[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Gerät zum Einziehen eines Rohrendes durch plastisches
Kaltverformen, bei dem an einem Tragkörper mehrere sich außen über den einzuziehenden
Bereich des Rohres erstreckende Backen und ein das gewünschte Rohrinnenprofil vorgebendes
Innenwerkzeug angeordnet sind.
[0002] Zum Umformen von rohrförmigen Werkstücken an ihren Enden sind zahlreiche unterschiedliche
Verfahren bekannt. Beim Verjüngen durch Hineindrücken des Rohres in eine sich verengende
Matrize läßt sich der Rohrquerschnitt bei gleichzeitiger Längung des reduzierten Bereiches
verkleinern. Die Verwendungsmöglichkeiten dieses Verfahrens werden begrenzt von Aufstauchungen
im Ausgangsquerschnitt des Rohres, vom Knicken oder auch von der Faltenbildung im
Bereich der Verjüngung.
[0003] Bei einem anderen Verfahren wird eine Verformung durch äußeren Druck auf die Rohrmantelfläche
mittels mehrerer über den Rohrumfang angeordneter Knetbacken vorgenommen, wobei die
Innenlängsform entweder frei oder gebunden entsteht. Beim gebundenen Umformen nimmt
die Innenoberfläche die Form des Innenwerkzeuges an, das zylindrisch, kegelig oder
profiliert sein kann (Zeitschrift: BÄNDER, BLECHE, ROHRE 4-1986, "Verfahren zum Umformen
von Rohren", Seiten 63/64).
[0004] Zur Anwendung dieser bekannten Verfahren sind stationäre Maschinen oder Geräte erforderlich.
Dies bedingt, daß die Arbeiten in einer Werkstatt ausgeführt werden müssen.
[0005] Bei der Montage von Rohrleitungen, insbesondere in Kraftwerken, Chemieanlagen, Offshore-Anlagen
usw. werden hohe Qualitätsanforderungen an die Fügestellen von Rohren, Bögen, Stutzen
und son stigen Rohrbauteilen, die verschweißt werden sollen, gestellt, wobei nur
ein engtolerierter Kantenversatz zulässig ist.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein vorort einsetzbares Gerät
zum Einziehen eines Rohrendes durch Kaltverformen anzugeben, das einfach im Aufbau
und für unterschiedliche Rohrdurchmesser einsetzbar ist. Mit dem Gerät sollen die
Fügestellen maßlich genau zueinanderpassend vorbereitet werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird bei einem Gerät der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß der Tragkörper einen Ringkörper und ein an diesem zentrisch gelagertes,
als Anschlagring ausgebildetes Innenwerkzeug aufweist, wobei der Ringkörper nach innen
offene, als Zylinder dienende sternförmig angeordnete Sacklöcher hat, in denen mit
Backen verbundene, durch ein Druckmittel radial zum Zentrum hin bewegbare Kolben
eingesetzt sind und der Anschlagring Einzelanschläge aufweist, die aus Anschlagköpfen
mit Gewindeschäften gebildet sind, welche in radialen Gewindebohrungen des Anschlagringes
radial verstellbar eingeschraubt sind und am Schaftende Mittel zum Drehen des Gewindeschaftes
besitzen.
[0008] Auf diese Weise können die Enden von Rohren, insbesondere deren Innendurchmesser
an den Fügestellen maßlich sehr genau aneinander angepaßt werden, wobei vorort eine
Genauigkeit im Bereich von Zehntel-Millimetern erreichbar ist.
[0009] Es ist vorteilhaft, den als Innenwerkzeug ausgebildeten Anschlagring vom Ringkörper
abnehmbar auszubilden. Dadurch kann das Gerät wahlweise auch ohne den inneren Anschlagring
eingesetzt werden, wobei sich die Form des Rohrendes beim Einziehen frei ausbildet.
[0010] Nach einer Weiterbildung der Erfindung weisen die auf das Rohrende wirkenden Flächen
der Backen einen spitzen Winkel auf, der sich vom Rohrende weg in Richtung der Rohrachse
öffnet. Auf diese Weise können die Einziehkräfte sehr klein gehalten werden. Das
Rohrende wird beim Einziehen nach Art einer negativen tulpenförmigen Form nach innen
gezogen, wobei sich die Form frei ausbildet und durch die Wanddicke des Rohres und
das Rohrmaterial bestimmt wird. Vom besonderen Vorteil ist es dabei, wenn der spitze
Winkel der Backenflächen kleiner ist als der Reibungswinkel zwischen den Backen und
der Rohraußenfläche.
