[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Temperguß in
einem Durchlaufgastemperofen.
[0002] Es ist bekannt, Tempergußstücke einer Glühbehandlung zu unterwerfen. Je nach Art
und Durchführung der Glühbehandlung, wird sogenannter weißer oder schwarzer Temperguß
hergestellt. Aus der GB-PS 897 159 ist ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Temperguß
bekanntgeworden, bei welchem in einer inerten oder neutralen Atmosphäre oder in einer
Atmosphäre mit einem vorbestimmten Kohlenstoffpotential zur Verhinderung einer Entkohlung
die Gußstücke bei Temperaturen zwischen 950°C und 1100°C geglüht werden, worauf für
eine Entfernung des Kohlenstoff aus der austenitischen Struktur eine langsame Abkühlung
auf Temperaturen zwischen 800°C und 900°C erfolgt. Aus der US-PS 3 565 698 ist ein
Verfahren zur Wärmebehandlung von Temperguß bekanntgeworden, wobei für eine Verkürzung
der Glühzeiten das Ausgangsmaterial einen Si-Anteil von wenigstens 2 Gew.-% aufweist
und weiters beim Glühen Mischmetall in einer Menge von 0,1 bis 0,3 Gew.-% beigegeben
wird, wodurch auf Grund der chemischen Zusammensetzung eine spezielle Wärmebehandlung
erforderlich wird.
[0003] Für Herstellung von weißem Temperguß muß eine entkohlende Glühung vorgenommen werden,
wobei die bekannten Verfahren eine derartige entkohlende Glühung in sowohl kontinuierlich
als diskontinuierlich beschickbaren Öfen vorsehen. Im Zusammenhang mit der Glühbehandlung
zur Herstellung von weißem Temperguß ist bekannt, die Gußstücke auf Temperaturen zwischen
950° und 1070°C zu erhitzen und auf dieser Temperatur zum Zweck des Zementitzerfalls
und der erforderlichen Entkohlung längere Zeit zu halten. Im Anschluß an eine derartige,
beispielsweise bei 1070°C über eine Zeit bis zu 80 Stunden durchgeführte Glühbehandlung,
kann eine rasche Abkühlung auf Raumtemperatur ohne nennenswerten Einfluß auf die
mechanischen Eigenschaften durch das bewirkte Gefüge erfolgen. Nach dem Aufheizen
wird hiebei innerhalb der Haltedauer, bei welcher die Gußstücke auf Temperaturen
von 1070°C gehalten werden, im Falle von weißem Temperguß, neben dem Primärcarbidzerfall
eine Entkohlung vorgenommen. Die Länge der Haltedauer richtet sich hiebei im wesentlichen
nach der Wanddicke der Gußstücke und dem gewünschten Entkohlungsgrad. Üblicherweise
werden bei Gußstücken mit maximaler Wanddicke von 6 mm Haltezeiten von etwa 40 Stunden
und bei dickwandigeren Gußstücken Haltezeiten bis zu 80 Stunden eingehalten. Als
Ausgangsmaterial wird hiebei von einer Richtanalyse von etwa 2,0 bis 3,5 % Kohlenstoff,
0,5 bis 1,7 % Silicium, 0,3 bis 1 % Mangan, Rest Eisen und Stahlbegleiter ausgegangen,
wobei der Schwefelgehalt bis zu 0,30 % betragen kann. Der Schwefelgehalt hängt in
erster Linie vom verwendeten Schmelzaggregat ab. Der Schwefelgehalt wird hiebei zumeist
über den Energieträger eingebracht.
[0004] Die beim Stand der Technik relativ langen Glühzeiten führen zu hohen Energiekosten.
Weiters wird bei sehr langen Glühzeiten bei hohen Temperaturen auch eine Deformation
der Gußstücke beobachtet.
