Demgegenüber ist es laut CH 287 535 bekannt, Dampf auf die Ober­fläche der Bedruckstoffbahn zu strahlen. Mit dem überhitzten Dampf, dem noch zusätzlich Wärme zugeführt werden kann, soll die Feuchtigkeit der Bahn verdampft werden. Gemäß DE 27 59 666 B2 ist es bekannt, Heißdampf als Konditioniermedium für die Papier­bahn einzusetzen, der aus einem im Anfangsbereich des Trockners angeordenten Konditioniertunnel auf die Druckbahn geblasen wird.

    [0029] Zwar greift der Dampf auch in die Druckverhältnisse im Trocken­ofen ein, doch dient er lediglich der Konditionierung des Be­druckstoffes, um seine Übertrocknung zu verhindern.

    [0030] Erfindungsgemäß reagiert das vor Beginn der Trocknung auf die Druckbahn aufgetragene Medium physikalisch oder chemisch auf der Bahnoberfläche. Physikalisch gesehen behindert es mit seiner Benetzung die Abdampfung der unter der Wärmeeinwirkung ent­stehenden gasförmigen Produkte aus der Druckfarbe bzw. aus dem Waschmittel. Das Medium nimmt selbst Wärme auf, so daß der Wärme­übergang verändert wird. Die Erwärmung des Waschmittels erfolgt später und mit anderem Betrag.

    [0031] Chemisch gesehen kann ein schnell polymerisierender Stoff auf­getragen werden, der förmlich einen Überzug bildet. Im Fall anorganischer Agenzien kann die Ausfällung eines Überzugs aus einer vorher wässrigen Lösung erzielt werden.
    Der Überzug versiegelt die von der Druckbahn abdampfenden An­teile.

    [0032] Wasser als angewendeter Stoff ist leicht zu handhaben und bietet Vorteile hinsichtlich Versorgung, Nichtaggressivität und Verwend­barkeit, die bei gefährlichen Stoffen besteht. Die angefeuchtete Bahn ergibt leichteres Falzen.

    [0033] Die aufzubringenden Mengen des Stoffs sind genau zu bemessen. Bei der zeitlichen Abfolge der Aufbringung wird die zeitliche Verteilung der Farbreste und Waschmittel, wie sie sich auf der laufenden Druckbahn zeigt, berücksichtigt. Beim Reinigen der Gummitücher nacheinander erscheint eine andere Waschmittel­mengenverteilung als beim gleichzeitigen Reinigen aller ver­schmutzter Gummitücher.

    [0034] Mit zonenweisem Zudosieren des Stoffs können zonenweise Unter­schiede im Druckbild, die in die Verschmutzung und somit Wasch­mittelanwendung eingehen, kompensiert werden.

    [0035] Um den Trocknereingang zugänglich zu halten, was z.B. für den Bahneinzug notwendig ist, ist das Auftragswerk für den Stoff, das im Bereich des Trocknereingangs angeordnet ist, in und gegen Bahnabwicklungsrichtung verschiebbar gehalten. Bei Ein­satz einer Sprühvorrichtung als Auftragswerk sind die in einer Reihe quer zur Druckbahn angeordneten Düsen individuell ver­stellbar und beaufschlagbar, um der Möglichkeit des zonenweisen Auftrags in bestimmten Profil Rechnung zu tragen.

    [0036] Vorteilhafte Bedienbarkeit ist durch Ausrüstung des Auftrags­werks, das in einem Kasten teilgekapselt werden kann, mit einer Schienführung und einem Servoantrieb für die Verschiebung er­reicht.