[0011] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die einzelnen
Zylinder durch im Ringkörper angeordnete Kanäle für die Zuführung des Druckmittels
miteinander verbunden und mindestens ein Zylinder ist mit Anschlußmitteln für eine
zu einem Druckmittelerzeuger führende flexible Leitung versehen. Diese Ausbildung
ermöglicht eine einfache und gewichtsmäßig leichte Gerätekonstruktion, die der Handhabung
vorort sehr entgegen kommt.
[0012] Es ist vorteilhaft, den Ringkörper an einem mit Festklemmschrauben versehenen Klemmkörper
drehbar zu lagern.
[0013] Weitere Vorteile der Erfindung gehen aus den in der Zeichnung beschriebenen Ausführungsbeispielen
hervor. Es zeigen:
FIG 1 eine Seitenansicht mit teilweisem Schnitt eines Gerätes zum Einziehen eines
Rohrendes,
FIG 2 einen Schnitt der FIG 1, wobei in der Teilfigur 2A die Lage der Kolben vor dem
Einziehen und in der Teilfigur 2B die Lage der Kolben nach dem Einziehen des Rohrendes
dargestellt ist und
FIG 3 ein Gerät mit aufgesetztem Kraftverstärker.
[0014] Wie FIG 1 zeigt, sind bei dem Gerät zum Einziehen des Endes eines Rohres 1 an einem
Klemmkörper 2 ein Ringkörper 11 mit Kolben 9 und ein als Innenwerkzeug ausgebildeter
Anschlagring 6 mit Einzelanschlägen drehbar angeordnet. Die Einzelanschläge werden
aus Anschlagköpfen 3 mit Gewindeschäften 4 gebildet. Diese Gewindeschäfte 4 sind,
wie auch FIG 2 zeigt, in radialen Gewindebohrungen 5 eines Anschlagringes 6 in eine
gewünschte Lage drehbar angeordnet. Am Schaftende sind jeweils Mittel zum Drehen des
Gewindeschaftes angebracht. In dem dargestellten Beispiel dient zum Drehen ein Innen-Mehrkant
7, in den ein Inbusschlüssel mit Ratsche einsteckbar ist, um eine kontinuierliche
Einstellung der Höhe der Anschlagköpfe 3 vorzunehmen. Die der Innenfläche des Rohres
zugewandte Fläche der Anschlagköpfe 3 ist ballig ausgebildet und hat vorzugsweise
die Form einer Kugelfläche.
[0015] Der Ringkörper 11, der am Anschlagring 6 zentrisch gehalten ist, hat nach innen offene,
als Zylinder 10 dienende sternförmig angeordnete Sacklöcher. An der Innenseite des
Ringkörpers 11 sind mehrere, sich außen über den einzuziehenden Bereich des Rohres
1 erstreckende Backen 8 vorgesehen, die als Druckstempel dienen und jeweils mit einem
Kolben 9 verbunden sind, wobei die Kolben in radial und möglichst dicht nebeneinander
angeordneten, als Zylinder 10 dienenden Sacklöchern des Ringkörpers 11 geführt sind.
Die Backen 8 sind mit den Kolben 9 jeweils durch Schrauben 12 befestigt und haben
eine Schulter 13, die als Anschlag für das Ende des Rohres 1 im Gerät dient. Die Kolben
9 sind mit einer Rückholfeder 18 versehen, deren eines Ende am Kolben 9 und deren
anderes Ende an einem Stopfen 20 befestigt ist, der in den Zylinder 10 einschraubbar
ist und diesen an der dem Backen 8 gegenüberliegenden Seite dicht abschließt. Diese
Ausbildung ermöglicht eine besonders einfache Herstellung.
