[0001] Die Erfindung betrifft die Einbringung von Alkalispendern, speziell als Natriumverbindung,
und Kaltslop in den gemeinsamen Hochdruckkreislauf einer Sumpfphasehydrierung mit
integrierter Gasphasehydrierung.
[0002] Bei der Hydrierung von kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffen - Kohle, Teeren, schwersiedenden
Ölen - wird den Einsatzstoffen außer einem Katalysator auch ein Alkalispender, speziell
als Natriumverbindung zugeführt, damit das Chlor aus den Einsatzstoffen chemisch
gebunden und gemeinsam mit dem Hydrierrückstand aus dem Prozeß herausgeschleust wird.
Anderenfalls können im Kondensationspfad der Ölprodukte Chlorkorrosion und Salzbildung
(z.B. Ammoniumchlorid) auftreten. Bei der Sumpfhphasehydrierung mit nachgeschalteter
Gasphasehydrierung tritt entsprechend der chemischen Gleichung NH₃ + HCL⇄NH₄CL (Ammoniumchlorid)
die Salzbildung verstärkt auf, da infolge des chemischen Abbaus des Stickstoffs der
raffinierten Produkte die NH₃-Konzentration im Kreislaufgas erhöht ist.
[0003] Bei der konventionellen Hydrierung - speziell Kohlehydrierung - wird das Natr:um
als Na₂S in fester Form den flüssigen kohlenstoffhaltigen Einsatzstoffen zugemischt
Das Na₂S löst sich in aromatenreichen Einsatzölen - speziell rohen Kohleölen aus
der Sumpfphasehydrierung - gut auf. Bei raffinierten - bzw. aromatenarmen - Einsatzölen
ist die Lösefähigkeit für Na₂S sehr gering. Oberhalb 110 °C schmilzt das Na₂S und
gibt bei weiterer Erwärmung im Aufheizpfad stufenweise sein Hydrationswasser ab.
In kühleren Zonen kann es dann zu Rekristallisation des Na₂S und somit zu Verstopfungen
von Rohrleitungen, Armaturen und Behältern kommen.
[0004] Als Alkalispender wird außer Na₂S auch Soda (Na₂CO₃) verwendet. Soda hat jedoch gegenüber
Na₂S den Nachteil, daß Soda einen spezifisch geringeren Natrium-Anteil hat und die
Alkalität gegenüber Na₂S reduziert ist.
[0005] Durch Alkalieinspeisung als wässerige Na₂S-Lösung wird Chlor gebunden und Salzbildung
(Ammoniumchlorid) in den Gaswärmeaustauschern verhindert.
Na₂S in fester oder geschmolzener Form hat eine schlechte Lösefähigkeit in raffiniertem
Lösungsmittel. Es entstehen Verstopfungen im Bereich der Anmaischung. Wird Na₂S in
wässriger Lösung in den Aufheizpfad oder in den Sumpfphasereaktor eingespeist, treten
diese Schwierigkeiten nicht auf.
[0006] Bei dem Betrieb der Sumpfphasehydrierung mit integrierter Gasphasehydrierung fällt
auch Kaltslop - ein Gemisch aus z.T. nichtraffinierten Produktölen und phenolhaltigem
Wasser - an. Dieser Kaltslop wird nicht - wie sonst üblich bei der Sumpfphasehydrierung
- in der atmosphärischen Destillation, in welcher die raffinierten Ölprodukte und
ggf. das raffinierte Lösungsmittel in Siedefraktionen aufgetrennt werden, aufgearbeitet
werden.
[0007] D. h. Kaltslop enthält unraffinierte Öle und phenolhaltiges Prozeßwasser, welche
in der atmosphärischen Destillation nicht mit den raffinierten Ölen in Berührung gebracht
werden. Nach der Erfindung wird der Kaltslop über die Gasphsehydrierung gefahren und
raffiniert.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Alkalispender - speziell Na₂S - unter
Vermeidung einer Ausfällung und Verstopfung in den Hochdruckkreislauf einzuspeisen
und weiterhin die Kaltslopaufarbeitung ohne Verwendung einer zusätzlichen atmosphärischen
Destillation durchzuführen.
[0009] Die Aufgabe der Alkalispenderzufuhr wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der
Alkalispender - speziell Na₂S - als wässerige Lösung in den Aufheizpfad oder vor dem
Sumpfphasereaktor oder in den Sumpfphasereaktor eingespeist wird, wo eine Aufheizung
und Verdampfung der wässerigen Na₂S-Lösung stattfindet. Das Na₂S liegt dann in fein
verteilter Form im Reaktionsgemisch vor.
[0010] Die Kaltslopaufarbeitung bei der Sumpfphasehydrierung mit integrierter Gasphasehydrierung
wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Kaltslop in den Aufheizpfad oder vor
dem Sumpfphasereaktor oder in den Sumpfphasereaktor eingespeist wird.
[0011] Zweckmäßig erfolgt eine gemeinsame Einspeisung von wässeriger Na₂S-Lösung und Kaltslop
in den Prozeß, um zusätzliche Hochdruckeinspeisepumpen einzusparen.
[0012] Soll der Kaltslop getrennt von der Na₂S-Lösung in den Hochdruck-Kreislauf eingespeist
werden, so erfolgt die Kaltslopzugabe zweckmäßig in das Heißabscheiderkopfprodukt.
Auf diese Weise unterstützt die Kaltslopzugabe gleichzeitig die Temperatureinstellung
im Gasphasereaktor.
