[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzungen und
insbesondere Zusammensetzungen auf Basis von Bis-(glycidyloxyphenyl)-methan.
[0002] Die Verwendung von Epoxidharzen auf der Basis von Bisphenol A in Pulverlacken ist
aus den US-A 4,122,060 und US-A 4,169,187 bekannt, worin Pulverlackformulierungen
auf der Basis eines festen Harzes aus Bisphenol A und Epichlorhydrin zusammen mit
einem Epoxid-Novolak-Harz mit mehr als einer sich wiederholenden Einheit in der Harzkette
und einer daraus resultierenden Epoxid-Funktionalität von grösser als zwei beschrieben
werden. Das sogenannte Epoxid-Novolak-Harz wird durch Reaktion von Phenol mit Formaldehyd
unter sauren Bedingungen und anschliessender Glycidylierung des so entstandenen Zwischenprodukts
hergestellt und weist die folgende Struktur auf:

wobei der in Klammern befindliche Formelteil die sich wiederholende Einheit und n
eine Zahl 0 oder eine ganze Zahl (1, 2 etc.) bedeutet.
[0003] Die JP-A 59-193,970 beschreibt ein Copolymer von Bisphenol A mit Bisphenol F durch
Vorverlängerung des Diglycidylethers von Bisphenol A mit einem Unterschuss an Bisphenol
F (typisch ist ein Unterschuss von 20 Gew.-%), wobei 2-Methylimidazol als Katalysator
eingesetzt wird. Es entsteht so ein Pulverlack mit guter Haftfähigkeit, Flexibilität
und Schlagzähigkeit nach der Härtung mit einem phenolterminierten Polyhydroxyether
und 2-Methylimidazol als Beschleuniger.
[0004] Die US-A 4,176,142 offenbart eine Pulverlackzusammensetzung auf der Basis von verschiedenen
Bisphenolen wie z.B. Bisphenol A, F, S usw. die mit Epichlorhydrin umgesetzt werden
und feste Polyglycidylpolyether mit einem Epoxyequivalentgewicht zwischen 500 und
5000 bilden.
[0005] In der Praxis jedoch bietet die Herstellung von Festharzen aus Bisphenol F erhebliche
Schwierigkeiten, da das vorerst gebildete Reaktionsprodukt aus Phenol und Formaldehyd
kein zweiwertiges Phenol darstellt, d.h. das Reaktionsprodukt ist durch Oligomere
mit einem höheren Molekulargewicht verunreinigt.

[0006] Daher führt die Glycidylierung des rohen Bisphenols F unausweichlich zu flüssigen
Harzen mit einer Epoxidfunktionalität von grösser als zwei. Die nachfolgende Umwandlung
der flüssigen Produkte in feste Harze durch Vorverlängerung mit zweiwertigen Phenolen
führt zu ausgedehnter Verzweigung und sogar zur Gelierung, vor allem bei Harzen mit
einem Epoxyequivalentgewichtsbereich von 500 bis 5000.
[0007] Zusätzlich erschwert die Vorverlängerung des glycidylierten Bisphenol-F-Harzes mit
Bisphenol F, wie sie üblicherweise durchgeführt wird, die Polymerisierungsreaktion,
da beide Ausgangsmaterialien nicht die genügende Reinheit besitzen, um zu einer linearen,
nicht verzweigten Harzbildung zu führen. Die Folge ist ein nachteiliger Effekt auf
die Harzviskosität und die Harzschmelzflusseigenschaften.
[0008] Die Herstellung von Copolymeren aus Bisphenol F und Tetrachloro-Bisphenol A durch
Vorverlängerung des Bisphenol F-diglycidylethers mit dem chlorierten Bisphenol A wird
in allgemeiner Form durch N.H. Reinking et al., J. Applied Polymer Sci.
7, 2145 (1913) beschrieben. Die Eigenschaften bezüglich der Glasumwandlungstemperatur,
einer ver minderten Viskosität und der Gasundurchlässigkeit wurden für eine Reihe
von Copolymeren aus verschiedenen Gemischen von zweiwertigen Phenolen und Epichlorhydrin
bestimmt.
[0009] Es wurde nun gefunden, dass Pulverlackzusammensetzungen auf Epoxidharzbasis enthaltend
einen hohen Anteil an glycidyliertem Bis-(hydroxyphenyl)-methan verbesserte Fliesseigenschaften
und Korrosionsbeständigkeit gegenüber konventionellen, auf Bisphenol-A basierenden
Pulverlackzusammensetzungen aufweisen.
Solche Zusammensetzungen enthalten 50-90 Gew.-% an Methylenbisphenol-Teilkomponente
verglichen mit Stand der Technik-Formulierungen die ungefähr 10-40 Gew.-% davon aufweisen.
Das obenerwähnte Japanische Patentdokument beschreibt Zusammensetzungen enthaltend
einen überwiegenden Anteil an glycidyliertem Bisphenol A-Coreaktionspartner (50-90
Gew.%).
[0010] Bei der Herstellung von Bisphenol-F durch Umsetzung von Phenol mit Formaldehyd entsteht
kein einheitliches Produkt, sondern ein Gemisch von monomerem und oligomerem Material,
das durch die nachstehende Formel,