    [0037] Die Vornahme der zeitlich und qualitativ passenden Stoffauf­bringung auf die auf der Druckbahn erscheinenden Farbreste und Waschmittel erfolgt mit Hilfe einer Leiteinrichtung, die die verschiedenen eingebbaren Parameter wie Flächendeckung im Druck, Bahngeschwindigkeit, Zeitpunkte und Übertragsmengen des Wasch­mittels in den einzelnen Druckwerken und Zustandsgrößen im Trockner kontrolliert. Zu letzterem zählen die durch Meßfühler aufnehmbare Dampfkonzentration, Zu- und Abluft und z.B. Gas­mengenstrom. Aufgrund der Parameterwerte sind die entsprechenden Stelleinrichtungen beaufschlagbar. Ihr Umfang betrifft Waschtuch­vorschub, Waschmittelausstoß, Stoffaufbringung, Trocknerklappen neben gegebenenfalls Gaszufuhr. Die Leiteinrichtung kann steuer­technisch mit dem Leitstand der Drucklinie verbinden sein.

    [0038] Die Erfindung wird nachstehend an Hand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert:

    Fig. 1: Schematische Darstellung einer Rollenoffset-Druckmaschine.

    Fig. 2: Ansicht des Auftragswerks zwischen letztem Druckwerk und Trockner.

    Fig. 3: Schematischer Meß- und Stellaufbau bezüglich eines Druck­werks mit Gummituchwaschvorrichtung, Stoffauftragswerk und Trockner.

    Fig. 4: Dampfkonzentrationskurven über die Trocknerlänge.



    [0039] Gemäß Figur 1 läuft die Druckbahn 1 von der Rolle in die Druckwer­ke 2, in denen die jeweiligen Bildfarben passergenau aufgedruckt werden. Beim Bedrucken der Druckbahn 1 gelangt aus den Feuchtwer­ken stammendes Feuchtmittel über die druckfreien Stellen der Plat­te und über das Farb-, Feuchtmittelgemisch auf das Gummituch und folglich auf die Druckbahn 1. Der Feuchtegehalt der Druckbahn 1 wächst. Die Druckfarben des Heatset-Typs werden im Trockner 3 so­weit eingedickt, daß sie nach dem Abkühlen beim Lauf über die Kühlwalzenoberflächen eine im Falzapparat 4 verarbeitungsfähige Oberfläche, die nicht mehr abschmiert, ergeben.
    Der Trockner 3 besitzt Zustromanschlüsse und Kamine für die Ab­luft.

    [0040] Aus Fig. 2 geht jeweils ein gegen den Gummizylinder 5 für Schön- ­und den Gummizylinder 5 für Widerdruck angestellter Waschbalken 6 hervor. Farb- und Feuchtwalzen übertragen die Druckfarben und das Feuchtmittel auf die Druckplatte, die auf den Plattenzylinder auf­gespannt ist.

    [0041] Die durch die Achsen der jeweils aus Platten- und Gummizylinder 5 bestehenden Zylinderpaare legbaren Ebenen sind beim gezeigten Vier-­Zylindersystem versetzt, so daß die Druckbahn 1 den Druckspalt zwischen dem Gummizylinder 5 für Schöndruck und dem Gummizylinder 5 für Widerdruck S-förmig durchfährt. Der S-förmige Verlauf liegt auch in Druck-Ab-Stellung der Druckzylinder vor. S-förmiger Ver­lauf ergibt Berührung von Druckbahn 1 und Gummizylinder 5 und da­mit Waschmittelübertragung. Im letzteren der mehreren Druckwerke 2 ist die Einfärbung abgeschlossen, so daß die Farbdeckung am höch­sten ist. Im Falle des Mehrfarbendrucks überrollt das letzte Druck­werk 2 folglich die in den vorhergehenden Druckwerken 2 eingefärb­te Druckbahn 1, wodurch es zur Rückspaltung der fremden Farben hauptsächlich auf das Gummituch kommen kann.

    [0042] Die Bahnabwicklung verläuft weiter zum Trockner 3 mit seinen hin­tereinander liegenden Trockenabschnitten. Im ersten Trockenab­schnitt ab dem Trocknereinlauf beginnt die Temperatur der Druck­bahn 1 stark zu steigen. Die Abdampfung der verdunst- bzw. ver­dampfbaren Anteile aus der Druckfarbe und dem Waschmittel nimmt bis zu einen Maximum zu, wobei die Dampfkonzentration entsprechend steigt.

