[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Beschichten einer Materialbahn unter
Verwendung einer Gegenwalze gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, wobei die
Beschichtung direkt auf die um eine Gegenwalze geführte Materialbahn oder indirekt
erst durch Beschichtungsauftrag auf die Walzenoberfläche und von dieser auf die Materialbahn
erfolgt.
[0002] Düsenauftragwerke werden zum Beschichten von Papierbahnen bevorzugt eingesetzt, wenn
bei hohen Papiergeschwindigkeiten (größer 700 m/min) niedige Strichgewichte (kleiner
10 g/m²) erreicht werden sollen. Die bekannten gattungsgemäßen Düsenauftragwerke enthalten
als wesentliche Komponenten
-eine zur Gegenwalze offene Auftragkammer, die über einen sich quer über die Arbeitsbreite
erstreckenden Spalt aus einer Vorverteilungskammer mit Beschichtungsmaterial beschickt
wird und
- ein Dosiersystem (üblicherweise mit einem Schabermesser), das in Bahnlaufrichtung
hinter der Auftragkammer angeordnet ist und die Auftragskammer abschließt.
[0003] Die einlaufseitige Begrenzung der Auftragkammer wird von einer Überlaufplatte gebildet,
die in geringem Abstand von der Gegenwalze endet und so einen Überlaufspalt frei läßt.
Die durch den Überlaufspalt abfließende Flüssigkeit verhindert einen Lufteintrag mit
der in die Auftragkammer einlaufenden Papierbahn. Die seitliche Abdichtung der Kammer
an den Stirnseiten der Gegenwalze erfolgt z. B. mit Dämmplatten.
[0004] Derartige gattungsgemäße Beschichtungsvorrichtungen sind in dem DE-GBM 84 14 904
und in der DE-PS 33 36 553 beschrieben.
[0005] Es ist ein Nachteil der bekannten Düsenauftragwerke, daß bei hohen Geschwindigkeiten
(größer 800 m/min) sich die Strichqualität erheblich verschlechtert. Je höher die
Geschwindigkeit wird, desto größer werden die Probleme mit Fleckigkeit, Streifigkeit,
Lufteinschlüssen etc.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Beschichtungsvorrichtung
zu schaffen, mit der sich auch bei hohen Papierbahngeschwindigkeiten (bis 2000 m/min)
ein gleichmäßiger Farbauftrag und eine hohe Strichqualität erreichen läßt.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0008] Es hat sich gezeigt, daß die vorhin erwähnten negativen Effekte insbesondere von
der Art und Weise, wie das Beschichtungsmaterial zum Dosierelement geführt wird, beeinflußt
werden. Instabile und ungeordnete Strömungsverhältnise umittelbar von dem Dosierelement
haben ein unruhiges Strichbild zur Folge. Durch äußere Einflüsse, wie z. B. Pumpenpulstationen,
werden lokale Farbdruck- und -geschwindigkeitsschwankungen in Bahnnähe bewirkt, wodurch
sowohl der Grad und die Gleichmäßigkeit der Penetration, als auch die Beschichtungsmaterial-Rheologie
und das Kräftegleichgewicht am Dosierelement und damit das Strichbild beeinflußt werden.
[0009] Die Führung des Beschichtungsmaterials in einer beruhigten Leitzone nach der Erfindung
bewirkt eine gleichmäßige Druckverteilung auf der gesamten Penetrationsfläche, die
reproduzierbar eingestellt werden kann. Die Leitzone des Beschichtungsmaterials endet
kurz vor dem Dosierelement, so daß das rückströmende Beschichtungsmaterial ungehindert
und getrennt von dem ankommenden Beschichtungsmaterial abgeführt werden kann. Es entsteht
so keine Gegenströmung in der Leitzone.