[0016] Die einzelnen Zylinder 10 sind durch Kanäle 14 für die Zuführung eines Druckmittels
miteinander verbunden (Teil-FIG 2A). Mindestens einer der Zylinder 10 ist mit Anschlußmitteln
15, z.B. in Form einer Schnellkupplung, für eine zu einem Druckmittelerzeuger führende
Leitung 16 versehen (FIG 1). Werden die Kolben 9 mit Druckmittel beaufschlagt, so
drücken die an der äußeren Oberfläche des Rohres zur Anlage kommenden Backen 8 das
Rohrende nach innen und reduzieren dadurch den äußeren und inneren Durch messer des
Rohrendes (Teil-FIG 2B). Die Backen 8 können je nach dem gewünschten Profil des Rohrendes
unterschiedliche Formen aufweisen. Die auf das Rohrende wirkenden Flächen der Backen
8 weisen vorzugsweise einen spitzen Winkel α auf, der sich vom Rohrende weg in Richtung
Rohrachse öffnet. Dabei ist der Winkel α zweckmäßigerweise kleiner als der Reibungswinkel
zwischen den Backen 8 und der Außenfläche des Rohres 1. Für Stahlrohre ist der Winkel
α ungefähr 5°.
[0017] Um einen vorgegebenen Durchmesser, insbesondere einen Innendurchmesser genau und
reproduzierbar erzielen zu können, wird vorzugsweise die gleiche Anzahl von Anschlagköpfen
3 wie die der Backen 8 verwendet.
[0018] Der an dem Klemmkörper 2 drehbar gelagerte Ringkörper 11 besitzt einen Innenflansch
11a, der in Gleitflächen eines Ringes 2a und des Klemmkörpers 2 geführt ist. Dabei
ist der Ring 2a mittels Schrauben 2b am Klemmkörper 2 gehalten, so daß durch Lösen
der Schrauben 2b das Gerät auch ohne Klemmkörper 2 eingesetzt werden kann.
[0019] Vor dem Einziehen eines Rohres stellt man die einzelnen Anschlagköpfe 3 alle auf
gleiches Einstellmaß ein, so daß der gewünschte Innendurchmesser für das Rohr vorgegeben
ist. Mittels Festklemmschrauben 17, die am Klemmkörper 2 angeordnet sind, wird eine
Grobeinstellung für das Rohr 1 vorgenommen. Der durch die Spitzen der Festklemmschrauben
17 umschriebene Kreisbogen wird zur Vorzentrierung etwas größer als der Rohraußendurchmesser
eingestellt. Die bewegliche Leitung 16 wird mit einer Handpumpe verbunden, deren
Entlastungsventil zunächst geöffnet ist, so daß die Rückholfedern 18 die Kolben 9
mit den aufgeschraubten Backen 8 in die in FIG 1 gezeigte Lage zurückziehen können,
falls dies noch nicht geschehen ist. Das Gerät ist dann fertig zum Aufschieben auf
das Ende des Rohres 1. Die Schulter 13 begrenzt dabei die Aufschiebtiefe. Nun werden
die Festklemmschrauben 17 soweit nach innen gedreht, daß sie das Rohreinziehgerät
reibschlüssig auf dem Rohrende festhalten.
[0020] Nun kann das Entlastungsventil an der Handpumpe geschlossen und das Gerät durch Betätigen
der Handpumpe mit Druck beaufschlagt werden, bis die Rohrinnenfläche gleichmäßig an
allen Anschlagköpfen 3 anliegt (untere Hälfte der FIG 2). Zur Sichtkontrolle sind
am Anschlagring 6 Sichtlöcher 19 vorgesehen.
[0021] Wird das Ventil an der Handpumpe wieder geöffnet, so ziehen die Rückholfedern 18
die Backen 9 wieder in die Ausgangslage zurück. Das Gerät könnte daher vom Rohr wieder
abgezogen werden, wobei die Feststellschrauben 17 gelöst sein müssen. Zum Erzielen
eines sehr genauen Innendurchmessers des Rohres 1 ist es jedoch vorteilhaft, das
Gerät in Umfangsrichtung etwa um eine halbe Bakkenbreite oder ein Vielfaches davon
zu drehen und das Gerät nochmals mit Druck zu beaufschlagen, bis sich wiederum die
Rohrinnenfläche an die Anschlagköpfe 3 anlegt. Dadurch kann die Genauigkeit der
Kaltverformung noch gesteigert werden. Rückfederungseffekte lassen sich durch eine
werkstoffspezifische Korrekturkonstante am Einstellmaß kompensieren.