worin n Null oder die Zahlen 1, 2, 3, 4 und höher bedeutet, charakterisiert werden
kann.
[0011] Wir dieses Gemisch mit Epichlorhydrin glycidyliert, so ergibt dies ein Gemisch von
difunktionellen und polyfunktionellen Epoxyverbindungen die sich von den obigen Strukturen
ableiten, worin n 1 oder grösser ist.
[0012] Wird dieses Gemisch in monomeres (n = o) und oligomeres (n ≧ 1) Material getrennt,
enthält die Monomer-Fraktion immer noch ein Gemisch von Isomeren mit verschiedener
relativer Position der OH- und -CH₂-Gruppen. Im allgemeinen gliedert sich das Isomerengemisch
wie folgt auf:
Bis-(4-glycidyloxyphenyl)-methan 20 - 35 Gew.-%
Bis-(2-glycidyloxyphenyl)-methan 15 - 30 Gew.-%
(4-Glycidyloxyphenyl)-(2-glycidyloxyphenyl)-methan 47 - 52 Gew.-%
[0013] Im Rahmen dieser Erfindung wird unter Glycidylether von Bis-(hydroxyphenyl)-methan
ein solches Gemisch von Isomeren verstanden und in Formelsprache wie folgt ausgedrückt:

Nachstehend in dieser Patentanmeldung werden sie generell Bis-(glycidyloxyphenyl)-methan
genannt.
[0014] Die vorliegende Erfindung betrifft eine wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung
enthaltend
a) ein festes Epoxidharz mit einem Epoxyequivalentgewicht von 500-5000, vorzugsweise
500-1500, das ein lineares Vorverlängerungsprodukt aus
(1) 50-90 Gew.-% an