[0010] Es hat sich gezeigt, daß nach der Erfindung die Umlaufrate des Beschichtungsmaterials
bei rheologisch kritischen Farben im Vergleich zu alten Konstruktionen, bei denen
die Auftragskammer unmittelbar durch das Dosierelement abgeschlossen wird, halbiert
werden kann, ohne daß das Strichbild negativ beeinfluß wird. Dies ermöglicht eine
erheblich kleinere Dimensionierung der Pumpen.
[0011] Die Ausführungsformen nach den Unteransprüchen enthalten bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung.
[0012] Die Zeichnungen dienen zur Erläuterung der Erfindung anhand vereinfacht dargestellter
Ausführungsbeispiele.
Fig. 1 zeigt grob schematisch einen Schnitt durch ein erfindungsgemäßes Auftragwerk
im Bereich der Gegenwalze.
Die Fig. 2 - 4 zeigen jeweils einen Schnitt durch verschiedene Ausführungsformen
der Erfindung.
[0013] In allen Ausführungsbeispielen dient die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Beschichten
einer um eine Gegenwalze 1 geführten Papierbahn 2. Das im Querschnitt senkrecht zur
Gegenwalzenwalzenachse über die Arbeitsbreite gleichbleibende Auftragwerk weist eine
Auftragkammer 3 auf, die an der Papiereinlaufseite von einer Überlaufplatte 4 begrenzt
wird, die in einem gewissen Abstand vor der Gegenwalze 1 endet und so einen Überlaufspalt
5 frei läßt.
[0014] Auslaufseitig wird die Auftragkammer von einer von der Gegenwalze 1 wegführenden
Wand 6 begrenzt, wobei zwischen der Überplatte 4 und der Wand 6 ein bevorzugt einstellbarer
Zulaufschlitz 7 für die Streichmasse frei bleibt. In Papierlaufrichtung schließt sich
abgewinkelt an die Wand 6 eine zum Gegenwalzenmantel parallele bzw. leicht konvergierende
(max. 2 - 3°) Leitfläche 8 an. die kurz vor dem Dosierelement 9 endet und so einen
Ablaufkanal 10 für überschüssiges Beschichtungsmaterial frei läßt. Das Dosierelement
9 ist in allen beschriebenen Ausführungsformen ein Schabermesser, das in einem schwenkbaren
Schaberbalken 11 befestigt ist. Ebenso ist der Einsatz eines Dosiersystems mit einer
Schaberleiste, die in einer schwenkbaren Halterung elastisch abgestützt ist, oder
eines Rollrakels möglich. Die Länge der Leitfläche 8 in Bahnlaufrichtung beträgt mindestens
50 % der Strecke Überlaufplatte 4 - Dosierelement 9. Die Öffnungsbreite des von der
Gegenwalze 1 und der Leitfläche gebildeten Farbleitkanals 12 senkrecht zur Gegenwalzenachse
beträgt zwischen 1.5 % und 15 %, bevorzugt zwischen 2.5 % und 5 % der Länge der Farbleitfläche
8.
[0015] Der Ablaufkanal 10 ist spitzwinklig an die Öffnung zwischen Leitfläche 8 und Dosierelement
9 angeschlossen. In der Ausführungsform nach Fig. 2 sind an den Ablaufkanal 10 Rücklaufkanäle
13 angeschlossen, die in eine Vorverteilungskammer 14 münden, aus der die Auftragkammer
3 über den Zufuhrschlitz 7 mit neuem Beschichtungsmaterial beschickt wird. Die Einmündungsstelle
der Rücklaufkanäle 13 kann zur Ausnutzung der Injektorwirkung des zur Auftragskammer
3 fließenden frischen Beschichtungsmaterial bevorzugt im Einlaufbereich des Zufuhrschlitzes
7 angeordnet sein. Die Versorgung der Vorverteilungskammer 14 mit Beschichtungsmaterial
erfolgt über ein Farbzuführungssystem 15. Die die Vorverteilungskammer 14 einlaufseitig
begrenzende Wand 16 bildete sogleich die Halterung der Überlaufplatte 4, sie kann
zu Reinigungszwecken gegen die Papierlaufrichtung aufgeklappt werden.