[0005] Die vorliegende Erfindung zielt nun darauf ab, ein Verfahren der eingangs genannten
Art zu schaffen, bei welcher mit relativ kurzen Glühzeiten in Durchlaufgastemperöfen
das Auslangen gefunden wird und die Gefahr von Deformationen herabgesetzt wird. Weiters
zielt die Erfindung darauf ab, Gußstücke mit höherer Zähigkeit bei ausreichender Festigkeit
zu erzielen. Zur Lösung dieser Aufgabe besteht das erfindungsgemäße Verfahren im
wesentlichen darin, daß die Gußstücke im Durchlaufgastemperofen entkohlend bei einer
Temperatur von 1000°C bis 1100°C geglüht und bei dieser Temperatur bis zum vollständigen
Zementitzerfall gehalten werden, sodann beschleunigt auf 730°C bis 760°C abgekühlt
und ab dieser Temperatur mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 2°C/h bis 5°C/h auf eine
Temperatur von 680°C bis 710°C abgekühlt und anschließend an Luft bis auf Raumtemperatur
abgekühlt werden. Dadurch, daß die Gußstücke im Durchlaufgastemperofen entkohlend
bei einer Temperatur von 1000°C bis 1100°C geglüht werden und bei dieser Temperatur
lediglich bis zum Zementitzerfall gehalten werden, kann eine wesentlich kürzere Glühzeit
eingehalten werden, da der Zementitzerfall bei diesen hohen Temperaturen üblicher
Weise in spätestens 10 Stunden vollständig erfolgte. Die Glühzeit kann daher, wie
es einer bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens entspricht, auf 4
bis 10 Stunden Haltedauer auf Hochtemperatur, vorzugsweise 5 bis 6 Stunden beschränkt
werden. Durch die Beschränkung der Hochtemperaturphase der Glühzeit, kann nicht nur
Energie gespart werden, sondern es wird gleichzeitig die Gefahr einer Deformation
der Gußstücke während der Glühung herabgesetzt. Gleichzeitig wird auf Grund dieser
verkürzten Glühzeit bei hohen Temperaturen eine höhere Zähigkeit bei gleicher Festigkeit
der Gußstücke sichergestellt. Die Entkohlung folgt in allen Temperaturbereichen den
dort jeweils geltenden physikalischen-chemischen Gesetzmäßigkeiten. Daher kann das
Verfahren nach insgesamt 30 bis 32 Stunden trotz der relativ kurzen Glühphase in entkohlender
Atmosphäre bei Temperaturen zwischen 1000°C und 1100°C abgeschlossen werden. Die Verbesserung
bezieht sich hiebei nicht nur auf die Verringerung an Ausschuß auf Grund von verringerter
Deformation, sondern auch auf höhere Zähigkeit bei gleicher Festigkeit, wobei gleichzeitig
der Vorteil einer verbesserten Bearbeitbarkeit bei einem nachfolgenden Zerspanen
erreicht wird.
[0006] Bevorzugt wird erfindungsgemäß so gearbeitet, daß die Glühtemperatur zwischen 1050°C
bis 1100°C gewählt wird. Bei diesem Temperaturbereich, wird mit besonders kurzen Glühzeiten
bis zum Zementitzerfall das Auslangen gefunden.
[0007] Anschließend an die beschleunigte Abkühlung nach dem Zementitzerfall auf Temperaturen
zwischen 730°C und 760°C wird vorzugsweise die Abkühlgeschwindigkeit mit 3°C/h bis
4°C/h gewählt und insbesondere die langsame Abkühlung auf eine Temperatur von 690°C
bis 700°C vorgenommen und anschließend mit Luft auf Raumtemperatur abgekühlt. Durch
Wahl dieser optimierten Verfahrensparameter lassen sich Gußstücke, insbesondere Stücke
aus weißem Temperguß mit gegenüber dem Stand der Technik höherer Zähigkeit bei gleicher
Festigkeit erzielen. Besonders gute Werte bezüglich der Zähigkeit und der Festigkeit
wurden bei einer Behandlung von Tempergußstücken mit einer Richtanalyse von
C 2,6 - 2,8 Gew.-%
Si 0,9 - 1,1 Gew.-%
Mn 0,45 - 0,55 Gew.-% und
gegebenenfalls S 0,18 - 0,21 Gew.-%
Rest Eisen und übliche Stahlbegleiter beobachtet. Gerade für derartige Tempergußstücke
hat das erfindungsgemäße Verfahren optimale physikalische Eigenschaften nach der Glühbehandlung
ergeben.