[0013] In
Fig. 1 wird ein Anwendungsbeispiel aus der Kohlehydrierung mit integrierter Raffinationsstufe
dargestellt.
[0014] Die Maische (1), bestehend aus gemahlener Kohle, Katalysator und Öl, wird mit einem
Teilstrom des Hydriergases (2) in den Maischewärmeaustauschern (24), (25) durch indirekten
Wärmeaustausch mit dem Heißabscheiderkopfproduktstrom (9) und dem Gasphaseproduktstrom
(10), aufgewärmt. Der größte Teil des Hydriergases, bestehend aus Kreislaufgas (15)
und Frischwasserstoff (17), wird als Strom (5) in den Gaswärmeaustauschern (26), (28),
(29) und dem Aufheizofen (30) aufgeheizt und gemeinsam mit der vorgewärmten Maische
dem Sumpfphasereaktor (31) zugeführt. Die wässerige Na₂S-Lösung wird allein oder
gemeinsam mit dem Kaltslop als Strom (18) mittels Hochdruckpumpe (37) in den Sumpfphasereaktor
geleitet. Die Aufheizung bzw. Verdampfung von wässeriger Na₂S-Lösung und Kaltslop
im Sumpfphasereaktor (31) dient gleichzeitig zur teilweisen Abführung der Reaktionswärme
und reduziert somit die benötigte Quenchgasmenge (16) zur Temperatureinstellung im
Sumpfphasereaktor.
[0015] Die wässerige Na₂S-Lösung kann auch mit dem Kaltslop als Strom (19) vor den Sumpfphasereaktor
(31) oder als Strom (20) zwischen den Maischewärmeaustauschern (24) und (25) eingespeist
werden. Bei zeitlich unterschiedlichen Kaltslopmengen wird mit dem Ofen (30) eine
konstante Temperatur des Reaktoreinsatzes (7) eingestellt.
[0016] Alternativ wird der Kaltslop - allein oder gemeinsam mit Vakuumgasöl mittels Hochdruckpumpe
(38) in den Heißabscheiderkopfproduktstrom (9) eingespeist. Durch unterschiedliche
Einspeisungen als Stoffstrom (21) vor oder als Stoffstrom (22) nach dem Maischewärmeaustauscher
(25) können unterschiedliche Wärmeübertragungsleistungen des Wärmeaustauschers (25)
kompensiert werden. Hierdurch wird eine konstante Temperatureinstellung im Gasphasereaktor
(33) erleichtert.
[0017] Durch die Einspeisung der wässerigen Na₂S-Lösung in den Prozeß wird das Chlor weitgehend
in den Abschlamm (8) gebunden. Somit wird die Salzbildung im Stoffstrom (10) und
im Gaswärmeaustauscher (28) verhindert. Eine Wassereinspritzung zur Vermeidung von
Salzbildung oder zur Auflösung von Salzen ist bei Normalbetrieb nicht notwendig.
Präventiv kann die Einspritzung von VE-Wasser (23) hinter den Zwischenabscheider (34)
in den Stoffstrom (12) dann von Nutzen sein, wenn die Dosierung der Na₂S-Lösung auf
Schwankungen des Chlorgehaltes durch zeitlich bedingten Nachlauf nicht abgestimmt
ist. Außerdem unterstützt die VE-Wassereinspritzung die Auswaschung von Ammoniak
im Kreislaufgas, was sich auf das Salzbildungsgleichgewicht in unterdrückender Richtung
wünschenswert auswirkt. Mittels Dichteunterschiede erfolgt dann eine Trennung von
Kaltöl (13) und Wasser (14) im Kaltabscheider (35) in an sich bekannter Weise.
1. Verfahren zur Hydrierung kohlensstoffhaltiger Einsatzstoffe mit wasserstoffhaltigen
Gasen als Hydriergas unter den Bedingungen einer Sumpfphasenhydrierung bei erhöhter
Temperatur und erhöhtem Druck in Anwesenheit eines Katalysators oder auch eines Additivs
mit nachgeschalteter Heißabscheiderstufe und integrierter Gasphasehydrierstufe unter
Einspeisung von Alkalispendern - speziell als Natriumverbindung - zur Verhinderung
von Chlorkorrosion und Salzbildung im Kondensationspfad der Gasphasehydrierprodukte,
dadurch gekennzeichnet, daß der Alkalispender als wässerige Na₂S-Lösung in den Aufheizpfad
der Einsatzstoffe oder vor bzw. in den Sumpfphasereaktor eingespeist wird und Kaltslop
in den Aufheizpfad der Einsatzstoffe oder vor bzw. in den Sumpfphasereaktor oder in
den Heißabscheiderkopfproduktstrom eingespeist wird.
2. Verfahren, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige Na₂S-Lösung
allein oder gemeinsam mit dem Kaltslop in den Aufheizpfad eingespeist wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die wässerige Na₂S-Lösung
allein oder gemeinsam mit dem Kaltslop vor oder in den Sumpfphasereaktor eingespeist
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Kaltslop allein oder
gemeinsam mit Vakuumgasöl in den Heißabscheiderkopfproduktstrom vor dem Maischewärmeaustauscher
(25) eingespeist wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Kaltslop allein
oder mit Vakuumgasöl in den Heißabscheiderkopfproduktstrom nach dem Maischewärmeaustauscher
(25) eingespeist wird.