und
(2) 50-10 Gew.-% an 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)propan (Bisphenol-A) darstellt, und
b) eine wirksame Menge eines Härters aus der Gruppe bestehend aus Dicyandiamid, aromatischen
Aminen, carboxylterminierten, wärmehärtbaren Polyestern und phenolgruppenterminierten
Polyhydroxyethern.
[0015] Im Fall von Dicyandiamid als Härter beträgt die wirksame Menge an Härter b) als Gewichtsverhältnis
2-15 Gew.-Teile pro je 85-98 Gew.-Teile an Komponente a).
[0016] Im Fall eines carboxylterminierten, wärmehärtbaren Polyesters als Härter beträgt
die wirksame Menge an Härter b) als Gewichtsverhältnis 60-80 Gew.-Teile pro je 20-40
Gew.-Teile an Komponente a).
[0017] Im Fall eines phenolgruppenterminierten Polyhydroxyethers als Härter beträgt die
wirksame Menge an Härter b) als Gewichtsverhältnis 10-30 Gew.-Teile pro je 70-90 Gew.-Teile
an Komponente a).
[0018] Im Fall eines aromatischen Amins, wie z.B. 4,4′-Diaminodiphenylmethan oder 4,4′-Diaminodiphenylsulfon,
beträgt die wirksame Menge an Härter b) als Gewichtsverhältnis 5-15 Gew.-Teile pro
je 85-95 Gew.-Teile an Komponente a).
[0019] Weiter können die erfindungsgemässen Pulverlackzusammensetzungen noch Pigmente, Füllstoffe,
Verlaufsmittel sowie weitere in Epoxid-Lackzusammensetzungen übliche Zusatzstoffe
enthalten.
[0020] Bevorzugt sind Pulverlackzusammensetzungen enthaltend zusätzlich ein Pigment, worin
das Verhältnis Pigment zu Epoxidharz-Bindemittel 5 bis 100:100 beträgt.
[0021] Das gereinigte Bis-(glycidyloxyphenyl)-methan wird mit kommerziell erhältlichem Bisphenol
A zu einem festen Harz mit einem Epoxyequivalentgewicht von 500-5000, bevorzugt 500-2500
und insbesondere bevorzugt 500-1500, zur Verwendung in Pulverlackformulierungen vorverlängert.
[0022] Der Diglycidylether von Bis-(hydroxyphenyl)-methan weist eine Funktionalität von
zwei auf und besitzt eine Viskosität von 1200-1800 mPa·s bei 25°C und ist flüssig.
Jedoch neigt er zur Verfestigung zu einem kristallinen Festkörper bei Lagerung bei
Raumtemperatur. Ein typischer Wert für das Epoxyequivalentgewicht beträgt 159-170.
[0023] Im Gegensatz zum rohen Reaktionsgemisch von glycidyliertem Bisphenol F eignet sich
der gereinigte Diglycidylether von Bis-(hydroxyphenyl)-methan zur linearen Vorverlängerung
mit difunktionellen Phenolen, wie z.B. Bisphenol A, und gibt lineare Polyhydroxyether-Copolymere,
die fest sind und ein Epoxyequivalentgewicht von 500-5000 aufweisen. Diese Copolymere
sind besonders gut geeignet zur Anwendung in Pulverlacken, wenn ihr Epoxyequivalentgewicht
500-1500 beträgt.
[0024] Versuche, rohes glycidyliertes Bisphenol F mit difunktionellen Phenolen vorzuverlängern,
führen zu verzweigten, hochviskosen Festharzen oder, im Fall von einem hohen Verhältnis
von difunktionellem Phenol zu rohem Polyglycidyl-Bisphenol-F-Harz, sogar zu ausgelierten
Reaktionsprodukten.
[0025] Daher gibt es nur wenig Information auf dem Gebiet der Pulverlackzusammensetzungen
auf der Basis von vorverlängertem glycidyliertem Dihydroxydiphenylmethan.
[0026] Daher war es überraschend, dass Pulverlackformulierungen auf Basis von vorverlängerten
Harzen aus gereinigtem glycidyliertem Bis-(hydroxyphenyl)-methan im Vergleich zu
konventionellen Pulverlackharzen auf reiner Bisphenol A-Basis sowohl verbesserte Verlaufseigenschaften
als auch eine bessere Korrosionsbeständigkeit aufweisen. Zusätzlich weisen die festen
linear vorverlängerten Harze auf Basis von Copolymeren aus glycidyliertem Bis-(hydroxyphenyl)-methan
und Bisphenol A niedrigere Viskositäten auf als konventionelle vorverlängerte Bisphenol-A-Epoxidharze.
[0027] Daher betrifft die vorliegende Erfindung auch die Verwendung von solch linear vorverlängerten
Harzen aus gereinigtem Bis-(glycidyloxyphenyl)-methan für gut verlaufende Pulverlacke
zum Korrosionsschutz.
[0028] Die erfindungsgemäss eingesetzten Härter umfassen sowohl die festen, wärmehärtbaren
carboxylterminierten Polyester, wie sie typisch in Pulverlacken verwendet werden,
wie auch die Pulverlackhärter Dicyandiamid, die aromatischen Amine und die aus einem
Ueberschuss an Bisphenol A mit einem flüssigen Epoxidharz hergestellten phenolgruppenterminierten
Polyhydroxyether.
[0029] Die vorliegenden Pulverlackzusammensetzungen werden auch formuliert mit Pigmenten
oder Füllstoffen wie z.B. Titandioxid und auch mit Verlaufsmitteln wie z.B. Modaflow®II,
ein käufliches Acrylat-Copolymer (Monsanto Chemical Co., USA) eingesetzt.
[0030] Geeigneter wärmehärtbarer carboxylterminierter Polyester ist z.B. Arakote®3005 (Ciba-Geigy
Corp., USA).
Beispiel 1:
[0031] 1000 Gew.-Teile Bis-(glycidyloxyphenyl)-methan, das von jeglichem oligomeren Material
mit einer Epoxidfunktionalität von grösser als zwei abgetrennt wird, werden in ein
mit Rührer, Rückflusskühler, Thermometer und Stickstoffeinlassstutzen versehenes Glasreaktionsgefäss
gebracht. Darauf werden unter Rühren zum flüssigen Harz, das unter Stickstoff auf
100-120°C erwärmt wird, 450 Gew.-Teile Bisphenol A langsam zugegeben und gerührt bis
sich das Bisphenol A vollständig gelöst hat. Darauf wird 0,1 Gew.-Teil Formylmethyltriphenylphosphoniumchlorid,
ein Phosphoniumsalz-Vorverlängerungskatalysator zugegeben und die Reaktionsmischung
auf 135°C während 2 Stunden aufgeheizt. Dann wird die Temperatur auf 165°C erhöht
und der Ansatz während 4 Stunden so belassen, worauf ein Epoxidwert von 0,154 Equivalenten/100
g (Epoxyequivalentgewichts ist 649) erhalten wird (Harz A). Die ICI Schmelzviskosität
beträgt 1060 mPa·s bei 150°C.
[0032] Das Harz wird mit Dicyandiamid als Härter, Titandioxid und Modaflow-Verlaufsmittel
wie folgt formuliert.
Komponente |
Gew.-Teile |
Harze A |
64,6 |
Dicyandiamid |
5,4 |
TiO₂ |
28,5 |
Modaflow®II |
1,5 |
[0033] Die physikalischen Eigenschaften der Pulverlackzusammensetzung werden nach 15 Min.
Härtung bei 200°C auf unbehandelten, kaltgewalzten Stahlplatten wie folgt bestimmt:

Beispiel 2:
[0034] Das nach Beispiel 1 hergestellte Festharz wird mit einem carboxylterminierten wärmehärtbaren
Polyester (Arakote®3005, Ciba-Geigy, auf Basis einer aromatischen Dicarbonsäure und
aliphatischen Diolen) als Härter wie folgt formuliert:
Komponente |
Gew.-Teile |
Harze A |
25,5 |
Arakote®3005 |
44,5 |
TiO₂ |
28,5 |
Modaflow®II |
1,5 |
Die physikalischen Eigenschaften des formulierten Pulverlacks werden nach 15 Min.
Härtung bei 200°C bestimmt.
Beispiel 3:
[0035] Das nach Beispiel 1 hergestellte Festharz wird mit einem phenolgruppenterminierten
Polyhydroxyether (HT XU 241, Ciba-Geigy) als Härter wie folgt formuliert:
Komponente |
Gew.-Teile |
Harze A |
50,6 |
HT XU 241 |
19,4 |
TiO₂ |
28,5 |
Modaflow®II |
1,5 |
Die physikalischen Eigenschaften des formulierten Pulverlacks werden nach 15 Min.
Härtung bei 200°C bestimmt.
Eigenschaft |
Resultat |
Filmdicke |
0,0508 mm |
Haftung |
ausgezeichnet |
Bleistifthärte |
4H |
MEK-Reibetest |
100 Reibungen (trüb) |
Dornbiegeprüfung |
bestanden, 3,2 mm |
Schlagzähigkeit |
1,8 kg m |
Gelierzeit 200°C |
42 sec |
Fliesverhalten auf einer Glasplatte |
49 mm |
Salzsprühtest 750 h, Unterrostung |
5 mm |
1. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung enthaltend
a) ein festes Epoxidharz mit einem Epoxyequivalentgewicht von 500-5000, das ein lineares
Vorverlängerungsprodukt aus
(1) 50-90 Gew.-% an

und
(2) 50-10 Gew.-% an 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)propan (Bisphenol-A) darstellt, und
b) eine wirksame Menge eines Härters aus der Gruppe bestehend aus Dicyandiamid, aromatischen
Aminen, carboxylterminierten, wärmehärtbaren Polyestern und phenolgruppenterminierten
Polyhydroxyethern.
2. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung gemäss Anspruch 1, worin das feste Epoxidharz
ein Epoxyequivalentgewicht von 500-1500 aufweist.
3. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung gemäss Anspruch 1, enthaltend die Komponenten
a) und b) im Gewichtsverhältnis
a) 85-98 Gew.-Teile festes Epoxidharz und
b) 2-15 Gew.-Teile Dicyandiamid-Härter.
4. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung gemäss Anspruch 1 enthaltend die Komponenten
a) und b) im Gewichtsverhältnis
a) 20-40 Gew.-Teile festes Epoxidharz und
b) 60-80 Gew.-Teile carboxylterminierter wärmehärtbarer Polyester als Härter.
5. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung gemäss Anspruch 1 enthaltend die Komponenten
a) und b) im Gewichtsverhältnis
a) 70-90 Gew.-Teile festes Epoxidharz und
b) 10-30 Gew.-Teile phenolgruppenterminierter Polyhydroxyether als Härter.
6. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung gemäss Anspruch 1 enthaltend die Komponenten
a) und b) im Gewichtsverhältnis
a) 85-95 Gew.-Teile festes Epoxidharz und
b) 5-15 Gew.-Teile aromatisches Amin als Härter.
7. Wärmehärtbare Pulverlackzusammensetzung gemäss Anspruch 1 enthaltend zusätzlich
ein Pigment, worin das Verhältnis Pigment zu Epoxidharz 5 bis 100:100 beträgt.
8. Verwendung von linear vorverlängerten Epoxidharzen nach Anspruch 1a) in gut verlaufenden
Pulverlacken zum Korrosionsschutz.