    [0043] Der Trockner 3 weist öffenbare Klappen 8 für Bahneinzug und Belüf­tung auf. Vor dem Trocknereingang ist ein Auftragswerk 7 angeord­net, das aus einer Sprüheinrichtung mit Düsenbalken 9 besteht. Nach Verlassen der Druckwerke 2 vor Einlaufen in den Trockner 3 wird mit dem Auftragswerk 7 (in etwa während des Waschens) ein Stoff auf die Oberfläche der Druckbahn 1 gegeben. Bei Schön- und Widerdruck bezieht sich die Stoffaufgabe auf die Ober- und Unter­seite der Druckbahn 1 über jeweils einen oberhalb und unterhalb der Druckbahn 1 quer zur Bahnabwicklung in Abstand angeordneten Düsenbalken 9.

    [0044] Die Strahlrichtung der Düsen, die durch die Schrägstriche angedeu­tet ist, läßt sich verstellen. Der Ausstoß ist nach Erfordernis von Zone zu Zone regulierbar, wobei die Zonen mit den Zonen der Ent­färbung entsprechend den Farbschiebern des Farbkastens vergleich­bar sind.

    [0045] Das Auftragswerk 7 wird über den Stutzen 10 versorgt. Verschieb­barkeit des Auftragswerks 7 ist durch zwei auf einer Schiene 12 laufende Rollen gegeben, damit der Bahneinzug und Arbeiten am Trockner 3 und Auftragswerk 7 erleichtert sind. Das Auftragswerk 7 ist durch eine Wand 11 kapselbar. Der Servoantrieb 13 dient der Verschiebung des Auftragswerks 7.

    [0046] Fig. 3 zeigt im wesentlichen die stoffstrommäßige und signalmäßige Verknüpfung, die zwischen Reinigungseinrichtung 6, d.h. Waschbal­ken, Auftragswerk 7 und Trockner 3 besteht.

    [0047] Da für den Waschvorgang auch die Farbdeckung maßgeblich sein kann, sind auch Farb- und Feuchtmittelversorgung in zonenweiser Eintei­lung einbezogen. Die Massenströme umfassen systematisiert: Farb­strom M1, Feuchtmittelstrom M2, Waschmittelstrom M3, Stoffstrom M4 des Auftragswerks, Gaszufuhr M5, Zuluft M6, Abluft M7. Signallei­tungen führen zu Stelleinrichtungen, die als Ventile V1 bis V5 oder als Klappen V6, V7 siehe Zu- und Abluftstrom, dargestellt sind. Da Ventil V3 für den Waschmittelstrom M3 steht auch symbo­lisch für den Waschtuchvorschub.

    [0048] Im Trockner 3 sind über die Trockenstrecke verteilt Meßfühler 14 zur Messung der Dampfkonzentration angeordnet. Anstelle der ge­zeigten Anzahl von Meßfühlern 14 kann auch ein Meßfühler im Ab­luftkamin vorgesehen sein, wobei zu bedenken ist, daß sein Meßsig­nal wegen der Entfernung zur Druckbahn 1 mit ihren entscheidenden Konzentrationen totzeitbehaftet ist.

    [0049] Als Meßfühler 14 sind direkt oder indirekt auf die Dampfkonzentra­tion ansprechende Sensoren verwendbar, z.B. FID, Druck-, Tempera­turfühler, Hitzdrahtsonde. Mit dem Dampfkonzentrationsmeßsignal werden die am Trocknereingang anstehenden Einflußgrößen Waschmit­telmenge M3 und -zeit, Stoffmenge M4 und -zeit gesteuert.

    [0050] Die Steuerung wird von einer Leiteinrichtung 15 übernommen, die an den Leitstand der Rollenoffset-Maschine schaltbar ist.

    [0051] Der Vorteil der Steuerung der Massenströme M1 ...M7 in zeitlicher und quantitativer Hinsicht geht überzeugend daraus hervor, daß die zeitlich erscheinenden Dampfkonzentrationsmaxima von den Waschintervallen mit entsprechender zeitlicher Beaufschlagung des Auftragswerks zu beantworten sind.