[0016] Das Schabermeser 9 ist mit seinem Fuß in einer verschiebbaren Klemmleiste 17 fest
eingespannt und unterhalb des Dosierpunktes von einer Kammleiste 18 abgestützt. Die
Klemm- und Kammleiste 17, 18 sind in dem um den Dosierpunkt schwenkbaren Schaberbalken
11 gelagert.
[0017] In der Ausführungsform nach Fig. 3 mündet der an den Ablaufkanal 10 angeschlossene
Rücklaufkanal 13 in dieAuftragkammer 3. Er ist spitzwinklig an die öffnung des Zufuhrschlitzes
7 angeschlossen. Bei der dort gezeigten Ausführungsform ist die Begrenzung 19 des
Ablaufkanals 10 mit einer elastischen Dichtlippe 20 verlängert, die an dem Schabermesser
9 anliegt. Diese Konstruktion ermöglicht ein Schwenken des Dosiersystems 9, 11, 17,
18 unabhängig von dem Auftragwerk.
[0018] Die Breite des Ablaufkanals 10, d. h. der Abstand der Leitfläche 8 von dem Dosierelement
9 beträgt 1 - 15 mm.
[0019] Die Ausführungsform nach Fig. 4 weist eine sich über die Arbeitsbreite erstreckenden
Hohlkörper 21 auf, in dem sich die Vorverteilungskammer 22 befindet. Die Leitfläche
8 wird von der Begrenzung des Hohlkörpers 21 zur Gegenwalze 1 gebildet. Der an den
Ablaufkanal 10 angeschlossene Rücklaufkanal 13 ist um den Hohlkörper 21 herumgeführt
und endet direkt in der Auftragkammer 3. Der Zulaufschlitz 23 mündet parallel bzw.
spitzwinklig mit dem Rücklaufkanal 13 in die Auftragskammer 3. Je nach Erfordernis
sind die Ablaufkanäle 10 und Rücklaufkanäle 13 ein - oder mehrfach vorgesehen. Eine
Tragkonstruktion 24 trägt den Hohlkörper 21 und das in die Vorverteilungskammer 22
mündende Farbzuführungssystem 15. Die einlaufseitige Begrenzung 25 der Tragkonstruktion
24 endet in kurzem Abstand von der Gegenwalze 1, um den Überspalt 5 frei zu lassen.
Auslaufseitig ist die Begrenzung des Ablaufkanals 10 ebenso wie in der Ausführungsform
nach Fig. 3 mit einer Dichtlippe 20 verlängert, die an dem Schabermesser 9 anliegt,
um ein Schwenken des Dosiersystems 9, 17 unabhängig von der Tragkonstruktion 24 zu
ermöglichen.
[0020] Das Beschichten bzw. Streichen der um die Gegenwalze 1 geführten Papierbahn 2 erfolgt,
indem in der Auftragkammer 3 Streichmasse auf die Bahn 2 gebracht wird und mit Hilfe
des Dosierelements 9 auf der Bahn 2 das gewünschte Strichgewicht dosiert wird. Dazu
wird kontinuierlich über den Zulaufschlitz 7 bzw. 23 Streichmasse im Überschuß zugeführt,
so daß die Kammer 3 ständig gefüllt ist.
[0021] Die überschüssige Masse entweicht entgegen der Bahnlaufrichtung durch den überlaufspalt
5 und verhindert so das Eintreten der mit der bewegten mitgerissenen Luftgrenzschicht.