[0022] In den Fällen, in denen für den Innendurchmesser des Rohres keine sehr große Genauigkeit
gefordert wird, kann der Anschlagring 6 vom Ringkörper 11 durch Lösen der Schrauben
11b abgenommen werden.
[0023] Bei dünnen Rohrwandstärken kann eine ungewollte Faltenbildung durch den Einziehvorgang
auftreten. Um dies zu vermeiden, ist es günstig, das Gerät mit einem Kraftverstärker,
einem sogenannten Booster, zu betreiben.
[0024] Ein derartiger Booster 21 kann - wie FIG 3 zeigt - kraftverstärkend auf einen oder
mehrere bzw. alle Kolben 9 aufgesetzt werden. Dabei wird ein Zylinder 22 mit Kolben
23 in die obere Öffnung 24 des im Ringkörper 11 angeordneten Zylinders 10 eingeschraubt
und der Kolben 23 über eine Kolbenstange 25 mit dem Kolben 9 verbun den. Die Kolbenstange
25 ist mit Bohrungen 26, 27 versehen, durch die das in den Zylinder 10 geleitete Druckmittel
in Kanäle 28, 29 und von dort in den Raum des Zylinders 22 gelangt.
[0025] Als Druckmittelerzeuger wird bei der Anwendung von Boostern zweckmäßigerweise ein
hydraulisches Aggregat eingesetzt.
[0026] Die Verwendung von Boostern kann auch erforderlich werden, wenn die Einziehkräfte
des Gerätes infolge einer dicken Wandstärke des Rohres nicht mehr ausreichen. Die
Booster belasten dann den Rohrumfang mit zusätzlichen Einzelkräften, so daß dort das
Rohrende eingedrückt werden kann. Durch Drehen des Ringkörpers 11 mit dem Anschlagring
6 und wiederholtes Drücken wird der kreisrunde Rohrquerschnitt wieder hergestellt.
1. Gerät zum Einziehen eines Rohrendes durch plastisches Kaltverformen, bei dem an
einem Tragkörper mehrere, sich außen über den einzuziehenden Bereich des Rohres erstreckende
Backen angeordnet sind und ein das gewünschte Rohrinnenprofil vorgebendes Innenwerkzeug
vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet , daß der Klemmkörper einen Ringkörper (11) und ein an diesem zentrisch gelagertes,
als Anschlagring (6) ausgebildetes Innenwerkzeug aufweist, wobei der Ringkörper (11)
nach innen offene, als Zylinder (10) dienende sternförmig angeordnete Sacklöcher
hat, in denen mit den Backen (8) verbundene, durch ein Druckmittel radial zum Zentrum
hin bewegbare Kolben (9) eingesetzt sind und der Anschlagring (6) Einzelanschläge
aufweist, die aus Anschlagköpfen (3) mit Gewindeschäften (4) gebildet sind, welche
in radialen Gewindebohrungen (5) des Anschlagringes (6) radial verstellbar eingeschraubt
sind und am Schaftende Mittel (7) zum Drehen des Gewindeschaftes (4) besitzen.
2. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der als Innenwerkzeug ausgebildete Anschlagring (6) vom Ringkörper (11) abnehmbar
ist.
3. Gerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die auf das Rohrende wirkenden Flächen der Backen (8) einen spitzen Winkel (α)
aufweisen, der sich vom Rohrende weg in Richtung Rohrachse öffnet.
4. Gerät nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Winkel (α) kleiner als der Reibungswinkel zwischen dem Backen (8) und der
Außenfläche des Rohres (1) ist.
5. Gerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Zylinder (10) durch im Ringkörper (11) angeordnete Kanäle (14)
für die Zufüh rung des Druckmittels miteinander verbunden sind und mindestens ein
Zylinder (10) mit Anschlußmitteln (15) für eine zu einem Druckmittelerzeuger führenden
flexiblen Leitung (16) versehen ist.
6. Gerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Kolben (9) mit einer Rückholfeder (18) versehen sind.
7. Gerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß auf einen oder mehrere Kolben (9) ein Druckverstärker (21) aufgesetzt ist.
8. Gerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Ringkörper (11) an einem mit Festklemmschrauben (17) versehenen Klemmkörper
(2) drehbar gelagert ist.