[0008] Mit Vorteil wird das Gußverfahren so durchgeführt, daß der Schmelze für die Herstellung
der Gußstücke, Al und/oder Bor bzw. Zr zugesetzt wird. Bei aus einer derartigen Schmelze
hergestellten Gußstücken haben sich gleichfalls besonders günstige physikalische Eigenschaften
der Gußstücke nach der erfindungsgemäßen Temperaturbehandlung ergeben.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere für die Wärmebehandlung von Fittings
geeignet, so daß sich die Erfindung auch auf die Verwendung dieses Verfahrens für
die Wärmebehandlung von Fittings bezieht. Gerade bei Fittings ist die Gefahr von Deformationen
bei einer Wärmebehandlung, bei welcher bei relativ hohen Temperaturen eine Glühbehandlung
vorgenommen wird, besonders groß, und die relativ kurze Glühzeit verringert den bei
Fittings üblicherweise durch die Glühbehandlung verursachten Ausschuß.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines in der Zeichnung dargestellten Temperaturdiagrammes
näher erläutert.
[0011] Gußstücke mit einer Richtanalyse von
C 2,6 - 2,8 Gew.-%
Si 0,9 - 1,1 Gew.-%
Mn 0,45 - 0,55 Gew.-% und
gegebenenfalls S 0,18 - 0,21 Gew.-%
Rest Eisen und übliche Stahlbegleiter wurden in einem Durchlaufgastemperofen auf
1070°C erhitzt. Die Haltedauer bei dieser Temperatur von 1070°C erstreckte sich über
eine Zeit von 5 Stunden, worauf anschließend eine rasche Abkühlung auf eine Temperatur
von 740°C vorgenommen wurde. Im weiteren Verlauf erfolgte eine langsame Abkühlung
mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 3,5°C/h und das Wärmebehandlungsverfahren wurde
nach einer Gesamtzeit von insgesamt 32 Stunden beendet. Die wärmebehandelten Gußstücke
zeigten nach der Abkühlung auf Raumtemperatur besonders hohe Zähigkeit bei ausreichender
Festigkeit gegenüber bekannten Verfahren. Auch bei größeren Serien konnten keine Deformationen
der Gußstücke festgestellt werden, so daß kein Ausschuß beobachtet werden konnte.
. Verfahren zur Wärmebehandlung von Temperguß in einem Durchlaufgastemperofen, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gußstücke im Durchlaufgastemperofen entkohlend bei einer Temperatur
von 1000°C bis 1100°C geglüht und bei dieser Temperatur bis zum vollständigen Zementitzerfall
gehalten werden, sodann beschleunigt auf 730°C bis 760°C abgekühlt und ab dieser Temperatur
mit einer Abkühlgeschwindigkeit von 2°C/h bis 5°C/h auf eine Temperatur von 680°C
bis 710°C abgekühlt und anschließend an Luft bis auf Raumtemperatur abgekühlt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Glühtemperatur zwischen
1050°C bis 1100°C gewählt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Abkühlgeschwindigkeit
anschließend an die beschleunigte Abkühlung mit 3°C/h bis 4°C/h gewählt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die langsame
Abkühlung auf eine Temperatur von 690°C bis 700°C vorgenommen wird und anschließend
mit Luft auf Raumtemperatur abgekühlt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Glühzeit
mit 4 bis 10 h Haltedauer auf Hochtemperatur, vorzugsweise 5 bis 6 h gewählt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Tempergußstücke
mit einer Richtanalyse von
C 2,6 - 2,8 Gew.-%
Si 0,9 - 1,1 Gew.-%
Mn 0,45 - 0,55 Gew.-% und
gegebenenfalls S 0,18 - 0,21 Gew.-%
Rest Eisen und übliche Stahlbegleiter der Wärmebehandlung unterworfen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelze
für die Herstellung der Gußstücke, Al und/oder Bor bzw. Zr zugesetzt wird.
8. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 für die Wärmebehandlung
von Fittings.