Das am Ende des Auftragwerks angeordnete Dosierelement 9 dosiert die Farbe in dem
gewünschten Flächengewicht, indem es den überschüssigen Anteil über den Ablaufkanal
10 abführt. Dieser überschüssige Anteil wird bei den Ausführungsformen nach Fig. 2
- 4 in die Auftragkammer bzw. in die Verteilungskammer zurückgeführt. Die Farbe wird
in die Auftragkammer 3 mit erhöhtem Druck eingeführt. Dieser Druck fällt am Ausgang
der Auftragkammer 3, also zu Beginn des Leitkanals 12 rapide ab. Im Farbleitkanal
12 zwischen der Leitfläche 8 und der Papierbahn 2 liegt eine stationäre Strömung mit
einer gleichmäßigen Druckverteilung vor. Diese gleichmäßige, einstellbare Druckverteilung
wird bis zum Dosierelement 9 ohne Störungen aufrecht erhalten, so daß auf der gesamten
Penetrationsfläche definierte, reproduzierbare Strömungsverhältnisse vorliegen.
1. Vorrichtung zum Beschichten einer um eine Gegenwalze (1) geführten Materialbahn
(2) mit einer zur Gegenwalze (1) offenen, sich über die Arbeitsbreite erstreckenden
Auftragkammer (3) mit einem Zufuhrschlitz (7) für das Beschichtungsmaterial, die an
der Bahneinlaufseite von einer Überlaufplatte (4) begrenzt ist, und mit einem Dosiersystem
(9,) das die Vorrichtung in Bahnlaufrichtung hinten abschließt, gekennzeichnet durch
- einen auslaufseitig an die Auftragkammer (3) angeschlossenen und kurz von dem Dosiersystem
(9) endenden, . sich über die Arbeitsbreite erstreckenden Farbleitkanal (12),
- der einerseits von der Gegenwalze (1), andererseits von einer im wesentlichen zum
Gegenwalzenmantel parallelen Leitfläche (8) begrenzt wird,
- dessen Länge in Bahnlaufrichtung mindestens 50 % der Strecke Überlaufplatte (4)-Dosierelement
(9) und
- dessen Öffnungsbreite senkrecht zur Gegenwalzenachse zwischen 1,5 % und 15 %, bevorzugt
zwischen 2,5 % und 5 %, seiner Länge beträgt, und
- der kurz vor dem Dosiersystem (9) endet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichet durch einen Ablaufkanal (10) für das vom Dosiersystem (9) abgeschabte, überschüssige Beschichtungsmaterial,
der spitzwinklig an die Öffnung zwischen Leitfläche (8) und Dosiersystem (9) angeschlossen
ist.
3. Vorrichtung nach Ansprich 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Ablaufkanal (10) mit dem Zulauf (7) für neues Beschichtungsmaterial verbunden
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Ablaufkanal (10) spitzwinklig an die Öffnung des Zufuhrschlitzes (7) angeschlossen
in die Auftragkammer (3) mündet.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand von Leitflächenende bis Dosiersystem (9) das 1,2 bis 3-fache des
Abstandes von Leitfläche (8) bis Gegenwalzen- bzw. Materialbahnoberfläche (2) beträgt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4, gekennzeichnet durch einen sich über die Arbeitsbreite erstreckenden Hohlkörper (21) zwischen der Auftragkammer
(3) und dem Ablaufkanal (10), der über eine schlitzförmige Öffnung (23) mit der Auftragkammer
(3) verbunden ist, in den Zufüürleitungen für neues Beschichtungsmaterial mündet und
dessen Begrenzungsfläche zur Gegenwalze (1) die Leitfläche (8) bildet.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 6, gekennzeichnet durch ein Dosiersystem (9) bestehend aus einem Schabermesser (9), das in einem um die Spitze
des Schabermessers schwenkbaren Schaberbalken (11) befestigt ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 6, gekennzieichnet durch ein Dosiersystem (9) mit einer Shaberleiste, die in eine schwenkbaren Halterung elastisch
abgestützt ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 6, gekenzeichnet durch ein Dosiersystem (9), mit eine rotierenden Rakelstange, die in eine Halterung elastisch
abgestützt ist.