    [0052] Aus Fig. 4 wird der meßbare Vorteil des erfindungsgemäßen Verfah­rens ersichtlich. Die sich höher erstreckende Kurve zeigt den Dampfkonzentrationsverlauf ohne die flachere Kurve mit Stoffauf­trag.


    Ansprüche

    1) Verfahren zum Reinigen eines auf einem Zylinder einer Rollenoffsetdruckmaschine aufgespannten Gummituchs, bei dem die Verschmutzung durch Reibwirkung und Lösewirkung von Waschmitteln angegriffen wird und bei dem eine Druck­bahn nach dem Bedrucken in den Druckwerken einem Trockner zugeführt wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß im Bereich zwischen stromabwärts letztem Druckwerk (2) und erstem Trockenabschnitt ein Stoff auf die Druckbahn (1) aufgegeben wird mit dem die Abdampfung der mit der Druck­bahn (1) transportierten verdampfenden nichtwäßrigen An­teile aus der Farbe und/oder aus dem Waschmittel über die Trockenstrecke eingestellt wird.
     
    2) Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet, daß die Stoffaufgabe in quantitativer und zeitlicher Beziehung zur druckmaschinenaufwärts erfolgenden Waschmittelzufuhr, (M3) vorgenommen wird mit dem Ziel der Minimierung der Konzentration an explosiven oder schadstoffhaltigen Dämpfen im Trockner (3).
     
    3) Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der Stoff anorganisch, bevorzugt Wasser, ist, der fein über die Oberfläche der Druckbahn (1) verteilt wird.
     
    4) Verfahren nach Anspruch 3,
    daß der Stoff ein im Verlauf seines Transports auf der Druckbahn (1) in den Trockner (3) schichtförmig bzw. ausfällendes Material enthält.
     
    5) Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche in einer Rollenoffsetdruck­maschine, umfassend Bahnabwicklung, Druckwerke, Trockner, Falzapparat und eine Anzahl von Reinigungseinrichtungen mit jeweils achsparallel zum Gummizylinder angeordnetem Waschbalken und daran befestigtem, steuerbarem Anpreß­element mit einer zeitlich und quantitativ steuerbaren Hilfsstoffzuführung an die Waschstelle,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß im Bereich zwischen letztem Druckwerk (2) und erstem Trockenabschnitt des Trockners (3) ein Auftragswerk (7) vorgesehen ist, mit dem der Stoff dosiert auf die Ober­fläche der Druckbahn (1) aufbringbar ist.
     
    6) Verfahren nach Anspruch 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Auftragswerk (7) als Sprüheinrichtung ausgebildet ist und die Sprüheinrichtung einen parallel zur Druck­bahn (1) beabstandeten Düsenbalken (9) aufweist.
     
    7) Verfahren nach Anspruch 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Auftragswerk (7) am Eingang des Trockners (3) in und gegen Bahnabwicklungsrichtung verschiebbar gehalten ist.
     
    8) Verfahren nach Anspruch 7,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß für die Verschiebbarkeit des Auftragwerkes (7) Schienen (12) zur Führung und ein Servoantrieb (13) zur Verstellung vorgesehen sind.
     
    9) Verfahren nach Anspruch 5,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Konzentration an explosiven oder schadstoffhaltigen Dämpfen mit mindestens einem Meßfühler (14) aufnehmbar ist und in Abhängigkeit vom Meßergebnis Stelleinrichtungen (V1...V7) für die Stoffaufgabe, für die Hilfsstoffzuführung der Reinigungseinrichtung und die Beschickung des Trockners (3) beaufschlagbar sind, wobei die Meßwerte und Signale durch eine Leiteinrichtung (15) verarbeitbar sind.
     
    10) Verfahren nach Anspruch 9,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Leiteinrichtung (15) in den Leitstand der Rollenoffsetdruckmaschine integrierbar ist.
     




    Zeichnung